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1. Geschichte des Mittelalters - S. 92

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
92 Staufer und Kreuzzüge. und die geistlichen Fürsten wählten einen Gegenkönig. Jeden Sonntag nutzte in den Kirchen Deutschlands durch die Pfarrer, auf öffentlichen Plätzen durch Bettelmönche der Bann gegen den Kaiser verkündet und dabei als Sinnbild seines ewigen Verderbens eine Kerze ausgelöscht werden. Wer am Kaiser festhielt, verfiel dem Bann: so die Bürgerschaft ganzer Städte, wie Worms und Erfurt; ganze Länder lagen im „großen Schweigen" des Interdikts; jede gottesdienstliche Handlung mußte unterbleiben, auch Orgelspiel und Glockengeläut. Trotzdem blieben die Städte, sogar einige in der Lombardei, und die meisten weltlichen Fürsten dem Kaiser treu, der in einer selbst-verfaßten Denkschrift den Grundsatz aussprach: das Staatsoberhaupt ist nur vor Gott verantwortlich und kann von keinem Menschen gerichtet werden. Im Gegensatze zu den Anschauungen des großen Hohenstaufen sprach Bonifazius Viii. die Ansprüche der Kirche aus: Gott habe dem Papste zwei Schwerter gegeben, ein weltliches und ein geistliches; □ das erstere verleihe der Papst den weltlichen Fürsten. □ 5. Friedrich Ii. war ein mittelgroßer, bartloser Blondkopf, ein leutseliger, fröhlicher Herr und einer der gebildesten Fürsten: „er verstand zu lesen, zu schreiben, zu singen," sagt ein Zeitgenosse, „und wußte Lieder und Sangesweisen" wie sein Vater. Besonders liebte er Natur- und Sternkunde. Er hielt sich einen Tiergarten und hatte seine Freude an seinen Pferden und Falken; er begründete Kunst- und Büchersammlungen und erbaute Schlösser voll märchenhafter Pracht. Als er sich die Lombardei wieder unterwerfen wollte, entbrannte der Kampf zwischen den Ghibellinen (Waiblingern) und Euelfen (Welfen) furchtbarer als je und brachte dem Kaiser viel Kummer. Sein Sohn Heinrich, den er zum Deutschen König gemacht hatte, empörte sich gegen ihn und sank in ein frühes Grab; ein andrer Sohn, Enzio, geriet in Gefangenschaft und lag bis zu seinem Tode 23 Jahre lang zu Bologna im Kerker. Mitten unter Rüstungen starb der Kaiser ungebeugt. Er ruht neben seinem Vater im Dom zu Palermo. 6. Sein Sohn, König Konrad Iv., eilte nach Italien, um sein Erbe festzuhalten; dort starb er nach wenigen Jahren. Apulien verlieh der Papst dem französischen Ritter Karl von Anjou; in der Schlacht gegen ihn, auf dem „Rosenfelde" bei Benevent, fiel der schöne König Manfred, Konrads Iv. Bruder. Konrads sechzehnjähriger Sohn Konradin, der das apulische

2. Geschichte des Mittelalters - S. 141

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Anzeichen einer neuen Zeit. Vii 9s—10. 141 licher Gestalt herausgibt, nannte man die beiden Augen Deutschlands, das mehr und mehr die Bildung des Humanismus und die Kunst der Renaissance sich aneignete. Ulrich von Hutten, der dem Kloster entflohen war, war der erste, der deutsch schrieb: „Ich hab's gewagt!" rief er aus. Luthers Bibelübersetzung brach dann die Herrschaft des Lateinischen. Die Universitäten, deren Mar in jedem Kurland eine wünschte, dachte er nicht als kirchliche, sondern als Staatsanstalten. So regte sich allenthalben der Geist einer neuen Zeit.lh

