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362 ein Treffen, in dem er zwar siegte, aber tötlich verwundet wurde. Sterbend riet er zum Frieden.
4. Folgen des Krieges.
a) Sparta tritt in den Hintergrund; doch auch Theben kann nach dem Tode des Epaminondas die Hegemonie nicht behaupten;
b) alle griechischen Staaten sind geschwächt;
c) fremde Fürsten, namentlich Philipp von Macedonien, gewinnen Einfluß in Griechenland.
Griechenland kommt unter die Herrschaft der Macedorrier,
362-338.
1. Macedonien bis auf Philipp Ii. Macedonien, nördlich von Thessalien gelegen, ist das Gebiet mehrerer Flußthäler, deren größtes das des Strymon ist. Die Münduug der Flüsse weist das Land auf das Ägäische Meer und auf die Teilnahme an dessen Geschichte hin. Die Verfassung war ein Königtum, das jedoch in der älteren Zeit machtlos war. In den griechischen Händeln spielte Macedonien bald als Hilssniacht der Athener, bald der Spartaner eine Nebenrolle. Der König Archelaus, 413—399, hob das Land auf eine höhere Stufe, organisierte eine Kriegsmacht und verschaffte der griechischen Kultur Eingang.
2. Philipp Ii., 359—336. Nach langen Parteikämpfen kam 359 Philipp Ii. zur Regierung. In seiner Jugend als Geisel nach Theben geführt, lernte er hier griechische Bildung, zugleich aber auch den Verfall der griechischen Staaten kennen. Bald zu Anfang seiner Regierung bewies er eine ungewöhnliche Schlauheit und Energie. Sein Ziel war, die Kräfte Griechenlands sich dienstbar zu machen.
3. Der heil. Krieg gegen Phocis, 355—346. Die Phocier hatten Ländereien des delphischen Apollo in Besitz genommen und waren auf Antrag der Thebaner von den Amphiktyonen zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden. Sie griffen deshalb zu den Waffen und fanden an den Spartanern und Athenern Bundesgenossen. Als sie auch in Thessalien einfielen, riefen dortige Adelsgeschlechter Philipp von Macedonien um Hilfe. Dieser besiegte die Phocier nach hartnäckigem Widerstände. Als er aber durch die Thermopyleu nach Hellas vordringen wollte, wurde er von den Athenern gehindert. Er begnügte sich mit Thessalien als dem Übergangslande nach Hellas. Als aber
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Extrahierte Personennamen: Philipp_von_Macedonien Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_von_Macedonien Philipp
206
nahm einen glücklichen Zug gegen ihn, eroberte Tunis und befreite viele Christensklaven.
b) Zug nach Algier, 1541. Nicht so glücklich mar der Zug gegen die Seeräuber in Algier. Die kaiserliche Flotte wurde zerstreut.
6. Krieg gegen die Türken. Sultan Soliman Ii., „der Prächtige," 1519 1566, ist der letzte von den 12 gewaltigen Kriegssürsten, die seit dem Jahre 1300 den Thron der Osmanen inn'e hatten und ihre Herrschaft weit ausgebreitet haben. Sein Plan ging aus die Unterwerfung des Abendlandes; darum machte er einen Angriff auf Ungarn, des natürlichen Mittelgliedes zwischen dem Osten und Westen.
Nachdem Soliman das wichtige Belgrad, „das eine Auge der Christenheit," 1521 genommen, entriß er den Johannitern nach heldenhafter Verteidigung auch das andere, Rhodus. (Die Johanniter verlegten ihren Sitz nach Malta.) Im Jahre 1526 besiegte er den jungen König Ludwig Ii. von Ungarn in der Schlacht bei Mohacz, in der letzterer fiel, und begünstigte nun den Woywoden Johann Zapolya, den der lutherische Adel Ungarns dem Schwager und Nachfolger Ludwigs, Ferdinand von Österreich, gegenüber als Kronprätendenten aufgestellt hatte. Jedoch vergebens belagerte der Sultan Sbiert (1529). Als der Kaiser in dem Nürnberger Religionsfrieden die Unterstützung durch die Protestanten gewonnen hatte, wurde Soliman bei Graz zurückgeschlagen. Doch mußte es Karl erleben, daß 1541 ein türkischer Pascha seinen bleibenden Sitz in Ösen ausschlug.
