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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 285

1888 - Habelschwerdt : Franke
285 2. Dänemark erhielt das Herzogtum Gottorp in Holstein; 3. August Ii. wurde wieder König von Polen; 4. Hannover bekommt Bremen und Verden. Rußland ging 1721 den Frieden zu Nystadt ein, worin es Livland, Estland und Jngermanland erhielt. Es tritt jetzt an Stelle Schwedens in die Reihe der europäischen Großmächte ein. Die Nachfolger Pelers des Großen. Unter denselben sind zu nennen: Katharina I., 1725—1727, die Gemahlin Peters. Anna, 1730—1740, welche die Reformen Peters weiter führte und sich im polnischen Erbsolgelriege entscheidend beteiligte. Elisabeth, 1741—1762, die gegen Friedrich den Großen für Österreich Partei nahm. Zweiter Abschnitt. Die Zeit Friedere/s des ©fctfjfett. Preußen. Iii. Friedrich der Große, 1740 — 1786. 1. Seine Jugendzeit. Friedrich Ii., Sohn Friedrich Wilhelms I., wurde den 24. Januar 1712 geboren. Bis zum 7. Jahre stand er unter weiblicher Aussicht, von da wurde er männlicher Leitung anvertraut. Den Absichten des Vaters gemäß sollte es dereinst seine Aufgabe sein, zu behaupten, was seine Vorfahren erwarben, und herbeizuschaffen, was dem Hause Brandenburg von „Gott und Rechtswegen" gebühre. Danach ward die Erziehung des Prinzen eingerichtet, als deren Ziel der König bestimmte, aus ihm einen tüchtigen Soldaten, guten Christen und sparsamen Wirt zu machen. Zwei Umstände führten aber zu einer Entfremdung zwischen Vater und Sohn: a) unter dem Einflüsse feines Lehrers, eines Franzosen, wurde Friedrich von der soldatischen und religiösen Strenge zur Vorliebe für französische Litteratur, Musik und einen heiteren Lebensgenuß geführt; b) der König willigte aus politischen Gründen nicht in die von dem Prinzen beabsichtigte Vermählung mit einer englischen Prinzessin ein. Der harte Druck der väterlichen Strenge und die Verletzung des Ehrgefühls veranlaßten den Prinzen zu einem Fluchtversuche, der indes vereitelt wurde. Während der Prinz nun eine strenge Verwaltungsschule an der Regierung zu Küstrin durchmachen mußte, wurde sein Vertrauter, der Leutenant Kette, erschossen. Durch eisernen Fleiß in den Verwaltungsgeschäften und durch feine vom Könige gewünschte Verheiratung mit der Prinzessin von Braunschweig-Bevern, einer Nichte des Kaisers, gelang es ihm, den Vater wieder zu versöhnen, dessen Bedeutung für den preußischen Staat er unterdes auch würdigen gelernt hatte. Der Prinz versah nun mit großer Gewissenhaftigkeit den Dienst als Oberst in Ruppin und versammelte auf feinem Schlosse zu Rheinsberg Gelehrte und Künstler um sich. Die kleine Schrift „Antimacchiavell," in der

