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1. Das Mittelalter - S. 188

1896 - Bamberg : Buchner
188 - sterreich, sondern auch das Haupt des ltzelburgischenhauses, der Ludwig dem Bayern inzwischen entfremdete Bhmenknig Johann. In dem Armutsstreit", der zwischen den Minoriten und den Dominikanern gefhrt wurde, hatte Papst Johann Xxii. sich gegen die erfteren entschieden und die Lehre, Christus und die Apostel htten weder einzeln noch gemeinsam Eigentum de-feffen, fr ketzerisch erklrt. Dagegen erhoben sich nicht blo die strengen Vertreter des Armutsideals ihres Ordensstifters, die sogenannten Spiritnalen, fondern auch die-jenigen im Minoritenorden, welche den Spiritualen bisher Widerstand entgegengesetzt hatten , namentlich aber der Ordensgeneral Michael C e s e n a, der Italiener Bonagratia und der Englnder Occam. Es war begreiflich, da die Minoriten im Kampfe Ludwigs mit dem Papste auf die Seite des Knigs traten und da an-dererfeits Ludwig bei der groen Popularitt des Ordens die kirchliche Bewegung sich dienstbar zu machen suchte. Doch hat Ludwig damit den Kampf aus ein ihm fremdes Gebiet hinbergespielt und zugleich die letzte Mglichkeit einer friedlichen Verstndigung mit dem Papsttum abgeschnitten. * Neben den Minoriten gewann Ludwig auch Bundesgenossen in den Vertretern des eben in der Entwickelnng begriffenen neuen Staatsrechts. Die Staatstheorien des lteren Mittelalters waren fast alle auf die Civitas Dei" des heiligen Augustin zurckgegangen. Auf Grund der neuaufgefundenen Politik des Aristoteles begann man feit dem 13. Jahrhundert die Lehre zu vertreten, da der Staat vllig selbstndig, der Kirche nicht untergeordnet sei. Schon Philipp der Schne von Frankreich hatte die neue Staatstheorie in seinem Streite mit Bonisaz Viii. verwertet, auch Dante hatte sein Buch der die Monarchie in diesem Sinne geschrieben. Der Italiener Mars iglio von Padua und fein Freund Johann von Jandun, beide bisher Lehrer au der Pariser Sorbonne, haben in ihrem Hauptwerke, dem,, Defensor pacis", diese Staatetheorie zum erstenmal systematisch verarbeitet, aber nicht blo Selbstndigkeit des Staates, sondern auch Volkssouvernitt und Teilung der Gewalten gelehrt, Ideen, welche erst durch die'franzsische Revolution zur Anerkennung gebracht wurden. Marsiglio von Padua und Johann von Jandun flohen an den Hof Ludwigs des Bayern, um im Verein mit den Minoriten den König im Kampfe gegen die Kurie zu bestrken und zu untersttzen. * Dem Könige Johann von Bhmen war zum Lohn fr feine Dienste bei Mhldorf allerdings das Egerland verpfndet worden, aber er sah sich getuscht in seiner Hoffnung auf Erwerbung der Mark Brandenburg und wurde berdies persnlich beleidigt, indem Landgraf Friedrich Ii. von Meien-Thringen mit einer Tochter Ludwigs vermhlt, dessen bisherige Verlobte aber, die Tochter des Bhmenknigs, dem Vater heimgeschickt wurde. "^"Ludwig erkannte, da er dem Papste, Frankreich und einer ltzel-burgisch-habsburgischen Opposition zugleich nicht gewackm sei, da er also mit den Habsburgern Frieden schlieen msse. Im Vertrage von Trausuitz entlie er Friedrich den Schnen aus der Gefangenschaft, unter der Bedingung, da er auf den Thron verzichte und seinen Bruder Leopold zum Anschlu an das Haus Wittelsbach vermge; andernfalls solle er in die Haft zurckkehren. Die Ausfhrung dieses Vertrages scheiterte an dem Widerspruche Leopolds, Friedrich stellte sich in Mnchen wiederum als Gefangener Ludwigs. Nun

