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besitzes, des bürgerlichen 10monatlichen Mondjahres zum ^monatlichen Sonnenjahr) zu: die Stiftung des Kultus der Vesta (Vestalinnen), der Herdgöttin, die Einführung der flamines, besonderer Opferpriester für die Kulte des Jupiter, Mars und Quirinus, der pontifices zur Leitung des ganzen Kultuswesens und Führung des Kalenders, der augures zur Beobachtung der Zeichen des Götterwillens, der fetiales zur Wahrung der Formen des Völkerrechts, der freien Genossenschaft der salii für den Dienst des Mars (ancilia).
5. Tullus Hostilius bereitet vor allem durch die Zerstörung Albalongas Noms Hegemonie über die latinische Landschaft vor (Horatier und Curiatier; Prozeß des Horatius, erstes Beispiel der Provokation; Mettius Fuffetius) und siedelt die Luceres, angeblich die Albaner (darunter die Geschlechter der Jnlier, Servilier, Quinctilier) als drittes Element des römischen populus auf dem Cälius an.
6. Ancus Marcius, der Tochtersohn des ihm gleich-gesinnten Nnma, gilt der Sage vor allem als der Begründer der römischen See- und Handelsmacht (vgl. jedoch S. 19), welcher das römische Gebiet bis zum Meere ausdehnte und die Hafenstadt Ostia (zugleich 1. Kolonie) baute. Dem Kriege abhold, unterwarf er doch die umliegenden latinischen Städte und verpflanzte ihre Bewohner angeblich als Plebejer nach Rom auf den Aventin (später die Plebejerstadt) und in das Thal zwischen diesem und dem Palatin (Murcia). Auf dem rechten Tiberufer befestigte er den Janiculus, zog ihn in den Bereich der Stadt und verband ihn mit derselben durch eine Pfahlbrücke (pons sublicius).
3. Hloms älteste Verfassung.
a) Das Königtum.
1. Das römische Königtum ist ein lebenslängliches und unverantwortliches Wahlkönigtum. Die Königsgewalt wird nach dem Tode des letzten Inhabers vom Senate in seiner Gesamtheit bewahrt (Interregnum). Der König ist Oberhaupt der Kultus g emeinde und ihr Vertreterden Göttern gegenüber (auspicia publica, Opfer, Tempelbauten, Feste), oberster Kriegsherr mit unbedingter und schrankenloser Gewalt (12 lictores: fasces mit Seilen), ob erster Richter mit unbeschränkter Strafgewalt über Leib, Leben und Freiheit der Bürger (quaestores parricidii); hierbei kann er der Berufung an das Volk stattgeben, ohne jedoch dazn verpflichtet zu sein. Der König hat ferner allein das Recht über öffentliche Angelegenheiten zum Senate und zum Volke zu reden, mit dem er die Gesetze in der von ihm einberufenen Volksversammlung vereinbart, und mit anderen Staaten zu verhandeln. Über die Staatsgelder und über das liegende Gut verfügt er
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Hafen- und städtereichen Landschaft Argolis, der Jnachusebene, gelegene Stadt Argos.
2. Ein festgeschlossener Einheitsstaat hatte sich noch nirgends gebildet, und die wachsende Zersplitterung der griechischen Stämme und Städte bedrohte das Hellenentum mit völligem politischem Zerfalle. Dagegen waren, abgesehen von dem sich immer schärfer ausprägenden Nationalbewußtsein allen Nichtgriechen („Barbaren") gegenüber, in der Mitte der hellenischen Welt mehrere durch die Volksreligion hervorgerufene oder geheiligte Einungen erwachsen, welche die zerstreute Nation wenigstens geistig zusammenhielten:
a) Die älteste Form einer engeren Vereinigung verschiedener Gemeinwesen in größerem Umfange und ohne Rücksicht auf Stammesverwandtschaft war die der Amphiktyonie, ein Verband von Nachbarstaaten zu religiöser Festfeier um ein gemeinsames Heiligtum, zu desfeu Schutze und zur Begründung eines friedlichen Verkehrs. Am bedeuteudsteu wurde die Delphische Amphiktyonie, deren Bundesversammlungen im Frühling bei dem Tempel des pythischeu Apollo zu Delphi, im Herbst bei dem Tempel der Demeter zu Anthela (bei den Thermopylen) stattfanden. Jedes der zugehörigen 12 Völker, darunter Dorier und Joner, Thessaler, Böoter, Phoeier, Lokrer, hatte eine Doppelstimme und übte sein Stimmrecht durch Abgeordnete (Hieromnemonen und Pylagoren). Die Amphiktyonen verpflichteten sich eidlich, keine der amphiktyonischen Städte zu zerstören oder des fließenden Wassers, weder im Kriege noch im Frieden, zu berauben.
