170
Geschichte der alten Welt.
Ihr Vorrang war daher auch nur das Werk ihrer beiden großen Feldherren
und mit Epameinondas' Leiche wurde auch Thebens Glanz zu Grabe getra-
gen. Pelopidas war klug, gewandt und tapfer; Epameinondas hochsinnig,
kriegserfahren und sogerecht, so uneigennützig und so arm wie Aristeides;
im Gefühl seiner Menschenwürde und seines höhern Strebens verachtete er
Schätze und Genüsse und der einzige Mantel, den er besaß, zierte ihn mehr
als alle Reichthümer gethan hatten. — Bald nach der Schlacht von Leuktra
zog Epameinondas in den Peloponnes und nahte sich Lakoniens mauerloser
Hauptstadt, die seit fünf Jahrhunderten keinen Feind in der Nahe gesehen.
Da gerieth Sparta in große Noth. Die Arkadier, Argiver und andere Bun-
desstaaten sielen zu den Thebanern ab; in den Periökenstadten zeigten sich
aufrührerische Regungen; die Heloten waren unsicher. Aber in dieser gefahr-
vollen Lage beurkundete sich die spartanische Größe und des Agesilaos Feld-
herrntalent. Die trefflichen Vertheidigungsanstalten des alten Königs und
die entschlossene Haltung der Spartaner, deren Frauen und Kinder sogar
Hand anlegten, hielten Epameinondas von feindseligen Angriffen ab. Nach-
dem er das lakedämonische Land bis zur Südküste verheerend durchzogen,
.M. kehrte er, von Kälte und Mangel gedrängt, wieder nach Hellas zurück. Groß-
herzig sühnte er jedoch vor seinem Abzug ein altes Unrecht. Er rief die Mes-
se ni er, die Opfer einer völkerfeindlichen Politik, (wie die Polen in unfern
Tagen) zurfreiheit auf, gab den aus der Fremde heimkehrendennachkommen
der alten Bewohner das Land ihrer Väter wieder (§. 68.) und gründete die
Stadt Messene, der die blutgetränkte Berghöhe Ithöme (§. 86.) als
Burg diente. Jetzt geboten die Thebaner in Griechenland; sie wiederholten
die Züge nach dem Peloponnes und nöthigten sogar, unter persischem
Beistände, die Ath en er auf ihre neuerworbene Seehegemonie zu ver-
zichten. Aber der Vorrang wurde ihnen bald streitig gemacht von einigen
ritterlichen Fürsten Thessaliens und von einem neugebildeten demokra-
tischen Bundesstaat in Arkadien, dem Megalopolis als Hauptstadt diente,
und der anfangs mit den Thebanern befreundet gewesen. Im Kampfe wider
364. die erstern fand der kühne Pelopidas den Heldentod; und als Epameinondas
mit Heeresmacht gegen die letztern zog, rafften die Spartaner unter Agesi-
laos' Leitung alle ihre Kräfte zusammen und stellten sich, von Athen und
den arkadischen Aristokraten unterstützt, dem thebanischen Feldherrn entgegen.
362. Die blutige Schlacht von Mantineia entschied für die Thebaner, allein
ihr Sieg war durch den Tod des Epameinondas theuer erkauft. Ein Wurf-
speer war ihm in die Brust gedrungen; aber erst als er die Niederlage der
Feinde erfuhr, ließ er denselben aus der Wunde ziehen und hauchte dann
seine Heldenseele aus. Im nächsten Jahre starb auch der 80jährigeagesilaos,
der Sparta's höchste Macht und tiefsten Verfall gesehen, nach der Rückkehr
von einem abenteuerlichen Feldzuge in Aegypten. — Die allgemeine Er-
schlaffung, die nunmehr in Griechenland eintrat, machte den Frieden, zu dem
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182
Geschichte der alten Welt.
2. Alexander der Große (336—323).
») Vereitelte Aufstände der Griechen.
