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1. Das Mittelalter - S. 76

1893 - Leipzig : Dürr
— 76 — Heinrich war entflohen, kehrte aber zurück und ergab sich aus Gnade und Ungnade. Der König ließ ihn nach Ingelheim bringen. Als Otto am Weihnachtsmorgen des Jahres 941 mit den Seinen den Dom zu Frankfurt betrat, nahte sich ihm sein Bruder Heinrich im Büßergewand und fiel ihm zu Füßen. Otto zögerte, ihn aufzuheben, aber auf Bitten der Mutter verzieh er noch einmal dem Sünder und schloß ihn in die Arine. Er hat es nie zu bereuen gehabt, Heinrich blieb ihm lebenslang treu. Otto erkannte die Ausrichtigkeit seiner Gesinnung bald und übertrug ihm die Verwaltung des erledigten Herzogtums Bayern, mit Lothringen belehnte er den fränkischen Grafen Konrad den Roten, den gewaltigsten Krieger seiner Zeit, und um ihn noch fester an sich zu fesseln, gab er ihm seine Tochter zur Gemahlin. In Schwaben, das ebenfalls frei geworden war, setzte er seinen Sohn Ludolf als Herzog ein, und zum Erzkanzler des Reichs machte er seinen gelehrten, weisen und ihm treu ergebenen Bruder Brun, den Erzbischof von Köln. So schien aus Leid und Verwirrung Vertrauen und Sicherheit hervorzugehen. Während der inneren Unruhen regten sich die Reichsfeinde an der Nord- und Ostgrenze von neuem. Die Ungarn versuchten wiederholt in Deutschland einzufallen, wurden aber sowohl aus Sachsen und Franken, als auch aus Süddeutschland blutig zurückgeworfen. Der Dänenkönig Harald Blauzahn bemächtigte sich der Mark Schleswig, und die Slaven schickten sich allerwärts an, das deutsche Joch abzuschütteln. Gegen die letzteren hatte Otto zwei gewaltige und treue Kriegsmänner als Grenzfeldherrn und Grenzwächter: den Sachsen Hermann Billung an der Nord- und Ostsee, von der Elbmnnduug bis zur Peene, und den Markgrafen Gero im Osten zwischen Elbe und Oder. Gras Gero, ein Mann, der nicht durch Geburt auf einen hohen Rang Anspruch machen konnte, aber von Otto mit richtigem Blicke ausgewählt worden war, ist recht eigentlich der Begründer der östlichen Marken. Die Länder Brandenburg, die Lausitz und Meißen bildeten das weite Gebiet seines Wirkens, Kämpseus und Herrschend Unaufhörlicher Krieg war die Losung seines Lebens und die Forderung, die er an seine Mannen stellen mußte. So schwer lastete der Grenzdienst aus jedem einzelnen, daß selbst die erprobtesten Kriegsmänner zuweilen widerwillig wurden. Darum mußte auch der Markgraf ein harter Mann sein, und hart war Graf Gero in hohem Grade. Einst erfuhr er, daß die slavischen Fürsten ihn zu einer Zusammenkunft verlocken und ermorden wollten. Da lud er dreißig dieser Häuptlinge zu einem Gastmahl und ließ sie alle erschlagen bis ans einen, der entfloh. Solch' grausame Rache reizte die Slaven zu einem Verzweiflungskampfe, der kein Ende nehmen

