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1305 seinen Sitz nach Avignon verlegte („babylonische Gefangenschaft" 1305—77) und die Päpste ihren Einfluß auf die politischen Berhält-nisse in Deutschland verloren.
2. Er strebte nach Vergrößerung seiner Hausmacht. Doch vergebens suchte er Holland und Thüringen zu gewinnen. Böhmen kam vorübergehend in seine Gewalt.
Albrecht wurde von seinem Neffen Johann Parricida 1308 ermordet.
Historisches über die Kämpfe in der Schweiz. In den sogenannten Waldstätten Schwyz, Uri, Unterwalden hatte sich ein freier Bauernstand erhalten. Seit dem 12. Jahrhunderte hatten jedoch die Grafen von Habsburg Vogteirechte in diesen Landgemeinden erworben. Aber der Freiheitssinn der Bevölkerung stellte sich ihnen entgegen, und Friedrich Ii. stellte die Reichsunmittelbarkeit wieder her. Zwar wußte Rudols von Habsburg die alten Vogteirechte wiederzugewinnen, aber nach seinem Tode traten die Waldstätte zu einer Eidgenossenschaft zusammen, deren Freiheiten Adolf von Nassau und Albrecht anerkannten. (Sagen von dem Drucke der österreichischen Vögte, vom Schwure auf dem Rütli, von Tell.)
Iv. Heinrich Vii. von Luxemburg, 1308—1313. Er war
ein Lehnsträger der französischen Krone und wurde vou der geistlichen Partei gewählt.
1. Gründung einer Hausmacht. In Böhmen hatte sich eine mit der Regierung des Königs (Heinrich von Kärnthen) unzufriedene Adelspartei gebildet, welche Heinrich Vii. die Krone anbot. Dieser belehnte damit seinen eigenen Sohn Johann, den er mit einer böhmischen Prinzessin vermählte.
2. Sein Zug nach Italien. Bon den romantischen Jdecen des Rittertums durchdrungen, begeisterte sich Heinrich noch einmal für die mit der deutschen Krone sich verbindende Anschauung von der Herrschaft der Welt. Daher unternahm er einen Zng nach Italien, um dort das kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Bon den italienischen Patrioten, besonders von dem Dichter Dante Alighieri, begrüßt, erwarb er iu Mailand die lombardische Krone und stellte auch die Kaiserwürde nach 62jähriger Unterbrechung wieder her, 1312. Aber er konnte die Guelfeu, mit welchem Namen jetzt die republikanische Partei bezeichnet wurde, nicht unterwerfen, und als er sich zu einem Feldzuge gegen Neapel rüstete, starb er.
V. Ariedrich von Österreich, 1314—1330, und Ludwig
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Johann_Parricida Johann Friedrich_Ii Friedrich Adolf Albrecht Albrecht Heinrich_Vii Heinrich Heinrich_von_Kärnthen Heinrich Heinrich_Vii Heinrich Johann Johann Heinrich Heinrich Dante_Alighieri V._Ariedrich_von_Österreich
Extrahierte Ortsnamen: Avignon Deutschland Holland Schweiz Schwyz Habsburg Nassau Luxemburg Italien Italien Mailand Neapel
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waren mit Menschen bedeckt, die jubelnd das Feldgeschrei:
„Gott will es -haben;" hören ließen. Wären die Menschen
nicht so ganz berauscht gewesen von ihrem Eifer, so hätten sie
über Commando und Verpflegung, über den einzuschlagcnden
Weg u. s. w. Ueberlegungen angeftellt, und Verabredungen ge-
troffen ; aber daran dachte Keiner. Alle beruhigten sich bei dem
Gedanken: Gott will es haben; darum wird er auch selbst für-
alles sorgen. Aber Gott hilft nur denen, welche den ihnen ver-
liehenen Verstand recht gebrauchen, und daher wurde von An-
fang an Alles verkehrt angefangen.
