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1. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 64

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
64 Die deutsche Kaiserzeit 919 — 1260. Burgkapelle an. Auf den übrigen Seiten war der Burghof von der starken Burgmauer oder von Wirtschaftsräumen umgeben; in einer Ecke befand sich der oft von der Burglinde beschattete Ziehbrunnen, der in vielen Fällen von großer Tiefe war. Ritterliches Auf der Burg hauste die ritterliche Familie. Sie lebte von dem, was die Gutshöfe einbrachten, und von den Zinsen, welche die untertänigen Bauern zu leisten halten und meist nicht in Geld, sondern in Getreide, Vieh, Wolle ablieferten. Zur Winterszeit war das Leben oft recht öde und eintönig, nur unterbrochen durch einen Jagdzug oder den Besuch eines fahrenden Sängers. Desto fröhlicher begrüßte man das Kommen des Frühlings. Dann zog man hinaus zur Pirschjagd oder zur Falkenbeize, man übte reiche Gastlichkeit oder versammelte sich zu den großen ritterlichen Waffen festen. Da bewiesen die Ritter auf abgestecktem Kampfplatz vor edlen Frauen ihre Kunst in der Führung der Waffen; entweder kämpften sie Mann gegen Mann mit stumpfen oder scharfen Waffen, oder sie ritten im Massenkampf, dem eigentlichen Turnier, gegeneinander. Die Zeit der Hohenstaufen war die Blütezeit des Rittertums. Ritterliche Tugenden wurden damals am meisten gepriesen; ritterliches Wesen anzunehmen trachtete der reich gewordene Bauernsohn, zum Ritterstande gezählt zu werden war der Wunsch der großen Geschlechter in den Städten, und auch mancher Bischof und Erzbischof war in allem ritterlichen Tun und Ritterliche treiben wohl bewandert. Auch im geistigen Leben hatten nicht mehr die Dichtes'. Geistlichen, wie bisher, sondern die Ritter die Führung; damals entstanden die großen ritterlichen Heldengedichte, das Nibelungenlied und das Lied von Gudrun, das Lied von Parzival, das Wolfram von Eschenbach gedichtet hat, und viele andere. Unter den ritterlichen Minnesängern steht Walther von der Vogelweide an erster Stelle. Verfall des Allmählich verfiel das Rittertum. Die Erwerbsarbeit verachtete diesen Stand; so kam es. daß so manches ritterliche Geschlecht verarmte. In ihrer Gier nach Besitz und Wohlleben, in ihrer Eifersucht auf die verhaßten Bürger wurden nicht wenige Ritter zu Wegelagerern und Straßenräubern, die den Wagenzügen auflauerten, die Fuhrleute niederschlugen, die Waren plünderten, ansehnliche Gefangene in den Burgturm warfen und nur gegen hohes Lösegeld freigaben. Bei solchem wüsten und rechtlosen Treiben kam ihnen der echte und rechte Rittersinn abbanden; Roheit trat an Stelle der Zucht, wildes Benehmen an Stelle der höfischen Sitte. Die ritterliche Dichtkunst vollends konnte nicht mehr gedeihen. Aber auch für das Kriegswesen verlor im Laufe des vierzehnten und fünfzehnten Jahrhunderts das Rittertum allmählich an Bedeutung. Um

2. Deutsche Geschichte - S. 34

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
34 Deutsche Beschichte bis zur Gründung de» nationalen Staats 919. der lauschenden Menge in der Halle des Herrenhauses oder auf dem Dorfplatz berichtete. Einst waren alle freien Germanen verpflichtet gewesen, die Waffen für das Vaterland zu tragen und es im Kampf gegen äußere Feinde zu verteidigen. Jetzt war die Masse der deutschen Bauern hörig geworden, um sich der Wehrpflicht zu entziehen; es bildete sich ein Berufs stand von Kriegern, der Stand der berittenen Lehnsleute, der Ritter, dem die Kampfespflicht oblag und der sich seinerseits für zu gut hielt, um selbst den Boden zu bebauen; es war ein Wehrstand, der mit Verachtung auf den Nährstand, die Bauern, herabblickte. Dieser kriegerische Adel, dessen Mitglieder ihre Lehen teils vom Könige selbst, teils von den Vasallen des Königs hatten, bildete in den nächsten Jahrhunderten den Kern des Heeres; mit ihren reisigen Vasallen sind die deutschen Könige über die Alpen gezogen, um die Kaiserkrone zu erwerben. Aber die großen Vasallen waren nicht immer zu-verlässige Untertanen des Königs; sie waren, zumal seit sie erbliche Besitzer des Grafenamts oder Grundstücks waren, mit dem sie der König belehnt hatte, zu mächtig, als daß sie sich seinem Willen immer gefügt hätten. Aus den großen Vasallen entwickelte sich der deutsche Fürstenstand, der auf den Reichstagen mit dem König zusammen beriet, der sich oft genug gegen ihn empört hat und dessen steigender Macht endlich die deutsche Kaiserherrlichkeit erlegen ist.