3. |>ie Entwickelung der Hleformaliou öis zum Ueichs-lage zu Würnöerg, 1532. Karl V. hatte während feiner Abwesenheit die Regierung dem Reichsregimente übergeben, an dessen Spitze der Kurfürst von Sachsen stand, welcher der Reformation günstig gesinnt war. Daher schritt dieselbe weiter fort.
A. Die Anhänger Luthers. Unter ihnen traten vier Gruppen hervor:
a) Die Humanisten. Da der jüngere Humanismus schon eine kirchenfeindliche Richtung eingeschlagen hatte, so schlossen sich seine Vertreter der reformatorifchen Bewegung an. Philipp Melanchthon (Schwarzerd), geb. 1497, gest. 1560, ein Großneffe Renchlins, war bereits Luthers Begleiter bei der Leipziger Disputation gewesen. Er war Professor in Wittenberg, unterstützte Luther, indem er dessen Lehrbegriff in ein System brachte, und organisierte später das sächsische Schulwesen auf reforma-torischer Grundlage. Karlstadt stellte sich in Wittenberg an die Spitze einer fanatischen Schar, die mit Gewalt alles, was an den katholischen Gottesdienst erinnerte, aus den Kirchen ent-
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Soliman_Ii Ludwig_Ii Ludwig Johann_Zapolya Johann Ludwigs Ferdinand_von_Österreich Ferdinand Karl Karl Karl_V. Karl_V. Philipp_Melanchthon Philipp Großneffe_Renchlins Luther Karlstadt
51
zu Körau, bis er 1550 wieder in den Besitz seines Landes eingesetzt
wurde.
Karl V. ist überhaupt in die Geschichte unsers Liedes auf eine merk-
würdige Weise verwickelt. Er war sehr schnell mit Absetzen und Ver-
treiben bei der Hand, und die Vertriebenen flüchteten sich regelmäßig in
die „feste Burg," welche „unser Gott ist." 1547 vertrieb er drei Glau-
benszeugen, unter ihnen auch den bekannten Melanchthon, aus Wittenberg.
Als die drei Männer aus ihrer Flucht in Weimar einzogen, hörten sie
ein Mägdlein singen: „Ein' feste Burg ist unser Gott" und wurden da-
durch sehr getröstet. Melanchthon aber sprach: „Singe, liebes Töchterlein,
singe; du weißt nicht, was du für große Leute jetzo tröstest. 1548 ver-
trieb derselbe Kaiser die evangelischen Prediger in Augsburg. Bevor sie
die Stadt verließen, kamen sie noch zu dem Kurfürsten Johann Friedrich
von Sachsen, der damals dort vom Kaiser gefangen gehalten wurde. Sie
sagten zum Kurfürsten: „Kaiserliche Majestät hat uns das römische Reich
verboten." Auf dies fing derselbe an zu weinen, daß ihm die Thränen
über die Backen zur Erde flössen, stand auf, ging ans Fenster, wandte
sich aber bald wieder zu ihnen und sagte: „Hat Euch denn der Kaiser
das ganze römische Reich verboten?" — „Ja!" — Drauf fragte er
weiter: „Hat Euch denn der Kaiser auch den Himmel verboten?" —
„Nein!" — „Ei!" fuhr er fort, „so hat es noch keine Not, das Reich
und der Himmel muß uns doch bleiben (V. 4), so wird Gott auch
ein Land finden, daß Ihr sein Wort könnt predigen." Gerade so dachten
auch einige Jahre später die sogenannten Hugenotten, d. h. die evange-
lischen Christen in Frankreich. Zwischen den Jahren 1560—1572 wurden
diese Leute zu tausenden von den Katholiken ermordet oder vertrieben;
aber mit dem Gesang: „Ein' feste Burg ist unser Gott" gingen sie freudig
in den Tod und in die Verbannung. Dasselbe geschah im Jahre 1731,
aber nicht wieder in Frankreich, sondern nun in Deutschland. Da wurden
die Evangelischen in Salzburg von Haus und Hof vertrieben, aus der
Heimat und dem Vaterlande. Sie wandten sich nordwärts, größtenteils
nach Preußen. Und was sangen sie auf ihren Wanderungen durch Städte
und Dörfer? „Ein' feste Burg ist unser Gott." Das Lied war auch
ihr Wanderpaß, also daß ihm ein frommer Alter wohl mit Recht die
Überschrift gegeben £)at: „Aller frommen verfolgten Christen Trotz und
