Wilhelm I. Friedrich Iii. Wilhelm Ii.
163
Wilhelm I., noch bis zu seinem letzten Atemzuge ttig als ein Mann, 1888 der gleichsam keine Zeit hat, mde zu sein". Seine Hauptlebensaufgabe, Strkung der preuischen Monarchie und Herstellung der deutschen Nationalitt, war ihm gelungen, und in seiner schlichten Herrschergre hat er der deutschen Nation als Erbteil die treue Pflicht-ersllung im Dienste des Vaterlands und die Liebe zum Vaterland hinter-lassen. In seinen Knaben- und Jnglingsjahren sah er Preuens und Deutschlands Schmach, als Greis des Vaterlandes Gre. Durch die Ver-wirklichung des deutschen Einheitstraumes aber hat er persnlich eine Welt-geschichtliche Tat von grter Bedeutung vollbringen helfen, so da ihm die Nachwelt ihre Bewunderung nie versagen wird.
6. Ihm folgte in der Regierung sein einziger Sohn Kaiser Friedrich Iii. Doch whrte sein Kaisertum nur 99 Tage. Er erlag einem unheilbaren Leiden, das ihn schon seit Jahresfrist erfat hatte, am 15. Juni 1888. Und nunmehr bestieg den Thron sein 29jhriger Sohn Kaiser Wilhelm Ii. Dieser entlt wegen Meinungsverschiedenheiten 1888 den eisernen Kanzler", den Schpfer der deutschen Einheit, den Fürsten Otto von Bismarck, aus allen seinen mtern (20. Mrz 1890), was 1890 allgemeines Aufsehen erregte, und ernennt einen General zum Reichskanzler, Caprlvi, der jedoch schon im Jahre 1895 einem geschulten Diplomaten, dem greisen Statthalter von Elsa-Lothringen, Fürsten Chlodwig von Hohenlohe Schillingsfrst, Platz macht, während sich inzwischen der Kaiser mit Bismarck ausgeshnt hatte. Das Jahr 1895 brachte dem Reich 1895 eine Reihe bedeutungsvoller Gedenktage. Die 25jhrige Wiederkehr der groen Ereignisse vom Jahre 1870 wurde in allen Gauen des Reichs, in Stadt und Land festlich begangen durch Feiern an den Grbern der Ge-fatlenen und durch Ehrungen und Festlichkeiten mit den Veteranen. Der 80. Geburtstag Bismarcks sodann (1. April 1895) gestaltete sich zu einer groartigen nationalen Kundgebung. Auch weihte in diesem Jubel-jhr 1895 Kaiser Wilhelm Ii. durch feierliche Handlungen jene Monumental-bauten ein, die des Reiches Kraft und Einheit den kommenden Geschlechtern verknden sollen, das Reichstagsgebude in Berlin, das Reichsgerichts-gebude in Leipzig und das Denkmal auf dem Kyffhuser; desgleichen erffnete er unter Anteilnahme von staatlichen Vertretern aller seefahrenden Nationen Europas den Nordostsee- oder Kaiser-Wilhelms-Kanal, zu dem Kaiser Wilhelm I. im Jahre 1887 den Grundstein gelegt hatte. Endlich brachte das Jahr 1896 dem Reiche die Vollendung des Brger-lichen Gesetzbuches, das (mit Wirkung vom 1. Januar 1900) gleichsam 429
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm_I. Friedrich_Iii Friedrich Wilhelm Wilhelm_I. Wilhelm_I. Friedrich_Iii Friedrich Wilhelm Otto_von_Bismarck Otto Chlodwig_von_Hohenlohe_Schillingsfrst Chlodwig Wilhelm Wilhelm_I. Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Caprlvi Elsa-Lothringen Bismarcks Berlin Leipzig Europas Nordostsee-
80
Mittlere Geschichte.