2. Das Mittelalter - S. 191

1896 - Bamberg : Buchner
191 sein Sohn Karl kehrte nach Deutschland zurck. Den drohenden Brgerkrieg hat der pltzliche Tod Ludwigs des Bayern hintangehalten. Ludwig, der ganz besonders die Wohlfahrt der brgerlichen und buerlichen Kreise gefrdert hatte, ist auf einer Brenjagd bei Frstenfeld in den Armen eines Bauern infolge eines Schlagflusses gestorben. 3. Karl Iv., 13471878, und seine beiden Nachfolger Wenzel, 1378 1400, Ruprecht von der Pfalz, 1400 1410. Kampf zwischen dem Frstentum und Adel einerseits, dem Brgertum andererseits. ^-rficht. Karl Iv. arbeitet zunchst daran, das von der Wittels-bachischen Partei aufgestellte Gegenknigtum lahm zu legen und erreicht dies auf diplomatischem Wege. Ein nchterner Realpolitiker, greift er in die Ver-Hltnisse Italiens gar nicht, in die Deutschlands sehr selten ein; dort begngt er sich mit der Erwerbung der Kaiserkrone, hier mit der Kodifikation dessen, was seit dem Ende der Stanferzeit sich tatschlich zum Reichsrecht entwickelt hatte. Seine Hauptsorge wendet er der inneren Hebung und der ueren Vergrerung der bhmisch-ltzelbnrgischen Hausmacht zu, eine Politik, die in ihrem Endziel auch dem Reiche zu gute kommen konnte. Die seit langem grenden Gegenstze zwischen Brgertum einerseits, Territorialfrsten-tum und Adel andererseits beschwichtigt er nicht, gibt vielmehr durch sein Eingreifen in die schwbischen Verhltnisse den unmittelbaren Anla zum offenen Kriege. Dieser zieht unter Karls lterem Sohne, Wenzel, weitere Kreise und endigt mit der Niederlage des zuletzt vom König begnstigten Brgertums. Bald nach dieser Schdigung des kniglichen Ansehens führen die persnlichen Ausschreitungen Wenzels zu den schlimmsten Wirren in Bhmen, die Vernachlssigung der Reichsinteressen und die feindselige Ge-sinnung der rheinischen Kurfrsten zur Absetzung des Ltzelburgers, zur Er-Hebung des Wittelsbachers Ruprecht von der Pfalz. Trotz guten Willens ist dieser bei seiner geringen Hausmacht nicht befhigt, die ihm in Italien, in Deutschland und auf kirchlichem Gebiete gestellten Aufgaben zu lsen. So kehrt denn nach seinem frhen Tode das Knigtum zum Hause Ltzelburg zurck, gelangt an Karls Iv. zweiten Sohn, Siegmund. 1. Heimsuchungen Deutschlands in den Anfngen Karls Iv. Deutsch-land wurde in den Anfngen Karls Iv. von schweren Plagen heimgesucht, von der Judenverfolgung, den Ge iler s ahr ten, dem schwarzen Tode. L-