3. Deutsche Geschichte - S. 268

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
268 Das Zeitalter der Zerstörung des alten und der Entstehung der «tuen Reichs. tagsarbeit wurde verboten oder doch stark beschränkt; die Arbeitgeber wurden verpflichtet, Maßregeln zu treffen, um die Gesundheit der Arbeiter zu sichern und sie vor Gefahren zu schützen. Das Ende Kaiser Wilhelms L und Kaiser Friedrichs. § 265. Kaiser Wilhelms I. Ausgang. Noch siebzehn Friedensjahre Der Kaiser nach der Beendigung des französischen Krieges war es Deutschland beschieden, Kanzler, unter der Herrschaft des greifen Monarchen zu stehen, der feine Heere im Kriege geführt hatte. Er war ein gütiger, milder, gerechter Fürst, in dem sich Hoheit und Ernst, schlichte Seelengröße, herzliches Gottvertrauen und unbedingte Pflichttreue zu einer wunderbaren Harmonie vereinigten. Ihm zur Seite stand der große Staatsmann, dessen Abschiedsgesuch der Kaiser 1877 mit dem Worte „niemals" beantwortet hatte; der, wie er mit unvergleichlicher diplomatischer Meisterschaft Deutschland nach außen schützte und groß machte, so des Reiches Wohlfahrt im Inneren mit genialem Blick und unerschütterlicher Tatkraft förderte. Nationale Mehrmals in diesen siebzehn Jahren hat das deutsche Volk mit seinen Fürsten zusammen in freudigem Stolze nationale Feste begangen. Im Jahre 1875 wurde in Anwesenheit des Kaisers das Denkmal enthüllt, das auf einem Berge bei Detmold im Teutoburger Walde dem A r m i n i u s, dem Befreier Germaniens, gefetzt worden war. Im Jahre 1879, ein Jahr nach den auf den Kaiser gemachten Mordversuchen, beging die Nation die Feier der goldenen Hochzeit seines Kaiserpaares. Im Jahre 1880 wurde in Gegenwart des Kaiserpaares und fast aller deutschen Fürsten die Vollendung des Kölner Doms in dem glänzenden Dombaufest gefeiert. Drei Jahre später wurde das Standbild der Germania auf dem Niederwald feierlich eingeweiht. Wieder waren zahlreiche deutsche Fürsten anwesend; ein nichtswürdiger anarchistischer Mordanschlag wurde durch einen glücklichen Zufall verhindert. Am 1. April 1885 feierte Dentfchlano, vornehmlich die deutsche Jugend, den siebzig st en G eburtstag des größten deutschen Staatsmanns, des Fürsten Bismarck. Am 22. März 1887 endlich durfte die begeisterte, dankbare Nation den neunzig ft en G eburtstag ihres Kaisers festlich begehen. Krankheit des Indessen war Über den Herrscher schweres Leid hereingebrochen. Sein ' ritterlicher Sohn, „unser Fritz", wie er im Felde bei den Soldaten geheißen hatte, wurde von einem Halsleiden befallen, das sich allmählich als unheilbar herausstellte. In San Nemo an der Riviera suchte er Linderung, aber ohne Erfolg; im Februar 1888 mußte, um den Erstickungstod zu verhindern, der Luftröhrenfchnitt gemacht werden. In demselben Monat traf den Kaiser