Braunschweig und Lneburg (der Grundstock der jetzigen preuischen Pro-vinz Hannover), und der gedemtigte Welfe verlie 1182 das Reich, um der die Normaudie nach England berzusiedeln. Von hier kehrte er unter dem Bruch seines Eides 1189 nach Deutschland zurck und starb 1195. 7. Die mchtige Stellung des Kaisers im Reich bewog die Lom-barden, den sechsjhrigen Waffenstillstand, als er um war (1183), in einen dauernden Frieden zu verwandeln. In Konstanz wurden die gegenseitigen Urkunden ausgetauscht: der Kaiser auerkennt die Selbstverwaltung der Städte, und die Städte anerkennen die kaiserliche Oberhoheit. Das Reich verzichtete also auf diejenigen Rechte, die es tatschlich schon lange verloren hatte. Diesem Frieden folgte das Jahr darauf ein Friedensfest: anf einer 6. (friedlichen Romfahrt verlobte Barbarossa die Erbin von Sizilien, Konstanze, mit seinem ltesten Sohne Heinrich (1184), und im Jahre 1185 fand dann in Mailand, mit dem Barbarossa jetzt ein Schutz- und Trutzbndnis geschlossen hatte, die Vermhlung statt; Friedrich I. lie sich auf dieser 7. (friedlichen) Romfahrt zum König von Burgund, seine Schwiegertochter Konstanze zur Knigin von Deutschland und seinen Sohn Heinrich zum König von Italien krnen. Die staufische Macht hatte ihren Hhepunkt erreicht. Mit Schrecken gewahrte auch der Papst Clemens Iii., wie er von ihr im Norden und- Sden umklammert sei. Aber schlimme Nachrichten aus Palstina ntigten ihn, sich mit Friedrich I. auf guten Fu zu stellen. Und so: ein Reich ohne Gegner, die Knigsgewalt wohl verwahrt in den Hnden seines Sohnes und mit der Kurie im besten Einvernehmen, nahm Friedrich zu Mainz das Kreuz (1188), und nachdem er in Regensburg sein Haus 1189 bestellt hatte,1 trat er mit 20000 Rittern den Kreuzzug an, auf dem der Siebzigjhrige im Jahre 1190 (am 10. Juni) in den kalten Wellen des Salephflusses (oder Kalmdnns in Cilicien) den Tod finden sollte.* Der ein Zwingherr des Papsttums hatte werden wollen, starb als Kreuzfahrer. Zwar ob den Kaiser auer seinen frommen Empfindungen noch andere Erwgungen zu diesem Kreuzzug veranlat haben: niemand wei es. Sicher aber waren seine letzten Friedenswerke in Italien wrdig der groen, nni-versalen Politik, die er seit dem Jahre 1180 einzuschlagen begonnen hatte,
1 Von seinen fnf Shnen erhielt Heinrich die Regierung des gesamten Reichs; Friedrich bekam zu seinem Herzogtum Schwaben noch weitere Gter; Konrad Mainfranken; Otto Burgund. Der jngste, Philipp, wurde geistlich.
2 Das Grab des alten Barbarossa, des Kaisers Friedrich, ist unbekannt. Nur die Sage kennt es, welche in den Zeiten des Zerfalls aus ihm und seinem groen Enkel Friedrich Ii. jenen Kaiser-Befreier" gemacht hat, der im Kyffhnser thront.
188
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Extrahierte Ortsnamen: Lneburg Hannover England Deutschland Konstanz Sizilien Mailand Barbarossa Burgund Deutschland Italien Palstina Mainz Regensburg Italien Schwaben Burgund
Maximilian I. der letzte Ritter.
131
und mute sie im Frieden von Basel als Reichsverwandte" anerkennen und als solche von der Reichssteuer und dem Reichsgericht ausnehmen.
Dies aber war gleichbedeutend mit der Lostrennung der Schweiz vom 1499 Reich. hnlich verhielt es sich schon lngst mit den Niederlanden. Die Folge der Niederlage des Kaisers durch die Schweizer war, da die Fran-zosen ungehindert Mailand besetzten und den Schwiegervater des Kaisers, den Herzog Franz Sforza von Mailands verjagten.