3. Das Mittelalter - S. 196

1896 - Bamberg : Buchner
196 liche Stellung gedrngt, so gab er durch seine Einmischung in die schwbi-schen Verhltnisse, wo die drei Stnde ganz dicht neben einander saen, den unmittelbaren Anla zum Ausbruch des Krieges. Unter Fhrung Ulms schlssen 1377 die kniglichen Städte Schwabens sich zu einem Bunde zu-sammen und brachten noch im nmlichen Jahre dem Grafen Eberhard von Wrttemberg und dem ihm verbndeten schwbischen Reichsadel bei Reut-lingen eine vernichtende Niederlage bei. Kart Iv. verpfndete dem Grafen Eberhard von Wrttemberg fr die Anerkennung seines Sohnes Wenzel, den er im Widerspruche mit einer Bestimmung der goldenen Bulle noch zu seinen Lebzeiten hatte whlen lassen, die schwbischen Reichs st dte Elingen,'Gmnd und Weil. Eine solche Verpfndung war meist nur die Einleitung fr die Verwandlung einer reichsunmittelbaren Stadt in eine landsssige: es fhlten sich daher auch die anderen kniglichen Städte Schwabens in ihrer Reichsnnmittelbarkeit bedroht. Nach der Schlacht von Reutlingen enthielt sich Karl Iv. jeder Einmischung m die stndischen Kmpfe Schwabens. Die schwbischen Städte erlangten sogar (wenigstens indirekt) Anerkennung ihres Bundes, wiederum im Widerspruche mit der j goldenen Bulle. Bald darauf ist Karl Iv. gestorben. /. König Wenzel und der groe Stdtekrieg. ^Die Ereignisse in Schwaben unter Karl Iv. hatten den Gegensatz zwischen^ Aristokratie und Brgertum verschrft. Sie veranlagen den Adel, dessen einzelne Mitglieder ohne Einigung widerstandsunfhig waren, sich eben-falls zusammenzuschlieen; rasch entstanden in Sddeutschland die Adels-bnde von S.wilhelm, vom Lwen, vom Georgenschild und hnliche Ver-einignngen in der Wetterau, in Hessen, in Westfalen. Aber auch die stdtische Bewegung zieht weitere Kreise; frher hatten sich nur die in ihrer Reichs-unmittelbarkeit bedrohten kniglichen Städte zusammengeschlossen, jetzt tritt dem schwbischen Bunde von kniglichen Stdten ein rheinischer Bund an die Seite, an dessen Spitze freie Bischofstdte stehen Mainz, Worms. Speyer, Straburg zc.). Beide Bnde verpflichten sich zu gemeinsamer Htlfe und streben zugleich die Verbindung mit der Schweizer Eidgenof-senschaft an, die seit dem Beitritte von Lnzern, Zrich, Zug, Glarus und Bern zu einer Vereinigung von buerlichen und stdtischen Gemeinden sich erweitert hatte. Wenzels Bemhungen, die stndisch gesonderten Einungen zu einem gemeinsamen Friedensbunde zu vereinigen, scheitern, er steht halt-los zwischen den beiden Parteien. Y) Herzog Leopold von sterreich, welcher bei der Teilung der habsbnr-gischen Lande (f. S. 208) Tirol mit Vordersterreich erhalten hatte und die Habs-burgischen Interessen sowohl durch die Ausdehnung der Schweizer Eidgenossen-schaft als auch durch ihre Verbindung mit dem schwbisch-rheinischen Bnme bedroht sah, erffnete im Jahre 1386 den Krieg gegen die Schweizer, verlor

4. Die Neuzeit - S. 138

1905 - Bamberg : Buchner
138 35. Ursachen und Beginn der Franzsischen Revolution. 1. Die Ursachen. In Frankreich hatte die Unzufriedenheit mit den bestehenden politischen und sozialen Einrichtungen im 18. Jahrhundert stetig zugenommen. Zersetzend wirkten insbesondere a) die Ausartung des absoluten Knigtums; b) der Gegensatz zwischen den genieenden hheren Stnden und dem vielfach bedrckten Volke; c) die Lehren der Ausklrungsphilosophen und das Vorbild der Nord- amerikanischen Union. Zu a). Das franzsische Knigtum war unter Ludwig Xiv. unumschrnkt geworden: die Reichsstnde wurden nicht mehrsberufen, die Parlamente standen auer Zusammenhang mit dem Volk \ die Beamten ntzten ihre meist gekauften Stellen rcksichtslos aus, die einzelnen Untertanen waren der Willkr der Kabinetts-jnstiz preisgegeben; (oergl. die lettres de cachet mit der Habeascorpns-Akte in England). Dazu hatte das unwrdige Leben Ludwigs Xv., die Sitteulosigkeit des Hofes und der hheren Stnde dem Knigtum den Nimbus genommen, welcher es bis dahin umkleidet hatte. Sein schwacher Enkel Ludwig Xvi. war nicht geeignet, das verlorene Ansehen des Knigtums wiederherzustellen; s. S. 127. Die Knigin Marie Antoinette, eine Tochter der Maria Theresia, hatte als sterreichische Prinzessin und infolge ihres Hanges zu Vergngungen die Volksmeinung gegen sich; (die Halsbandgeschichte). Zu b). Von bett brei Stuben waren der Abel (etwa 120000 Personen) und die Geistlichkeit (etwa 80000 Personen) als die privilegierten Stnbe fast steuerfrei, wiewohl im Besitze von zwei Dritteln des gesamten Gr nnb nnb Bobens sowie der eintrglichsten mter nnb der Offiziersstellen. Der britte Stanb (le tiers tat, etwa 25 Millionen) mute die Stenern, namentlich die briitfenbe Gruud-und Vermgenssteuer (taille), allein aufbringen. Dabei war die Steuererhebung durch Steuerpchter schonungslos gegen die Armen, kostspielig fr den Staat. Ferner war das Gewerbe durch Zunftzwang, der Handel durch Monopole, der Verkehr durch Zollschranken zwischen den einzelnen Provinzen gehemmt. Endlich hatte die Landbevlkerung (teils Pchter, teils Kleinbauern) im Jahre 1788 durch eine Miernte gelitten. Zu c). Die Gebildeten Frankreichs waren durch die Lehren Montesquieus, Voltaires, Ronsseans sowie der Encyklopdisten nicht nur vielfach der Kirche entfremdet, sondern auch von der llnhaltbarkeit der staatlichen Zustnde berzeugt, s. S. 127. Dazu war nun in der Nordamerikanischen Union, an deren Aufrichtung Lafayette und andere Franzosen teilgenommen Hatten, ein groes Beispiel eines freiheitlichen Gemeinwesens gegeben. 2. Anla und Beginn. Nachdem wiederholte Versuche, das Anwachsen der franzsischen Staatsschuld zu hemmen, gescheitert waren, beries der König aus den Vorschlag des Ministers Necker die seit 1614 1 Ludwig Xv. hatte das Recht der Besttigung kniglicher Manahmen (s. S. 69) dem Pariser Parlamente entzogen, aber Ludwig Xvi. hatte nach feiner Thronbesteigung die Befugnisse des Parlaments wieberhergestellt.