4. Deutsche Geschichte - S. 272

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
272 Das Zeitalter der Zerstörung des alten und der Entstehung des neuen Reichs. begleitete er auch ferner mit lebhaftester Aufmerksamkeit, mit ratenden und warnenden Worten, als ein getreuer Eckart der Nation ihre politische Entwickelung. Indessen wuchs die Begeisterung für den großen deutschen Mann immer höher. Mit unbeschreiblichem Jubel beging das deutsche Volk am 1895.1. April 1895 den achtzigsten Geburtstag des nationalen Helden, des Gründers des deutschen Reichs; und es war ein Tag tiefer nationaler so. Juli Trauer, als er am 30. Juli 1898 durch den Tod hinweggerafft wurde. Lange vor ihm war Graf Moltke gestorben. Am 26.Oktober 1690 war sein neunzigster Geburtstag in ganz Deutschland feierlich begangen worden; noch im März 1891 sprach er im Reichstag, dem er von Anfang an als Abgeordneter angehört hatte. Ohne krank gewesen zu sein, starb er am 24. April 1891. Zum Reichskanzler hatte der Kaiser an Bismarcks Stelle den General der Infanterie von Caprivi berufen, der nachher zum Grafen erhoben worden ist. 1894 trat an dessen Stelle der im Staatsdienst grau gewordene Fürst von Hohenlohe-Schillingsfürst, der von 1866 bis 1869 bayrischer Minister des Auswärtigen, später deutscher Botschafter in Paris und zuletzt als Nachfolger des Generalfeldmarschalls von Manteuffel Statthalter des Reichslandes Elsaß-Lothringen gewesen war. Ihm folgte 1900 Graf Bülow. Äußere Auch unter Wilhelm Ii. ist das deutsche Reich einer Politik des d Friedenttreu geblieben. Dem Frieden dienten die Besuche an fremden Höfen, die er machte; ein Hort des Friedens blieb auch ferner das Bündnis mit Österreich und Italien. Auch mit Rußland wurden seit der Thronbesteigung Nikolaus' Ii. wieder herzlichere Beziehungen angeknüpft. Mit England, das die Anfänge der deutschen Kolonialpolitik nicht ohne Eifersucht beobachtet hatte, wurde 1890 ein Vertrag geschlossen; England übernahm das Protektorat von Sansibar, trat aber Helgoland an Deutschland ab. Im Jahre 1897 wurde ein zukunftsreicher Stützpunkt in China, das Gebiet von K i a u t s ch o u, erworben. Im Jahre 1899 verkauften die Spanier, nachdem ihnen die Amerikaner die wichtigsten Stücke ihres Kolonialbesitzes, Cuba und die Philippinen, im Kriege entrissen hatten, den Rest ihres Besitzes in der Südsee, die Karolinen und Marianen, an Deutschland. Als cs Chinesische in China 1900 zu einer Volkserhebung gegen die Fremden kam, viele Expedition. und einge&orcnc Christen niedergemetzelt und der deutsche Ge- sandte in Peking ermordet wurden, beteiligte sich Deutschland an einer Gesamtunternehmung der Großmächte, schickte zum ersten Male Truppen über See und stellte auch den Oberkommandierenden, den Generalfeldmarschall Grafen W a l d e r f e e. China wurde genötigt, eine Kriegsentschädigung zu