§. 112. Nach Philipps Tod bestieg sein hochherziger, für alles Große
und Edle empfänglicher, von Aristoteles in griechischer Bildung erzogener
Sohn Alexander in einem Alter von 21 Jahren den makedonischen Thron,
und wurde, sobald er sich auf demselben befestigt hatte, von den Griechen
gleich seinem Vater als Oberseldherr gegen die Perser anerkannt,
doch so, daß alle hellenischen Staaten und Städte frei und selbständig sein
sollten. Zuvor hatte er aber einen schweren Kampf wider die G eten und
andere barbarische Völker, die aus den Berggegenden des Hämos in sein
Land eingefallen waren, zu bestehen. Da erscholl plötzlich ein falsches Ge-
rücht von seinem Tode in Griechenland und erfüllte die Hellenen mit der
Hoffnung, ihre Unabhängigkeit wieder erlangen zu können. Im Peloponnes
wurden Rüstungen gemacht; in Athen fanden die aufreizenden Reden des
Demosthenes, der mit Blumen bekränzt und in Feierkleidern Philipps tra-
gischen Ausgang verkündet hatte, größeren Anklang, und in Theben tödtete
man einen Theil der makedonischen Besatzung und belagerte die Uebrigen in
der Burg. Aber mit Blitzesschnelle eilte Alexander herbei: Theben ward
erobert, die Häuser und Mauern wurden (in Folge eines Richterspruchs der
übrigen böotischen, den Thebanern feindlich gesinnten Städte) dem Erdboden
gleich gemacht, das Gut vertheilt und die Einwohner bis auf wenige als
Sclaven weggeführt. Nur die Burg, das Haus des Dichters Pindar
(§. 75.) und die Tempel wurden verschont. Dieses harte Geschick, die strenge
Strafgerechtigkeit für viele vergangene Unthaten der Thebaner, schreckte die
übrigen Griechen; die Athener, die mit sorgenvoller Seele die makedonischen
Wachseuer auf dem Kithäron erblickten, flehten um Gnade, und der Sieger,
der seine Strenge bald bereute, ließ sich besänftigen; er stand von der An-
fangs gestellten Forderung, daß ihm zehn athenische Bürger, darunter De-
mosthenes, ausgeliefert werden sollten, auf Demades' Vorstellungen ab und
verzieh. Diese Nachsicht und das Wohlwollen, das Alexander auf dem per-
sischen Feldzuge den Hellenen, namentlich den Athenern bewies, hielt die
letztern ab an der Erhebung der Spartaner und Peloponnesier gegen Anti-
pater, den von Alexander zurückgelassenen Statthalter Makedoniens, An-
theil zu nehmen. Dadurch gelang es diesem, nach der blutigen Schlacht
330. von Megalopölis, wo der spartanische König Agis 11. mit 5000 der
Seinen den Heldentod starb, des gefährlichen Aufstandes Meister zu werden.
Als aber Alexander kurz vor seinem Tod den Athenern (die durch die Auf-
nahme seines ungetreuen, mit unermeßlichen Geldsummen flüchtig gewor-
denen Schatzmeisters Harpalos seinen Zorn gereizt,) Samos entriß und
in Olympia zur Zeit der Festspiele den Befehl verkünden ließ, daß alle
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Philipps Philipps Aristoteles Alexander Alexander Philipps Philipps Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Megalopölis Alexander Alexander Schatzmeisters_Harpalos
Extrahierte Ortsnamen: Griechenland Athen Theben Theben Makedoniens Samos Olympia
Die griechische Welt.
197
Knechtschaft geführt wurden; und als er unfern Lakoniens Nordgrenze einen
Hauptfchlag wagte, verlor er durch die Niederlage von Selläsia alle Vor- 222-
theile seiner bisherigen Bemühungen. Von einer kleinen Schaar Getreuer
umgeben, entkam Kleomenes nach Sparta, wo er, sein Haupt an eine Säule
gelehnt, einer kurzen Ruhe genoß und dann unverweilt der Meeresküste zu-
eilte, um nach Alexandreia überzuschiffen. Hier suchte er von dem ägyp-
tischen Hof Unterstützung zur Befreiung seiner Vaterstadt zu erlangen; als
er der Gewährung seiner Bitte nahe war, starb König Ptolemäos Phila-
delphos, und sein Nachfolger, von andern Einflüssen abhängig, versagte
nicht nur jede Hülfe, sondern ließ sogar Kleomenes mit seinen Gefährten in
derburg gefangen setzen. Da stürzten sie eines Tages mit Dolchen bewaffnet
auf die Straßen der ägyptischen Hauptstadt, riefen das Volk, dem Freiheit
ein unbekanntes Wort war, zur Freiheit auf und stießen dann, als ihr Ruf
keinen Anklang fand, sich selbst die Dolche ins Herz. Kleomenes' Mutter 220,
und Kinder wurden hingerichtet.