3. Geschichte des Mittelalters - S. 50

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
50 Christentum und Kaiserreich. und Luchs noch Wisent, Ur und Elen erlegt wurden. Künstler und Gelehrte verschiedener Länder belebten die fränkische oder lateinische Unterhaltung. Der Hof war die Pflegestätte feiner Sitte, aber auch derberen Scherzes: ein riesiger Kriegsmann rühmte sich wohl, wie er im Krieg mit den Böhmen sieben oder acht von dem „Wurmzeug" wie Lerchen auf die Lanze gespießt und herumgetragen: ,,weiß nicht, was sie dazu brummten". 7. Noch in spätern Jahren war Karl bemüht, die Mängel seines Iugendunterrichts nachzuholen. In schlaflosen Nächten beschäftigte er sich mit Schreiben, aber auch mit sachkundiger Beobachtung der Sterne. * * Mit seinem angelsächsischen Freund Alkuin, den er auf dessen Romreise in Italien kennen gelernt hatte, wechselte er mitten im Sachsenkrieg Briefe über religiöse Fragen. Die Kirche des Abendlandes und die sittliche Weiterbildung seines Volkes nahm er in sorgliche Pflege. Für jeden Gottesdienst schrieb er Predigt und Vaterunser vor. Bischöfen, Äbten und Äbtissinnen verbot er, Hundekoppeln, Falken und Habichte zu halten; den Priestern untersagte er das Tragen von Waffen und den Besuch von Wirtshäusern. Verboten hat er auch den Gebrauch von Zauberformeln, z. B. zur Abwendung von Hagel. Er regte Bischöfe und Äbte zur Anlegung von Bischofs- und Kloster sch ulen an; die schon lange bestehende Hofschule, die für die Ämter geeignete Leute heranzubilden bestimmt war, wurde unter der Leitung Alkuins zu einer Art Hochschule, an der besonders Latein gelehrt wurde. In allen diesen Anstalten erwachte das entartete Latein Zu neuem Leben; er selbst beherrschte es: seither ist es zur Sprache aller D Gebildeten Europas im Mittelalter geworden. D Unter der Zucht seines Pfarrers sollte sich jeder Untertan das lateinische Vaterunser und das Glaubensbekenntnis aneignen. Er selbst versäumte selten den Früh- und Abendgottesdienst; zu seinen nächsten Freunden, den Paladinen, zählten auch hohe Geistliche. 8. Karl der Große war ein durch und durch deutscher Mann; sorglich ließ er die alten Heldenlieder sammeln: die fränkischen, bur-gundischen, gotischen Sagen von Günther und Kriemhild, von Siegfried und Dietrich von Bern, von Hugdietrich, dem Schmied Wieland

4. Geschichte des Mittelalters - S. 105

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Die Feme. Siedinger, Dithmarschen, Schweizer. Vi 44—54. fugnisse; die Schöffen ober die Stuhlherren würden der Bestechlichkeit bezichtigt. 2. Ruhmvoll wehrten sich in Friebrichs Ii. Tagen die friesisch-sächsischen Stebinger am „Gestabe" der untern Weser, im heutigen Stebingerlanb und in Osterstabe, um ihre Unabhängigkeit. Die benachbarten Bischöfe ließen das Kreuz wiber sie prebigen, man verbrannte die Gefangenen als „Ketzer"; aber mehrere Kreuzheere würden blutig zurückgeschlagen, ehe das stolze Völkchen erlag. Im Westen Holsteins, in „Dietmars Gau", behaupteten die Dithmarschen gegen Dänemark und die holsteinischen Grafen jahrhundertelang ihre Freiheit. Im Jahre 1500 erfochten sie beim Dusend-Diiwel-Warf unweit Hemmingstedt einen glänzenden Sieg. Fünf Jahrzehnte später mußten sie sich unterwerfen, behielten aber ihre □ Verfassung, m 3. Zwischen den oberrheinischen und den österreichischen Ländereien der Habsburger lagen Schwyz, Uri, Unterwalden an der obern Reich und zu beiden Seiten des Vierwaldstätter Sees. Die Habsburger suchten sie ihrem Besitz einzuverleiben. Da schlossen die vorwiegend freien Bauern der „drei Orte" einen Ewigen Bund, der, „wenn es Gott will, für immer dauern wird", und gelobten einander „in guten Treuen" gegenseitigen Beistand innerhalb und außerhalb der Täler. Die Könige bestätigten ihnen ihre Reichsunmittelbarkeit; Albrecht unterwarf sie vorübergehend ohne Kampf. Die Sagen vom Rütli und von Wilhelm Tell sind späteren Ursprungs; erst um 1470 erzählt das „Weiße Buch von Obwalden" vom Th all und seinem Apfelschuß. 4. Während des Bürgerkrieges zwischen Ludwig und Friedrich schlugen die „Eidgenossen" Kaiser Albrechts Sohn, Herzog Leopold, mit seinen Reisigen im Morgartenpaß am Egeri-See; mittels Steigeisen erklommen die Eidgenossen die Höhe und ließen Baumstämme und Felsblöcke auf das Heer Leopolds hinuntersausen; ihre Hellebarden vollendeten das grausige Werk. Späterhin bereiteten sie Albrechts gleichnamigem Neffen bei Sempach eine viel besungene Niederlage: dort bahnte nach der Sage Arnold Winkelried den „liebwerten Eidgenossen" eine Gasse in den Lanzenwald der Ritter, die zum Bauernkampfe vom Pferde gestiegen waren. * *Der Schweizer „Spitz", der dem altgermanischen Keil ähnlich war, siegte über die Ritter, die in dem unebenen Gelände zu Fuße

