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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 155

1888 - Habelschwerdt : Franke
155 sinn und der Bildnngstrieb dieses Geschlechts; doch fehlt ihm die edle Gesinnung des Vaters. 1. Aussöhnung mit Heinrich dem Löwen. Derselbe war aus England, wohin er verbannt worden war, zurückgekehrt und hatte sich an die Spitze der Fürsten gestellt, die sich gegen Heinrich Vi. zu Anfang seiner Regierung erhoben. Da der Kaiser seine Kräfte für Italien brauchte, schloß er mit Heinrich dem Löwen einen Vertrag, der später zur Aussöhnung mit den Welfen führte. Heinrich der Löwe starb nach einen: ruhigen Lebensabend 1195. 2. Züge nach Italien. Nach den: Tode des Königs von Apulien und Sizilien erhob Heinrich Vi. Ansprüche auf das Erbe seiner Gemahlin. Aber die Normannen wählten einen unechten Nachkommen des Königsstammes. Der Kaiser mußte wegen Krankheiten in seinem Heere umkehren, rüstete aber von dem Lösegelde Richard Löwenherz' einen neuen Feldzug, auf dem er Italien eroberte. Eine Verschwörung der normannischen Großen rächte er durch grausame Hinrichtungen. 3. Versuch, ein Erdreich herzustellen. Nach der Rückkehr trat Heinrich mit dem Plane einer Verfassungsänderung vor: Deutschland sollte aus einem Wahlreiche eine Erbmonarchie werden. Der Kaiser bot den Fürsten dafür manche Vorteile, aber der Plan scheiterte, namentlich an dem Widersprüche der geistlichen Fürsten. 4. Resultat seiner Regierung. Heinrich Vi. behauptete fast eine Weltherrschaft. Für die Freilassung Richards erhielt er die Lehnsherrlichkeit über England; das oströmische Reich, Nordafrika, Cypern, ja Armenien zahlten ihm Tribut. Schon war sein Plan, das griechische Reich zu erobern, da ereilte ihn der Tod. Iv. Mikipp von Schwaben, 1198-1208, und Htto Iv., 111)8—1215. 1. Der Thronstreit. Da der Sohn Heinrichs Vi. bei dessen Tode erst 3 Jahre alt war, so wählte die hohenstanfische Partei Heinrichs Bruder, Philipp von Schwaben, zum Kaiser. Die Gegenpartei aber, mit dem mächtigen Erzbischöfe von Köln an der Spitze, erhob Otto Iv., einen Sohn Heinrichs des Löwen,

2. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 435

1904 - Habelschwerdt : Franke
435 uerte sich in wiederholten Aufstnden. Die Nachricht von den Freiheitskmpfen in Amerika und die franzsische Revolution veranlaten neue Bewegungen, welche die Regierung 1801 durch eine Verschmelzung des irischen Parlaments mit dem englischen niederzuhalten versuchte. O'counell (o-knnel), der mutige Fhrer der Iren, setzte es durch, da das englische Parlament die von Pitt versprochene politische Selbstndigkeit der Katholiken zum Gesetz erhob. Einige Jahre spter wurde der Kirchenzehute abgelst, den die katholische Bevlkerung Irlands an die protestantische Kirche zu zahlen hatte. Da aber die Lage der armen irischen Pchter immer noch sehr traurig war, beruhigte sich das Land nicht. Neben der gemigten Partei O'connells entstand nach der franzsischen Februarrevolution die revolutionre irische Liga". Diese trat mit dem Geheimbunde der Ferner" in Verbindung, der sich von Amerika, wohin sehr viele Iren ausgewandert waren, nach Irland verbreitet und die gewaltsame Losreiung Irlands von England zum Ziele hatte. Nach der Unterdrckung der Ferner traten die irischen Mitglieder des Parlaments zu einer besonderen Partei zusammen, deren Ziel Homerule" (hohmruhl, von home = Haus, Heimat und rule Herrschaft), d. h. die Selbstregierung Jrlauds durch ein eigenes Parlament und ein diesem verantwortliches Ministerium ist. Der Knigin Viktoria, die 1901 starb, folgte ihr Sohn Eduard Vii. 5. sterreich. Nachdem im Jahre 1867 zwischen sterreich, das der unglckliche Krieg mit Preußen schwer erschttert hatte, und dem nach Selbstndigkeit strebenden Ungarn ein Ausgleich" zustande gekommen war (S. 410), fhrt das Reich den Namen sterreichisch- Ungarische Monarchie". Da auch die anderen Volksstmme des Reiches, besonders die Tschechen, nationale Selbstndigkeit fordern, vermag sterreich-Ungarn innerlich nicht zur Ruhe zu kommen. Nach dem rnsfisch-trkischen Kriege nahm sterreich-Ungarn Bosnien und die Herzegowina in Verwaltung (1878), doch forderte die Besetzung des Landes schwere Opfer. Im Jahre 1879 schlo sterreich-Ungarn mit dem Deutschen Reiche ein Schutz- und Trutzbndnis, dem 1883 Italien beitrat (Dreibund). Seit dem Tode des Kronprinzen Rudolf (1889) ist Franz Ferdinand, der Neffe des Kaisers, der mutmaliche Thronfolger. Die Gemahlin Franz Josephs I., die Kaiserin Elisabeth, wurde im Jahre 1898 von einem italienischen Anarchisten in Genf ermordet. 6. Rußland und die orientalische Frage. a. Kukan. Der Zar Alexander Ii., 18551881, hotte sich nach Beendigung des Krimkrieges bemht, wieder freundschaftliche Beziehungen mit den brigen Mchten herbeizufhren, um im 28*