Der größte Haufen hatte sich unter die Anführung Kuku-
peters begeben. Es war dies aber fast nichts, als liederliches
Gesindel, welches nur darum mitzog, um sich der Arbeit da-
heim zu entziehen, und unterwegs vom Plündern zu leben. Die-
ser zahllose Haufen erschien zu Anfänge des Frühlings vor der
Burg Gottfried's von Bouillon, Herzogs von Nieder-
lothringen, desselben trefflichen Ritters, der schon bei der Schlacht
bei Merseburg unter Heinrichs 4. Heer erwähnt worden ist.
Auf ihn setzten die Kreuzfahrer mit Recht das größte Vertrauen,
und wollten von ihm geführt seyn. Gottfried erschrak, als er
den ungeregelten Haufen erblickte. Unmöglich konnte er Lust ha,
den, mit solchen Leuten zu ziehen. Er ermahnte sie, nur im-
mer indessen voran zu ziehen; er würde ihnen bald Nachkom-
men. So brach denn der Schwarm wieder auf, und setzte ju-
belnd den Weg über Deutschland fort. Die große Anzahl die-
ser Leute bewog Petern, den Haufen zu theilen. 15 — 20,000
der Ungeduldigsten, größtentheils Fußgänger, bildeten den Vor-
trab. Sie wurden angeführt von einem Ritter, den man seiner
Armuth wegen Walther Habenichts nannte. Der Zug
dieser Leute ging durch Deutschland. Bis an die ungersche
Gränze hielten sie Ordnung. Die Ungern versprachen ihnen hin-
längliche Lebensmittel, aber sie verlangten, daß sie ruhig ihren
Weg fortsetzten. Das war indessen diesen Leuten unmöglich.
Sie zerstreuten sich, verübten viele Gewaltthätigkeiten, und be-
trugen sich so schlecht, daß endlich den Ungern die Geduld riß,
und sie in der Gegend von Semlin sechszehn dieser Bösewichrer
todt schlugen. Aber die nachdrücklichste Züchtigung wartete ihrer
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Extrahierte Personennamen: Heinrichs Gottfried
Extrahierte Ortsnamen: Nieder-
lothringen Merseburg Deutschland Deutschland
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bis er ihn in Speier fand, und hielt eine donnernde Predigt,
welche der Kaiser und viele Fürsten und Prälaten mir anhören
mußten. Hier redete er jenem so zu Herzen, daß, als ec aus-
rief: „wie wirst du einst am jüngsten Lage sagen können, du
habest deine Pflicht erfüllt?"— der Kaiser gerührt aufstand, und
sprach: „ja, ich erkenne den Willen und die Gnade Gottes; er
soll mich nicht undankbar finden!" Zugleich nahmen sein Neffe
Friedrich , der nachmalige Kaiser, und eine Menge Große das
Kreuz, und der Andrang, dem heiligen Bernhard die Hände und
Füße zu küssen, war so groß, daß der Kaiser den schwachen
Mann auf seinen Armen aus der Kirche tragen mußte, um ihn
nur vor dem Erdrücken zu retten. Dieser zweite Kreuzzug
geschah im Jahre 1147.
Zuerst zogen die Deutschen. Nach vielen Unglücksfällen
und Treulosigkeiten der Griechen kamen sie über Ungarn und
Constantinopel nach Kleinasien. Hier erging es ihnen gar elend.
Die griechischen Wegweiser ließen sie im Stiche, als sich das
Heer in einer wüsten, wasserlosen Einöde befand. Dazu wur-
den sie von den leichtberitlenen Bogenschützen der Feinde um-
schwärmt, und endlich von der ganzen feindlichen Macht über-
fallen. Von 70,000 wohlbewaffneten deutschen Kriegern wur-
den bis auf 7000 alle erschlagen, die Unbewaffneten, die Wei-
der und Kinder nicht einmal gerechnet. Und der Kaiser! Miß-
müthig kehrte er bis Constantinopel zurück, nachdem er unter-
wegs auf die nachrückenden Franzosen gestoßen war.