5. Geschichte des Mittelalters - S. 140

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
140 Anbruch der neuen Zeit. Gehalt; es hatte seinen Sitz zuerst in Frankfurt a. M., dann in Worms, später in Speier, zuletzt in Wetzlar. Die Einteilung des Reiches in zehn kreise wurde vorbereitet, die erste Post errichtet. * *Das aus Bergamo stammende Handelshaus Taris, das bald den Namen Thurn und Taris annehmen durfte, besorgte schon längere Zeit die Vermittlung von Nachrichten zwischen den Höfen Deutschlands und Burgunds, Frankreichs und Spaniens; in eigenen Rasthäusern („Posten") konnten seine Botenreiter und namentlich ihre Pferde gewechselt werden. Jetzt schufen die Taris, zunächst zwischen Wien und Brüssel, eine Reitende Post, die auch Privatbriefe beförderte: das Vorbild für Land- und Stadtposten. Auch die größern Städte, Augsburg und Nürnberg, Frankfurt ct. M. und Köln, besaßen eigene Botenanstalten. 9. Mar besaß dichterische Begabung. Seine Entwürfe ließ er durch seine Vertrauten ausführen: der „Teuerdank" erzählt seine Brautfahrt zu Maria,- der in Prosa abgefaßte „Weißkunig" ist eine unvollendete Geschichte seines Lebens, die seinen Stammbaum bis zu Noah verfolgen sollte: um Maximilians Scheingrab in der Hofkirche zu Innsbruck stehen denn auch Dietrich von Bern, Chlodwig, Artus D und andere Helden der Sage als Ahnen des Kaisers. □ Dichter und Künstler erfreuten sich des Schutzes und der Freundschaft Maximilians. Ulrich von Hutten ließ er zum Dichter krönen, und Albrecht Dürer hat ihn öfter malen dürfen. Er selbst sprach acht Sprachen und war ein eifriger Förderer der humanistischen Studien. Die Förderung wissenschaftlicher Erkenntnis war ihm ein persönliches Anliegen. * *Reuchlin hatte das Hebräische von den Toten erweckt. Als nun der getaufte Jude Pfefferkorn öffentlich verlangte, man solle die religiösen Bücher seiner vormaligen Glaubensgenossen wegen christenfeindlichen Inhaltes einziehen und verbrennen, ersuchte der Kaiser Neuchlin um ein Gutachten. Da empfahl der große Humanist eifriges Studium der hebräischen Literatur und wissenschaftliche Belehrung der Juden: „Nur die Wahrheit bete ich an als Gott," schrieb der greise Gelehrte. Darüber geriet er mit den Kölner Dominikanern, denen Pfefferkorn angehörte, in schwere Kämpfe, in deren Verlauf sich die Humanisten um ihn scharten. Reuchlin und Erasmus aus Rotterdam, den Holbeins Gemälde in Basel darstellt, wie er das Neue Testament in ursprüng-