5. Geschichte des Altertums - S. 56

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
56 Geschichte der Römer. der sie in seine Hütte aufnahm und als seine Söhne auferzog. Herangewachsen, stürzten sie Amulius von seinem Throne und machten ihren Großvater Numitor wieder zum König von Alba Longa. Zugleich aber ^R°ms^faßten sie den Entschluß, auf dem Palatin eine Stadt zu gründen. Darüber aber, wer die Stadt beherrschen und wie sie heißen sollte, erhob sich ein heftiger Streit zwischen den Brüdern; und als Remus höhnte, daß die Mauer der neuen Stadt so niedrig sei, und schießlich über sie hinwegsprang, da zog Romnlns mit den Worten: „So geschehe jedem, der über meine Mauern springt!" das Schwert und erschlug den Bruder. 763. Um für die junge Stadt, deren Gründung von späteren Gelehrten in das Jahr 753 v. Chr. verlegt wurde, Einwohner zu gewinnen, errichtete Romulus auf dem k a p i t o l i n i s ch e n Hügel, der dem Palatin gegenüber liegt und zur Burg der Stadt gemacht wurde, eine F r e i st a t t für Verbannte und Abenteurer jeder Art. So füllte sich die Stadt, aber noch fehlten die Frauen. Da veranstaltete er ein Fest und Wettkämpfe, zu denen aus der Nachbarschaft viele Männer mit ihren Frauen herzuströmten; und während alle gespannt den Spielen zusahen, fielen auf ein von Romulus gegebenes Zeichen die Römer über die anwesenden Frauen her und raubten Der Sabiner- Erbittert über den Bruch des Gastrechts zogen die Sabiner, das r ts" mächtigste unter den geschädigten Völkern, gegen Rom; und eine blutige Schlacht wurde geschlagen. Schon war viel Blut geflossen, als plötzlich die geraubten Sabinerinnen sich zwischen die Streitenden stürzten und sie anflehten Frieden zu machen. In der Tat kam eine Einigung zustande. Die Sabiner siedelten sich auf dem Hügel Q u i r i n a l i s an, und beide Völker vereinigten sich zu einem Einheitsvolk. Die römische Königszeit. Verfassung. § 59. Die älteste Verfassung nnb die römische Religion. Der römische König war, wie die Könige des ältesten Griechenlands, oberster Heerführer, oberster Richter und oberster Priester. Wie den spartanischen Königen, so stand auch ihm ein Rat der Ältesten zur Seite, der Senat, in dem er den Vorsitz führte und dessen Meinung er einzuholen pflegte. Zur Entscheidung wichtiger Staatsangelegenheiten trat die V o l k s -Versammlung zusammen. An ihr nahmen nur die Freien Anteil; sie allein besaßen das Bürgerrecht; sie bildeten, da jeder zum Kampf für das Vaterland verpflichtet war, das Heer. Neben den Freien gab es in Rom noch hörige Leute und Sklaven. Die Hörigen, Klienten, waren Schutzgenossen vornehmer Geschlechter, unter deren Schutz sie den Acker bebauten

6. Deutsche Geschichte von der Französischen Revolution ab - S. 106

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
106 Das Zeitalter der Zerstrung des alten und der Entstehung des neuen Reichs. war, begleitete er auch ferner mit lebhaftester Aufmerksamkeit, mit ratenden und warnenden Worten, als ein getreuer Eckart der Nation ihre politische Entwicklung. Indessen wuchs die Begeisterung fr den groen deutschen Mann immer hher. Mit unbeschreiblichem Jubel beging das deutsche Volk am 1. April 1895 den achtzigsten Geburtstag des nationalen Helden, des Grnders des deutschen Reichs; und es war ein Tag tiefer nationaler ^gg1 Trauer, als er am 30. Juli 1898 durch den Tod hinweggerafft wurde. ' Lange vor ihm war Graf M o lt k e gestorben. Am 26.Oktober 1890 war sein neunzigster Geburtstag in ganz Deutschland feierlich begangen worden; noch im Mrz 1891 sprach er im Reichstag, dem er von Anfang an als Abgeordneter angehrt hatte. Ohne krank gewesen zu sein, starb er am 24. April 1891. Zum Reichskanzler hatte der Kaiser an Bismarcks Stelle den General der Infanterie von Caprivi berufen, der nachher zum Grafen erhoben worden ist. 1894 trat an dessen Stelle der im Staatsdienst grau gewordene Fürst von H o h e n l o h e - S ch i l l i n g s f r st , der von 1866 bis 1869 bayrischer Minister des Auswrtigen, spter deutscher Botschafter in Paris und zuletzt als Nachfolger des Generalfeldmarschalls von Manteusfel Statt-Halter des Reichslandes Elsa-Lothringen gewesen war. Ihm folgte 1900 der frhere Botschafter bei dem Knigreich Italien Graf B l o w, der vom Kaiser zum Fürsten erhoben wurde. Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt wurde im Sommer 1909 der bisherige Staatssekretr des Inneren von Bethmann-Hollweg zum Reichskanzler ernannt. . ^Marin? 8l Innere Politik. Ein hervorragender Gegenstand der Fr-sorge des Kaisers ist das Heer, die starke Sttze unserer europischen Machtstellung; mit dem Leben der Armee ist er nach Hohenzollernart auf das innigste verknpft (vgl. 73). Sein besonderes Verdienst ist, unab-lssig darauf hingewirkt zu haben, da eine starke Flotte geschaffen werde. Unermdlich hat er das deutsche Volk darauf hingewiesen, da wir einer strkeren Seegeltung bedrfen, zum Schutze unserer Ksten, zum Schutze unseres Auenhandels, zur Erhhung unserer Macht und unsers Ansehens unter den Nationen, niemand zu Liebe und niemand zu Leide": Unsere Zukunft liegt auf dem Wasser"; bitter not ist uns eine starke deutsche Flotte". Durch zwei Flottengesetze ist eine starke Vermehrung ihres Bestandes angeordnet worden: bis 1917 sollen im ganzen 38 Linien-schiffe, 14 groe und 38 kleine Kreuzer gebaut werden. Auch bei dem Bau des K a i s e r - W i l h e l m s - K a n a l s , der Nord- und Ostsee, die Kieler Fhrde und die Elbmndung verbindet, und dessen Vollendung

