176
1305 seinen Sitz nach Avignon verlegte („babylonische Gefangenschaft" 1305—77) und die Päpste ihren Einfluß auf die politischen Berhält-nisse in Deutschland verloren.
2. Er strebte nach Vergrößerung seiner Hausmacht. Doch vergebens suchte er Holland und Thüringen zu gewinnen. Böhmen kam vorübergehend in seine Gewalt.
Albrecht wurde von seinem Neffen Johann Parricida 1308 ermordet.
Historisches über die Kämpfe in der Schweiz. In den sogenannten Waldstätten Schwyz, Uri, Unterwalden hatte sich ein freier Bauernstand erhalten. Seit dem 12. Jahrhunderte hatten jedoch die Grafen von Habsburg Vogteirechte in diesen Landgemeinden erworben. Aber der Freiheitssinn der Bevölkerung stellte sich ihnen entgegen, und Friedrich Ii. stellte die Reichsunmittelbarkeit wieder her. Zwar wußte Rudols von Habsburg die alten Vogteirechte wiederzugewinnen, aber nach seinem Tode traten die Waldstätte zu einer Eidgenossenschaft zusammen, deren Freiheiten Adolf von Nassau und Albrecht anerkannten. (Sagen von dem Drucke der österreichischen Vögte, vom Schwure auf dem Rütli, von Tell.)
Iv. Heinrich Vii. von Luxemburg, 1308—1313. Er war
ein Lehnsträger der französischen Krone und wurde vou der geistlichen Partei gewählt.
1. Gründung einer Hausmacht. In Böhmen hatte sich eine mit der Regierung des Königs (Heinrich von Kärnthen) unzufriedene Adelspartei gebildet, welche Heinrich Vii. die Krone anbot. Dieser belehnte damit seinen eigenen Sohn Johann, den er mit einer böhmischen Prinzessin vermählte.
2. Sein Zug nach Italien. Bon den romantischen Jdecen des Rittertums durchdrungen, begeisterte sich Heinrich noch einmal für die mit der deutschen Krone sich verbindende Anschauung von der Herrschaft der Welt. Daher unternahm er einen Zng nach Italien, um dort das kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Bon den italienischen Patrioten, besonders von dem Dichter Dante Alighieri, begrüßt, erwarb er iu Mailand die lombardische Krone und stellte auch die Kaiserwürde nach 62jähriger Unterbrechung wieder her, 1312. Aber er konnte die Guelfeu, mit welchem Namen jetzt die republikanische Partei bezeichnet wurde, nicht unterwerfen, und als er sich zu einem Feldzuge gegen Neapel rüstete, starb er.
V. Ariedrich von Österreich, 1314—1330, und Ludwig
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Johann_Parricida Johann Friedrich_Ii Friedrich Adolf Albrecht Albrecht Heinrich_Vii Heinrich Heinrich_von_Kärnthen Heinrich Heinrich_Vii Heinrich Johann Johann Heinrich Heinrich Dante_Alighieri V._Ariedrich_von_Österreich
Extrahierte Ortsnamen: Avignon Deutschland Holland Schweiz Schwyz Habsburg Nassau Luxemburg Italien Italien Mailand Neapel
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vereitelt wurde (1730). Sein Vertrauter, der Leutnant Katte, wurde enthauptet, und der Kronprinz mute sich unter strenger Aufsicht an der Regierung zu Kstrin in die Verwaltung einarbeiten. Durch eisernen Flei und durch seine vom Könige gewnschte Verheiratung mit der Prinzessin Elisabeth von Braunschweig-Bevern, eiuer Nichte der Kaiserin, gelang es ihm, den Vater zu vershnen. Auch hatte er inzwischen dessen Bedentnng fr den preuischen Staat wrdigen gelernt. Der Kronprinz versah mit groer Gewissenhaftigkeit den Dienst als Oberst in Ruppin und versammelte auf feinem Schlosse zu Rheiusberg Gelehrte und Knstler um sich. Die kleine Schrift Antimacchiavelli" (S. 151), in der er seine Gedanken der die Aufgabe eines Fürsten niedergelegt hat, gibt sowohl von einem ernsten Studium, als auch davon Zeuguis, da sich Friedrich feiner einstigen Aufgabe immer bewut geblieben ist.