6. Geschichte der Neuzeit - S. 63

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Der Bauernkrieg. I 243 s. 63 Sickingen kam auf seiner Burg Landswhl in der Pfalz ums Leben; sein Freund Ulrich von Hutten starb aus der Insel Ufenau im Zricher See im tiefsten Elend; seine Feder war sein ganzer Nachla.*) Im Dienste der Fürsten gewann der Adel neue Bedeuwng. Er be-kleidete die Hofmter und die wichtigsten Beamten stellen. Auch in den Landstnden, die den Landesfrsten beratend zur Seite standen, erlangte der Adel und mit ihm die Geistlichkeit matzgebenden Einflu; es gelang ihnen, die groen kosten der Hofhaltung, der Anwerbung und Lhnung der Sldner, der Beschaffung der neuen Geschtze, der Beamtengehlter zum grten Teil auf die Bauern abzuwlzen. 2. Im Bauernstand lebte noch die alte kriegerische Kraft: in Scharen strmten die Bauernshne den Heeren der Fürsten zu. Die frommen" (d. h. tapfern) Landsknechte eines Fhnleins" bildeten eine Schwur-genossenschaft, die durch den Treueid unter sich verbunden war und das Recht besa, ihren Hauptmann ausdrcklich anzuerkennen, ihre andern Vorgesetzten (Fhnrich, Weibel, Profo) selbst zu whlen und der Vergehungen selbstndig zu richten im freien Feld. Den Ritterheeren hatten sich die wohlgebten Gewalthaufen" der kriegserfahrenen Landsknechte lngst berlegen gezeigt. Um so schwerer empfanden die heimgekehrten Landsknechte den Druck, unter dem die Bauern schmachteten. Am Ausgang des 15. Iahrhunderts brachen in Sddeutschland mehrere Aufstnde aus: die Brder von Ks und Brot", der Arme Konrad", der Bundschuh"; und wiederholt standen ehemalige Landsknechte an der Spitze. 3. Lutherische Prdikanten" predigten die evangelische Freiheit"; und die grausamen Verfolgungen, die in Bayern und in der Gegend von Waldshut der die Lutherischen verhngt wurden, legten den bedrngten Leuten den Wunsch nach Freiheit doppelt nahe. Die zwlf Artikel, die im oberrheinischen Vordersterreich entstanden sind, enthielten zwar nur eine religise Forderung; aber auch alle andern waren mit Bibelstellen begrndet, die Forderung der Aufhebung der Leibeigenschaft z.b. mit dem Hinweis auf die Erlsung durch Christus. Die Thringer Bauernhaufen rckten bedrohlich nahe gegen Weimar und Wittenberg heran. Luther reiste selbst von Dorf zu Dorf und predigte unter Lebensgefahr wider die Schwarmgeister", die Geistliches mit Welt-lichem vermengten. Er wollte sein Evangelium nicht mit weltlichen (poli-tischen) Dingen vermengt haben: es sollte durch sich selbst siegen oder untergehen. Die Hrte der Herren" verurteilte er so gut wie Thomas Mnzer, der noch auf dem Wege zum Schafott den Fürsten das arme *) &. F. Meyer: Huttens letzte Tage.

7. Geschichte der Neuzeit - S. 72

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
72 Zur Erweiterung: Die Gegenreformation. 4. Mit schrankenloser Hingebung widmeten sich die Jnger Loyolas" der Heidenbekehrung in den unermelichen Lndern, die eben damals entdeckt wurden. Zur Leitung der Missionsarbeit wurde in der Zeit des Dreiigjhrigen Krieges am ppstlichen Hof eine eigene Behrde, die Propaganda, errichtet: in Amerika, Ostindien, ja in China und Japan erhoben sich katholische Kirchen und Bistmer. Auch in der Wissenschaft haben die Jesuiten eifrig und erfolgreich gewirkt, bei ansteckenden Krank-heiten und in andern Nten furchtlos Hilfe geleistet. (5.) Auf das Drngen des Kaisers berief endlich der Papst die seit langer Zeit verlangte und in Aussicht gestellte Kirchenversammlung nach Trient. Die Stadt gehrte dem Kaiser, war aber fr die Italiener leichter zu erreichen als fr die Deutschen. Am Ende seiner langen, mehrmals unterbrochenen Beratungen er-kannte das Konzil die unumschrnkte Oberhoheit des Papstes (dchkprimat) an, indem es ihm seine Beschlsse zur Genehmigung vorlegte. Alle Ver-suche eines Ausgleichs mit den Protestanten waren gescheitert, die Lehre von der Rechtfertigung verworfen; die Kirche bestimmte allein die Lehren des Glaubens, als dessen Grundlagen Bibel und Tradition zu gelten hatten. Die Kirchenzucht wurde verbessert; fr die Erziehung der Priester sorgten neugegrndete Seminare. An den katholischen Hfen wurden Ge-sandtschaften (Nuntiaturen) eingesetzt; gleichzeitig wurde unter Mitwirkung des Ignatius von Loyola die verfallene Inquisition erneuert, die mit Feuer und Wasser gegen die Abgefallenen" einschritt. Giordano Bruno, ein ehemaliger Dominikaner, der im Anschlu an das koperni-konische System eine neue Religionsphilosophie verkndete, wurde nach siebenjhriger Haft in Rom verbrannt, der greise Astronom Galilei, der die Kopernikanische Lehre weitergebildet hatte, zum Widerruf gezwungen. Und sie bewegt sich doch!" soll er hinzugefgt haben. (6.) Die Zusammenfassung aller Krfte der Kirche und ihre Unterwer-fung unter die Zwecke des Papsttums fand ihren knstlerischen Ausdruck in dem Kirchenbaustil des Barock (des Jesuitenstils") mit seiner mch-tigen Kuppel, um die alle Bauteile mit ihrem reichen Schmuck sich als dienende Organe lagern. (7.) Auch neue weibliche Orden wurden errichtet: zur Frderung des Unterrichts die Ursulinen und die von der Englnderin Marie Ward ins Leben gerufenen Englischen Frulein; zur bung der Wohlttigkeit, vor allem zur Krankenpflege, die Barmherzigen Schwestern; der Grnder des Ordens war der Franzose Vincenz von Paul, ein Bauernsohn gleich dem Papste Sixtus V., der seine Laufbahn als Hirtenknabe begonnen hatte.