7. Deutsche Geschichte - S. 268

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
268 Das Zeitalter der Zerstrung des alten und der Entstehung des neuen Reichs. tagsarbeit wrbe verboten ober boch stark befchrnkt j die Arbeitgeber wrben verpflichtet, Maregeln zu treffen, um die Gesunbheit der Arbeiter zu sichern und sie vor Gefahren zu schtzen. Das Ende Kaiser Wilhelms I. und Kaiser Friedrichs. 265. Kaiser Wilhelms I. Ausgang. Noch siebzehn Friebensjchre $ucrnad^ der Beenbigung des franzsischen Krieges war es Deutschland beschieben, Kanzler, unter der Herrschast des greisen Monarchen zu stehen, der seine Heere im Kriege gefhrt hatte. Er war ein gtiger, milber, gerechter Fürst, in dem sich Hoheit und Ernst, schlichte Seelengre, herzliches Gottvertrauen und unbebingte Pflichttreue zu einer wunberbaren Harmonie vereinigten. Ihm Zur Seite ftanb der groe Staatsmann, beffen Abfchiebsgesuch der Kaiser 1877 mit dem Worte niemals" beantwortet hatte; der, wie er mit unvergleichlicher biplomatischer Meisterschaft Deutschland nach auen schtzte und groß machte, fo des Reiches Wohlfahrt im Inneren mit genialem Blick und unerschtterlicher Tatkraft frberte. "Se* Mehrmals in biesen siebzehn Jahren hat das beutfche Volk mit feinen Fürsten zusammen in ftenbigem Stolze nationale Feste begangen. Im Jahre 1875 wrbe in Anwesenheit des Kaisers das Denkmal enthllt, das aus einem Berge bei Detmolb im Teutoburger Walbe bemarminius, dem Befreier Germaniens, gesetzt worben war. Im Jahre 1879, ein Jahr nach den auf den Kaiser gemachten Morbversnchen, beging die Nation die Feier bergolbenenhochzeit seines Kaiserpaares. Im Jahre 1880 wrbe in Gegenwart des Kaiserpaares und fast aller deutschen Fürsten die Vollenbung des Klner Doms in dem glnzenben Dombaufest: gefeiert. Drei Jahre spter wrbe das Stanbbilb der Germania aus dem Rieb er-walb feierlich eingeweiht. Wieber waren zahlreiche beutfche Fürsten an-tvefenb; ein nichtswrdiger anarchistischer Morbanschlag wrbe durch einen glcklichen Zufall verhinbert. Am 1. April 1885 feierte Deutschland, vornehmlich die beutfche Jngenb, den siebzigsten Geburtstag des grten deutschen Staatsmanns, des Fürsten Bismarck. Am 22. Mrz 1887 enblich burfte die begeisterte, bankbare Nation den neunzigsten Geburtstag ihres Kaisers festlich begehen. Kronprinzen? . ^beffen war der den Herrscher schweres Leib hereingebrochen. Sein ritterlicher Sohn, unser Fritz", wie er im Felbe bei den Soldaten geheien hatte, wrbe von einem Halslejben befallen, das sich allmhlich als unheilbar herausstellte. In San R e m o an der Riviera suchte er Linberung, aber ohne Erfolg; im Februar 1888 mute, um den Erstickungstob zu verhinbern, der Luftrhrenschnitt gemacht werben. In bemsetben Monat traf den Kaiser