Diesen ging es nicht besser. Zwar schlugen sie einen an-
dern Weg durch Kleinasien ein; aber auch hier waren ihnen
die Muhamedaner unaufhörlich zur Seite, und neckten sie ohne
Unterlaß. Die Noch wurde endlich so groß, daß Pferde- und
Eselsfleisch als Leckerbissen galten. König Ludwig schiffte sich
nun an der Südküfte ein, und setzte nach Antiochien über.
Aber sein unglückliches zurückgelassenes Heer wurde nun vollends
eine Beute des Hungers und des Schwertes der Feinde. Auch
hier handelten die Griechen recht treulos, plünderten die Wehr-
losen rein aus, und zuletzt wurde die Noch der Franzosen so
groß, daß selbst die Türken von Mitleid ergriffen wurden, und
unter die Schmachtenden Brod und Geld austheilten.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Bernhard Ludwig Ludwig
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ßen Hintee sich zu, während das Volk ungeduldig draußen harrt.
Man grabt und gräbt vom Morgen bis in die Nacht — aber
die Lanze will sich nicht zeigen. Endlich steigt Barthelemy baar-
suß und im Bußhemde selbst hinab, und bittet die Umstehen-
den, indessen eifrig zu Gott zu beten. Nach einer Weile er-
scheint er wieder, und o Entzücken! er tragt die unschätzbare
Lanze. Das Gewölbe der Kirche hallt wieder von dem Geschrei:
„das Wunder ist geschehen!" Draußen wird der Schrei des
Entzückens wiederholt, die Thüren fliegen auf, uiid das trunkene
Volk strömt herein, das köstliche Kleinod zu erblicken.
Nun waren die Halbverhungerten mit einem neuen Geiste
beseelt. Daß sie jetzt siegen müßten, wußten sie gewiß, und
kaum konnten sie den Augenblick erwarten, wo sie aus den
Thoren brechen, und ihre Hände in Saracenenblut baden soll-
ten. Der nächste Tag wurde ihnen zur Erholung gegeben, und
alles, was noch für den letzten Augenblick aufgespart war, gie-
rig verschlungen. Feierliche Prozessionen wallten durch die Gas-
sen, und während ein Theil des Volks die Waffen zum mor-
genden Siege zurecht legte, lagen die andern auf den Knien,
und beichteten reuig ihre Unthaten.
Noch ehe der Tag anbrach, standen die Schaaren erwar-
tungsvoll an dem Thore, zu dem sie Herausbrechen sollten. Jetzt
öffnet es sich; voran reitet Hugo von Vermandois, ein schwan-
kendes Gerippe. Hinter ihm ein langer Zug Kreuzfahrer, einem
Leichenzuge ähnlicher als einem Kriegsheere. Korboga lachte,
als er die hohlwangigen Pilger heranziehen sah, blieb ruhig beim
Schachspiele sitzen, und schickte ihnen nur einige Tausend Reiter
entgegen. Aber bald erfuhr er, welche Kraft im Menschen
liege, wenn ein großer Gedanke ihn begeistert. Mit festem
Muthe schritten die Kreuzfahrer vorwärts, und warfen den er-
sten Haufen sofort in die Flucht. Neue saracenische Haufen
rückten vor, in solcher Menge, daß die Christen, überall ge-
drängt, schon zu weichen anfingen. In diesem Augenblicke der
Entscheidung zeigt sich eine kleine Schaar Ritter zu Rosse in
weißer, weitftrahlender Rüstung, die langsam von dem Rücken
des nahen Gebirges herabsteigen. „Seht, wackre Kampfgenos-
sen!" ruft einer der vornehmsten Bischöfe, „seht den Engel
¡f
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die Elnzelnziehenden, und beunruhigten die Christen so, dost diese
sechs Wochen lang nicht einmal die Rüstung ablegen konnten.
