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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 155

1888 - Habelschwerdt : Franke
155 sinn und der Bildnngstrieb dieses Geschlechts; doch fehlt ihm die edle Gesinnung des Vaters. 1. Aussöhnung mit Heinrich dem Löwen. Derselbe war aus England, wohin er verbannt worden war, zurückgekehrt und hatte sich an die Spitze der Fürsten gestellt, die sich gegen Heinrich Vi. zu Anfang seiner Regierung erhoben. Da der Kaiser seine Kräfte für Italien brauchte, schloß er mit Heinrich dem Löwen einen Vertrag, der später zur Aussöhnung mit den Welfen führte. Heinrich der Löwe starb nach einen: ruhigen Lebensabend 1195. 2. Züge nach Italien. Nach den: Tode des Königs von Apulien und Sizilien erhob Heinrich Vi. Ansprüche auf das Erbe seiner Gemahlin. Aber die Normannen wählten einen unechten Nachkommen des Königsstammes. Der Kaiser mußte wegen Krankheiten in seinem Heere umkehren, rüstete aber von dem Lösegelde Richard Löwenherz' einen neuen Feldzug, auf dem er Italien eroberte. Eine Verschwörung der normannischen Großen rächte er durch grausame Hinrichtungen. 3. Versuch, ein Erdreich herzustellen. Nach der Rückkehr trat Heinrich mit dem Plane einer Verfassungsänderung vor: Deutschland sollte aus einem Wahlreiche eine Erbmonarchie werden. Der Kaiser bot den Fürsten dafür manche Vorteile, aber der Plan scheiterte, namentlich an dem Widersprüche der geistlichen Fürsten. 4. Resultat seiner Regierung. Heinrich Vi. behauptete fast eine Weltherrschaft. Für die Freilassung Richards erhielt er die Lehnsherrlichkeit über England; das oströmische Reich, Nordafrika, Cypern, ja Armenien zahlten ihm Tribut. Schon war sein Plan, das griechische Reich zu erobern, da ereilte ihn der Tod. Iv. Mikipp von Schwaben, 1198-1208, und Htto Iv., 111)8—1215. 1. Der Thronstreit. Da der Sohn Heinrichs Vi. bei dessen Tode erst 3 Jahre alt war, so wählte die hohenstanfische Partei Heinrichs Bruder, Philipp von Schwaben, zum Kaiser. Die Gegenpartei aber, mit dem mächtigen Erzbischöfe von Köln an der Spitze, erhob Otto Iv., einen Sohn Heinrichs des Löwen,

2. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 435

1904 - Habelschwerdt : Franke
435 uerte sich in wiederholten Aufstnden. Die Nachricht von den Freiheitskmpfen in Amerika und die franzsische Revolution veranlaten neue Bewegungen, welche die Regierung 1801 durch eine Verschmelzung des irischen Parlaments mit dem englischen niederzuhalten versuchte. O'counell (o-knnel), der mutige Fhrer der Iren, setzte es durch, da das englische Parlament die von Pitt versprochene politische Selbstndigkeit der Katholiken zum Gesetz erhob. Einige Jahre spter wurde der Kirchenzehute abgelst, den die katholische Bevlkerung Irlands an die protestantische Kirche zu zahlen hatte. Da aber die Lage der armen irischen Pchter immer noch sehr traurig war, beruhigte sich das Land nicht. Neben der gemigten Partei O'connells entstand nach der franzsischen Februarrevolution die revolutionre irische Liga". Diese trat mit dem Geheimbunde der Ferner" in Verbindung, der sich von Amerika, wohin sehr viele Iren ausgewandert waren, nach Irland verbreitet und die gewaltsame Losreiung Irlands von England zum Ziele hatte. Nach der Unterdrckung der Ferner traten die irischen Mitglieder des Parlaments zu einer besonderen Partei zusammen, deren Ziel Homerule" (hohmruhl, von home = Haus, Heimat und rule Herrschaft), d. h. die Selbstregierung Jrlauds durch ein eigenes Parlament und ein diesem verantwortliches Ministerium ist. Der Knigin Viktoria, die 1901 starb, folgte ihr Sohn Eduard Vii. 5. sterreich. Nachdem im Jahre 1867 zwischen sterreich, das der unglckliche Krieg mit Preußen schwer erschttert hatte, und dem nach Selbstndigkeit strebenden Ungarn ein Ausgleich" zustande gekommen war (S. 410), fhrt das Reich den Namen sterreichisch- Ungarische Monarchie". Da auch die anderen Volksstmme des Reiches, besonders die Tschechen, nationale Selbstndigkeit fordern, vermag sterreich-Ungarn innerlich nicht zur Ruhe zu kommen. Nach dem rnsfisch-trkischen Kriege nahm sterreich-Ungarn Bosnien und die Herzegowina in Verwaltung (1878), doch forderte die Besetzung des Landes schwere Opfer. Im Jahre 1879 schlo sterreich-Ungarn mit dem Deutschen Reiche ein Schutz- und Trutzbndnis, dem 1883 Italien beitrat (Dreibund). Seit dem Tode des Kronprinzen Rudolf (1889) ist Franz Ferdinand, der Neffe des Kaisers, der mutmaliche Thronfolger. Die Gemahlin Franz Josephs I., die Kaiserin Elisabeth, wurde im Jahre 1898 von einem italienischen Anarchisten in Genf ermordet. 6. Rußland und die orientalische Frage. a. Kukan. Der Zar Alexander Ii., 18551881, hotte sich nach Beendigung des Krimkrieges bemht, wieder freundschaftliche Beziehungen mit den brigen Mchten herbeizufhren, um im 28*