2. Iriedrichs Wegiernngs antritt und erste Matznahmen.
Die harte Jugeud hatte Friedrich frh gereift und seinen Charakter gesthlt. Kurz vor seinem Tode machte Friedrich Wilhelm seinen Sohn mit der Treulosigkeit bekannt, mit welcher der Wiener Hof Preußen (S. 263) behandelt hatte. Als Friedrich Ii. 1740 die Negierung antrat, kehrte er zum Erstauueu aller, selbst seiner nchsten Bekannten, den Herrscher hervor. Er forderte von seinen Ministern, da sie das Wohl des Landes der jedes audere Juteresse, auch der das persnliche des Knigs, stellen sollten. Die Verwaltung, die sein Vater geschaffen hatte, lie er unverndert; auch zeigte er sich bald so sparsam wie jener. Dagegen lste er das Potsdamer Riesenregiment auf, verwendete aber das dadurch ersparte Geld zu eiuer Vermehrung des Heeres um 20 000 Mauu. Den Offizieren schrfte er ein, da sie die Soldaten menschlich behandeln und nicht blo schne, sondern auch gute und brauchbare Truppeu heranbilden sollten. Eine seiner ersten Regiernngs-manahmen war die Abschaffung der Folter. Auch fhrte er den Grundsatz der Dulduug durch, indem er erklrte, da in seinem Lande jeder nach seiner Fasson selig werden knne". Den Philosophen Wolfs, den Friedrich Wilhelm I. wegen seines Freisinns des Landes verwiesen hatte, rief der neue König wieder an die Universitt m Halle zurck.
Ehrgeizig, persnlich tchtig, voll Vertrauen ans ein zahlreiches Heer und eine volle Staatskasse, setzte sich Friedrich Ii. als Ziel
Kronprinz Friedrich in Kstrin. Atzler, Qu. u. L. Ii. Nr. 49.
Friedrich Ii. der den preuischen Staat unter seinem Vater Atzler a. a. O. Nr. 47. 9 '
Aus dem 1. u. 2. Kapitel des Antimacchiavelli". Atzler, a. a > Nr 50
Ergnzungen Nr. 13, 14.
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Extrahierte Personennamen: Elisabeth Friedrich Friedrich Iriedrichs_Wegiernngs Friedrich Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_Ii Friedrich
488
4. Die Freiheit des religisen Bekenntnisses, d. h. jeder darf feinen Glauben ffentlich bekennen. Der Genu der brger-licheu und staatsbrgerlichen Rechte ist unabhngig vom religisen Bekenntnisse, doch darf durch die Ausbuug der Religionsfreiheit den brgerlichen und staatsbrgerlichen Pflichten kein Abbruch geschehen.
5. Das Recht der freien Meinungsuerung. Jeder Preuße hat das Recht, durch Wort, Schrift, Druck und bildliche Dar-stelluug fetite Meinung frei zu uern, darf aber dabei niemand beleidigen oder verleumden, auch nicht zum Ungehorsam aufreizen. Alle Staatsbrger drfen zu erlaubten Zwecken Vereine bilden.
6. Die Unverletzlich keit des Briefgeheimnisses. Briefe drfen nur vou dem geffnet werden, an den sie gerichtet sind. Ausnahmen finden nur bei strafgerichtlichen Untersuchungen und im Kriegsfalle statt.
7. Eltern und deren Stellvertreter drfen ihre Kinder oder Pflegebefohlenen nicht ohne den Unterricht lassen, der fr die ffentlichen Volksschulen vorgeschrieben ist.
8. Alle Preußen sind wehrpflichtig.
3. Der König.
Der König steht an der Spitze des Staates; seine Person ist unverletzlich. Die Verantwortlichkeit fr die Regierungsakte bernimmt der Minister, der die Gegenzeichnung leistet. Dem Könige allein steht die vollziehende Gewalt zu. Der König beruft, erffnet und schliet den Landtag; er befiehlt die Verkudiguug der Gesetze und erlt die zu ihrer Ausfhrung ntigen Verordnungen. Der König ernennt und entlt die Minister, Staatsbeamten und die Offiziere. Ihm haben alle Beamten den Treueid, die Soldaten den Fahneneid zu schwreu.
