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362 ein Treffen, in dem er zwar siegte, aber tötlich verwundet wurde. Sterbend riet er zum Frieden.
4. Folgen des Krieges.
a) Sparta tritt in den Hintergrund; doch auch Theben kann nach dem Tode des Epaminondas die Hegemonie nicht behaupten;
b) alle griechischen Staaten sind geschwächt;
c) fremde Fürsten, namentlich Philipp von Macedonien, gewinnen Einfluß in Griechenland.
Griechenland kommt unter die Herrschaft der Macedorrier,
362-338.
1. Macedonien bis auf Philipp Ii. Macedonien, nördlich von Thessalien gelegen, ist das Gebiet mehrerer Flußthäler, deren größtes das des Strymon ist. Die Münduug der Flüsse weist das Land auf das Ägäische Meer und auf die Teilnahme an dessen Geschichte hin. Die Verfassung war ein Königtum, das jedoch in der älteren Zeit machtlos war. In den griechischen Händeln spielte Macedonien bald als Hilssniacht der Athener, bald der Spartaner eine Nebenrolle. Der König Archelaus, 413—399, hob das Land auf eine höhere Stufe, organisierte eine Kriegsmacht und verschaffte der griechischen Kultur Eingang.
2. Philipp Ii., 359—336. Nach langen Parteikämpfen kam 359 Philipp Ii. zur Regierung. In seiner Jugend als Geisel nach Theben geführt, lernte er hier griechische Bildung, zugleich aber auch den Verfall der griechischen Staaten kennen. Bald zu Anfang seiner Regierung bewies er eine ungewöhnliche Schlauheit und Energie. Sein Ziel war, die Kräfte Griechenlands sich dienstbar zu machen.
3. Der heil. Krieg gegen Phocis, 355—346. Die Phocier hatten Ländereien des delphischen Apollo in Besitz genommen und waren auf Antrag der Thebaner von den Amphiktyonen zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden. Sie griffen deshalb zu den Waffen und fanden an den Spartanern und Athenern Bundesgenossen. Als sie auch in Thessalien einfielen, riefen dortige Adelsgeschlechter Philipp von Macedonien um Hilfe. Dieser besiegte die Phocier nach hartnäckigem Widerstände. Als er aber durch die Thermopyleu nach Hellas vordringen wollte, wurde er von den Athenern gehindert. Er begnügte sich mit Thessalien als dem Übergangslande nach Hellas. Als aber
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Extrahierte Personennamen: Philipp_von_Macedonien Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_von_Macedonien Philipp
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nahm einen glücklichen Zug gegen ihn, eroberte Tunis und befreite viele Christensklaven.
b) Zug nach Algier, 1541. Nicht so glücklich mar der Zug gegen die Seeräuber in Algier. Die kaiserliche Flotte wurde zerstreut.
6. Krieg gegen die Türken. Sultan Soliman Ii., „der Prächtige," 1519 1566, ist der letzte von den 12 gewaltigen Kriegssürsten, die seit dem Jahre 1300 den Thron der Osmanen inn'e hatten und ihre Herrschaft weit ausgebreitet haben. Sein Plan ging aus die Unterwerfung des Abendlandes; darum machte er einen Angriff auf Ungarn, des natürlichen Mittelgliedes zwischen dem Osten und Westen.
Nachdem Soliman das wichtige Belgrad, „das eine Auge der Christenheit," 1521 genommen, entriß er den Johannitern nach heldenhafter Verteidigung auch das andere, Rhodus. (Die Johanniter verlegten ihren Sitz nach Malta.) Im Jahre 1526 besiegte er den jungen König Ludwig Ii. von Ungarn in der Schlacht bei Mohacz, in der letzterer fiel, und begünstigte nun den Woywoden Johann Zapolya, den der lutherische Adel Ungarns dem Schwager und Nachfolger Ludwigs, Ferdinand von Österreich, gegenüber als Kronprätendenten aufgestellt hatte. Jedoch vergebens belagerte der Sultan Sbiert (1529). Als der Kaiser in dem Nürnberger Religionsfrieden die Unterstützung durch die Protestanten gewonnen hatte, wurde Soliman bei Graz zurückgeschlagen. Doch mußte es Karl erleben, daß 1541 ein türkischer Pascha seinen bleibenden Sitz in Ösen ausschlug.