5. Ob dieser Erfolge der Franzosen in Italien bemchtigte sich des deutschen Volks ein groer Unmut. Es entstand eine nationale Bewegung unter den Bauern und Brgern, im Adel und bei den Gebildeten. Man wollte, sich seiner deutschen Kraft bewut, die Grenzen des Reiches sicher-stellen und die bergriffe der Franzosen rchen. Man sang sogar Besreinngs-lieder, dem Sinne nach verwandt der Wacht am Rhein"2. Aber als der Kaiser auf dem Reichstag zu Augsburg (1500) von den Reichsstnden dringend die Mittel zu einem Reichskrieg gegen die Franzosen heischte, da fing man an, mit ihm zu markten und zu feilschen. Man dachte an sich,
nicht an des Reiches Not und schaffte die lstige Reichssteuer, den gemeinen Pfennig, wieder ab und fhrte die Matrikularbeitrge ein, d. h. man beschlo, jedes Territorium bezw. foundsoviele Einwohner sollten soundso-viele Soldaten ausheben und ausrsten. Die wollte man dann dem Reichs-oberhanpt zur Verfgung stellen. Allerdings htte der Kaiser aus diese Weise 30000 Mann bekommen knnen. Aber man knpfte an diese fr den Kaiser so verlockende Aussicht abermals die den Kaiser demtigende Forderung des Reichsregiments. Und diesmal gab der Kaiser nach, der Not gehorchend, nicht dem eigenen Trieb. Mit Recht erblickte der vene-tianische Botschafter in der Einrichtung dieses Reichsregiments gleichsam eine Absetzung des Kaisers. Die beschlossene Reichsaushebung aber blieb ebenso aus dem Papiere stehen, wie vordem die Reichssteuer. Nur das Reichsregiment kam zu stnde (vorlufiger Sitz in Nrnberg) und hatte nichts
1 Die erste Gemahlin Maximilians, Maria von Burgund, war schon 1482 infolge eines Sturzes vom Pferd gestorben.
2 Wie zum Beispiel: Lieb' Deutschland im Herzen,
Den Kaiser im Sinn:
So ziehen wir frhlich Nach Welschland hin.
So ziehn wir mit Banner Und Lanze und Schwert Und holen uns Ehre Und schtzen den Herd."
239
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Extrahierte Ortsnamen: Basel Mailand Mailands Italien Nrnberg Maximilians Deutschland Welschland
50___________
362 ein Treffen, in dem er zwar siegte, aber tötlich verwundet wurde. Sterbend riet er zum Frieden.
4. Folgen des Krieges.
a) Sparta tritt in den Hintergrund; doch auch Theben kann nach dem Tode des Epaminondas die Hegemonie nicht behaupten;
b) alle griechischen Staaten sind geschwächt;
c) fremde Fürsten, namentlich Philipp von Macedonien, gewinnen Einfluß in Griechenland.
Griechenland kommt unter die Herrschaft der Macedorrier,
362-338.
1. Macedonien bis auf Philipp Ii. Macedonien, nördlich von Thessalien gelegen, ist das Gebiet mehrerer Flußthäler, deren größtes das des Strymon ist. Die Münduug der Flüsse weist das Land auf das Ägäische Meer und auf die Teilnahme an dessen Geschichte hin. Die Verfassung war ein Königtum, das jedoch in der älteren Zeit machtlos war. In den griechischen Händeln spielte Macedonien bald als Hilssniacht der Athener, bald der Spartaner eine Nebenrolle. Der König Archelaus, 413—399, hob das Land auf eine höhere Stufe, organisierte eine Kriegsmacht und verschaffte der griechischen Kultur Eingang.