2. Theil 3 - S. 125

1827 - Leipzig : Brockhaus
sublimen Gedanken, die es enthielt. Mil ton war schon über sechzig Jahre alt, als er der Verfasser dieses herr- lichen, obgleich nicht ganz fehlerlosen Gedichtes wurde. Man tadelt daran, daß er die Welt nicht auf Gottes bloßen Ruf entstehen, sondern erst den Riß dazu mit ei- nem Zirkel entwerfen laßt, daß seine Teufel mit Kanonen feuern, daß er die Sünde mit dem Tode vermahlt und ihnen Schlangen zu Kindern gibt, daß er die Gottheit und die Engel nicht immer mit Würde sprechen und die Teufel als Kröten herumhüpfen laßt. Auch findet man Sprache und Versbau bisweilen hart. Diese Mangel werden aber von den Schönheiten des Gedichtes weit überwogen. — Milton starb im Jahre 1674. 23- Die Belagerung von Wien durch die Türken. (1.1683.) Im Jahr 1683, unter der Regierung des Kaisers Leopold I., wurde durch die Belagerung der Stadt Wien durch die Türken ganz Deutschland in Schrecken ge- setzt. Die Veranlassung dazu gab eine Empörung der Ungarn, bei welcher ein gewisser Graf Tökely, der die Seele davon war, den französischen König Ludwig Xiv. und die Türken zu Hülfe rief. Vergeblich bemühte sich Leopold, der schon die Franzosen aufdemnacken hatte, die- sen gefährlichen Krieg durch Unterhandlungen abzuwenden. Die Osmancn bestanden darauf, er sollte sein Kriegsheer ganz aus Ungarn ziehen und dem Tökely die Lände- reien einraumen, die er begehrte; da der Kaiser sich nicht sogleich dazu verstehen wollte, verlangten sie auch noch eine halbe Million Gulden für sich selbst. Jetzt war der Krieg unvermeidlich. Wie sollte ihn aber

3. Theil 3 - S. 147

1827 - Leipzig : Brockhaus
\ ----- 147 --------- tcr Poet. Mächtigen Einfluß auf die schöne Literatur der Franzosen gewannen bald auch die Frauen. Der Ge- schmack des Weibes ist feiner, sittlicher, oft edler; es fühlt lebendiger die Schönheiten der Natur, lebendiger Alles, was das Herz zu bewegen, den Geist zu verschönern ver- mag. In dem Umgang der Frauen lernen die Männer in ihrem Geiste denken. So entstanden nun die vielen zartgeschriebenen Werke, auf welche die Franzosen so stolz sind, und in denen das Herz mit seinen Leidenschaften so glücklich geschildert ist. Durch den lauternden Geschmack der Weiber verschwanden auch die pedantischen Floskeln und der ganze gelehrte Kram, womit die guten Alten auch in den Werken der schönen Künste zu glanzen suchten. Groß und allgemein angestaunt, wie ein Riese, trat nun Peter Corneille auf, dem von Notrou der Weg war bereitet worden, und erfüllte mit seiner Herrlichkeit die öde französische Bühne (ch 1684). Mit ihm begann das goldne Zeitalter der schönen Künste unter Ludwig Xiv. Anfangs versuchte er sich in dem Lustspiel, bald aber fand er in der Tragödie die wahre Bahn, zu der ihm die Na- tur bestimmt hatte. Unter seinen Händen gewann sie eine ganz neue Gestalt. An Stärke der Gedanken und der Gefühle, an Kraft und Haltung der Charaktere, in dem Ausdruck der Leidenschaften und in der glücklichen Wahl der Worte ließ er seine Vorgänger weit hinter sich zurück. Die Franzosen gaben ihm allgemein den Namen des Großen, theils um ihn von seinem Bruder Thomas zu unterscheiden, theils weil er wirklich für seine Zeiten ein großer Mann war. Im Lustspiele wurde er bald von Jean Baptifte Moliere, dem unübertrefflichsten Komi- ker aller Zeiten, übertroffcn (ch1673). Dieser merkwür- dige Mann wußte mit einer seltenen Beobachtungsgabe das Lächerliche in allen Ständen aufzuspüren und es mit 10*

