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1. Das Mittelalter - S. 9

1896 - Bamberg : Buchner
9 b) Die Germanen verehrten ihre Gottheiten nicht in geschlossenen Rumen, Tempeln, sondern in Hainen, an Quellen, auf Bergeshhen. c) Sie kannten keine bildlichen Darstellungen ihrer Götter, sondern nur Symbole; so war der Hammer das Symbol des Donar, das Schwert das Symbol des Tiu, Spindel und Webstuhl die Symbole der Gttinnen. d) Als Opfer (althochdeutsch zebar, Gegensatz ungezibere Ungeziefer) wurden in Zeiten der Not Menschen, namentlich Kriegsgefangene oder Verbrecher, fr gewhnlich aber Tiere den Gttern dargebracht. Als angesehenstes Opfer galten den Germanen, wie den Jndogermanen berhaupt, die Pferdeopfer, daneben finden sich aber auch Rinderopfer und Opfer kleinerer Tiere, wie die des Bockes; auch Frucht-, Blumen- und Trankopfer. e) Ein geschlossener Priesterstand, den gallischen Druiden der-gleichbar, fehlt. Der Hausvater ist Priester fr sich und seine Familie, eigentliche Priester gibt es nur im Dienst der Vlkerschaft; Priester seiner Vlkerschaft kann aber jeder Freie werden. Der Vlkerschaftspriester leitet den Gottesdienst bei den groen Festen, er-ffnet die Vlkerschaftsversammlung, die zugleich eine Opferversammlung darstellt, bt im Heere, da Kriegsdienst als Gottesdienst gilt, das Strafrecht. B. uere Geschichte. 1. Erste westgermanische Wanderung, Berhrungen der Germanen mit den Rmern. bersicht. Westlich und sdlich von den Germanen saen die vor ihnen in Europa eingewanderten Kelten und erschwerten die Ausbreitung namentlich der Westgermanen. Am frhesten gelang es den Jngvonen und Jstvonen, ihre Sitze weiter nach dem Westen vorzuschieben, jenen die Nordsee entlang bis zur Rheinmndung, diesen in der Richtung gegen Mittel- und Niederrhein. Den Herminonen oder Sweben schuf erst der Abzug der keltischen Volcae {Waldjen, Welsche) aus der Gegend des Thringerwaldes und der gleich-Zeitige Vorsto der Cimberu und Teutonen freie Bahn. Damit beginnen die Berhrungen mit den Rmern , welche den Wanderzgen der Germanen den Weg nach dem Sden und Westen zu versperren suchen. Die ersten Zu-sammenste endigen mit germanischen Niederlagen; aber auch die Rmer mssen den Versuch, das Land rechts des Rheins zu erobern, aufgeben. ft) 113101 v. Chr. Die Cimberu und Teutonen (vergl. I, 184 ff.).' Die lange Wanderung dieser von der unteren Elbe und von Jt-land stammenden (also ingvonischen) Vlkerschaften endete zwar mit ihrer vlligen Vernichtung auf den Schlachtfeldern von Aqn Sextiae (102) und Vercellae (101), wies aber den Herminonen oder Sweben den weltge-

