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Die eigentliche Geschichte beginnt erst mit dem Auftreten Buddhas, eines Königssohnes, der dem Volke eine neue Religion brachte. Durch auswärtige Unternehmungen wurden die Inder in ihrer ruhigen Entwickelung wenig gestört. Erst Alexander der Große überschritt den Indus und eroberte das Pentschab. Aber die Herrschaft der Mace-donier war nur von kurzer Dauer.
Kultur der alten Inder.
1. Die Religion.
a) Der Brahmaismus. Ursprünglich war die Religion der Inder eine Verehrung der Naturkräfte. Diese wurde von den Priestern zu einer bestimmten Lehre umgestaltet. Danach war Brahma das höchste Wesen, dessen Ausfluß die Welt ist. Später erweiterte sich Brahma zu einer dreifachen Gestalt, indem neben ihm, dem Schöpfer, Vischnu, der Erhalter, und Silva, der Zerstörer, besteht.
b) Der Buddhaismus. Buddha, ein Königssohn, der den Thron verschmäht und in der Einsamkeit ein Büßerleben geführt hatte, wurde der Stifter einer neuen Religion, welche Dogmen und religiöse Zeremonieen verwarf uitb alles Gelvicht auf die geistige und sittliche Vervollkommnung legte. Die buddhistische Lehre wurde weniger in Indien angenommen, verbreitete sich aber in Ceylon, China und Japan.
2. Die Verfassung. Indien zerfiel in viele unabhängige Königreiche. Der König hatte einen Beirat. Seine wichtigste Pflicht war die Rechtspflege; als Beweismittel galten die Gottesurteile.
Das Volk teilte sich in 4 Kasten: 1. die Brahmanen oder Priester, 2. die Krieger, 3. die Ackerbauer, Handwerker und Kaufleute, 4. die Sudra oder Unterworfenen. Der Teil der Urbevölkerung, welcher mit Gewalt unterworfen worden war, hieß die Paria und war eine gänzlich verachtete Menschenklasse.
3. Die Litteratur. Die Sprache, in der die Werke der altindischen Litteratur verfaßt sind, ist das Sanokrit, ein Zweig des indogermanischen Sprachstammes. Es hörte früh auf, lebende Sprache zu sein, machte daher zu seinem späteren Studium die Wissenschaft der Grammatik notwendig.
Das phantasiereiche Volk hat in seiner Litteratur alle Hanptdichtungs-arten hinterlassen. Auch die verschiedenen Wissenschaften sind als Lehrdichtung behandelt worden. Die Heldensage ist in 2 Werken vertreten, im Mahab-barata und Ramajana.
4. Die Kunst. Unter den Zweigen der Kunst war besonders die Baukunst ausgebildet. Ihre Denkmäler sind die an Großartigkeit den ägyptrsstm Bauwerken gleichkommenden Felsentempel und die freistehenden Pagoden („Heil. Häuser").
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Extrahierte Personennamen: Alexander Brahma
Extrahierte Ortsnamen: Buddhas Indien Ceylon China Japan Indien Mahab-barata
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Extrahierte Personennamen: Dänemark August Katharina_I. Peters Peters Elisabeth Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Wilhelms_I. Friedrich Wilhelms_I. Friedrich Friedrich
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Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
sublimen Gedanken, die es enthielt. Mil ton war schon
über sechzig Jahre alt, als er der Verfasser dieses herr-
lichen, obgleich nicht ganz fehlerlosen Gedichtes wurde.
Man tadelt daran, daß er die Welt nicht auf Gottes
bloßen Ruf entstehen, sondern erst den Riß dazu mit ei-
nem Zirkel entwerfen laßt, daß seine Teufel mit Kanonen
feuern, daß er die Sünde mit dem Tode vermahlt und
ihnen Schlangen zu Kindern gibt, daß er die Gottheit
und die Engel nicht immer mit Würde sprechen und die
Teufel als Kröten herumhüpfen laßt. Auch findet man
Sprache und Versbau bisweilen hart. Diese Mangel
werden aber von den Schönheiten des Gedichtes weit
überwogen. — Milton starb im Jahre 1674.
23- Die Belagerung von Wien durch die
Türken. (1.1683.)