8. Geschichte des Mittelalters - S. 74

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
74 Zur Erweiterung: Urzeit und Vlkerwanderung. stbe ri'' (to write, Reizeug"); sie waren dem Lateinischen nach-gebildet; man gebrauchte sie als Zaubermittel. der die religisen Anschauungen der Germanen, die Bedeutung ihrer Mythen, deren Verwandtschaft mit den Mythen verwandter Völker, ihr Fortleben in unsern Sagen und Mrchen gibt uns die Wissenschaft der Mythologie wichtige, aber noch nicht durchweg sichere Aufschlsse. Die Sonne, den Sternenhimmel, insbesondere den Morgen- und Abendstern dachte man sich als freundliche Wesen, die dem Wanderer und Jger den Weg zeigen. Die Nacht ist der Wolf, der den Tag und sein Rind, das Abendrot (Rotkppchen), verschlungen hat; die Sonne ttet ihn mit ihren Strahlen (Pfeilen) und Befreit die Gefangenen. Sie ist der Held, der abends in die Berge geht, um am Morgen in eigener oder seines Sohnes Gestalt wieder emporzusteigen (Barbarossa). Oder sie wird von ihren Feinden in Stcke (die Sterne) gerissen, die Seele (das Herz) vom Vater verschlungen und wiedergeboren (ftronos, Machandelboom). Nacht und Tag sind Vater und Sohn, die sich ab-lsen, bekmpfen, verschlingen (Hildebrand); der Sonnenheld erschlgt einen Drachen (die Sternennacht) und gewinnt reiche Beute (Siegfried). Dem Ackersmann wandeln sich die Schrecken des Gewitters in Segen: der Donnergott wird zum Feind der Frostriesen, zum Frderer der Gesittung, zum Schtzer der Fluren, der das Frchten nicht kennt. Sonne und Mond sind Geschwister oder ein Paar liebender Knigskinder, die nicht zusammenkommen knnen (Hero und Leander). Viele dieser alten Gtter-gestalten sind zu Menschen geworden: zu Helden wie Hildebrand oder Siegfried, zu dem Feuergott Wieland, dem Ahnherrn der Schmiede. Man denke auch an die Merfeburger Zaubersprche, an Muspilli u. a. 2. Ursprnglich hat wohl jeder Stamm wie bei den Griechen seine eigenen Götter gehabt; allmhlich hat sich dann ihre Verehrung auch bei den andern Germanen verbreitet. So ist Wodan zunchst nur ein Gott der Sachsen gewesen: die Angelsachsen allein haben einen Wodanstag (Wednesday). (3.) Viele unfrer Gttergestalten und Mythen sind bei den Nord-germanen weiter ausgebildet, schlielich auf der Insel Island unter christlichem Einflu dichterisch dargestellt und in einer Sammlung, der Edda, aufgezeichnet worden. So erhielt Donar einen Bruder in dem Sonnengotte Bald er, dem jugendschnen Eotte des Frhlings, des Rechtes und der Weisheit. Ihn erschiet mit der Mistelstaude, von dem Feuergotte Loki (Loge, Lohe) angestiftet, der blinde Hdur (der Winter); da zerspringt seiner Gattin Nanna vor Wehmut das Herz: sie ist eine Frhlings- und Blten-gttin gleich der goldbeschuhten Austro (Ostara), deren Hsin rote Eier legt.