Trost." Nicht minder ist es aber auch für gar viele eine starke Wehr
und Waffe geworden. Das sehen wir unter anderm an dem Schweden-
könige Gustav Adolf. Am 17. September 1631 stand er bei Leipzig mit
seinem Heere dem katholischen Feldherrn Tilly gegenüber. Da gab's
natürlich eine Schlacht. Aber ehe sie begann, ließ der König sein ganzes
Heer das Lied anstimmen: „Ein' feste Burg ist unser Gott." Als der
Sieg gewonnen war, warf er sich mitten unter den Toten und Verwundeten
auf seine Kniee, dankte Gott und rief: „Das Feld muß er behalten"
(V. 2). Das sehen wir vorher an den Vierhundert von Pforzheim. Um
ihren geliebten Landesherrn, den Markgrafen Friedrich von Baden, vor Tod
oder Gefangenschaft zu retten, als ihn Tilly 1622 bei Wimpfen geschlagen
hatte, stellten sie sich an der Brücke des reißenden Bellinger Baches, dem
einzigen Ubergangspunkte, auf. Während die Kaiserlichen unter Trommel-
wirbel und Trompetenklang heranrücken, knieet die Schar nieder. Über
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Melanchthon Melanchthon Johann_Friedrich
von_Sachsen Johann Friedrich Gustav_Adolf Gustav Adolf Gott Friedrich_von_Baden Friedrich Tilly Bellinger_Baches
Extrahierte Ortsnamen: Wittenberg Weimar Augsburg Frankreich Frankreich Deutschland Salzburg Leipzig Pforzheim
345
so endigte dieser Akt. Ich bevollmächtigte Moltke zum Unterhändler und
gab Bismarck aus zurückzubleiben, falls politische Fragen zur Sprache
kämen, ritt dann zu meinem Wagen und fuhr hierher, auf der Straße
überall von stürmischen Hurras der heranziehenden Trains begrüßt, die
überall Volkshymnen anstimmten. Es war ergreifend! Alles hatte Lichter
angezündet, so daß man zeitweise in einer improvisierten Illumination fuhr.
Um 11 Uhr war ich hier und trank mit meiner Umgebung auf das Wohl
der Armee, die solches Ereignis erkämpfte.
Da ich am Morgen des 2. September von Moltke noch keine Mel-
dung über die Kapitülationsverhandlungen erhalten hatte, die in Donchery
stattfinden sollten, so fuhr ich verabredetermaßen nach dem Schlachtselde
um 8 Uhr früh und begegnete Moltke, der mir entgegen kam, um meine
Einwilligung zur vorgeschlagenen Kapitulation zu erhalten, und mir zu-
gleich anzeigte, daß der Kaiser früh 5 Uhr Sedan verlassen habe und
auch nach Donchery gekommen sei. Da derselbe mich zu sprechen wünschte,
und sich in der Nähe ein Schlößchen mit Park befand, so wählte ich dies
zur Begegnung. Um 10 Uhr kam ich auf der Höhe von Sedan an; um
12 Uhr erschienen Moltke und Bismarck mit der vollzogenen Kapitu-
lationsurkunde; um 1 Uhr setzte ich mich mit Fritz in Bewegung, von
der Kavallerie-Stabswache begleitet. Ich stieg vor dem Schlößchen ab,
wo der Kaiser mir entgegen kam. Der Besuch währte eine Viertelstunde;
wir waren beide sehr bewegt über dieses Wiedersehen. Was ich alles
empfand, nachdem ich vor drei Jahren Napoleon auf dem Gipfel seiner
Macht gesehen hatte, kann ich nicht beschreiben.
Nach dieser Begegnung beritt ich von 21/2 bis 7*/2 Uhr die ganze
Armee vor Sedan. Der Empfang der Truppen, das Wiedersehen des
dezimierten Gardecorps, das alles kann ich Dir heute nicht beschreiben.
Ich war tief ergriffen von so vielen Beweisen der Liebe und Hingebung.
t Nun lebe wohl! Mit bewegtem Herzen am Schlüsse eines solchen
^bfes. Wilhelm.
269. Vor einem Bilde des Kaisers.
Ja, das ist unsers ehrfurchtswürd'gen Kaisers,
Ist unsers „Barbablanca"^) teures Antlitz. —
Wohl mag der Fremdling bei dem Anblick fragen:
„Wie? Diese Züge, mild und väterlich,
Sind sie des fürchterlich Gewaffneten,
Des Kämpfers Bild, den zwanzig Siegesschlachten
Erwiesen als Europas stärksten Mann?