2. Philipp Ii., 359—336. Nach langen Parteikämpfen kam 359 Philipp Ii. zur Regierung. In seiner Jugend als Geisel nach Theben geführt, lernte er hier griechische Bildung, zugleich aber auch den Verfall der griechischen Staaten kennen. Bald zu Anfang seiner Regierung bewies er eine ungewöhnliche Schlauheit und Energie. Sein Ziel war, die Kräfte Griechenlands sich dienstbar zu machen.
3. Der heil. Krieg gegen Phocis, 355—346. Die Phocier hatten Ländereien des delphischen Apollo in Besitz genommen und waren auf Antrag der Thebaner von den Amphiktyonen zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden. Sie griffen deshalb zu den Waffen und fanden an den Spartanern und Athenern Bundesgenossen. Als sie auch in Thessalien einfielen, riefen dortige Adelsgeschlechter Philipp von Macedonien um Hilfe. Dieser besiegte die Phocier nach hartnäckigem Widerstände. Als er aber durch die Thermopyleu nach Hellas vordringen wollte, wurde er von den Athenern gehindert. Er begnügte sich mit Thessalien als dem Übergangslande nach Hellas. Als aber
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Extrahierte Personennamen: Philipp_von_Macedonien Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_von_Macedonien Philipp
19 —
Die Rechte gestützt auf den Rand des Schildes
Erhob sich der Hohe behelmt und gepanzert
Und ging ins Geklüft des Klippenfelsens
Auf sich nur trauend, feiner selbst gewiß.
Aus dem Steintor strömten sprudelnde Wogen,
Ein quelleuder Gießbach in Gischt und Qualm
Brodelnd und brausend vom Brande des Drachen.
Der Held erhob seine hallende Stimme
Aus ergrimmter Brust und den grauen Stein
Durchschallte sein Sturmruf streitbegierig.
Des Hortes Hüter hörte den Mann,
Zur Fehde gereizt, und folgte dem Ruf.
Da ringelt' zuerst sich Rauch aus der Höhle,
Feuchtheiß fauchend, des Feindes Atem,
Daun der Drache selbst; es dröhnte die Erde.
Die Ergrimmten sah'n mit Grau'n aufeinander.
Der Starke stand gestemmt an den Schild,
Das scharfe Schwert zum Schwung erhoben.
Schnell rollte der Wurm sich im Ring zusammen;
Sein harrte der Held, zum Hiebe bereit.
Da kam er gekrochen mit gekrümmtem Rücken;
Glutenschnaubend glitt er heran.
Wohl schirmte da der Schild von Eisen
Den kühnen König, doch kürzere Frist,
Als der Held gehofft; denn hier erfuhr er
Des Unheils Macht zum erstenmal.
Wohl fiel mit Wucht auf den Feuerwurm
Sein schnelles Schwert; doch die Schneide glitt ab
An der hörnenen Haut, die Hilfe versagend,
Da der mutige Mann sie am.meisten bedurfte,
Von Drangsal umdroht. Der Drache zuckte
Vom schmetternden Schlage schmerzergrimmt,
Und wütend warf er wildere Gluten;
Die Flammen flogen flackernd umher.
Mit wogenden Weichen schoß er wieder vor
Und aufs neue duldete Not und Qual
Des Landes Fürst, vom Feuer umlodert.
Nicht eilten die Edeln vereint ihm zu Hilfe,
2*
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22
Um den Blutenden war der blühende Freund,
Der treffliche Degen, treulich bemüht.
Er löste den Helm dem lieben Herrn
Und besprengt' ihn mit Wasser. Der Wunde sprach:
„Nun würd' ich der Wehr und Waffenrüstung
Gesamten Besitz meinem Sohne geben,
Wenn ein leiblicher Erbe mir verliehen wäre.
Dieses Volkes waltet' ich fünfzig Winter.
Kein Fürst der Nachbarn nah und fern
Wagte mich mehr mit Waffen zu grüßen
Im Schrecken der Schlacht. Meine Schicksalszeit
Weilt' ich im Wohnsitz und bewahrte das Meine.
