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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 285

1888 - Habelschwerdt : Franke
285 2. Dänemark erhielt das Herzogtum Gottorp in Holstein; 3. August Ii. wurde wieder König von Polen; 4. Hannover bekommt Bremen und Verden. Rußland ging 1721 den Frieden zu Nystadt ein, worin es Livland, Estland und Jngermanland erhielt. Es tritt jetzt an Stelle Schwedens in die Reihe der europäischen Großmächte ein. Die Nachfolger Pelers des Großen. Unter denselben sind zu nennen: Katharina I., 1725—1727, die Gemahlin Peters. Anna, 1730—1740, welche die Reformen Peters weiter führte und sich im polnischen Erbsolgelriege entscheidend beteiligte. Elisabeth, 1741—1762, die gegen Friedrich den Großen für Österreich Partei nahm. Zweiter Abschnitt. Die Zeit Friedere/s des ©fctfjfett. Preußen. Iii. Friedrich der Große, 1740 — 1786. 1. Seine Jugendzeit. Friedrich Ii., Sohn Friedrich Wilhelms I., wurde den 24. Januar 1712 geboren. Bis zum 7. Jahre stand er unter weiblicher Aussicht, von da wurde er männlicher Leitung anvertraut. Den Absichten des Vaters gemäß sollte es dereinst seine Aufgabe sein, zu behaupten, was seine Vorfahren erwarben, und herbeizuschaffen, was dem Hause Brandenburg von „Gott und Rechtswegen" gebühre. Danach ward die Erziehung des Prinzen eingerichtet, als deren Ziel der König bestimmte, aus ihm einen tüchtigen Soldaten, guten Christen und sparsamen Wirt zu machen. Zwei Umstände führten aber zu einer Entfremdung zwischen Vater und Sohn: a) unter dem Einflüsse feines Lehrers, eines Franzosen, wurde Friedrich von der soldatischen und religiösen Strenge zur Vorliebe für französische Litteratur, Musik und einen heiteren Lebensgenuß geführt; b) der König willigte aus politischen Gründen nicht in die von dem Prinzen beabsichtigte Vermählung mit einer englischen Prinzessin ein. Der harte Druck der väterlichen Strenge und die Verletzung des Ehrgefühls veranlaßten den Prinzen zu einem Fluchtversuche, der indes vereitelt wurde. Während der Prinz nun eine strenge Verwaltungsschule an der Regierung zu Küstrin durchmachen mußte, wurde sein Vertrauter, der Leutenant Kette, erschossen. Durch eisernen Fleiß in den Verwaltungsgeschäften und durch feine vom Könige gewünschte Verheiratung mit der Prinzessin von Braunschweig-Bevern, einer Nichte des Kaisers, gelang es ihm, den Vater wieder zu versöhnen, dessen Bedeutung für den preußischen Staat er unterdes auch würdigen gelernt hatte. Der Prinz versah nun mit großer Gewissenhaftigkeit den Dienst als Oberst in Ruppin und versammelte auf feinem Schlosse zu Rheinsberg Gelehrte und Künstler um sich. Die kleine Schrift „Antimacchiavell," in der

2. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 74

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
74 werden. In des Vaters Werkstatt lernte er mit Nadel und Zwirn hantieren; aber sein Sinn stand in die Weite und der Vater trat ihm nicht entgegen, sondern verschaffte ihm eine Lehrlingsstelle in Karlsruhe, wo mehr zu lernen war als an den Arbeiten für die Kippenheimer. Als Geselle wanderte Georg nach Frankfurt a. M., wo er den an ihn gestellten höheren Anforderungen gerecht wurde und sich im sicheren und geschmackvollen Zuschneiden das Geschick erwarb, durch das er später sein Glück machte. Um sich noch mehr zu vervollkommnen wäre er gern nach Paris, der Stadt der Moden, gewandert. Indessen wagte er einen solchen Schritt nicht aufs blinde Ungefähr, sondern hielt es für nötig sich zuvor mit der französischen Sprache vertraut zu machen. Deshalb wandte er sich nach der französischen Schweiz; er fand in Genf gute Arbeit und lernte fließend französisch sprechen. Als er jedoch mit der Diener- schaft einer reichen englischen Familie bekannt wurde, nahmen seine Pläne eine andere Richtung. London mit seinem großartigen Handel und Wandel, mit seinem ungeheuren Reichtum wurde das Ziel seiner Wünsche. Das Glück wollte ihm wohl; denn jene englische Familie suchte bei der Abreise nach der Heimat noch einen Diener; Stulz meldete sich und wurde gern angenommen. In England legte er den Bedientenrock wieder ab und schlug sich zuerst in kleinere Städte, um sich zunächst mit der Sprache und den Sitten des Landes vertraut zu machen. Als er sich sicher fühlte, wandte er sich nach London und fand bei einem deutschen Meister Arbeit. Jedem Kunden verstand er Rock und Beinkleider so anzupassen, daß sie wie angegossen saßen und doch den Kör- per nicht beengten oder sich in häßliche und lästige Falten schoben. Solch ein echter, rechter Schneidergeselle ist ein wahrer Schatz für einen Meister und das wußte Georgs Brotherr wohl zu würdigen; denn er nahm ihn als Teilhaber in sein blühendes Geschäft auf. Als der Meister bald nachher das Zeitliche segnete, übernahm Georg Stulz das Geschäft und führte es zu einem großartigen Aufschwung. Seine Kundschaft vergrößerte sich immer mehr und gehörte den vornehmsten Kreisen der Riesenstadt an, ja der ganze Hof und die höchsten Würdenträger bezogen ihre Kleidung aus dem glänzen- den Kleidergeschäft des deutschen Meisters, welcher sich zum Be- herrscher der Londoner Mode aufschwang. Unerschöpflich war sein Erfindungsgeist und immer wieder verjüngte sich sein Geschmack; jahrzehntelang strahlte sein Ruhm. Der König von England über- trug ihm die Lieferung der prunkvollen Uniformen der Gardehusaren;

3. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 370

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
370 30. Also übten sie beständig Friedenswerk und Kampfespslichten, Doch der Arbeit für der Seele Heil vergaßen sie mitnichten. 31. Früh und spät zum Hchnmel schallte Ihrer Hymnen und Gebete Bange Klage, die für alle Und für sie um Einlaß flehte. Friedrich Wilhelm Weber, Dreizehnlinden. 185. Einfluß der Kreuzzüge auf Handel und Ztädtewesen. Aie Btürme der Völkerwanderung hatten das entwickelte Gewerbe so gründlich zerstört, daß wieder auf Jahrhunderte der Landbau allein die Beschäftigung der überwiegenden Masse der Bevölkerung bildete. Gin bedeutender Handelsverkehr konnte erst dann entstehen, wenn sich in weiteren Kreisen der Geschmack an fremden Erzeugnissen einstellte und wenn dem Kuslande Tauschwerte für dieselben geboten werden konnten,- vorher aber mußte eine vollständige Umgestaltung nicht bloß der Bitten und Gebräuche sondern auch der gesellschaft- lichen Einrichtungen der ganzen romanischen und germanischen ldelt erfolgen. Und diese Umgestaltung kam. Die Kreuzzüge, das Merk reli- giöser Begeisterung und ritterlicher Abenteuerlust, bewirkten sie. Bus diesem Grunde müssen sie für das folgenschwerste Ereignis des Mittel- alters gelten, obgleich sie nach zweihundertjährigem Kampfe ohne das erstrebte Ergebnis blieben. Das Wiederaufleben des Handels in Europa hebt von den Kreuz- zügen an. Die seit Jahrhunderten fast gänzlich unterbrochene Ver- bindung zwischen Abendland und Morgenland wurde durch sie wieder- hergestellt. Vas Griechische Ueich hatte wenigstens teilweise die Be- ziehungen zu Asien und Afrika unterhalten. Es bezog die Erzeugnisse beider Erdteile auf den Handelswegen über Alexandria, Kleinasien und über die Küstenländer des Bchwarzen Meeres. In Konstantinopel, in Kleinasien und Zprien trat den Kreuzfahrern eine neue Melt entgegen. Der Glanz, die Pracht und die Üppigkeit des Lebens, der Reichtum und die Mannigfaltigkeit der nie gesehenen Gegenden setzte sie in Erstaunen. Gar bald wurden ihnen viele von den ihnen dar- gebotenen Annehmlichkeiten und Genüssen unentbehrlich. Jeder, der nach Erfüllung seines Gelübdes in die Heimat zurückkehrte, trug