b) Ein weitreichender politischer Einfluß ging feit den Wanderungen und Siegen der Dorier von dem religiösen Mittelpunkt dieser Amphiktyonie durch das Delphische Orakel aus. Schon seit uralter Zeit befand sich hier eine Kult- und Orakelstätte der Erdgöttin Gäa und des Poseidon. Der Kultus des Poseidon wurde dann wie anderwärts durch den des väterlicher und gesetzlicher waltenden Zeus und seines Sohnes Apollo, des reinigenden. Lichtgottes, verdrängt. Die Pythia, eine Jungfrau, später eine Matrone aus dem Bürger- oder Bauernstande, ließ sich auf einem bronzenen Dreifuß über dem Erdschlund im Adyton des Tempels nieder und verkündete, durch die aus der Tiefe dringenden betäubenden Dämpfe in prophetische Begeisterung versetzt, die oft abgerissenen und dunklen Aussprüche des Lichtgottes, welche von den fünf aus einer Anzahl alter Adelsgeschlechter Delphis ernannten „Heiligen" unter Vorsitz des Propheten in eine bestimmte, später gewöhnlich hexametrische Form gekrackt und den das Orakel Befragenden mitgeteilt wnrden. Auch wurde Delphi der Mittelpunkt eines bedeutenden Geldverkehrs, seitdem viele Gemeinden hier unter dem Schutze des Gottes große Schätze niederlegten (Schatzhäuser).
c) Am belebendsten wirkten die vier großen National feste auf das hellenische Volksbewußtsein. Die bis zur höchsten kuustmäßigen Vollendnng gesteigerte Pflege körperlicher Übungen, ein hochgespannter Ehrgeiz und die heitere Freude am Schönen im Reiche der Natur und des Geistes machten die mit denselben verbundenen Wettkämpfe immer mehr zu einem Baude völkerrechtlicher Gemeinschaft unter den griechischen Staaten. Überdies bot neben der festlichen Lust das sichere Geleit des Gottesfriedens
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im Westen zu begründen (Ernennung von Vicaren und Austeilung von Pallien). Das geschah vor allem durch die Bekehrung Englands zum römischen Katholicismus (Abt Augustinus mit 40 Benediktinern, nachmals Erzbischof von 596 Canterbury. Taufe König Ethelberts von Kent 596). Nach innert gab er der römischen Kirche eine abschließende Form durch Ausbildung ihrer Lehre (Meßopfer und Seelenmessen, Fegefeuer) und ihres Kultus (Verbesserung des Kirchengesanges).
6. Gesichert konnte jedoch die Selbständigkeit des Papsttums erst werden durch die völlige Trennung desselben und des römischen Ducates (Kirchenstaates) vom griechischen Kaisertum. Diese wurde vorbereitet durch den 726 ausbrechenden Bilderstreit (Edikt Leos Iii., des Jsauriers). Damals, zur Zeit der Päpste Gregors Ii. (f 731) und Gregors Iii. (f 741), wurde aber auch das bedeutsamste Werk Gregors I., die Verbindung der germanischen Welt mit Rom, vollendet und damit dem Papsttum die festeste Grundlage geschaffen.
3. Die Bekehrung der Deutschen und die Neuordnung der fränkischen
Kirche.