Nie brach ich den Frieden aus Frevelmut;
Kein tückischer Schwur beschwert mich im Tod.
Nun hol' aus der Höhle den Hort hervor,
Lieber Wiglaf, da der Wurm hier liegt
Und schwertwnnd schläft, des Schatzes beraubt.
Aber eile dich, daß ich einmal doch
Die Geschmeide schaue, den Schmuck der Vorwelt,
Und sanfter so vor dem sonnigen Gold
Im Lichte der Schätze vom Leben scheide,
Von Land und Leuten, die ich lange beherrscht." —
Gehorsam dem Wort des wunden Herrn
Lief der Held im Harnisch unter der Höhle Dach.
Aus dem Finstern funkelte Fülle der Schätze,
Glitzerndes Gold, auf den Grund gestreut,
Wunder an der Wand bei des Wurmes Lager.
Da reihten sich Krüge und reiche Kannen,
Ungeschenert seit alten Tagen,
Entfallen der flimmernde Flitterbehang.
Rüstungen lagen da, rostige Helme,
Manch köstlicher Drahtreif kunstvoll gedreht.
Hoch überm Horte hing ein Banner
Ganz und gar aus Gold gewirkt,
Ein Wunderwerk der Webekunst;
Glühend hell beglänzt' es die Halle.
Da raffte Wiglaf in rascher Wahl
Von den schimmernden Schützen die schönsten auf.
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26 —
So kündet' der Kühne die Kummerbotschaft
Der Wahrheit getreu und die Waffengenossen
Eilten alle zum Adlerfels
Weinend voll Weh, das Wunder zu schauen.
Sie sahen entseelt auf dem Sande den Herrn,
Der mit Ringen sie einst so reich begabt.
Ihm gegenüber, dem Anblick greulich,
Lag der leidige Lindwurm tot,
Der grimme Gast, von Gluten geschwärzt;
Fünfzig Fug war der Furchtbare lang.
Und neben ihm blinkten Becher und Näpfe,
Kannen und Krüge, köstliche Schwerter,
Von Rost benagt, da sie niemand berührt
Tausend Winter in der Tiefe der Erde.
Ohne Säumen sandte der Sohn Wichstans
Zu den Herrn der Gehöfte, daß sie Holz ans dem Walde
Fernher führten mit ihren Gefolgsmannen
Zum Leichenbrand: „Nun umlohe die Glut,
Die düstere Flamme, den Führer der Degen,
Der dem Eisenhagel oft getrotzt,
Wenn der Bolze Sturm von den Bogenstrüngen
Über den Schildwall sauste, von der Schützen Sehne
Folgsam flog der befiederte Schaft." —
Dann wählte sich Wiglaf ans bewährten Helden
Sieben Gesellen und er selber ging
Mit ihnen hinein in die Unglückshöhle.
Der Vorderste trug eine Fackel voran.
Nicht erlas man durchs Los, wer sein Leben fetze
An den Raub der Ringe: denn rings im Saal
Lag alles offen, unbewacht.
Es erklang keines Eigners Klag' und Einspruch,
Als sie hurtig den Hort aus der Höhle trugen,
Die schönen Geschmeide. Sie schoben den Wurm
Über den Felsen hinab; ihn entführte das Meer,
Den Wächter des Schatzes, im Schoß der Wellen.
Auf Wagen lud man das gewundene Gold,
Das ungezählte, und die Edeln trugen
Den Heldenherrn gen Hronesnäs.
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15
14. Einst war ich jung, ging einsame Wege,
Da verfehlt' ich den Pfad:
Ich wähnte mich reich, als ein Wandrer kam:
Des Mannes Last ist der Mann.
15. Glücklich lebt der Kühne, der gerne spendet,
Selten ficht Sorge ihn an;
Der Feige aber hat Furcht vor allem
Und der Geizige wird der Gaben nicht froh.
