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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 176

1888 - Habelschwerdt : Franke
176 1305 seinen Sitz nach Avignon verlegte („babylonische Gefangenschaft" 1305—77) und die Päpste ihren Einfluß auf die politischen Berhält-nisse in Deutschland verloren. 2. Er strebte nach Vergrößerung seiner Hausmacht. Doch vergebens suchte er Holland und Thüringen zu gewinnen. Böhmen kam vorübergehend in seine Gewalt. Albrecht wurde von seinem Neffen Johann Parricida 1308 ermordet. Historisches über die Kämpfe in der Schweiz. In den sogenannten Waldstätten Schwyz, Uri, Unterwalden hatte sich ein freier Bauernstand erhalten. Seit dem 12. Jahrhunderte hatten jedoch die Grafen von Habsburg Vogteirechte in diesen Landgemeinden erworben. Aber der Freiheitssinn der Bevölkerung stellte sich ihnen entgegen, und Friedrich Ii. stellte die Reichsunmittelbarkeit wieder her. Zwar wußte Rudols von Habsburg die alten Vogteirechte wiederzugewinnen, aber nach seinem Tode traten die Waldstätte zu einer Eidgenossenschaft zusammen, deren Freiheiten Adolf von Nassau und Albrecht anerkannten. (Sagen von dem Drucke der österreichischen Vögte, vom Schwure auf dem Rütli, von Tell.) Iv. Heinrich Vii. von Luxemburg, 1308—1313. Er war ein Lehnsträger der französischen Krone und wurde vou der geistlichen Partei gewählt. 1. Gründung einer Hausmacht. In Böhmen hatte sich eine mit der Regierung des Königs (Heinrich von Kärnthen) unzufriedene Adelspartei gebildet, welche Heinrich Vii. die Krone anbot. Dieser belehnte damit seinen eigenen Sohn Johann, den er mit einer böhmischen Prinzessin vermählte. 2. Sein Zug nach Italien. Bon den romantischen Jdecen des Rittertums durchdrungen, begeisterte sich Heinrich noch einmal für die mit der deutschen Krone sich verbindende Anschauung von der Herrschaft der Welt. Daher unternahm er einen Zng nach Italien, um dort das kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Bon den italienischen Patrioten, besonders von dem Dichter Dante Alighieri, begrüßt, erwarb er iu Mailand die lombardische Krone und stellte auch die Kaiserwürde nach 62jähriger Unterbrechung wieder her, 1312. Aber er konnte die Guelfeu, mit welchem Namen jetzt die republikanische Partei bezeichnet wurde, nicht unterwerfen, und als er sich zu einem Feldzuge gegen Neapel rüstete, starb er. V. Ariedrich von Österreich, 1314—1330, und Ludwig