3. Neuzeit - S. 71

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 71 — frommen Sinnes war er aufrichtig bemüht, das Seelenheil feiner Gemeinde zu fördern. Bei feinem Forschen nach Wahrheit lernte er auch die heilige Schrift kennen, und diese zeigte ihm, daß das ursprüngliche Wesen des Christentums grundverschieden von dem sei, das in der damaligen Kirche zur Erscheinung trat. Im Jahre 1516 wurde er Pfarrer zu Mariä Einfiedeln, einem berühmten Wallfahrtsorte im Kanton Schwyz, wohin viele Taufende kamen, um sich Vergebung der Sünden zu holen. Hier zog er furchtlos gegen die verderbliche römische Werkheiligkeit ins Feld und predigte bei jeder paffenden Gelegenheit, daß Gott sich allerorten finden lasse und um des einen Erlösers Jesu Christi willen keinem Bußfertigen feine Gnade versage. Drei Jahre später fand er eine Anstellung als Pfarrer am Dome zu Zürich, und mit diesem Zeitpunkte begattn seine eigentliche resormatorische Thätigkeit. Beim Antritt seines 1519 Züricher Amtes erklärte er, nicht Menschenwort, sondern das lautere Gotteswort lehren zu wollen. Anstatt die sonntägigen Perikopen feinen Predigten zugrunde zu legen, wie man bisher gethan, fing er an, die gesamte apostolische Heilslehre im Zusammenhange vorzutragen. Gegen den Ablaßkrämer Bernhard Samson, der damals in der Schweiz sein Wesen trieb, wie Tetzel in Sachsen, eiferte er mit solchem Erfolg, daß demselben die Thore Zürichs verschlossen wurden. Sein Anhang mehrte sich mit jedem Tage, besonders gewann er in dem gelehrten. Ökolampadius zu Basel einen treuen Freund und Gehilfen Als er jetzt auch die äußeren Einrichtungen und Gebräuche der Kirche angriff und gegen Cölibat und Bilderdienst, gegen Heiligenverehrung und Fasten predigte, legte sich der Bischof von Bafel ins Mittel und forderte den Rat zu Zürich auf, den Neuerungen zu wehren. Infolge dessen wurde eilte Reihe von öffentlichen Disputationen veranstaltet, aus denen indes Zwingli stets als Sieger hervorging, und die daher nur dazu beitrugen,, das Reformationswerk zu fördern. Bald verordnete der Züricher Rat: „Das freie göttliche Wort soll über alle Menschen herrschen, urteilen und alle gewiß berichten; es sollen alle Menschen hören, was thuen das Wort Gottes sagt, aber das Wort Gottes soll nicht hören, was ihm die Menschen sagen." Dann schaffte man Äas Klosterwesen ab, erlaubte den Geistlichen Zu heiraten, entfernte die Bilder und allen sonstigen Schmuck aus den Kirchen und verbannte sogar Orgelspiel und Gesang als völlig unnütze und überflüssige Ceremonien. Ostern 1525 feierte man zum erstenmale das Abendmahl auf evangelische Weise, wobei das Brot in hölzernen Schüsseln und der Wein tu hölzernen Bechern herumgereicht wurde. Nach dem Vorgänge Zürichs führten auch Bern, Bafel, St. Gallen und andere