Der König hat das Recht, Krieg zu erklären und Frieden zu schlieen, auch andere Vertrge mit fremden Regierungen zu errichten. Er hat das Recht der Begnadigung und Strafmilderung. Dem König steht die Verleihung von Orden und anderen mit Vorrechten verbundenen Auszeichnungen zu. Er bt das Mnz recht nach Magabe des Gesetzes.
Die Krone ist, den Kniglichen Hausgesetzen gem, erblich in dem Mannesstamme des Kniglichen Hauses nach dem Rechte der Erstgeburt und der agnatischen Linealfolge, d. h. es folgt auf den König fetit ltester Sohn, oder, wenn Shne nicht vorhanden sind, der nchste Bruder des Knigs. (Agnaten sind die Blutsverwandten vterlicherseits.) Der Thronerbe wird mit Vollendung des 18. Lebensjahres grojhrig. Er leistet bei seinem Regierungsantritt in Gegen-wart der vereinigten Kammern das eidliche Gelbnis, die Verfassung
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— 148 -
B. Frisen — von der Weser bis zum Zuyder-See. —
Gegen die Grafen von Holland.
Sie behaupten lange Zeit ihre Freiheit. (1256 wird Wilhelm von Holland von ihnen erschlagen.) Resultat: Westfrisland, von dem Grafen von Holland unterworfen, teilt das Schicksal der Niederlande.
Ostsrisland wird selbständiges Fürstentum.
(1744 unter Preußen, 1815 unter Hannover.)
C. Ditmarschen — stark mit Frisen gemischte Sachsen an der West-
küste von Holstein. —
Gegen die Könige von Dänemark und die Grafen von Holstein. , , ,
Die durch heldenmütige Tapferkeit erstrittene Freiheit (1227 entscheiden sie die Niederlage Waldemar's des Siegers bei Bornhövede)
über 3 Jahrhunderte behauptet durch kluge Selbstverwaltung. 1500 großer Sieg über ein Heer von c. 20,000 Mann aus allen Nachbarstaten.
Resultat: 1559 Ditmarschen wird mit Holstein verbunden.
D. Schweizer Eidgenossenschaft.')
Grund der Entstehung:
Die Bauern und Hirten der Waldstätten Uri, Schwyz, Unterwalden
(meist unter teilweiser oder voller Hörigkeit der Klöster und weltlichen Herren lebend)
waren unter die Schirmvogtei der Grafen von Habsburg gekommen.
(Die Grafen verwalteten als kaiserliche Vögte die oberste Gerichtsbarkeit.)
Streben der Habsburger, dieses Verhältniß zu voller Landeshoheit auszubilden.
Streben der Schweizer nach gänzlicher Befreiung von Habsburg.
Unter Friedrich Ii. und Adolf von Nassau war ihnen Reichsunmittelbarkeit verliehen worden.
1291 Ewiger Bund der 3 Waldstätten.
Albrecht I. weigert sich, den Schweizern die Fre.iheitsbriefe auszustellen. . ^ ,
Heinrich Yii. und Ludwig der Bayer bestätigen wieder die Freiheit.
1) Die Befreiung der Waldkantone, wie sie Schiller im „Wilhelm Tell" nach Tschudi erzählt, ist spätere Sage.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm C._Ditmarschen Habsburg Friedrich_Ii Friedrich Adolf_von_Nassau Adolf Albrecht_I. Heinrich_Yii Heinrich Ludwig_der_Bayer Ludwig Schiller
Extrahierte Ortsnamen: Holland Holland Holland Niederlande Sachsen Holstein Holstein Holstein Schwyz Unterwalden Habsburg Tschudi
B Ebenso wie aus der Sprache läßt sich auch durch Vergleichung der griechischen und germanischen Mythologie auf nahe Verwandtschaft
beider Völker schließen: , .
z. B. a. Unverwundbare Helden: Achilleus, Siegfried (Jramer b. Daedalos und Eigil. Rüstern),
c Tartaros = Helheim; Parzen = Nornen; Aepfel der Hespe-
riden — Iduna.
C Die Göttersage lebt fort
a. In Orts- und Tagnamen: z. B. Godesberg bet Bonn, Gudens-berg in Hessen, Woenslag — Wodanshügel in Schleswig, Donnersberg.
Donnerstag, Freitag, Dinstag — tuesday (Zru).
