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1. Unser Vogtland - S. 111

1899 - Leipzig : Dürr
— 111 — herrlichster Weise gelöst. Wie oft fanden sich auf den Ruf des Vereins im geräumigen Freundschaftssaale Frauen und Mädchen aller Stünde zu gemein- samer Arbeit ein! Über 3000 Verbände nach Maß, gegen 2000 Wäsche- stücke, ungeheure Mengen von zerfaserter Leinwand gingen in Kisten, Fässer und Säcke wohlverpackt nach Leipzig und von da in die Lazarette. 4. Meine erste ^edanfeier. „Das war einmal ein Jubeltag! Bei Sedau fiel der große Schlag, Mac Mahon war ins Garn gegangen, Der Kaiser und sein Heer gefangen!" Es war ein Sonnabendvormittag, als die Kunde von Sedan in Plauen eintraf. Wer aber konnte sie beim erstmaligen Hören glauben? Alles eilte zum Telegrapheuamte, um es mit eigenen Augen zu leseu. Ja, da stand es wirklich geschrieben: Der Königin Augusta in Berlin. Die Kapitulation, wodurch die ganze Armee in Sedan kriegsgefangen, ist soeben--— geschlossen.---Der Kaiser hat sich selbst mir ergeben.---Seinen Aufenthaltsort werde ich bestimmen, nachdem ich ihn gesprochen habe.--- Welch' eine Wendung durch Gottes Führung! Vor Sedan, d. 2. Sept., 1i2 2 Uhr nachmittags. Wilhelm. Wie ein Lauffeuer durcheilte die Nachricht unsere Stadt. Die Leute auf dem Wochenmarkte halfen wacker dazu, viele nahmen sie mit hinaus auf die Dörfer. Da brach ein Jubelfturm los, wie ihn Plauen noch nicht ge- sehen hatte. In den Schulen war's aus mit dem Lernen, bald kam das befreiende Wort: Die Schule ist aus! Glücklich, wer etwas zum Schießen auftreiben konnte! Das platzte und krachte an allen Ecken und Enden. Drüben vom Bergschlößchen und vom alten Schießhaus am Anger dröhnten Böllerschüsse unaufhörlich in die Stadt herein. Von allen Türmen, von vielen Häusern wehten die Fahnen. Wie ein jeder bei seiner Arbeit ge- standen, mit blauer, grüner oder weißer Schürze, mit Schurzfell und geschwärzten Händen, so lief er nach dem Altmarkte. Bald verkündeten an den Mauerecken Zettel mit Riefenschrift: Allgemeine Illumination! Durch andere Zettel wurden die Sänger eingeladen, am Abende aus dem Altmarkte zu singen. Abends 8 Uhr durchzog ein Festzug mit Musik und unter nnanshör- lichen Hoch- und Hurrarufen die prächtig erleuchtete Stadt. Wir Kinder fehlten natürlich auch uicht. Zuletzt nahm der Zug Aufstellung vor dem Rathause, welches in einem wahren Lichtermeer erglänzte. Das mächtige Lutherlied erbrauste und daruach ergriff Herr Superintendent Beyer das Wort und brachte zum Ausdruck, was aller Herzen bewegte. In Herz und Ohr vieler Zuhörer von damals klingt es wohl heute noch nach das schöne Eingangswort: Das Kaisertum ist der Friede! Nach der ergreifenden An- fprache erklang mit Begeisterung von den Tausenden, die versammelt waren,

2. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 155

1888 - Habelschwerdt : Franke
155 sinn und der Bildnngstrieb dieses Geschlechts; doch fehlt ihm die edle Gesinnung des Vaters. 1. Aussöhnung mit Heinrich dem Löwen. Derselbe war aus England, wohin er verbannt worden war, zurückgekehrt und hatte sich an die Spitze der Fürsten gestellt, die sich gegen Heinrich Vi. zu Anfang seiner Regierung erhoben. Da der Kaiser seine Kräfte für Italien brauchte, schloß er mit Heinrich dem Löwen einen Vertrag, der später zur Aussöhnung mit den Welfen führte. Heinrich der Löwe starb nach einen: ruhigen Lebensabend 1195. 2. Züge nach Italien. Nach den: Tode des Königs von Apulien und Sizilien erhob Heinrich Vi. Ansprüche auf das Erbe seiner Gemahlin. Aber die Normannen wählten einen unechten Nachkommen des Königsstammes. Der Kaiser mußte wegen Krankheiten in seinem Heere umkehren, rüstete aber von dem Lösegelde Richard Löwenherz' einen neuen Feldzug, auf dem er Italien eroberte. Eine Verschwörung der normannischen Großen rächte er durch grausame Hinrichtungen. 3. Versuch, ein Erdreich herzustellen. Nach der Rückkehr trat Heinrich mit dem Plane einer Verfassungsänderung vor: Deutschland sollte aus einem Wahlreiche eine Erbmonarchie werden. Der Kaiser bot den Fürsten dafür manche Vorteile, aber der Plan scheiterte, namentlich an dem Widersprüche der geistlichen Fürsten. 4. Resultat seiner Regierung. Heinrich Vi. behauptete fast eine Weltherrschaft. Für die Freilassung Richards erhielt er die Lehnsherrlichkeit über England; das oströmische Reich, Nordafrika, Cypern, ja Armenien zahlten ihm Tribut. Schon war sein Plan, das griechische Reich zu erobern, da ereilte ihn der Tod. Iv. Mikipp von Schwaben, 1198-1208, und Htto Iv., 111)8—1215. 1. Der Thronstreit. Da der Sohn Heinrichs Vi. bei dessen Tode erst 3 Jahre alt war, so wählte die hohenstanfische Partei Heinrichs Bruder, Philipp von Schwaben, zum Kaiser. Die Gegenpartei aber, mit dem mächtigen Erzbischöfe von Köln an der Spitze, erhob Otto Iv., einen Sohn Heinrichs des Löwen,

3. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 435

1904 - Habelschwerdt : Franke
435 uerte sich in wiederholten Aufstnden. Die Nachricht von den Freiheitskmpfen in Amerika und die franzsische Revolution veranlaten neue Bewegungen, welche die Regierung 1801 durch eine Verschmelzung des irischen Parlaments mit dem englischen niederzuhalten versuchte. O'counell (o-knnel), der mutige Fhrer der Iren, setzte es durch, da das englische Parlament die von Pitt versprochene politische Selbstndigkeit der Katholiken zum Gesetz erhob. Einige Jahre spter wurde der Kirchenzehute abgelst, den die katholische Bevlkerung Irlands an die protestantische Kirche zu zahlen hatte. Da aber die Lage der armen irischen Pchter immer noch sehr traurig war, beruhigte sich das Land nicht. Neben der gemigten Partei O'connells entstand nach der franzsischen Februarrevolution die revolutionre irische Liga". Diese trat mit dem Geheimbunde der Ferner" in Verbindung, der sich von Amerika, wohin sehr viele Iren ausgewandert waren, nach Irland verbreitet und die gewaltsame Losreiung Irlands von England zum Ziele hatte. Nach der Unterdrckung der Ferner traten die irischen Mitglieder des Parlaments zu einer besonderen Partei zusammen, deren Ziel Homerule" (hohmruhl, von home = Haus, Heimat und rule Herrschaft), d. h. die Selbstregierung Jrlauds durch ein eigenes Parlament und ein diesem verantwortliches Ministerium ist. Der Knigin Viktoria, die 1901 starb, folgte ihr Sohn Eduard Vii. 5. sterreich. Nachdem im Jahre 1867 zwischen sterreich, das der unglckliche Krieg mit Preußen schwer erschttert hatte, und dem nach Selbstndigkeit strebenden Ungarn ein Ausgleich" zustande gekommen war (S. 410), fhrt das Reich den Namen sterreichisch- Ungarische Monarchie". Da auch die anderen Volksstmme des Reiches, besonders die Tschechen, nationale Selbstndigkeit fordern, vermag sterreich-Ungarn innerlich nicht zur Ruhe zu kommen. Nach dem rnsfisch-trkischen Kriege nahm sterreich-Ungarn Bosnien und die Herzegowina in Verwaltung (1878), doch forderte die Besetzung des Landes schwere Opfer. Im Jahre 1879 schlo sterreich-Ungarn mit dem Deutschen Reiche ein Schutz- und Trutzbndnis, dem 1883 Italien beitrat (Dreibund). Seit dem Tode des Kronprinzen Rudolf (1889) ist Franz Ferdinand, der Neffe des Kaisers, der mutmaliche Thronfolger. Die Gemahlin Franz Josephs I., die Kaiserin Elisabeth, wurde im Jahre 1898 von einem italienischen Anarchisten in Genf ermordet. 6. Rußland und die orientalische Frage. a. Kukan. Der Zar Alexander Ii., 18551881, hotte sich nach Beendigung des Krimkrieges bemht, wieder freundschaftliche Beziehungen mit den brigen Mchten herbeizufhren, um im 28*