1. Die Bekehrung der ostrheinischen Stämme ging im wesentlichen von den keltischen Iren („Schottenmönchen") aus, deren (von dem Gallier Patricius im 5. Jahrh, gegründete) Kirche sich neben manchen anderen Eigentümlichkeiten auch eine besondere, von Rom völlig unabhängige Verfassung bewahrt hatte. Schon seit ca. 60u wirkte der Ire Columbanus erst in Gallien, dann unter dcn Alamannen (um Bregenz) und endlich in Italien (Kloster Bobbio bei Pavia). Sein Schüler Gallus legte südlich vom Bodensee den Grund zum Kloster St. Gallen (614) Der Ire Pirmin gründete spater (724) das Kloster Reichenau am Bodensee. Fränkische Missionare waren seit dem 7. Jahrh, besonders in Baiern thätig, so Ruprecht von Worms (Peterskirche auf den Trümmern der Römerstadt Juvavum-Salzburg), Emmeram in Regensburg, Corbinian in Freising u. a. Schon vor der Mitte des 8. Jahrh, war Baiern christlich und hatte zahlreiche wohlausgestattete Klöster.
2. Indessen die noch fehlende strenge Gliederung unter römischer Autorität und damit die Bürgschaft zu gedeihlichem Bestände empfingen diese christlichen Pflanzungen doch erst durch die Angelsachsen, deren Kirche ihre auf die engste Verbindung mit Rom gegründete wissenschaftliche Überlegenheit (Beda Venerabilis
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lief) durch Decius und Diocletian) im ganzen Reiche mit der sieghaften Gewalt der Wahrheit (Märtyrer) allmählich auch von den unteren zu den höheren Gesellschaftsklassen emporgedrungen. Durch eine wohlgegliederte Verfassung nach dem Vorbilde des staatlichen Beamtentums (Klerus und Episkopat — Mönchstum und Klosterleben im Orient) und einen prunkvollen Kultus hatte es sich zu einer festen Organisation ausgebildet. Wie die Ansänge einer christlichen Kunst (Skulpturen und Wandgemälde in den Katakomben Roms), so entwickelte sich, insbesondere im Kampfe für die Reinheit der Lehre und die Einheit der Kirche gegenüber abweichenden (häretischen) Meinungen (Sekten, z. B. die Gnostiker) im Morgen- und Abendlande eine reiche christliche Litteratur in griechischer und lateinischer Sprache.
2. Dem römischen Kaisertum blieb darum nur die Wahl zwischen Unterdrückung oder Anerkennung der neuen siegreichen Religion. Konstantin d. Gr. entschied sich namentlich aus politischen Gründen für die Einordnung des Christentums in die Staatsverfassung, nachdem er bereits 313 in Gemeinschaft mit Licinius von Mailand ein Toleranzedikt erlassen hatte, welches Heidentum und Christentum völlig gleichstellte, d. H. jenem seine bisherige privilegierte Stellung als Staatsreligion entzog. Als dann der Ausbruch des Lehrstreites über die beiden' Naturen in Christo, welchen der alexandrinische Presbyter Arius veranlaßte, die Kirche mit einer gefährlichen
325 inneren Spaltung bedrohte, berief Konstantin 325 das erste ökumenische Concil nach Nicäa. Hier verschaffte die unerschütterliche Beredsamkeit des Diakonen Athanasius (später Bischof von Alexandria) der Anficht der Homousianer den Sieg
337 (Symbolum Nicaenum). Konstantin selbst ließ sich erst 337 kurz vor seinem Tode taufen (durch den Bifchof Eusebius von Nikomedien).
3. Wie die Christianisierung, so hat Konstantin d. Gr. mittelbar auch die fortschreitende Germartifierung des Reiches gefördert. Schon feit langem waren, abgesehen von den vielen Taufenden germanischer Sklaven und der andauernden friedlichen Einwanderung germanischer Ackerbauer, die überwundenen Germanen in fortwährend steigender Zahl, fei es als Kolonen im Dienste des Staates auf den großen kaiserlichen Domänen oder einzelner Gutsherren, fei es als Säten in geschlossenen Haufen, in den verödeten Grenzprovinzen zur Abwehr ihrer eigenen Volks-
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Extrahierte Personennamen: Konstantin_d Arius Konstantin Konstantin Konstantin_d
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4. Das Ketzergericht gegen Huß rief in Böhmen die heftigste Bewegung zunächst des tschechischen Adels gegen die alte Kirche und gegen das mit ihr verbundene Deutschtum hervor, welche in den Massen des Landvolkes und des städtischen Kleinbürgertums alsbald einen schwärmerisch-radikalen Charakter annahm (Versammlung auf dem Tabor, Ermordung der Ratsherren in Prag 1419). Der Kelch für die Laien wurde zum Bundeszeichen für die „Hussiten". Zwar wurden sie von Anfang an durch einen tiefen Gegensatz zweier Parteien zerrissen, einer gemäßigten, der Calixtiner oder Utraquisten (Adel, Prager Bürgerschaft und Universität), und einer radikalen, der Taboriten (Masse des Landvolks, Hauptburg das 1420 gegründete Tabor).