3. Neuere Zeit - S. 92

1882 - Braunschweig : Bruhn
92 Union Uneinigkeit: Kein Fürst wollte sich unbedingt dem andern unterordnen. 2. Liga mehr Geldmittel (geistliche Fürsten), Maximilian hatte mehr Mittel als Friedrich. Union steter Geldmangel (allgemeines bel der damaligen Frsten1). 3. Maximilian bildete sich aus den Mitteln der Liga ein festes, tchtig geschultes Heer. (S. 30jhriger Krieg bis 1626). Die Liga war eigentlich kein Bund, sondern ein schneidiges Werkzeug in der Hand Maximilians, ein katholisches Kleindeutschland unter baltischer Hegemonie. Die unbezahlten Sldner der Union liefen hufig vor der Entscheidung auseinander. 3. Ilichscher Erbfolgestreit 1609-1614. Aus dem frheren Herzogtum Niederlothringen zwischen Niederrhein und Scheide hatte sich zusammen mit westflischen Besitzungen ein nicht unbe-deutendes Herzogtum gebildet: Jlich, Cleve, Berg, Mark, Ravensberg, Ravenstein2). _Herzog Johann Wilhelm. _ Eleonore Anna Wilhelm Gemahl Albrecht U. Gemahl Pfalzgraf t 1609 von Preußen von Neuburg Eleonore Wolsgang Wilhelm. Gemahl Joh. Sigismund von Brandenburg Anspruch machten: 1. Johann Sigismund als Gemahl der lteren Schwester des Erblassers. 2. Wolfgang von Neuburg als Sohn der jngeren Schwester des Erblassers. Das Recht war zweifelhaft, die Macht mute entscheiden. 1609 Vertrag zu Dortmund: Gemeinsame Verwaltung. Bald offener Streit. Wolfgang wollte Hlse der Liga gewinnen, wurde katholisch. Johann Sigismund reformiert. (Hlfe der Union). (Aufstand in Berlin, Widerstand in allen Provinzen). Spaltung Europas in zwei Parteien. Der allgemeine Krieg drohte aus-Pfalzgraf: Kaiser, Spanien, Liga. zubrechen. 1) S. Caliuich a. a. O. p. 99, 116 und 117. , In Folge der Entdeckung war der Wert des Geldes verringert, die Einknfte der Fürsten waren nicht gewachsen. Kipper und Wipper -- Mnzflscher. 2) S Brecher: Darstellung der territorialen Entwicklung des brandenburg.- prenischen Staates. Berlin, Reimer. 80 Pf. (Auch Wandkarte). Vgl. auch Pierson, Preuische Geschichte I. p. 102104.