2. Das Mittelalter - S. 14

1896 - Bamberg : Buchner
14 Staatsreligion entband, verbreiten. Seit der Zerstrung Jerusalems aber wurde dasselbe auch von der Auenwelt immer mehr als eine be-sondere Religion erkannt und von der dem jdischen Bekenntnis zu teil gewordenen Duldung ausgeschlossen. Die Verfolgungen begannen unter Kaiser T r a j a n auf Anregung des Statthalters von Bithynien, P l i n i n s. Doch bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts haben weniger ein-zelne Kaiser als vielmehr einzelne Statthalter Bestrafungen wegen Nicht-anerkennuug der bestehenden Staatsreligion verhngt. Erst seit der Mitte des 3. Jahrhunderts, seit der Regierung des Kaisers Decius, wurden Christenverfolgungen allgemein und planmig durch die Kaiser angeordnet. Die schwerste und letzte war die D i o k l e t i a n i s ch e. Trotz der Ver-folgungen breitete sich aber das Christentum, begnstigt durch den nni-versellen Charakter des rmischen Kaisertums, der das ganze rmische Reich, auch der Gallien, Spanien und Afrika aus. Die rmischen Kaiser erkannten, da das Christentum nicht auszurotten sei, da man vielmehr mit der neuen Macht rechnen msse. Konstantin der Groe und sein Mitkaiser Licinins erlieen im Jahre 312 das T o l e ra n z e d i kt von Mailand, welches den Christen Religionsfreiheit gewhrte. Seit dem Siege Konstantins der Licinins (324) wurde das Christentum tatschlich wie eine Staatsreligion behandelt. Das Heidentum ward zwar von Kon-stantin noch geschont, aber nach dem vergeblichen Versuche Julians, den heidnischen Gtterglauben durch Verbindung mit der griechischen Philosophie sowie durch Aufnahme christlicher Grundstze wieder lebensfhig zu machen, begann mit Theodosius I. der erste systematische Versuch der Kaiser, das Heidentum gnzlich auszurotten. 2. In der Geschichte der kirchlichen Lehrentwickelung und ihrer hretischen Gegenstze ist besonders bedeutsam ein Beschlu der ersten allgemeinen Kirchenversammlung zu Nica 325; hier wurde die Lehre des Arius, da Christus dem Gottvater nur wesenshnlich sei (6/noiovoiog), verworfen und unter der Fhrung des Athanasius die Wesensgleichheit Christi mit Gott (f.toovolol) zum Dogma erhoben. 3. Kirchenverfassung. Von dem glubigen Volke schied sich nach katholischer Lehre von Anfang an, nach protestantischer seit dem 2. Jahrh. der Priesterstand (o ylrjqog), bestehend aus Bischfen (enioxonoi), Priestern (nqeovteqoi), Diakonen (didxovoi). Der Bischof stand als ordentlicher Seel-sorger (ordinarius) an der Spitze der Stadtgemeinde oder Parochie (nagoixla), ihm zur Seite standen die Priester und die Diakone, erstere zur Untersttzung in der Seelsorge, letztere fr die Liebesthtigkeit. Fr das Land vertraten den Bischof entweder die Priester oder besondere Landbischfe (xwqenioxotioi).