Jene, die Calixtiner, forderten nur die Reform der Kirche in nationaltfchechischem Sinne auf Grund der „Prager vier Artikel"
(freie Predigt des göttlichen Wortes, das Abendmahl unter beiderlei Gestalt, Rückkehr des Klerus zur apostolischen Armut, Bestrafung aller Todsünden als Gemeinderecht). Die Taboriten erstrebten dagegen eine theokratische Republik des tschechischen Volkes auf biblischer Grundlage mit Gütergemeinschaft und allgemeiner Wehrpflicht und verwarfen alle Satzungen der Kirche, die nicht buchstäblich aus der Bibel erwiesen werden konnten.
5. Aber als nach dem Tode Wenzels 1419 Sigismund über 1419 feine Absicht, Böhmen seinem Hause zu erhalten und zugleich
die religiös-nationale Bewegung zu unterdrücken, keinen Zweifel mehr ließ (Verkündigung der Kreuzzugsbulle Martins V.), erhoben sich die Hussiten gemeinsam in rasendem Aufstand unter Führung des sanatisch-genialen Taboriten Johann Zizka von ^Lrocnow. Dieser schlug alle Angriffe der ritterlichen Kreuzheere Sigismunds wie der rheinischen und des brandenbnrgischen Kurfürsten mit seinen wohlgeschulten Bauernhaufen ab (Kampf am Wittkow-, seitdem Zizkaberge, am Wysehrad bei Prag 1420 und bei Deutsch-Brod 1422).
6. Nach Zizkas Tode 1424 -trennten sich seine entschiedensten Anhänger, wie „Waisen" (Orphaniten) um „Vater Zizka" trauernd, als Mittelpartei unter Leitung Prokops des Kleinen ganz von den Taboriten, deren Führung der Priester Prokop der Große übernahm. Dem gemeinsamen Feinde gegenüber hielten jedoch auch diese Parteien zusammen. Nachdem sie 1426 bei Aussig ein thüringisch-meißnisches Heer Friedrichs des Streitbaren vernichtet hatten, begannen sie grausam unter Prokop d. Gr. ihre verheerenden Züge in die deutschen Nachbarlande. Ein neues
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Extrahierte Personennamen: Sigismund Martins Johann_Zizka_von_^Lrocnow Johann Sigismunds Friedrichs Prokop
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genoffen angesiedelt worden.1) Außerdem lebten ganze Völkerschaften als foederati unter römischer Hoheit, doch nach eigenen Gesetzen und stellten dem Reiche nur Hilfstruppen. Jetzt wurden die Germanen durch die Neuordnung des gesamten Militärwesens (palatini und comitatenses, limitanei und riparienses, Bildnng geschlossener nationaler Truppenkörper, numeri und cunei) noch mehr als bisher in das Heer und zwar auch zu den höheren Offiziersstellen, ja sogar in den Hofdienst gezogen. So gewannen hochgestellte Germanen sehr bald bestimmenden Einfluß auch auf die Staatsleitung und schließlich auf die Besetzung des Thrones.
4. Da übrigens die arianische Streitfrage, verschärft durch Die gewaltthätige Parteinahme der jeweiligen Herrscher, Reich und Kirche in der Folge noch lange in Spaltung erhielt, war es um so verhängnisvoller, daß die meisten Germanen das Christentum zuerst in der im Oriente vorherrschenden und ihnen mehr zusagenden manischen Form empfingen; denn dadurch erschienen sie den orthodoxen Römern fortan nicht nur als „Barbaren", sondern auch als „Häretiker". Andererseits hat sreilich auch gerade dieser kirchliche Gegensatz wesentlich dazu beigetragen, die Germanen vor einer haltlosen Hingabe an römisches Wesen zu bewahren.