9. Geschichte des Mittelalters - S. 146

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
146 bum bis Noah verfolgen sollte; als seine Ahnherren stehen ja um sein Scheingrab in Innsbruck Dietrich von Bern, Chlodwig, Artus u. a. R euch Ii n hatte das Hebrische von den Toten erweckt. Als der getaufte Jude Pfefferkorn die Bcher seiner ehemaligen Glaubensgenossen wegen christenfeindlichen Inhalts eingezogen und verbrannt haben wollte, empfahl Reuchlin in einem vom Kaiser veranlagten Gutachten eifriges Studium der hebrischen Literatur und wissenschaftliche Belehrung der ^uden. Nur die Wahrheit bete ich an als Gott," schrieb der greise Gelehrte. Darber geriet er mit den Klner Dominikanern, denen Pfeffer-korn angehrte, in schwere Kmpfe, in deren Verlauf sich die Humanisten um ihn schatten. Reuchlin und Erasmus, den Holbeins Gemlde in Basel darstellt, wie er das Neue Testament in ursprnglicher Gestalt herausgibt, nannte man die beiden Augen Deutschlands. Ulrich von Hutten, der dem Kloster entflohen war, entschlo sich zuerst, deutsch zu schreiben (Ich hab's gewagt!"). Luthers Bibelbersetzung brach dann die Herrschaft des Lateinischen. Die Universitten, deren Max in jedem Kurland eine wnschte, dachte er nicht als kirchliche, sondern als Staatsan stalten. So regte sich allenthalben der Geist einer neuen Zeit.

10. Geschichte des Mittelalters - S. 73

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Land und Leute. I Ii2i. 73 zogen und in einer Hlle von Tierfell getragen, hatte bei den verschie-denen Stmmen verschiedene Farben. 5. Die Volksoersammlung fand zu Neu- oder Vollmond statt: sie hielt Gericht ab, entschied der Krieg und Frieden und whlte den Herzog. Als Beweismittel im Gericht diente der Eid, den auer dem Beklagten seine Blutsfreunde als Eidhelfer" schwuren, um zu erhrten, da sie ihm die bse Tat (Meintat) nicht zutrauten. Nicht selten ver-bannte das Volksgericht, wie in Athen, Männer, die an Macht und Geist hervorragten: als Recke" fhrte der Heimatlose dann ein Abenteurer-leben mit oder ohne ein Gesinde", das aus seinen Getreuen, den ihm zugeschworenen Ambakten" (,,Amt"leuten) bestand. 6. Zum Abschlu einer Ehe konnte kein freies Weib gezwungen werden; aber die Verlobung galt, wie Gudruns Beispiel zeigt, fr nicht minder bindend als die Ehe. Mann und Frau waren gleichberechtigte Kameraden frs ganze Leben. Darauf deuteten schon die sinnbildlichen Vorgnge bei der Eheschlieung hin: der Mann schenkte seiner Braut in Gegenwart ihrer Angehrigen ein Rindergespann, ein Schlachtro, Schild und Speer und empfing von ihr ein Waffenstck, das er zeitlebens in Ehren hielt. Die Kinder standen unter der Mund (Gewalt) des Vaters: er konnte sie verkaufen, ja er konnte sie tten, doch nur bis zur Namengebung, die binnen neun Nchten nach der Geburt erfolgen mute. Die Namen, immer zusammengesetzt, bezeichneten meist kriegerische Eigenschaften oder eine Beziehung zu den Gttern und ihren heiligen Tieren: zu Wolf und Naben (Wolfram), auch zum Bren oder zum Eber (Bernhard, Eberhard). Gern whlte die Familie Namen mit gleichen Anfngen: man liebte den Stabreim und verwendete ihn im Heldenlieds und auerdem in Formeln aller Art: bei Segen und Fluch, bei Rechtsprchen und Eiden, Vor-schriften und Rtseln. 7. Bei Opfern, Gastmhlern, Begrbnissen fhrte man feierliche Tnze auf, die mit Musik (Horn, Flte, Harfe) begleitet wurden. Die Toten beerdigte man in ,^Totenbumen", die man spaltete, aushhlte und nach Aufnahme der Leiche wieder zusammenlegte; diese Sitte war hufiger als das Verbrennen, das frh abkam. Stmme an der Kste legten ihre toten Helden auf ein Schiff und verbrannten Schiff und Leiche auf hoher See. 2. Germanischer Gtterglaube. 1. Schon im zweiten Jahrhundert nach Christus kannte man 24 Runen, die man zur Weissagung und zu geheimen Mitteilungen auf Buchen-
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