3. Das Mittelalter - S. 175

1896 - Bamberg : Buchner
175 Auch eine deutsche Geschichtschreibung hebt an, in Prosa wie in Reimprosa: Kaiserchronik, schsischewelt chronik, Reim chronik des Stadtschreibers Gottfried von Kln, Reimchronik Ottokars von (Steter. Daneben weist die staufische Zeit auch hervorragende lateinische Ge-schichtschreiber auf. Hatte das Aufsteigen der Kirche, der Niedergang des Kaisertums in den Tagen Konrads Iii. den Bischof Dt to von Freisina *u seiner Chronik, dem ersten geschichts-philosophischen Versuche, angeregt, so veranlagte ihn der neue Glanz des Kaisertums unter Friedrich I. zur Abfassung seiner Schrift De gestis Friderici"f die mit ihrprt Fortsetzungen den Hhepunkt der mittelalterlichen Geschichtschreibung' darstellt. Die Kolonisationsthtigkeit des schsischen Frstentums und des niederdeutschen Volkes regte dann den Pfarrer zu Bosau (am Plnersee), Helmold, zur Abfassung seiner Slavenchronik an, welche von Arnold von Lbeck fortgesetzt wurde. Auch Friedrichs tf. erste Regierungsjahre sind durch ein neues Aufleben der Reichsgeschichte gekennzeichnet, noch unter ihm aber geht die Reichsgeschichtschreibung endgltig dem Verfall entgegen.' Die Geschichtschreibung verliert sich immer mehr in das frstliche Territorium und in die Stadt. Zu den ersten Territorialgeschichtschreibern zhlen die Bayern Konrad von Scheyern und Hermann von Altaich. Die Blte-zeit der Stdtechroniken fllt in das sptere Mittelalter. Das wissenschaftliche Leben dieser Zeit beherrschte die Scholastik und das rmische Recht, die gelehrten Mittelpunkte derselben wurden die Universitten (Bologna, Padua, Paris). Der universellste deutsche Scholastiker war der Dominikaner Albert der Groe (,Doctor universalis"), der sich auch ein fr die damalige Zeit seltenes Wissen in der Mathematik und Physik erwarb und daher, wie einst Gerbert von Aurillac (Silvester Il), in den Ruf eines Schwarzknstlers geriet. Doch konnte sich Deutschland, wo man sich erst spter zur Grndung von Universitten entschlo, mit den romanischen Nachbarlndern (Italien, Frankreich, England) nicht messen, wo schon in den Anfngen der staufischen Periode einer der grten Dialektiker des Mittelalters, Peter Ablard, lehrte und die Scholastik mit dem (italienischen) Thomas von Aguino (,,Doctor angelicus" -j-1274, Hauptwerk Summa theologiae") und dem (englischen) Franziskaner Duns Scotlls (Doctor subtilis" f 1308) ihren Hhepunkt erreichte. Beide wurden durch ihre theo-logischen Systeme die Grnder zweier Schulen, in welche fortan die Scholastik sich teilte; jener lehrte die Unzertrennlichkeit von Glaube und Vernunft, von Theologie und Philosophie, dieser bahnte die Trennung von Glaube und Wissen und damit die Auflsung der Scholastik an. Die Scholastik stand auf den Schultern der griechischen Philosophie, namentlich des Aristoteles, dessen Bekanntschaft durch die Juden und Araber vermittelt worden war. Noch in unserer Periode begannen sich gegen die rein verstandesmigen Systeme der Scholastik Herz und Gemt zu regen in der Mystik, deren Vertreter (zur Zeit des Peter Ablard der heilige Bernhard, zur Zeit des Thomas von Aquino der heilige Bonaventura (Doctor Seraphicus") in der Versenkung des Gemtes in Gott das Heil suchten

4. Das Mittelalter - S. 29

1896 - Bamberg : Buchner
29 das Werk Chlodwigs nicht blo wieder aufgenommen, sondern weiter fortgefhrt wurde. Jv. Die Ausbreitung der christlichen Kirche unter den Germanen. Die Erweiterung des Frankenreichs der die Gebiete rechts des Rheines bedeutete zugleich eine Erweiterung der christlich-katholischen Kirche. Die erste Bekanntschaft der Germanen mit dem Christentum war durch die Rmer vermittelt worden. In den Lagersttten am Rhein wie an der Donau gab es Christengemeinden; in der Rheingegend war Trier das lteste Bistum, an der Donau geno der Bischof von Lorch (Laureacurn, jetzt Enns), Severinns, groes Ansehen auch unter den Germanen (Begegnung mit Odovakar). Diese ersten christlichen Gemeinden gingen in den Strmen der Vlkerwanderung fast ganz unter. Indes durch ihre Berhrung mit den Ost-rmern wurden die Ostgermaneu schon im 4. Jahrhundert mit dem Christen-tum bekannt. An dem Konzil von Nica 325 nahm bereits ein gotischer Bischos (Theophilus) teil. Der Nachfolger desselben, Ulsilas (d. i. Wlflein 341381), ist der Verfasser der gotischen Bibelbersetzung, welche den Ost-germanen die christliche Lehre vermittelte; er wurde durch den Bischof Eusebius fr den Arianismus gewonnen. Die grte kirchengeschichtliche Bedeutung aber hatte der ber-tritt des Frankenknigs zum Christentum. Seinem Beispiele folgte nach und nach das gesamte Frankenvolk. Es verstand sich von selbst, da die neubekehrten Franken berall, wohin ihre politische Macht reichte, den christlichen Gl&ubeu verbreiteten, namentlich nach Jnnerdeutschland. Und als die Missionsthtigkeit der frnkischen Kirche ins Stocken geriet, wurde sie neu belebt durch das irofchottifche und angelschsische Mnchtum. af Der erste innerdeutsche Stamm, der sich in seiner Mehrheit zum Christentum bekannte, waren die Bayern. Die Christianisierung Bayerns war das Werk der iroschottischen Mnche und der frnkischen Missionre Emmeram (Chorbischof von Poitiers), Rupert (Bischof von Worms, um 700) und Korbinian; Emmeram entfaltete feine Thtigkeit vornehmlich in der Gegend von Regensburg, Rupert in der Gegend von Salzburg, Korbinian in der Gegend von Freising. 23ei den fdlichen Ala mannen am Zricher- und Bodenfee wirkte im 7. Jahrhundert der Ire Kolumban und fein Schler Gallus, der Grnder des Klosters St. Gallen. Im 8. Jahrhundert fetzte das Werk fort im Norden der Angelfachfe Pirmin, welcher das Kloster Reichenau grndete und dann im Elsa wirkte, im Osten Mnche des Klosters St. Gallen, Magnus und Theodor, deren ersterer das Kloster Fssen, letzterer das Kloster Kempten grndete.