5. Zuerst kam das Christentum zu den Westgoten, begünstigt durch die Streitigkeiten ihrer Gaufürsten, des christlichen Frithigern mit dem heidnischen Athanarich. Unter ihnen wirkte der griechisch gebildete Bischof Ulfilas (311—388), der mit zahlreichen Christen, der Verfolgung Athanarichs ausweichend, über die Donau ging und sich mit ihnen in Mösien, südlich von Nikopolis (Tiruowa) niederließ. Er übersetzte seinem Volke einen großen Teil der heiligen Schrift (Codex argenteus in Upsala).
*) Die Kolonen waren persönlich frei und konnten Vermögen erwerben; aber sie zahlten von dem bebauten Grundstück bestimmte Abgaben an die Grundherren, waren erblich an die Scholle gebunden und dem Staate zu Grund- und Kopfsteuer, zahlreichen Naturalleistungen und auch zum Legionsdienst verpflichtet. Die im Range höher stehenden Laten waren freie Grundbesitzer, die nach heimischem Rechte lebten, ihr Gut nicht veräußern, doch Eigentum erwerben durften; sie wohnten in geschlossenen Bezirken unter eigenen Präfekten und leisteten den Kriegsdienst in besonderen Heeresabteilungen.
Kümmel u. Ulbricht, Grundzüge Ii. 3
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Universität (d'ailly, Jean Charlier aus Gerson bei Reims, gewöhnlich Gerson genannt) laut eine Neugestaltung der Kirche und stellten zur Durchführung derselben dem absolutistischen Papsttum die höhere Autorität eines allgemeinen Concils gegenüber.
4. Auf Drängen der Pariser Universität traten endlich die Kardinäle und Bischöfe beider Parteien in Gegenwart der Gesandten der meisten europäischen Mächte und zahlreicher Abgeordneter der Universitäten 1409 zu dem Concil von Pifa zu- 1409 sammen. Gegen den Widerspruch der beiden Päpste, des deutschen Königs Ruprecht und des Königs Ladislaus von Neapel nahm dasselbe den Satz Gersons, des Kanzlers von Paris, an, daß die Kirche kraft der Einsetzung Christi selbständig sei auch ohne Papst. Auch wurde in Alexander Y. ein neuer Papst ausgestellt; aber es gelang nicht, die beiden entthronten Päpste in Avignon und in Rom, den in Spanien und Schottland anerkannten Benedikt Xiii. und Gregor Xii., der sich des Schutzes Ruprechts und Ladislaus' erfreute, zum Rücktritt zu bewegen.
Die Christenheit sah verwundert drei Päpste und die Fortdauer der Mißbräuche, deren Abstellung sie nunmehr vom Kaiser erwartete.
3. Die Concilien zu Constanz und Basel und die Hussiten.
1. Kaiser Sigismund (1410—1437) war wohl geistreich 1410 und feingebildet, aber kein Staatsmann und ohne festen sittlichen Halt, darum aber einer solchen Aufgabe trotz redlichen Willens und rastlosen Eifers nicht gewachsen. Überdies faßte er sie auch rein äußerlich auf, wie die Vertreter der Hierarchie, als eine bloße Beseitigung der Mißbrauche des Papsttums und des Klerus ohne Änderung des Lehrgebäudes und der Kirchenver-sassung. Jetzt aber machte sich immer mehr, vornehmlich in Böhmen durch dessen Verbindung mit Englands, im Sinne Wy-cliffes (S. 198) und der deutschen Mystik eine radikal - demokratische Richtung geltend, welche auf Grund der Bibel den Widerspruch zwischen der evangelischen Wahrheit und den Entstellungen der kirchlichen Dogmatik betonte und damit die Grundpfeiler der Papstkirche erschütterte.
') Im Gefolge Annas,der Tochter Karls Iv. und Gemahlin Richards Ii., waren wißbegierige Böhmen (Hieronymus von Prag) nach England gekommen und hatten Wycliffes Schriften von Oxford nach der Prager Universität gebracht.