Zugleich riß ein drückender Mangel ein; Pferdefleisch und Pfer-
deblut wurden als Leckerbissen genossen. In dieser Noch erschien
plötzlich vor ihnen ein türkisches Heer von wenigstens 300,000
Mann. Aber Friedrich verzagte nicht. „Nur der Tapfere, "
sprach er, ,.kann auf Rettung hoffen; wer aber die Gefahr flieht,
muß umkommen." Alle wandten sich im Gebet an Gott, ge-
nossen das heilige Abendmahl, und nun stürzten sie sich auf den
Feind. Zehntausend Türken wurden erschlagen, die Andern zer-
streut. Solche Kraft giebr das Gottvertrauen!
Nach unsäglichen Beschwerden erreichte man endlich den hin-
tersten Theil Klein-Asiens, und kam an den Vergftrom Kalykad-
nus. Des Kaisers Sohn, Friedrich, führte den Vortrab, der
Kaiser selbst zog mit dem Hintertreffen nach. Der Strom trennte
beide. Da aber der Vater den Sohn bald zu erreichen wünschte,
und der Zug über die Brücke ihn zu lange aufgehalten hätte, so
wollte er durch den Fluß durchschwimmen. Man warnte ihn vor
. dem ihm unbekannten Gewässer. Aber furchtlos wie immer
sprengte er mit dem Rosse hinein. Der Strom ergriff ihn mit
Gewalt, und riß ihn um. Zwar eilten ihm Viele eilends zu
Hülfe; doch als man ihn ans Land brachte, war der würdige
Greis bereits entseelt. Die Trauer um den herrlichen Kaiser
war unbeschreiblich; alle schienen in ihm einen Vater verloren
zu haben.
Herzog Friedrich, des Kaisers Sohn, führte zwar das
Heer weiter; aber des alten Friedrichs Geist fehlte. Die Ord-
nung ließ nach, Viele starben an Krankheiten dahin, Andere
eilten mißmüthig nach Hause, der kleine Ueberreft folgte dem
Herzoge bis vor Akre, wo man schon ein anderes Heer von
Kreuzfahrern fand. Hier fand auch Herzog Friedrich seinen
Tod; er wurde ein Opfer der Seuche, und nun eilten auch die
Letzten nach Deutschland zurück. So endete der dritte
Kreuzzug.
Friedrich 1. hatte regiert von 1152 bis 1190.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrich Friedrich Friedrich_1. Friedrich
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gust 1268. Die tapferu Ritter in Conradins Heer warfen nach
dem ersten Anlaufe die Franzosen in die Flucht. Dasselbe
Schicksal hatte der zweite Haufe, und Conradin zweifelte nicht,
daß selbst König Karl geblieben sey; denn man fand einen ge-
tödteten Ritter, welcher Karln glich, und die königlichen Abzei-
chen trug. Aber man wußte nicht, daß Karl aus Sorge für
seine Sicherheit seine Rüstung diesem Ritter hatte anlegen las-
sen. Jetzt sah man keinen Feind mehr vor sich. Man über-
ließ sich einer granzenlofen Freude; die Beute wurde getheilt;
die Reihen lösten sich auf. Viele legten die Panzer und Waf-
fen ab, um von den Anstrengungen des heißen Sommertages
auszuruhen.
Aber Karl von Anjou hatte seine auserlesensten Reiter auf-
den Rath eines französischen Ritters in eine Bergschlucht ver-
steckt. „Jetzt ist es Zeit'." rief dieser dem Könige zu, brach
vor, und sprengte in die Ebene. Als das Heer der Deutschen
die Feinde erkannte, war die Bestürzung zu groß, und die Zeit
zu kurz, um sich zu sammeln. Wer fliehen konnte, floh; nur
einzelne Haufen wehrten sich noch, bis auch sie in die Flucht
geworfen wurden. Welcher Glückswechsel! Schon glaubt Con-
radin gesiegt zu haben und den Feind getödtet, und nun ist
sein Heer auseinandergesprengt, sein Reich unwiederbringlich
verloren.