2. Das Mittelalter - S. 115

1893 - Leipzig : Dürr
— 115 — truppen aus Deutschland herangezogen werden. Besonders rechnete der Kaiser auf Heinrichs des Löwen Hilfe. Allein diese gerade blieb aus. Heinrich der Löwe hatte kein Verlangen, Zeit, Gut und Blut in den alles verschlingenden Rachen der fruchtlosen Römerzüge zu werfen; in der Begründung einer ansehnlichen Hausmacht, in der Kolonisierung und Christianisierung der weiten Slavenländer an der Ostsee, in der Hebung des nationalen Wohlstandes durch Förderung des Bürgertums tu seinen Ländern sah er seine Aufgabe, und immer kriegsbereit schlug er sich mit den sächsischen Fürsten, die viel von ihm zu leiden hatten, herum, besonders mit den Erzbischöfen von Magdeburg und Bremen, mit dem Markgrafen Albrecht dem Bären, mit dem Markgrafen von Meißen und dem Landgrafen von Thüringen, und so wichtig erschien ihm das Verbleiben in seinen Landen, daß er dem Kaiser den Zuzug verweigerte. Friedrich berief ihn zu einer Unterredung nach Chiavenna am Comersee oder, wie ein anderer Bericht sagt, nach Partenkirchen, aber auch seine dringendsten Bitten waren unwirksam. So mußte denn Friedrich mit den wenigen Truppen, die noch zu ihm gestoßen waren, den Kampf gegen den Lombardenbund aufnehmen. Die Schlacht bei Leguauo (1176) endigte, wie zu erwarten war, mit der Niederlage der Kaiserlichen. Das eine verlorene Treffen würde indes schwerlich den Ansschlag gegeben haben, aber das Friedensbedürfnis ans beiden Seiten führte zu Verständigungen. In Venedig begannen Verhandlungen zwischen den kaiserlichen Gesandten unter der Führung Christiaus von Mainz und dem Papste Alexander, der sich selbst in Venedig aufhielt. Nach längerem Zögern gab der Kaiser nach und willigte in einen Waffenstillstand, dem bald der Friede mit dem Papste folgte (zu Venedig). Friedrich erkannte Alexander als den rechtmäßig erwählten Papst an, und dieser löste ihn vom Banne. Ans dem Markusplatze fand die feierliche Begegnung und Umarmung der beiden Häupter der abendländischen Christenheit statt. Erst das Jahr 1183 brachte die vollständige Ausgleichung mit den Lombarden im Frieden zu Konstanz, Friedrich verzichtete ans alle Beschränkungen der städtischen Freiheit, überließ den Bürgern die Wahl ihrer Obrigkeiten, ihre Wege, Mühlen und Wälder, nur die Anerkennung der kaiserlichen Oberhoheit, die Berufung des kaiserlichen Hofrichters in zweifelhaften oder sehr wichtigen Fällen und eine geringe Abgabe behielt er sich vor. Die Stadt Alessandria, mit welcher der Kaiser anfangs durchaus nicht Frieden schließen wollte, änderte ihren Namen in Cäsarea, nachdem deutsche Beamte sie feierlich noch einmal gegründet hatten, und wurde dann zu Gnaden angenommen. Als Friedrich im Herbst des Jahres 1178 nach Deutschland zurückkehrte, mochte er wohl wünschen, daß er so viele Macht nicht in

3. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 50

1888 - Habelschwerdt : Franke
50___________ 362 ein Treffen, in dem er zwar siegte, aber tötlich verwundet wurde. Sterbend riet er zum Frieden. 4. Folgen des Krieges. a) Sparta tritt in den Hintergrund; doch auch Theben kann nach dem Tode des Epaminondas die Hegemonie nicht behaupten; b) alle griechischen Staaten sind geschwächt; c) fremde Fürsten, namentlich Philipp von Macedonien, gewinnen Einfluß in Griechenland. Griechenland kommt unter die Herrschaft der Macedorrier, 362-338. 1. Macedonien bis auf Philipp Ii. Macedonien, nördlich von Thessalien gelegen, ist das Gebiet mehrerer Flußthäler, deren größtes das des Strymon ist. Die Münduug der Flüsse weist das Land auf das Ägäische Meer und auf die Teilnahme an dessen Geschichte hin. Die Verfassung war ein Königtum, das jedoch in der älteren Zeit machtlos war. In den griechischen Händeln spielte Macedonien bald als Hilssniacht der Athener, bald der Spartaner eine Nebenrolle. Der König Archelaus, 413—399, hob das Land auf eine höhere Stufe, organisierte eine Kriegsmacht und verschaffte der griechischen Kultur Eingang. 2. Philipp Ii., 359—336. Nach langen Parteikämpfen kam 359 Philipp Ii. zur Regierung. In seiner Jugend als Geisel nach Theben geführt, lernte er hier griechische Bildung, zugleich aber auch den Verfall der griechischen Staaten kennen. Bald zu Anfang seiner Regierung bewies er eine ungewöhnliche Schlauheit und Energie. Sein Ziel war, die Kräfte Griechenlands sich dienstbar zu machen. 3. Der heil. Krieg gegen Phocis, 355—346. Die Phocier hatten Ländereien des delphischen Apollo in Besitz genommen und waren auf Antrag der Thebaner von den Amphiktyonen zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden. Sie griffen deshalb zu den Waffen und fanden an den Spartanern und Athenern Bundesgenossen. Als sie auch in Thessalien einfielen, riefen dortige Adelsgeschlechter Philipp von Macedonien um Hilfe. Dieser besiegte die Phocier nach hartnäckigem Widerstände. Als er aber durch die Thermopyleu nach Hellas vordringen wollte, wurde er von den Athenern gehindert. Er begnügte sich mit Thessalien als dem Übergangslande nach Hellas. Als aber

4. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 181

1888 - Habelschwerdt : Franke
181 der Erzbischof von Köln als Herzog von Westfalen; derselbe belehnte die Freigrafen. Das Entstehen geordneter Rechtszustände machte der Feme ein Ende. 3. Wenzels Thätigkeit im Reiche. Seine Versuche, den Landfrieden zu befestigen, hatten keine Erfolge. Seitdem überließ er sich der Trägheit und Trunksucht und verlor dadurch, sowie durch seine Härte gegen die Geistlichkeit (Johann Nepomuk) die Achtung des Volkes. Als er das Reichslehen Mailand veräußert hatte, ward er abgesetzt, 1400. Iii. Uuprecht von der Wfatz, 1400—1410. Es gelang ihm nicht, sich Anerkennung zu verschaffen. Auch die Bemühungen, Mailand wiederzuerwerben, waren erfolglos. Iv. Sigmund, 1410—1437. Für seine Wahl hatte besonders Friedrich Vi. von Hohenzollern, Burggras von Nürnberg, gewirkt. Beim Antritte seiner Regierung war er bereits Kurfürst von Brandenburg und König von Ungarn; am Ende derselben wurde er auch als König von Böhmen anerkannt. 1. Kampf um Ungarn (vor Antritt seiner Regierung). Ludwig der Große, König von Ungarn, 1342—82, hatte seine älteste Tochter Maria mit Sigmund verlobt. Letzterer musste sich aber die Krone Ungarns gegen einen von den Ungarn gewählten Prätendenten erkämpfen. Bald darauf bedrohten ihn die Türken. a) Ansturm der Türken. Das seldschukische Fürstentum Jkonium war durch die Mongolen aufgelöst und dann unter 10 turkomannische Häuptlinge geteilt worden. Einer derselben, Osman, legte durch Eroberung Bithyniens den Grund zum „Osmanischen Reiche." Seine Nachfolger find: Drchan, der die Janitscharen gründete, Miirad I., der bis Adrianopel vordrang, und Bajazeth, „der Blitz." Letzterer besiegte Sigmund bei Nikopolis, 1396. b) Rettung. Die Rettung aus der Gefahr brachten die Mongolen, die unter Timur Lenk her anstürmten und Bajazeth bei Angora 1402 besiegten. 2. Die bedeutendsten Ereignisse unter Sigmunds Regierung sind das Konzil zu Konstanz und der Hussitenkrieg. A. Das Konzil zu Konstanz, 1414—18, das größte im Mittelalter, hatte eine dreifache Aufgabe: a) Die Beilegung des Kirchenschismas. Nachdem die Päpste ihren Sitz von Avignon, wo sie in großer Abhängigkeit von Frankreich gestanden, wieder nach Rom verlegt hatten (1377), fanden doppelte Papstwahlen statt (zu Avignon und in Rom). Das Schisma wurde vergrößert, als das Konzil zu Pisa 1409

5. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 153

1888 - Habelschwerdt : Franke
153 1183 zu Konstanz erweitert: die oberitalischen Städte erhalten Selbstverwaltung, der Kaiser behält die Lehnsherrlichkeit und den Heerbann. B. Verfahren gegen Heinrich den Löwen. Um sich seiner Treue während der Kämpfe in Italien zu versichern, hatte Friedrich Heinrich dem Löwen, Herzog von Sachsen und Bayern, die Ausdehnung seiner Macht im Norden gestattet, und letzterer hatte sich eine fast unabhängige Stellung erkämpft, aber auch Verdienste um die Germanisiernng und Bekehrung des slavischen Ostens und um die Befestigung der deutschen Herrschaft daselbst, sowie um die Hebung der norddeutschen Städte erworben. Indes seine Macht weckte die Opposition der Fürsten, und als er, wegeu Verweigerung der Heeresfolge zur Verantwortung vorgeladen, dreimal nicht erschien, ward er in die Acht gethan und seiner Länder verlustig erklärt, 1180. 1. Das Herzogtum Sachsen wurde zersplittert: a) der östliche Teil mit der Herzogswürde kam an Bernhard von Askanien (Sohn Albrechts des Bären), b) das Herzogtum Westfalen an den Erzbischof von Köln, * c) Lübeck, Bremen, Hamburg wurden freie Reichsstädte. 2. Bayern erhielt Otto von Wittelsbach. 3. Heinrich blieb nur im Besitze von Braunschweig und Lüneburg. C. Friedrichs Regierungsthätigkeit. Bei jedem Aufenthalte in Deutschland sorgte Friedrich für die Sicherheit des Reiches. Das Fehdewefen wurde unterdrückt, der Handel geschützt. Nach außen hin wurde die Lehnsherrlichkeit über Böhmen, Polen, Ungarn und Dänemark geltend gemacht. Auf seinem sechsten Römerzuge vermählte er seinen Sohn Heinrich mit Konstanze, der Erbin des normannischen Reiches in Sizilien und Neapel. Die deutschen Reichs- und Fürstentage waren glänzend besucht, und es erschienen hier die Vertreter aller europäischen Nationen. Daher prägte sich im Volke das Bild Barbarossas als des hervor-ragendsten Vertreters der deutschen Kaiserzeit ein, an dessen Erinnerung es die Hoffnungen auf die Wiederkehr deutscher Größe knüpfte. D. Der 3. Kreuzzug. Friedrich beschloß sein Leben auf dem 3. Kreuzzuge. a) Veranlassung. Nach dem 2. Kreuzzuge war das Königreich Jerusalem immer mehr verfallen. Saladin, ein Knrdenhänpt-ling, ausgezeichnet durch Tapferkeit, Großmut und Mildthätigkeit, hatte die Fatimtden in Ägypten gestürzt, darauf Syrien

6. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 350

1906 - Leipzig : Dürr
350 Das Neunzehnte Jahrhundert b) Das neue Reich. Getreu den Vertrgen, aber doch auch innerlich mit fortgerissen von der urwchsigen Kraft nationaler Begeisterung, scharten sich die Scharen Alldeutschlands um den greisen Preuenknig; die ritterliche Gestalt des Kronprinzen, unseres Fritz", gewann sich der Sddeutschen Herzen im Sturmeslauf; all das auf welscher Erde vergossene Heldenblut, die gemeinsamen Nte, Kmpfe und Siegesfreuden schmiedeten den eisernen Ring, den geistige Gemeinschaft schon seit langen Tagen, wirtschaftliche Bedrfnisse erst seit krzerer Zeit um die Völker Alldeutschlands gelegt, fester und enger zusammen, und so erblhte auf den Ruinen des napoleonischen Kaisertums, das auch hier ein Teil jener Kraft war, die da stets das Bse will und doch das Gute schafft, das deutsche Kaiserreich. Wohl bedurfte es langwieriger Verhandlungen, in denen Bismarck all seine Staatskunst aufbieten mute, um all die berechtigten und manchmal wohl auch unberechtigten Sonderinteressen namentlich Bayerns, in dessen Land-tage der Partikularismus und Ultramontanismus das groe Wort fhrten, mit dem Wunsche des ganzen deutschen Volkes, mit einem deutschen Kaiser-reich in Einklang zu bringen; noch schwerer war der Widerstand König Wilhelms gegen die Wrde eines deutschen Kaisers von seinem altpreuischen Standpunkte aus zu berwinden. Der Hochherzigkeit Ludwigs von Bayern endlich, der berzeugungskraft Bismarcks obwohl der König ihm noch ernst zurck, da man tout jamais dergleichen Engagements nicht nehmen drfe noch knne. Natrlich sagte ich ihm, da ich noch nichts erhalten htte, und da er der Paris und Madrid frher benachrichtigt sei, er wohl einshe, da mein Gouvernement wiederum auer Spiel sei. Seine Majestt hat seitdem ein Schreiben des Fürsten Karl Anton bekommen. Da Seine Majestt dem Grafen Benedetti gesagt, da er Nachricht vom Fürsten er-warte, hat Allerhchstderselbe mit Rcksicht auf die obige Zumutung auf des Grafen Eulenburg und meinen Vortrag beschlossen, den Grafen Benedetti nicht mehr zu emp-fangen, sondern ihm nur durch seinen Adjutanten sagen zu lassen, da Seine Majestt ietzt vom Fürsten die Besttigung der Nachricht erhalten, die Benedetti aus Paris schon gehabt, und dem Botschafter nichts weiter zu sagen habe. Seine Majestt stellt Euer Exzellenz anheim, ob nicht die neue Forderung Bene-dettis und ihre Zurckweisung sogleich sowohl unserem Gesandten als der Presse mit-geteilt werden sollte." Umgestaltet von Bismarck, lautet das Telegramm: Nachdem die Nachrichten von der Entsagung des Erbprinzen von Hohenzollern der kaiserlich franzsischen Regierung von der kniglich spanischen amtlich mitgeteilt worden sind, hat der franzsische Bot-schafter in Ems an Seine Majestt den König noch die Forderung gestellt, ihn zu autorisieren, da er nach Paris telegraphiere, da Seine Majestt der König sich fr alle Zukunft verpflichte, niemals wieder seine Zustimmung zu geben, wenn die Hohenzollern wieder auf ihre Kandidatur zurckkommen sollten. Seine Majestt der König hat es daraus abgelehnt, den franzsischen Botschafter nochmals zu empfangen und demselben durch den Adjutanten vom Dienst sagen lassen, da Seine Majestt dem Botschafter nichts weiter mitzuteilen habe."

7. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 351

1906 - Leipzig : Dürr
Der Ausbau des neuen Deutschen Reiches 351 bis nach der Kaiserproklamation zrnte gelang es, ihn zur Annahme der Kaiserkrone zu bestimmen. Im glnzenden Spiegelsaal des Versailler Schlosses, wo einst Ludwig Xiv. triumphiert hatte der ein in Zerrissenheit ohnmchtiges Deutschland, ward der Erbe des Groen Kurfrsten, der Sohn der unvergelichen Luise, eines einigen und mchtigen Deutschlands erster nationaler Kaiser: Wir bernehmen die kaiserliche Wrde in dem Bewutsein der Pflicht, in deutscher Treue die Rechte des Reiches und seiner Glieder zu schtzen, den Frieden zu wahren, die Unabhngigkeit Deutschlands zu sttzen und die Kraft des Volkes zu strken. Wir nehmen sie an in der Hoffnung, da es dem deutschen Volke vergnnt sein werde, den Lohn seiner heien und opferwilligen Kmpfe in dauerndem Frieden und innerhalb der Grenzen zu genieen, welche dem Vaterlande die seit Jahrhunderten entbehrte Sicherheit gegen erneute Angriffe Frankreichs gewhren werden. Uns aber und Unseren Nachkommen in der Kaiserkrone wolle Gott verleihen, allzeit Mehrer des deutschen Reiches zu sein, nicht in kriegerischen Eroberungen, sondern in den Werken des Friedens auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung." So war die Mainbrcke geschlagen; so hatten die Mauern sich gefgt zum ragenben Bau: O Kaiserherold, sei getrost, Dein Traum ist wahr geworden, Vom Schicksal hat die Braut erlst Ein Heldenfrst aus Norden. Er schlug fr sie die Ehrenschlacht, Sie flicht ihm Lorbeerreiser Nun, Kaiserherold, ruf's mit Macht Er kam, er kam, dein Kaiser." I. Wenn wir auf des neuen Reiches Geschichte unseren Blick werfen,, so ragen uns entgegen die Gestalten Kaiser Wilhelms I. und Bismarcks, der beiben gewaltigen Fhrer, leuchtenben Vorbilber und Erzieher unseres Volkes in Kampfes- und Friebenstagen, in Ernst und Freud. Verklrt und umwoben von Ruhmesglanz und Liebesdank steht ihr Bild vor dem 67. Der Ausbau des neuen Deutschen Reiches.

8. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 374

1906 - Leipzig : Dürr
374 Das Neunzehnte Jahrhundert dem Alten im Kyffhuser die heiersehute Ruhe, als er, umschart von Alldeutschlands Fürsten, umbrandet von seiner Völker Stnrmesjauchzen und Freudenruf dort im Schlosse des frnkischen Ludwig die deutsche Kaiserkrone sich aufs Haupt setzte. Nun lat die Glocken von Turm zu Turm Durchs Land frohlocken im Jubelsturm'. Des Flammenstoes Geleucht facht an: Der Herr hat Groes an uns getan! Ehre fei Gott in der Hhe!" So quolls hervor aus deutschem Dichtermund, so wogte es damals in aller Herzen, so lebt es auch heute in uns und lt uns den Sedantag feiern als einen Tag, da wir, zurckschauend in unsere Geschichte, aller groen Erfolge, aller hehren Freude, aber auch aller schweren Opfer denken und dafr danken. Dankbarer Erinnerung drum sei dieser Tag geweiht. 2. Der Sedantag ein Tag ernster Mahnung. Ernstemahnnng aber mgen wir aus ihm mitnehmen; denn gar anders, eiserner, schwerer, verantwortungsvoller und gefhrlicher ist die Zeit geworden. Damals ein Nationalstaat, fhrend und gefrchtet in Europa, machtvoll emporblhend im Innern, ist das Reich heute zur Weltmacht geworden,- in die Segnungen und Gefahren der Weltwirtschaft, in die Sorgen und Wirrnisse der Weltpolitik verstrickt. Wohl vom Fels zum Meere erstreckte sich Deutschlands Land aber darber hinaus wagten nur der Khnen Gedanken zu fliegen. In alle Welt hinein geht jetzt des Deutschen Name: der deutsche Kaufmann, der deutsche Gelehrte, der deutsche Missionar, der deutsche Landmann, unter dem Sternenbanner, unter dem Andreaskreuz, im Lande des chinesischen Drachens und des nun nicht mehr schlafenden Riesen mit der aufgehenden Sonne im Wappen dort in Japan leben und weben sie, alle, so hoffen wir es wenigstens, am Reich haltend, alle des Reiches Hilfe und Kraft vertrauend. Tausende und Abertausende unseres Volkes ziehen der die Meere hinaus; wollen wir sie der Fremde und dem Elend auch anheim-fallen lassen oder dem Deutschtum erhalten? Einst in den Tagen der Hansa wehte die deutsche Flagge stolz und hoch in nordischen Meeren; nur zu bald ragten fremd und unheimlich die alten Dome unserer Seestdte als letzte Zeugen einer einstigen Herrlichkeit in die verwandelte Welt. Unter des neuen Reiches erstarkendem Schirm blht auch der deutsche Handel wieder auf, und wenn heute fr elf Milliarden Werte ein- und ausgefhrt werden, so kommen zwei Drittel

9. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 372

1906 - Leipzig : Dürr
372 Das Neunzehnte Jahrhundert ein gewaltiges Ringen, und aus jenen die Seele durchuarbenden Kmpfen wchst seines Lebens Kraft, wird er zum Mann. Groe Zeiten im Leben der Völker, sie kommen leise und laut, grollend schon lange vorher, wie einst vor hundert Jahren; in Sonnenglut, bei Erntetanz, als unserm Volke das Morgenrot des einigen Deutschen Reiches aufging. Weh aber dem Volke, das in Miihr und Gedrng' der minderen Jahre, das in der Arbeit nchterner Enge und des Lebens kleinschattiger Pein jener groen Tage verge, da der Hammer der Weltgeschichte zermalmend oder be-freiend an sein Innerstes geklopft, da durch Blut und Trnen hindurch ihm ein Neues, Herrliches geschenkt ward, eine groe Zeit. Und wenn die Kleinen jubelnd, Fahnen schwenkend und die Rheinwacht singend die fest-liche Strae hinzogen, wenn die Alten dort am Kriegerdenkmal auf dem Markt, unter der schlichten Gedchtnistasel in der Kirche mit der Trne im Auge und dem Stolz im Herzen standen wob es da nicht ahnungs-voll und leis durch die kindlichen Herzen, das Lied vom lieben deutschen Vaterland, erwuchs es da nicht in der Mannesseele zum heilig ernsten Gelbnis, zu leben, zu kmpfen, ja zu sterben wie einst so allezeit fr des Reiches Herrlichkeit? Nur ein Volk, das so seiner groen Zeit nie ver-git, das seinen Vtern fr all ihre Arbeit, all ihr Blut noch danken kann, das dann aber einig und stark, freudig und kraftbewut, zh und stolz sich zur Weiterarbeit verpflichtet fhlt auf dem durch Blut und Eisen gelegten Grunde, das dem einen Wohl dem, der seiner Vter nie ver-git!" das andere hinzufgen kann: Was du ererbt von deinen Vtern hast, erwirb es, um es zu besitzen," nur.ein Volk, das, dankbar einer groen Zeit, die hohe Gabe umsetzt in eine hhere ernste Aufgabe, wird bleiben in der Weltenzukunft. Jena oder Sedan so lautete der Titel eines viel gelesenen und nach alter deutscher Nrgelsucht zu viel zerklitterten Romans; Jena und Sedan was die zwei groen Zeiten unserem Volke zu sagen haben, davon mag das kommende Jahr reden. Was uns Deutschen im Zeitalter der Weltpolitik der Sedantag sein soll, das gilt es heute zu fragen. Ii. 1. Der Sedantag ein Tag dankbarer Erinnerung. Wir waren in unserer unpraktischen, idealen Art gar auf und dabei, um der lieben Augen Frankreichs willen, um der Schonung seiner edelsten Gefhle, um des schnen Weltfriedentraumes unsere Sedanseiern einschlafen und damit nicht nur einen Nationalfesttag, deren wir so wenige haben, hinwegfallen zu lassen, sondern auch der Schuld der Undankbarkeit zu verfallen. Es war gut, da die Kriegsgefahr vor wenig Wochen unser Volk geweckt, da sie ihm die Einbildung geraubt hat, als ob jenseits der

10. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 378

1906 - Leipzig : Dürr
378 Das Neunzehnte Jahrhundert Unserm Kaiser aber und dem Reiche, dem blhenden und erstarkenden, geloben wir, sei es in Kmpfen des Geistes oder in Schlachten der Schwerter, trotzige Treue in Freud und Leid, in Sturm und Not. in alle Zeit. Hie gut deutsch allewege! 69. 3ur Einfhrung in die Geschichtsphilosophie. I. Innerhalb der historischen Wissenschaft ist schon seit lngerer Zeit ein Kampf der Richtungen entbrannt. Der moderne Entwicklungsbegriff hat auch seinen Einzug in die Geschichte gehalten, und so sind verschiedene Auffassungen dessen, was Geschichte ist, entstanden. Die einen Comte, Spencer, Lamprecht, die Theoretiker der Sozialdemokratie, die ganze Reihe der Materialisten u. a. m. setzen geschichtliche und natrliche Ent-Wicklung gleich, wenden deswegen den mechanischen Kausalittsbegriff an und behaupten, da die Zeiten die Menschen machen. Andere, darunter in erster Linie die unter dem Einflu der idealistischen deutschen Philosophie erwachsene klassische Schule der Geschichtschreiber, Ranke, Treitschke, Sybel, cyidh der mystische Prophet Carlyle, halten an der Existenz der persn-lichen Freiheit fest, behaupten, da die groen Männer die Geschichte machen, die Menschen die Zeiten seien. Auch auf den Geschichtsunterricht der Schule wollen diese Strmungen Einflu gewinnen, bzw. einander verdrngen: hierher gehren das Streben nach strkerem Hervortreten der Kulturgeschichte, die Bcher von Weigand und Tecklenburg u. a. Es drfte drum aus allgemein-wissenschaftlichen wie pdagogisch-praktischen Grnden notwendig sein, in diesem Kampf der Meinungen sich eine feste Stellung auch im Interesse des Geschichtsunter-richts zu gewinnen. Als Grundlage der folgenden Ausfhrungen gilt es zunchst, den Begriff Geschichte festzulegen; wir tun es im engen Anschlu an den Gedankengang Bernheims in seinem Lehrbuch der historischen Methode und der Geschichtsphilosophie"' (S. 117). Ursprnglich ist Geschichte das, was geschehen ist. dann die Kunde von dem oder die Darstellung dessen, was geschehen ist. So gewi nun ist, da auch in der animalen
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