4. Theil 1 - S. 206

1827 - Leipzig : Brockhaus
206 Emen sehr großen Einfluß auf die Cultur der Deut- schen insbesondere hatten die Kreuzzüge. Der Zug der Kreuz- fahrer ging nämlich durch mehrere Lander, die schon gebil- dete Bewohner hatten. In Italien z. B. waren ihre Sam- melplätze Venedig, Genua, Pisa, wo durch den Handel schon großer Luxus herrschte. Non da setzten sie zu Schiffe nach Dalmatien über, und von hier zogen sie zu Lande weiter nach Konstantinopel, der schönsten und größten aller europäischen Städte jener Zeit, wo sich auch noch das Bild feiner römischer und griechischer Sitten erhalten hatte und wo prächtige Denkmäler der schönen Künste prangten. Kon- stantinopel war zugleich fast der einzige Marktplatz, wo mit ostindischen und andern seltenen Maaren gehandelt wurde. Hier sahen und lernten nun die Kreuzfahrer, eigneten sich an, was sie konnten, verfeinerten ihren Geschmack, erweiter- ten und berichtigten ihre Begriffe und verloren einen Theil ihrer Vorurtheile. Besonders lernten sie das Bäuerische ih- rer Sitten und Lebensart fühlen und ablegen. Bald nach den Kreuzzügen herrschte daher große Pracht an den Höfen der Fürsten, großer Pomp bei allen Feierlichkeiten und ein feinerer Geschmack in ihren Vergnügungen. Doch wir wol- len Europas Völker erst kennen lernen, wie sie im zehnten und elften Jahrhunderte vor den Kreuzzügen waren. 1. Sitten und Lebensart der Europäer vom Feine Sitten und guter gesellschaftlicher Ton herrsch- ten vom zehnten bis zum zwölften Jahrhunderte nur in Griechenland und in den großen italienischen und französi- schen Handelsstädten, auch bei den spanischen Arabern oder Saracenen, die in diesen drei Jahrhunderten eine glänzende Rolle spielten. Von den Deutschen jener Zeit macht ein italienischer Geschichtschreiber kein sehr rühmliches Bild. „Sie / zehnten Jahrhunderte an. i

5. Theil 3 - S. 14

1827 - Leipzig : Brockhaus
14 wurde, gab er sogleich den Edelleuten, die ihn begleiteten, Befehl, das Haus in Brand zu stecken und alle Bewohner niederzumachen. Blos unter dem Vorwände, es sei das heilige Sakrament zu einem Kranken in demselben gebracht worden, konnte die Vollziehung der schrecklichen That ver- hindertwerden. Ein andermal, da Don Carlos Kammer- diener, dem geklingelt wurde, nicht sogleich erschien, faßte ihn der Prinz, beim Hereintreten in das Zimmer, um den Leib, fest entschlossen, ihn zum Fenster hinauszuwerfen, wenn nicht auf das Geschrei des Mannes andere Diener herbeigeeilt waren, die ihn retteten. Auch das Acußere des Prinzen soll nicht sehr einnehmend gewesen seyn: einer seiner Schenkel war kürzer als der andere; er hinkte folglich, und schon dieser Umstand allein machte seine Figur ziemlich prosaisch. Es ist aber dem Gemälde, welches die spanischen gutkatholischen Schriftsteller von ihm entwerfen, schon des- wegen nicht ganz zu trauen, weil Don Carlos für einen Freund der Protestanten und einen Feind der Inquisition galt. Nach Andern waren edler Stolz, Muth und Ruhm- liebe die herrschenden Züge in seinem Charakter; und wenn er auf Irrwege gerieth, so mußte es der Übeln Behand- lung seines finstern und mißtrauischen Vaters zugeschrieben werden, der das edlere Streben eines besser als er gesinn- ten Sohnes nicht zu würdigen wußte und durch Kränkungen aller Art sein Selbstgefühl reizte. Don Carlos war ein Sohn der ersten Gemahlin seines Vaters, Maria von Portugal; nach ihrem Tode heirathete Philipp Ii., noch als Kronprinz, die englische Königin Maria, eine Schwester der Königin Elisabeth; und da auch diese gestorben war, nahm er seines Sohnes» Braut, Elisabeth, die reizende Tochter des französischen Königs Heinrich Ii.. zur Gemahlin. So wurde nun aus Don Carlos Geliebten seine Stiefmutter, und er mußte