Im Jahr 1683, unter der Regierung des Kaisers
Leopold I., wurde durch die Belagerung der Stadt
Wien durch die Türken ganz Deutschland in Schrecken ge-
setzt. Die Veranlassung dazu gab eine Empörung der
Ungarn, bei welcher ein gewisser Graf Tökely, der die
Seele davon war, den französischen König Ludwig Xiv.
und die Türken zu Hülfe rief. Vergeblich bemühte sich
Leopold, der schon die Franzosen aufdemnacken hatte, die-
sen gefährlichen Krieg durch Unterhandlungen abzuwenden.
Die Osmancn bestanden darauf, er sollte sein Kriegsheer
ganz aus Ungarn ziehen und dem Tökely die Lände-
reien einraumen, die er begehrte; da der Kaiser sich nicht
sogleich dazu verstehen wollte, verlangten sie auch noch
eine halbe Million Gulden für sich selbst.
Jetzt war der Krieg unvermeidlich. Wie sollte ihn aber
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Extrahierte Personennamen: Leopold_I. Leopold_I. Ludwig_Xiv Ludwig Leopold Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Wien Wien Deutschland Ungarn Ungarn
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tcr Poet. Mächtigen Einfluß auf die schöne Literatur
der Franzosen gewannen bald auch die Frauen. Der Ge-
schmack des Weibes ist feiner, sittlicher, oft edler; es fühlt
lebendiger die Schönheiten der Natur, lebendiger Alles,
was das Herz zu bewegen, den Geist zu verschönern ver-
mag. In dem Umgang der Frauen lernen die Männer
in ihrem Geiste denken. So entstanden nun die vielen
zartgeschriebenen Werke, auf welche die Franzosen so stolz
sind, und in denen das Herz mit seinen Leidenschaften
so glücklich geschildert ist. Durch den lauternden Geschmack
der Weiber verschwanden auch die pedantischen Floskeln
und der ganze gelehrte Kram, womit die guten Alten
auch in den Werken der schönen Künste zu glanzen suchten.
Groß und allgemein angestaunt, wie ein Riese, trat
nun Peter Corneille auf, dem von Notrou der Weg
war bereitet worden, und erfüllte mit seiner Herrlichkeit
die öde französische Bühne (ch 1684). Mit ihm begann
das goldne Zeitalter der schönen Künste unter Ludwig Xiv.
Anfangs versuchte er sich in dem Lustspiel, bald aber fand
er in der Tragödie die wahre Bahn, zu der ihm die Na-
tur bestimmt hatte. Unter seinen Händen gewann sie
eine ganz neue Gestalt. An Stärke der Gedanken und
der Gefühle, an Kraft und Haltung der Charaktere, in
dem Ausdruck der Leidenschaften und in der glücklichen
Wahl der Worte ließ er seine Vorgänger weit hinter sich
zurück. Die Franzosen gaben ihm allgemein den Namen
des Großen, theils um ihn von seinem Bruder Thomas
zu unterscheiden, theils weil er wirklich für seine Zeiten
ein großer Mann war. Im Lustspiele wurde er bald von
Jean Baptifte Moliere, dem unübertrefflichsten Komi-
ker aller Zeiten, übertroffcn (ch1673). Dieser merkwür-
dige Mann wußte mit einer seltenen Beobachtungsgabe
das Lächerliche in allen Ständen aufzuspüren und es mit
10*
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Extrahierte Personennamen: Peter_Corneille Ludwig_Xiv Ludwig Thomas Jean_Baptifte_Moliere
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Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
155
spielte Kriegs spiele und war fröhlich mit ihnen. Er war
ein feuriger, edelgesinnter Jüngling, voll Wißbegierde und
Durst nach Tbaten. Je lebendiger er fühlte, wie tief
noch seine Nation stand, desto mehr strebte er nach dem
Höhern. Ein junger Genfer, -Namens .Le fort, der um
ihn war, bemerkte die großen Anlagen des jungen Czaars
und seine Wißbegierde. Er unterhielt ihn von der Lebensart
gebildeter Völker, von ihren Künsten, ihrem Handel uàver-
gnügungen, von ihren häuslichen und bürgerlichen Einrich-
tungen, von ihrem Kriegswesen, ihren Flotten, von demland-
und Seedienste. Bei diesen Erzählungen schwoll das Herz
des jungen Prinzen vor innigem Verlangen, auch sein
barbarisches Vaterland so menschlich und kunstreich zu
machen. Er sah ein, daß er mit sich selbst beginnen müsse.
In dieser Absicht lernte er die französische, die deutsche,
die holländische Sprache, um sich mit Männern aller die-
ser Nationen besprechen und einst ihre Länder besuchen zu
können. 'Lefort richtete ihm eine Compagnie russischer
Jünglinge von 50 Mann ganz auf europäischen Fuß ab
und führte unter ihnen die strengste Subordination ein.