3. |>ie Entwickelung der Hleformaliou öis zum Ueichs-lage zu Würnöerg, 1532. Karl V. hatte während feiner Abwesenheit die Regierung dem Reichsregimente übergeben, an dessen Spitze der Kurfürst von Sachsen stand, welcher der Reformation günstig gesinnt war. Daher schritt dieselbe weiter fort.
A. Die Anhänger Luthers. Unter ihnen traten vier Gruppen hervor:
a) Die Humanisten. Da der jüngere Humanismus schon eine kirchenfeindliche Richtung eingeschlagen hatte, so schlossen sich seine Vertreter der reformatorifchen Bewegung an. Philipp Melanchthon (Schwarzerd), geb. 1497, gest. 1560, ein Großneffe Renchlins, war bereits Luthers Begleiter bei der Leipziger Disputation gewesen. Er war Professor in Wittenberg, unterstützte Luther, indem er dessen Lehrbegriff in ein System brachte, und organisierte später das sächsische Schulwesen auf reforma-torischer Grundlage. Karlstadt stellte sich in Wittenberg an die Spitze einer fanatischen Schar, die mit Gewalt alles, was an den katholischen Gottesdienst erinnerte, aus den Kirchen ent-
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— 125 —
3. Lyrik — Minnegesang, die ureigenste Schöpfung des Rittertums.
Nicht nur Frauenliebe, sondern auch Liebe zu Gott, zur Natur, zum Vaterlande und zum Fürsten behandelt.
Der älteste Minnesänger ist Kürenberg.
Der bedeutendste Walter v. d. Vogelweide. *) (S. §. 29. p. 105.) Auch die Volkslyrik trieb herrliche Blüten.2)
Die Fürsten waren nicht nur Beförderer der Dichtkunst, wie Landgraf Hermann von Thüringen (Sängerkrieg auf der Wartburg 1230) 3) sondern es zeichneten sich selbst viele im Minnegesang aus — Kaiser Hemnch Yi., Konradin, Markgraf Otto Iv. mit dem Pfeil von Brandenburg u. a.
Verfall der Ritterpoesie:
Mit dem Verfall des Rittertums verfiel auch seine Poesie. Genußsucht und rohe Sinnlichkeit erstickten die sanften Regungen der Mmne und raubten dem Adel Lust und Fähigkeit zur Poesie.
Die einzelnen nationalen Sagen wurden dürftig und verkürzt zusammengestellt — im Xv. Jh. Heldenbuch. (S. §. 4. p. 17.)
1) Geständniß.
Du hochgelobter Gott. wie selten ich dich preise,
So ich dir doch verdanke Beides, Wort und Weise,
Wie wag' ich's so zu frevlen unter deinem Reise-Ich handle sündig noch, mir fehlt die wahre Minne Zu meinem Nebenchristen, ewiger Vater, und zu dir.
Nie ward ich einem Andern noch so hold als mir,
Gott, Sohn und Vater, euer Geist erleuchte meine Sinne!
Wie mach' ich's, den zu minnen, der mir Böses tut?
Ich habe den viel lieber, der auch mir ist gut:
Vergib mir sonst all' meine Schuld, noch steht mir so der Mut.
Der wälsche Trug (a. 1212).
Juchheisa! mag der Papst iu's Fäustchen christlich lachen.
Wenn er zu seinen Wälschen sagt: „Was kann ich Alles machen!"
Was er da sagt, das hätt' er besser nie gedacht.
Er prahlt: „Zwei Deutsche hab' ich unter eine Krone gebracht Daß sie das Reich zerreißen nun mit Kriegeslasten.
Unterdessen füllen wir die Kasten.
Hab' sie zum Opferstock gedrängt, ihr Gut ist alles mein,
Ihr deutsches Silber fährt in meinen wälschen Schrein,
Ihr Pfaffen, esset Hühner, trinket Wein.
Und laßt für euch die Deutschen beten, fingen, fasten."
2) Du bist min, ich bin bin In meinem Herzen.
Des sollst bn gewiß sin Verloren ist das Slüzzelin.
Du bist beslozzen Du mußt immer brinne sin.
3) Siehe Wandgemälde von Moritz v. Schwind und Rich. Wagner „Tann« Hauser.
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1580 Concordienbuch,
die magna charta des deutschen Luthertums".
Verworfen von Hessen, Nassau, Anhalt, Pommern, Holstein, Bremen, Nrnberg, Straburg u. a.