5. Das Mittelalter - S. 183

1896 - Bamberg : Buchner
183 König Wenzels Ii., ermordet, dem er weder in seinen Ansprchen auf Bh-men noch auf Teile der Habsburgischen Erblande willfahrt hatte. Der Tod Albrechts von sterreich rettete den Schweizern, die unter ihm ohne Kampf und Widerstand zu Habsburgischen Unterthaueu zu werden schienen, die Reichs-freiheit. Die Mglichkeit einer festen Zentralgewalt ging damit fr D eutfch laud aufs neue verloren, zu derselben Zeit, dadassranzsischeknigtnm mit dem Siege der das Papsttum, mit der Erhebung des franzsischen Papstes Clemens V. (1305) eine Art Weltstellimg errang. Die Anfnge der Eidgenossenschaft". Am Vierwaldstttersee hatten sich frhzeitig drei buerliche Gemeinden oder Markgenossenschaften gebildet, Uri, Schwyz und Unterwa lden; freie Herrn, freie Bauern, von Adeligen und der Kirche abhngige, hofrechtliche Klassen bildeten die Bevlkerung. Politisch gehrten die Landschaften zum Aargau und zum Zrichgau, die Grafen von Habsburg bten die Grafenrechte und zugleich die Vogtei der die meisten Gotteshuser. In der Zeit Kaiser Friedrichs Ii. hatten zwar Uri und Schwyz Reichsunmittelbarkeit erlangt und hatte auch Unterwalden sich den Habsbnrgern zu entziehen gesucht, in der Zeit des Interregnums aber muten die drei Waldsttte dem Grafen Rudolf von Habsburg die frher von seinem Hause gebte Gewalt wieder einrumen. Nach dem Tode Rudolfs schlssen sie den sogenannten ewigen Bund (1291) welcher Befreiung von der grflichen und vogteilichen Gerichtsbarkeit der Habs-burger und unmittelbare Stellung aller Klassen der Bevlkerung unter Kaiser und Reich anstrebte. Die Schlacht bei Gllheim, der Regierungsantritt des Habs-bnrgers Albrecht brachte einen Rckschlag: nicht blo behaupteten die Habsburger ihre grfliche und vogteilicke Gerichtsbarkeit, die Waldsttte schienen zu habsburgischen Unterhalten zu werden, ohne Gewaltttigkeiten seitens des Knigs und seiner Be-amten, ohne Widerstand seitens der Schweizer. Dochalbrechtsnachsolger, Heinrich Vii., unterstellte die Waldsttte einem Reichsvogte und befreite sie von jeder anderen welt-liehen Gerichtsbarkeit, auch Ludwig der Bayer ergriff ihre Partei. Der Versuch des jngeren Sohnes Albrechts, Leopold, die Schweizer mit Gewalt in das alte Ver-hltnis zu seinem Hause zurckzufhren, endigte mit seiner Niederlage am Mor-garten und fhrte zur Erneuerung des ewigen Bundes zu Brunnen, 1315; Ludwig der Bayer besttigte dann neuerdings ihre Reichsunmittelbarkeit und beseitigte zugleich die Rechtsverschiedenheit der Bevlkerungsklassen. Der Sage von der Befreiung der Schweizer durch den Rtlibund liegen allerdings geschichtliche, wenn auch im Volksmunde entstellte Erinnerungen zu Grunde. Die Tellsage dagegen entbehrt jedes historischen Hintergrundes; sie ist eine Wandersage und geht zurck auf die dnische Tokosage. Beide Sagen sind vor dem 15. Jahrhundert litterarisch nicht nachweisbar. Ihre Verbreitung verdanken sie der aus dem 16. Jahrhundert stammenden Schweizerchronik Tsckudis und dem Drama Schillers. Der Tellenhut geht auf ein historisches Symbol der Grundherrschaft zurck. a) Wahl. Nach der Ermordung Albrechts von sterreich wollten die Kurfrsten weder einen der mchtigeren deutschen Fürsten noch den vou : i einrich Vii. von Ltzelburg,