Le fort war der Hauptmann, Peter der Trommelschlä-
ger. Hierauf wurde er zum Fuselier erhoben, stand
Wache mit den gemeinen Soldaten, trug mit ihnen einer-
lei Uniform und schlief mit ihnen auf der Hauptwache.
So wollte Peter die russischen Edelleute gewöhnen, eben
so wie er von untenauf zu dienen und gehorchen zu
lernen, ehe sie sich anmaßten, zu befehlen.
Sophia sah diesen Kriegsspielen ruhig zu, weil
Peter dadurch von wichtigeren Geschäften abgehalten
wurde. Jndeß sie aber glaubte, er wachse in seinem Dorfe
in Rohheit auf, erschien er 1688 zum ersten Male im
Staatsrath mit einer Haltung, vor der sie erschrak. Oes-
ters widersprach er ihr mit solchem Nachdruck, daß ihr
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Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
52.
Johann Jacob Rousseau«
(Test. 1778.)
I. I. Rousseau war nicht Dichter wie Voltaire,
aber einer der ausgezeichnetsten Prosaisten; nicht leicht
und geschmeidig wie jener, aber tiefer und ergreifender.
Voltaire zeigte sich überall als ein feiner Weltmann,
Rousseau als ein halb rohes Kind der Natur. Eine
Frau von Epinay, Rousseaus Freundin, nannte ihn
öfters, seines menschenscheuen, einsamen Lebens wegen,
ihren lieben Baren, und dieser Name mißfiel ihm nicht.
Dieser berühmte Sonderling war der Sohn eines
genfer Uhrmachers und wurde im Jahr 1712 geboren.
Er sing sehr frühzeitig an zu lefen, und las mit seinem
Vater, dem diese Leselust gefiel, eine Menge guter und
schlechter Bücher. In seinem zwölften Jahre wußte er
den Plutarcb fast auswendig, und dem Eindruck, den das
Lefen dieses Schriftstellers auf seine Seele machte, ist der
stolze und unbiegfame republikanische Sinn zuzuschreiben,
durch den sich Rousseau auszeichnete. Seine übrigen Kin-
derjahre brachte er bei einem Landprediger zu; dann kam
er in die Lehre zu einem Uhrgraveur, einem rauhen und
unfreundlichen Mann, von dem er mit solcher Harte be-
handelt wurde, daß er ihm entlief. Er irrte nun eine
Zeit lang in der Gegend von Genf herum und kam, auf
die Empfehlung eines savoyifchen Geistlichen, nach Annecy,
zu einer verwittweten Frau von Warens, die in der
Folge seine Wohlthaterin wurde. Von ihr ließ er sich be-
wegen, nach Turin zu gehen und die katholische Religion
anzunehmen. Hülflos und ohne Aussichten mußte er es
für ein Glück halten, in dieser Stadt erst von einer Grä-
fin von Vcrcellis, dann von einem Grafen von Gou-
von als Bedienter angenommen zu werden. Er konnte
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Extrahierte Personennamen: Johann_Jacob_Rousseau« Johann von_Epinay Annecy
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Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
278
Abhandlung zu Stande gebracht hatte. Meistens arbeitete
er sie des Nachts in seinem Bette mit verschlossenen Au-
gen aus, und bewahrte die mit vieler Mühe abgerundeten
Perioden bis zum Morgen, wo er sie zu Papier brachte,
in seinem Gedachtniß. Die nämliche Methode befolgte er
weiterhin mit seinen andern Schriften. Er schickte seine
Abhandlung nach Dijon, hörte lange nichts mehr davon,
und hatte sie fast vergessen, als er vernahm, daß sie den
Preis davon getragen habe. So wurde gleich der erste
schriftstellerische Versuch in seinem Leben von einer gelehr-
ten Gesellschaft gekrönt.
Einen nicht minder schmeichelhaften Beifall erwarb
er sich als Tonkünstler durch seinen Dsvin ckn village
(Wahrsager auf dem Lande), eine kleine Oper, die er ge-
schrieben und selbst in Musik gesetzt hatte. Sie wurde
vor dem Könige aufgeführt und gefiel so allgemein, daß
die Arien allenthalben in Umlauf kamen und auf den
Gassen getrillert wurden. Eine wüthende Verfolgung zog
er sich dagegen durch seinen Brief über die französische
Musik zu, worin er ihre Erbärmlichkeit zeigte und dage-
gen die Vorzüge der italienischen Musik hervorhob. Sän-
ger, Sängerinnen, Musikanten und Musikliebhaber, ganz
Paris gerieth darüber in Aufruhr; man schimpfte, man
schmähte, man drohte ihm mit Mißhandlungen; er war
seines Lebens nicht mehr sicher und mußte fliehen.