2. Bd. 1 - S. 7

1912 - Leipzig : Dyk
— 7 — Deshalb bereitete denn auch Marius dort eine Schlacht vor (102 v. Chr.) und nahm zum Lagerplatz einen Punkt, der wohl fest war, aber keinen Überfluß an Wasser hatte; in der Absicht, wie es heißt, auch dadurch die Soldaten anzufeuern. Wenigstens als viele murrten und äußerten, sie würden Durst leiden, wies er mit der Hand auf einen Fluß hin, der nah am Lager der Barbaren hinströmte, und sagte: dort würden sie sich für Blut einen Trunk kaufen können. „Weshalb also," hieß es, „führst du uns nicht sogleich darauf los, so lange uns noch das Blut in den Adern nicht vertrocknet ist?" Und jener antwortete mit ruhiger Stimme: „Erst müssen wir einmal unser Lager befestigen." Die Soldaten, obwohl unwillig, gehorchten; der Troß der Knechte aber, der weder für sich, noch für die Tiere zu trinken hatte, ging haufenweise an den Fluß; die einen nahmen Äxte, andere Hacken, einige aber auch Schwerter und Lanzen neben den Wasserkrügen mit, um selbst durch Kampf zu Wasser zu gelangen. Zuerst banden nur wenige von den Feinden mit ihnen an, denn die meisten waren beim Frühstück nach dem Bade, oder badeten noch. Dort nämlich sprudeln aus dem Boden warme Wasserquellen, und ein Teil der Barbaren ward von den Römern überrascht, als er es sich dabei wohl sein ließ und laut jubelte vor Freude und Verwunderung über den herrlichen Ort. Da aber auf das Geschrei eine immer größere Menge zusammenlief, ward es Marius schwer, die Soldaten, welche für ihre Knechte fürchteten, zurückzuhalten; zugleich erhob sich der streitbarste Teil der Feinde, von dem die Römer früher unter Manlius und Cäpio überwältigt waren — sie hießen Ambronen und waren für sich allein über 30000 Mann stark — und eilte zu den Waffen. Den Leib mit Speise überladen, dabei voll ausgelassenen Mutes und von starkem Weine begeistert, liefen sie dennoch nicht ordnungslos und toll umher, noch war es ein sinnloses Geschrei, das sie ausstießen; sondern indem sie die Waffen im Takt zusammenschlugen und alle zugleich in die Höhe sprangen, riefen sie oftmals ihren eigenen Namen: „Ambronen, Ambronen"; sei es, daß sie sich selbst zum Kampfe aufriefen, oder die Feinde im Voraus durch Kundgebung ihres Namens erschrecken wollten. Als aber die Ligyer, welche zuerst von den italischen Hilfsvölkern auf sie losgingen, ihr Geschrei hörten und verstanden, riefen sie dagegen an: das sei auch ihr heimischer Name; denn die Ligyer selbst nennen sich mit ihrem Stammnamen Ambronen. Ohne Unterlaß und wie ein Echo ertönte von beiden Seiten der Ruf, bevor sie handgemein wurden; Quellenlesebuch. Band 1. 2

3. Bd. 1 - S. 202

1912 - Leipzig : Dyk
— 202 — Hludwich zur Ehre des Herrn hob Herold selbst aus den Wellen, Schmückt auch mit weißem Gewand ihn mit der eigenen Hand. Herolds Gattin jedoch hebt Judith, die Fürstin, voll Anmut Aus dem geheiligten Born, schmückt sie mit festlichem Kleid. Dann zog Kaiser Hluthar, des erhabenen Hludowich Sprößling, Herolds eigenen Sohn auch aus der Quelle hervor. Gleiches auch leisten den Fürsten, den glänzenden, Freunde des Kaisers, Und die noch übrige Meng' hob aus der Taufe den Rest. Welch eine Schar, Du gewaltiger Hludowich, führst Du zum Herrn, Wie steigt durch Dein Bemühn Christo der Weihrauch empor! (Jagd.) Bald schon nahte der morgende Tag mit der frühesten Röte, Scheuchend vom Pol das Gestirn, wärmend die sonnige Flur. Da macht auf sich der Kaiser zur Jagd mit den Franken wie Brauch ist, Und daß Herold mit ihm gehet, erläßt er Befehl. Unfern liegt ein Wert1) von den Fluten des Rheines umgeben, Frisch grünt Rasen darauf und auch der schattige Wald. Drinnen lebt' viel wildes Getier der verschiedensten Gattung, Und im Forste zerstreut lagen die Rudel bequem. Diesen erfüllten zur Linken und Rechten die Haufen der Jäger, Und eine mächtige Schar Hunde mit ihnen zugleich. Über die Flur hin jagte der Kaiser auf flüchtigem Rosse, Wito, mit Pfeilen versehen, reitet begleitend mit ihm. Zahlreich toset die Schar der Männer und Knappen im Walde, Hluthar mit ihnen zu Pferd stürmet im Trabe vorauf. Und auch die Dänen sind dort, nicht fehlet Herold, der Gastfreund, Welcher das Jagen zu sehn ebenso fröhlich erscheint. Judith, die fromm' und schöne Gemahlin des Kaisers, besteiget Jetzo den Zelter, geschmückt, wunderbar herrlich zu schaun. Und bei der Herrin ziehen vorüber die mächtigsten Fürsten, Hierauf der Großen Gefolg', ehrend den Kaiser so fromm. Und schon hallen des Forstes Reviere vom Bellen der Hunde, Jagdruf tönet von hier, dorten des Hornes Signal. Auf springt Wildpret, fliehend dahin durch struppige Dornen; Nicht bringt Rettung die Flucht, auch nicht Wasser und Wald. Mitten im Nudel der Hirsche verendet getroffen der Schaufler, Trotz der Hauer ereilt selber den Eber der Spieß. 1) Wert — Werder, Flußinsel.

