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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 157

1888 - Habelschwerdt : Franke
157 Huldigung zwang; er erwarb wieder den Kirchenstaat, der in schwäbische Reichslehen aufgeteilt war, und erhielt die Anerkennung des Lehnsrechtes von Apulien und Sizilien. ad d): In Familien- und politischen Streitigkeiten der Fürsten trat Innocenz als Schiedsrichter auf. Im niederen Volke wirkten in seinem Interesse die von ihm bestätigten Bettelorden, der Dominikaner- oder Predigerund der Franziskanerorden. ad e): Innocenz beauftragte den Dominikanerorden, für die Ausrottung der Albigenser zu wirken, die, von Petrus Waldus gestiftet, namentlich gegen das weltliche Besitztum und die äußere Ersd)einung der Kirche eiferten. Erst durch einen Kreuzzug und nad) einem greuelvollen Kriege mürbe die Irrlehre unterdrückt. — Das 4. Laterankonzil 1215 verschärfte die Verfolgungen der Häretiker und beauftragte die Bischöfe, für die Erforschung und Aufsuchung der Ketzer zu wirken. (Inquisitoren, Inquisition.) (Gregor Ix. gab 1229 bet kirchlichen Inquisition eine bestimmte Form.) 2. Der vierte Kreuzzug, 1202 — 1204. Auf die Anregung Innocenz' Iii. vereinigten sich französische Ritter zu einem neuen Kreuzzuge. In Venebig angekommen, bewogen sie gegen Versprechung bebeutenber Geld-snminen und unter der Bebingung, alle Eroberungen zwisd)en den Venetianern und Kreuzfahrern zu teilen, die junge Republik zur Teilnahme. Wegen Zahlungsunfähigkeit übernahmen die Kreuzfahrer zunächst im Dienste Vene-bigs die Eroberung von Zara und segelten dann nad) Konstantinopel, wohin sie von dem Prinzen Alexius Angelus, dem Sohne des entthronten Kaisers Isaak Angelus, zu Hilfe gerufen wurden. Konstantinopel wurde nad) der Flucht des Usurpators genommen. Das Volk war aber über die Bedingungen des mit den Kreuzfahrern geschlossenen Vertrags unzufrieden und wählte einen neuen Kaiser. Daher erstürmten diese zum zweitenmale Konstantinopel und gründeten das lateinische Kaisertum, 1204 — 61. Die Venetianer nahmen alle für den Handel mit der Levante wichtigen Küstenplätze für fid). Im Jahre 1261 stellte Mid)ael Paläologus, ein Abkömmling der alten Kaiserfamilie, das byzantinische Kaisertum wieder her. V. Ariedrich Ii., 1215—1250. Er war in Bezug auf Begabung und Bildung der bedeutendste unter den Staufern. Eine glänzende Erziehung hatte ihn mit klassischer und arabischer Gelehrsamkeit bekannt gemacht und seinen Sinn zum Studium der Naturwissenschaften und zur Poesie angeregt. Von einer italienischen Mutter und einem früh gestorbenen deutschen Vater stammend, ward fein Herz aber den deutschen Interessen entfremdet. Friedrich Ii. war tüchtig als Feldherr, größer noch als Staatsmann. 1. Römerzug, 1220. Friedrich ließ zu Frankfurt feinen Sohn Heinrich zum deutschen Könige wählen und verlieh den geistlichen Fürsten fast völlige Landeshoheit, um unbehindert fein Interesse

2. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 285

1888 - Habelschwerdt : Franke
285 2. Dänemark erhielt das Herzogtum Gottorp in Holstein; 3. August Ii. wurde wieder König von Polen; 4. Hannover bekommt Bremen und Verden. Rußland ging 1721 den Frieden zu Nystadt ein, worin es Livland, Estland und Jngermanland erhielt. Es tritt jetzt an Stelle Schwedens in die Reihe der europäischen Großmächte ein. Die Nachfolger Pelers des Großen. Unter denselben sind zu nennen: Katharina I., 1725—1727, die Gemahlin Peters. Anna, 1730—1740, welche die Reformen Peters weiter führte und sich im polnischen Erbsolgelriege entscheidend beteiligte. Elisabeth, 1741—1762, die gegen Friedrich den Großen für Österreich Partei nahm. Zweiter Abschnitt. Die Zeit Friedere/s des ©fctfjfett. Preußen. Iii. Friedrich der Große, 1740 — 1786. 1. Seine Jugendzeit. Friedrich Ii., Sohn Friedrich Wilhelms I., wurde den 24. Januar 1712 geboren. Bis zum 7. Jahre stand er unter weiblicher Aussicht, von da wurde er männlicher Leitung anvertraut. Den Absichten des Vaters gemäß sollte es dereinst seine Aufgabe sein, zu behaupten, was seine Vorfahren erwarben, und herbeizuschaffen, was dem Hause Brandenburg von „Gott und Rechtswegen" gebühre. Danach ward die Erziehung des Prinzen eingerichtet, als deren Ziel der König bestimmte, aus ihm einen tüchtigen Soldaten, guten Christen und sparsamen Wirt zu machen. Zwei Umstände führten aber zu einer Entfremdung zwischen Vater und Sohn: a) unter dem Einflüsse feines Lehrers, eines Franzosen, wurde Friedrich von der soldatischen und religiösen Strenge zur Vorliebe für französische Litteratur, Musik und einen heiteren Lebensgenuß geführt; b) der König willigte aus politischen Gründen nicht in die von dem Prinzen beabsichtigte Vermählung mit einer englischen Prinzessin ein. Der harte Druck der väterlichen Strenge und die Verletzung des Ehrgefühls veranlaßten den Prinzen zu einem Fluchtversuche, der indes vereitelt wurde. Während der Prinz nun eine strenge Verwaltungsschule an der Regierung zu Küstrin durchmachen mußte, wurde sein Vertrauter, der Leutenant Kette, erschossen. Durch eisernen Fleiß in den Verwaltungsgeschäften und durch feine vom Könige gewünschte Verheiratung mit der Prinzessin von Braunschweig-Bevern, einer Nichte des Kaisers, gelang es ihm, den Vater wieder zu versöhnen, dessen Bedeutung für den preußischen Staat er unterdes auch würdigen gelernt hatte. Der Prinz versah nun mit großer Gewissenhaftigkeit den Dienst als Oberst in Ruppin und versammelte auf feinem Schlosse zu Rheinsberg Gelehrte und Künstler um sich. Die kleine Schrift „Antimacchiavell," in der

3. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 72

1888 - Leipzig : Engel
— 72 — Sein Leben ist sagenhaft ausgeschmückt; was von seinen weiten Eeisen, von seinen Gesprächen mit Gottfried von Bouillon, von seinen reichen Sprachkennt-nissen erzählt wird, gehört der Legende an. Er war der Neffe des Piutdichters Simon den Isaak und Schüler der in Worms und Mainz lehrenden Jakob den Jakar, Isaak den Jehuda u. A. Im Alter von 25 Jahren liess er sich bleibend in Troyes nieder. Er galt für eine talmudische Autorität; von allen Seiten wurden Anfragen an ihn gerichtet, aus allen Gegenden Frankreichs und Deutschlands strömten Schüler zu seinem Lelirhause. Easchi ist der berühmteste Erklärer der Bibel unct des Talmud. Sein Commentar zur Bibel, der ihm den Ehrennamen Parschandata (Gesetzerklärer) verschaffte, enthält zwar viele hagadische Deutungen, wurde aber wegen seines anziehenden Tones sehr populär und ist noch heute ein unentbehrlicher Schlüssel zum richtigen Yerständniss der heil. Schrift. Sein Pentateuch-Commentar ist auch das erste gedruckte jüdische Buch, er wurde nahezu 20 mal ohne Text und unzähligemal mit Text gedruckt und mehr als 50 mal commentirt; L. Dukes und J. Dessauer haben ihn ins Deutsche übersetzt. Durch Einfachheit und Klarheit unübertroffen ist sein in talmudischem Idiome geschriebener Commentar zu den meisten Tractaten des Talmud. Mit kurzen Worten, knapp an den Text sich anlehnend, weiss er Schwierigkeiten zu begegnen und Misverständnissen vorzubeugen; er will meistens nur Erklärer (Contros=Commentarius) sein. Durch diese unvergleichliche Arbeit hat er zur "V erallgemeinerung des Talmud und zur Erleichterung der talmudischen Studien wesentlich beigetragen. Ausser diesen Commentaren schrieb er noch „ha-Pardes“, eine Sammlung von gesetzlichen Entscheidungen, Eechtsgutachten, eine Sammlung von Gebeten (Siddur) und mehrere Selichot. Easchi starb 1105. Das letzte Wort, das aus seiner Feder floss, war das Wort „tahor“ (rein) im Tractat Maccot, wozu sein Enkel, der die Arbeit vollendete, beifügte: „Unser Lehrer, dessen Körper rein war und dessen Seele durch Eeinheit noch seliger wurde, hat nichts weiter erklärt“. Nach seinem Tode arbeiteten die Männer seiner Töchter, Meir b. Samuel aus Eameru und der oft genannte Jehuda b. Nathan, und seine Enkel in seinem Geiste fort. Sein Talmud-Commentar gab den Impuls, sich tiefer in das Talmudstudium zu versenken und den Commentar des Meisters durch Zusätze (Tosafot) zu ergänzen und zu berichtigen; diese Zusätze nehmen in unseren Talmudausgaben die linke Seite ein, während der Commentar Easchi’s zur rechten sich befindet. Die Männer dieser Schule, welche sich durch Scharfsinn und staunens-werthe Belesenheit auszeichneten, werden Tosafisten genannt. Die bedeutendsten unter ihnen sind: Samuel b. Meir (Easchbam), ein Enkel Easchi’s, der die von seinem Grossvater unvollendet gelassenen Commentare vollendete und gleich seinem Zeitgenossen Joseph den Simon Kara zu den Schrifterklärern gehört; er schrieb einen Commentar zu dem Pentateuch und den fünf Megillot, der einen Schatz gesunder Erklärung enthält. Samuel’s Bruder Jakob, Eabbenu Tarn genannt (st. 1171) — nicht zu verwechseln mit dem gelehrten Jakob Tarn aus Orleans, der bei einem Volksaufstande in London 1189 den Tod fand — war einer der fruchtbarsten Tosafisten; er hatte einen kurzen persönlichen Verkehr mit

4. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 79

1888 - Leipzig : Engel
— 79 — trachtet, wurden sie Marannen genannt; nichtsdestoweniger nahmen viele dieser Neu- oder Zwangs-Christen (Anussim) sowol im Heere als im Staatsdienste und im socialen Leben hervorragende Stellungen ein, und die bedeutendsten christlichen Familien des Landes verschwägerten sich mit ihnen. Auch gab es unter den Neu-Christen nicht wenige, welche, um den Verdacht der Anhänglichkeit an das Judenthum von sich abzulenken, sich feindselig gegen ihre frühem Glaubensgenossen zeigten und sie öffentlich verspotteten. Keiner der Neu-Christen trat aber mit solchem Eifer gegen die Juden auf als der frühere Eabbiner Salomo Halewi aus Burgos, als Christ Paul de Burgos oder Paul de Santa-Maria genannt, der die höchsten Würden erreichte; er brachte es bis zum Primas von Spanien. In Sendschreiben an hervorragende Männer des Judenthums, wie an Don Joseph Orabuena, der Leibarzt des Königs Karl Iii. von Navarra und wie sein Sohn Juda Oberrabbiner der navar-resischen Gemeinden war, an den castilianischen Oberrabbiner Don Me'ir Alguades, den Leibarzt des D. Heinrich Iii. von Castilien, der auch die Ethik des Aristoteles ins Hebräische übersetzte u. A., suchte er das Judenthum und dessen Gebräuche lächerlich zu machen. Sein ehemaliger Jünger, der Arzt Josua Halorki (aus Lorki), richtete an ihn ein Sendschreiben, in dem er mit scharfen Waffen den christlichen Glauben angriff, später aber doch den Weg seines Lehrers einschlug. Von zündenderwirkung war das Sendschreiben des Cataloniers Prophiat Duran oder Ephodi, der als klarer Denker, als geistreicher Schriftsteller in Philosophie und Grammatik Schönes für seine Zeit leistete. Im Jahre 1391 zur Taufe gezwungen, hatte er sich einige Jahre später mit seinem Leidensgenossen David Bonet Bongiorno verabredet, zum Judenthum zurückzukehren und nach Palästina auszuwandern. Bongiorno liess sich jedoch durch Paul de Burgos bewegen, im Christenthum zu verbleiben, und forderte auch den Freund zu demselben Schritte auf. Ephodi antwortete ihm in einem Schreiben voll feiner Ironie, dessen Abschnitte immer mit „Sei nicht wie deine Väter“ (Al tehi ka-Abotecha) anfangen, und das auch so genannt wird; es ist so täuschend gehalten, dass Christen es zu ihren Gunsten deuteten. Dieses Schreiben wurde verbreitet, viel gelesen und oft commentirt. Einer der Vordersten in der Reihe der Männer, welche die neu-christliclien Eiferer bekämpften, und einer der originellsten Denker des Mittelalters war der jüdische Philosoph D. Chasdai (Chisdai) Creskas in Saragossa. Er stammte aus einer angesehenen Familie in Barcelona und war gleich P. Isaak den Sclieschet Schüler des R. Nissim, neben diesem als rabbinische Autorität anerkannt, auch in christlichen Kreisen selbst am aragonischen Hofe hochgeehrt. Die Schreckenszeit des Jahres 1391, in der er seinen einzigen Sohn verlor, schilderte er in einem erschütternden Schreiben. Sein Hauptwerk ist das 1410 beendete „Or Adonai“ (Gotteslicht), ein in 4 Tractate zerfallendes philosophisches Werk, in dem er namentlich den Provenzalen Levi den Gerson (Gersonides, auch Ralbag genannt) (st. 1344) und dessen grosses philosophisches Werk „Milchamot Adonai“ (Kriege Gottes), dann aber auch Maimuni und die griechischen Philosophen bekämpfte. Ausser diesem Buche, das Spinoza, der es ehrenvoll erwähnt, die erste Anregung zum Ausbau seines Systems geboten, verfasste Chasdai noch eine pole-

5. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 116

1888 - Leipzig : Engel
— 116 - verfassten Commentar zum Schulchan Aruch Orach Chajim, der unter dem Titel „Magen Abraham“ bekannt ist; beide wurden später mehrfach erläutert. Seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts sammelten sich die Juden wieder zahlreicher in Polen, aber ihre Lage war weder hier noch in Russland eine günstige. Wollte doch die Kaiserin Katharina alle Juden und Polen vertilgen (1768)! Seit dem Untergange des polnischen Reichs theilen sie das Schicksal ihrer Glaubensbrüder in den verschiedenen, unter österreichischer, russischer oder preussischer Herrschaft stehenden Landestheilen. § 6. Die Juden in Italien. Elia Levita. Das rege geistige Leben, das in Italien herrschte, gelangte zu neuer Blüte durch die Flüchtlinge aus Spanien und Portugal. In Ferrara, Florenz, Venedig und Padua, in Ancona und Livorno fanden sie bereitwilligst Aufnahme; es gab in Italien keine Stadt, die sich nicht mit ihnen bevölkerte. Viele der reichsten und gebildetsten siedelten sich in Ferrara, dem Musensitze Italiens, an. Hier lebten die Söhne des D. Isaak Abravanel: Joseph, der sich als Arzt früher in Venedig aufgehalten, und Samuel, der sich als Finanzmann des Vicekönigs von Neapel ein bedeutendes Vermögen erworben hatte; von ihm rühmen seine Zeitgenossen, dass er an Gelehrsamkeit, Reich Aum und Ansehen gleich gross war. Seine Gattin Benvenida, ein Muster der Wohlthätigkeit, Klugheit und Religiosität, leitete die Erziehung der Prinzessin Leonora, Tochter des Vicekönigs von Neapel, und wurde von ihr wie eine Mutter verehrt Samuel’s Haus bildete den Sammelplatz jüdischer und christlicher Gelehrten. D. Isaak Abravanel’s ältester Sohn, Leon, auch Leon Hebreo und Leon Medico genannt, war Leibarzt des Vicekönigs von Neapel und lebte später in Venedig und Genua. In Genua schrieb er in italienischer Sprache philosophische „Gespräche über die Liebe“, welche ins Spanische, Französische, Lateinische und Hebräische übersetzt wurden. In Ferrara lebte Abraham Farissol aus Avignon, der einige Bücher der heil. Schrift commentirte und der erste Jude war, der sich mit Länderkunde beschäftigte; sein geographisches Werk „Iggeret Orchot Olam“ ist von Hyde ins Lateinische übersetzt. Bei dem Herzog Ercole d’Este I. stand er in grosser Gunst und auf seine Veranlassung hielt er mit gelehrten Mönchen über religiöse Fragen Disputationen, als deren Resultat sein Buch „Magen Abraham“ erscheint. Auch Glieder der portugiesischen Familie Usque liessen sich in Ferrara nieder. Samuel Usque schilderte 1552 in portugiesischer Sprache (Trost für die Unterdrückungen Israel’s) die Leidensgeschichte seines Volkes; sein Verwandter Abraham Usque (Duarte Pinhel), der als Neu-Christ 1543 noch in Lissabon war, legte in Ferrara eine grossartige Druckerei an, aus der die unter dem Namen „Ferrarische Bibel“ bekannte spanische Bibel-Uebersetzung hervorgegangen ist. Salomo Usque übersetzte die Poesien Petrarca’s ins Spanische und schrieb ein spanisches Drama „Esther“, das von Leon Modena ins Italienische übertragen wurde. Um diese Zeit lebte in Italien auch ein Deutscher, der der jüdische Lehrer der Christenheit wurde: Elia Levita, nach seinen Werken auch Elia Bachur