2. Der groartige reformatorische Geist schwand bei den lu-therischen Geistlichen.
Sie werden Silbenstecher, Wortklauber und untolerante Zeloten ').
Die Bildung der Jugend wird formales Abrichten.
Es ging in der Kirche wie im Staate des Perikles:
Luthers enormer Geist, seine gewaltige Herrschernatur konnte die Geister,
die er gerufen, noch beherrschen.
Unter den Epigonen fand sich kein wrdiger Nachfolger.
3. Die Uneinigkeit erzeugte Schwche in einer Zeit, wo man mit energischer Kraft und in geschlossener Phalanx dem mutig vorwrts-dringenden Katholizismus htte entgegentreten mssen.
Die Schwche der Gegner gab der Gegenreformation die Hauptkraft.
Bas Tridentiner Konzil.
Veranlassung: Papst Paul Iii.2) (Farnese) hatte das ernste Bestreben, eine Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern durchzufhren und die religise Einheit wieder herzustellen.
1540 und 1541 drei Religionsgesprche zwischen Katholiken und Protestanten scheiterten an
a. dem Primat des rmischen Stuhles,
b. der Lehre von den Sakramenten.
Ein allgemeines Konzil sollte den Streit endgltig schlichten:
Aber die Protestanten erschienen nicht, mit Recht, denn man wollte vondispu-tation nichts hren, man verfluchte die Gegenmeinung.
Die Wirksamkeit des Konzils beschrnkte sich auf den Katholizismus.
Ziel: Die Widerstandskraft der Kirche gegen die Neuerungen sollte vermehrt werden durch Herstellung einer strengen Gleichfrmigkeit in Disciplinar-fachen und in Glaubensbestimmungen.
Die drei bedeutendsten Männer des Konzils waren:
a. Der Kardinal von Gnise. (Vgl. Schiller Maria Stuart und ____________________Hugenottenkriege . 20).
Die Rache des Adels lieh dem Grimme der Theologen ihr Schwert". Hase Kirchengeschichte p. 421.
Buchfhrer und Schriftsteller zu sein, war bei der Strenge der katholischen und protestantischen Censur ein hchst gefhrliches Geschft.
1) S. Calinich Aus dem Xvi. Jh." die Pastoren p. 184. Charakteristik eines zelotischen Lutheraners durch einen Calvinisten:
Er tritt in der Woche ein Mal oder zwei auf die Kanzel, bringt eine halbe Predigt zu mit Lgen, Lstern und Verdammung anderer Christen, schumt fr Bosheit wie ein Eber, schnaubt, bis ihm der Schwei ausbricht, schreit, da ihm der Hals weh thut, so bekommt er von seinen Zuhrern das Lob eines treuen, lutherischen Predigers". 2) S. p. 37.
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Extrahierte Personennamen: Schiller_Maria_Stuart Maria
Das Mnster wurde dem katholischen Gottesdienst zurckgegeben *). (Die Religion wurde als Hebel gegen das deutsche Vaterland mit Erfolg benutzt).
Anstatt dem Ruber sofort die herrliche Stadt zu entreien 2), schlo der Kaiser mit Louis einen Waffenstillstand aus 20 Jahre und.lie ihm Straburg.
B. Trken vor Wien 1683.
Wieder hatte Louis den Kaiser im Osten beschftigt:
Aufstand der protestantischen Ungarn unter Emmerich von T'kely3) im Verein mit den von franzsischen Agenten aufgestachelten Trken.
1683 Trken vor Wien unter dem Grovezier Kara Mnstapha. ~ Verteidigung durch Rdiger von Starkembera.
intsatz durch Herzog Karl von Lothringen und Johann Sobieski von Polen. ^ Sieg vor Wien und Vertreibung der Trken aus Ungarn.
1685 Aufbebunq des Ediktes von Nantes Schwchung Frankreichs <). Nach dem Siege der die Trken ernste Absicht von Kaiser und Reich, der Eroberungssucht Louis' entgegenzutreten. Zu diesem Zweck
1686 Augsburger Liga:
Kaiser, Spanien, Wilhelm von Oranien, der groe Kurfürst, Karl Xi. von Schweden, Savoyen.
Selbst der Papst begnstigt die Verbindung als italienischer Fürst und wegen seiner Streitigkeit mit Louis, der die Kirche in Frankreich ganz unabhngig vom Papst zu machen versuchte.