4. Bd. 1 - S. 180

1912 - Leipzig : Dyk
— 180 — ziehen und den Platz in Besitz nehmen. Es ist dieser an dem Ufer des Flusses Sturia (Stör) gelegen und trägt den Namen Esesfelth (Itzehoe). Um den fünfzehnten März ward er von Egbert und den sächsischen Grafen in Besitz genommen und zu befestigen angefangen. d) Rolands Tod. Während Karl unaufhörlich und fast ohne Unterbrechung mit den Sachsen zu kämpfen hatte, zog er, nachdem die Grenze an den geeigneten Plätzen durch Besatzungen gedeckt war, mit möglichst großer Heeresmacht über die Pyrenäen nach Hispauien, wo sich ihm alle Städte und Burgen, die er angriff, unterwarfen, und kehrte dann ohne den geringsten Verlust mit seinem Heere wieder heim (778). Nur in den Pyrenäen selber hatte er auf seinem Rückzüge etwas von der Treulosigkeit der Waskonen zu leiden. Als nämlich das Heer in langem Zuge, wie es die Enge des Ortes erforderte, einher marschierte, so machten die Waskonen, die auf der Höhe des Berges sich in Hinterhalt gelegt hatten — denn die Örtlichkeit ist durch die vielen dichten Wälder der dortigen Gegend sehr zu Hinterhalten geeignet — einen Angriff auf den letzten Teil des Trosses und der ganzen Nachhut, warfen ihn ins Tal hinab und machten in dem Kampf, der nun folgte, alles bis auf den letzten Mann nieder. Das Gepäck raubten sie und zerstreuten sich dann unter dem Schutz der einbrechenden Nacht in höchster Eile nach allen Seiten. Den Waskonen kam bei diesem Strauß die Leichtigkeit ihrer Waffen und die Lage des Kampfplatzes zu statten; die Franken dagegen waren durch das Gewicht ihrer Waffen und die ungünstige Örtlichkeit in allem gegen die Waskonen im Nachteil. In diesem Kampfe fielen Eggihard, des Königs Truchseß, Anshelm, der Pfalzgraf und Hruodland, der Befehlshaber im bretonischen Grenzbezirk, nebst vielen andern. Und dieser Unfall konnte für den Augenblick auch nicht gerochen werden, weil sich der Feind nach Ausführung des Streichs so zerstreute, daß nicht die geringste Spur darauf leitete, in welchem Winkel er zu suchen sei. e) Die Kaiserkrönung. (800.) Als Papst Leo zu Rom vom Lateran nach der Kirche des heiligen Laurentius, die „zum Rost" heißt, zur Litanei ritt, fiel er in den ihm von den Römern bei dieser Kirche gelegten