16. Zwischen falschen Freunden brennt fünf Tage
Freundschaft heißer als Feu'r;
Am sechsten aber sinkt die Flamme
Und alle Liebe erlischt.
17. Nichts Großes braucht man zu geben dem andern,
Durch Kleines erlangt man oft Lob;
Ein Bissen Brot und des Bechers Neige
Warb mir werten Freund.
18. Dem Menschen ziemt mäßige Weisheit,
Keiner sei allzu klug;
Keiner wisse sein künftiges Schicksal,
Sonst drückt ihm Sorge den Sinn.
19. Früh aufstehen mußt du, wenn du dem andern
Nach Haupt oder Habe strebst;
Der ruhende Wolf erringt keine Beute
Noch der säumige Schläfer den Sieg.
20. Früh aufstehen muß, wem Arbeiter mangeln,
Selbst nach dem Werke zu sehn;
Wer am Morgen noch schläft, wird manches versäumen:
Der Hurt'ge hob halb schon den Schatz.
21. Der Frage und Antwort sei fähig der Kluge,
Der als weise zu gelten begehrt;
Einem vertraue dich, nicht auch dem andern,
Was drei wissen, weiß die Welt.
22. Maßvoll wird seine Macht gebrauchen,
Wem Überlegung verliehn;
Mancher erfährt, wenn er Mutige findet,
Daß er selbst nicht der Kühnste im Kampf.
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151
Do kom geleischieret
und wol gezimieret 160
ein ritter, dem was barte gäch.
er reit in striteclieben nach,
die verre wären von im körnen:
zwen’ ritter beten im genomen
ein’ frouwen in sink lande. 165
den heit eg dühte schände:
in müet’ der junefrouwen leit,
diu jaemerlicbe vor in reit.
dise dri wären sine man.
er reit ein schoene kastelän: 170
sins Schildes was vil wenic ganz,
er bieg Karnahkarnanz
leb cons Ulterlec.
er sprach: „wer irret uns den
wec?“
sus fuor erzuome knappen sän. 175
den dühte er als ein got getan:
er’n bet e so liehtes niht erkant.
ufern towe der wäpenroc erwant.
mit guldin schellen kleine
vor ietwederem deine 180
wärn die Stegreife erklenget
und ze rehter mäge erlenget,
sin z es wer arm von schellen klanc,
swar er’n bot oder swanc.
der was durch swertslege so
hei: 185
der heit was gein prise snel.
sus fuor der fürste riebe,
gezimiert wünneclicbe.
Aller manne schoene ein bluomen
kranz,
den vrägte Karnahkarnanz: 190
„juncherre, säht ir für iueh varen
zwen’ ritter, die sich niht de waren
kunnen an ritterlicher zunft?
si ringen! mit der nötnunft [195
und sint an werdekeit verzaget:
schicklichkeil, bern, tragen, hervorbringen, aber and', wie hier, hervorgebracht werden,
znm Vorschein kommen. 159 leisehieren (v. französ. laisgier), mit verhängtem Zügel
einhersprengen. 160 gezimieret, in ritterlicher Weise geschmückt, von dag zimier,
Helmschmnck, ritterlicher Schmnck überhaupt (von französ. cimiers von eime, Gipfel).
161 barte gäch, sehr eilig. 162 in, denen. striteclichen, voll Streitbegier.
163 die schon einen großen Vorsprung vor ihm gewonnen hatten. 167 müejen,
mühen, bekümmern. 168 jämmerliche, unter Jammern. 169 dise dri, die drei in
B. 141 genannten Ritter. 170 dag kastelän, kastilisches Pferd. 173 Ich cons
(comes), der Graf. Ulterlec — nitre lac, jenseit des Sees (Mißverständnis wie in
35). 177 sö liehtes niht, nichts so Leuchtendes. 178 dag u. der ton, to(u)wes,
der Tan. erwinden, zurückkehren, hier zurückstrahlen, sich widerspiegeln. 179 durch
kleine goldene Schellen. 181 erklengen, zum Klingen bringen. 182 erlengen,
lang machen. 183 zeswer, zesewer, gebeugte Form v. zese, dexter, rechtsseitig
184 swar, wohin auch immer, er?n — er in. 185 durch swertslege, so oft er
solche ansteilte, hei (zu hellen, hallen), hallend, hell tönend. 186 gein prise snel.
eifrig auf Ruhm bedacht. 189 Blumenkranz aller Mannesschönheit — Parzival; vgl.