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fanden der verjagte Herzog Ulrich und sein Sohn Christoph Rckhalt an ihren bayrischen Verwandten, thatkrftige Unter-sttznng aus politischen Grnden indes nur bei Philipp von Hessen und in Frankreich. Das Schicksal des Landes entschied Mai der Sieg Philipps bei Laufen am Neckar, Mai 1534. Der 1534 Friede von Kaden i. B. gab es darauf dem Herzog Ulrich als sterreichisches Sehen, aber mit Sitz und Stimme im Reichs-tage zurck. Dem folgte die rasche Durchfhrung der Re-formation in Verbindung mit einer grndlichen Reorganisation des Unterrichtswesens (Universitt Tbingen, die Stiftsschulen).
2. In Niederdeutschland vollzog sich in Pommern und Mecklenburg die kirchliche Umgestaltung ohne Kampf (Johannes Bugenhagen), in Lbeck, Soest und andern Stdten der Hansa nur mit Hilfe einer demokratischen Erhebung gegen den Rat. In Mnster erzwang die Brgerschaft, durch den Prediger Bernhard Rottmann dem Luthertum gewonnen, erst durch Ge-faugeuuahme der Domherren und des Stiftsadels die bergabe der meisten Kirchen (Februar 1533). Doch zerstrte hier bald das Auskommen der Wiedertufer das Gewonnene.
3. Die Wiedertufer (Anabaptisten), in zahlreichen kleinen Gemeinden der ganz Deutschland verbreitet, sahen die Quelle der Gotteserkenntnis nicht in der Bibel, sondern in der unmittel-baren Erleuchtung, erwarteten die Rechtfertigung nicht von dem Glauben an Christi Verdienst, sondern von der praktischen Nachfolge Christi, und wollten eine Gemeinde der Heiligen" bilden, wiederholten daher die Taufe bei den Eintretenden, wh-rend sie die Kindertaufe verwarfen. Spter durch grausame Ver-folgungen sanatisiert, erwarteten sie die baldige Wiederkunft Christi und dachten diese durch gewaltsame Aufrichtung des Reiches Zion" auf kommunistischer Grundlage vorzubereiten. Anhnger dieser extremen Richtung, die in den Niederlanden besonders Jan Matthys in Leyden vertrat, zog Rottmann Ende 1533 nach Mnster und gewann mit ihnen rasch die Masse der Brgerschaft, so da binnen drei Wochen die Wieder-tnfer erst Duldung, dann die Mehrheit im Rat (Bernd Knipper-dolling Brgermeister), endlich die Alleinherrschaft durch Vertreibung aller Andersglubigen (Febr. 1534) errangen. Ihr demokratischkommunistisches Gemeinwesen verwandelte nach Matthys' Tode Jan Bockold in ein Knigreich Zion", ein fratzenhaftes Abbild altjdischer und altchristlicher Einrichtungen. Die weitere Ver-breitung der furchtbaren Bewegung hemmte indes die sofortige
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Calvin seiner Dogmatil die Prdestinationslehre zu Grunde, ent-fernte aus dem Kultus alles nicht aus der heiligen Schrift Abznlei-tende und begrndete die Kirchenverfassung auf die Souverni-tat der Gemeinde, welche die Kirchenregierung durch das Kon-sistorinm (Presbytermm), die Gesetzgebung durch die Synode (beide aus Geistlichen und Laien gebildet) ausbte. Eine harte, weltfeindliche Kirchenzucht umfate alle Gemeindeglieder das ganze Leben hindurch und verhngte als schwerste Strafe die Ansfchlie-ung vom Abendmahl. Dem gleichfalls demokratisch organisierten Staat ist die Kirche in allen weltlichen Dingen unterworfen, in-sofern er nichts gegen das Wort Gottes befiehlt. Eine gediegne wissenschaftliche Bildung vermittelte ihren Geistlichen die Univer-sitt Genf (Theodor Beza 15191605). Jeden Widerstand der libertins" gegen diese Ordnung warf Calvin unerbittlich nieder; den gefhrlichsten Gegner, Michael Servede aus Na-varra, lie er 1553 als Rebellen und Ketzer verbrennen.
4 Die Folgerichtigkeit des calvinischen Systems gewann zwar nicht die Massen, bildete aber konsequente, sittenstrenge, ber-zeugungstreue Menschen. Deshalb wurde Genf die feste Burg des westeuropischen Protestantismus gegenber der katholischen Reaktion.