1688 Vernderung des europischen Staatensystems zu Ungunsten Frankreichs:
Wilhelm von Oranien König von England 5).
Louis Xiv. kommt den Feinden zuvor durch Beginn des Iii. Raub- oder Orlansschen Krieges.
. 44 Der Iii. Raubkrieg.
Iii. Raubkrieg 1688-1697.
Grund: Louis mu durch neuen Krieg seinen Raub schtzen. Veranlassung:
a. Er wollte seinen Verbndeten, den Koadjntor Wilhelm von Frstenberg, auf den Klner Erzbischofsitz bringen.
b. Er machte fr feine Base Liselotte" von der Pfalz, die Ge-mahlin des Herzogs von Orleans, auf Teile der Pfalz und das ganze Mobiliarvermgen Anspruch6).
(Kanonen von den Festungen).
1) Dxr^Mchof sagte: Herr, nun lfsest du deinen Diener in Frieden fahren,
denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen".
2) Vgl. Ausspruch Karls V. p. 62.
3) sterreich hat sich durch Intoleranz zweihundertjhrigen Krieg mit den Prote-stanten in Ungarn und Siebenbrgen zugezogen. Trkenkriege dadurch doppelt erschwert.
4) Siehe . 39 p. 128 und . 41 p. 134. 5) Siehe . 50.
6) 1685 Aussterben der Linie Pfalz-Simmern. Das Kurfrstentum geht auf die
Neuburger Linie der katholisch. S. p. 92.
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Extrahierte Personennamen: Louis Louis Kara_Mnstapha Starkembera Karl_von_Lothringen Karl Johann_Sobieski_von_Polen Johann Wilhelm_von_Oranien Wilhelm Karl_Xi Karl Louis Wilhelm_von_Oranien_König Wilhelm Louis_Xiv Louis Wilhelm_von_Frstenberg Wilhelm Karls_V. Karls_V.
Extrahierte Ortsnamen: Wien Ungarn Wien Wien Ungarn Nantes Frankreichs Spanien Schweden Savoyen Frankreich Frankreichs England Klner_Erzbischofsitz Ungarn
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Reichstag zu Regensburg zu beschicken. (Sie sehen vorher, da sie berstimmt werden wrden).
Lage: Der schmalkaldische Bund war zuerst im Vorteil:
47000 Mann schlagfertiger Truppen.
Der Kaiser hatte nur wenige deutsche Landsknechte, mute erst seine Truppen aus den Niederlanden, Italien, Spanien herbeischaffen. Bundesgenossen des Kaisers: Sein Bruder Ferdinand und Herzog
Moritz von Sachsen.
Bei den Protestanten herrschte Uneinigkeit und Zgern. Der Anfhrer der sddeutschen Reichsstdte, Seb. Schrtlin') von Burteubach, willwe Psse besetzen, um die fremden Kriegsvlker abzuhalten.
Er besetzt die Ehrenberger Klause,
wird von Johann Friedrich zurckgerufen.
Dieser wird Oberanfhrer, obwohl Philipp von Hessen befhigter war. (Ein Landgraf kann nicht einen Kurfrsten kommandieren). Sie wollen nicht angreifen trotz ihrer besseren Rstung. Die Autoritt des Kaisers war noch sehr bedeutend.
Besonders Johann Friedrich war von Ehrfurcht gegen ihn erfllt. Karl V. 1. Er machte durch friedeatmende Erklrung die Feinde sicher. 2. Er teilte die Protestanten durch die Behauptung, da er den Kampf nur zur Zerstrung eines politischen Sonderbundes fhre.
Erfolg: Brandenburg, Pfalz, Mecklenburg, Pommern blieben neutral.
Moritz von Sachsen und Albrecht von Brandenburg-Kulmbach treten auf des Kaisers Seite.
Verlauf des Krieges.
Johann Friedrich und Philipp in die Reichsacht erklrt, Moritz die Voll-strecknng bertragen.
Bndnis des Moritz mit dem Kaiser zu Prag.
Sein Kanzler, von Earlowitz, bestimmte ihn dazu, eine Partei ganz und rckhaltlos zu ergreisen. Vorher hatte er den offenen Bruch mit den Schmal-kaldenern vermieden.
1546
Unterwerfung von Sddeutschland durch den Kaiser.