8. Deutsche Geschichte - S. 226

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
226 Das Zeitalter der Zerstrung des alten und der Entstehung des neuen Reichs. bestieg, wurde er mit den grten Hoffnungen begrt. Man kannte seine geistvolle, witzsprhende Art, seine reiche Phantasie, sein tiefes Gemt; man wute, da er ein begeisternder Redner war, da er ein tieses Ver-stndnis sr die Kunst besa, da ihn die vielseitigsten Interessen und ein hoher, idealgerichteter Sinn erfllten. Die Erwartung war allgemein, da mit feiner Thronbesteigung ein neues Zeitalter anbrechen, da er ins-besondere dem preuischen Volke die ersehnte Verfassung geben wrde. Bald freilich fah man ein, da Friedrich Wilhelm Iv. nicht die Absicht hatte, eine Verfassung zu geben; er meinte, da sie dem natrlichen Ver-trauensverhltnisse zwischen Fürst und Volk zuwiderliefe. Was aber die gesamte Persnlichkeit des neuen Knigs anlangt, so wurde allmhlich klar, da diesem reichbegabten und edlen Herrscher das Ma von Willenskraft und Entschlossenheit abging, das fr die groen Ausgaben, welche die Zeit ihm stellte, notwendig gewesen wre. So ist die Regierungszeit Friedrich Wilhelms Iv. nicht, wie man hoffte, eine Zeit der Erfllung der nationalen Wnsche, sondern eine Zeit der vergeblichen Versuche gewesen; erst unter seinem Bruder Wilhelm I. kam die Zeit, in der Deutschland einig und mchtig wurde. Bereinigte Im Jahre 1847 glaubte der König der ffentlichen Meinung ein Landlag.groes Zugestndnis zu machen, indem er den Vereinigten Land-tag", der sich aus den Stnden der einzelnen Provinzen zusammensetzte, nach Berlin berief. Aber die Beratungen verliefen ergebnislos, r la , _____ . _ y 8riegs-^e Ergnisse der letzten Jahre krftige Anregungen erfahren. Im Jahre 1840 brffi9en hatten die Franzosen, welche durch den Verlauf der orientalischen Politik ihre nationale Ehre verletzt glaubten, zur Entschdigung die Ab-tretung des linken Rheinufers verlangt. Diefe Anmaung erregte einen gewaltigen Sturm der nationalen Entrstung; Beckers Rheinlied Sie sollen ihn nicht haben" wurde berall gesungen; Schneckenburgers Wacht am Rhein", die ebenfalls damals entstand, sollte erst spter zum National-lied werden. Der erregten Volksstimmung und der festen Haltung Preuens gegenber gaben die Franzosen ihre Kriegsplne auf, und Louis Philipp verabschiedete sein kriegslustiges Ministerium. / Eine andere Angelegenheit, welche allmhlich die ganze deutsche Nation Dieschles>vig-tri/Erregung versetzte, war die schleswig-holsteinische Frage. Frage. Die Herzogtmer Schleswig - Holstein, von denen Holstein zum deutschen Bunde gehrte, waren seit dem Ausgang des Mittelalters mit Dnemark ' 230. Die politische Lage in Deutschland. Indessen nahm in Deutsch:

9. Vorstufe - S. 39

1907 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
12. Das Rittertum. 39 einer wichtigen Gelegenheit den Ritterschlag oder die Schwertleite. Diese Aufnahme in den ehrenvollen Ritterstand geschah unter den-feierlichsten Gebruchen. Zunchst hatte sich der Knappe gebhrend vorzubereiten; er mute sich baden, saften, beten, das heilige Abendmahl nehmen und eine Nacht in der Kirche Wache halten. Am Tage der Schwertleite erschien er in weiem Gewnde, umgeben von auserwhlten Zeugen, vor einem lteren Ritter und bat kniend um die Erteilung des Ritterschlages. Der Ritter lie ihn zuerst den Rittereid schwren: stets Tapferkeit zu beweisen, dem Kaiser und seinem Lehnsherrn treu zu dienen, die heilige Kirche zu schtzen, alle Witwen und Waisen und Unmndigen zu verteidigen, den Frauen in aller Rot beizustehen und untadelig vor Gott und den Menschen zu leben. Dann erst erhielt er den Ritterschlag, das heit drei Schlge mit dem stachen Schwerte aus die Schulter. Ritterspiele und Schmausereien beschlossen die Feier. Von nun an durfte der Ritter die Abzeichen seines Standes tragen, das Schwert, Helmundharnifch,Schildundlanze,Streitkolbenund Dolch und die goldenen Sporen. Um die Ritter im Kampf weiter auszubilden, stndig zu den und zu befestigen, wurden groe Ritterkmpfe, die T u r n i e r e, veranstaltet. Meist $:ut(eere< richtete sie ein Fürst her, oder die Ritter eines greren Gebietes taten sich zusammen; der Frhlingsanfang oder Sptherbst waren die beliebteste Zeit. Angesehene Ritter, die Turniervgte, trafen alle Vorbereitungen und hatten den Gang der Kmpfe zu ordnen. Wochenlang vorher lieen sie an alle Ritter der Nachbarschaft die Ausforderung zum Turnierkampf ergehen und verkndeten die Stadt, in deren Nhe er stattfinden sollte. Denn die Menge der Hinzustrmenden, die Ritter mit ihrem Gefolge, die edlen Frauen und das schaulustige Volk, war oft so zahlreich, da die Verpflegung groe Schwierigkeiten machte, und die Stdter ihre Waren liefern muhten. Vor der Stadt wurde der Platz abgesteckt, mit Schranken umgeben und Gerste sr die Zuschauer errichet. Waren dann die Turnierer eingezogen, so hie es, die Turnierordnung aufzustellen. Jeder Ritter wurde auf seine Turnier-fhigkeit geprft, ob er nicht infolge Verletzung der Ritterpflichten unwrdig sei mitzukmpfen. Fr jeden wurde bestimmt, ob er im Einzelkampf seine Tapferkeit beweisen sollte, oder ob er mit mehreren zusammen in zwei Hausen kmpfen durfte. Nachdem die edlen Frauen auf ihren Sitzen Platz ge-nommen hatten, wurden die Schranken geschlossen, ein Herold ries laut die Namen der zuerst Kmpfenden, und herein sprengten unter dem Geschmetter der Trompeten die Ritter. Die Lanze, fest unter dem Arm eingelegt, ragte der das linke Ohr des Pferdes weg, in heftigem Anprall stieen die Gegner zusammen und suchten entweder sich aus dem Sattel zu werfen oder die