4. Lesebuch für die Sonntagschulen der Pfalz - S. 74

1910 - Zweibrücken : Kranzbühler
74 werden. In des Vaters Werkstatt lernte er mit Nadel und Zwirn hantieren; aber sein Sinn stand in die Weite und der Vater trat ihm nicht entgegen, sondern verschaffte ihm eine Lehrlingsstelle in Karlsruhe, wo mehr zu lernen war als an den Arbeiten für die Kippenheimer. Als Geselle wanderte Georg nach Frankfurt a. M., wo er den an ihn gestellten höheren Anforderungen gerecht wurde und sich im sicheren und geschmackvollen Zuschneiden das Geschick erwarb, durch das er später sein Glück machte. Um sich noch mehr zu vervollkommnen wäre er gern nach Paris, der Stadt der Moden, gewandert. Indessen wagte er einen solchen Schritt nicht aufs blinde Ungefähr, sondern hielt es für nötig sich zuvor mit der französischen Sprache vertraut zu machen. Deshalb wandte er sich nach der französischen Schweiz; er fand in Genf gute Arbeit und lernte fließend französisch sprechen. Als er jedoch mit der Diener- schaft einer reichen englischen Familie bekannt wurde, nahmen seine Pläne eine andere Richtung. London mit seinem großartigen Handel und Wandel, mit seinem ungeheuren Reichtum wurde das Ziel seiner Wünsche. Das Glück wollte ihm wohl; denn jene englische Familie suchte bei der Abreise nach der Heimat noch einen Diener; Stulz meldete sich und wurde gern angenommen. In England legte er den Bedientenrock wieder ab und schlug sich zuerst in kleinere Städte, um sich zunächst mit der Sprache und den Sitten des Landes vertraut zu machen. Als er sich sicher fühlte, wandte er sich nach London und fand bei einem deutschen Meister Arbeit. Jedem Kunden verstand er Rock und Beinkleider so anzupassen, daß sie wie angegossen saßen und doch den Kör- per nicht beengten oder sich in häßliche und lästige Falten schoben. Solch ein echter, rechter Schneidergeselle ist ein wahrer Schatz für einen Meister und das wußte Georgs Brotherr wohl zu würdigen; denn er nahm ihn als Teilhaber in sein blühendes Geschäft auf. Als der Meister bald nachher das Zeitliche segnete, übernahm Georg Stulz das Geschäft und führte es zu einem großartigen Aufschwung. Seine Kundschaft vergrößerte sich immer mehr und gehörte den vornehmsten Kreisen der Riesenstadt an, ja der ganze Hof und die höchsten Würdenträger bezogen ihre Kleidung aus dem glänzen- den Kleidergeschäft des deutschen Meisters, welcher sich zum Be- herrscher der Londoner Mode aufschwang. Unerschöpflich war sein Erfindungsgeist und immer wieder verjüngte sich sein Geschmack; jahrzehntelang strahlte sein Ruhm. Der König von England über- trug ihm die Lieferung der prunkvollen Uniformen der Gardehusaren;

5. Theil 3 - S. 125

1827 - Leipzig : Brockhaus
sublimen Gedanken, die es enthielt. Mil ton war schon über sechzig Jahre alt, als er der Verfasser dieses herr- lichen, obgleich nicht ganz fehlerlosen Gedichtes wurde. Man tadelt daran, daß er die Welt nicht auf Gottes bloßen Ruf entstehen, sondern erst den Riß dazu mit ei- nem Zirkel entwerfen laßt, daß seine Teufel mit Kanonen feuern, daß er die Sünde mit dem Tode vermahlt und ihnen Schlangen zu Kindern gibt, daß er die Gottheit und die Engel nicht immer mit Würde sprechen und die Teufel als Kröten herumhüpfen laßt. Auch findet man Sprache und Versbau bisweilen hart. Diese Mangel werden aber von den Schönheiten des Gedichtes weit überwogen. — Milton starb im Jahre 1674. 23- Die Belagerung von Wien durch die Türken. (1.1683.) Im Jahr 1683, unter der Regierung des Kaisers Leopold I., wurde durch die Belagerung der Stadt Wien durch die Türken ganz Deutschland in Schrecken ge- setzt. Die Veranlassung dazu gab eine Empörung der Ungarn, bei welcher ein gewisser Graf Tökely, der die Seele davon war, den französischen König Ludwig Xiv. und die Türken zu Hülfe rief. Vergeblich bemühte sich Leopold, der schon die Franzosen aufdemnacken hatte, die- sen gefährlichen Krieg durch Unterhandlungen abzuwenden. Die Osmancn bestanden darauf, er sollte sein Kriegsheer ganz aus Ungarn ziehen und dem Tökely die Lände- reien einraumen, die er begehrte; da der Kaiser sich nicht sogleich dazu verstehen wollte, verlangten sie auch noch eine halbe Million Gulden für sich selbst. Jetzt war der Krieg unvermeidlich. Wie sollte ihn aber