Die Schmalkaldener stehen unthtig an der Donau bei Donauwrth.
1) Schrtlin, brgerlicher Herkunft, erwarb sich durch Kriegsthateu Ritterwrde und Rittergut. Er tritt nach der Niederlage der Protestanten in franzsische Dienste, hilft Metz, Toul, Verdun erobern. S. Richter Landsknechte p. 5255. Er schliet den Vertrag zwischen H. Ii. und Moritz ab. Im Passauer Vertrag begnadigt, Rckkehr, t 1577 auf seinem Schlosse Burteubach.
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nachdem man ihn aufl seinem Verstecke hervorgeholt hatte, in Mühlhausen hingerichtet. Das war das Ende dieser traurigen Ereignisse, die in der Geschichte unter dem Namen Bauernkriege bekannt stnd.
Fast noch schrecklichere Dinge als die eben geschilderten ereigneten sich 10 Jahre später in Münster. Hier verkündete ein Prediger, Namens Bernhard Rottmann, ähnliche Lehren wie früher Thomas Münzer. Sein Anhang mehrte sich von Tag zu Tag, namentlich von den Niederlanden her. Die Sektirer hielten sich für die Auserwählten Gottes und als solche berufen, eine neue Ordnung der Dinge einzuführen. Wer zu ihnen übertrat, wurde aufs Neue getauft, weshalb man sie „die Wiedertäufer" nannte. 1533 kamen zwei Männer nach Münster, welche sich alsbalv der Herrschaft über die Schwärmer bemächtigten: Der Bäcker Johann Matthiesen von Harlemund Der Schneider Johann Bockold von Leyden (Johann von Leyden). Matthiesen trat als Prophet auf. Zu seinen vornehmsten Anhängern zählten außer Den Genannten Die Burger Knipperdolling und Krechting. Zu Anfang des Jahres 1534 brach die Rotte in offener Empörung gegen die Beffergesinnten Der Stadt los. „Hinweg mit den Kindern Esau's!" rief der Prophet, „die Erbschaft gehört den Kindern Jakob's!" „Hinweg mit den Gottlosen!" schrie die Menge in wahnsinniger Wuth und trieb Alle, die sich nicht saufen lassen wollten, zur Stadt hinaus, Viele nackt und bloß; selbst Kranke imb Greise würden nicht verschont.
Jnbessen erschien alsbalb ein Kriegskeer vor der Stadt und der Prophet war der erste, der feine Schwärmerei mit dem Leben bezahlen mußte. Das brachte aber die Rotte nicht zur Besinnung; benn nun trat Johann von Leyben als König bcs neuen Zions an ihre Spitze. Sein Haupt schmückte eine golbene mit Juwelen besetzte Krone; an einer Kette um seinen Hals hing eine golbene Kugel mit der Inschrift: „Ein König der Gerechtigkeit über alle." An seiner Seite hing ein Schwert in gotbener Scheibe und in feiner Rechten trug er ein prachtvolles Scepter. Auf dem Markte war ein prächtiger Thron errichtet, auf beut der neue König breimal wöchentlich zu Gericht faß, umgeben von feinen 17 Frauen, benn neben der Gütergemeinschaft war auch die Vielweiberei eingeführt worben.
Wahrenbbeß aber hatten die Truppen braupen die Stadt von allen Seiten eingeschlossen und von aller Derbinbung abgeschnitten. Der Hunger fing fein Regiment an und der Glaube an die neue Herrlichkeit nahm mehr und mehr ab. Aber Johann war nicht umsonst König geworden; er ließ jeden Wiberspenstigen feine königliche Macht fühlen, sogar eine seiner Frauen würde öffentlich enthauptet, als sie es wagte, Zweifel an feiner göttlichen Senbung laut werben zu lassen. — Am 25. Juni 1535 hatte die ganze Herrlichkeit ein Ende. Die Belagerer brangen in die Stadt und verhafteten den ganzen Hofstaat. Johann
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Herzen lieb gewann, versteht sich wohl von selbst. Zwei Jahre blieb Kai se r in Wittenberg, dann trieb ihn das Verlangen, seinen sterbenden Vater noch einmal zu sehen, in Die Heimarh zurück, wo er alsobald aufs Neue gefangen genommen wurde. Er sah es voraus, daß ihn nur der Tod von den langen und schweren Kerkerleiden erlösen werde und flehete täglich den Herrn an um Kraft aus der Höhe, ersuchte auch seine Freunde in den Briefen voll innigen Glaubens, die er an sie richtete, für ihn zu beten. Alle Bemühungen seiner Gönner, Hoher und Niedriger, ihm das Leben zu retten, waren vergebens. Der Bischof vernrtheilte ihn als einen ruchlosen Ketzer zum Feuertode. Der 16. August 1527 war der Tag, an dem der glaubensstarke Le o n h a r d mit seinem Tode den Herrn Christum bekennen sollte. Mit unglaublicher Geduld und Sanstmuth ertrug er die schreckliche« Martern. Als er von seinem Scheiterhaufen aus die Menge des versammelten Volks erblickte, sprach er: „Da wäre eine große Ernte, da sollte man Schnitter haben." Unter fortwährendem heißen Flehen zu dem Herrn gab er seinen Geist auf. Als schon die Flammen hoch aufloderten, rief er noch einmal laut: „Jesus ich bin Dein, mach' mich selig!" — Es war sein letztes Wort.