6. Theil 3 - S. 105

1880 - Stuttgart : Heitz
Elisabeth. Maria Stuart. Melvil. Darnley. 105 zu und sagte endlich: sie hätte Anzüge aus allen Ländern. An dem folgenden Tage erschien sie bald in dieser, bald in jener ausländischen Tracht, und endlich fragte sie den Gesandten geradezu, in welchem Anzuge sie sich am besten ausnehme? „Im italienischen," antwortete der schlaue Hosmaun; denn er wußte, daß sie diesem vor allen den Vorzug gab, weil sie darin ihre fliegenden Locken zeigen konnte; und sie war auf ihre blonden, oder eigentlich röth-lichen Haare vorzüglich eitel. Nun legte sie ihm eine Menge Fragen vor: Welches ihm die beste Farbe von Haaren schiene? Ob die Haare seiner Königin oder die ihrigen schöner wären? Endlich fragte sie ihn sogar, welche von beiden überhaupt die Schönste wäre? Melvil lachte innerlich über diese Eitelkeit. Schnell faßte er sich aber und antwortete sehr klug: „Jhro Majestät sind die Schönste in England, und meine Königin in Schottland." Ferner fragte sie, welche von ihnen ant größten wäre? — „ Meine Königin," antwortete Melvil. — „O!" erwiederte Elisabeth, „dann ist sie zu groß; denn ich habe gerade die beste Größe." Da sie von ihm gehört hatte, daß Maria manchmal die Laute'spielte, auf welcher Elisabeth Meisterin zu sein glaubte, so befahl sie eines Tages einem ihrer Höflinge, er solle den Gesandten wie zufällig in ein Zimmer führen, wo er sie hören könnte. Melvil merkte die Absicht, und, seinem angenommenen Charakter treu, stürzte er, wie entzückt von den süßen Tönen, in das Zimmer der Königin, die sich zwar anfänglich unwillig stellte, aber doch nachher fragte, ob er sie ober Maria für eine größere Meisterin halte. Daß Melvil ihr den Vorzug gab, versteht sich von selbst; ttttb als er nach Schottland zurückkehrte, konnte er seiner Königin versichern, daß Elisabeth es nie mit ihr gut meinen würde uttb daß alle ihre Freunbschaftsversicherungen. nichts als Falschheit und Verstellung wären. Bald sctnb sich auch eine Gelegenheit, die Wahrheit biefer Behauptung zu erfahren. Elisabeth schlug Maria vor, den Sohn des Grasen Lenox, Heinrich Darnley (sprich Därnli) zu hei-rathen. Lenox, von Geburt ein Schotte und ein Verwandter des Hauses Stuart, hatte seit lange in England gewohnt, wo auch fein Sohn geboren war. Das Alter und der Abel seiner Familie und der Wunsch der Elisabeth empfahlen bett Darnley vorzüglich, obgleich die Schotten, weil er katholisch war, die Verbinbnng nicht wünschten. Darnley war jetzt in feinem 20. Jahre, schön von Wuchs und Gesicht und von einnehntenbetn Betragen, so daß