4. Das Altertum - S. 117

1893 - Leipzig : Dürr
— 117 — 7. Aekopidas und Opaurirrondas. Sparta hatte nun die Oberherrschaft (Hegemonie) in Griechenland; alle griechischen Staaten ordneten sich ihm unter, so schwer es ihnen mich ward, mir Böotien mit der Hauptstadt Theben wollte sich nicht fügen. Dies führte bald zu dem böotischen Kriege. Zunächst aber war die spartanische Kriegsmacht in Kleinasien beschäftigt. Der Oberstatthalter von Kleinasien versuchte, die griechischen Städte an der Westküste zu unterwerfen. Die kleinasiatischen Griechen baten Sparta um Hilfe und erhielten sie auch, doch richteten die Spartaner anfangs nicht viel aus. Anders wurde es, als ihr König Agefilaos auf dem Kampfplatze erschien, 397. Dieser kluge und unternehmende Mann hätte ant liebsten ganz Griechenland zum Kampfe gegen Persien vereinigt, er wollte den Ruhm erneuern, den Griechenland einst im Kampfe gegen Persien erworben hatte, ebenso bewahrte er für seine Person die alte Einfachheit der Lebensweife. Obgleich er hinkte, fo war er doch allen im Kampfe voran und wußte die Tapferkeit seiner Krieger zu entstammen. Bürgerkriege waren ihm zuwider, er schätzte alle Griechen gleich hoch. Wie einst Agamemnon, als er gegen Troja zog, so brach auch er von Aulis aus nach Asien auf, nachdem er vorher den Göttern geopfert hatte, aber die Böotier stießen feinen Altar um, als er abgefahren war. Mit ihm ging Ly fand er, mit diesem hochfahrenden Manne vertrug er sich jedoch nicht lange, er sandte ihn nach dem Hellespont, damit er dort auf seinem alten Kampfgebiete neue Lorbeern erwerbe. Agefilaos durchzog nun siegreich Lydien und Phrygien und wäre sicher in Persien eingedrungen, als er auf Befehl der Ephoren nach Sparta zurückkehren mußte. Tissaphernes, der Lehren eingedenk, die Alkibiades ihm gegeben, hatte, um die Spartaner aus Asien zu vertreiben, die Böotier zum Kriege gegen Sparta gereizt, wußte er doch, daß persisches Geld in Griechenland alles vermochte! Damm sagte auch Agesilaos spottend, als er Persien verlassen mußte, der persische König habe ihn mit 30 000 Bogenschützen aus Asien Vertrieben. Die persischen Münzen erkannte man nämlich an dem darauf geprägten Bogenschützen, und Tissaphernes hatte den Thebanern und Athenern etwa zusammen 30 000 Dariken in Gold gespendet. Für das persische Geld warben die griechischen Staaten Söldner, denn ihre Bürger, so viel davon nach dem großen Kriege übrig geblieben waren, verweichlichten immer mehr, wurden immer bequemer und endlich kriegsuntüchtig. Das Söldnerwesen nahm schnell überhand, Sold und Beute lockten die armen Leute zu den gefährlichsten und abenteuerlichsten Unternehmungen, wie wir an dem Zuge der 13 000 griechischen Söldner im Heere des Cyms gesehen haben.