5. Die Neuzeit - S. 229

1905 - Bamberg : Buchner
229 teilt]eben Rhederei am Welthandel im Jahre 1872 nur 14% des Gesamtverkehrs betrug, belief sich derselbe zu Ende des 19. Jahrhunderts auf der 30 %. e) Das Sozialistengesetz wurde in bereinstimmung mit den Wnschen der Mehrheit des Reichstages nach seinem Ablauf im Jahre 1890 nicht erneuert. Eine im Februar desselben Jahres nach Berlin berufene inte r n ati o n a l e A r b e i t e r s ch u tz k o n f e r e n z fate Beschlsse der Arbeitszeit. Frauen- und Kinderarbeit u. s. tu., deren Durchfhrung den einzelnen Staaten vorbehalten bleibt. Die noch unter Wilhelm I. vorbereitete Alters- und Jnvaliditts-Bersicherung wurde mit dem 1. Januar 18911, eine neue Gewerbeordnung mit dem 1. Juli 1891, ein Gesetz der die Sonntagsruhe mit dem 1. Juni 1892 eingefhrt. 47. + Frankreich seit dem Sturze Napoleons I. I. Unter den letzten Bonrbonen, 1814(15)30 (Restauration). Ii. Unter Ludwig Philipp aus dem Hause Orleans, 183048 (Brgerknigtum). Iil Die zweite Republik, 184852. Iv. Das zweite Kaiserreich, 185270. V. Die dritte Republik, seit 4. September 1s70. I. Unter den letzten Bourbonen, 1814(15)30 (Restauration). Ludwig Xvin. (reg. 1814/1524) trat aus dem Monarchen-Kongre Zu Aachen (1818) gegen Zurckziehung der verbndeten Okkupationsarmee der Heiligen Allianz bei und lenkte, wiewohl persnlich wohlwollend, all-mhlich in die Bahnen des alten Knigtums zurck. Als der mutmaliche Thronsolger, Herzog von Berrh, einem Morbanschlage erlegen war (1820), Schritt die Regierung nachdrcklich gegen den Liberalismus ein und bernahm auch die vom Kongre zu Verona (1822) beschlossene Wiederherstellung des absoluten Knigtums in Spanien. Die Willfhrigkeit des Knigs gegenber dem Ausland und die Bemhungen des kniglichen Bruders fr die Wieder-Herstellung der Privilegien des Adels und der Geistlichkeit entzogen dem bourbonischen Knigtum die Zuneigung der brgerlichen Stnde. 2. Unter Ludwigs Bruder K a r l X. (reg. 182430) erweiterte sich der Zwiespalt zwischen der Regierung und den Liberalen. Auch die gelungene Unternehmung gegen Algier (1830) erweckte keine gnstigere Stimmung fr die Regierung. Als Karl X., von seinem Minister Fürsten 1 Schon 1896 bezogen gegen 180000 Personen Invaliden-, gegen 221000 Personen Altersrente. Die Beitrge zahlen Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu gleichen Teilen, das Reich leistet zu jeder Rente einen Zuschu von 50 Mark.