7. Theil 3 - S. 92

1880 - Stuttgart : Heitz
92 Neue Geschichte. 1. Periode. England. Arges zu denken. Aber seine Augen wurden immer stierer, und als sie fort war, theilte er seine Endteckuug seinem Beichtvater mit, der ihn noch mehr aufbrachte und ihn bat, der Königin als Ketzerin den Proceß machen zu lassen; denn je höher sie stände, desto größeren Eindruck würde ihre Bestrafung machen. So wurde also der Proceß eingeleitet, ohne daß die Königin etwas ahnte. Zufälligerweise ließ der Kanzler das Papier, auf dem die Anklage stand, aus der Tasche fallen. Einer der Anhänger der Königin fand es und brachte es ihr, und nun sah sie, in welcher großen Gefahr sie schwebte. Aber als eine kluge Frau faßte sie sich bald. Sie ging zum Könige, setzte sich ruhig zu ihm und als er wieder auf seine theologischen Sätze das Gespräch brachte und sie um ihre Meinung fragte, antwortete sie: solche tiefe Untersuchungen paßten sich nicht für Weiber. Diese wären dazu da, den Männern zu gehorchen. Dem Manne käme es allein zu, die Grundsätze für die Frau zu wählen, und diese müßten in allen Dingen die Denkart ihres Mannes annehmen. Sie müsse das um so mehr, da sie so glücklich wäre, einen Mann zu besitzen, der im Stande wäre, Religionsvorschriften für ganze Nationen zu entwerfen. Je länger sie sprach, desto mehr klärte sich das Gesicht des Königs auf, und endlich rief er, indem er sie umarmte: „Nein, bei der heiligen Maria, du bist ein Doctor geworden, Käthchen, und bist geschickter, mich zu unterrichten, als ich dich!" Sie antwortete bescheiden, dies Lob käme ihr gar nicht zu. Sie habe wohl zuweilen gewagt, eine andere Meinung aufzustellen; das habe sie aber nur gethan, um mehr Leben in die Unterhaltung zu bringen und ihm Gelegenheit zu geben, sie zu belehren. „Ist das wirklich wahr, meine Liebe?" rief Heinrich. Nun da sind wir ja wieder vollkommen gute Freunde." Als nun beide in freundlichem Gespräche umhergingen, kam der Kanzler, rief den König bei Seite und brachte ihm die Nachricht, daß der Proceß eingeleitet sei. Aber er kam schlimm an. Der König nannte ihn einen Narren über den anderen, so daß der Mann ganz verwirrt davonschlich. Heinrich starb endlich in demselben Jahre, da Franz I. starb (1547). 93. Johanna Gray. — Maria von England. Heinrich Viii. und der Johanna Seymour Sohn, Eduard Vi. (1547—53), wurde nun König, ein erst zehnjähriger, gutgearteter

8. Theil 3 - S. 95

1880 - Stuttgart : Heitz
Johann a Gray's Tod. 95 Sohn. Die Verwandtschaft mit ihm, die Gleichheit des Glaubens, seine vornehme Geburt und seine Jugend (er war erst 26 Jahr, sie schon 38 alt) empfahlen ihn vorzüglich. Ganz England war über diese Heirath aufgebracht; man fürchtete den Stolz und die Grausamkeit des heimtückischen Philipp. Diese Stimmung benutzten Suffolk und noch andere ehrgeizige Männer, einen Aufruhr zu erregen, aber nur zu ihrem und der armen Johanna Unglück; denn Maria unterdrückte die Unruhen schnell, Suffolk und die anderen wurden hingerichtet und nun auch der Johanna und ihres Mannes Tod beschlossen, so unschuldig beide auch an der Unternehmung ihres Vaters waren. Johanna wird uns von allen Geschichtschreibern als ein Ideal weiblicher Schönheit, fleckenloser Tugend und einer ganz seltenen Geistesbildung geschildert. Ihr Unterricht war freilich ganz anders gewesen, als er bei den Töchtern der gebildeten Stände unserer Zeit ist. Die Lehrer waren gelehrte Geistliche, welche auch die Mädchen, welche man ihnen zum Unterrichte übergab, in fremden Sprachen, besonders in der lateinischen und griechischen, unterwiesen. Das war freilich eine sehr verkehrte Art; indessen hatte doch diese Bildung dem Geiste der guten Johanna schon in ihrer frühen Jugend eine gewisse Reife verschafft, so daß sie frühzeitig etwas viel Höheres kennen lernte, als den Glanz ihrer Krone, und daß ihr das Leben in der Wissenschaft viel wünschenswerter schien, als die gefahrvolle Höhe eines Thrones. Johanna's hohe Bildung bewährte sich herrlich in den letzten Tagen und Stunden ihres Lebens. Sie saß mit ihrem Manne im Tower gefangen. Was aus ihr werden sollte, blieb ihr zwar noch dunkel, aber sie suchte und fand Trost und Beruhigung in den Wissenschaften, vorzüglich aber in der Religion, an welcher sie mit ganzer Seele hing. Sie empfing die Nachricht von ihrer Verurteilung mit großer Ruhe und beklagte mehr als sich ihren jungen Gatten und besonders ihren Vater, den der Vorwurs peinigen mußte, seine Tochter aufgeopfert zu haben. Maria hoffte, sie wenigstens im Angesichte des Todes zu der römischen Kirche herüberzuziehen, und schickte einen gelehrten und feingebildeten Geistlichen zu ihr. Sie empfing ihn mit einer Milde und Zartheit, die ihn selbst tief bewegte. Mit ihm über Religion zu streiten, vermied sie. Sie habe, sagte sie, die wenigen übrigen Stunden nöthig, sich zu sammeln und auf den wichtigen Schritt vorzubereiten. Er glaubte in diesen Worten ihren Wunsch zu erkennen, daß die Hinrichtung