5. Die neue Zeit - S. 117

1895 - Leipzig : Dürr
— 117 Ii. Irankreich. Als Heinrich Iv. dem Dolche eines Fanatikers zum Opfer fiel, war sein Sohn Ludwig Xijj. erst neun Jahr alt. Für ihn übernahm die verwitwete Königin Maria von Medici die Regierung. Sie war unduldsam herrschsüchtig und verschwenderisch, wie ihre Mutter Katharina von Medici. Ihre Günstlinge bedrückten durch Erpressungen und willkürliche Verhaftungen das Volk so, daß die Unzufriedenheit mit der Regierung im ganzen Lande laut wurde. Die Königin berief, um einem allgemeinen Aufruhr vorzubeugen, 1614 die Reichsstände (die Geistlichen, die Adligen und die Abgeordneten des bürgerlichen oder d-'^ten Standes), löste aber die Versammlung bald wieder auf, als sich (i ^Fettigkeiten zwischen den städtischen Vertretern und der Geistlichkeit erhoben. Nun nahmen sich die Parlamente des gedrückten Volkes an. Dies waren die obersten Gerichtshöfe in den zwölf Gouvernements, und, da sie die neuen Gesetze und Steuerverordnungen zu registrieren hatten, zugleich die Vermittler zwischen Volk und Regierung. Weigerten sie sich, eine neue Steuervorlage in ihre Bücher einzutragen, so hatten sie das Volk für sich, und die Regierung mußte mit ihnen verhandeln. Freilich konnte der König durch eine Gerichtssitzung (lit de justice), Ai er selbst abhielt, das Parlament zu Paris zwingen, ein Gesetz einzuschreiben, allein gerade dieser Gerichtshof legte sich das Recht bei, in wichtigen Dingen dem Hofe Vorstellungen zu machen, ja sogar Beschlüsse zu fassen und zu registrieren. Die Parlamentsmitglieder glaubten um fo mehr auf ihre Unabhängigkeit stolz sein zu können, als ihr Amt wie die höheren Beamtenstellen überhaupt erblich war. Die frei gewordenen Ämter wurden schon seit langem vom Hofe für eine gewisse Summe verkauft, und die Besitzer durften dafür, daß sie außerdem eine regelmäßige Steuer, die Paillette, zahlten, dasselbe ihren Söhnen sichern. Das Pariser Parlament tadelte in einer ausführlichen Eingabe unverhohlen die Mängel der Regierung, fand aber kein Gehör. Auch die Calviuisten fürchteten Gewaltmaßregeln und gewannen in dem Prinzen Heinrich Conds einen tapferen Verteidiger. Schon drohte der Bürgerkrieg, da griff der junge König, der unterdes volljährig geworden war, ein. Auf den Rat und mit Hilfe eines jungen Adligen, der mit ihm aufgewachsen war, nahm er die Regierung selbst in die Hand und verbannte seine Mutter aus der Hauptstadt. Allein er war so wenig selbständig, daß er bald der Willkür des neuen Günstlings nicht zu steuern vermochte und dadurch den Unwillen des Adels aufregte. Die Unzufriedenen begaben sich zur Königin-Mutter

6. Die neue Zeit - S. 251

1895 - Leipzig : Dürr
— 251 — führen; ein solcher sollte nun geschehen, und zwar nach Angaben des französischen Ingenieurs b'ar^on. Es würde eine Anzahl von Kanonenboten hergestellt, die mit allen ihren Vorrichtungen gegen Kugeln und Branber geschützt zu sein schienen. Aus weiter Ferne kamen Neugierige herbei, die dem großartigen Schauspiele eines Bombarbements der Festung beiwohnen wollten. Aber Lorb Elliot ließ die schwimmenben Batterien mit gliihenben Kugeln beschießen. Als die ersten Bote sanken, gerieten die Spanier außer Fassung und verbrannten in der Verwirrung selbst einige ihrer Fahrzeuge. Bald war das Meer mit Trümmern, Leichen und Ertrinkenben bebeckt. Die Englänber halfen retten, soviel sie konnten, bamit das Unglück nicht noch größer würde. Elliot war der Helb des Tages, der König ehrte ihn als den Befreier von Gibraltar und machte ihn zum Lorb. Der Krieg zur See zog immer mehr Staaten in feinen Wirbel hinein. So bilbeten die norbifchen Reiche unter Leitung Rußlanbs den Bunb der bewaffneten See-neutralität zum Schutze des Hanbels, und Hollanb gebachte infolge biefes Bunbes eine gelnetenbe Stellung unter den Seestaaten zu gewinnen, aber England kam ihm zuvor, inbem es ihm den Krieg erklärte und seine Kolonien in Sübamerika und aus den kleinen Antillen eroberte. Die Zeit war vorüber, in der sich Hollanb mit England messen konnte. So ging also die englische Seemacht aus dem Kampfe mit allen europäischen Mitbewerbern um die Herrschaft über die Meere siegreich hervor, aber es warb des Krieges mübe, war boch seine Schulbenlast wieberum um 115 Millionen Psunb Sterling gewachsen! Wesentlich durch Franklins Vermittlung kam es 1783 zum Frieden von Versailles, in dem die „Vereinigten Staaten" für unabhängig von England erklärt würden. Die übrigen Mächte schlossen sich biesem Vertrage an, Spanien behielt Floriba und Minorca, verzichtete aber auf Gibraltar und Jamaica. Washington sah sein großes Werk vollenbet; wie er versprochen, legte er den Oberbefehl nieber und zog sich in die Stille seines Lanb-gutes Mount Vernon zurück. Aber feine Mitbürger beriefen ihn balb zu neuer Wirksamkeit. Im Jahre 1788 empfingen die „Vereinigten Staaten" ihre enbgültige Verfassung. Der Kongreß hatte bisher zu wenig Macht gehabt, er würde mit größeren Vollmachten ausgestattet und erneuert. So würde ihm die Besteuerung, das Münzwesen, die Vertretung des Staates nach außen und die Entscheibung über Krieg und Frieden übertragen. Der Kongreß ist infolge biefer Neugestaltung zusammengesetzt aus den Vertretern der einzelnen Staaten und besteht aus zwei Kammern, dem Senat, von bessen Mitgliebern in je zwei Jahren ein Dritteil ausscheibet und durch Neugewählte ergänzt wirb

