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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 309

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Aus dem Leben und Treiben in Stadt und Land im Merowingerreiche. 809 aus wie einen Vorgang, den er aus der Vergangenheit berichtete; wenn er eine Lebensregel in Worte fasten wollte, erschien sie als Sprichwort. Hatte der Römer einen Armring geraubt, so entschulbigte er das durch den gemeingültigen Satz : Der Vorteil des einen ist Schaben des andern; wollte der Deutsche basselbe ausbrücken, so empsanb er das Gemeingültige nur als geheimen Hintergrnnb eines einzelnen Vorfalls, und er mußte sagen: Einem Baume pfropft man auf, was man dem andern nimmt. Sprach er aber in gesteigerter Stimmung, frei fchaffenb, so orbnete sich ihm die Rebe unwillkürlich in kleine parallele Satzglieber, von benen sich leicht je zwei zu einem Vers zusammenbanben. Es lag im Wesen seiner Sprache, besonbers kräftig die anlautenben Bestaubteile der Stammwörter hervorzuheben und zwei benachbarte Satzglieber baburch einanber anzupassen, daß in beiben die wichtigsten Wörter benselben Anlaut erhielten, den Stabreim. Auch einzelne Wörter gesellte er so zusammen: Stock und Stein, Flur und Felb, Haus und Hof. So weit ging das Bebürfnis des Gleichlauts, daß auch die Namen der Kinder ober Geschwister gern die gleichen Anfangslaute erhielten, die der Name des Ahnen hatte, z. B. Chilberich, Chlobowech, Chlothar; Günther, Gernot, Gifelher. Dieser Drang nach Gleichlaut des Anlauts gab der gehobenen Rebe etwas Formelhaftes und Starres; er trug dazu bei, hergebrachte schöne Wortverbinbungen und poetische Bezeichnungen stehenb zu machen. Die Verbinbung aber der einzelnen kleinen Satzteile war sehr einfach, häufig würden die nähern Bestimmungen als Apposition angeschoben, die relativen Verbinbungswörter waren noch sehr schwach entwickelt, so auch alle Partikeln, die einen Nebensatz dem Hauptsatz unterorbneteu. Jetzt sollte der Deutsche erörtern in zusammengefügten Perioben mit „barmn", „weil", „obgleich", „aber" ; er sollte, was er meinte, nicht mehr im Silbe sagen, sonbern sollte das, was ihm der untrennbare Hintergrnnb des Bilbes gewesen war, von dem Bilbe abgelöst vortragen; er sollte die ganze feine Dialektik der antiken Sprachen, die durch tausenbjährigen prosaischen Stil ausgebilbet war, in einer Sprache nachahmen, die noch ganz von dem buntfarbigen Leitseil des epischen Stils gelenkt würde. Das war allerbings eine riesige Aufgabe; viele Geschlechter mußten mit dem Ausbruck ringen, bevor eine felbftänbige beutfche Prosa geschaffen würde. Währenb die Kirchensprache dem Geist des Deutschen eine neue, unerhörte Zucht zumutete, manbette ihm nicht weniger gewaltig der historische ötil der lateinischen Prosa die heimische Weise, Thatsachen aufzufaffen und zu berichten. Denn er besaß keine anbere Art heimischer historischer Überlieferung als durch den Vers und die Harfe des Sängers. Nur das Ge-bächtnis der Weifen bewahrte neben den Liebern durch einige Geschlechter wirkliche Erinnerung an wichtige Ereignisse, bis auch solche stille Kunbe der

2. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 285

1888 - Habelschwerdt : Franke
285 2. Dänemark erhielt das Herzogtum Gottorp in Holstein; 3. August Ii. wurde wieder König von Polen; 4. Hannover bekommt Bremen und Verden. Rußland ging 1721 den Frieden zu Nystadt ein, worin es Livland, Estland und Jngermanland erhielt. Es tritt jetzt an Stelle Schwedens in die Reihe der europäischen Großmächte ein. Die Nachfolger Pelers des Großen. Unter denselben sind zu nennen: Katharina I., 1725—1727, die Gemahlin Peters. Anna, 1730—1740, welche die Reformen Peters weiter führte und sich im polnischen Erbsolgelriege entscheidend beteiligte. Elisabeth, 1741—1762, die gegen Friedrich den Großen für Österreich Partei nahm. Zweiter Abschnitt. Die Zeit Friedere/s des ©fctfjfett. Preußen. Iii. Friedrich der Große, 1740 — 1786. 1. Seine Jugendzeit. Friedrich Ii., Sohn Friedrich Wilhelms I., wurde den 24. Januar 1712 geboren. Bis zum 7. Jahre stand er unter weiblicher Aussicht, von da wurde er männlicher Leitung anvertraut. Den Absichten des Vaters gemäß sollte es dereinst seine Aufgabe sein, zu behaupten, was seine Vorfahren erwarben, und herbeizuschaffen, was dem Hause Brandenburg von „Gott und Rechtswegen" gebühre. Danach ward die Erziehung des Prinzen eingerichtet, als deren Ziel der König bestimmte, aus ihm einen tüchtigen Soldaten, guten Christen und sparsamen Wirt zu machen. Zwei Umstände führten aber zu einer Entfremdung zwischen Vater und Sohn: a) unter dem Einflüsse feines Lehrers, eines Franzosen, wurde Friedrich von der soldatischen und religiösen Strenge zur Vorliebe für französische Litteratur, Musik und einen heiteren Lebensgenuß geführt; b) der König willigte aus politischen Gründen nicht in die von dem Prinzen beabsichtigte Vermählung mit einer englischen Prinzessin ein. Der harte Druck der väterlichen Strenge und die Verletzung des Ehrgefühls veranlaßten den Prinzen zu einem Fluchtversuche, der indes vereitelt wurde. Während der Prinz nun eine strenge Verwaltungsschule an der Regierung zu Küstrin durchmachen mußte, wurde sein Vertrauter, der Leutenant Kette, erschossen. Durch eisernen Fleiß in den Verwaltungsgeschäften und durch feine vom Könige gewünschte Verheiratung mit der Prinzessin von Braunschweig-Bevern, einer Nichte des Kaisers, gelang es ihm, den Vater wieder zu versöhnen, dessen Bedeutung für den preußischen Staat er unterdes auch würdigen gelernt hatte. Der Prinz versah nun mit großer Gewissenhaftigkeit den Dienst als Oberst in Ruppin und versammelte auf feinem Schlosse zu Rheinsberg Gelehrte und Künstler um sich. Die kleine Schrift „Antimacchiavell," in der

3. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 11

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
1. Land und Volk der alten Deutschen. 11 grenzte das der Hermunduren, von denen die Düringer oder Thüringer abstammen. Das Land der Hermunduren dehnte sich von der mittleren Elbe und dem Erzgebirge nach Süd- westen ein gutes Stück über den Main hinaus. Ferner wollen wir die Katten, die Vorfahren der Hessen, nennen, die sich von dem Rhein und der Lahn über die Fulda bis zur Werra und südlich bis zum Main ausbreiteten. Sie nannten sich „die Helden" (das bedeutet ihr Name), und die Römer rühmten ihre besonders große Abhärtung, ihren mächtigen Gliederbau und ihre bedeutende Kriegszucht. Wenn die Jüng- linge unter ihnen herangewachsen waren, thaten sie einen Schwur, nicht eher Haar und Bart zu verschneiden, bis sie einen Feind getötet hätten. Viele ließen sich auch einen eisernen Ring an den Arm schmieden, den legten sie nicht eher ab, als bis es ihnen gelungen war, einen Feind zu erschlagen. Endlich seien noch die Markomannen erwähnt, die bis um die Zeit vor Christi Geburt am oberen Main, dann in Böhmen mächtig waren. Diese Völker, die wir bis jetzt ge- nannt haben, gehörten zu den Westgermanen oder den Deut- schen im engeren Sinne des Wortes; von ihnen durch mancherlei Einrichtungen im Staate und durch die Mundart, in der sie sprachen, unterschieden waren die Ostgermanen, die haupt- sächlich die weiten Ebenen des heutigen Nordost-Deutschland anfüllten. Die berühmtesten unter diesen waren die Bur- gunden in Süd-Pommern und auf der Insel Burgundaholm oder Bornholm d. h. Burgundeninsel, die Rügen auf der Insel Rügen und den benachbarten Küsten, die Goten an der unteren Weichsel und die Wandalen, die anfangs als Nachbarn der Burgunden in Nord-Pommern und Mecklenburg, später in Schlesien und der Lausitz saßen. Von diesen ost- germanischen Stämmen ist vom vierten Jahrhundert an viel zu erzählen, denn sie haben hauptsächlich die große Völker- wanderung ins Werk gesetzt und das Römerreich zerstört; in der ältesten Zeit ist dagegen von ihnen nur selten die Rede, und wir wissen von ihnen gar wenig, Noch viel später er- fahren wir erst etwas Genaueres über die Nordgermanen oder Skandinavier, die über die Inseln der Ostsee bis nach Schweden

4. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 36

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
36 6. Tageslauf eines germanischen Hausherrn in Friedenszeiten. Tischgenossen blieben dann oft bis tief in die Nacht hinein zusammen. Da lösten sich die Zungen; auch der Verdrießliche vergaß der Übeln Laune, der Verfolgte seiner gefahrvollen Lage, wenn die Hausfrau sich erhob und das Trinkhorn in den Reihen der Gäste herumreichte. Die wichtigsten Fragen des Geschlechtes, der Gemeinde, des Volkes wurden beim Met und Bier besprochen. Aber dem ernsten Gespräch folgte das heitere; fröhliche Reden flogen hin und her; Scherz- und Neckgespräche, die bisweilen zu Handgreiflichkeiten führten, wurden laut oder Rätsel aufgegeben. Diese jedes Mannes würdige Lustbarkeit gab Gelegenheit, nicht nur Witz und schnellen Verstand zu zeigen, sondern auch genaue Kunde der alten Sagen und Lieder von Göttern und Helden und Kenntnis von allerlei Merkwürdigem zu bewähren. Die Rätselreden wurden in ältester Zeit nicht gesprochen, sondern gesungen, wobei man die altehrwürdige Form des Stabreims anwendete, von der ein andermal die Rede sein wird. Und sie waren nicht die einzige Poesie, die bei den Gelagen und Festen der Germanen sich hören ließ. Es gab hochgeehrte Sänger, die zum Klang der Harfe von den Geschicken der Götter, nament- lich den Fahrten des Donnergottes, wie von den Thaten der Väter zu singen und die Herzen der Hörer zu bewegen ver- standen. Man hatte auch gesellige Lieder, die im Chor oder Wechselgesang vorgetragen wurden; dem Saitenspiel gesellte sich dann der fröhliche Klang der Schwegelpfeife. Gesungen wurde überhaupt viel im deutschen Urwalde. Sogar die Nächte vor Schlachttagen brachten die Germanen bei frohem Gelage mit schallendem Gesänge zu, der in Berg und Wald schaurig widerhallte, so daß die lauschenden Römer ein Grausen ankam. Bei Opfern und Familienfeierlichkeiten, namentlich dem Brautlauf, beim Beginn der Schlacht, bei Siegesfesten, bei Bestattungen ertönte nicht minder Gesang. Erhalten ist uns von allen diesen Gesängen, in denen die Deutschen ihre Götter und halbgöttlichen Helden und die großen Männer der Geschichte feierten, nicht eine Zeile, und das müssen wir lebhaft beklagen; denn aus den ältesten Resten unsrer Sprache aus dem vierten Jahrhundert nach

5. Theil 3 - S. 125

1827 - Leipzig : Brockhaus
sublimen Gedanken, die es enthielt. Mil ton war schon über sechzig Jahre alt, als er der Verfasser dieses herr- lichen, obgleich nicht ganz fehlerlosen Gedichtes wurde. Man tadelt daran, daß er die Welt nicht auf Gottes bloßen Ruf entstehen, sondern erst den Riß dazu mit ei- nem Zirkel entwerfen laßt, daß seine Teufel mit Kanonen feuern, daß er die Sünde mit dem Tode vermahlt und ihnen Schlangen zu Kindern gibt, daß er die Gottheit und die Engel nicht immer mit Würde sprechen und die Teufel als Kröten herumhüpfen laßt. Auch findet man Sprache und Versbau bisweilen hart. Diese Mangel werden aber von den Schönheiten des Gedichtes weit überwogen. — Milton starb im Jahre 1674. 23- Die Belagerung von Wien durch die Türken. (1.1683.) Im Jahr 1683, unter der Regierung des Kaisers Leopold I., wurde durch die Belagerung der Stadt Wien durch die Türken ganz Deutschland in Schrecken ge- setzt. Die Veranlassung dazu gab eine Empörung der Ungarn, bei welcher ein gewisser Graf Tökely, der die Seele davon war, den französischen König Ludwig Xiv. und die Türken zu Hülfe rief. Vergeblich bemühte sich Leopold, der schon die Franzosen aufdemnacken hatte, die- sen gefährlichen Krieg durch Unterhandlungen abzuwenden. Die Osmancn bestanden darauf, er sollte sein Kriegsheer ganz aus Ungarn ziehen und dem Tökely die Lände- reien einraumen, die er begehrte; da der Kaiser sich nicht sogleich dazu verstehen wollte, verlangten sie auch noch eine halbe Million Gulden für sich selbst. Jetzt war der Krieg unvermeidlich. Wie sollte ihn aber