Er kehrte nun wieder nach Genf zurück und nahm
wieder die reformirte Religion an. Eine Zeit lang hielt
er sich auch in Chambery auf, wo er seine Abhandlung
über den Ursprung der Ungleichkeit unter den Menschen
schrieb, in der er zeigte, daß unser Elend größtentheils
aus unserer Entfernung von dem Stande der Natur her-
rührt, und den civilisirten Erdbewohnern zurief: Kommt
in d-ie Wälder zurück und werdet Menschen!
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Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
206
Emen sehr großen Einfluß auf die Cultur der Deut-
schen insbesondere hatten die Kreuzzüge. Der Zug der Kreuz-
fahrer ging nämlich durch mehrere Lander, die schon gebil-
dete Bewohner hatten. In Italien z. B. waren ihre Sam-
melplätze Venedig, Genua, Pisa, wo durch den Handel
schon großer Luxus herrschte. Non da setzten sie zu Schiffe
nach Dalmatien über, und von hier zogen sie zu Lande
weiter nach Konstantinopel, der schönsten und größten aller
europäischen Städte jener Zeit, wo sich auch noch das Bild
feiner römischer und griechischer Sitten erhalten hatte und
wo prächtige Denkmäler der schönen Künste prangten. Kon-
stantinopel war zugleich fast der einzige Marktplatz, wo mit
ostindischen und andern seltenen Maaren gehandelt wurde.
Hier sahen und lernten nun die Kreuzfahrer, eigneten sich
an, was sie konnten, verfeinerten ihren Geschmack, erweiter-
ten und berichtigten ihre Begriffe und verloren einen Theil
ihrer Vorurtheile. Besonders lernten sie das Bäuerische ih-
rer Sitten und Lebensart fühlen und ablegen. Bald nach
den Kreuzzügen herrschte daher große Pracht an den Höfen
der Fürsten, großer Pomp bei allen Feierlichkeiten und ein
feinerer Geschmack in ihren Vergnügungen. Doch wir wol-
len Europas Völker erst kennen lernen, wie sie im zehnten
und elften Jahrhunderte vor den Kreuzzügen waren.
1. Sitten und Lebensart der Europäer vom
Feine Sitten und guter gesellschaftlicher Ton herrsch-
ten vom zehnten bis zum zwölften Jahrhunderte nur in
Griechenland und in den großen italienischen und französi-
schen Handelsstädten, auch bei den spanischen Arabern oder
Saracenen, die in diesen drei Jahrhunderten eine glänzende
Rolle spielten. Von den Deutschen jener Zeit macht ein
italienischer Geschichtschreiber kein sehr rühmliches Bild. „Sie
/
zehnten Jahrhunderte an.
i
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Extrahierte Ortsnamen: Deut- Italien Genua Dalmatien Konstantinopel Europas Griechenland
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Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
14
wurde, gab er sogleich den Edelleuten, die ihn begleiteten,
Befehl, das Haus in Brand zu stecken und alle Bewohner
niederzumachen. Blos unter dem Vorwände, es sei das
heilige Sakrament zu einem Kranken in demselben gebracht
worden, konnte die Vollziehung der schrecklichen That ver-
hindertwerden. Ein andermal, da Don Carlos Kammer-
diener, dem geklingelt wurde, nicht sogleich erschien, faßte
ihn der Prinz, beim Hereintreten in das Zimmer, um den
Leib, fest entschlossen, ihn zum Fenster hinauszuwerfen,
wenn nicht auf das Geschrei des Mannes andere Diener
herbeigeeilt waren, die ihn retteten. Auch das Acußere des
Prinzen soll nicht sehr einnehmend gewesen seyn: einer
seiner Schenkel war kürzer als der andere; er hinkte folglich,
und schon dieser Umstand allein machte seine Figur ziemlich
prosaisch. Es ist aber dem Gemälde, welches die spanischen
gutkatholischen Schriftsteller von ihm entwerfen, schon des-
wegen nicht ganz zu trauen, weil Don Carlos für einen
Freund der Protestanten und einen Feind der Inquisition
galt. Nach Andern waren edler Stolz, Muth und Ruhm-
liebe die herrschenden Züge in seinem Charakter; und wenn
er auf Irrwege gerieth, so mußte es der Übeln Behand-
lung seines finstern und mißtrauischen Vaters zugeschrieben
werden, der das edlere Streben eines besser als er gesinn-
ten Sohnes nicht zu würdigen wußte und durch Kränkungen
aller Art sein Selbstgefühl reizte.