5. Bd. 1 - S. 235

1912 - Leipzig : Dyk
— 235 — und Volkes, indem er ihnen aufs ernstlichste einschärfte, daß sie dieselben immer mit der gebührenden Ehrfurcht behandeln sollten und ihnen niemals von irgendeinem Patherbrunner Bischöfe oder seinem Klerus die kirchliche Verehrung versagt werden dürfe. Nachdem darauf noch zwischen den Geistlichen beider Kirchen, der Cenomannischen nämlich und der Patherbrunner, beständige Brüderlichkeit festgesetzt war, gab er ihnen die Erlaubnis, in ihr Vaterland zurückzukehren. Er begleitete sie aber zugleich mit der Volksmenge noch eine Strecke Weges und kehrte darauf mit nur wenigen zurück, weil kaum einer anders als gezwungen von einer so glorreichen Begleitung ablassen wollte. Als die Gesandten an den Fluß Hrenus (Rhein) kamen, begleiteten zahllose Volksmengen aus den westlichen Provinzen ihren heiligen Zug, welche jetzt, von weither nachgefolgt, notwendig nach Hause zurückkehren mußten. Eine nicht geringere Anzahl Sterblicher von den Völkern, welche die östliche Seite des Flusses bewohnen, kam ihnen entgegen, vorzüglich unsere Sachsen, da ihre Grenzen nicht weit von diesem Flusse entfernt sind. Denn sie, die erst vor kurzem zum Glauben bekehrt waren, waren auf die Nachricht von so großen Wundern aus allen ihren Wohnsitzen haufenweise hierher zusammengeströmt. Es standen also auf beiden Ufern unzählbare Scharen, welche sich gegenseitig mit sehr verschiedenen Gefühlen betrachteten. Denn wer wird jemals schildern können, mit welchen Dank- und Freudegefühlen jene Stunde die beseelte, welche den heiligen Schatz übernehmen sollten, welche Trauer und Wehklage aber sie den ihn Verlierenden brachte? Endlich, als die Träger des heiligen Leibes in das Schiff traten, warf sich die ganze Menge, welche nicht weiter folgen konnte, zur Erde und empfahl sich unter schwerem Seufzen einmütig und mit angelegentlicher Bitte dem Schutze des heiligen Liborius, als Zeugen ihrer Gefühle reichliche Ströme von Tränen vergießend. Ebenso warfen sich auch die zu Boden, welche am anderen Ufer warteten, empfingen die heiligen Reste mit aller Ehrfurcht und gaben ihnen voll Freuden, Gott lobend und dankend, das Geleite. So kamen sie also nach Sachsen, konnten aber vor der ihnen entgegeneilenden Volksmenge kaum weiter kommen. Gleichwohl beschleunigten sie ihre Reise so gut sie konnten und kamen am dritten Tage seit dem Übergang über den Hrenus, d. i. am 28. Mai, an welchem damals das heilige Pfingstfest gefeiert wurde, zu der lang ersehnten Patherbrunner Kirche. Als der heilige Leib, rings von unzähligen Scharen um-

6. Bd. 1 - S. 13

1912 - Leipzig : Dyk
— 13 — Die Reiter aber, 15000 an Zahl, sprengten stattlich hervor, Helme auf dem Haupte, wie seltsame Tierköpfe mit fürchterlich gähnenden Rachen geformt; die Federbüsche, die darüber emporragten, ließen ihre Gestalten noch höher erscheinen; eiserne Panzer schmückten sie, und hell leuchteten die weißen Schilde. Als Wurfgeschoß führten sie einen Speer mit doppelter Spitze; im Handgemenge brauchten sie lange und gewichtige Schwerter. Indessen stürzten sie sich nicht gleich vorn auf die Römer, sondern zogen sich rechts abbiegend seitwärts, indem sie sie allmählich zwischen sich und dem Fußvolke, das sich auf der linken Seite aufgestellt hatte, in die Mitte zu bekommen suchten. Wohl merkten die römischen Feldherrn die List, doch gelang es ihnen nicht, die Soldaten zurückzuhalten; da einer rief, die Feinde flöhen, brach alles auf, sie zu verfolgen. In demselben Augenblicke rückte das Fußvolk der Barbaren an, wie ein wogendes, brausendes Meer. Da wusch Marius seine Hände, hob sie empor zum Himmel und gelobte den Göttern eine Hekatombe (ein großes Opfer von 100 Stieren); auch Catulus, ebenso die Hände erhebend, gelobte, er wolle dem „Glücke jenes Tages" einen Tempel weihen. Von Marius heißt es überdies, er habe, als er opferte und man ihm das getötete Tier zeigte, mit lauter Stirklme gerufen: „Mein ist der Sieg!" Mitstreiter der Römer aber waren die Hitze und die Sonne, welche den Kimbern in die Augen schien. Eisenfest, wo es galt, Frost zu ertragen, und aufgewachsen in tiefschattigen und kalten Gegenden, erlagen sie der Hitze. Ihr Atem ward kurz, der Schweiß strömte ihnen vom Leibe, zum Schutz hielten sie sich die Schilde vor das Gesicht. Freilich ward auch die Schlacht im heißesten Hochsommer geliefert; nach römischer Rechnung drei Tage vor Beginn des Monats, der damals Sextilis, jetzt August heißt. Auch der Staub trug dazu bei, den Mut der Soldaten zu erhöhen, indem er die Feinde unsichtbar machte. Denn so bemerkten sie nicht schon von weitem ihre ungeheure Zahl, sondern, da jeder schnell auf seinen Gegenmann losging, wurden sie handgemein, ohne vorher durch den Anblick in Schrecken gesetzt zu sein. So kraftvoll und abgehärtet waren sie aber, daß kein Römer schwitzend oder keuchend gesehen wurde, obwohl die Schlacht bei erstickender Hitze und in stetem Laufen geliefert ward. So soll Catulus selbst zum Preise seiner Soldaten erzählt haben. Der größte und streitbarste Teil der Feinde ward auf dem Schlachtfelde niedergehauen: hatten sich doch die Vordermänner, damit ihre Reihe nicht gesprengt würde, mit langen, an ihren Gürteln befestigten Ketten einer an den andern gebunden. Als