6. Theil 3 - S. 147

1827 - Leipzig : Brockhaus
\ ----- 147 --------- tcr Poet. Mächtigen Einfluß auf die schöne Literatur der Franzosen gewannen bald auch die Frauen. Der Ge- schmack des Weibes ist feiner, sittlicher, oft edler; es fühlt lebendiger die Schönheiten der Natur, lebendiger Alles, was das Herz zu bewegen, den Geist zu verschönern ver- mag. In dem Umgang der Frauen lernen die Männer in ihrem Geiste denken. So entstanden nun die vielen zartgeschriebenen Werke, auf welche die Franzosen so stolz sind, und in denen das Herz mit seinen Leidenschaften so glücklich geschildert ist. Durch den lauternden Geschmack der Weiber verschwanden auch die pedantischen Floskeln und der ganze gelehrte Kram, womit die guten Alten auch in den Werken der schönen Künste zu glanzen suchten. Groß und allgemein angestaunt, wie ein Riese, trat nun Peter Corneille auf, dem von Notrou der Weg war bereitet worden, und erfüllte mit seiner Herrlichkeit die öde französische Bühne (ch 1684). Mit ihm begann das goldne Zeitalter der schönen Künste unter Ludwig Xiv. Anfangs versuchte er sich in dem Lustspiel, bald aber fand er in der Tragödie die wahre Bahn, zu der ihm die Na- tur bestimmt hatte. Unter seinen Händen gewann sie eine ganz neue Gestalt. An Stärke der Gedanken und der Gefühle, an Kraft und Haltung der Charaktere, in dem Ausdruck der Leidenschaften und in der glücklichen Wahl der Worte ließ er seine Vorgänger weit hinter sich zurück. Die Franzosen gaben ihm allgemein den Namen des Großen, theils um ihn von seinem Bruder Thomas zu unterscheiden, theils weil er wirklich für seine Zeiten ein großer Mann war. Im Lustspiele wurde er bald von Jean Baptifte Moliere, dem unübertrefflichsten Komi- ker aller Zeiten, übertroffcn (ch1673). Dieser merkwür- dige Mann wußte mit einer seltenen Beobachtungsgabe das Lächerliche in allen Ständen aufzuspüren und es mit 10*

7. Theil 1 - S. 206

1827 - Leipzig : Brockhaus
206 Emen sehr großen Einfluß auf die Cultur der Deut- schen insbesondere hatten die Kreuzzüge. Der Zug der Kreuz- fahrer ging nämlich durch mehrere Lander, die schon gebil- dete Bewohner hatten. In Italien z. B. waren ihre Sam- melplätze Venedig, Genua, Pisa, wo durch den Handel schon großer Luxus herrschte. Non da setzten sie zu Schiffe nach Dalmatien über, und von hier zogen sie zu Lande weiter nach Konstantinopel, der schönsten und größten aller europäischen Städte jener Zeit, wo sich auch noch das Bild feiner römischer und griechischer Sitten erhalten hatte und wo prächtige Denkmäler der schönen Künste prangten. Kon- stantinopel war zugleich fast der einzige Marktplatz, wo mit ostindischen und andern seltenen Maaren gehandelt wurde. Hier sahen und lernten nun die Kreuzfahrer, eigneten sich an, was sie konnten, verfeinerten ihren Geschmack, erweiter- ten und berichtigten ihre Begriffe und verloren einen Theil ihrer Vorurtheile. Besonders lernten sie das Bäuerische ih- rer Sitten und Lebensart fühlen und ablegen. Bald nach den Kreuzzügen herrschte daher große Pracht an den Höfen der Fürsten, großer Pomp bei allen Feierlichkeiten und ein feinerer Geschmack in ihren Vergnügungen. Doch wir wol- len Europas Völker erst kennen lernen, wie sie im zehnten und elften Jahrhunderte vor den Kreuzzügen waren. 1. Sitten und Lebensart der Europäer vom Feine Sitten und guter gesellschaftlicher Ton herrsch- ten vom zehnten bis zum zwölften Jahrhunderte nur in Griechenland und in den großen italienischen und französi- schen Handelsstädten, auch bei den spanischen Arabern oder Saracenen, die in diesen drei Jahrhunderten eine glänzende Rolle spielten. Von den Deutschen jener Zeit macht ein italienischer Geschichtschreiber kein sehr rühmliches Bild. „Sie / zehnten Jahrhunderte an. i