4. Neuere Zeit - S. 187

1882 - Braunschweig : Bruhn
- 187 Gute Regierung: An der Spitze Herzog Biron von Kurland, Annas Gnstling. Kanzler: Graf Ostermann aus der Grafschaft Mark, Abenteurer von niedriger Herkunft^). Oberfeldherr: Graf Mnnich, der Prinz Eugen der Russen". Thaten: a. Einsetzung Augusts Iii. in Polen. b. Glcklicher Trkenkrieg. (Mnnich). c. Expedition zur Auffindung eines neuen Handelsweges nach China. Heer: 170000mann. Flotte: 12linienschiffe, 26kleinere, 40galeren. Einknfte: 40-50 Mill. Thlr. Bevlkerung: 12 Mill. Das Heer kostete Rußland kaum halb so viel wie den brigen Staaten. a. Soldat jhrlich 8 Rubel2). b. Lebensmittel sehr billig, wurden im Trkenkriege mitgeschleppt^). Stellung: Seit Peter d. Gr. Gromacht, Schiedsrichter des Nordens. Politik: Rußland hatte damals nicht genug Bedeutung, um der Partei, welche es ergriff, das bergewicht zu verschaffen. Der Einflu erstreckte sich nur auf Schweden, Polen und Trken4). Gegen die Trken konnte man jederzeit den Tataren-Kan hetzen, wenn sie, von Frankreich erregt, Rußland oder Osterreich an-griffen. Von geringerer Bedeutung, ohne entscheidenden Einflu waren: 7. Schweden. Verfassung: Gemisch aus Aristokratie, Demokratie, Monarchie. Der eigentliche Regent war der Marschall des Reichstages. Friedrich I. (17181751) Prinz von Hessen, Gemahl von Ulrike, der Schwester Karls Xii. Schweden ein sehr armes Land, erzeugt nur Eisen und Soldaten 5). Heer: 7000 Mann regulre Truppen und 33000 Mann Miliz (Militr- Kolonisten) Disciplin und gute Fhrer fehlten. Flotte: 24 Linienschiffe und 36 Fregatten. Einknfte: 4 Mill. Thlr. - Dazu: 300000 Thlr. franzsische Subsidien. Nach dem Verlust der Ostseeprovinzen (auer Finnland), der Frstentmer 1) Friedrich sagt: Die Natur verteilt die Talente ohne Rcksicht auf den Stamm- bum". 2) In Preußen damals etwa 4 Thlr. monatlich. 3) Mnnich hatte ebensoviel Karren wie Kmpfer. 4) Ihr Einflu im 7jhrigen Kriege sollte ihm doch recht fhlbar werden. Er hatte gesiegt, als sie sich vom sterreichischen Bndnis entfernten. Friedrich glaubte damals, die Russen knnten thie Heere im fernen Lande nicht ernhren. 5) Edles Metall war so selten wie in Sparta". /