Des Starken, der in blitzgeschwinden Schlägen,
Als trüg er Donars^) Hammer in der Hand,
Der niemals fehlt und stets zur Faust zurückfliegt,
Das kriegsgewalt'ge Frankreich niederwarf
Vom Wasgen-Wald^^) bis an den Ocean?
Des Schrecklichen, auf dessen Machtgebot
Der Erdball zittert unter ehrnem Schritt
Zehnhunderttausend reisiger Germanen?"
*) Weißbart. **) Gott des Donners. ***) Die Vogesen.
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Extrahierte Personennamen: Bismarck Moltke Moltke Fritz Napoleon Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Donchery Sedan Donchery Sedan Kavallerie-Stabswache Sedan Europas Frankreich
299
zieht durch den Grund. Die preußische Batterie unter Oberst Möller
wird nun entscheidend, die feindliche ans der Tiefe blieb ohne Wirkung.
Nun hatte Seydlitz die Rechte des Feindes umgangen, ohne daß sie es
wußte; er stürmte mit mächtiger Gewalt auf ihre Reiterei los, in den
Reihen seines Regiments mit den Kameraden der Feldprediger Balke.
Die beiden österreichischen Kürassierregimenter Brettlach und Trantmanns-
dors hielten den Anfall ans; ihr Oberst Marquis de Voghora erwarb
sich Friedrichs Hochachtung; nur die französischen Regimenter La Reine
und Fitz-James unterstützten sie; die Tapfern wurden fast vernichtet.
Das Fußvolk beider Heere war noch im Marsche und ihre Spitzen
nur 450 ni auseinander. Etwas weiter war der König von Reichards-
werben entfernt; er hätte es gern erreicht. Keith wurde mit den fünf
Bataillonen, welche das ganze zweite Treffen machten, dahin entsandt,
indes Friedrich selbst dem Prinzen Soubise immer näher rückte. Kühne Ge-
wandtheit von der einen Seite, schwerfällige, unentschlossene Massen ohne
Leben von der andern ließen die für Preußen unermeßliche Frage iücf)t lange
unentschieden. Abends um 6 Uhr hatte die preußische Reiterei auch das
in Unordnung gehäufte Fußvolk über Reichardswerben hinaus zerstreut,
dessen schnelle und lächerliche Flucht die Finsternis des Himmels deckte.
Der rechte Flügel des Königs unter Ferdinand von Braunschweig hatte
die Moräste von Braunsdorf nicht verlassen; durch einige Kanonensalven
waren die Reichsvölker verscheucht worden; 10 preußische Bataillone hatten
keine Flintenkugel verschossen. Nur 7 Bataillone des Königs waren im
Feuer gewesen; anderthalb Stunden genügten zur Entscheidung über Sieg
und Niederlage. 5000 Mann, darunter 5 Generale und 300 Offiziere,
wurden zu Gefangenen gemacht, 67 Geschütze, 7 Fahnen, 15 Standarten
und vieles Gepäck erbeutet. Die Geschlagenen drängten sich in jammer-
voller Verwirrung bei Freiburg über die Unstrut.
Friedrich sagte seiner ganzen Armee feierlich Dank für diesen Sieg,
Seydlitz, bei Prag noch Oberst und Kommandeur des von Rochowschen
Kürassierregiments, wurde vom jüngsten Generalmajor zum General-
lieutenant und zum Ritter des schwarzen Adlerordens erhoben. Auch der
Feind huldigte dem 37 jährigen preußischen Reiterführer. Die gefangenen
Generale konnten die Bemerkung nicht unterdrücken, daß dieser Knabe ein
geborner General sei. Erinnert Seydlitz aus die glänzendste Weise an
das vielgepriesene römische Reiterungewitter und an die glorreichen Waffen-
brüder zur ersten brandenburgischen Heldenzeit: so stellt sein romantischer
Charakter ihn auf die Höhe, welche nur wenige Generale des Königs in
dem Maße neben ihm erklimmen konnten. Selbständig und siegreich, wie
an der Spitze seiner Reitergeschwader, sehen wir ihn bei Hofe und an der
Tafel des Königs; groß durch eigenes Verdienst, wendet er auch den
fremden Thaten die Lorbeerkrone zu. General Peter von Meinecke, älter
im Dienst, als er und gleich ihm bei Roßbach verwundet, war ein würdiger
Mitgenosse der Ehre des Siegs; Seydlitz verkündet ihm des Königs
Gnade; — aber trotz dieses Vorzuges, sagt er dem Heldenbruder, werde
er nie die Achtung vergessen, die er einem der bravsten Offiziere schuldig
sei, der älter, als er sei und dessen Freundschaft ihm sehr am Herzen
liege. War Winterseld, rein in des Königs Gunst für treuen Rat und
mühevollen Fleiß beglückt, nicht ganz von schädlichem Parteigeist fern;
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Extrahierte Personennamen: Balke Marquis_de_Voghora Friedrichs Friedrichs Keith Friedrich Friedrich Ferdinand_von_Braunschweig Ferdinand Friedrich Friedrich Rochowschen
Kürassierregiments Peter_von_Meinecke
312
4. Dem Tambour will der Wirbel
Nicht unterm Schlägel vor,
Als nun Andreas Hofer
Schritt durch das finstre Thor; —
Andreas, noch in Banden frei,
Dort stand er fest auf der Bastei,
Der Mann vom Land Tirol.