Wednesday — Mittwoch.
b. In Volkssagen, Märchen und Gewohnheiten:
(Odhin wird der Böse, die übrigen Gottheiten Heren, Elfen und Feen, Kobolde.) .
V B. der wilde Jäger, Dornröschen — Brunhild, Erlkönig, Sage vom Blocksberg, mythologische Elemente im Nibelungenliede u.a. (die Walküre Brunhild besucht die Messe) „Sonnenwendfeuer ursprünglich zu Ehren des in das Reich der Hel hinabtauchenden Lichtgottes Baldur."
Die christliche Geistlichkeit hat trotz aller Muhe die altheid-nischen Erinnerungen im Volke nicht ausrotten können.
Die christlichen Festtage sind in die Zeit der heidnischen Feste verlegt.
Gottesdienst.
Das Priesteramt verwaltete — König, Stamm- oder Familienhaupt. (Nicht der Priester war König, sondern der König Priester, also keme
^e°!3ungfmuen waren Verkünderinnen des göttlichen Willens und
Friedensstifterinnen. „ „ _ ,A , , . .
Tempel und Götzenbilder kommen erst m spaterer Zelt vor, besonders
bei den Sachsen.
§♦ 4.
Die wichtigsten Heldensagen der Germanen.')
A. Nibelungen-Sagenkreis.
Verschmelzung des Fränkischen (Siegfried). ^
Burgundischen (Günther, Hagen, Brunhüd, Kttetnhtlb), Hunnischen (Etzel).
Nibelungenlied. Neuere Bearbeitungen:
Hebbel, Nibelungen. Geibel, Brunhüd.
Richard Wagner, Ring des Nibelungen.
1) Quellen: 1. G. Schwab, Die schönsten Sagen der Deutschen.
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— 130 —
d. Die durch die getrennten päpstlichen Hofhaltungen noch vermehrten Geldforderungen der Kirche erhöhten die schon vorhandene Erbitterung des Volkes.
6 In den großen Konzilen treten die Geistlichen und bte weltliche Macht als Schiedsrichter der Papste auf.
5. Die großen Konzile.
1409 Pisa: „Aus der heiligen Zweifaltigkeit wurde heilige^Dreifaltigkelt." 1414—18 Kostnitz, auf Veranlassung des Kaisers Sigismund von Johann Xxiii. berufen.
Aufgaben: a. Beseitigung des Schisma.
b. Beseitigung der Ketzerei des Huß. v. Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern, ad a. Die drei Papste zur Abdankung gezwungen.
Johann Xxiii. widerrief die Abdankung, wurde geachtet und mußte sich trotz der Unterstützung durch Friedrich von Oestreich „mit der leeren Tasche" endlich fügen.
Martin V. alleiniger allgemein anerkannter Papst, ad b. Huß verbrannt 1415 und sein Freund Hieronymus von
Gegen das freie Geleit Sigismund's sagte die Geistlichkeit: „einem Ketzer braucht man sein Wort nicht zu halten" (vgl. Karl Y. und Luther zu Worms.) ad c. Die Reformation gehindert durch den schlauen Martin V. Abstimmung nach den fünf Nationen, italienische, französische, deutsche, englische, spanische.
Martin Y. schließt mit den einzelnen Nationen besondere
Konkordate. _ t m . _ ,
Beschlüsse: a. Das allgemeine Konzil soll über dem Papst stehen. (Gerson,'Kanzler der Sorbonne.)
Bleibt in Geltung bis zum Unfehldarkeitsdogma 1870. b. Ein solches soll alle Jahre vom Papste berufen werden (geschieht nicht).
1431 Basel: Den gemäßigten Hussiten „Utraquisten wird der Kelch
—1448 beim Abendmahl und die Priesterehe gewährt.
Dadurch die Hussitenkriege beendigt.
Reform der Kirche hintertrieben durch Einzel-Konkordate (Aeneas Sylvius).
Reformdekrete nur in Frankreich angenommen (pragmatische Sanktion — galvanische Kirche).
g, 35t
Einfluß auf Bauern- und Bürgerstand.
Bei Ritterstand und Hierarchie zeigt sich als Folge der Kreuzzüge
neben der höchsten Blüte zugleich der Keim des Verfalls.