5. Neuere Zeit - S. 145

1882 - Braunschweig : Bruhn
- 145 Kart I. 1625(1646) 1649. Er war besser und bedeutender als sein Vater. Reinheit der Sitten in Haus und Familie, ritterliches Wesen, edler Kunstsinn, praktisches Verstndnis und rasche Auffassung fr politische und kirchliche Fragen, aber Stolz und eigenmchtiger Sinn waren ihm eigen. Seine Eigenschaften: a. Vorliebe fr unbeschrnkte Herrschergewalt, b. bertriebene Ansicht von der Knigsmacht waren gefhrliche Fehler gegenber der englischen Verfassung. Die Macht des Parlaments unterschtzte er. Sein Stolz und sein Widerstand wurde erhht durch seine Gemahlin, die Tochter Heinrichs Iv. von Frankreich und der Maria von Medici. Bei seiner Thronbesteigung herrschte Einverstndnis zwischen König und Volk: Er brach grndlich mit dem Habsburger Herrscherhaus. Die Furcht vor Gefhrdung des monarchischen Prinzips hemmte ihn im Die auswrtige Politik war jmmerlich: energischen Auftreten. a. Zuerst Verbindung mit Richelieu. Englische Schiffe kmpfen gegen die Hugenotten (1625). b. Englnder fr die Hugenotten gegen Richelieu (1628), knnen La Rochelle nicht schtzen. c. In Deutschland geschah trotz den vom Parlament bewilligten Subsidien sehr wenig fr Christian Iv. oder Friedrich V. Folge: Unzufriedenheit im protestantischen Volke. Die fr den Krieg notwendigen Geldforderungen machten ihn vom Parlamente abhngig. Das Parlament fordert fr Geldbewilligung die Abstellung der Beschwerden. Diese Abhngigkeit war ihm verhat. Es spitzt sich immer mehr zu die Frage: Sollen die knigliche Autoritt oder die beschworenen Reichs-gesetze die hchste Macht in England sein? Dieser Gegensatz brachte Karl den Untergang. Vier Perioden seiner Regierung: A. 16251629 Vier Parlamente aufgelst. B. 16291640 Karl regiert ohne Parlament. C. 16401642 Vergebliche Versuche, den Brgerkrieg zu vermeiden. D. 16421649 Brgerkrieg. A. 16251629. Nach jeder Auflsung steigert sich bei den Wahlen die Aufregung im Volke. Der König lt Tonnen- und Pfundgeld erheben, spter Schiffsgeld zur Mehrung und Ausrstung der Marine. 1627 Das dritte Parlament reicht ein die petition of right": a. Niemand soll ohne Angabe des Grundes verhaftet oder von einer auerordentlichen Kommission gerichtet, b. zu einer Steuer oder Leistung ohne Bewilligung des Parlamentes gezwungen werden. Dabn, Lernbuch. Iii. iq

6. Neuere Zeit - S. 238

1882 - Braunschweig : Bruhn
238 Der auswrtige Handel blieb im Besitz der Fremden *) Verdienste um den europischen Handel: a. Erklrung: Neutrales Schiff, neutrales Gut2)". Folge: Aufschwung der Schiffahrt der Neutralen während des amerikanischen Befreiungskrieges. Der edelste Ruhm in Katharinas Regierung. b. Sie erschlo den Sdosten Europas dem Handelsverkehr. Schattenseiten ihrer Regierung: 1. Fr den Ackerbau geschah nichts. Sie lste nur auf einigen Krongtern die Fesseln der Leibeigenschaft3). Sonst wagte sie nicht an diesem gewaltigen Besitztum des Adels 4) zu rtteln, da sie sich als Fremde und Usurpators aus den Adel sttzen mute. , ^ Die Zuneigung des russischen Volkes hat sie erst nach ihrem Tode erworben6). 2. Das Volk seufzte unter dem hrtesten Steuerdruck. 3. Die Beamten waren im Leben und in der Geschftsfhrung gnzlich korrumpiert^). 4. Die Finanzen waren vllig zerrttet8). 5. Das Land war mit Papiergeld (Zwangskurs) berschwemmt. Gold- und Silbermnzen waren aus dem Verkehr verschwunden. Rußland unter Katharina glich Frankreich unter Louis Xiv.9) Auere Politik: I. Erwerbung Polens. Ii. Zertrmmerung des Trkenreiches. 1) Besonders der Englnder. S. Ii. p. 154 und 155 und Iii p. 221. 33gl. . <0. _ Den Russen fehlte es nur an maritimer Befhigung, nicht etwa an Handelsgeist. Katharina grndete eine Navigationsschule. 2) Schon die Hansen hatten den Grundsatz zur Geltung gebracht: Frei Schiff, frei Gut". S. . 72. 3) Vgl. Friedrich d. Gr. . 4) Erst 1593 wurde durch einen Mas des Boris Gndnnow, welcher den Bauern verbot den Wohnsitz zu verndern, der Grund zu der drckenden Leibeigen- schaft ar{na y^rde als Tochter des Fürsten von Anhalt-Zerbst, der als preuischer Feldmarschall und Gouverneur in Stettin lebte, 1729 geboren. Aus den Rat Friedrichs Ii. wurde sie 1745 mit dem Grofrsten Peter (Iii.) vermahlt. Ihre Aussteuer soll m einem Dutzend Hemden bestanden haben. Nach der Ermordung Peters (Iii.) war ihr Sohn Paul (I.) der rechtmige Zar. Diesen behandelte sie schlecht. Dermo^d Peters Iii. geschah ohne Wissen und Willen der Katharina, aber mit der Gewiheit ihres Gutheiens. Vgl. Maria Stuart und Darnley. Ferdinand Ii. und Wollenstem. 6) Die spteren Geschlechter sprachen mit Bewunderung und legendenhafter Ehr-furcht von "der feenhaften Zeit der Kaiserin Katharina". 7) Dies hat bis auf den heutigen Tag nicht ausgerottet werden knnen. 8) Verschwendung der Gnstlinge, besonders Potemkins. 9) Ebenso gleichen sich beide Regenten aufs Haar.