2. Daß solche Vorgänge dem Fortschreiten der Reformation keinen Einhalt zu thun vermochten, dieselbe vielmehr auf dem mit der Asche der Märtyrer befruchteten Boden nur um so besser gedieh, ist schon angedeutet. In der That zählte sie im Jahre 1527 schon durch ganz Deutschland viele Freunde und Anhänger und hin und wieder überwog die Zahl derselben bei Weitem die der katholisch Gesinnten; so im Kurfurstenthum Sachsen, in H e sse n, im A n h a l t i schen und Braunschwei g-Lüneburgischen, im Fürstenthum Ansbach-Baireuth, in den Reichsstädten Nürnberg, Reutlingen re. In allen diesen Gebieten hatte die evangelische Sache die Oberhand gewonnen, waren die Mißbrauche der katholischen Kirche mehr oder weniger abgeschafft. Dennoch ging es keineswegs überall so geregelt und geordnet zu wie in Wittenberg. In manchen Gemeinden gab es noch Prediger, die dem Papstthum anhingen und demgemäß verfuhren, in andern wieder solche, die sich gern von den Irrthümern der römischen Kirche frei gemacht hätten, aber zu unwissend dazu waren. Mit einem Worte: die Verwirruug war noch sehr groß und es fehlte noch fast überall, nicht bloß an der Reinheit der Lehre, sondern auch an der rechten Einrichtung des Gottesdienstes. Sollte hier Wandel geschafft werden, so war es durchaus nöthig, daß Luther selbst und sonstige zuverlässige Männer überall an Ort und Stelle Nachschau hielten. Dieß erkennend, ordnete der Kurfürst Johannderbe ständige von Sachsen, der seinem 1525 verstorbenen Bruder Friedrich dem Weisen auf dem Throne gefolgt war, im Jahre 1527 für seine sämmtlichen Lande eine allgemeine Kirchenvisitation an, welche in diesem und dem folgenden Jahre abgehalten wurde. Und was war das Resultat derselben? Es fand sich fast überall eine grenzenlose Unwissenheit, nicht bloß bei
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Viii. Der Reichstag nt Augsburg und das Bekenntniß unserer Väter vor Kaiser und Reich.
•T)pr Kaiser, welcher sich damals tu Italien anspielt, nahm bin Protest der Evangelischen höchst ungnädig auf. Ihre Gesandten, die ihm denselben überbrachten, würden unfreundlich empfangen und mit dem Bescheibe entlassen, daß ihre Sache aus einem großen Reichstage, den ti in Kurzem in Augsburg abzuhalten gedenke, entschieden werbet solle. (Schon im folgenden Jahre, 1530, würde benn auch dieser Reichstag abgehalten. Die Evangelischen Durften sich nach dem Vorgefallenen nicht viel Gutes versehen, tennoch wollten sie nicht wegbleiben, sondern ihren Widersachern getrosten Muthes entgegen treten. Als dem Kurfürsten von Sachsen von seinen ‘Theologen gerathen wurde, persönlich fern zu bleiben, um sich feinen Unannehmlichkeiten auszusetzen, brach er fast zornig in die Worte ans: „Da sei rer liebe Gott vor, daß ich aus eurer Mitte ausgeschlossen sein sollte! Ich will auch meinen Herrn Christum bekennen!" Eine gleiche Gesinnung beseelte auch alle Uebrigen, vom Niedrigsten bis tum Höchsten.