7. Bd. 1 - S. 76

1912 - Leipzig : Dyk
— 76 — Berechnung, indem sie befürchteten Gefahren begegnen will, häufig die Gelegenheit, große Taten zu vollführen. — In diesem hochberühmten Kampf der tapfersten Völker berichtet man von 165000 Gefallenen auf beiden Seiten, abgesehen von 15000 Gepiden und Franken, die vor der eigentlichen Feldschlacht aufeinanderstießen und einander zusammenhieben, indem die Franken für die Römer, die Gepiden für die Hunnen fochten. Als Attila den Abzug der Goten erfuhr, hielt er, wie man gewöhnlich bei unerwarteten Vorgängen vermutet, es mehr für eine Kriegslist der Gegner und blieb noch länger im Lager. Als aber anhaltende Stille infolge der Abwesenheit der Feinde eintrat, da richtete sich sein Geist wieder zu Siegeshoffnungen auf; schon im voraus genoß er die Freude, und des Königs Geist schweifte zum früheren Glück zurück. Die Trennung der Feinde, die er oft gewünscht, machte ihn wieder sicher, und er brach auf zur Unterwerfung der Römer. Beim ersten Eindringen in Italien belagerte er Aquileja, die Hauptstadt Venetiens, auf einer Spitze oder Landzunge am adriatischen Meer gelegen. Da er sie nun lange Zeit belagerte, ohne etwas auszurichten — denn drinnen leisteten sehr tapfere Soldaten der Römer Widerstand — und auch schon sein Heer murrte und abzuziehen verlangte, da bemerkte Attila beim Umwandeln der Mauern, indem er überlegte, ob er abziehen oder bleiben sollte, weiße Vögel, Störche, die auf den Giebeln ihre Nester bauten, wie sie ihre Brut aus der Stadt schleppten und ganz gegen ihre Gewohnheit über die Felder davontrugen. Wie er nun ein ungemein scharfsinniger Beobachter war, bekam er gleich eine Ahnung der Zukunft und sprach zu den Seinigen: „Seht da, wie diese Vögel, die die Zukunft voraussehen, die zum Untergang bestimmte Stadt verlassen und wegen der drohenden Gefahr die Burgen fliehen, die bald fallen sollen!" Man halte dies nicht für bedeutungslos, für ein unsicheres Zeichen; die Furcht vor dem Kommenden verändert durch die Vorahnung desselben die Gewohnheit. Kurz, die Hunnen lassen sich wieder von Kampfbegier entflammen, um Aquileja zu erstürmen. Maschinen werden gebaut und Wurfgeschosse jeder Art in Anwendung gebracht, dann dringen sie unverzüglich in die Stadt ein, rauben, plündern, sengen und brennen mit solcher Grausamkeit, daß sie kaum eine Spur von ihrem einstigen Dasein übrig lassen. Darnach rasen die Hunnen, schon mutiger und noch nicht gesättigt am Blute der Römer, durch die übrigen Städte Venetiens. Auch Mailand, das Haupt von Ligurien, einst eine Kaiserstadt, verwüsteten sie in gleicher Weise und stürzten auch Ticmunt in

