157
Huldigung zwang; er erwarb wieder den Kirchenstaat, der in schwäbische Reichslehen aufgeteilt war, und erhielt die Anerkennung des Lehnsrechtes von Apulien und Sizilien.
ad d): In Familien- und politischen Streitigkeiten der Fürsten trat Innocenz als Schiedsrichter auf. Im niederen Volke wirkten in seinem Interesse die von ihm bestätigten Bettelorden, der Dominikaner- oder Predigerund der Franziskanerorden.
ad e): Innocenz beauftragte den Dominikanerorden, für die Ausrottung der Albigenser zu wirken, die, von Petrus Waldus gestiftet, namentlich gegen das weltliche Besitztum und die äußere Ersd)einung der Kirche eiferten. Erst durch einen Kreuzzug und nad) einem greuelvollen Kriege mürbe die Irrlehre unterdrückt. — Das 4. Laterankonzil 1215 verschärfte die Verfolgungen der Häretiker und beauftragte die Bischöfe, für die Erforschung und Aufsuchung der Ketzer zu wirken. (Inquisitoren, Inquisition.) (Gregor Ix. gab 1229 bet kirchlichen Inquisition eine bestimmte Form.)
2. Der vierte Kreuzzug, 1202 — 1204. Auf die Anregung Innocenz' Iii. vereinigten sich französische Ritter zu einem neuen Kreuzzuge. In Venebig angekommen, bewogen sie gegen Versprechung bebeutenber Geld-snminen und unter der Bebingung, alle Eroberungen zwisd)en den Venetianern und Kreuzfahrern zu teilen, die junge Republik zur Teilnahme. Wegen Zahlungsunfähigkeit übernahmen die Kreuzfahrer zunächst im Dienste Vene-bigs die Eroberung von Zara und segelten dann nad) Konstantinopel, wohin sie von dem Prinzen Alexius Angelus, dem Sohne des entthronten Kaisers Isaak Angelus, zu Hilfe gerufen wurden. Konstantinopel wurde nad) der Flucht des Usurpators genommen. Das Volk war aber über die Bedingungen des mit den Kreuzfahrern geschlossenen Vertrags unzufrieden und wählte einen neuen Kaiser. Daher erstürmten diese zum zweitenmale Konstantinopel und gründeten das lateinische Kaisertum, 1204 — 61. Die Venetianer nahmen alle für den Handel mit der Levante wichtigen Küstenplätze für fid). Im Jahre 1261 stellte Mid)ael Paläologus, ein Abkömmling der alten Kaiserfamilie, das byzantinische Kaisertum wieder her.
V. Ariedrich Ii., 1215—1250. Er war in Bezug auf Begabung und Bildung der bedeutendste unter den Staufern. Eine glänzende Erziehung hatte ihn mit klassischer und arabischer Gelehrsamkeit bekannt gemacht und seinen Sinn zum Studium der Naturwissenschaften und zur Poesie angeregt. Von einer italienischen Mutter und einem früh gestorbenen deutschen Vater stammend, ward fein Herz aber den deutschen Interessen entfremdet. Friedrich Ii. war tüchtig als Feldherr, größer noch als Staatsmann.
1. Römerzug, 1220. Friedrich ließ zu Frankfurt feinen Sohn Heinrich zum deutschen Könige wählen und verlieh den geistlichen Fürsten fast völlige Landeshoheit, um unbehindert fein Interesse
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Extrahierte Personennamen: Innocenz Innocenz Innocenz Innocenz Petrus_Waldus Gregor_Ix Gregor Alexius_Angelus Isaak_Angelus Isaak Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich
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Extrahierte Personennamen: Dänemark August Katharina_I. Peters Peters Elisabeth Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Wilhelms_I. Friedrich Wilhelms_I. Friedrich Friedrich
125
herausgetragen; unter dem Schluchzen und Weinen der versammelten
Volksmenge empfieng der Kaiser den Segen und erwartete darauf
mit Ergebung seine letzte Stunde. Da trat plötzlich aus einer
Spalte der Felswand heraus ein Hirtenknabe, führte den Kaiser
durch die Spalte, die er zuvor nicht bemerkt hatte, hindurch, und
brachte ihn endlich wohlbehaltenen den Seinigen hinab, von denen
er mit Jubel empfangen wurde.