6. Theil 3 - S. 147

1827 - Leipzig : Brockhaus
\ ----- 147 --------- tcr Poet. Mächtigen Einfluß auf die schöne Literatur der Franzosen gewannen bald auch die Frauen. Der Ge- schmack des Weibes ist feiner, sittlicher, oft edler; es fühlt lebendiger die Schönheiten der Natur, lebendiger Alles, was das Herz zu bewegen, den Geist zu verschönern ver- mag. In dem Umgang der Frauen lernen die Männer in ihrem Geiste denken. So entstanden nun die vielen zartgeschriebenen Werke, auf welche die Franzosen so stolz sind, und in denen das Herz mit seinen Leidenschaften so glücklich geschildert ist. Durch den lauternden Geschmack der Weiber verschwanden auch die pedantischen Floskeln und der ganze gelehrte Kram, womit die guten Alten auch in den Werken der schönen Künste zu glanzen suchten. Groß und allgemein angestaunt, wie ein Riese, trat nun Peter Corneille auf, dem von Notrou der Weg war bereitet worden, und erfüllte mit seiner Herrlichkeit die öde französische Bühne (ch 1684). Mit ihm begann das goldne Zeitalter der schönen Künste unter Ludwig Xiv. Anfangs versuchte er sich in dem Lustspiel, bald aber fand er in der Tragödie die wahre Bahn, zu der ihm die Na- tur bestimmt hatte. Unter seinen Händen gewann sie eine ganz neue Gestalt. An Stärke der Gedanken und der Gefühle, an Kraft und Haltung der Charaktere, in dem Ausdruck der Leidenschaften und in der glücklichen Wahl der Worte ließ er seine Vorgänger weit hinter sich zurück. Die Franzosen gaben ihm allgemein den Namen des Großen, theils um ihn von seinem Bruder Thomas zu unterscheiden, theils weil er wirklich für seine Zeiten ein großer Mann war. Im Lustspiele wurde er bald von Jean Baptifte Moliere, dem unübertrefflichsten Komi- ker aller Zeiten, übertroffcn (ch1673). Dieser merkwür- dige Mann wußte mit einer seltenen Beobachtungsgabe das Lächerliche in allen Ständen aufzuspüren und es mit 10*

7. Theil 1 - S. 206

1827 - Leipzig : Brockhaus
206 Emen sehr großen Einfluß auf die Cultur der Deut- schen insbesondere hatten die Kreuzzüge. Der Zug der Kreuz- fahrer ging nämlich durch mehrere Lander, die schon gebil- dete Bewohner hatten. In Italien z. B. waren ihre Sam- melplätze Venedig, Genua, Pisa, wo durch den Handel schon großer Luxus herrschte. Non da setzten sie zu Schiffe nach Dalmatien über, und von hier zogen sie zu Lande weiter nach Konstantinopel, der schönsten und größten aller europäischen Städte jener Zeit, wo sich auch noch das Bild feiner römischer und griechischer Sitten erhalten hatte und wo prächtige Denkmäler der schönen Künste prangten. Kon- stantinopel war zugleich fast der einzige Marktplatz, wo mit ostindischen und andern seltenen Maaren gehandelt wurde. Hier sahen und lernten nun die Kreuzfahrer, eigneten sich an, was sie konnten, verfeinerten ihren Geschmack, erweiter- ten und berichtigten ihre Begriffe und verloren einen Theil ihrer Vorurtheile. Besonders lernten sie das Bäuerische ih- rer Sitten und Lebensart fühlen und ablegen. Bald nach den Kreuzzügen herrschte daher große Pracht an den Höfen der Fürsten, großer Pomp bei allen Feierlichkeiten und ein feinerer Geschmack in ihren Vergnügungen. Doch wir wol- len Europas Völker erst kennen lernen, wie sie im zehnten und elften Jahrhunderte vor den Kreuzzügen waren. 1. Sitten und Lebensart der Europäer vom Feine Sitten und guter gesellschaftlicher Ton herrsch- ten vom zehnten bis zum zwölften Jahrhunderte nur in Griechenland und in den großen italienischen und französi- schen Handelsstädten, auch bei den spanischen Arabern oder Saracenen, die in diesen drei Jahrhunderten eine glänzende Rolle spielten. Von den Deutschen jener Zeit macht ein italienischer Geschichtschreiber kein sehr rühmliches Bild. „Sie / zehnten Jahrhunderte an. i