5. Dort soll er niederknieen,
Er sprach: „Das thu' ich nit!
Will sterben, wie ich stehe,
Will sterben, wie ich stritt,
So wie ich steh' auf dieser Schanz;
Es leb' mein guter Kaiser Franz,
Mit ihm sein Land Tirol!"
6. Und von der Hand die Binde
Nimmt ihm der Korporal;
Andreas Hofer betet
Allhier zum letzten Mal;
Dann ruft er: „Nun, so trefft mich
recht!
Gebt Feuer! — Ach! wie schießt
Ihr schlecht!
Ade, mein Land Tirol!"
250. Der Übergang über die Beresina.
In den Dnieper ergießt sich auf dessen rechter Seite ein Fluß, die
Beresina. An sich ist er nicht bedeutend; aber er bildet ans beiden Seiten
breite und tiefe Moräste, die man nur auf einzelnen Brücken überschreiten
kann. Wurden.diese von den Russen zerstört, oder nur stark besetzt, so
war der ganze Überrest des französischen Heeres verloren. Wirklich hatten
die Russen die Absicht, hier dem ganzen Trauerspiel ein Ende zu machen.
Während Kutusoff und der Kosakenhetman Platoff von hinten drängten,
rückten Tschitschagoff von Süden und Wittgenstein von Norden schnell
heran, an der Beresina zusammenzutreffen und Napoleon den Übergang
zu wehren. Als dieser am Flusse ankam, sah er zu seinem Entsetzen, daß
der Übergangspunkt von den Russen bereits besetzt sei. Mit Gewalt war
hier nichts auszurichten; aber er nahm zur List seine Zuflucht. Erstellte
sich, als wollte er eine Brücke schlagen lassen, während er an einer andern
Stelle, die nur wenig bewacht wurde, in größter Stille wirklich eine solche
zimmern ließ. Die ganze Nacht wurde gearbeitet; aber auch jetzt noch
hätten einige russische Kanonen hingereicht, den Bau zu zerstören. Dies
erwartete auch Napoleon und hielt sich selbst für verloren. Allein Tschi-
tschagoff bildete sich ein, Napoleon werde weiter unterhalb übergehen, ließ
seine Truppen abziehen, und — Napoleon war gerettet. Das war freilich
für diesen ein großes Glück; aber die Brücke war nur für das Fußvolk
eingerichtet; schnell ließ er noch eine zweite für das Geschütz, die Wagen
und die wenigen Reiter bauen, und am 27. November gingen er und
seine Garden über.
Bis so weit ging alles gut, aber nun kam das Schreckliche. Sobald
man die Garden übergehen sah, drängten sich alle übrigen von allen
Seiten herbei, sich an sie anzuschließen, so daß in einem Augenblicke eine
tiefe, breite und verwirrte Masse von Menschen, Pferden und Wagen den
schmalen Eingang zur Brücke belagerte. Die vordersten, von den nach-
folgenden gedrängt, von den Wachen zurückgestoßen, oder vom Flusse auf-
gehalten, wurden erdrückt, mit Füßen getreten, oder unter die Eisschollen
hinabgestoßen. Aus diesem ungeheuren Hansen erhob sich bald ein
dumpfes Summen, bald ein lautes Geschrei, das von Wehruf und von
gräßlichen Flüchen unterbrochen wurde.