6. Die Neuzeit - S. 127

1905 - Bamberg : Buchner
127 nach seinem Tod (1766) fiel Lothringen an Frankreich. Bald darauf kam Korsika, das seit dem 13. Jahrhundert zu Genua gehrt hatte, unter der Form einer Ver-Pfndung an Frankreich. In der Zeit Ludwigs Xv. beteiligte sich Frankreich an folgenden Kriegen: 1. am Polnischen Erbfolgekrieg; 2. am sterreichischen Erbfolgekrieg (1745 Fontenoy); 3. am Siebenjhrigen Krieg. Gleichzeitig fhrte es mit England den Amerikanischen Kolonialkrieg, welcher im Frieden zu Paris (1763) den Verlust der meisten franzsischen Kolonien brachte, wiewohl der Minister Choisenl, der Gnstling der Pompadour, im Bourbonischen Familienvertrag von 1761 auch die Hilfe Spaniens sowie Neapels und Parmas gewonnen hatte. Von den Schriftstellern der Aufklrung, welche von den englischen Deisten beeinflut waren, wurde zunchst nicht die Monarchie, sondern die Kirche angegriffen. Voltaire (16941778) brachte durch seine zahlreichen, gewandt und gefllig ab-gefaten Schriften (darunter das epische Gedicht Henriade" auf Heinrich Iv.) den Grundsatz der Duldung Andersglubiger zur Anerkennung^, aber indem er die Achtung vor den berlieferten Einrichtungen und Anschauungen untergrub und nichts mit seinem Spotte verschonte, verbreitete er in Frankreich und im brigen Europa den Unglauben und das Mivergngen an den bestehenden Zustnden. Montesquieu (1689 bis 1755) wies auf die englische Verfassung als Muster eines konstitutionellen Staatswesens bin, er verlangte die Trennung der vollziehenden, der gesetzgebenden und der richterlichen Gewalt im Staate und bekmpfte insbesondere das in Frankreich Herr-schende Gerichtsverfahren und Besteuerungswesen (Hauptwerk L'esprit des lois). R ousse au (171278) verwarf im Gegensatz zu Voltaire und Montesquieu die Monarchie; er predigte in seinen Schriften (Contrat social" und Emile, ou de l'education") die Rckkehr aus den durch die Kultur verderbten" Zustnden zu der ursprnglichen Reinheit (Freiheit, Gleichheit und Brderlichkeit) des natrlichen Menschen. Voltaire und Rousseau hatten vielfach Einflu auf die deutsche Literatur, letzterer auch auf den Erneuerer der Erziehungslehre, den Schweizer Pestalozzi (17461827). Die von dem Kritikerdiderot und dem Mathematiker d'alembert ins Leben gerufene Enzyklopdie, d. h. ein Wrterbuch des gesamten Wissens2, stellte die einzelnen Wissenschaften im Geiste der Aufklrung dar. Am weitesten entfernte sich von der christlichen Weltanschauung der Kreis der Materialisten, welcher sich um den deutschen Baron Holbach in Paris sammelte. Dagegen stand der Naturforscher Bnffon (t 1788) nicht im Zusammenhang mit den Enzyklopdisten. 2. Ludwigs Xvi. Ansnge. Nach der fast 60jhrigen Regierungszeit Ludwigs Xv. bestieg sein Enkel Ludwig Xvi. den franzsischen Thron, welchen er von 177492 innehatte. Er konnte, wiewohl untadelig in seinem Lebenswandel und redlich in seinen Absichten, das unter seinem Vorgnger verlorene Ansehen des Knigtums nicht wiedergewinnen, da es ihm an Festig-feit und Stetigkeit gebrach. Die aus Eifersucht gegen England erfolgte Teil-nhme am Nordamerikanischen Unabhngigkeitskrieg vermehrte die Schuldenlast Frankreichs, welche den nchsten Anla zur Revolution bildete. 1 Auch durch sein Austreten im Falle Calas, wo es ihm gelang, die brgerliche Ehre eines durch unduldsames Gerichtsverfahren hingerichteten Reformierten wiederherzustellen. 2 In 28 Bnden nach Art eines heutigen Konversationslexikons.