6. Das Mittelalter - S. 188

1896 - Bamberg : Buchner
188 - sterreich, sondern auch das Haupt des ltzelburgischenhauses, der Ludwig dem Bayern inzwischen entfremdete Bhmenknig Johann. In dem Armutsstreit", der zwischen den Minoriten und den Dominikanern gefhrt wurde, hatte Papst Johann Xxii. sich gegen die erfteren entschieden und die Lehre, Christus und die Apostel htten weder einzeln noch gemeinsam Eigentum de-feffen, fr ketzerisch erklrt. Dagegen erhoben sich nicht blo die strengen Vertreter des Armutsideals ihres Ordensstifters, die sogenannten Spiritnalen, fondern auch die-jenigen im Minoritenorden, welche den Spiritualen bisher Widerstand entgegengesetzt hatten , namentlich aber der Ordensgeneral Michael C e s e n a, der Italiener Bonagratia und der Englnder Occam. Es war begreiflich, da die Minoriten im Kampfe Ludwigs mit dem Papste auf die Seite des Knigs traten und da an-dererfeits Ludwig bei der groen Popularitt des Ordens die kirchliche Bewegung sich dienstbar zu machen suchte. Doch hat Ludwig damit den Kampf aus ein ihm fremdes Gebiet hinbergespielt und zugleich die letzte Mglichkeit einer friedlichen Verstndigung mit dem Papsttum abgeschnitten. * Neben den Minoriten gewann Ludwig auch Bundesgenossen in den Vertretern des eben in der Entwickelnng begriffenen neuen Staatsrechts. Die Staatstheorien des lteren Mittelalters waren fast alle auf die Civitas Dei" des heiligen Augustin zurckgegangen. Auf Grund der neuaufgefundenen Politik des Aristoteles begann man feit dem 13. Jahrhundert die Lehre zu vertreten, da der Staat vllig selbstndig, der Kirche nicht untergeordnet sei. Schon Philipp der Schne von Frankreich hatte die neue Staatstheorie in seinem Streite mit Bonisaz Viii. verwertet, auch Dante hatte sein Buch der die Monarchie in diesem Sinne geschrieben. Der Italiener Mars iglio von Padua und fein Freund Johann von Jandun, beide bisher Lehrer au der Pariser Sorbonne, haben in ihrem Hauptwerke, dem,, Defensor pacis", diese Staatetheorie zum erstenmal systematisch verarbeitet, aber nicht blo Selbstndigkeit des Staates, sondern auch Volkssouvernitt und Teilung der Gewalten gelehrt, Ideen, welche erst durch die'franzsische Revolution zur Anerkennung gebracht wurden. Marsiglio von Padua und Johann von Jandun flohen an den Hof Ludwigs des Bayern, um im Verein mit den Minoriten den König im Kampfe gegen die Kurie zu bestrken und zu untersttzen. * Dem Könige Johann von Bhmen war zum Lohn fr feine Dienste bei Mhldorf allerdings das Egerland verpfndet worden, aber er sah sich getuscht in seiner Hoffnung auf Erwerbung der Mark Brandenburg und wurde berdies persnlich beleidigt, indem Landgraf Friedrich Ii. von Meien-Thringen mit einer Tochter Ludwigs vermhlt, dessen bisherige Verlobte aber, die Tochter des Bhmenknigs, dem Vater heimgeschickt wurde. "^"Ludwig erkannte, da er dem Papste, Frankreich und einer ltzel-burgisch-habsburgischen Opposition zugleich nicht gewackm sei, da er also mit den Habsburgern Frieden schlieen msse. Im Vertrage von Trausuitz entlie er Friedrich den Schnen aus der Gefangenschaft, unter der Bedingung, da er auf den Thron verzichte und seinen Bruder Leopold zum Anschlu an das Haus Wittelsbach vermge; andernfalls solle er in die Haft zurckkehren. Die Ausfhrung dieses Vertrages scheiterte an dem Widerspruche Leopolds, Friedrich stellte sich in Mnchen wiederum als Gefangener Ludwigs. Nun