10. Vorstufe - S. 41

1907 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
12. Das Rittertum. 41 In diesem ziemlich eng begrenzten Rume zwischen den Burgmauern spielte sich das Leben des Ritters und seiner Familie ab. Die umliegenden, untertnigen Bauerngehste lieferten Getreide und Vieh, Wolle und Felle in die Burg, die Knechte stellten in der Waffenkammer unter Leitung eines Meisters die Waffen her, die Mgde spannen und webten unter Aussicht der Herrin. Selten gab es im Winter eine Abwechslung, wenn eine Jagd ver-anstaltet wurde, oder wenn zu aller Freude ein Snger erschien, Neuigkeiten aus der Welt mitbrachte und Heldenlieder sang. Sonst klagte alles der die den Wochen, in denen es keine Unterhaltung gab. Uns hat der Winter geschadet so sehr. Heide und Wald sind so fahl nun und leer, Stimmen der Vglein erschallen nicht mehr. Knnt' ich verschlafen die Winterzeit! Wach' ich solange, so bringt es mir Leid, Da seine Macht reicht so weit und so breit." Um so freudiger wurde der Frhling mit den hervorsprieenden Blumen und der Vgelein sem Schall begrt. Wenn die Blumen aus dem Grase dringen Und dem Spiel der Sonne sie entgegen Frhlich lachen in des Maitags Frh', Wenn die kleinen Vgelein wohl singen Ihre besten Weisen, die sie Pflegen: Dem kann andre Wonne gleichen nie. Ist's doch fast ein Himmelreich." Mit diesen Versen gibt uns Walter von der Vogelweide kund, was seine ritterlichen Zeitgenossen fhlten. Im Frhling, im herrlichen Monat Mai ging es hinaus in die schne Natur. Laut schallte der Jagdrus durch Berg und Tal, mit dem Falken zog die Schloherrin aus, um den Reiher zu jagen; oder mit reichem Gefolge besuchte der Ritter einen Nachbar, der ihn gastlich aufnahm und mit ihm schmauste. An all diesem nahmen auch die R i t t e r f r a u und die Tchter des Burgherrn regen Anteil. Denn die hfifche Zucht hatte die Stellung des Weibes und sein Ansehen sehr gehoben. Es galt fr Ritterpflicht, sich einer Herrin zu geloben, ihr im Kampfe zu dienen, ihre Tugenden und Schnheit in Liedern zu besingen. Das war der M i n n e d i e n st. So mute auch die Erziehung des weiblichen Geschlechtes der hohen Stellung entsprechend sein. Von Jugend an lernten die Mdchen die hfische Bildung, Anftandsregeln, fein gesittetes Benehmen, das auf ganz bestimmten Regeln und Gesetzen
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