§. 127. Nach der Schlacht von Sellasia zog der makedonische König
als schonender Sieger in Sparta ein, stellte das Ephorat und die Oli-
garchenmacht wieder her und nöthigte die Bewohner zum Abschluß eines
Schutz- und Trutzbündnisses (Symmachie) mit dem achäischenbunde,
der nunmehr unter Makedoniens Oberhoheit stand. Nach seiner Rückkehr
starb Antigonos Doson und an seine Stelle trat der junge, hoffnungsvolle
Philipp!!. (Iii.), für den jener bisher das Reich treu und gewissenhaft ver- Ph'sssp
waltet hatte. Philipp war ein rascher, unternehmender Jüngling, der mit der221-179.
Zeit große Kriegstalente entfaltete. Im Anfang seiner Regierung brach zwischen
den Achäern und Aetolern der sechsjährige „Bundesgenossenkrieg" aus,221-215.
in welchem der Peloponnes hart mitgenommen und viele Orte von den räu-
berischen Aetolern schrecklich verheert wurden. Dieser verderbliche Krieg brach
die letzten Kräfte der griechischen Staaten und raubte dem von wilder Par-
teiwuth zerrissenen Sparta, das aus Haß gegen die Achäer sich dem ätolischen
Bunde angeschlossen, vollends alle Macht und allen sittlichen Halt. Als da-
her nach des Aratos Vergiftung der tapfere und hochsinnige Philopömen 2u-
Oberhaupt (Stratege) des achäischen Bundes wurde und die feindseligen von
dem rauhen, waffenkundigen Tyrannen Machanidas beherrschten Lake-
dämonier mit Krieg überzog, vermochten diese nicht lange zu widerstehen.
Machanidas wurde in der Schlacht von Mantineia besiegt und von 20s-
Philopömen's eigener Hand getödtet, eine That die in den nemeischen
Spielen von dem versammelten Griechenland mit allgemeinem Beifall be-
grüßt wurde. Seitdem war Sparta's Ansehen vollends dahin, und wenn
auch die Verwirrung, die bald daraus durch die Einmischung der Römer
(§. 173.) über Griechenland kam, den gänzlichen Untergang noch einige Zeit
verzögerte, so war doch der Fall der einst ruhmgekrönten lakonischen Haupt-
stadt, wo nach Machanidas der grausame Tyrann Nabis *) eine blutige
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Extrahierte Personennamen: Selläsia König_Ptolemäos Sellasia Antigonos_Doson Philipp! Philipp Philipp Machanidas Mantineia
591
4. Das neuburgundifche Reich.
Arglist und Treulosigkeit als auf das wechselvolle Glück der Waffen ver-
traute, zwischen Habsburg und den Eidgenossen die „ewige Richtung"
(Frieden) und verschaffte dem Herzog von Oestreich das Geld zur Einlösung
der verpfändeten Länder. Da nun aber Karl mit der Zurückgabe zauderte,
vertrieben die gedrückten E l sä ff er die burgundische Besatzung, ließen auf
Siegmunds Befehl den durch ein besonderes Gericht verurtheilten Vogt
(Peter von Hagenbach) hinrichten und schlossen, als der ergrimmte Karl
gegen sie auszog, mit dem Herzog von Lothringen und den Eidgenossen
unter Frankreichs Vermittelung ein Bündniß. Nun bemächtigte sich Karl
Lothringens, nach dessen Besitz ihn schon lange gelüstet und dessen
Hauptstadt Nancy er zu seinem Herrschersitz zu machen gedachte und zog
dann mit einem stattlichen, mit vortrefflichem Geschütz versehenen und aufs
Reichste geschmückten Heer von Reisigen über den Iura gegen die Schweizer.
Das Schicksal der tapfern Besatzung von Gran son, die der Sieger theils
aufhängen, theils im Neuenburger See ertränken ließ, spornte die Eid-
genossen zur Rache. In der Schlacht von Granson brachte ihr um die 1476.
Hälfte schwächeres Heer den Burgundern eine so vollständige Niederlage bei,
daß die Ueberlebenden in wilder Flucht sich zerstreuten und die treffliche Ar-
tillerie, so wie das prächtige, mit kostbaren Stoffen, Gewändern, Gold,
Silber und Edelsteinen gefüllte Lager in die Hände der mit dem Werthe
unbekannten Feinde gerieth. Wüthend über die Schmach rüstete Karl mit
solchem Eifer, daß er wenige Monate nachher ein neues mächtiges Heer
gegen die Eidgenossen führen konnte. Allein die Schlacht von Murten
hatte einen ähnlichen Ausgang; abermals bereicherten sich die Sieger mit
unermeßlicher Beute, und Bern entriß dem mit Burgund verbündeten Sa-
voyischen Regentenhause das Waadtland. — Das Unglück verwirrte
Karls Geist; in blinder Wuth und nur auf Rache sinnend verwarf er jede
Vermittelung und zog, als der Herzog von Lothringen mit Hülfe der Eid-
genossen sich wieder seines Reichs bemächtigt hatte, zum drittenmal gegen den
kampfgeübten Feind. Aber im Januar erlitt sein Heer auf den eisigen Feldern
von Nancy die dritte schreckliche Niederlage theils durch das tapfere Schwert 1477.
der Schweizer, Elsässer und Lothringer, theils durch den Verrath seines ita-
lienischen Rottenführers. Er selbst wurde auf der Flucht in einem zugefrornen
Sumpfe erschlagen.