7. Das Mittelalter - S. 196

1896 - Bamberg : Buchner
196 liche Stellung gedrngt, so gab er durch seine Einmischung in die schwbi-schen Verhltnisse, wo die drei Stnde ganz dicht neben einander saen, den unmittelbaren Anla zum Ausbruch des Krieges. Unter Fhrung Ulms schlssen 1377 die kniglichen Städte Schwabens sich zu einem Bunde zu-sammen und brachten noch im nmlichen Jahre dem Grafen Eberhard von Wrttemberg und dem ihm verbndeten schwbischen Reichsadel bei Reut-lingen eine vernichtende Niederlage bei. Kart Iv. verpfndete dem Grafen Eberhard von Wrttemberg fr die Anerkennung seines Sohnes Wenzel, den er im Widerspruche mit einer Bestimmung der goldenen Bulle noch zu seinen Lebzeiten hatte whlen lassen, die schwbischen Reichs st dte Elingen,'Gmnd und Weil. Eine solche Verpfndung war meist nur die Einleitung fr die Verwandlung einer reichsunmittelbaren Stadt in eine landsssige: es fhlten sich daher auch die anderen kniglichen Städte Schwabens in ihrer Reichsnnmittelbarkeit bedroht. Nach der Schlacht von Reutlingen enthielt sich Karl Iv. jeder Einmischung m die stndischen Kmpfe Schwabens. Die schwbischen Städte erlangten sogar (wenigstens indirekt) Anerkennung ihres Bundes, wiederum im Widerspruche mit der j goldenen Bulle. Bald darauf ist Karl Iv. gestorben. /. König Wenzel und der groe Stdtekrieg. ^Die Ereignisse in Schwaben unter Karl Iv. hatten den Gegensatz zwischen^ Aristokratie und Brgertum verschrft. Sie veranlagen den Adel, dessen einzelne Mitglieder ohne Einigung widerstandsunfhig waren, sich eben-falls zusammenzuschlieen; rasch entstanden in Sddeutschland die Adels-bnde von S.wilhelm, vom Lwen, vom Georgenschild und hnliche Ver-einignngen in der Wetterau, in Hessen, in Westfalen. Aber auch die stdtische Bewegung zieht weitere Kreise; frher hatten sich nur die in ihrer Reichs-unmittelbarkeit bedrohten kniglichen Städte zusammengeschlossen, jetzt tritt dem schwbischen Bunde von kniglichen Stdten ein rheinischer Bund an die Seite, an dessen Spitze freie Bischofstdte stehen Mainz, Worms. Speyer, Straburg zc.). Beide Bnde verpflichten sich zu gemeinsamer Htlfe und streben zugleich die Verbindung mit der Schweizer Eidgenof-senschaft an, die seit dem Beitritte von Lnzern, Zrich, Zug, Glarus und Bern zu einer Vereinigung von buerlichen und stdtischen Gemeinden sich erweitert hatte. Wenzels Bemhungen, die stndisch gesonderten Einungen zu einem gemeinsamen Friedensbunde zu vereinigen, scheitern, er steht halt-los zwischen den beiden Parteien. Y) Herzog Leopold von sterreich, welcher bei der Teilung der habsbnr-gischen Lande (f. S. 208) Tirol mit Vordersterreich erhalten hatte und die Habs-burgischen Interessen sowohl durch die Ausdehnung der Schweizer Eidgenossen-schaft als auch durch ihre Verbindung mit dem schwbisch-rheinischen Bnme bedroht sah, erffnete im Jahre 1386 den Krieg gegen die Schweizer, verlor