3. Spanien gegenber Frankreich und den Osmanen.
1. Die spanische Monarchie war kein einheitlicher Staat, sondern eine Verbindung halb selbstndiger Landschaften mit sehr verschiedener Verfassung und Bevlkerung, zusammengehalten nur durch den König und das bergewicht Castilieus, das er that-schlich unumschrnkt beherrschte. Daher regierte auch Philipp Ii. (15561598) ganz persnlich und im castilianischen Sinne. Die unnatrliche Zusammensetzung des Reiches einerseits, die streng katholische Gesinnung Philipps und der Castilianer andrerseits machte zum Ziele der spanischen Politik notwendigerweise das spanisch-katholische Weltreich. Dem traten die alten Feinde, Frankreich und die Osmanen, nur im Ansang gegenber. 1556 2. Den 5. italienischen Krieg 15561559 veranlate bis das Bndnis Papst Pauls Iv. mit Heinrich Il von Frankreich, 1559 der letzte Versuch zur Verjagung der Spanier aus Italien. Dagegen verbndete sich Philipp als Gemahl Marias der Katholischen mit England (1554), Florenz und Savoyen. Die Einschlieung Roms durch Herzog Alba von Toledo sprengte
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Extrahierte Ortsnamen: Gottes Genf Frankreich Frankreich Italien England Florenz Roms
Den ersten Anla zum Streit bot Reuchlins mavolles Gutachten der die Klage des getauften Juden Joh. Pfefferkorn in Kln gegen den christenfeindlichen Inhalt der fptjdischen Bcher 1510. Von Pf. im Handspiegel" grundlos der Bestechung durch die Juden beschuldigt erwiderte R. gereizt im Augenspiegel", gab aber dadurch der theologischen Fakultt in Kln Gelegenheit, in ihm einen der Fhrer des Humanismus vor der Inquisition der Dominikaner wegen ketzerischer Meinungen zu belangen. Andrer-seits sahen die Humanisten in Reuchlins Sache ihre eigene und traten als Poetae dmsophistae (Scholastikern) geschlossen gegenber, soda das gelehrte Deutschland in zwei feindliche Heerlager zerfiel. Nachdem der Proze unter wachsender Aufregung mehrere Pha-sen durchlausen Hatte, schlug ihn der humanistenfreundliche Papst Leo X. nieder (Sommer 1516). Dem Siege folgte die Ver-spottung der Besiegten durch die geistvolle Satire der Epistolae obscurorum virorum 1515 und 1517. Ihr Urheber ist Cro-tns Rubianus, ihr grter Mitarbeiter Hutten.
e) Volkstmliche Bewegung. Anders wie in Italien durchdrang die Verstimmung gegen die Mibruche der Kirche alle Volkskreise und kam in der volkstmlichen Litteratur (Hans Rosenplt, Sebastian Brant, das Thierepos Reinke de Vos" 1498) wie in der Kunst (Albrecht Drer, Lucas Kranach d. .) zum Ausdruck. Gleichzeitig erhob der Reichstag 1517 laute Klage der die Ausbeutung Deutschlands durch den ppst-lichen Hof und die bergriffe der geistlichen Gerichte.
Doch der Mangel einer wirksamen Centralgewalt verhinderte jedes nachdrckliche Auftreten gegen Rom zur Herbeifhrung einer Reform.
suchte, spter kaiserlicher Rat und nach lngerem Aufenthalt in Heidelberg 15021515 Richter des schwbischen Bundes in Stuttgart. Seinem Be-rufe nach Jurist wurde er doch der Begrnder der hebrischen Studien in Deutschland (Rudimenta linguae hebraicae 1506), aber auch Anhnger der jdischen Kabbalistik und deshalb Kenner der sptjdischen Litteratur.
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Extrahierte Personennamen: Pfefferkorn Leo_X Leo Cro-tns_Rubianus Hans_Rosenplt Sebastian_Brant Albrecht_Drer Albrecht Lucas_Kranach
Extrahierte Ortsnamen: Reuchlins Deutschland Italien Deutschlands Rom Heidelberg Stuttgart Deutschland