4. Neuzeit - S. 73

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 73 — padius, Bueer, Hedio und Sturm in der hessischen Stadt eintrafen. Bei den auf Wunsch des Landgrafen vorausgehenden gesonderten Besprechungen zwischen Luther und Okolampadius, Melanchthon und Zwingli kam es, dank der Nachgiebigkeit der Schweizer, über eine ganze Reihe streitiger Punkte zu einer verhältnismäßig raschen Verständigung; betreffs der Abendmahlslehre vermochte man sich indes nicht zu einigen, und die Verhandlung darüber wurde deshalb der Hauptunterredung vorbehalten, welche am 2. und 3. Oktober 1529 in Gegenwart von mehr als fünfzig Gelehrten, Fürsten und Herren stattfand. Der Verlauf derselben war jedoch leider kein günstiger, da Luther schlechthin nicht weichen wollte und auch Zwingli bei seiner-bisherigen Auffassung beharrte. Ersterer schrieb die Worte „das ist mein Leib" vor sich auf den Tisch und erklärte, daß man bei dem Buchstaben der Schrift stehen bleiben müsse und daran weder drehen noch deuten dürfe. Alle Bemühungen Zwinglis, diesen Grundsatz zu erschüttern, erwiesen sich als vergebens, die Forderung aber, sich zu der Ansicht der Wittenberger zu bekehren, lehnte er trotz seiner versöhnlichen Gesinnung entschieden ab. So kam die vom Landgrafen heiß ersehnte und für die evangelische Sache höchst wünschenswerte Einigung nicht zu stände, und die Spaltung zwischen Lutheranern und Reformierten, wie man die beiden Religionsparteien von jetzt ab nannte, wurde noch erweitert. Zwei Jahre später brach der längst schon gärende Glaubenshaß in der Schweiz in offenen Krieg aus. Zwingli gedachte mit dem Kirchenwesen zugleich den Staat und das Leben umzugestalten und diese Umgestaltung dann der allgemeinen Einführung der Reformation innerhalb des eidgenössischen Gebietes nutzbar zu machen. Dadurch vermehrte er den ohnehin heftigen Groll der katholischen Fünforte Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug und Luzern, so daß die letzteren schließlich insgeheim rüsteten, über die Grenzen Zürichs vordrangen und die unvorbereiteten Gegner am 11. Oktober 1531 mit überlegener Macht bei Kappel 1531 angriffen. Das Züricher Häuflein focht in dem ungleichen Kampfe mit der heldenmütigsten Tapferkeit, aber zuletzt mußte es doch unterliegen, und nur die einbrechende Nacht vermochte es vor gänzlicher Vernichtung zu retten. Zwingli, der als Feldprediger in der Mitte seiner Landsleute und Glaubensbrüder ausgezogen war, sprach eben einem Verwundeten Worte des Trostes zu, als er von einem feindlichen Speer durchbohrt wurde. Mit gefalteten Händen sein Ende erwartend, lag er unter einem Baum, da kam ein Unterwaldner herzu und versetzte ihm den Todesstreich. Am anderen Tage wurde ein förmliches Ketzergericht über ihn gehalten und nach gefülltem Spruche