7. Die neue Zeit - S. 121

1895 - Leipzig : Dürr
— 121 — würdigerweise entflohen die Jesuiten, welche den Verschworenen die Beichte abgenommen und das Abendmahl gereicht hatten, zu gleicher Zeit aus London. Dies lenkte den Verdacht auf den in der Hauptstadt wohnenden Jesuiteu-Provinzial, er wurde festgenommen und nach langer Untersuchung hingerichtet. Das Parlament aber beschloß, von den Katholiken den Treueid zu fordern, d. h. sie mußten schwören, daß sie sich durch kein päpstliches Gebot zur Untreue gegen den König verführen lassen wollten, und auch dann noch blieb ihnen der Aufenthalt in London selbst untersagt und die Fähigkeit, ein öffentliches Amt zu bekleiden, abgesprochen. Wer den Eid nicht leistete, wurde mit Gefängnis auf Lebenszeit, ja mit dem Tode bestraft. Im Grunde seines Herzens war Jakob der katholischen Lehre nicht ^u sehr abgeneigt. Dies zeigte sich deutlich darin, daß er seinen ^ohn Karl am liebsten mit einer spanischen Prinzessin vermählt hätte. Aus Rücksicht auf Spanien und Österreich unterstützte er seinen Schwiegersohn, den Böhmenkönig Friedrich V., lange so gut wie gar nicht. Als sich aber die Unterhandlungen mit dem spanischen Hose zerschlugen, ergriff er entschiedenere Maßregeln zur Wiedereinsetzung Friedrichs in der Pfalz und verwickelte England in einen Krieg mit Spanien. Er starb 1625, wenig betrauert von feinem Volke, das mit feiner Regierung sehr unzufrieden gewesen war. 2. Karl I. (1625—1649). Karl, der Sohn und Nachfolger Jakobs I., unterschied sich von seinem Vater vorteilhaft durch feine edle Gestalt und den königlichen Prunk feines Hofes, aber er war verschwenderischer als dieser und begünstigte die Katholiken in auffälliger Weise. Seine Gemahlin, eine Tochter des französischen Königs Heinrichs Iv., war ja selbst Katholikin. Diese Hinneigung zur alten Kirche verletzte die Gefühle der Engländer so sehr, daß die Unzufriedenheit eine allgemeine wurde. Als er von dem Parlamente verlangte, daß es ihm die Mittel zur Bestreitung seines kostspieligen Hofhaltes bewillige, fand er kein Gehör, nur eine sehr geringe Auflage, die kaum zur Bestreitung des Notwendigsten hinreichte, gestand man ihm zu. Trotzdem ließ er Steuern ausschreiben nach Belieben und erpreßte große Summen, um feine Ausgaben nicht beschränken zu müssen. Diese wuchsen immer mehr an, denn zu dem Aufwand für feinen Hofstaat kamen die Kosten zweier Kriege, die er zu gleicher Zeit führte: mit Spanien, dem schon fein Vater feindlich gegenüber getreten war, und mit Frankreich zu Gunsten der Reformierten, oder vielmehr gegen Richelieu, der La Roch eile