7. Bilder aus der Kirchengeschichte - S. 67

1876 - Braunschweig : Bruhn
— 67 — nachdem man ihn aufl seinem Verstecke hervorgeholt hatte, in Mühlhausen hingerichtet. Das war das Ende dieser traurigen Ereignisse, die in der Geschichte unter dem Namen Bauernkriege bekannt stnd. Fast noch schrecklichere Dinge als die eben geschilderten ereigneten sich 10 Jahre später in Münster. Hier verkündete ein Prediger, Namens Bernhard Rottmann, ähnliche Lehren wie früher Thomas Münzer. Sein Anhang mehrte sich von Tag zu Tag, namentlich von den Niederlanden her. Die Sektirer hielten sich für die Auserwählten Gottes und als solche berufen, eine neue Ordnung der Dinge einzuführen. Wer zu ihnen übertrat, wurde aufs Neue getauft, weshalb man sie „die Wiedertäufer" nannte. 1533 kamen zwei Männer nach Münster, welche sich alsbalv der Herrschaft über die Schwärmer bemächtigten: Der Bäcker Johann Matthiesen von Harlemund Der Schneider Johann Bockold von Leyden (Johann von Leyden). Matthiesen trat als Prophet auf. Zu seinen vornehmsten Anhängern zählten außer Den Genannten Die Burger Knipperdolling und Krechting. Zu Anfang des Jahres 1534 brach die Rotte in offener Empörung gegen die Beffergesinnten Der Stadt los. „Hinweg mit den Kindern Esau's!" rief der Prophet, „die Erbschaft gehört den Kindern Jakob's!" „Hinweg mit den Gottlosen!" schrie die Menge in wahnsinniger Wuth und trieb Alle, die sich nicht saufen lassen wollten, zur Stadt hinaus, Viele nackt und bloß; selbst Kranke imb Greise würden nicht verschont. Jnbessen erschien alsbalb ein Kriegskeer vor der Stadt und der Prophet war der erste, der feine Schwärmerei mit dem Leben bezahlen mußte. Das brachte aber die Rotte nicht zur Besinnung; benn nun trat Johann von Leyben als König bcs neuen Zions an ihre Spitze. Sein Haupt schmückte eine golbene mit Juwelen besetzte Krone; an einer Kette um seinen Hals hing eine golbene Kugel mit der Inschrift: „Ein König der Gerechtigkeit über alle." An seiner Seite hing ein Schwert in gotbener Scheibe und in feiner Rechten trug er ein prachtvolles Scepter. Auf dem Markte war ein prächtiger Thron errichtet, auf beut der neue König breimal wöchentlich zu Gericht faß, umgeben von feinen 17 Frauen, benn neben der Gütergemeinschaft war auch die Vielweiberei eingeführt worben. Wahrenbbeß aber hatten die Truppen braupen die Stadt von allen Seiten eingeschlossen und von aller Derbinbung abgeschnitten. Der Hunger fing fein Regiment an und der Glaube an die neue Herrlichkeit nahm mehr und mehr ab. Aber Johann war nicht umsonst König geworden; er ließ jeden Wiberspenstigen feine königliche Macht fühlen, sogar eine seiner Frauen würde öffentlich enthauptet, als sie es wagte, Zweifel an feiner göttlichen Senbung laut werben zu lassen. — Am 25. Juni 1535 hatte die ganze Herrlichkeit ein Ende. Die Belagerer brangen in die Stadt und verhafteten den ganzen Hofstaat. Johann 5*