§. 399. Nunmehr riß Ludwig Xi. das eigentliche Herzogthum
Burgund (Bourgogne) als erledigtes Lehn der französischen Krone an sich
und trachtete auch nach dem Besitz der übrigen Länder. Da vermählte sich
Karls Tochter Maria mit dem ritterlichen, ihr schon von ihrem Vater als
Bräutigam zugedachten Maximilian von Oestreich, durch dessen kampf-
geübtes Schwert die Franzosen in der sogenannten Sporenschlacht (bei 1479.
Guinegate) überwunden und zur Verzichtleistung auf die übrigen Provinzen
gezwungen wurden. Bald darauf starb die hochherzige Maria durch einen 1^2.
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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TM Hauptwörter (200): [T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz]]
Extrahierte Personennamen: Oestreich Karl Karl Peter_von_Hagenbach Karl Karl Karl
Lothringens Karl Nancy Karl Karl Karls Nancy Ludwig_Xi Ludwig Karls Karls Maria Maria Maximilian_von_Oestreich Maximilian Maria
Extrahierte Ortsnamen: Habsburg Lothringen Frankreichs Neuenburger_See Bern Burgund Karls Lothringen Burgund
168
Geschichte der alten Welt.
während die ärmem darbten. Der antalkidische Frieden, dessen Hüter und
Vollstrecker die Spartaner in Gemeinschaft mit dem Perserkönig waren, be-
festigte ihr Uebergewicht aufs Neue, indem sie die Bestimmung, daß alle
griechischen Städte frei sein sollten, zur Auflösung aller Staatenvereine und
Eidgenossenschaften und zur Schwächung aller Bundeshäupter benutzten,
ihre eigene Hegemonie im Peloponnes dagegen mehr ausdehnten und stärk-
386. ten. Sie eroberten und zerstörten Mantineia, das ihnen nicht willfährig
genug diente; sie führten in allen Städten ihre aristokratischen Anhänger zu-
380. rück und erhoben sie zu Macht und Ehre; sie lieferten die Stadt Ph l ius an
der Nordostgrcnze von Arkadien einer Schaar verbannteroligarchen aus und
legten das Schicksal sämmtlicher Bürger in deren Hand, so daß diese über
Leben und Tod jedes Einzelnen verfügen konnten; sie übten in ganz Griechen-
land eine imperatorische und schiedsrichterliche Gewalt, und nirgends wagte
man den Befehlen eines spartanischen Mannes Widerstand zu leisten. Aber
der Mißbrauch dieser Uebermacht war das Vorspiel ihres eigenen entsetzlichen
Falles. Die griechische Stadt Olynth in Makedonien hatte einige benach-
barte hellenische Städte zu einer Eidgenossenschaft vereinigt, über die sie als
Vorort eine Art Oberherrschaft übte.. Dies untersagten die Spartaner, weil
382. es dem antalkidischen Frieden zuwider sei und rückten, als die Olynthier den
Bund nicht auflös'ten, mit einem Heer in ihrland ein, belagerten ihre Stadt
und zwangen sie zur Unterwerfung. — Auf dem Durchzug durch B öotien
380. ließ sich der spartanische Anführer (Phöbidas) von den Häuptern der Aristo-
kratenpartei in Theben bereden, ihnen zum Umsturz der demokratischen Ver-
fassung und zur Begründung einer oligarchischen Herrschaft behülflich zu sein.