Conradin und einige der Edelsten aus seiner Begleitung
waren nach der Meeresküste gejagt, und hatten schnell ein Schiff
bestiegen, um nach Sicilien zu entkommen. Aber der Besitzer"
eines an der Küste gelegenen Schlosses merkte, daß die Fort-
schiffenden bedeutende Männer seyn müßten, und hoffte, daß
ihre Gefangennehmung ihm von Karln von Anjou große Beloh-
nungen erwerben würde. Darum schickte er ihnen ein Schiff
nach, und ließ sie zurückholen. Eonradin gab sich zu erkennen,
und hoffte hier Hülfe zu finden, weil jener Edelmann von sei-
nem Großvater mit Wohlthaten überschüttet worden war. Das
aber hatte der tückische Italiener langst vergessen. Er nahm
die Unglücklichen gefangen, und lieferte sie dem unversöhnlichen
Karl aus.
Mit Conrabin zugleich war gefangen genommen worden
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl_von_Anjou Karl Karln_von_Anjou Karl Karl
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rings um ihn Stroh bis an seinen Hals aufgehauft hatte, ritt
der Pfalzgraf zu ihm heran , und ermahnte ihn noch ein Mal,
seine Lehren abzuschwören. „Ich rufe Gott zum Zeugen,"
sprach Huß mit lauter Stimme, „daß alle meine Lehren und
Schriften die Absicht gehabt haben, die Menschen aus der Ge-
walt der Sünde in das Reich Gottes zu führen. Jetzt will
ich die Wahrheit, die ich gepredigt habe, mit meinem Tode be-
siegeln. " Der Pfalzgraf winkte, und die Flamme prasselte
auf. Zwei Mal noch hörte man ihn rufen: „Christus, du Sohn
Des lebendigen Gottes, erbarme dich mein!" Als er diese Worte
zum dritten Male anfing, hinderte ihn der Qualm, den ihm
der Wind ins Gesicht trieb, sie zu vollenden. Einige Minuten
lang bewegte er noch das Haupt; dann verschied er. Nachdem
die Glut erloschen war, mußten die Henker seine Asche und
seine Gebeine in den Rhein werfen.
Ebenso starb auch im folgenden Jahre sein Freund, Hie-
ronymus von Prag. Durch die Schrecken des Feuertodes hatte
er sich verleiten lassen, seine Meinung zu widerrufen. Aber sein
Gewissen ließ ihm keine Ruhe. Er begehrte noch einmal vor
seine Richter geführt zu werden, und hier bekannte er laut und
vffen, jener Widerruf sey das größte Verbrechen, das er je be-
gangen habe, und er sey Willens, auf Wcklefs und Hussens
Hehre zu sterben. Auch ließ er sich mit derselben Freudigkeit,
wie sein theurer Lehrer, verbrennen.
Indessen hatte ein Prediger, Jacobellus von Mies,
in Hussens Sinne mit großem Beifalle in Prag gepredigt, und
seine und Hussens Schüler bewogen, das Abendmahl unter bei-
derlei Gestalt zu genießen. Darüber ergrimmte das Coneil in
Cvstni'tz, und erklärte alle Anhänger des Huß, die sich nun H u s-
siten nannten, für Ketzer. Dies und besonders die Nachricht
von der Hinrichtung ihres geliebten Lehrers, setzte die Hussiten
in Wuth. Sie schrieben einen derben Brief an das Coneil,
rotteten sich zusammen, bewaffneten sich, und begingen gegen
die Katholiken viele Gewaltthätigkeiten. Ein wilder, kühner
Mensch, I o h a n n Z i s k a, stellte sich an ihre Spitze, und trotzte
selbst dem Könige Wenzel, der während dieser Unruhen und aus
Aergcr darüber starb. Nun hätte Siegismund auch König von
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Welche plötzliche Veränderung! Die bisher unwiderstehlichen
Engländer wichen überall vor denselben Franzosen zurück, die sich
bisher ängstlich vor ihnen verkrochen hatten, und verloren eine
Schanze, eine Stadt nach der andern. Vei allen Gefechten war
Johanna unter den Ersten. Man sah sie mit einer wilden Kühn-
heit fechten. Bei dem Sturme auf eine Festung erhielt sie, un-
ter den Vordersten kämpfend, einen Pfeilschuß in'den Hals.