8. Bd. 1 - S. 71

1912 - Leipzig : Dyk
— 71 — gegeneinander in Waffen brachte? Es hat sich da erwiesen, daß das Menschengeschlecht für die Könige lebt, da hier auf den tollen Einfall eines einzelnen hin die Völker niedergemetzelt wurden, da infolge der Willkür eines übermütigen Königs zerstört wurde, was die Natur in so vielen Jahrhunderten geschaffen! Bevor wir aber den Hergang der Schlacht selbst berichten, scheint es nötig zu erklären, was während des Verlaufes des Kampfes sich ereignete, da dieser ebenso weitläufig und verwickelt wie berühmt ist. Der Alanenkönig Sangiban nämlich versprach dem Attila aus Angst vor der Zukunft, sich ihm zu ergeben und die Stadt Orleans in Gallien, wo er damals stand, dem Attila in die Hand zu spielen. Sobald dies Theodorich und Aetius erfuhren, führten sie vor Attilas Ankunft vor der Stadt große Verschanzungen auf und überwachten den verdächtigen Sangiban. Durch dieses Ereignis wurde der Hunnenkönig Attila bestürzt gemacht, traute seiner Macht nicht mehr, und scheute sich, den Kampf zu beginnen. Und da er die Flucht für noch schlimmer ansah als den Tod, beschloß er, durch die Wahrsager die Zukunft zu erforschen. Diese beobachteten nach ihrer Sitte bald die Eingeweide von Tieren, bald die Linien auf abgeschabten Knochen und prophezeiten den Hunnen Unglück; nur den schwachen Trost verkündeten sie zum Voraus, daß der oberste Führer der Feinde den Tod finden und durch seinen Untergang die Freude nach dem Siege trüben werde. Da nun Attila den Tod des Aetius, der seinen Plänen im Wege stand, sogar mit seinem eigenen Untergang herbeiführen zu müssen glaubte, so eröffnete er, durch diese Weissagung bestimmt, um die neunte Tagesstunde mit großer Besorgnis die Schlacht, um bei unglücklichem Ausgang die Nähe der Nacht zu benutzen. Die beiden Teile kamen, wie gesagt, auf den Katalaunischen Feldern zusammen. Das Schlachtfeld war eine Ebene, die sich allmählich ansteigend zu einer Anhöhe erhob. Dieses Punktes suchten sich beide Heere zu bemächtigen, weil seine günstige Lage nicht unbedeutende Vorteile bot; so besetzten die Hunnen, mit den Ihrigen die rechte, die Römer und Westgoten mit ihren Hilfstruppen die linke Seite, und um den noch freien Gipfel des Berges erhob sich der Kampf. Den rechten Flügel bildete Theodorich mit den Westgoten, den linken Aetius mit den Römern; den Sangiban, den oben erwähnten Anführer der Alanen, stellten sie ins Mitteltreffen und sorgten so mit militärischer Vorsicht dafür, daß sie den, ans dessen Treue we- Quellenles ebuch. Band 1. ß

9. Bd. 1 - S. 228

1912 - Leipzig : Dyk
— 228 — Zu fragen in aufgelösten Gliedern nachsetzt, stößt sie in einem Dörfchen auf die Haufen des Fußvolks, die, sich fest zusammenballend, leicht die zerstreuten Angreifer zurücktreiben und zum Rückzüge zwingen. Hiernach rasseln sie, wie es ihre Sitte ist, mit den Köchern, erheben ein Geschrei gen Himmel und beginnen die Schlacht. Die nordmannnischen Reiter, als sie den Lärmruf hören, fliegen mit der größten Eile herbei und wie der Kampf heißer wird, wendet das Heer der Christen leider — zur Strafe für seine Sünden — den Rücken. In diesem Treffen fielen Sunzo, der Bischof der Stadt Magontia (Mainz) und der Graf Aruolf, sowie eine unzählige Menge anderer vornehmer Männer. Die Nordmannen nehmen nach errungenem Siege das mit Reichtümern aller Art angefüllte Lager ein, metzeln ihre Kriegsgefangenen nieder und kehren beutebeladen zur Flotte zurück. Diese Niederlage ereignete sich aber am 26. Juni. Während dies geschah, hielt sich der König Arnolf an dem äußersten Ende von Bayern auf, um den Übermut der Slaven niederzuhalten. Als ihm die Niedermetzelung seiner Leute und der Sieg der Feinde gemeldet wurde, betrübte er sich zuerst sehr heftig um den Verlust seiner Getreuen und beklagte es unter Seufzern, daß die bis dahin unüberwindlichen Franken ihren Gegnern den Rücken gewiesen hätten; dann, indem er die Schmach der Niederlage in mutiger Brust erwägt, entbrennt er in Wut gegen die Feinde, sammelt schnell ein Heer aus den östlichen Landen und schlägt bald nach Überschreitung des Rheins sein Lager an den Ufern der Maas auf. Die Nordmannen hatten sich bei dem Flusse Thilia (Dyle) an einem Orte, der Lovonnium (Löwen) heißt, unbesorgt festgesetzt und eine Verschanzung begonnen. Unversehens kamen der König und sein Heer eben-dorthin. Schnell wurde nun dieser Fluß überschritten, und ohne Verzug dachte man daran, das Treffen zu beginnen. Zwar zauderte der König, eine so starke Mannschaft in Gefahr zu setzen, weil von einer Seite ein Sumpf vorlag, auf der andern Seite der Fluß herumlief, und somit keine Möglichkeit war, mit Reitern anzugreifen; er schweifte mit Augen, Gedanken und Entschluß hierhin und dorthin, in ängstlicher Überlegung, was zu tun sei, weil den Franken ein Kampf zu Fuße ungewohnt ist. Die Nordmannen verhöhnten indessen die Mannschaften, indem sie ihnen zuriefen, sie möchten der Gulia gedenken, der schmählichen Flucht und des Blutbades, da sie in kurzem Ähnliches erdulden würden. Der König, dessen Galle erregt wird, ruft die Edlen der Franken herbei und redet sie also an: „Ihr Männer, die Ihr den Herrn verehrt und allezeit unter Gottes