Das Unternehmen gelang. Die Leiter der Volkspartei wurden theils hinge-
richtet, theils verbannt, theils in Haft gebracht: die Oligarchen bemächtigten
sich der Regierung und herrschten, im Vertrauen auf die spartanische Be-
satzung in der Burg, übermüthig und gewaltthätig. Die Spartaner
straften zum Schein ihren Feldherrn Phöbidas, suchten aber aus der Lage
der Dinge Vortheil zu ziehen.
tz. 105. Aber die Rache ereilte sie bald. Die flüchtigen Demokraten sam-
melten sich in Athen, von wo aus sie mit ihren Meinungsgenossen in Theben Ver-
bindungen unterhielten. Von diesen aufgefordert kehrten sie nach einigerzeit in
Bauerntracht heimlich aufverschiedenen Wegen zurück, versammelten sich in dem
Hause eines Freundes (Charon) und überfielen in später Nacht, als Sängerin-
nenverkleidet, die bei einem schwelgerischen Mahle vereinigten Häupter deroli-
garchen. Nach ihrer Ermordung riefen sie das Volk zur Freiheit auf, stellten
die demokratische Verfassung wieder her und zwangen die spartanische Be-
satzung zum Abzug aus der Burg. Dies führte einen Krieg zwischen den
Thebanern und Lakedämoniern herbei. Thebens Gemeinwesen wurde damals
von zwei durch Freiheitsgefühl, Vaterlandsliebe und Tugend, wie durch
kriegerische Talente und Muth ausgezeichneten und durch innige Freundschaft
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Extrahierte Personennamen: Muth
Extrahierte Ortsnamen: Makedonien Theben Athen Theben Burg
251
Das Römerreich.
scheiden und die Schlacht beizama endete mit einer Niederlage derpunier. 202
Nun rieth Hannibal selbst zum Frieden, so hart auch die Bedingungen
waren. Die Karthager mußten geloben, ohne Einwilligung der Römer
keinen Krieg anzufangen, mußten auf Spanien Verzicht leisten, ihre Kriegs-
schiffe ausliefern und sich zur Zahlung einer unermeßlichen Kriegssteuer ver-
pflichten. Nach dem Verbrennen der karthagischen Flotte und nach Verlei-
hung des Königreichs beider Nu midien an den Römerfreund Masinissa
kehrte Scipio, fortan der Afrikaner genannt, nach Rom zurück, wo ein
glanzender Triumphzug ihn erwartete, während Hannibal, in seinen Be-
mühungen, die Wunden des Kriegs in seiner Vaterstadt durch gute Anord-
nungen zu heilen, von den mißtrauischen Römern gehindert, zuletzt als ver-
folgter Flüchtling die Heimath meiden und seinen glühenden Römerhaß an
den Hof des syrischen Königs Antiochos tragen mußte.
«) Unterwerfung von Makedonien und Griechenland.
§. 173. Um diese Zeit regierte über Makedonien und einen Theil von
Griechenland der junge, talentvolle, aber treulose und sinnliche König Phi-
lipp Ii. (oder 111.). Die drohende Nahe der Römer in Dyrrhachium und
Apollonia führte ihn zu einem Bündniß mit Hannibal (§. 170.); aber statt
den punischen Feldherrn kräftig zu unterstützen, vergeudete er seine Zeit in
fruchtlosen Kämpfen mit den Bundesgenossen der Römer in Griechenland
und Kleinasien (denathenern, Rhodiern, Attalos vonpergamum u. a.), bis
die glückliche Beendigung des punischen Kriegs den Römern gestattete, zum
Schutze ihrer bedrängten Verbündeten die Waffen gegen ihn zu kehren. Unter-
stützt von dem achäischen Bunde (§. 1.26.) und andern griechischen Staa-
ten, leistete Philipp eine Zeitlang glücklichen Widerstand; als aber der ge-
wandte, für hellenische Kunst und Literatur eingenommene T. Quinet.
Flamininus in pomphafter Weise die griechischen Staaten zur Freiheit
aufrief und eben so kriegskundig als staatsklug die Makedonier bei den
Hundsköpfen (Kynoskephälä) unweit Pharjalos besiegte, da willigte 197
Philipp in einen Frieden, in dem er Griechenlands Unabhängigkeit anerkannte,
seine Flotte und eine große Summe Geldes hergab und dem Rechte eigen-
mächtiger Kriegführung entsagte.
§. 174. Um der Eitelkeit derhellenen zu schmeicheln, ließ jetzt der feine
Flamininus auf die prunkhafteste Weise bei der isthmischen Festfeier Grie- 190
chenlands Befreiung von makedonischer Botmäßigkeit verkünden. Aber bald
zeigte es sich, daß nur der Gebieter gewechselt habe und an die Stelle der
Makedonier die mächtigen Römer getreten seien. Daher verlor sich allmäh-
lich die Begeisterung für die Befreier und die wilden Ae t 0 li er, die einen
ähnlichen Bund, wie die Achäer, geschlossen und den Römern wegen ihres
dem grausamen Tyrannen Na bis von Sparta erwiesenen Schutzes feind
v
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Hannibal Scipio Scipio Hannibal Apollonia Hannibal Philipp Philipp Philipp Philipp
428
Das Mittelalter.