8. Das Mittelalter - S. 200

1896 - Bamberg : Buchner
- 200 das Wahlrecht der Domkapitel hinweg, ferner die sogenannten Kommenden, d. i. die Verleihung kirchlicher Einknfte an Meistbietende Laien. Verschlimmert wurde die Lage durch den Ausbruch des Schismas in-folge der Wahl eines rmischen wie eines franzsischen Papstes. Im Jahre 1377 kehrte Papst Gregor Xi. nach Rom zurck; als er das Jahr darauf starb, setzten die Rmer die Wahl eines Italieners, Urbans Vi., durch, die franzsischen Kardinle indes erhoben Klemens Vii. und kehrten mit diesem nach Avignon zurck. Jenem hingen auer Italien Deutschland, Ungarn, Polen und England, diesem auer Frankreich Spanien und Schottland an. Beide bekmpften sich mit Bann und Interdikt, beide erstrebten zugleich die bisherigen Einknfte des Papsttums, und dem groen universellen Schisma folgten berdies Tausende von kleinen rtlichen Spalt-ungen. kirchliche Opposition. Angesichts des Verfalles und der Ver-uenichung des religisen Lebens suchten tiefer angelegte Naturen, wie die Vertreter der Mystik (Ekkehard, Tauler, Suso), durch Einkehr ins innere Leben religise Befriedigung. Und hatten schon in den Tagen Ludwigs des Bayern die Monarchisten" gegen weltliche Gewalt, die Minoriteu gegen weltlichen Besitz der Kirche geeifert und das Nationalgefhl namentlich des deutschen Brgertums gegen das französisch gewordene Papst-tum sich erhoben, so entstanden jetzt oder vergrerten sich wenigstens zahlreiche Genossenschaften, die ohne die Kirche oder gar im Gegenstze zu ihr fr ihr Seelenheil sorgen wollten, wie die deutschen Waldenser, die Gottesfreunde", die Brder des gemeinsamen Lebens. In den frheren Epochen gingen die kirchlichen Restaurationsversuche von geistlichen Orden, im 10. und 11. Jahrhundert von den Cluuiazeu-sern und den italienischen Eremitenkongregationen, im 12. von den Cister-ziensern und Prmonstratensern, im 13. von den Bettelorden, Franziskanern und Dominikanern, aus, im 14. und 15. Jahrhundert sind es die Univer-fitten Oxford, Prag und Paris, welche sich an die Spitze der Reform-beweguug stellen. Im Anschlu an den nationalen Widerspruch gegen das mit Frankreich verbndete Papsttum griff der Oxforder Professor John Wielef die Geldforderungen und die Gerichtsbarkeit der Kurie an, entfernte sich aber, indem er Heiligenverehrung, Beichte, Abla und Transsnbstantiation verwarf, auch in der Lehre von der alten Kirche. Die Anhnger Wicless, die Loqharten" ober armen Brber, wrben spter nach einer Thronumwlzung in England blutig verfolgt, die Folgerungen feiner Lehre aber in Bhmen gezogen. In Bhmen traf die Lehre Wielefs auf eine ltere, in die Zeit Karls Iv. zurckreichende Reformbewegung, die allmhlich in immer schrferen Gegen-fatz zu dem fr die alte Ordnung eintretenden Deutschtum geraten war. Zu