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Extrahierte Personennamen: Sigismund_von_Johann_Xxiii Johann Johann_Xxiii Johann Friedrich_von_Oestreich Friedrich Martin_V. Karl_Y Karl Martin_V. Martin_Y Gerson
1580 Concordienbuch,
die magna charta des deutschen Luthertums".
Verworfen von Hessen, Nassau, Anhalt, Pommern, Holstein, Bremen, Nrnberg, Straburg u. a.
2. Der groartige reformatorische Geist schwand bei den lu-therischen Geistlichen.
Sie werden Silbenstecher, Wortklauber und untolerante Zeloten ').
Die Bildung der Jugend wird formales Abrichten.
Es ging in der Kirche wie im Staate des Perikles:
Luthers enormer Geist, seine gewaltige Herrschernatur konnte die Geister,
die er gerufen, noch beherrschen.
Unter den Epigonen fand sich kein wrdiger Nachfolger.
3. Die Uneinigkeit erzeugte Schwche in einer Zeit, wo man mit energischer Kraft und in geschlossener Phalanx dem mutig vorwrts-dringenden Katholizismus htte entgegentreten mssen.
Die Schwche der Gegner gab der Gegenreformation die Hauptkraft.
Bas Tridentiner Konzil.
Veranlassung: Papst Paul Iii.2) (Farnese) hatte das ernste Bestreben, eine Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern durchzufhren und die religise Einheit wieder herzustellen.
1540 und 1541 drei Religionsgesprche zwischen Katholiken und Protestanten scheiterten an
a. dem Primat des rmischen Stuhles,
b. der Lehre von den Sakramenten.
Ein allgemeines Konzil sollte den Streit endgltig schlichten:
Aber die Protestanten erschienen nicht, mit Recht, denn man wollte vondispu-tation nichts hren, man verfluchte die Gegenmeinung.
Die Wirksamkeit des Konzils beschrnkte sich auf den Katholizismus.
Ziel: Die Widerstandskraft der Kirche gegen die Neuerungen sollte vermehrt werden durch Herstellung einer strengen Gleichfrmigkeit in Disciplinar-fachen und in Glaubensbestimmungen.
Die drei bedeutendsten Männer des Konzils waren:
a. Der Kardinal von Gnise. (Vgl. Schiller Maria Stuart und ____________________Hugenottenkriege . 20).
Die Rache des Adels lieh dem Grimme der Theologen ihr Schwert". Hase Kirchengeschichte p. 421.
Buchfhrer und Schriftsteller zu sein, war bei der Strenge der katholischen und protestantischen Censur ein hchst gefhrliches Geschft.
1) S. Calinich Aus dem Xvi. Jh." die Pastoren p. 184. Charakteristik eines zelotischen Lutheraners durch einen Calvinisten:
Er tritt in der Woche ein Mal oder zwei auf die Kanzel, bringt eine halbe Predigt zu mit Lgen, Lstern und Verdammung anderer Christen, schumt fr Bosheit wie ein Eber, schnaubt, bis ihm der Schwei ausbricht, schreit, da ihm der Hals weh thut, so bekommt er von seinen Zuhrern das Lob eines treuen, lutherischen Predigers". 2) S. p. 37.
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Extrahierte Personennamen: Schiller_Maria_Stuart Maria
b. Kardinal Caraffa (spter Papst Paul Iv.) Urheber der neuen Inquisition.
c. Pater Lainez der eigentliche Organisator des Ordens.
Er besonders verfocht den gttlichen Ursprung und die unantast-bare geistliche Autoritt des Papsttums.
Durchgreifende nderungen der Hierarchie und der Lehre wurden ebenso wie in Kostnitz und Basel hintertrieben durch die ppstliche Partei.
Es blieben: 1. Unanfechtbare ppstliche Obergewalt Unabhngigkeit von Konzilen zweifelloser ausgesprochen.
2. Kirchliche Gltigkeit der apokryphischen Bcher.
3. Alleinige Geltung der Bulgata. .
4. Gleichberechtigung der ungeschriebenen Uberlieferung (Tradition) mit dem geschriebenen Wort. (Vgl. Sunniten Ii. . 13).
5. Lehre von den y7 Sakramenten.
Demnach zeigt sich in dem Gesamtresultate der unbestreitbare Einflu Luthers
und der Reformation auch auf die katholische Kirche.