Konr. Ii.
1024—
1030.
1033.
1033.
1030.
apfel; und wenn er gleich auf seinen Römerzügen die Schirmvogtei
über die heilige Stadt übte, so gab jene Ceremonie doch den folgenden Päpsten
Veranlassung, die deutsche Kaiserkrone als ihr Lehn anzusehen. Nach einem
dritten auf Bitten des Papstes wider die Griechen in Unteritalien unter-
nommenen Zuge starb Heinrich auf seiner Burg Grona unweit Göttingen.
T. Das salisch-fränkische Kaiserhaus (Lzstl—1s95).
§. 294. Konrad Ii., von den geistlichen und weltlichen Fürsten in der
blühenden Rheinebene bei Oppenheim auf den alten Königsstuhl gehoben,
war mehr auf Erweiterung des Reichs und Erwerbung kriegerischer Ehre und
ritterlichen Ruhms als auf eine ruhige und friedliche Negierung bedacht.
Nachdem er die wankelmüthigen Italiener, insbesondere den trotzigen und
kriegerischen Bischof Geribert von Mailand zur Anerkennung seiner Ober-
hoheit gezwungen, in letztererstadt die eiserne Krone der Lombarden
und in Rom, unter großen Feierlichkeiten, die Kaiserkrone empfan-
gen, nöthigte er den kinderlosen König Rudolf von Burgund die An-
wartschaft des Reichs auf das a r e lati sch e Kön ig rei ch anzuerkennen und
setzte sich dann nachdessentoddieburgundischekönigskroneaufshaupts.
Dieß verwickelte ihn in viele Fehden, theils mit den burgundischenedelleuten
und Bischöfen, die sich als unabhängige Landesfürsten betrachteten, theils
mit seinem Stiefsohn Ernst v on Schwaben, der nähere Rechte auf das
Königreich geltend machte und in Verbindung mit seinem Freunde Welf in
Süddeutschland die Fahne der Empörung aufpflanzte. Beide erlagen nach
tapferm Kampfe, und die Thaten und Schicksale des ritterlichen Herzogs
Ernst gingen in die Volkssage und Dichtung über. Durch den Vertrag
von Solothurn wurde Burgundien mit dem deutschen Reich vereinigt.—
Polen*) **) und Böh men wurden lehnspflichtig gemacht, dagegen Schles-
wig an Kanut den Großen (§. 285.) abgetreten und die Eider als
deutsche Reichsgranze festgesetzt. Durch ein neues Lehngesetz bestätigte
Konrad auf seinem zweiten Römerzug die Erblichkeit der kleinern
Lehen in Italien und bestimmte die dem Kaiser zu leistenden Lehnspflichten
Abgaben und Lieferungen. Nur wer in einem Gericht seiner Standesgenossen
eines Verbrechens überwiesen worden, könne seines Lehns beraubt werden.
Durch diese Bestimmung wurde die Macht der Großen zersplittert und ge-
schwächt, die Vasallen der Willkür ihrer Lehnsherren entzogen und der Grund
zu einem freien und angesehenen Mittelstand gelegt. Er und seine Nach-
folger liegen im D o m e zu Sp ey er, dessen majestätischen Bau Konrad be-
gonnen (1030), begraben.
*) Das arelatische Königreich (§. 277) umfaßte die südöstlichen Provinzen Frank-
reichs : Provence, Dauphins, Franche-Comts, das Gebiet von Lyon ; die westliche Schweiz
(Genf, Waadt u. a.) und Savoyen. Die Bischöfe von Lyon, Besanyon, Genf, Lausanne,
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon]]
TM Hauptwörter (200): [T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Konrad_Ii Konrad Rudolf_von_Burgund Rudolf Ernst Ernst Welf Ernst Konrad Konrad Konrad Dauphins
Geschichte der übrigen europäischen Staaten im Mittelalter. 285
in die Hände der mit dem Werthe unbekannten Feinde gerieth. Wü-
thend über diese Schmach rüstete Karl mit solchem Eifer, daß er we-
nige Monate nachher ein neues mächtiges Heer gegen die Eidgenossen
führen konnte. Aber die Schlacht von Murten endete auf gleiche
Weise; abermals bereicherten sich die Sieger mit unermeßlicher Beute
und Bern entriß dem mit Burgund verbündeten Savoyischen
Regentenhause das Waadtland. — Das Unglück verwirrte Karls
Geist; in blinder Wuth und nur auf Rache sinnend verwarf er jede
Vermittelung und zog, als der Herzog von Lothringen mit Hülfe der
Eidgenossen sich wieder seines Reichs bemächtigt hatte, zum drittenmal
gegen den kampfgeübten Feind. Aber im Januar erlitt sein Heer auf
den eisigen Feldern vor Nancy die dritte schreckliche Niederlage theils 1477.