9. Das Mittelalter - S. 202

1896 - Bamberg : Buchner
202 Alexander V., Johann Xxiii., gegen den König von Neapel einen Kreuz-zng und einen daran geknpften ppstlichen Abla verknden lie, wurde die ppstliche Bulle in Prag ffentlich verbrannt. Zwar wurde Hus nunmehr mit dem Kirchenbanne belegt, aber von König Wenzel beschtzt trug er die kircheu- und deutschfeindliche Bewegung in immer weitere Kreise des tschechischen Volkes. Jetzt brach sich die Erkenntnis Bahn, da die Beschlsse allgemeiner Kirchenversammlungen ein mchtigerer Wille durchfhren msse, da die ge-strte Ordnung der Kirche zwar durch ein Konzil wiederherzustellen, dieses aber durch den Kaiser zu berufen und zu leiten sei. Noch einmal lebte die Idee des Kaisertums im Sinne Karls des Groen, Ottos des Groen, Heinrichs Iii. auf. Die konzilire Bewegung rief, wie die kirchliche Reformbewegung des 10. und 11. Jahrhunderts, wie die sptere Reichsreformbewegung, eine reiche publizistische" oder Streitschriften-Litteratur hervor. Der erste Vertreter der kouziliren Richtung an der Pariser Universitt ist ein Deutscher gewesen, Konrad von Gelnhausen der italienische Kardinal Franz Zabarella dagegen hat zuerst den Gedanken ausge-sprechen, der Kaiser solle ein Konzil berufen, leiten und schtzen. 5. Siegmund, 1410 1437. Die Zeit der groen Resormkonzilien und der hussitischen Bewegung. bersicht'das grte Werk Siegmunds, das Konstanzer Konzil, beseitigt zwar oas ppstliche Schisma, lst jedoch weder die kirchenreforma-torische noch weniger die hnfsitische Frage. In Bhmen kommt es vielmehr zu einer 16 jhrigen Erhebung, die erst das Baseler Konzil zum Stillstanb bringt. Der letzte vom ltzelburgischen Mannesstamme, hat Siegmnnb die Entwicklung der Habsburger imb Hohenzollern zu shreubeu Husern Deutsch-laubs wesentlich gesrbert. y. Siegmnnb und das Konstanzer Konzil, 14141418. Siegmuub vermochte den von der Konzilspartei erhobenen Papst Johann Xxiii. znr Einberufung einer allgemeinen Kirchen Versammlung nach Konstanz, an welcher sich Johann Xxiii. nnb der König persnlich beteiligten nnb zu der sich aus Siegmuubs Wunsch auch Hus gegen Zusicherung kniglichen Geleites einfanb. Das Konzil verfolgte breiertei Zwecke: 1. Beseitigung des Schismas, 2. Reformation der Kirche an Haupt und Gliebern, 3. Beseitigung der hussitischen Irrlehre.

10. Deutsche Geschichte von 1519 bis 1871, Übersicht über die württembergische Geschichte - S. 13

1909 - Bamberg : Buchner
Ueue Geschichte. Vi. Abschnitt. Neuere deutsche Geschichte vom )ahr bis zum Jahr \8\5. I. Reformation und Gegenreformation. Kapitel 79. Karl Y. (15191556.) ! Eine ungeheure Unruhe hatte sich infolge von Luthers Auf-treten der ganzen deutschen Nation bemchtigt. Man fhlte den nnver-meidlichen Zusammenbruch des Alten, und siegreich erhob die neue Richtung ihr Haupt. War man schon auf politischem Gebiet mit dem Grundsatz der Selbstherrlichkeit der einzelnen Territorien durchgedrungen, so da dieselben nunmehr der Autoritt des Kaisers gegenber fast unabhngig da-standen, so hatten die Humanisten fr das geistige Leben den Grundsatz der Selbstbestimmung des einzelnen Menschen in Sachen des Denkens und Forschens der Autoritt der Kirche gegenber aufgestellt. Luther aber war noch einen Schritt weiter gegangen als sie, indem er ihre Anschauungen auf das religise Leben bertrug und auch in Sachen des Glaubens und Gewissens den Grundsatz der Freiheit jedes Christenmenschen der Autoritt der Kirche gegenber zur Geltung brachte. Also auf allen Gebieten Bruch mit der mittelalterlichen Weltanschauung, Losschluug vom rmischen Uni- 279
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