8. Theil 3 - S. 14

1827 - Leipzig : Brockhaus
14 wurde, gab er sogleich den Edelleuten, die ihn begleiteten, Befehl, das Haus in Brand zu stecken und alle Bewohner niederzumachen. Blos unter dem Vorwände, es sei das heilige Sakrament zu einem Kranken in demselben gebracht worden, konnte die Vollziehung der schrecklichen That ver- hindertwerden. Ein andermal, da Don Carlos Kammer- diener, dem geklingelt wurde, nicht sogleich erschien, faßte ihn der Prinz, beim Hereintreten in das Zimmer, um den Leib, fest entschlossen, ihn zum Fenster hinauszuwerfen, wenn nicht auf das Geschrei des Mannes andere Diener herbeigeeilt waren, die ihn retteten. Auch das Acußere des Prinzen soll nicht sehr einnehmend gewesen seyn: einer seiner Schenkel war kürzer als der andere; er hinkte folglich, und schon dieser Umstand allein machte seine Figur ziemlich prosaisch. Es ist aber dem Gemälde, welches die spanischen gutkatholischen Schriftsteller von ihm entwerfen, schon des- wegen nicht ganz zu trauen, weil Don Carlos für einen Freund der Protestanten und einen Feind der Inquisition galt. Nach Andern waren edler Stolz, Muth und Ruhm- liebe die herrschenden Züge in seinem Charakter; und wenn er auf Irrwege gerieth, so mußte es der Übeln Behand- lung seines finstern und mißtrauischen Vaters zugeschrieben werden, der das edlere Streben eines besser als er gesinn- ten Sohnes nicht zu würdigen wußte und durch Kränkungen aller Art sein Selbstgefühl reizte. Don Carlos war ein Sohn der ersten Gemahlin seines Vaters, Maria von Portugal; nach ihrem Tode heirathete Philipp Ii., noch als Kronprinz, die englische Königin Maria, eine Schwester der Königin Elisabeth; und da auch diese gestorben war, nahm er seines Sohnes» Braut, Elisabeth, die reizende Tochter des französischen Königs Heinrich Ii.. zur Gemahlin. So wurde nun aus Don Carlos Geliebten seine Stiefmutter, und er mußte