8. Theil 3 - S. 73

1880 - Stuttgart : Heitz
Huldreich Zwingli. 73 seiner Wohnung auf dem Stiftplatze sammelte sich das Kriegsvolk. Das Pferd, welches ihn tragen sollte, ward herbeigeführt; er schnallte sich den Panzer um und sprach nun zu seiner treuen Frau: „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen! Es sei so! Der Herr will es so! Er sei mit dir, mit mir und mit den Unsern!" Und als er sie zum letzten Mal in seine Arme schloß und sie vor Schmerz kaum sprechen konnte, blickte sie weinend gen Himmel und fragte: „Und wir sehen uns wieder?" — „Wenn der Herr es will!" antwortete Zwingli voll festen Vertrauens, „sein Wille geschehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kömmst?" fragte Anna weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" sprach er mit fester Stimme. Dann küßte er die Kleinen, riß sich los und eilte fort. Noch sah ihm Anna mit gepreßtem Herzen nach, und als er um die Ecke der Straße bog und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte — da hatten sich beide hienieden das letzte Mal gesehen. Anna warf sich weinend mit ihren Kindern in der einsamen Kammer auf die Kniee und betete zu dem, der im Gebete Kraft giebt: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Auch sie erhielt diese Kraft, so daß sie nicht erlag, als die Kunde kam, daß die Schlacht verloren gegangen und ihr geliebter Gatte umgekommen sei. . Am 11. Nov. 1531 war es bei Cappel, zwischen Zürich und Zug, am südlichen Abhange des Albis, zur Schlacht gekommen, die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen Cantons besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet; zuletzt sank er selbst nieder. Eben erst hatte er einem Sterbenden trostreiche Worte zugerufen. Mehrere der Feinde umstanden den edlen Mann, der mit heiterm Gesicht, den Blick gen Himmel gerichtet, dalag, und fragten ihn, ob er einen Beichtiger verlange? Da er dies, so wie die Anrufung der Heiligen, die man ihm zumuthete, ablehnte, rief ihm der Haupt-mann Vockinger aus Unterwalden zu: „So mußt du sterben, du hartnäckiger Ketzer!" und durchstach sein treues Herz. Erst nach der That erkannte man ihn, und nun strömten auf die Nachricht, der Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen, Unzählige herbei und starrten mit wahrer Schadenfreude die Leiche des braven Mannes an. Nur ein Einziger zeigte Gefühl, ein Eonventual; ihm traten die Thränen in die Augen und gerührt sprach er: „Welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sei deiner Seele gnädig!" Der Leichnam wurde noch

9. Theil 3 - S. 9

1880 - Stuttgart : Heitz
Luther. Leo X. Ablaßzettel. Tezel. 9 eigener Münze bezahlt. In Jüterbogk meldete sich bei ihm ein Ritter, der einen Ablaßzettel begehrte, weil er jemanden auf der Landstraße berauben wollte; denn auch Sünden, die man noch begehen wollte, konnte man schon im voraus abkaufen. Tezel forderte einen tüchtigen Preis. Dann reiste er ab. Aber als er durch einen Wald fuhr, sprengte plötzlich ein Ritter mit mehreren Knechten herbei, hielt seinen Wagen an und nahm ihm seinen schweren Geldkasten ab. Tezel schrie wie besessen und verfluchte den Räuber bis in den Abgrund der Hölle. „Sachte! sachte!" rief der Ritter und holte den Ablaßzettel heraus, „kennst du mich nicht mehr? Hier ist ja dein Ablaß!" — Der leere Kasten wird noch auf dem Rathhause von Jüterbogk aufbewahrt. Der Handel 'mit diesen Ablaßzetteln machte die Leute ganz gewissenlos; denn sie mußten am Ende glauben, eine Sünde habe weiter nicht viel zu bedeuten, man könnte sie ja mit einigen Groschen, höchstens einigen Thalern abkaufen. Und diesen Glauben suchte Tezel durch seine unverschämten Predigten noch zu vermehren. Er lehrte geradezu: der Ablaß sei die höchste und allerwertheste Gabe Gottes; denn dadurch könne man ohne Reue und Buße selig werden. Das Ablaßkreuz mit des Papstes Wappen vermöge eben so viel als Christi Kreuz. Das niedere Volk hat von jeher einen Hang zum Aberglauben und war damals in religiösen Dingen höchst unwissend. Kein Wunder, daß eine Menge von Leuten dem Tezel nachlies und seinen Ablaß kaufte. Manche kamen damit auch wohl zu Luther und fragten ihn, was er dazu meinte? Dieser ergrimmte über diese schändliche Betrügerei nicht wenig. Sein ganzes frommes Gemüth empörte sich, wenn er daran dachte, wie man die Einfalt des armen Volkes mißbrauchte, es um sein Gewissen und sein Geld zugleich zu betrügen. In diesem edeln Eifer vergaß er ganz, wie unbedeutend er,-ein armer und noch junger Mönch, damals noch war, und wie wenig Hoffnung er hatte, gegen den mächtigen Papst etwas auszurichten. Aber danach fragt ein von edler Begeisterung ergriffenes Gemüth nicht. „Zu der Zeit," sagt Luther selbst, „war ich Prediger allhie im Kloster und ein junger Doctor, neulich aus der Esse kommen, hitzig und lustig in der heiligen Schrift. Als nun viel Volks von Wittenberg lies dem Ablaß nach, und ich, so wahr mich mein Herr Christus erlöset hat, nicht wußte, was der Ablaß wäre, wie es denn kein Mensch nicht wußte, fing ich säuberlich an zu predigen, man könnte wohl Besseres thun, das gewisser