Geschwind ging sie etwas zurück, zog sich selbst den Pfeil herauf
verband sich die Wunde, und kehrte dann wieder in den Kampf
zurück, und ruhte nicht eher, bis sie ihre Fahne auf die Mauer
der Stadt pflanzen konnte. So überall, wo sie die Engländer
traf.
Orleans war nun befreit. Jetzt brach das Heer auf, nach
Rheims zu ziehen. Viele Städte auf dem Wege öffneten frei-
willig die Lhore, andere ließ man liegen, und endlich hatte Karl
die Freude, in die Stadt Rheims einzuziehen. Wer hätte das
noch vor wenigen Wochen für möglich gehalten! Die Anstalten
zur feierlichen Krönung wurden sogleich getroffen. Während
Karl vor dem Altare in der uralten Domkirche stand, und die
Weihung empfing, mußte Johanna, die Fahne in der Hand,
ihm zur Seite stehen. Wie mußte ihr Herz von Lust überstcömen,
als sie nun den ersten Theil ihres Werks vollendet, den König ge-
krönt sah, und das hohe weite Gewölbe des Doms vom Freudenge-
schrei des Volks widerhallen hörte! Sie sank, von ihren Gefüh-
len überwältigt, vor dem Könige nieder, umfaßte seine Knie,
und dankte dem Himmel, daß er sie zum Werkzeuge seiner Ret-
tung auserkoren habe. Er war nicht unerkenntlich; er erhob sie
in den Adelftand, und nannte sie das Fräulein von der Lilie.
Jetzt bat sie, in ihr stilles Dörfchen zurückkehren zu dürfen. Aber
man ließ sie nicht, damit sie die Engländer vollends vom franzö-
sischen Boden vertreiben helfe.
So schnell ging das nun freilich nicht. Zwar unterwarfen
sich viele benachbarte Städte, und erkannten Karln als König
an. Aber bei Compiegne ereignete sich ein großes Unglück.
Der Herzog von Burgund belagerte die Stadt. Johanna eilte
zur Hülfe herbei,, und warf sich hinein. Als sie am andern Tage
einen Ausfall machte, und die Franzosen von den Burgundern
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Extrahierte Personennamen: Johanna Karl Karl Karl Karl Johanna Johanna
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nicht aus. Murad wendete sich geschwind gegen die treulosen
Feinde. Vor dem Heere ließ er auf einer Stange die nun ge-
brochene Friedens-Urkunde hertragen. Bei Varna, einer Stadt
am schwarzen Meere, da, wo die Donau hineinfallt, trafen die
Heere 1444 zusammen. Wladislav wurde erschlagen, sein Heer
fast ganz vernichtet, Julian kam auf der Flucht um, und Hu-
nyad entkam nur durch sein schnelles Pferd. Bald darauf erlitt
Hunyad in den Ebenen von Kossovo eine neue Niederlage,
aus der nur Wenige vom ungarischen Adel das Leben retteten,
und selbst Hunyad nur durch ein halbes Wunder entkam. Jetzt
war dieser froh, mit den Türken einen Waffenstillstand schließen
zu können, und überließ den griechischen Kaiser ganz seinem
Schicksale.