durch das tapfere Schwert der Schweizer, Elsässer und Lothringer,
theils durch den Verrath seines italienischen Rottenführers. Er selbst
wurde auf der Flucht in einem zugefrornen Sumpfe erschlagen.
§. 368. Nunmehr riß Ludwig Xi. das eigentliche Herzogthum
Burgund (Bourgogne) als erledigtes Lehn der französischen Krone
an sich und trachtete auch nach dem Besitz der übrigen Länder. Da
vermälte sich Karls Tochter Maria mit dem ritterlichen ihr schon von
ihrem Vater als Bräutigam zugedachten Maximilian von Oestreich,
durch dessen kampfgeübtes Schwert die Franzosen in der sogenannten
Sporenschlacht (bei Guinegate) überwunden und zur Verzichtleistung 1479*
auf die übrigen Provinzen gezwungen wurden. Bald darauf starb die
hochherzige Maria durch einen Sturz ihres Pferdes auf der Falken- 1482-
jagd. (Kühne Jagd war auch Maximilians Leidenschaft!). Da erneu-
erte der französische König sein falsches Ränkespiel, um die nieder-
ländischen Städte (deren Macht seit den blutigen Niederlagen der bur-
gundischen Ritterschaft gestiegen) wider Maximilian, der zum Vor-
mund seines unmündigen Sohnes Philipp bestellt war, aufzustiften.
Gent siel von ihm ab; die Zünfte von Brügge hielten ihn eine Zeit-
lang gefangen, Brabant schwankte; aber dennoch brachte Maximilian
durch seine Haltung und Tapferkeit die sämmtlichen Niederlande zur
Anerkennung seiner vormundschaftlichen Rechte. Philipps Sohn Karl,
den ihm die spanische Johanna gab (§. 365) und der im Anfang
des Jahrhunderts zu Gent geboren ward, erbte alle Länder seiner isoo.
Eltern und Großeltern. Doch hing sein Herz an den burgundischen
Erbstaaten und besonders an den reichen, gebildeten und regsamen
Niederlanden, die er zuerst durch Beifügung von Fries land,
Gröningen, Ober-Pssel und Utrecht und durch Eroberung des
empörten Geldern zu einem Ganzen vereinigte. Allein diese Ver-
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TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karls Nancy Ludwig_Xi Ludwig Karls_Tochter_Maria Karls Maria Maximilian_von_Oestreich Maximilian Maria Maximilians Maximilian Maximilian Philipp Philipp Maximilian Maximilian Philipps Philipps Karl Karl Johanna Fries
Extrahierte Ortsnamen: Bern Burgund Karls Lothringen Burgund Ober-Pssel Utrecht
62
Geschichte der alten Welt.
mit einem Heer in ihr Land ein, belagerten ihre Stadt und zwangen
sie zur Unterwerfung. —Auf dem Durchzug durch Böotien ließ sich
der spart. Anführer von den Häuptern der Aristokratenpartei in The-
den bereden, ihnen zum Umsturz der demokratischen Verfassung und
zur Begründung einer oligarchischen Herrschaft behülflich zu sein. Das
Unternehmen gelang. Die Leiter der Volkspartei wurden theils hinge-
richtet, theils verbannt, theils in Haft gebracht; die Oligarchen be-
mächtigten sich der Regierung und herrschten, im Vertrauen auf die
spartanische Besatzung in der Burg, übermüthig und ge-
waltthätig.
§. 86. Aber die Rache ereilte sie bald. Die geflüchteten Demo-
kraten sammelten sich in Athen, von wo aus sie mit ihren Meinungs-
genossen in Theben Verbindungen unterhielten. Von diesen aufgefor-
dert kehrten sie nach einiger Zeit in Bauerntracht heimlich zurück, ver-
sammelten sich in dem Hause eines Freundes und überfielen in später
Nacht als Sängerinnen verkleidet die bei einem schwelgerischen Mahle
vereinigten Häupter der Oligarchen. Nach ihrer Ermordung riefen sie
das Volk zur Freiheit auf, stellten die demokratische Verfassung wieder
her und zwangen die spartan. Besatzung zum Abzug aus der Burg.