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Extrahierte Personennamen: Andreas_Hofer Andreas Franz Franz Andreas_Hofer Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Wehruf
327
Wahrhaft groß erscheint Blücher in seiner neidlosen, freudigen An-
erkennung des Verdienstes anderer. Einzig in seiner Art war sein Ver-
hältnis erst zu Scharnhorst, dann zu Gneisenau. Mit aufrichtiger Selbst-
erkenntnis unterwarf er sich der höheren Einsicht; Scharnhorst wurde
früh von seiner Seite gerissen, Gneisenau aber blieb der unzertrennliche
Gefährte auf der ganzen Siegeslaufbahn, und immer hat Blücher laut
und eifrig verkündet, welcher Anteil an den Siegen ihm gebühre. In
einer großen Versammlung, als bei Tische schon viele Trinksprüche aus-
gebracht waren, verhieß Blücher, er wolle thun, was ihm kein anderer
nachmachen könne, er wolle seinen eigenen Kopf küssen. Er stand auf,
ging zu Gneisenau hin und küßte ihn mit herzlicher Umarmung. Ihre
beiderseitige Freundschaft blieb ungetrübt bis an das Ende
260. Blüchers Marsch nach Waterloo.
Blücher war seinem Versprechen gemäß am 18. Juni 1815 früh morgens
von Wavre in zwei Heerzügen aufgebrochen; der eine, den Heerteil von
Ziethen begreifend, zog rechts über Froman auf Ohain, dem linken Flügel
Wellingtons zu; der andere, ans den Heeresteilen von Pirch und Bülow
bestehend, ging links über Nenf-Cabarets und St. Lambert dem rechten
Flügel Napoleons in Seite und Rücken; der dritte Heeresteil unter
Thielmann sollte bei Wavre stehen bleiben und nur, wenn dort kein Feind
erschiene, den übrigen als Unterstützung nachrücken. Blücher hatte am
17. an den Folgen seines Sturzes mit dem Pferde im Bette zubringen
müssen, und am 18. in der Frühe, als er unmittelbar aus dem Bette
wieder aufs Pferd sollte, um mit seinen Truppen zur neuen Schlacht
auszurücken, war man für den übel zugerichteten Greis nicht ohne Sorgen;
der Wundarzt wollte ihn zu guter Letzt einreiben; Blücher aber versetzte,
als er die Anstalten sah: „Ach, was noch erst schmieren! Laßt nur
sein; ob ich heute balsamiert oder unbalsamiert in die andere Welt gehe,
wird auf eins herauskommen." — Er erhob sich, ließ sich ankleiden und
setzte sich wohlgemut zu Pferde, obgleich ihn bei jeder Bewegung die ge-
quetschten Glieder schmerzten. Als er sah, wie stark es geregnet hatte,
und daß es noch immer fortregnen werde, sagte er: „Das sind unsere
Alliierten von der Katzbach, da sparen wir dem Könige wieder viel Pulver."
— Blücher begab sich an die Spitze des Heeresteiles von Bülow, der
voran zog und zuerst an den Feind kommen mußte. Er that alles, um
den Marsch zu beschleunigen; allein schon gleich anfangs wurde derselbe
durch ein zufälliges Hindernis unerwartet aufgehalten; in Wavre entstand
eine Feuersbrunst, welche die Hauptstraße sperrte und die Truppen zu
Umwegen nötigte, wodurch ein beträchtlicher Zeitverlust entstand. Weiter-
hin wurde es noch schlimmer; der unaufhörliche Regen hatte den Boden
ganz durchweicht, die Bäche geschwellt, jede kleinste Vertiefung mit Wasser
gefüllt. Die schmalen Wege durch Wald und Gebüsch nötigten zu häufigem
Abbrechen der Glieder. Das Fußvolk und die Reiterei kamen mit Mühe
fort, das Geschütz machte unsägliche Beschwer, der Zug rückte zwar
immer vor, aber mit solcher Langsamkeit, daß zu befürchten war, er werde
zur Schlacht viel zu spät eintreffen und weit über den Zeitpunkt hinaus,
in welchem er für Wellington noch die versprochene Hilfe sein könne.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
343
Um die Tapfern, die Treuen, die Wacht am Rhein,
Um die Brüder, die heut gefallen, —
Um sie alle, es ging uns durch Mark und Bein,
Erhub sie gebrochenes Lallen.
Und nun kam die Nacht, und wir ritten hindann;
Rundum die Wachtfeuer lohten;
Die Rosse schnoben, der Regen rann,
Und wir dachten der Toten, der Toten!
268. Der Brief des Königs von Preußen.
Der Königin Augusta in Berlin.
Vendresse, südl. Sedan, 2. Septbr. 1870.
Du kennst nun durch meine Telegramme den ganzen Umfang des
großen geschichtlichen Ereignisses, das sich zugetragen hat. Es ist wie ein
Traum, selbst wenn man es Stunde für Stunde hat abrollen sehen.