Dieses war allerdings traurig. Der neue Sultan, Muha-
med2., ein junger kriegerischer Fürst, zog vor Constantinopel,
um dem Kaiser Co nft a n tin 9. diesen letzten Rest seines Reichs
zu entreißen. Seit mehreren Jahrhunderten wohnten in Pera,
einer Vorstadt der Hauptstadt, viele Genueser, die hier große
Handelsvortheile genossen. Diese rief der Kaiser zur Vertheidi-
gung auf; denn auf seine weichlichen Griechen konnte er wenig
rechnen. Juft ini a ni, ein edler Genuese, übernahm die Anfüh-
rung, zog vor den Hafen eine starke Kette, und besetzte die Mau-
ern. Dagegen rückten die Türken mit Macht heran, beschossen
die Stadt aus Kanonen und andern Belagerungsmaschinen, und
untergruben die Mauern durch Minen. Um aber in den Hafen
zu gelangen, gebrauchte Muhamed ein sonderbares Mittel. Er
ließ über die Erdenge, welche den Hafen vom Meere trennte,
eine Bahn von Brettern machen, diese mit Thierfett stark bestrei-
chen , und nun seine platten Schiffe hinüberziehen. So wurde
die Stadt von allen Seiten bestürmt, am ärgsten am 29sten May
1453. Mit lautem Kriegsgeschrei stürzten die Türken auf die
schon wankenden Mauern los. Zwei Stunden lang wehrten die
Griechen und Genueser die Angriffe ab; da wurde Justiniani ver-
wundet, und nun riß überall Verwirrung ein. Die Janitscharen
erstürmten die Mauer, und schlugen die Thore auf. Constantin
eilte zwar herbei, fand aber in dem dicksten Gedränge seinen Tod.
Nmt begannen alle die Greuel, die bei der Erstürmung einer
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Extrahierte Personennamen: Wladislav Julian Kossovo Constantin Constantin
200
72. Karl L. 1519 —1556. -- Fortgang der
N e f o r m a t i o n.
Die Geschichte keines Kaisers ist so merkwürdig als die
Karls 5. Leider können wir hier aber nur die Hauptbegeben-
heiten erzählen.
Sein Vater war Philipp der Schöne von Oestreich,
ein Sohn Maximilians 1., und seine Mutter Johanna, eine
Tochter Ferdinands des Katholischen und der Jsabella. Als Ferdi-
nand 1516 gestorben war, wurde Karl, erst 16 Jahre alt, König
von Spanien, Neapel und Sicilien, und erhielt durch die glück-
lichen Entdeckungen des Columbus, Sortez und andrer Seefah-
rer auch die reichen Länder Amerika's. Endlich starb 1519 auch
fein andrer Großvater, der Kaiser Maximilian, und machte ihn
zum Erben der öftreichischen Länder und der Niederlande. Daß
ihn die Deutschen auf Friedrichs des Weisen Rath zum Kaiser
wählten, ist schon gesagt worden. Dadurch aber machte er sich
den König Franz 1. von Frankreich, der sich auch darum be-
worben hatte, zu seinem unversöhnlichen Feinde, und sie haben
uachmals vier erbitterte Kriege mit einander geführt.
Der erste Krieg wurde von 1521 — 25 größtentheils in
Italien geführt. Karl war nicht selbst dabei gegenwärtig, son-
dern ließ ihn durch seine Generale führen, während er selbst in
Spanien war. Franz dagegen, ein sehr ritterlicher König, voll
Muth und Ehrbegierde, führte seyn Heer selbst. Unter demsel-
den befand sich der berühmte Bayard, der Ritter ohne Furcht
und Tadel. Einen tapfrern, geschicktern und rechtschaffenern
Ritter hat es nicht leicht gegeben; dabei war er die Bescheiden-
heit und Herzensgute selbst. Von seinen Thaten ließe sich viel
erzählen, wenn es der Raum gestattete.*) Dennoch richtete
*) Hier nur ein Fall. Noch vor Franzens Regierung stand ein
französisches Heer im Königreich Neapel, bei dem sich auch Bayard
befand- Eines Tages hörte er, daß ein Wagen, mitgelh beladen,
im feindlichen Lager erwartet werde. Sogleich nahm er 20 seiner
Reiter, und legte sich in einen Hinterhalt, einen seiner Camera-
den, Tardieu, aber schickte er mit 2b Mann auf einen andern
Weg, den der Wagen auch nehmen konnte. Allein der Zufall
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