Dies führte einen Krieg zwischen den Thebanern und Lacedämoniern
herbei. Thebens Gemeinwesen wurde damals von zwei durch Freiheits-
gefühl, Vaterlandsliebe und Tugend, wie durch kriegerische Talente
und Muth ausgezeichneten und durch innige Freundschaft verbundenen
Männern geleitet — Epaminondas und Pelopidas. Mit vereinten
Kräften suchten sie ihr Vaterland zu heben. Epaminondas führte eine
neue Kriegsweise ein und Pelopidas stiftete die sogen, heilige Schaar,
die durch das Band der innigsten Freundschaft verknüpft und für Ruhm
und Freiheit begeistert alle Angriffe der Spartaner siegreich zurückschlug.
Anfangs standen die Athener den Thebanern bei, und fügten den
Läcedämoniern zu Land durch Chabrias und zur See durch Timo-
thöus großen Schaden zu; als aber Theben die kleinern Städte Böo-
tiens seiner Herrschaft unterwarf und das mit Athen befreundete P la-
täa zerstörte, da erwachte die alte Eifersucht wieder. Zwischen Athen
und Sparta kam ein Frieden zu Stande, und als Theben sich wei-
gerte, die Bedingungen desselben anzunehmen, rückten die Lacedämonier
abermals mit Heeresmacht in ihr Land ein, erlitten aber in der Schlacht
bei Leuctra durch Epaminondas und Pelopidas eine so furchtbare
Niederlage, daß seitdem ihre Macht dahin war. Zum erstenmal flohen
die Spartaner besiegt vom Schlachtfelde.
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Extrahierte Personennamen: Muth
Extrahierte Ortsnamen: The- Athen Theben Burg Athen Sparta Leuctra
B. Die griechische Welt.
63
7. Thebens Hegemonie unter Epaminondas und Pelopidas.
§. 87. Die Böotier waren weder so begabt und geistreich wie die
Athener, noch so kraftvoll und hochsinnig wie die Spartaner. Ihr
Vorrang war daher auch nur das Werk ihrer beiden großen Feldherren
und mit Epaminondas Leiche wurde auch Thebens Glanz zu Grabe
getragen. Pelopidas war klug, gewandt und tapfer; Epaminondas
hochsinnig, kriegserfahren und so gerecht, so uneigennützig und so arm
wie Aristides; im Gefühl seiner Menschenwürde und seines hohem
Strebens verachtete er Schatze und Genüsse und der einzige Mantel,
den er besaß, zierte ihn mehr als alle Reichthümer gethan hätten. — Bald
nach der Schlacht von Leuctra zog Epaminondas in den Peloponnes und
nahte sich Laconiens mauerloser Hauptstadt, die seit fünf Jahrhunderten
keinen Feind in der Nähe gesehen. Aber die Vertheidigungsanstalten
des alten Königs Agesi'laus und die entschlossene Haltung der Spar-
taner, deren Frauen und Kinder sogar Hand anlegten, hielten ihn
von feindseligen Angriffen ab. Dagegen rief er die Messen!er zur
Freiheit auf und gab den aus der Fremde heimkehrenden Nachkommen
der alten Bewohner das Land ihrer Väter wieder (§. 52). Jetzt gebot
Theben in Griechenland. Aber der Vorrang wurde ihnen bald streitig
gemacht von einigen ritterlichen Fürsten Thessaliens und von einem
neugebildeten demokrat. Bundesstaat in Arkadien, dem Megalopolis
als Hauptstadt diente. Im Kampfe wider die erstern fand der kühne
Pelopidas den Heldentod; und als Epaminondas mit Heeresmacht
gegen die letztem zog, rafften die Spartaner unter Agesilaus' Lei-
tung alle ihre Kräfte zusammen und stellten sich von Athen und den
arkadischen Aristokraten unterstützt dem thebanischen Feldherrn entgegen.
Die blutige Schlacht von Mantinea entschied für die Thebaner, allein 202.
ihr Sieg war durch den Tod des Epaminondas theuer erkauft. Ein
Wurfspeer war ihm in die Brust gedrungen; aber erst als er die
Niederlage der Feinde erfuhr, ließ er denselben aus der Wunde ziehen
und hauchte dann seine Heldenseele aus. Im nächsten Jahr starb auch
der 80jährige Agesilaus, der Sparta's höchste Höhe und tiefsten Ver-
fall gesehen. —
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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