6. Theil 3 - S. 105

1880 - Stuttgart : Heitz
Elisabeth. Maria Stuart. Melvil. Darnley. 105 zu und sagte endlich: sie hätte Anzüge aus allen Ländern. An dem folgenden Tage erschien sie bald in dieser, bald in jener ausländischen Tracht, und endlich fragte sie den Gesandten geradezu, in welchem Anzuge sie sich am besten ausnehme? „Im italienischen," antwortete der schlaue Hosmaun; denn er wußte, daß sie diesem vor allen den Vorzug gab, weil sie darin ihre fliegenden Locken zeigen konnte; und sie war auf ihre blonden, oder eigentlich röth-lichen Haare vorzüglich eitel. Nun legte sie ihm eine Menge Fragen vor: Welches ihm die beste Farbe von Haaren schiene? Ob die Haare seiner Königin oder die ihrigen schöner wären? Endlich fragte sie ihn sogar, welche von beiden überhaupt die Schönste wäre? Melvil lachte innerlich über diese Eitelkeit. Schnell faßte er sich aber und antwortete sehr klug: „Jhro Majestät sind die Schönste in England, und meine Königin in Schottland." Ferner fragte sie, welche von ihnen ant größten wäre? — „ Meine Königin," antwortete Melvil. — „O!" erwiederte Elisabeth, „dann ist sie zu groß; denn ich habe gerade die beste Größe." Da sie von ihm gehört hatte, daß Maria manchmal die Laute'spielte, auf welcher Elisabeth Meisterin zu sein glaubte, so befahl sie eines Tages einem ihrer Höflinge, er solle den Gesandten wie zufällig in ein Zimmer führen, wo er sie hören könnte. Melvil merkte die Absicht, und, seinem angenommenen Charakter treu, stürzte er, wie entzückt von den süßen Tönen, in das Zimmer der Königin, die sich zwar anfänglich unwillig stellte, aber doch nachher fragte, ob er sie ober Maria für eine größere Meisterin halte. Daß Melvil ihr den Vorzug gab, versteht sich von selbst; ttttb als er nach Schottland zurückkehrte, konnte er seiner Königin versichern, daß Elisabeth es nie mit ihr gut meinen würde uttb daß alle ihre Freunbschaftsversicherungen. nichts als Falschheit und Verstellung wären. Bald sctnb sich auch eine Gelegenheit, die Wahrheit biefer Behauptung zu erfahren. Elisabeth schlug Maria vor, den Sohn des Grasen Lenox, Heinrich Darnley (sprich Därnli) zu hei-rathen. Lenox, von Geburt ein Schotte und ein Verwandter des Hauses Stuart, hatte seit lange in England gewohnt, wo auch fein Sohn geboren war. Das Alter und der Abel seiner Familie und der Wunsch der Elisabeth empfahlen bett Darnley vorzüglich, obgleich die Schotten, weil er katholisch war, die Verbinbnng nicht wünschten. Darnley war jetzt in feinem 20. Jahre, schön von Wuchs und Gesicht und von einnehntenbetn Betragen, so daß