10. Bd. 1 - S. 73

1912 - Leipzig : Dyk
— 73 — Eine große Gabe der Natur ist es fürwahr, seinen Rachedurst zu stillen. Darum also laßt uns frisch die Feinde angreifen! Mutiger ist immer, wer den Kampf selbst eröffnet. Verachtet die Vereinigung zwieträchtiger Völker! Sich mit Bundesgenossen verteidigen, ist ein Kennzeichen der Furcht. Seht nur, noch vor unserem Angriff werden sie vom Schrecken gejagt, suchen Anhöhen zu gewinnen, besetzen Berggipfel und verlangen in zu später Reue nach Deckung im offenen Felde! Es ist euch bekannt, wie leicht die Waffen der Römer sind; vom Staub schon, geschweige denn von der ersten Wunde werden sie niedergedrückt, während sie noch in Reih und Glied treten, ihre Schlachtlinien bilden und die Schilde aneinander schließen! Kämpft mit eurer gewohnten Ausdauer, kümmert euch nicht um ihre Heeresmacht, dringet ein auf die Alanen, stürzt euch auf die Westgoten! Dort können wir einen raschen Sieg holen, wo der Kern der Feindesmacht ist. Wenn aber einmal die Sehnen abgehauen sind, sinken die Glieder kraftlos zurück. Da mag sich euer Mut hervortun, eure gewohnte Wut zum Ausdruck kommen! Wer verwundet wird, vergelte mit dem Tod eines Feindes: wer noch heil, sättige sich in ihrem Blut! Die Sieger wird kein Geschoß treffen; wer zum Tod bestimmt ist, den erreicht das Geschick auch in Friedenszeit. Warum sollte das Glück den Hunnen Sieg auf Sieg über so viele Völker verliehen haben, wenn es sie nicht ans die Freude dieses Kampfes hätte vorbereiten wollen? Das ist das Feld, das uns so viele Siege verheißen haben. Ich selbst werde zuerst mein Geschoß in die Feinde schleudern. Wenn einer Ruhe ertragen kann, während Attila kämpft, ist er tot." Hierdurch begeistert, stürzten sie alle in den Kamps. Und obwohl die Lage eine furchtbare war, die Gegenwart des Königs befreite auch die Ängstlichen von jedem Zandern. Es kam zum Handgemenge; ein schrecklicher Kampf, ein gewaltiger, vielförmiger, mit solcher Hartnäckigkeit geführt, wie es nirgends im Altertum berichtet wird. Wer dieses Wunders Anblick genoß, der hat nichts Großartigeres in seinem Leben sehen können. Denn, wenn man den Erzählungen der älteren Leute glauben darf — das Bächlein, das in niederen Ufern au der erwähnten Ebene vorbeifließt, schwoll von dem reichlichen Blut der Getöteten an und wuchs nicht wie sonst durch Regengüsse, sondern wurde infolge der ungewohnten Verstärkung durch des Blutes Zufluß ein reißender Gießbach. Und die, welche dort eirte Verwundung den brennenden Durst zu stillen nötigte, schlürften das Naß mit Blut vermischt. So tranken sie, durch 6 *
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