9. Theil 3 - S. 112

1880 - Stuttgart : Heitz
112 Neue Geschichte. 1. Periode. England. Ein Eilbote ward nach London abgefertigt, für die hilfesuchende Königin Schutz zu erflehen (1568). Hätte Elisabeth den ersten Regungen des Mitleidens folgen dürfen, so hätte Maria ohne Zweifel sogleich die Erlaubniß, nach London zu kommen, erhalten. Allein ihre Minister, besonders Eecil, riechen ihr, sich nicht zu viel mit ihr zu schaffen zu machen, um es nicht mit den Schotten zu verderben. Elisabeth folgte diesem Rathe und ließ ihr sagen, sie bedauerte sie zwar sehr, könne ihr aber für jetzt nicht erlauben, nach London zu kommen; erst müsse . sie sich von dem Verdachte, an der Ermordung Darnley's Antheil genommen zu haben, reinigen. Das hatte Maria nicht erwartet. Nach der ersten Bestürzung weinte sie bitterlich. Gern — sprach sie — wolle sie ihre Sache der Entscheidung einer so gütigen Freundin unterwerfen. Elisabeth setzte sogleich in York unter dem Vorsitz des Herzogs von Norfolk ein Gericht nieder, vor welchem der Graf Murray und die Abgeordneten Maria's erschienen. Murray klagte Maria der Milwissenschaft an Darnley's Ermordung an, und legte Briefe vor, welche sie in jener Zeit an Bothwell geschrieben habe und aus denen ihre Schuld hervorginge. Ihr Benehmen zeigte, daß ihr Gewissen nicht rein war. Sie leugnete die Echtheit der Briefe ab und erklärte sogleich, daß sie sich auf keine weitere Erklärung einlassen würde, wohl aber sich mit den Schotten zu vergleichen wünsche. Murray.versicherte eidlich, daß die Briefe echt wären, und 20 Lords, unter denen selbst einige Freunde Maria's waren, erklärten, daß sie Maria's Handschrift erkennten. Als diese nun fortfuhr, ihre Unschuld zu behaupten, ohne doch Beweise dafür beibringen zu können, und ihre Bitten um eine Zusammenkunft mit Elisabeth wiederholte, so antwortete ihr diese: sie könne nicht eher darein willigen, bis sich Maria gerechtfertigt habe; aber die Briefe sollten ihr vorgelegt werden, wenn sie verspreche, ohne Winkelzüge zu antworten, und auf jede Unterstützung verzichte in dem Falle, daß aus der Untersuchung ihre Unschuld nicht vollständig hervorginge. Statt nun umständlich zu antworten, fuhr Maria fort, ausweichende Antworten zu geben, und beschuldigte Elisabeth der Parteilichkeit, so daß man wohl erkannte, die Briefe seien echt, und Maria scheue eine Untersuchung, die zuletzt ihre Mitschuld an den Tag gebracht haben würde. Daß die traurige Lage Maria's bei vielen Mitleid erregte, war natürlich. Jener Herzog von Norfolk (sprich Norfock), ein Katholik, beschloß sie zu retten und sie dann zu heirathen. Er