7. Theil 3 - S. 92

1880 - Stuttgart : Heitz
92 Neue Geschichte. 1. Periode. England. Arges zu denken. Aber seine Augen wurden immer stierer, und als sie fort war, theilte er seine Endteckuug seinem Beichtvater mit, der ihn noch mehr aufbrachte und ihn bat, der Königin als Ketzerin den Proceß machen zu lassen; denn je höher sie stände, desto größeren Eindruck würde ihre Bestrafung machen. So wurde also der Proceß eingeleitet, ohne daß die Königin etwas ahnte. Zufälligerweise ließ der Kanzler das Papier, auf dem die Anklage stand, aus der Tasche fallen. Einer der Anhänger der Königin fand es und brachte es ihr, und nun sah sie, in welcher großen Gefahr sie schwebte. Aber als eine kluge Frau faßte sie sich bald. Sie ging zum Könige, setzte sich ruhig zu ihm und als er wieder auf seine theologischen Sätze das Gespräch brachte und sie um ihre Meinung fragte, antwortete sie: solche tiefe Untersuchungen paßten sich nicht für Weiber. Diese wären dazu da, den Männern zu gehorchen. Dem Manne käme es allein zu, die Grundsätze für die Frau zu wählen, und diese müßten in allen Dingen die Denkart ihres Mannes annehmen. Sie müsse das um so mehr, da sie so glücklich wäre, einen Mann zu besitzen, der im Stande wäre, Religionsvorschriften für ganze Nationen zu entwerfen. Je länger sie sprach, desto mehr klärte sich das Gesicht des Königs auf, und endlich rief er, indem er sie umarmte: „Nein, bei der heiligen Maria, du bist ein Doctor geworden, Käthchen, und bist geschickter, mich zu unterrichten, als ich dich!" Sie antwortete bescheiden, dies Lob käme ihr gar nicht zu. Sie habe wohl zuweilen gewagt, eine andere Meinung aufzustellen; das habe sie aber nur gethan, um mehr Leben in die Unterhaltung zu bringen und ihm Gelegenheit zu geben, sie zu belehren. „Ist das wirklich wahr, meine Liebe?" rief Heinrich. Nun da sind wir ja wieder vollkommen gute Freunde." Als nun beide in freundlichem Gespräche umhergingen, kam der Kanzler, rief den König bei Seite und brachte ihm die Nachricht, daß der Proceß eingeleitet sei. Aber er kam schlimm an. Der König nannte ihn einen Narren über den anderen, so daß der Mann ganz verwirrt davonschlich. Heinrich starb endlich in demselben Jahre, da Franz I. starb (1547). 93. Johanna Gray. — Maria von England. Heinrich Viii. und der Johanna Seymour Sohn, Eduard Vi. (1547—53), wurde nun König, ein erst zehnjähriger, gutgearteter