Von beiden Seiten erschienen die ersten Gottesgelehrten, von evangelischer Melanchtbon, Ionas, Spalatin, Johann Brenz :c. Luther Jelbst blieb in Kobnrg, der am nächsten bei Augsburg gelegenen sächsischen Statt, zurück; benn einmal wurde es wie Trotz ausgesehen haben, wenn der Gebannte und Geächtete, den der Kaiser in seinem grenzenlosen Hasse den Urheber alles Uebels, den „unter Menschengestalt versteckten Teufel" nannte, es gewagt hätte, ihm unter die Augen ui treten, und dann sollte auch alle Welt sehen daß die evangelische Kirche nicht auf Luther, sondern einzig und allein aus Jesu Christo erbauet sei. indessen unternahmen doch die Evangelischen nichts ohne seinen Rath und seine Zustimmung Melanchthon setzte das Glaubensbekenntnis (die (Konfession) der Evangelischen aus, welches bestimmt war, der Reichsversammlung vorgelegt zu werben. Als Luther bajselbe durchgesehen hatte, war er ganz entzückt und sandte es mit den Worten zurück: „Die Schrift gefällt mir sehr wohl und weiß nichts baran zu bessern, noch zu ändern; es würde sich auch nicht schicken, denn ich so sanft und leise nicht treten kann. Christus, unser Herr, helfe daß sie viel und große Frucht schasse, wie wir hoffen und bitten. Amen." Hieraus wurde denn dieses Glaubensbekenntniß von den sämmtlichen evangelischen Ständen im Namen ihrer Völker und Mitbürger unterzeichnet.
Der Kaiser ließ lange auf sich warten; endlich näherte er sich der Stadt, von den Katholischen mit dem Rufe: „Salvator venit!“ (Der Heiland kommt!) empfangen. Am folgenden Tage war das Frohnleich-namsfest, an welchem unter Trompetenfchall und Kanonendonner das
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Extrahierte Personennamen: Ionas Johann_Brenz_:c Johann Jesu_Christo Melanchthon Christus
Mh
begünstigt, und diese konnte hier um so ungehinderter
sich ausbreiten, als man nicht mit einer mächtigen
und unruhigen Geistlichkeit zu kämpfen hatte. Der
Bischof von Schleswig, Gottschalk von Ahlefeldt,
war ein friedliebender und damals schon bejahrter
Mann, und widersetzte sich der neuen Lehre nicht, ob-
gleich er selbst bis an seinen Tod (1541) seiner väter-
lichen Religion getreu blieb, und der Einfluß des Erz-
bischofs von Bremen und des Bischofs von Lübeck war
unerheblich. — Hermann Taft aus Husum war der
erste, der in seiner Vaterstadt Luthers Lehre öffentlich
predigte (1522). Ihn unterstützte Diedrich Becker
oder Pistorius, und beide Männer fanden bald so
großen Anhang, daß sich die Reformation in den Jah-
ren 1522 — 1527 fast in alle Theile der Herzogthümer
"verbreitete. 1525 wurvc schon ein ordentlicher evan-
gelischer Prediger zu Hadersleben eingesetzt; dasselbe
geschah 1526 und 1527 zu Flensburg, Husum, Schles-
wig und in den übrigen Städten der Herzogthümer.
Als Friedrich I. im Jahre 1527 nach Dänemark abging,
übertrug er seinem Prinzen Christian mit der Statt-
halterschaft über die Herzogthümer auch die Sorge für
die neue Lehre, und die Anstalten dieses edeldenkenden
und einsichtsvollen Prinzen, der 1521 selbst in Worms
gewesen war und Luthers freimüthige Verantwortung
bewundert hatte, auch sich öffentlich zur lutherischen
Lehre bekannte, brachten es bald dahin, daß die Anhän-
ger der päbstlichen Kirche allenthalben entweder weichen
oder nachgeben mußten. Die Einführung der lutherischen
Bibelübersetzung, so wie des augsburgischen Glaubens-
bekenntnisses, welches bald nach der Uebergabe desselben
zu Augsburg (1530) in die Herzogthümer kam, waren
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Extrahierte Personennamen: Gottschalk_von_Ahlefeldt Hermann_Taft Luthers Diedrich_Becker Friedrich_I. Friedrich_I. Christian