Das lateinische Kirchenwesen bildete sich um zu einer freieren minder
hierarchischen, mit den ursprnglichen Tendenzen des Christentums wieder
auer Widerspruch gesetzten Entwicklung" ').
Resultat des Konzils-):
1. Mit groer Przision abgefate Dogmen statt vielberegter Streit-fragen.
2. Feste Lehrstze statt schwankender Uberlieferung.
3. Grere Gleichfrmigkeit in Glaubenssachen.
4. Strengere Kirchenzucht.
5. Dadurch unerschtterliches Bollwerk aufgerichtet gegen den Sekten-geist und Neuerungsdrang.
6. Ppstliche Herrschaft fester begrndet.
7. Rechtlosigkeit nationaler Reformbewegungen fr immer entschieden. Ii. Die Wirksamkeit der Gesellschaft Jesu8).
Stiftung: Ignatius Loyola, ein baskischer Edelmann, verwundet bei der Verteidigung von Pamplona, beschliet sich ganz der Kirche zu widmen. Whrend er auf der Sorbonne Theologie studiert, Verbindung mit Peter Faber aus Savoyen und Franz Xaver aus Pamplona.
1) v. Ranke-Keferstein a.a.o. p. 207. Vgl. G. Freytag Bilder Iii. p.67: Alle Konfessionen haben Ursache auf Luther zurckzufhren, was heute in ihrem
Glauben innig, seelenvoll und segensreich fr ihr Leben ist".
Der Ketzer von Wittenberg ist Reformator der deutschen Kathollken gerade so sehr, wie der Protestanten".
Er hat Ausdruck gegeben dem gemeinsamen Grunde aller deutschen Bekenntnisse, unserer tapferen, frommen, ehrlichen Innerlichkeit". m ^
2) S. Ptz Historische Darstellungen und Charakteristiken" Hi. Nr. 19.
3) Nach Ptz a. a. O. Nr. 20, Grn a.a.o. p. 195 ff., v. Ranke-Keferstein p. 132, Husser-Oncken p. 301, Maurer Marksteine p. 167181.
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Extrahierte Personennamen: Caraffa Paul_Iv. Ignatius_Loyola Peter_Faber Franz_Xaver Franz Freytag
44
Eroberung der Stadt durch den Bischof.
Bockelson und Knipperdolling hingerichtet vorher in einem eisernen Kfig
umhergefhrt.
Ihre Sekte wird veredelt durch den Friesen Simon Menno, gestorben 1561 (Mennoniten).
Bauernkrieg 1525.
Grund: Die Bedrckung der Bauern hatte seit Einfhrung des rmischen Rechts den hchsten Gipfel erreicht.
Sie waren Leibeigene geworden *).
Veranlassung: Ausdehnung der von Luther gelehrten Gleichheit vor Gott
und im Glauben aus die irdische Gleichheit2).
Geistige Urheber des Aufstandes waren:
Hutten, Seb. Frank, Karlstadt, Thomas Mnzer.
Vorlufer: Im Xiy. u. Xv. Jh. waren Bauernaufstnde nichts Seltenes.
1493 der Bundschuh" im Elsa, 1503 der arme Konrad" in der Gegend von Speier.
Jacqueries in Frankreich unter Johann dem Guten3).
Aufstand unter Wat Tylor in England unter Richard Ii.*). Vgl. auch Bauernbndnisse Ii. . 39, wo von politischen Kmpfen der Bauern die Rede ist. (Jetzt sociale Kmpfe). Die Bewegung der Bauern war vorhanden ohne Luther. Der schlummernde Funke loderte nur durch die neuen Ideen als Flamme empor.
Zwei Kriegsschaupltze.
a. Sddeutschland.
Die Bauern am Bodensee stellen zuerst in den 12 Artikeln" ziemlich gemigte, jetzt vllig erfllte Forderungen auf.