8. Theil 3 - S. 95

1880 - Stuttgart : Heitz
Johann a Gray's Tod. 95 Sohn. Die Verwandtschaft mit ihm, die Gleichheit des Glaubens, seine vornehme Geburt und seine Jugend (er war erst 26 Jahr, sie schon 38 alt) empfahlen ihn vorzüglich. Ganz England war über diese Heirath aufgebracht; man fürchtete den Stolz und die Grausamkeit des heimtückischen Philipp. Diese Stimmung benutzten Suffolk und noch andere ehrgeizige Männer, einen Aufruhr zu erregen, aber nur zu ihrem und der armen Johanna Unglück; denn Maria unterdrückte die Unruhen schnell, Suffolk und die anderen wurden hingerichtet und nun auch der Johanna und ihres Mannes Tod beschlossen, so unschuldig beide auch an der Unternehmung ihres Vaters waren. Johanna wird uns von allen Geschichtschreibern als ein Ideal weiblicher Schönheit, fleckenloser Tugend und einer ganz seltenen Geistesbildung geschildert. Ihr Unterricht war freilich ganz anders gewesen, als er bei den Töchtern der gebildeten Stände unserer Zeit ist. Die Lehrer waren gelehrte Geistliche, welche auch die Mädchen, welche man ihnen zum Unterrichte übergab, in fremden Sprachen, besonders in der lateinischen und griechischen, unterwiesen. Das war freilich eine sehr verkehrte Art; indessen hatte doch diese Bildung dem Geiste der guten Johanna schon in ihrer frühen Jugend eine gewisse Reife verschafft, so daß sie frühzeitig etwas viel Höheres kennen lernte, als den Glanz ihrer Krone, und daß ihr das Leben in der Wissenschaft viel wünschenswerter schien, als die gefahrvolle Höhe eines Thrones. Johanna's hohe Bildung bewährte sich herrlich in den letzten Tagen und Stunden ihres Lebens. Sie saß mit ihrem Manne im Tower gefangen. Was aus ihr werden sollte, blieb ihr zwar noch dunkel, aber sie suchte und fand Trost und Beruhigung in den Wissenschaften, vorzüglich aber in der Religion, an welcher sie mit ganzer Seele hing. Sie empfing die Nachricht von ihrer Verurteilung mit großer Ruhe und beklagte mehr als sich ihren jungen Gatten und besonders ihren Vater, den der Vorwurs peinigen mußte, seine Tochter aufgeopfert zu haben. Maria hoffte, sie wenigstens im Angesichte des Todes zu der römischen Kirche herüberzuziehen, und schickte einen gelehrten und feingebildeten Geistlichen zu ihr. Sie empfing ihn mit einer Milde und Zartheit, die ihn selbst tief bewegte. Mit ihm über Religion zu streiten, vermied sie. Sie habe, sagte sie, die wenigen übrigen Stunden nöthig, sich zu sammeln und auf den wichtigen Schritt vorzubereiten. Er glaubte in diesen Worten ihren Wunsch zu erkennen, daß die Hinrichtung

9. Theil 3 - S. 112

1880 - Stuttgart : Heitz
112 Neue Geschichte. 1. Periode. England. Ein Eilbote ward nach London abgefertigt, für die hilfesuchende Königin Schutz zu erflehen (1568). Hätte Elisabeth den ersten Regungen des Mitleidens folgen dürfen, so hätte Maria ohne Zweifel sogleich die Erlaubniß, nach London zu kommen, erhalten. Allein ihre Minister, besonders Eecil, riechen ihr, sich nicht zu viel mit ihr zu schaffen zu machen, um es nicht mit den Schotten zu verderben. Elisabeth folgte diesem Rathe und ließ ihr sagen, sie bedauerte sie zwar sehr, könne ihr aber für jetzt nicht erlauben, nach London zu kommen; erst müsse . sie sich von dem Verdachte, an der Ermordung Darnley's Antheil genommen zu haben, reinigen. Das hatte Maria nicht erwartet. Nach der ersten Bestürzung weinte sie bitterlich. Gern — sprach sie — wolle sie ihre Sache der Entscheidung einer so gütigen Freundin unterwerfen. Elisabeth setzte sogleich in York unter dem Vorsitz des Herzogs von Norfolk ein Gericht nieder, vor welchem der Graf Murray und die Abgeordneten Maria's erschienen. Murray klagte Maria der Milwissenschaft an Darnley's Ermordung an, und legte Briefe vor, welche sie in jener Zeit an Bothwell geschrieben habe und aus denen ihre Schuld hervorginge. Ihr Benehmen zeigte, daß ihr Gewissen nicht rein war. Sie leugnete die Echtheit der Briefe ab und erklärte sogleich, daß sie sich auf keine weitere Erklärung einlassen würde, wohl aber sich mit den Schotten zu vergleichen wünsche. Murray.versicherte eidlich, daß die Briefe echt wären, und 20 Lords, unter denen selbst einige Freunde Maria's waren, erklärten, daß sie Maria's Handschrift erkennten. Als diese nun fortfuhr, ihre Unschuld zu behaupten, ohne doch Beweise dafür beibringen zu können, und ihre Bitten um eine Zusammenkunft mit Elisabeth wiederholte, so antwortete ihr diese: sie könne nicht eher darein willigen, bis sich Maria gerechtfertigt habe; aber die Briefe sollten ihr vorgelegt werden, wenn sie verspreche, ohne Winkelzüge zu antworten, und auf jede Unterstützung verzichte in dem Falle, daß aus der Untersuchung ihre Unschuld nicht vollständig hervorginge. Statt nun umständlich zu antworten, fuhr Maria fort, ausweichende Antworten zu geben, und beschuldigte Elisabeth der Parteilichkeit, so daß man wohl erkannte, die Briefe seien echt, und Maria scheue eine Untersuchung, die zuletzt ihre Mitschuld an den Tag gebracht haben würde. Daß die traurige Lage Maria's bei vielen Mitleid erregte, war natürlich. Jener Herzog von Norfolk (sprich Norfock), ein Katholik, beschloß sie zu retten und sie dann zu heirathen. Er