5. Neuzeit - S. 206

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 206 — Europa der traurigsten Berühmtheit genoß. Seit Jahrhunderten hatten die Polen nichts gethan, um ihre öffentlichen Einrichtungen den Fortschritten der Zeit anzupassen, und so gab es auch weder ein geordnetes Finanzwesen noch eine achtunggebietende Armee, so konnte es bei einer Bevölkerung von 13 Millionen möglich sein, daß die Staatseinkünfte nur 13 Millionen Gulden (6% Millionen Mark) betrugen und das Heer kaum 18 000 Mann zählte. Kein Wunder, wenn die Nachbarn auf den Gedanken kamen, die bequeme Gelegenheit zur Erweiterung ihrer Grenzen zu benutzen und das ohnmächtige, zerrüttete Reich unter sich zu teilen. Die nächste und größte Gesahr drohte demselben durch Rußland, dessen kluge und herrschsüchtige Kaiserin Katharina Ii, die sich gern die „Semiramis des Nordens" nennen ließ, in der kraftlosen, zum Untergange reifen „Republik" den lockendsten Gegenstand sür ihre unersättliche Begehrlichkeit sah. Sie hatte nach dem im Jahre 1764 erfolgten Tode des sächsischen August Iii die Erhebung des einheimischen Grafen Stanislaus Pouiatowsky auf den polnischen Thron durchgesetzt und suchte nun die Ergebenheit des neuen Königs zu benutzen, um als Beschützerin der griechischen Christen den letzteren und mit ihnen allen Dissidenten oder Nichtkatholiken die vollen staatlichen und kirchlichen Rechte zu verschaffen. Da trat der katholische Adel zu einem Bündnis, der Konföderation von Bar, zusammen, erklärte Stanislaus der Krone verlustig und griff zur Vereitelung der russischen Pläne zu den Waffen. Doch Katharina schickte Truppen ins Land und ließ die Gegner auseinander sprengen, und als die Türken für die Bezwungenen aus Rücksicht auf die Gleichheit ihrer beiderseitigen Interessen Partei nahmen, wurden sie ebenfalls geschlagen und aus der Moldau und Walachei verdrängt. Diese Fortschritte mußten in demselben Grade die Besorgnis Österreichs wie Preußens erregen, und um die Vergrößerung Rußlands einzuschränken und durch die eigene Vergrößerung weniger gefahrdrohend zu gestalten, näherte sich Friedrich Ii seiner alten Feindin Maria Theresia und wies sowohl in Wien als in Petersburg auf die Zweckmäßigkeit einer Besitzergreifung polnischer Gebiete seitens der drei Machte hin. Anfangs wollte weder die Habsburgerin noch die Zarin etwas davon wissen, die erstere, weil ihr die Sache widerstrebte, die letztere, weil sie die sichere Beute für sich allein zu erlangen hoffte; dann aber kamen sie selbst ans den berührten Gedanken zurück, ja Maria Theresia war diejenige, welche zu der Ausführung desselben den eigentlichen Anstoß gab, indem sie unter irgend einem Vorwande ein Stück des unverteidigten Nachbarlandes an sich riß. Nun übernahm Friedrich auf Katharinas Wunsch die weitere Vermittelung der

6. Neuzeit - S. 141

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 141 — beiden Söhne stimmten den ohnehin ernsten Mann so schwermütig, daß er die Regierung niederlegte und nach Franken zog, wo er ein Jahr später aus dem Leben schied. Albrecht „Achilles", durch Friedrichs Ii Entsagung 1470 und den schon vorher erfolgten Tod seiner beiden anderen Brüder alleiniger Herr der fränkischen und märkischen Lande, galt für einen der hervorragendsten Fürsten seiner Zeit, in dem noch einmal die ganze Fülle ritterlichen Thuns und Wesens zur Erscheinung kam. Ein Mann von unverwüstlicher Kraft des Leibes und Geistes, kühn und entschlossen im Handeln, stolz und selbstbewußt in seinem Auftreten, glich er dem Helden der griechischen Sage, von dem sein Beiname entlehnt ist. Krieg und Schlachtgetümmel war ihm das rechte Lebenselement, mit wahrer Lust stürzte er sich aus einer Fehde in die andere, und ganz Deutschland erscholl von dem Ruhme seiner Thaten. Dabei bekundete er nicht geringe staatsmännische Gaben, zeigte sich stets klar und entschieden in seinen Zielen und wußte seine Entwürfe eben so klug wie verschlagen durchzuführen. Für die Mark hat er indes nicht sonderlich viel gethan, da er sich nur selten und vorübergehend dort aufhielt und die Verwaltung meist seinem ältesten Sohne Johann überließ. Bald nach seinem Regierungsantritt traf er Maßregeln zur Besserung der Finanzen, insbesondere m Tilgung der noch aus früheren Zeiten herrührenden Landesfchuldeu, für welchen Zweck ihm auch die Stände ohne vieles Sträuben die Summe von 100000 Gulden bewilligten. Als er aber außerdem einen Zoll auf gewisse Waren legte, rief er die lebhafteste Unzufriedenheit hervor, namentlich in den Kreisen der Bürgerschaften, die davon am härtesten betroffen wurden. Mit der größten Strenge schritt er gegen den stegreiflustigen Adel ein, dessen Räubereien er unnachsichtlich verfolgte und durch Zerstörung der Schlösser und Hinrichtung der „Landbeschädiger" bestrafte. Den Streit mit Pommern suchte er zunächst auf dem Wege des Vergleichs zu erledigen, und erst als ihm dies trotz der Beihilfe des Kaisers nicht gelang, griff er behufs Verfechtung seiner Ansprüche zum Schwerte. Er drang siegreich in der Uckermark vor uttd zwang den Herzog Bogislaw zu einem Vertrage, in welchem derselbe die braudeuburgische öehns-choheit anerkannte und die Städte Vierraden, Löckenitz, Bernstein und Torgelow an den Kurfürsten abtrat. In einen anderen Krieg wurde Albrecht wegen des Herzogtums Glogau verwickelt, das er für feine Tochter Barbara, die Witwe des verstorbenen Fürsten, forderte, auf das indes der dem letzteren verwandte Herzog Hans von Sagan ein besseres Recht zu haben glaubte. Die Märker, vom Prinzen Johann