10. Theil 2 - S. 202

1880 - Stuttgart : Heitz
202 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. Schwyz, Uri und Unterwalden, gehörten keinem besondern Herrn, sondern standen unmittelbar unter dem Reiche, hatten aber viele Vorrechte, z. B. daß sie nach ihren eigenen Gesetzen lebten, und daß nur, wenn besondere Vorfälle es nöthig machten, ihnen vom Kaiser ein Vogt geschickt wurde, der die nöthigen Untersuchungen anstellte. Aber das war dem Albrecht nicht genug. Ihm gehörten in der Schweiz eine Menge reicher Güter. Da diese aber zerstreut lagen, so wollte er gern, daß die dazwischenliegenden Ländchen sich ihm auch unterwürfen, und ließ daher den Waldstätten sagen: sie würden wohl thun, wenn sie sich seinem Schutze unterwürfen; widerstehen könnten sie ja doch seinen mächtigen Waffen nicht. Aber er wollte sie lieber zu seines Hauses lieben Kindern haben; denn er habe von seinem Vater immer gehört, daß sie ein tapferes Volk wären, und tapfere Männer liebte er über alles. Aber sie wollten lieber freie Reichsgenossen als Plänen entgegen war unter Friedrich Ii., dem Hohenstaufen, Uri der Gewalt der Habsburger entzogen und unmittelbar unter das Reich genommen worden; auch Schwyz hatte einen ähnlichen Freibrief erlangt. Doch hatte wiederum Rudolph von Habsburg vor seiner Erwählung zum Kaiser selbst in Uri als frei und ungezwungen berufener Schiedsrichter gewaltet und Gericht gehalten. Als Kaiser erkannte Rudolph die Reichsumnittelbarfeit von Uri an; den Freibrief der Schwyzer bestätigte er nicht. Nach Rudolphs Tode traten die Waldstätte sogleich, am 1. August 1291, in einen Bund zusammen, dessen Ziele deutlich gegen Habsburg gerichtet waren, und Adolph von Nassau zeigte sich gern Bereit, Freiheitsbriefe für Uri und Schwyz zu ertheilen. Kaiser Albrecht I. bestätigte zwar diese Briefe nicht, aber daß er Voigte in die Waldstätte geschickt habe, ist nicht nachgewiesen. Nach seiner Ermordung erboten und erhielten die Waldstätte von seinem Nachfolger, Heinrich Vii., die Bestätigung der Reichsunmittelbarkeit, und als nach dieses Kaisers frühem Tode der Kampf um die Kaiserkrone zwischen Ludwig von Baiern und Friedrich von Oestreich (Habsburg) ausbrach, traten die Waldstätte auf Ludwigs Seite. Da zog Friedrichs Bruder, Leopold der Glorwürdige, mit Heeresmacht gegen die Eidgenossen heran, die in einem herrlichen Siege am Morgarten ihre Freiheit vertheidigten, 15. Novbr. 1315. Darauf erneuerten sie zu Brunnen, am 9. Deebr. 1315, ihren Bund, und Kaiser Ludwig der Batet bestätigte 1316 den Waldstätten ihre früheren Freiheitsbriefe. Von da ab ist die Gründung der Eidgenossenschaft als vollzogen anzusehen. Alles Uebrige ist Sage. Nicht so, daß man annehmen müßte, es seien die Gestalten und die Ereignisse geradezu erfunden; einfache Vorgänge, mannhaftes Hervortreten schlichter Volksgenossen sind von leicht erklärbarer Begeisterung emporgehoben und verklärt worden. Dem nicht mehr erkundbaren wirklichen Zusammenhange der Vorgänge hat die Sage mit freiem Walten eine ihr zusagende Umgestaltung verliehen und wohl auch Fremdes, wie die Sage vom Apfelschuß, damit verwebt.
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