8. Die neue Zeit - S. 144

1895 - Leipzig : Dürr
— 144 — Mit Spanien dauerte der Krieg fort. Kosteten schon die Heere viel, so verschlang die Hofhaltung fast noch mehr. Mazarin verteilte mit vollen Händen einträgliche Ämter, Würden, Gelder unter die hohen Adligen, um sich Freunde zu machen; für die Leiden des Volkes hatte er kein Herz. Immer neue Steuern schrieb er aus und erhöhte die bestehenden. Unter anderem wurden die Häuser in den Vorstädten von Paris mit einer drückenden Grundsteuer belegt, und die in die Stadt eingeführten Waren einem hohen Zoll unterworfen. Nun hielt sich das Parlament von Paris für verpflichtet, sich des gedrückten Volkes anzunehmen und Widerstand zu leisten. Als die Königin mit dem Prinzen selbst im Parlamente erschien, um die Eintragung der Steuern zu erzwingen, sprach der General-Advokat Talon zu ihr: „Seit zehn Jahren ist das Land ruiniert, die Bauern liegen auf Stroh, ihr Gerät ist verkauft, und die Unglücklichen müsi- von Hafer- und Gerstenbrot leben. Bedenken Sie, Madame, dieses , ab des Volkes in Ihrem Herzen; alle Ehre gewonnener Schlachten, aller Ruhm eroberter Landschaften kann die nicht ernähren, welche kein Brot haben und Myrten, Palmen und Lorbeern nicht zu den ernährenden Pflanzen der Erde zählen können. Ist es nicht eine moralische und politische Täuschung, zu glauben, daß die Edikte, die den Grundgesetzen der Monarchie widersprechen, die von den souveränen Kammern des Parlamentes verworfen werden, angenommen und begründet find, wenn sie der König in seiner Gegenwart verlesen läßt? Eine fv despotische Regierung mag für die Skythen und die Barbaren des Nordens passen, die nur das Antlitz der Menschen tragen; in Frankreich sind wir gewohnt, frei zu fein und als wahre Franzosen zu leben." Obgleich die Königin mehrere Räte gefangen fetzen ließ, und die kühne Sprache zu unterdrücken, so trat doch das Parlament im Saale des heiligen Ludwig zu Beratungen zusammen und beschloß, daß alle vom Parlament unabhängigen Staatsbeamten ihre Stellen niederlegen, alle außerordentlichen Gerichte, alle königlichen Sitzungen aufgehoben werden müßten, daß kein Steuergesetz ohne Einwilligung des Parlaments Gültigkeit haben dürfte. Ganz wie in England! Die Königin und Mazarin schwankten zwischen Nachgiebigkeit und Strenge. Sie verminderten die Steuern, aber gleichzeitig ließen sie die beliebtesten Parlamentsmitglieder, den Rat Brouffel und den Präsidenten Blanc Mesnil verhaften, aber weder durch das eine, noch durch das andere erreichten sie ihre Absichten. Ein gefährlicher Ausstand des Volkes in Paris (im Oktober 1648) zwang sie, die Gefangenen herauszugeben und die Beschlüsse des Parlamentes anzuerkennen, nur in die Abschaffung der königlichen Sitzungen willigten sie nicht. Die Gährung