An Geschicklichkeit in ritterlichen Uebungen, wie an Gefühl für
ritterliche Ehre wich Max keinem seiner Zeitgenossen; aber eben so
sehr war er auch für Wissenschaften und Künste eingenommen. Er
verstand alle damals in Europa gewöhnlichen Sprachen und wußte
sich besonders im Lateinischen, Deutschen, Französischen, Italienischen,
Englischen und Böhmischen mit vieler Geläufigkeit auszudrücken.
Unter den Künsten liebte er vorzüglich Musik, Dichtkunst, Malerei
und Baukunst. Auch als Regent war er ungemein thätig. Er
schaffte das Faustrecht ab, theilte das deutsche Reich in 10 Kreise
und führte das Reichskammergericht ein, das unter feiner Regierung
allerdings wohlthätiger wirkte, als in späteren Jahren. Durch
seine eheliche Verbindung mit Maria, der Tochter Karls des Küh-
nen von Burgund, brachte er die reichen und betriebsamen Provin-
zen der Niederlande an sein Haus. Seinen Sohn Philipp ver-
band er mit der Erbprinzessin Johanna von Spanien, der Tochter
Ferdinands und Isabellens, wodurch in der Folge auch dieses
Land an Oesterreich kam. Auch Böhmen und Ungarn vereinigte
Maximilian mit seinen Erblanden, sowie das über 100 Jahre da-
von getrennt gewesene Tyrol. Mit Recht verdient er daher der
zweite Stifter des Hauses Oesterreich zu heißen; denn wie Ru-
dolph von Habs bürg, dem er überhaupt in Rücksicht auf Gut-
müthigkeit, Thätigkeit und Sorgfalt für das Wohl seiner Länder
glich, den ersten Grund zu der Macht dieses Hauses legte, so hat
Max dieselbe zu einer Hauptmacht Europas erhoben und verdient
daher den thatkräftigsten, einsichtsvollsten und tapfersten Regenten
aus dem österreichischen Kaiserhause beigezählt zu werden.
50 Deutsche Erfindungen.
Blicken wir auf die Völker aller Staaten Europas, fo finden
wir keine Nation, die sich in diesem Zeitraum so sehr gehoben hat,
als die deutsche. Künste und Wissenschaften waren in den letzten
Jahrhunderten bedeutend empor gekommen; die Städte waren reich,
darum entstanden prächtige Bauten, besonders jene herrlichen Tempel,
die wir noch jetzt als Meisterwerke deutscher Baukunst bewun-
dern, und welche sämmtlich im Mittelalter aufgeführt wurden. Die
Klöster pflegten die Mufik, Malerei und Bildhauerei, indem
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Extrahierte Personennamen: Max Max Maria Maria Karls Karls Philipp Philipp Johanna_von_Spanien Ferdinands Maximilian Maximilian Max Max
Extrahierte Ortsnamen: Europa Französischen Burgund Niederlande Ferdinands Oesterreich Ungarn Tyrol Oesterreich Europas Europas
146
desto tiefer werden die Töne. Durch die Kunst des Orgelbaues ist es aber gelun-
gen, dem Instrumente nicht bloß die größte Höhe und Tiefe, sondern in seinen Re-
gistern auch eine kleine Welt von mannigfaltigen Klängen zu geben; so wird die
Orgel, als das kräftigste und reichste Instrument, zum würdigsten Dolmetscher und
Begleiter der religiösen Gefühle der versammelten Gemeinde. Ihr stehen vor allem
die Saiteninstrumente gegenüber, die Geige mit dem seelenvollen Klange und das
Klavier, ein kleines Orchester unter den übrigen Instrumenten. Auch in den Blas.-
instrumenten wird der Ton theils durch die Lippen (wie bei der Trompete), theils
durch schwingende Platten im Instrumente selbst (wie bei der Klarinette und Mund-
harmonika) hervorgebracht. Höhere Bedeutung indeß, als alle Instrumente, hat die
menschliche Stimme. Das Werkzeug, welches diese Stimme erzeugt, der menschliche
Kehlkopf, ist ähnlich gebaut wie die Instrumente, welche durch schwingende Saiten
oder Metallplatten Töne hervorbringen. Zwei schmale Häute oder Bänder sind im
Kehlkopfe so ausgespannt, daß nur eine schmale Ritze zwischen ihnen übrig bleibt.