9. Theil 3 - S. 105

1880 - Stuttgart : Heitz
Elisabeth. Maria Stuart. Melvil. Darnley. 105 zu und sagte endlich: sie hätte Anzüge aus allen Ländern. An dem folgenden Tage erschien sie bald in dieser, bald in jener ausländischen Tracht, und endlich fragte sie den Gesandten geradezu, in welchem Anzuge sie sich am besten ausnehme? „Im italienischen," antwortete der schlaue Hosmaun; denn er wußte, daß sie diesem vor allen den Vorzug gab, weil sie darin ihre fliegenden Locken zeigen konnte; und sie war auf ihre blonden, oder eigentlich röth-lichen Haare vorzüglich eitel. Nun legte sie ihm eine Menge Fragen vor: Welches ihm die beste Farbe von Haaren schiene? Ob die Haare seiner Königin oder die ihrigen schöner wären? Endlich fragte sie ihn sogar, welche von beiden überhaupt die Schönste wäre? Melvil lachte innerlich über diese Eitelkeit. Schnell faßte er sich aber und antwortete sehr klug: „Jhro Majestät sind die Schönste in England, und meine Königin in Schottland." Ferner fragte sie, welche von ihnen ant größten wäre? — „ Meine Königin," antwortete Melvil. — „O!" erwiederte Elisabeth, „dann ist sie zu groß; denn ich habe gerade die beste Größe." Da sie von ihm gehört hatte, daß Maria manchmal die Laute'spielte, auf welcher Elisabeth Meisterin zu sein glaubte, so befahl sie eines Tages einem ihrer Höflinge, er solle den Gesandten wie zufällig in ein Zimmer führen, wo er sie hören könnte. Melvil merkte die Absicht, und, seinem angenommenen Charakter treu, stürzte er, wie entzückt von den süßen Tönen, in das Zimmer der Königin, die sich zwar anfänglich unwillig stellte, aber doch nachher fragte, ob er sie ober Maria für eine größere Meisterin halte. Daß Melvil ihr den Vorzug gab, versteht sich von selbst; ttttb als er nach Schottland zurückkehrte, konnte er seiner Königin versichern, daß Elisabeth es nie mit ihr gut meinen würde uttb daß alle ihre Freunbschaftsversicherungen. nichts als Falschheit und Verstellung wären. Bald sctnb sich auch eine Gelegenheit, die Wahrheit biefer Behauptung zu erfahren. Elisabeth schlug Maria vor, den Sohn des Grasen Lenox, Heinrich Darnley (sprich Därnli) zu hei-rathen. Lenox, von Geburt ein Schotte und ein Verwandter des Hauses Stuart, hatte seit lange in England gewohnt, wo auch fein Sohn geboren war. Das Alter und der Abel seiner Familie und der Wunsch der Elisabeth empfahlen bett Darnley vorzüglich, obgleich die Schotten, weil er katholisch war, die Verbinbnng nicht wünschten. Darnley war jetzt in feinem 20. Jahre, schön von Wuchs und Gesicht und von einnehntenbetn Betragen, so daß

10. Theil 3 - S. 92

1880 - Stuttgart : Heitz
92 Neue Geschichte. 1. Periode. England. Arges zu denken. Aber seine Augen wurden immer stierer, und als sie fort war, theilte er seine Endteckuug seinem Beichtvater mit, der ihn noch mehr aufbrachte und ihn bat, der Königin als Ketzerin den Proceß machen zu lassen; denn je höher sie stände, desto größeren Eindruck würde ihre Bestrafung machen. So wurde also der Proceß eingeleitet, ohne daß die Königin etwas ahnte. Zufälligerweise ließ der Kanzler das Papier, auf dem die Anklage stand, aus der Tasche fallen. Einer der Anhänger der Königin fand es und brachte es ihr, und nun sah sie, in welcher großen Gefahr sie schwebte. Aber als eine kluge Frau faßte sie sich bald. Sie ging zum Könige, setzte sich ruhig zu ihm und als er wieder auf seine theologischen Sätze das Gespräch brachte und sie um ihre Meinung fragte, antwortete sie: solche tiefe Untersuchungen paßten sich nicht für Weiber. Diese wären dazu da, den Männern zu gehorchen. Dem Manne käme es allein zu, die Grundsätze für die Frau zu wählen, und diese müßten in allen Dingen die Denkart ihres Mannes annehmen. Sie müsse das um so mehr, da sie so glücklich wäre, einen Mann zu besitzen, der im Stande wäre, Religionsvorschriften für ganze Nationen zu entwerfen. Je länger sie sprach, desto mehr klärte sich das Gesicht des Königs auf, und endlich rief er, indem er sie umarmte: „Nein, bei der heiligen Maria, du bist ein Doctor geworden, Käthchen, und bist geschickter, mich zu unterrichten, als ich dich!" Sie antwortete bescheiden, dies Lob käme ihr gar nicht zu. Sie habe wohl zuweilen gewagt, eine andere Meinung aufzustellen; das habe sie aber nur gethan, um mehr Leben in die Unterhaltung zu bringen und ihm Gelegenheit zu geben, sie zu belehren. „Ist das wirklich wahr, meine Liebe?" rief Heinrich. Nun da sind wir ja wieder vollkommen gute Freunde." Als nun beide in freundlichem Gespräche umhergingen, kam der Kanzler, rief den König bei Seite und brachte ihm die Nachricht, daß der Proceß eingeleitet sei. Aber er kam schlimm an. Der König nannte ihn einen Narren über den anderen, so daß der Mann ganz verwirrt davonschlich. Heinrich starb endlich in demselben Jahre, da Franz I. starb (1547). 93. Johanna Gray. — Maria von England. Heinrich Viii. und der Johanna Seymour Sohn, Eduard Vi. (1547—53), wurde nun König, ein erst zehnjähriger, gutgearteter
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