7. Neuzeit - S. 217

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 217 — dem er bereits wieberholt seine weiblichen Günstlinge gewechselt, vermählte er sich nach dem Tode seiner fürstlichen Gattin, einer Tochter Philipps Iv von Spanien, insgeheim mit Fran^oise b;Auf)igne, Witwe des Dichters Scarron, die er zur Marquise von Maintenon ernannte, und die den alternben König der Frömmelei in die Arme trieb. Auf ihre Veranlassung sowie ans die seines Beichtvaters La Chaise und seines Ministers Louvois entschloß er sich im Oktober 1685 zur Aushebung b es Ebiktes von Nantes und zur grausamen Verfolgung der Hugenotten, von benen eine große Zahl nach den benachbarten Länbern auswanberten. Weit fchäbticher aber noch als durch diese Härte, ja weit fchäbticher noch als durch seine unaufhörlichen Raubkriege wirkte Ludwig boch durch das Beispiel, das er mit seinem Willkürregiment den anderen Herrschern gab, und durch bcn von ihm großgezogenen Geist der Sittenlosigkeit, der Verschwenbung und der Mobesucht, welcher seuchenartig säst alle Völker und Höfe Europas ergriff. Auch Frankreich, das unter ihm äußerlich so hoch gestiegen, segnete das Anbenken des Königs nicht, es atmete vielmehr bei seinem Tode auf, und feine Leiche mußte sogar infolge der Schmähungen und Verwünschungen der Menge auf Nebenwegen zur Gruft gebracht werben. Von Ludwig Xiv erbte die Krone sein fünfjähriger Urenkel Ludwig Xv, für welchen der Herzog Philipp von 1715 Orleans die vormunbfchaftliche Regierung führte. Philipp bis überließ sich den schamlosesten Ausschweifungen, und fein nicht 1774 besser gearteter Günstling und Minister, der Sl'arbinal Dubois, bereitete den Staatsfinanzen die schwerste Schäbigung durch die nach dem Plane des Schotten Law errichtete schwinbelhaste Zettelbank. Als der Herzog starb, trat der Erzieher des jungen Königs, der Karbinal Fleury, an die Spitze der Geschäfte, die er zwanzig Jahre lang bis 1743 in umsichtiger und sparsamer Weise leitete. In diese Zeit fiel der politische Erbfolgekrieg, an welchem sich Frankreich für den früher entthronten und jetzt wieber gewählten Stanislaus Lesczinsky, den Schwiegervater Lubwigs Xv, beteiligte, und der bamit enbete, daß Stanislaus gegen Verzichtleiftung auf die Krone Polens für die Dauer feines Lebens das Herzogtum Lothringen erhielt, welches dann, später in eine französische Provinz verwandelt werben sollte. Nach Flenrys Tode gebachte Ludwig selbstänbig zu regieren, geriet aber bei seinem Hange zur Wollust und Genußsucht völlig unter die Herrschaft von Buhlerinnen, welche jebes Gefühl für Anftanb und Sitte ausrotteten und durch unsinnige Verschwenbung den Staat an den Raub des finanziellen Verderbens brachten. Die berüchtigste berfelben war