Werden diese Häute vom Stoße der ausgeathmeten Luft bewegt, so schwingen und
tönen sie. Je größer der Kehlkopf ist, desto länger werden seine tönenden Bänder,
und wie bei den Saiten wächst mit der Länge dieser Bänder die Tiefe des Tones.
Darum haben die Männer, bei denen der Kehlkopf großer ist, als bei Frauen und
Kindern, auch tiefere Stimmen als diese. Wie alle Töne, so wird auch die wohl-
gebildete Stimme des Menschen musikalisch und melodisch. Im Gesänge wird der
Mensch viel mehr durch seine innersten Gefühle geleitet, als im Spiele eines In-
strumentes; darum vermag auch kein Instrument die Tiefen der Seele so zu bewe-
gen, wie der melodische Ton der Menschenstimme.
Wie im Klange sich die eigenthümliche Natur jedes Körpers ausspricht, so ist
in noch höherem Sinne die menschliche Stimme der Ausdruck der eigensten Gefühle
und Gedanken. Als Sprache oder als Gesang verräth sie, was die Seele des
Menschen bewegt. Die Klänge der Geschöpfe find der einfache, nothwendige Aus-
druck ihrer Natur; aber der Ton der Menschenstimme verkündigt die freie Thätigkeit
eines geistigen Wesens. Selten freilich bedenkt der Mensch, daß ihm die Stimme
dazu gegeben ist, Gott als den Schöpfer und das Urbild seines Wesens zu verkün-
digen und zu preisen.
74. Fob -er Tonkunst.
Der schönsten und herrlichsten Gaben Gottes und der besten
Künste eine ist die Mustca, damit man viel Anfechtung und böse Ge-
danken vertreibt. Die Noten machen den Text lebendig; ste ver-
jagt den Geist der Traurigkeit, wie man am König Saul sieht.
Música ist das beste Labsal einem betrübten Menschen, dadurch
das Herz wieder zufrieden, erquickt und erfrischt wird; Música ist
eine halbe Lehr- und Zuchtmeisterin, so die Leute gelinder und sanft-
müthiger und vernünftiger macht. Die bösen Fiedler und Geiger
dienen dazu, daß wir sehen und hören, wie eine feine, gute Kunst
die Mustca sei; denn Weißes kann man besser erkennen, wenn man
Schwarzes dagegen hält.
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283
Er sprach: Sag an, mein Ritter werth,
Wer hat dich solche Streich gelehrt?
Der Held bedacht sich nicht zu lang:
Die Streiche sind bei uns im Schwang,
55 Sie sind bekannt im ganzen Reiche,
Man nennt sie halt nur Schwabenstreiche.
Uhland, t 1862.
147. Die Waldenser.
1. Aie wahre Kirche Christi kann nicht untergehen. Auch in den Jahr-
hunderten, wo man ganz vergessen zu haben schien, was wahres Christen-
thum ist, findet man da und dort deutliche Spuren von richtiger Erkennt-
niß der evangelischen Wahrheit, von demüthigem Glauben und heiligem
Leben. Ganz besonders zeigt sich dies an den Waldensern.
2. Gewöhnlich nimmt man an, daß sie ihren Namen von einem
gewissen Petrus Waldus haben, der im 12. Jahrhundert in Lyon, einer
bedeutenden Stadt im südlichen Frankreich, lebte. Er war ein reicher und
dabei gottesfürchtiger Kaufmann. Der plötzliche Tod eines Freundes hatte
ihn zu tieferem Nachdenken über sich selbst und seine eigene Seligkeit und
zur H. Schrift geführt. Er theilte sein Vermögen unter die Armen aus,
ließ einen Theil der Bibel und Stücke aus den Kirchenvätern (den Lehrern
der ältesten christlichen Kirche) in die französische Sprache übersetzen und ver-
breitete sie soviel als möglich unter dem Volke. Er selbst unterrichtete seine
Hausgenossen, seine Bekannten und allerlei arme Leute, welche ihn besuch-
ten, in der christlichen Lehre und ermahnte sie zur Gottseligkeit. Je tiefer
er in das Verständniß der H. Schrift eindrang, desto mehr erkannte er
den Verfall und die Irrthümer der katholischen Kirche, und er konnte
natürlich in seinen Vorträgen nicht davon schweigen. Eine Folge hievon
war, daß er vom Papst in den Bann gethan wurde. Waldus floh nun
von einem Ort zum andern, überall das Evangelium mit Segen ver-
kündigend.