10. Theil 3 - S. 162

1880 - Stuttgart : Heitz
162 Neue Geschichte. 1. Periode. Niederlande. noch ein alter Großoheim da, Cardinal Heinrich, der den Thron bestieg; da er aber schon 1580 starb, so verdrängte Philipp Ii. die übrigen Verwandten und erklärte, daß er als Sohn einer portugiesischen Prinzessin das nächste Recht habe. Nun wollten ihn zwar die Portugiesen nicht haben, und wer hätte den Tyrannen auch wohl haben wollen? Aber danach fragte er nichts. Er schrieb an sie: „Die Macht der Könige kommt von Gott; ihre Würde verstattet nicht, sich der Beurtheilung der Unterthanen zu unterwerfen. Die Rechtmäßigkeit der Fürsten hängt nicht von der Meinung des Volks ab. Meine Ansprüche auf den portugiesischen Thron habt ihr nicht erst zu untersuchen. Als Rebellen werde ich diejenigen behandeln, die sich meiner Macht widersetzen werden." Er schickte seinen Alba mit einem Heere hin und dieser unterdrückte bald die Widersprüche der Einwohner. 60 Jahre (bis 1640) lang blieben die Spanier Herren der Portugiesen, und während dieser Zeit verfiel der sonst so blühende Seehandel fast ganz; die meisten und schönsten ihrer Colonien gingen verloren. Das geschah 1580. Acht Jahre später rüstete Philipp die Armada gegen England aus, deren Schicksal bereits erzählt worden ist. In den letzten Jahren seiner Regierung war sein sonst so blühendes Reich so herabgekommen, daß er überall im Auslande Geldsummen schuldig war und nicht einmal die Interessen aufbringen konnte. Er, der Besitzer der reichen Gold- und Silberbergwerke von Peru und Mexiko, mußte Geistliche im Lande umherschicken, um eine Beisteuer sür ihn zu sammeln. Oft hatte er nicht so viel, daß er seine Bedienten kleiden und bezahlen konnte. Die meisten Summen hatte der niederländische Krieg verschlungen, viel auch der Bau des prächtigen Klosters Escorial gekostet, welches er mit verschwenderischer Pracht. aufbauen ließ. Da liegt er begraben. Er starb 1598. Philipp hatte eine schöne Gestalt; sein Blick war stolz und drohend. Selbst muthige Männer nahten sich ihm bebend; niemand wagte dem Furchtbaren zu widersprechen. Wie die Vorsehnng auch das Böse zum Guten lenkt, wer könnte das bei Philipps Geschichte verkennen? Hätte ein weniger harter, despotischer, grausamer König damals auf Spaniens Thron gesessen, so würden die Niederländer sicherlich nicht ihre Freiheit errungen haben. Eben so beförderte auch die Widersetzlichkeit seines Charakters den Fortgang der Reformation. Bei Gelegenheit der Niederländer mag hier noch ein schöner Zug der weiblichen Treue stehen. Nachdem die Niederländer sich
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