8. Theil 3 - S. 14

1827 - Leipzig : Brockhaus
14 wurde, gab er sogleich den Edelleuten, die ihn begleiteten, Befehl, das Haus in Brand zu stecken und alle Bewohner niederzumachen. Blos unter dem Vorwände, es sei das heilige Sakrament zu einem Kranken in demselben gebracht worden, konnte die Vollziehung der schrecklichen That ver- hindertwerden. Ein andermal, da Don Carlos Kammer- diener, dem geklingelt wurde, nicht sogleich erschien, faßte ihn der Prinz, beim Hereintreten in das Zimmer, um den Leib, fest entschlossen, ihn zum Fenster hinauszuwerfen, wenn nicht auf das Geschrei des Mannes andere Diener herbeigeeilt waren, die ihn retteten. Auch das Acußere des Prinzen soll nicht sehr einnehmend gewesen seyn: einer seiner Schenkel war kürzer als der andere; er hinkte folglich, und schon dieser Umstand allein machte seine Figur ziemlich prosaisch. Es ist aber dem Gemälde, welches die spanischen gutkatholischen Schriftsteller von ihm entwerfen, schon des- wegen nicht ganz zu trauen, weil Don Carlos für einen Freund der Protestanten und einen Feind der Inquisition galt. Nach Andern waren edler Stolz, Muth und Ruhm- liebe die herrschenden Züge in seinem Charakter; und wenn er auf Irrwege gerieth, so mußte es der Übeln Behand- lung seines finstern und mißtrauischen Vaters zugeschrieben werden, der das edlere Streben eines besser als er gesinn- ten Sohnes nicht zu würdigen wußte und durch Kränkungen aller Art sein Selbstgefühl reizte. Don Carlos war ein Sohn der ersten Gemahlin seines Vaters, Maria von Portugal; nach ihrem Tode heirathete Philipp Ii., noch als Kronprinz, die englische Königin Maria, eine Schwester der Königin Elisabeth; und da auch diese gestorben war, nahm er seines Sohnes» Braut, Elisabeth, die reizende Tochter des französischen Königs Heinrich Ii.. zur Gemahlin. So wurde nun aus Don Carlos Geliebten seine Stiefmutter, und er mußte

9. Der Jugendfreund für Schule und Haus - S. 237

1841 - Gütersloh Erfurt : Martinsstift Bertelsmann
190 23* lehrete, als sonst der Brauch war; und da er eines sehr guten Verstandes und sonderlich geneiget zum Wohlreden gewesen, hat er alsbald angefangen, in seinen Schriften alle Worte wohl zu setzen, und ein Ding weitläuftig zu handeln, und ist also in diesem Stuck, und auch in latei- nischen Versen zu schreiben, seinen Gesellen bald weit über- legen gewesen. In freien Stunden übt' er sich im Drech- sln, im Gesänge und im Spielen auf der Flöte und der Laute. Da er nun gemerkt hat, wie ein lieblich Ding es sei um die Lehre, hat er alsbald, aus brünstiger Begierde Zum Lernen, Lust zur hohen Schule bekommen, dieweil er dielt, daß aus derselbigen, als aus einem Brunnquell, alle Künste hersiöffen. Im Jahre I50i senden ihn seine lieben Eltern, nachdem kr 4 Jahre in Eisenach zugebracht, auf die hohe Schule zu Erfurt, welche damals in solchem Ansehen war, daß alle andere dagegen für Schützenschulen angesehen wurden, und erhalten ihn vom Segen ihres löblichen Berggutes. Hier fangt Luther an, die Sprachen und Wissenschaften nebst den freien Künsten mit großem Ernste und besonderm Fleiße gründlich zu studiren. Wiewohl er von Natur ein hurtiger Uy- fröhlicher Geselle war, fing er doch aste Morgen sein Lernen mit herzlichem Gebet an; wie denn dies sein Sprich- wort gewesen: Fleißig gebetet ist über die Hälfte studirt. Er versäumt keine Lection, fragt gerne seine Leh- rer, und bespricht sich in aller Ehrerbietigkeit mit ihnen. ¡ „Daneben," sagt Melanchthon, „liesst er fleißig die vor- nehmsten alten lateinischen Schriften, und zwar also, daß er nicht allein die Worte daraus genommen, wie die jun- gen Knaben, sondern auch eine Lehre und Erempel des Menschlichen Lebens daraus gefasset hat. Auch hat er Alles, was er gelesen oder gehört hatte, im Sinn behalten, gleich als ob er's immerzn vor Augen hätte, wie er denn sonst behältig und guten Gedächtnisses war. Auf solche Weise ist er bald allen andern Studenten zuvor gekommen, daß auch die gavze hohe Schule über Luthers Verstand sich verwun- dert hat. — Einstmals, da er auf der großen Büchersamm- lung die Bücher fein nach einander bestehet, auf daß er die guten kennen lerne, kommt er über die lateinische Bibel, die er zuvor die Zeit seines Lebens nie gesehen; da vermerkt er mit großem Verwundern, daß viel mehr Terte, Episteln