7. Die Neuzeit - S. 168

1905 - Bamberg : Buchner
168 Nach der Entlassung Steins (durch Napoleon gechtet, Dezember 1808) setzte spter der Kanzler v. Hardenberg (seit 1810) die Umbildung des preuischen Staates in gemigterem Sinne fort (1811 Einfhrung der Gewerbefreiheit). c) Das Pflichtbewutsein sowie das Nationatgefht wurde gehoben durch Schriftsteller wie E. M. Arndt (1806 Geist der Zeit") und den Philosophen Fichte (1808 Reden an die deutsche Nation"). Der Hebung des vaterlndischen Geistes diente auch die Berliner Univer-sitt (gegrndet 1810, im Todesjahr der Knigin Luise, unter Mitwirkung des viel-fettigen Wilhelm von Humboldt, des Bruders des Naturforschers Alexander von Humboldt, des Geschichtschreibers Niebuhr, des Theologen Schleiermacher); ferner die Stiftung des Tugendbundes (seit 1808 in Knigsberg), endlich auch das Aufkommen der Turn er ei (unter Jahn). V. Vergewaltigung Spaniens und der brigen romanischen Staaten (1807/8) und nochmalige (4.) Besiegung sterreichs (1809). 1. Nachdem Napoleon Preußen unschdlich gemacht und Rußland fr sich gewonnen hatte, griff er aufs neue gewaltsam in die Verhltnisse der sdlichen Lnder ein: a) Portugal wurde wegen seines Widerstrebens gegen das Konti-nentalshstem von einem franzsischen Heere besetzt; die Knigsfamilie flchtete auf englischen Schiffen nach Brasilien (Ende 1807); b) die in sich uneinige spanische Knigsfamilie wurde zur Abdankung gentigt; König von Spanien wurde Napoleons Bruder Joseph, dessen bisheriges Knigreich Neapel an Murat gegeben wurde (im Mai 1808); c) der Kirchen st aat wurde (ebenfalls wegen Widerstrebens gegen die Kontinentalsperre) von den Franzosen besetzt (1808). Spanien war seit 1795 in der Gefolgschaft Frankreichs und hatte dessen Niederlagen im Seekrieg geteilt. Der König (Karl Iv.) lie sich von einem Gnstling der Knigin, Godo y, leiten, der wegen des Friedens von 1795 den Namen Friedensfrst" erhalten hatte. Whrend zu Anfang 1808 franzsische Truppen in Spanien standen, um Portugal zu sichern, erzwang das Volk die Entlassung Godoys und die Abdankung des Knigs zugunsten seines Sohnes Ferdinand. Napoleon beschied die Familie zur Vermitteluug" vor sich nach Bayonne und ntigte den Vater zur Thronentsagung; die Shne blieben bis 1814 mit kaiserlichem Jahresgehalt in Frankreich. 2. Das spanische Volk erhob sich sofort gegen die Fremdherrschaft; König Joseph mute Madrid verlassen. Im Nordosten war Saragossa der Mittelpunkt der von einer Zentraljunta geleiteten Erhebung; im Sden wurde ein franzsisches Heer zur Waffenstreckung gezwungen (bei Bahlen, Sommer 1808). Auch Portugal wurde durch ein englisches Heer (unter Weiteste!)) von der Franzosenherrschaft befreit.