Wenn ich mir denke, daß nach einem großen glücklichen Kriege ich
während meiner Regierung nichts Ruhmreicheres mehr erwarten konnte,
und ich nun diesen weltgeschichtlichen Akt erfolgt sehe, so beuge ich mich
vor Gott, der allein mich, mein Heer, meine Mitverbündeten ausersehen
hat, das Geschehene zu vollbringen, und uns zu Werkzeugen Seines
Willens bestellt hat. Nur in diesem Sinne vermag ich das Werk auf-
zufassen, um in Demut Gottes Führung und Seine Gnade zu preisen.
Nun folge ein Bild der Schlacht und deren Folgen in gedrängter
Kürze.
Die Armee war am Abende des 31. August und am 1. September
früh in den vorgeschriebenen Stellungen angelangt, rund um Sedan.
Die Bayern hatten den linken Flügel bei Bazeilles an der Maas, da-
neben die Sachsen gegen Moncelle und Daigny, die Garde gegen Givonne
noch im Anmarsche, das 5. und 11. Corps gegen St. Manges und Flagi-
naux. Da hier die Maas einen scharfen Bogen macht, so war von
St. Manges bis Donchery kein Corps aufgestellt, in diesem Orte aber
Württemberger, die zugleich den Rücken gegen Ausfälle von Mezwres
deckten. Kavalleriedivision Graf Stolberg in der Ebene von Donchery
als rechter Flügel, in der Front gegen Sedan der Rest der Bayern.
Der Kampf begann trotz dichten Nebels bei Bazeilles schon früh
am Morgen, und es entspann sich nach und nach ein sehr heftiges Ge-
fecht, wobei Haus für Haus genommen werden mußte, was fast den
ganzen Tag dauerte, und in welches die Erfurter Division Schäler (aus
der Reserve, 4. Corps) eingreifen mußte. Als ich um 8 Uhr auf der
Front vor Sedan eintraf, begann die große Batterie gerade ihr Feuer
gegen die Festungswerke. Aus allen Punkten entspann sich nun ein hef-
tiger Geschützkamps, der Stunden lang währte, und während dessen von
unserer Seite nach und nach Terrain gewonnen wurde. Die genannten
Dörfer wurden genommen.
Sehr tief eingeschnittene Schluchten mit Wäldern erschwerten das Vor-
dringen der Infanterie und begünstigten die Verteidigung. Die Dörfer
Jlly und Floing wurden genommen, und zog sich allmählich der Feuer-
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Septbr August Donchery
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Berlin Sedan Gottes Sedan Maas Sachsen Donchery Sedan Bayern Sedan
235
evangelischen Fürsten erheben sich, denn stehend wollen die Stand-
haften bekennen. Der Kaiser verlangt, daß das lateinische Exemplar
vorgelesen werde. Kurfürst Johann aber erwiedert: „Auf deutschem
Grund und Boden soll man billig in deutscher Sprache lesen und
hören." Der Kaiser bewilligt es; und nun beginnt Dr. Beyer mit
so lauter und vernehmlicher Stimme zu lesen, daß auch die Menge,
welche draußen im Schloßhofe zusammengeströmt ist, alle Worte
verstehen kann. Zwei Stunden dauerte die Vorlesung, und nach
Beendigung derselben überreichte Dr. Brück beide Exemplare der
Schrift dem kaiserlichen Sekretär Alexander Schweis. Der Kaiser
aber griff sogleich nach dem lateinischen, das deutsche gab er dem
Kurfürsten von Mainz. Der Eindruck, den dieses vorgelesene
Glaubensbekenntniß auf die ganze Versammlung machte, war ein
gewaltiger, denn es war ja ein Zeugniß des heiligen Geistes, ge-
flossen aus dem ewig klaren Brünnlein Gottes. Selber der Kaiser,
wie wenig geneigt er sonst auch den Evangelischen war, ließ ihnen
doch bedeuten, daß er mit gnädigem Wohlgefallen ihr Bekenntniß
vernommen. Der gelehrte Bischof von Augsburg bekannte offen,
es sei alles, was vorgetesen worden, die lautere, unleugbare Wahr-
heit. Herzog Wilhelm von Baiern drückte dem Kurfürsten Johann
freundlich die Hand, und als er dem dabeistehenden Dr. Eck vor-
warf, er habe ihm die lutherische Lehre ganz falsch vorgestellt, und
dieser erwiederte, mit den Kirchenvätern getraue er sich dieselbe
wohl zu widerlegen, aber nicht mit der Schrift, da sprach Herzog
Wilhelm: „So merke ich wohl, die Lutherischen sitzen in der Schrift,
und wir darneben." Wie diesem Baiernherzog aber ging es Vielen,
welche bei der Vorlesung gegenwärtig gewesen waren, und dazu
auch noch unzähligen Andern, welche die vortreffliche Bekenntniß-
schrift, die sich bald in alle Gegenden der Welt hin verbreitete und
in alle mögliche Sprachen übersetzt wurde, lasen. Den größten
Segen von dem Bekenntnisse hatten aber die Bekenner selbst; denn
nachdem sie mit einem Munde, unter einer und derselben Gefahr
ein so kräftiges Zeugniß ihres Glaubens abgelegt hatten, fühlten
ihre Herzen sich auch in diesem Glauben inniger verknüpft, und so
standen sie nun da als ein Mann in Christo, als ein heiliger
Leib des Herrn, der mit einem Geiste getauft an dem, der das
Haupt ist, fort und fort wächst zu göttlicher Größe.