Die bedeutendsten sind:
Freiheit der Jagd, des Fischfangs, der Holzung;
Aufhebung der Leibeigenschaft, der Frondienste und Zehnten;
1) G. Freytag Iii. p. 5. Ihre Hnde und Gespanne forderte der adlige Junker fr seinen Acker. Ihm gehrte Holz und Wild im Walde, der Fisch im Wasser. Selbst wenn der Bauer starb, nahm der Gutsherr dem Erben das beste Stck der Herde oder Geld dafr. In jeder Fehde waren die Bauern das Opfer. Das Wild fra ihre Ernte, die Jagd zerstampfte ihre Sten. Der durch den Aufwand der reichen Stdter gesteigerte Aufwand des Adels mute den Bauern abgeplackt werden. Nach ihren Garben und nach jedem versteckten Gulden sphte die Kirche. Bettelmnche ver-langten fr ihr Kloster das Fleisch im Rauchfang, die Eier im Korbe".
Friedrich der Weise sagte: Bielleicht hat man den Aufstand von oben veranlat, denn die Armen werden von der Kirchen- und Staatsgewalt viel-feitig bedrckt". Grn Kulturgeschichte d. Xvi. Jh." p. 165.
2) Die Bauern konnten nicht begreifen, da christliche Freiheit nichts mit des Leibes Nahrung zu schaffen hatte. Ihre Ansicht war nicht die des Melanchthon: Ein Christ kann die Leibeigenschaft frhlich tragen".
3) S. Ii. p. 183. 4) S. Ii. p. 182.
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Extrahierte Personennamen: Bockelson Simon_Menno Frank Thomas_Mnzer Speier Johann Freytag Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Karlstadt Elsa Frankreich England
- 52
Verdienste Luthers.
A. Reformator auf religisem Gebiet.
1. Befreiung des Volkes aus den Fesseln der rmischen Knechtschaft.
2. Befreiung des Geistes aus den Banden des unbedingten Glaubenszwanges. (Wirkliche Glaubensfreiheit trat erst nach zwei Jahrhunderten ein)l).
3. Er schuf eine neue, zeitgemere Religion aus Grundlage der heiligen Schrift.
4. Er bildete eine feste Centtalgewalt in der neuen Lehre.
. Bibelbersetzung (zusammen mit Grndung von Landschulen).
1. Dem deutschen Volke war die Mglichkeit gegeben, selbst die Grundlage des Glaubens zu prfen, selbst zu denken und die Geisteskraft zu entwickeln.
2. Bibel und Katechismus wurden Grundlagen des Schul-Unterrichtes.
3. Die Bibel wurde ein Hausbuch, ein nie versiegender Quell des Trostes, den bisher nur der Geistliche spenden konnte.
4. Die Deutschen erhielten eine gemeinsame Sprache, und dadurch wurde das Gefhl der Zusammengehrigkeit selbst in den Zeiten traurigster Zerrissenheit des Vaterlandes wach erhalten.
C. Reformator des huslichen und socialen Lebens:
1. Hausandacht, Kinderzucht, Sitte, Vergngen und gesellige Freuden (Musik) weihte er durch Lehre, Schrift und Beispiel.
2. Hher, edler, freier gestaltete er das Verhltnis zwischen Mann und Weib.
3. In den protestantischen Lndern wurde die kirchliche Einsegnung der Mittelpunkt des Hochzeitsfestes").
4. Besser gestaltete sich das Leben an den protestantischen Frstenhfen.
D. Grundlage hherer Kulturentwicklung.
1. Er hat dem Geiste und dem Gewissen der Deutschen greren Gehalt gegeben.
2. Auf der Grundlage seiner Religion erwuchs in der Folgezeit die Volks-freiheit. (Vorlufig bedurfte das Volk noch der Bevormundung).
3. Um ihn blhte neues Leben: Groe Leistungen in Wissenschaft und Kunst, besonders im Kunsthandwerk, behaglicher Genu, feinere Bildung, hherer Wohlstand.
4. Ohne den durch die Reformation gepflanzten idealen Geist htte sich das Volk nie wieder aus seinem Verfall erhoben (30 jhriger Krieg, Napo-
leonische Kriege). Das Heil der Deutschen kam vom protestantischen Norden.
1) Schon Luther geriet in den Widerspruch, da er freies Forschen in der Bibel gestattete, aber Festhalten an seiner Ansicht forderte. Seine Epigonen waren ebenso intolerant wie die Papisten. Daraus entsprang viel Unheil. S. 19 p. 72.
2) G. Freytag Iii. p. 208 und 209.
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