8. Altertum und Mittelalter - S. 184

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 184 — Jammer zu, bis er endlich noch vor erlangter Mannesreife ins Grab sank — der letzte Karolinger auf deutschem Boden. In Westfranken oder Frankreich schleppte das entartete Geschlecht Karls des Großen sein klägliches Dasein etwa acht Jahrzehnte länger hin. Anch hier löste sich die Gesamtmonarchie in viele einzelne Teile aus, von denen sich jeder seinen eigenen Herrn gab und in größerer oder geringerer Selbständigkeit zu behaupten wußte. So geschah es in Francien, in Aquitanien, in der Bretagne und in verschiedenen anderen Landschaften, so geschah es namentlich auch in Hochburgund (Frauche-Comtö und die westliche Schweiz), wo der Welfe Rudolf ein unabhängiges Königreich gründete. Auf den durch Karls des Dicken Absetzung erledigten Thron wurde zuerst der Graf Odo von Paris und dann der nachgeborene Sohn Ludwigs des Stammlers, Karl der Einfältige, gehoben. Aber weder dieser noch jener vermochte bei der'unbotmäßigkeit der Vasallen und bei der allgemeinen Verwirrung seiner Herrschaft froh zu werden, und um sich wenigstens vor den äußeren Feinden Ruhe zu verschaffen, überließ der letztere den unaufhörlich einfallenden Normannen das Land an der unteren Seine (die Nor-912 man die) und verlieh ihrem Führer Rolf, der in der Taufe den Namen Robert empfing, die erbliche Herzogswürde. Seine Krone konnte indes Karl dadurch nicht sichern, er verlor sie schon wenige Jahre später an den Herzog Robert von Francien, den Bruder Odos, und die Söhne und Enkel des Gestürzten, welche dieselbe zurückgewannen, hatten nicht minder unter der Ungunst des Geschickes und unter den Folgen ihrer eigenen Unfähigkeit zu leiden. So kam das Jahr 987 heran, in welchem der letzte karolingische Herrscher, 087 Ludwig V, starb und Hugo Capet, der Enkel des oben genannten Robert von Francien, den Thron bestieg, um ihn ohne Unterbrechung auf seine Nachkommen, die Capetinger, fortzuerben. Zwei noch lebende Sprößlinge des einst so ruhmreichen und doch so ruhmlos untergegangenen Hauses beschlossen ihre Tage im Kerker. § 88. Staat und Kirche in der Karolingerzeit. Wie im alten Germanien gab es auch im Frankenreiche Freie und Unfreie. Nur die ersteren konnten Grundeigentum erwerben und am Gerichte und an der Volksversammlung teilnehmen; sie waren zur Heeresfolge verpflichtet, zahlten aber keinerlei Steuern, außer einem freiwilligen jährlichen Geschenk an den König. Die Unfreien schieden sich in zwei Klassen, in die Leibeigenen, welche von ihren Herren verkauft oder getötet werden konnten, und in die Hörigen oder Zinsbauern, welche das fremde Feld gegen Abgaben und Dienste bestellten und

9. Altertum und Mittelalter - S. 274

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 274 — Reiches gebildeten Staaten von Epirus, Trapeznnt und Nieäa eine Stadt und eine Provinz nach der andern zurück, bis endlich Michael Paläologns von Nicäa auch das durch den unfähigen Balduin Ii schlecht verteidigte Constantinopel einnahm und damit dem lateinischen Kaisertum nach 57jährigem 1261 Bestehen den Untergang bereitete. Das Königreich Thessalonich war schon vorher erobert worden, und die übrigen Vasallenstaaten sahen sich bald von demselben Schicksal ereilt, so daß der durch die venetianischen Erwerbungen gesicherte und gesteigerte Handelsverkehr mit dem Osten die einzige dauernde Errungenschaft blieb, welche das Abendland aus dem ganzen Unternehmen davontrug. Durch die Ablenkung nach Constantinopel hatte der Kreuzzug Balduins von Flandern und Bonifacius von Montferrat seinen eigentlichen Zweck verfehlt, und das heilige Land mußte nach wie vor der wirksamen Hilfe aus Europa entbehren. Wohl fühlten sich fortwährend fromme Gemüter angetrieben, für die Befreiung des Grabes Christi ihre Kräfte einzusetzen; doch die geringen Scharen, welche ohne Plan und Führung auf die gefahrvolle Unternehmung auszogen, waren nicht vermögend, zur Wiedergewinnung Jerusalems etwas zu thun. Im Jahre 1212 verließen auf Anregung eines französischen Hirtenknaben, Namens Stephan , welcher himmlische Erscheinungen zu haben 1212 glaubte, auch viele Tausende von Kindern ans Frankreich und Deutschland ihr elterliches Haus, um nach Palästina zu wallfahren und die Stadt des Herrn den Saracenen zu entreißen. In verschiedenen Abteilungen begaben sie sich nach Südfrankreich und Italien, von wo sie die Seereise nach dem fernen Osten antreten wollten, fanden aber, ohne das Ziel ihrer Sehnsucht erreicht zu haben, mit wenigen Ausnahmen einen traurigen Untergang. Von den deutschen Pilgerknaben erlag eine große Anzahl schon diesseits der Alpen dem Mangel und der Ermattung, andere fielen jenseits derselben in die Hände lombardischer Räuber, und die übrigen mußten froh sein, wenn sie bei den Einwohnern als Dienstleute eine dürftige Unterkunft erhalten oder hungernd und bettelnd in die Heimat zurückkehren konnten. Noch schlimmer erging es der französischen - Kinderschar. deren Anführer Stephan auf einem mit Teppichen gezierten Wagen einherzog: habgierige Kaufleute nahmen sie in Marseille auf ihre Schiffe und brachten sie nach Ägypten, wo die Bedauernswerten sämmtlich als Sklaven verkauft wurden. Endlich gelang es Papst Honorins Iii, der sich unausgesetzt um das Zustandekommen eines größeren Kreuzzuges bemühte, den König Andreas von Ungarn, die Herzöge Leopold von Österreich und Otto von Meran, den Grafen