250. Luthers Tod.
18. Febr. 1546.
Im Januar 1546 reiste Luther mit drei Söhnen nach Eisleben.
Dahin hatten ihn die Grafen von Mansfeld gerufen, um Streitig-
keiten zu schlichten, die zwischen ihnen unter einander und mit einigen
ihrer Unterthanen entstanden waren. Unterwegs war er schon sehr
schwach; doch predigte er noch viermal in Eisleben, erschien auch über
Tische recht gesprächig und schrieb an seine Frau nach Wittenberg
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Extrahierte Personennamen: Johann Alexander_Schweis Alexander Wilhelm_von_Baiern Wilhelm Johann Johann Wilhelm
Huldreich Zwingli.
73
seiner Wohnung auf dem Stiftplatze sammelte sich das Kriegsvolk. Das Pferd, welches ihn tragen sollte, ward herbeigeführt; er schnallte sich den Panzer um und sprach nun zu seiner treuen Frau: „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen! Es sei so! Der Herr will es so! Er sei mit dir, mit mir und mit den Unsern!" Und als er sie zum letzten Mal in seine Arme schloß und sie vor Schmerz kaum sprechen konnte, blickte sie weinend gen Himmel und fragte: „Und wir sehen uns wieder?" — „Wenn der Herr es will!" antwortete Zwingli voll festen Vertrauens, „sein Wille geschehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kömmst?" fragte Anna weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" sprach er mit fester Stimme. Dann küßte er die Kleinen, riß sich los und eilte fort. Noch sah ihm Anna mit gepreßtem Herzen nach, und als er um die Ecke der Straße bog und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte — da hatten sich beide hienieden das letzte Mal gesehen.
Anna warf sich weinend mit ihren Kindern in der einsamen Kammer auf die Kniee und betete zu dem, der im Gebete Kraft giebt: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Auch sie erhielt diese Kraft, so daß sie nicht erlag, als die Kunde kam, daß die Schlacht verloren gegangen und ihr geliebter Gatte umgekommen sei.
. Am 11. Nov. 1531 war es bei Cappel, zwischen Zürich und Zug, am südlichen Abhange des Albis, zur Schlacht gekommen, die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen Cantons besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet; zuletzt sank er selbst nieder. Eben erst hatte er einem Sterbenden trostreiche Worte zugerufen. Mehrere der Feinde umstanden den edlen Mann, der mit heiterm Gesicht, den Blick gen Himmel gerichtet, dalag, und fragten ihn, ob er einen Beichtiger verlange? Da er dies, so wie die Anrufung der Heiligen, die man ihm zumuthete, ablehnte, rief ihm der Haupt-mann Vockinger aus Unterwalden zu: „So mußt du sterben, du hartnäckiger Ketzer!" und durchstach sein treues Herz. Erst nach der That erkannte man ihn, und nun strömten auf die Nachricht, der Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen, Unzählige herbei und starrten mit wahrer Schadenfreude die Leiche des braven Mannes an. Nur ein Einziger zeigte Gefühl, ein Eonventual; ihm traten die Thränen in die Augen und gerührt sprach er: „Welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sei deiner Seele gnädig!" Der Leichnam wurde noch
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TM Hauptwörter (200): [T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Extrahierte Personennamen: Zwingli Zwingli Anna Anna Anna Cappel Zwingli