Hartmanns „Armen Heinrich" 40. 190 den, auf kranz zu beziehen. 191 für iueh,
vorüber an euch. 192 sich bewar(e)u, sich in acht nehmen, sich vorsehen. 193 zunlt,
von zemen (wie nunft von nemen), was sich ziemt, Schicklichkeit, Standesehre.
194 nötnunft, gewaltsames Wegnehmen, Raub: sie kämpfen für Menschenraub.
195 verzagen, verzagen, verzweifeln.
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— 214 —
3. Eppe der zullt Geppen Gumpen ab der kaut;
des kalf im sin drisckelstap:
dort gesckiet eg mit der riutel meisten Adelber.
Dag was alleg umbe ein ei, dag Ruoprekt vant
(ja waen, img der tiuvel gap);
da mit dröte er im ze werfen alleg jenentker.
Eppe der was beidin zornic unde kal:
übellichen sprach er: „tratz!“
Ruoprekt warf img an den glatz,
dag eg ran ze tal.
4. Frideliep bi Götelinde wolde gän;
des ket Engelmär gedälit.
wil indi nikt verdriegen, ick sag in dag ende gar.
Eberkart der meier mnoste eg nnderstän,
der wart zuo der suone bräkt:
anders waere ir beider kende ein ander in dag käi
2wein vil ceden ganzen gént si vil gelick
gein ein ander al den tac.
der des voresingens phlac,
dag was Friderich.
c) Lehrhafte Dichtung.
a) Volkstümlicher Art.
Frei dank,
War wohl ein Fahrender ans Schwaben, der den Kreuzzug Friedrichs Ii.
1228—29 mitmachte und gegen 1240 zu Treviso bei Padua starb auf einer * 28
21 Eppe, Name eines Bauern, zullt, zuckte, riß. Geppe, Name einer Bäuerin.
Guuipe, Name eines Bauern: der Eppe riß die Geppe dem Gumpe aus der Hand.
22 drischelstap, Stab des Dreschflegels, der selbst diu drischel heißt. 23 geschiet,
schied, schlichtete, diu riutel, Pstugrute, Stab, mit dem das Pflugbrett von der anhaf-
tenden Erde gesäubert wird. Adelber, ein Bauer. 24 kuoprellt, ein Bauer. 26 alles,
immer, leneutker, von jener Seite, von drüben her. 27 beitliu, formelhaft vor
den zwei hier zu komischer Wirkung zusammengestellten Begriffen (zornig u. kahlköpfig).
28 übellielieu, unfreundlich, feindselig, heftig, bösartig, tratz u. trutz, Trotz; hier:
Trotz sei dir geboten! 29 dar glatz, Glatze. 31 Frideliep, ein Bauer. bi, mit.
Götelint, eine Bäuerin. 32 dasselbe beabsichtigte E. 34 ein dinc underststn, sich
worunter stellen, etwas auf sich nehmen, sich um etwas annehmen. 35 suone, Sühne,
Aussöhnung, Friedensstiftung. 36 anders, andernfalls, sonst, wäre in das Haar ge-
raten. 37 oede, öde, leer, widerwärtig, dumm, töricht, der ganze, ganse, Gänserich.
38 gein — gegen. 39—40 Vorsänger war Friedrich.
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TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil]]
Extrahierte Personennamen: Friderich Friedrichs Friedrich Friedrich