10. Theil 3 - S. 105

1880 - Stuttgart : Heitz
Elisabeth. Maria Stuart. Melvil. Darnley. 105 zu und sagte endlich: sie hätte Anzüge aus allen Ländern. An dem folgenden Tage erschien sie bald in dieser, bald in jener ausländischen Tracht, und endlich fragte sie den Gesandten geradezu, in welchem Anzuge sie sich am besten ausnehme? „Im italienischen," antwortete der schlaue Hosmaun; denn er wußte, daß sie diesem vor allen den Vorzug gab, weil sie darin ihre fliegenden Locken zeigen konnte; und sie war auf ihre blonden, oder eigentlich röth-lichen Haare vorzüglich eitel. Nun legte sie ihm eine Menge Fragen vor: Welches ihm die beste Farbe von Haaren schiene? Ob die Haare seiner Königin oder die ihrigen schöner wären? Endlich fragte sie ihn sogar, welche von beiden überhaupt die Schönste wäre? Melvil lachte innerlich über diese Eitelkeit. Schnell faßte er sich aber und antwortete sehr klug: „Jhro Majestät sind die Schönste in England, und meine Königin in Schottland." Ferner fragte sie, welche von ihnen ant größten wäre? — „ Meine Königin," antwortete Melvil. — „O!" erwiederte Elisabeth, „dann ist sie zu groß; denn ich habe gerade die beste Größe." Da sie von ihm gehört hatte, daß Maria manchmal die Laute'spielte, auf welcher Elisabeth Meisterin zu sein glaubte, so befahl sie eines Tages einem ihrer Höflinge, er solle den Gesandten wie zufällig in ein Zimmer führen, wo er sie hören könnte. Melvil merkte die Absicht, und, seinem angenommenen Charakter treu, stürzte er, wie entzückt von den süßen Tönen, in das Zimmer der Königin, die sich zwar anfänglich unwillig stellte, aber doch nachher fragte, ob er sie ober Maria für eine größere Meisterin halte. Daß Melvil ihr den Vorzug gab, versteht sich von selbst; ttttb als er nach Schottland zurückkehrte, konnte er seiner Königin versichern, daß Elisabeth es nie mit ihr gut meinen würde uttb daß alle ihre Freunbschaftsversicherungen. nichts als Falschheit und Verstellung wären. Bald sctnb sich auch eine Gelegenheit, die Wahrheit biefer Behauptung zu erfahren. Elisabeth schlug Maria vor, den Sohn des Grasen Lenox, Heinrich Darnley (sprich Därnli) zu hei-rathen. Lenox, von Geburt ein Schotte und ein Verwandter des Hauses Stuart, hatte seit lange in England gewohnt, wo auch fein Sohn geboren war. Das Alter und der Abel seiner Familie und der Wunsch der Elisabeth empfahlen bett Darnley vorzüglich, obgleich die Schotten, weil er katholisch war, die Verbinbnng nicht wünschten. Darnley war jetzt in feinem 20. Jahre, schön von Wuchs und Gesicht und von einnehntenbetn Betragen, so daß
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