10. Theil 2 - S. 221

1880 - Stuttgart : Heitz
Cola di Rienzi. 221 Wäscherin. Er hatte sich von Jugend auf mit den Wissenschaften beschäftigt, die Werke der Alten gelesen und war, umgeben von den Ueberresteu altrömischer Denkmäler, von Bewunderung für die römische Vorzeit erfüllt. Gerührt durch den Anblick der traurigen Lage Roms, um das sich weder der Papst, der seit 1309 in Avignon im südlichen Frankreich residirte, noch der Kaiser in Prag bekümmerte, und das innern Parteiungen preisgegeben war, ergriff er mit Begeisterung die Idee, Rom seine alte Größe wiederzugeben und es wieder zum Haupte der Christenheit zu machen. Er bedachte nicht, daß jede Zeit ihre eigenen Verfassungen verlangt, und daß ein längst abgestorbener Staatskörper nicht wieder belebt werden könne. Der damalige Zustand Roms war in der That betrübend. Die römischen Barone hatten alle Schlösser der Umgegend und ihre Paläste in der Stadt in Festungen verwandelt, selbst die Ruinen befestigt und Soldaten hineingelegt, die, Räubern gleich, die friedlichen Bürger überfielen, beraubten und ihre Beute in ihren Festen verbargen. Die Regierung führte dem Namen nach ein vom Papste ernannter Senator, der aber vor den Gewaltthätigkeiten der Großen, die zu seiner Partei gehörten, die Augen schloß und dessen Gewalt von seinen Gegnern nicht anerkannt wurde. Die Edelu theilten sich in die beiden Parteien Orsina und Colonna, die unaufhörlich gerüstet und feindlich einander gegenüberstanden. Diesem unglücklichen Zustande glaubte Cola ein Ende machen zu können; es schmeichelte dem eiteln Manne der Gedanke, in die Fußstapfen der Gracchen zu treten. Während er mit diesem Gedanken umging, hatte er die Freude, mit dem Dichter Petrarca zugleich als Gesandter nach Avignon geschickt zu werden, um den Papst (Clemens Vi.) zu bitten, nach Rom zurückzukehren. Zwar hatte diese Gesandtschaft keinen Erfolg; jedoch hörte der Papst mit Wohlgefallen die Beredsamkeit Cola's an und ernannte ihn zum Notar der apostolischen Kammer in Rom. Dies Amt verwaltete er mit der größten Redlichkeit; vergebens suchte er seine Amtsgenossen zu bewegen, dasselbe zu thun; aber eben die Bestechlichkeit, der alle Beamte damals zugänglich waren, bestärkte seinen Vorsatz, der Gesetzlosigkeit durch eine neue Verfassung ein Ende zu machen. Um das Volk für seinen Plan vorzubereiten, stellte er 1347 auf dem Capitol ein großes Gemälde auf. Man sah darauf ein Schiff, das ohne Steuer und Segel auf tobendem Meere umhertrieb, in Gefahr von den Wellen verschlungen zu werden. Aus
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