9. Die neueste Zeit - S. 4

1897 - Leipzig : Dürr
— 4 — band im Werte von 1 a/2 Millionen Fr., verschaffen, die Gräfin Samotte, eine Intrigantin und Abenteurerin, übernahm die Vermittlung. Sie zerstückelte aber das Halsband und verkaufte die einzelnen Perlen in das Ausland, dann täuschte sie den Kardinal, indem sie eine Begegnung desselben angeblich mit der Königin, in der That aber mit einer, an Gestalt der Königin ähnlichen Dame, Namens Oliva herbeiführte. Die Gauklerin mußte einige Worte an den Kardinal richten und ihm eine Rose überreichen. Als der Goldschmied, der vergebens auf Bezahlung wartete, sich an die Königin wandte, drang diese auf Untersuchung des schändlichen Betrugs, und die Sache kam an den Tag. Das Gericht sprach Rohan, der alle verdächtigen Briefe beiseite gebracht hatte, frei, die schändliche Samotte entfloh, und über die arme Königin ergoß sich eine Flut heimtückischer Verleumdungen. Das Schlimmste war, daß dem Könige alle Energie und Entschlossenheit fehlte. Er war nicht zum Herrschen geboren; am liebsten beschäftigte er sich in einer Schlosserwerkstatt, die er sich in Versailles angelegt hatte. Unterdessen wuchs die Summe der Anleihen immer mehr an. Ein Finanzminister nach dem anderen versuchte seine Künste, um die Schuldenlast abzuwälzen und den Staatsschatz zu füllen, doch die Lage wurde dadurch nur verschlimmert. Einige, wie Turgot, Necker, Calonne, dachten sogar an durchgreifende Verbesserungen des ganzen Staatswesens, aber der König entließ sie, sobald die Partei des Hofadels, unwillig über jede Neuerung, sie bei ihm verdächtigte. Auch die Einberufung der Notabeln, das ist einer Anzahl Vertrauensmänner, die von der Regierung aus den verschiedenen Kreisen des Volkes ausgewählt worden waren, führte zu keinem besseren Resultate, sie waren so ratlos, wie der König und seine Minister. Noch sonderbarer war die Rolle, welche das Pariser Parlament spielte. Die Mitglieder dieses hohen Gerichtshofes und Steueramtes glaubten ihre Vorrechte und den erblichen Besitz ihrer käuflich erworbenen Stellen nicht besser schützen zu können, als durch Abwehr jeder Änderung, und wenn sie noch so heilsam wäre. Allein gerade dadurch gerieten sie in Streit mit den reformlustigen Ministern, und um gewissermaßen sich selbst dabei zu decken, warfen sie sich zu Beschützern und Vertretern des Volkes auf. So lehnten sie die Stempelsteuer ab, weil sie hauptsächlich die Ärmeren träfe, und forderten die Einberufung der Reichsstände, die feit Ludwigs Xiv. Regierungsantritt nicht wieder versammelt worden waren, weil diese allein das Recht hätten, Steuern zu bewilligen. Der König suchte die Hartnäckigkeit des Parlamentes durch

10. Das Mittelalter - S. 102

1897 - Leipzig : Dürr
102 Sechster Abschnitt. ichang. 1. Die auerdeutschen Staaten Europas im Mittelalter. a) Frankreich. Whrend das Knigtum in Deutschland im Mittelalter mehr und mehr an Macht einbte, nahm die Knigsherrschaft in Frankreich immer mehr zu. Nach dem Aussterben der Karolinger, 987, waren in Frankreich die Cavetinger zur Regierung gekommen. Diese machten die franzsische Krone in ihrem Hause erblich und blieben der drei Jahrhunderte, bis 1328, in ihrem Besitz. Dazu unterwarfen sich die Capetinger den mchtigen Frstenadel des Landes. Vor allem that das König Philipp Ii. August (11801223). Dessen Enkel Lndwia Ix.. der Heilige (12261270), dehnte darnach die ftan-zsische Knigsherrschaft auch auf den Sden des Landes aus; auer-dem legte er den Grund zu einer regelmigen Steuererhebung und lie sein Reich durch Beamte, die vom Könige abhngig waren, ver-walten. Ludwigsix. Enkel, Philippiv. der Schne (12861314). baute die franzsische Knigsherrschaft weiter aus. Er schuf eine starke, bewaffnete Sldnertruppe, die sergens d'armes, und legte damit den Grund zu einem stehenden Heere, ordnete den Klerus des Landes ganz seiner kniglichen Herrschaft unter und verschaffte sich und seinen Nachfolgern durch die gewaltsame Aufhebung des Templerordens eine groe Vermehrung der kniglichen Einknfte. Mit Philipps Iv. jngstem Sohne, Karl Iv., starb 1328 das Haus der Capetinger aus, und eine Seitenlinie derselben, die Valois, gelangten zur Herrschaft (13281589). Zunchst fhrte dieser Thron-Wechsel einen franzfisch-englischen Erbfolgekrieg herbei, der Frankreich von 1339 bis 1453 heftig erschtterte. König Eduard Iii. von England nmlich erhob als Enkel Philipps Iv. Anspruch auf die franzsische Krone. Er besiegte die Franzosen auch 1346 bei Crecy
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