Don Carlos war ein Sohn der ersten Gemahlin
seines Vaters, Maria von Portugal; nach ihrem Tode
heirathete Philipp Ii., noch als Kronprinz, die englische
Königin Maria, eine Schwester der Königin Elisabeth;
und da auch diese gestorben war, nahm er seines Sohnes»
Braut, Elisabeth, die reizende Tochter des französischen
Königs Heinrich Ii.. zur Gemahlin. So wurde nun aus
Don Carlos Geliebten seine Stiefmutter, und er mußte
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Extrahierte Personennamen: Carlos_Kammer- Carlos Muth Carlos Maria_von_Portugal Maria Philipp_Ii Philipp Maria Maria Elisabeth Heinrich_Ii Heinrich Carlos
Elisabeth. Maria Stuart. Melvil. Darnley. 105
zu und sagte endlich: sie hätte Anzüge aus allen Ländern. An dem folgenden Tage erschien sie bald in dieser, bald in jener ausländischen Tracht, und endlich fragte sie den Gesandten geradezu, in welchem Anzuge sie sich am besten ausnehme? „Im italienischen," antwortete der schlaue Hosmaun; denn er wußte, daß sie diesem vor allen den Vorzug gab, weil sie darin ihre fliegenden Locken zeigen konnte; und sie war auf ihre blonden, oder eigentlich röth-lichen Haare vorzüglich eitel. Nun legte sie ihm eine Menge Fragen vor: Welches ihm die beste Farbe von Haaren schiene? Ob die Haare seiner Königin oder die ihrigen schöner wären? Endlich fragte sie ihn sogar, welche von beiden überhaupt die Schönste wäre? Melvil lachte innerlich über diese Eitelkeit. Schnell faßte er sich aber und antwortete sehr klug: „Jhro Majestät sind die Schönste in England, und meine Königin in Schottland." Ferner fragte sie, welche von ihnen ant größten wäre? — „ Meine Königin," antwortete Melvil. — „O!" erwiederte Elisabeth, „dann ist sie zu groß; denn ich habe gerade die beste Größe." Da sie von ihm gehört hatte, daß Maria manchmal die Laute'spielte, auf welcher Elisabeth Meisterin zu sein glaubte, so befahl sie eines Tages einem ihrer Höflinge, er solle den Gesandten wie zufällig in ein Zimmer führen, wo er sie hören könnte. Melvil merkte die Absicht, und, seinem angenommenen Charakter treu, stürzte er, wie entzückt von den süßen Tönen, in das Zimmer der Königin, die sich zwar anfänglich unwillig stellte, aber doch nachher fragte, ob er sie ober Maria für eine größere Meisterin halte. Daß Melvil ihr den Vorzug gab, versteht sich von selbst; ttttb als er nach Schottland zurückkehrte, konnte er seiner Königin versichern, daß Elisabeth es nie mit ihr gut meinen würde uttb daß alle ihre Freunbschaftsversicherungen. nichts als Falschheit und Verstellung wären.
Bald sctnb sich auch eine Gelegenheit, die Wahrheit biefer Behauptung zu erfahren. Elisabeth schlug Maria vor, den Sohn des Grasen Lenox, Heinrich Darnley (sprich Därnli) zu hei-rathen. Lenox, von Geburt ein Schotte und ein Verwandter des Hauses Stuart, hatte seit lange in England gewohnt, wo auch fein Sohn geboren war. Das Alter und der Abel seiner Familie und der Wunsch der Elisabeth empfahlen bett Darnley vorzüglich, obgleich die Schotten, weil er katholisch war, die Verbinbnng nicht wünschten. Darnley war jetzt in feinem 20. Jahre, schön von Wuchs und Gesicht und von einnehntenbetn Betragen, so daß
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Extrahierte Personennamen: Elisabeth Maria_Stuart Maria Melvil Darnley Melvil Melvil Elisabeth Maria Maria Maria Maria Elisabeth Maria Maria Heinrich_Darnley Heinrich Lenox Darnley
Extrahierte Ortsnamen: England Schottland Schottland England