8. Die Neuzeit - S. 81

1905 - Bamberg : Buchner
81 Die Erschpfung der kriegfhrenden Mchte sowie die in Aussicht stehende Erledigung des spanischen Thrones beschleunigten den Friedens-abschlu zu Rhswyk (unweit Haag, 1697): Ludwig gab die Reunionen heraus, ebenso die rechtsrheinischen Städte Freiburg und Breisach, behielt aber Straburg und das Elsa (mit Landau); Wilhelm Hl wurde als König von England anerkannt. Damit war der Vergrerungssucht Frank-reichs endlich Einhalt geboten. in. Ludwigs Xiv. innere Regierung und der Stand der Bildung im damaligen Frankreich. a) Ludwig Xiv. vollendete das absolute Knigtum, indem er den Staat in seiner Person darstellte und von jeder Art einer Mitregierung der Untertanen absah: die Reichsstnde wurden nicht mehr berufen; das Parlament von Paris war gedemtigt, der Adel auf den Dienst im Heere und am Hose angewiesen. b) Der franzsische Hos, verschnt durch Kunst und seine Bildung, gebunden durch die Etikette, beherrscht von der bermchtigen Persn-lichkeit des Knigs, wurde das Vorbild sr das brige Europa.' c) Die Untersttzung des Knigs und der Aufschwung Frankreichs kam den bildenden Knsten zustatten, sowie besonders der franzsischen Literatur, welche unter Ludwig Xiv. ihr goldenes Zeitalter hatte. d) Der Wohlstand des Landes wurde durch das Merkantilshstem, durch Anlage von Kanlen und Grndung von Kolonien gehoben, doch war die Steuerkrast Frankreichs aus die Dauer den ungemessenen Aus-gaben sr die Kriege und sr den Hos nicht gewachsen. e) In religiser Beziehung strebte Ludwig Xiv. Selbstndigkeit und Einheit der katholischen Kirche Frankreichs an. Dies fhrte 1. zur Befesti-gung der Freiheiten der gallikanisch en" Kirche im Widerspruch mit dem Papsttum, 2. zur Unterdrckung der Jansenisten, 3. zum Widerruf des Toleranzediktes von Nantes (1685). 3u a) Ludwig Xiv. trieb den bereits von den rmischen Rechtslehrern auf-gestellten, auch von Richelieu vertretenen Grundsatz, da der König Inbegriff aller staatlichen Machtbefugnisse (Heer, Gerichtswesen, Besteuerung, Gesetzgebung, Unterricht) ser, auf die Spitze: vergleiche das ihm zugeschriebene Wort: L'etat c'est moi. Seine Mittifter (f. S. 77) bestrkten ihn in dieser Auffassung seiner Stellung. Aber ?!ecrta$lae beschrnkte den Blick des Knigs fr die Folgen seines Tuns; er nahm hfische Schmeichelei vielfach als Ausdruck der ffentlichen Meinung und duldete keinen Widerspruch. 1 s^t der Zeit Ludwigs Xiv. wurde die franzsische Sprache fr Europa Hof- und Staatssprache; der Westflische Friede war noch lateinisch niedergelegt worden; vergl.s. 64. Stich, Lehrbuch der Geschichte Iii. 3. Aufl.

9. Die Neuzeit - S. 84

1905 - Bamberg : Buchner
84 ttte Einbue - Auch die widerstrebende Bevlkerung der Waldensergemeinden Sdfrankreichs wurde durch Dragonaden d. h. Strafeinquartierungen von Sdragonem beimaewckt- ein Nachspiel der Protestantenverfolgungen war der Religtonskneg der Kamisar'den' in den Sevenueu (1701-6), welcher an die Allugenserknege fm 13 ttbst erinnert. - Erst 1787 erlie Ludwig Xvi. wieder em Toleranzedikt. 23.. Deutschland unter Leopold I.; sterreichs Siege der die Trken bis zum Frieden von Karlowitz (1699). 1. Nach Ferdinands Ih. Tod (1657) gelangte infolge der Bemhungen Mazarins, seinem König oder einem franzsischen Schtzling die Kaiserwrde zu verschaffen, erst nach 15 Monaten Ferdinands Sohn, Leopold I. (reg. 16581705), auf den Thron. Von den groen Ausgaben, welche an ihn herantraten: das Reich gegen Ludwigs Xiv. Eroberungslust, die habsburgischen Erblande gegen die Trken und die ausstndischen Ungarn zu schtzen, lste Leopold mit Hilse trefflicher Feldherren wenigstens die zweite so glcklich, da die Trken seit Ende des 17. Jahrhunderts auf die Verteidigung beschrankt geblieben sind. a) Im ersten Trken krieg (1664) wurden die Trken, welche zugunsten eines von ihnen eingesetzten Statthalters von Siebenbrgen im sterreichischen Oberungarn eingefallen waren, durch den kaiserlichen Feld-Herrn Montemculi bei St. Gotthard an der Raab geschlagen, behaupteten aber im Frieden ihren Besitzstand. b) Der zweite Trkenkrieg (1683-99) wurde durch den Auf-stand der U n g a r n veranlat, welche durch die Unterdrckung des Prote-stantismus aufgeregt und fr ihre nationalen Freiheiten besorgt waren. Tkly, der Fhrer des Aufstandes, suchte Hilfe beim Sultan, welchen zugleich der franzsische Gesandte zum Krieg gegen sterreich ausreizte. Der Grovezier Kara Mustafa zog im Jahre 1683 mit 200000 Trken gegen Wien. Die Stadt hielt, von Graf Rdiger von Starhemberg verteidigt, eine zweimonatliche Belagerung aus, bis em Entfatzheer unter dem Herzog Karl von Lothringen und dem Polen-knig Johann Sobieski die Trken entscheidend schlug (12. Septbr^ 1683), so da sie sich in eiliger Flucht durch Niederungarn bis nach Belgrad zurckzogen. i Die aufstndischen Bauern trugen leinene Blusen (camises).