10. Altertum und Mittelalter - S. 237

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 237 — klärte ihn aller seiner Lehen verlustig. Die Vollstreckung des Spruches war freilich nicht leicht, doch die Fürsten standen ohne Ausnahme aus Seite des Kaisers, und so wurde Heinrich trotz der tapfersten Gegenwehr schließlich dermaßen in die Enge getrieben, daß er um Frieden bitten mußte. Zu Erfurt warf U8i er sich dem Hoheustaufeu zu Füßen, uiib dieser, gerührt über die Demütigung des stolzen Welfen, hob ihn auf und umarmte ihn mit Thränen in den Augen. Seine vorigen Würben aber gab er ihm nicht zurück, nur seine Familiengüter Braunschweig und Lüneburg wurden ihm belassen, wogegen er sich noch dazu verpflichten mußte, auf drei Jahre in die Verbannung zu gehen, die er bei seinem Schwiegervater, dem Könige von England, zubrachte. Sachsen erhielt Bernharb von Askanien, der Sohn Albrechts des Bären, und Baiern der Pfalzgraf Otto von Wittelsbach, der Stammvater des noch jetzt bort regieren den Königshauses. Beibe Herzogtümer verloren inbes beträchtlich an Umfang; Westfalen kam an das Erzbistum Köln, die Erzbischöfe von Magbeburg und Bremen und die Bischöfe von Paberborn, Hilbesheim und Halberstabt bürsten die ihnen ursprünglich gehörigen Besitzungen wieber einziehen, Lübeck, Hamburg und Bremen würden freie Reichs-stäbte, und Holstein und Oldenburg, Steiermark und Meran erlangten ihre Selbständigkeit. Mittlerweile ging der mit den Lombarden abgeschlossene Waffenstillstand seinem Ende entgegen, und da beide Teile lebhaft die Erhaltung des Friedens wünschten, fiel es_ nicht schwer, auf dem Reichstage zu Konstanz einen Ausgleich zu 1183 finden, der vom Kaiser wie von den Städten angenommen wurde. Die letzteren erhielten dadurch die beanspruchte eigene Verwaltung und Gerichtsbarkeit und die Befugnis, Bündnisse zu schließen, Mannschaften auszuheben und Festungswerke anzulegen; andererseits aber erkannten sie auch die Oberhoheit des Reiches an und verpflichteten sich, dem deutschen Herrscher auf besten Heerfahrten über die Alpen die übliche Beisteuer zu entrichten und für die nötigen Lebensrnittel zu sorgen. Diesen glücklichen Ausgang der langen und mancherlei Streitigkeiten verherrlichte Barbarossa im folgenben Jahre durch ein allgemeines Friebensfest zu Mainz, zu welchem außer den geistlichen und weltlichen Großen mehr als 40 000 ritterliche Männer und zahllose Leute ans dem Volke herbeiströmten. Noch in bemfelben Jahre trat er feinen sechsten Zug nach U8l Italien an, doch nicht um widerspenstige Städte zu züchtigen ober einen feinbfeligen Papst zu bemütigen, sonbern um seinen ältesten Sohn Heinrich mit Constantia, der Tante und einzigen Erbin des Königs Wilhelm von Neapel und
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