10. Die Neuzeit - S. 85

1905 - Bamberg : Buchner
85 Von nun an ging sterreich zum Angriffskrieg' der. Im Jahre 1686 wurde Ofen erobert, der Sieg Karls von Lothringen bei Mohacz (1687) entschied die Befreiung Ungarns von der Trkenherrschaft, ein nach Pre-brg berufener Reichstag der ungarischen Magnaten besttigte die erbliche Herrschaft des Hauses Habsburg in Ungarn. Im Jahre 1688 drang das kaiserliche Heer, gefhrt von Karl von Lothringen, Markgraf Ludwig von Baden, Kurfürst Max Emanuel von Bayern und Prinz Eugen von Savohen, in Bosnien und Serbien ein und eroberte Belgrad, während gleichzeitig ein polnisches Heer unter Sobieski die Moldau besetzte und die venetianische Flotte unter Morosini die Ksten von Morea eroberte. So schien die vllige Besiegung der Trkei bevorstehend: da erneuerte König Ludwig Xiv. den Krieg gegen den Kaiser, der sich so gentigt sah, seine Streitkrfte auf zwei Kriegsschaupltze zu verteilen. Im Jahre 1690 eroberten die Trken Belgrad zurck. Doch wurde der Krieg durch zwei groe Siege der kaiserlichen Waffen, bei Salankemen (unweit Peterwardein, 1691; Sieger Ludwig von Baden) und bei Zenta (ander Thei, 1697; Sieger Prinz Eugen) zugunsten sterreichs entschieden. Im Frieden von Karlowitz (1699) behielt sterreich das eroberte Ungarn (mit Ausnahme des Temeswarer Banats) sowie Siebenbrgen und Slavonien, die Polen blieben im Besitz Podoliens, Venedig behielt Morea. So hatte das Haus Habsburg einen bedeutenden Machtzuwachs, die Trkei die erste betrchtliche Schmlerung ihres Besitzstandes in Europa erfahren. Fr Ludwigs Xiv. Erhebung auf den Kaiserthrou^ waren vorbergehend die drei rheinischen Erzbischfe und Kurfrsten sowie Karl Ludwig von der Pfalz gewonnen; die brigen Kurfrsten, besonders Friedrich Wilhelm von Brandenburg, widerstrebten einer solchen Wahl. Ludwig Xiv. betrachtete auch spter das deutsche Kaisertum als eine Usurpation, die Kapetinger als rechte Nachfolger Karls d. Gr. Leopold I. hatte in seiner Wahlkapitulation geloben mssen, keinen Feind Frankreichs untersttzen zu wollen; sein Minister Lobkowitz stand, wie viele damalige Staatsmnner und kleinere Fürsten Deutschlands, im Solde Frankreichs; die Grndung des Rheinbundes s. S. 75. Kaiser Leopold, als zweiter Sohn ursprnglich fr eine geistliche Wrde bestimmt und erst nach dem Tode seines Bruders Ferdinand zur Nachfolge in Reich und Erblanden berufen, war eifrig bedacht auf die Wiederherstellung des katholischen Glaubens in Ungarn. Die Vertreibung und Einkerkerung protestantischer Prediger, der Druck der sterreichischen Beamten und Soldaten erregte die Mistimmung der Ungarn, welche noch stieg, als der Kaiser die Hupter einer Verschwrung hinrichten lie und statt des magyarischen Palatinns" einen deutschen Statthalter einsetzte. An die Spitze i |'" 1 Vergl. 1308 und 1519.
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