3. Mit seiner Sache gieng es wie nach Apostelgesch. 8, 4. mit der er-
sten Christengemeine. Die Anhänger seiner Lehre wurden verfolgt; aber
die in dieser Verfolgung Zerstreuten trugen wie jene zur Zeit des Stepha-
nus den guten Samen des Evangeliums immer weiter. Bald zählte man
im südlichen Frankreich, in Italien, in der Schweiz, längs des ganzen
Rheinstromes, in Flandern, dann in Böhmen und Ungarn Tausende, die
keine andere Lehre wollten als die des lautern Wortes Gottes. „Wir glau-
den," sagten sie, „daß die H. Schrift alles enthält, was zu unserer
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Elisabeth. Maria Stuart. Melvil. Darnley. 105
zu und sagte endlich: sie hätte Anzüge aus allen Ländern. An dem folgenden Tage erschien sie bald in dieser, bald in jener ausländischen Tracht, und endlich fragte sie den Gesandten geradezu, in welchem Anzuge sie sich am besten ausnehme? „Im italienischen," antwortete der schlaue Hosmaun; denn er wußte, daß sie diesem vor allen den Vorzug gab, weil sie darin ihre fliegenden Locken zeigen konnte; und sie war auf ihre blonden, oder eigentlich röth-lichen Haare vorzüglich eitel. Nun legte sie ihm eine Menge Fragen vor: Welches ihm die beste Farbe von Haaren schiene? Ob die Haare seiner Königin oder die ihrigen schöner wären? Endlich fragte sie ihn sogar, welche von beiden überhaupt die Schönste wäre? Melvil lachte innerlich über diese Eitelkeit. Schnell faßte er sich aber und antwortete sehr klug: „Jhro Majestät sind die Schönste in England, und meine Königin in Schottland." Ferner fragte sie, welche von ihnen ant größten wäre? — „ Meine Königin," antwortete Melvil. — „O!" erwiederte Elisabeth, „dann ist sie zu groß; denn ich habe gerade die beste Größe." Da sie von ihm gehört hatte, daß Maria manchmal die Laute'spielte, auf welcher Elisabeth Meisterin zu sein glaubte, so befahl sie eines Tages einem ihrer Höflinge, er solle den Gesandten wie zufällig in ein Zimmer führen, wo er sie hören könnte. Melvil merkte die Absicht, und, seinem angenommenen Charakter treu, stürzte er, wie entzückt von den süßen Tönen, in das Zimmer der Königin, die sich zwar anfänglich unwillig stellte, aber doch nachher fragte, ob er sie ober Maria für eine größere Meisterin halte. Daß Melvil ihr den Vorzug gab, versteht sich von selbst; ttttb als er nach Schottland zurückkehrte, konnte er seiner Königin versichern, daß Elisabeth es nie mit ihr gut meinen würde uttb daß alle ihre Freunbschaftsversicherungen. nichts als Falschheit und Verstellung wären.
Bald sctnb sich auch eine Gelegenheit, die Wahrheit biefer Behauptung zu erfahren. Elisabeth schlug Maria vor, den Sohn des Grasen Lenox, Heinrich Darnley (sprich Därnli) zu hei-rathen. Lenox, von Geburt ein Schotte und ein Verwandter des Hauses Stuart, hatte seit lange in England gewohnt, wo auch fein Sohn geboren war. Das Alter und der Abel seiner Familie und der Wunsch der Elisabeth empfahlen bett Darnley vorzüglich, obgleich die Schotten, weil er katholisch war, die Verbinbnng nicht wünschten. Darnley war jetzt in feinem 20. Jahre, schön von Wuchs und Gesicht und von einnehntenbetn Betragen, so daß
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Extrahierte Personennamen: Elisabeth Maria_Stuart Maria Melvil Darnley Melvil Melvil Elisabeth Maria Maria Maria Maria Elisabeth Maria Maria Heinrich_Darnley Heinrich Lenox Darnley
Extrahierte Ortsnamen: England Schottland Schottland England
92
Neue Geschichte. 1. Periode. England.
Arges zu denken. Aber seine Augen wurden immer stierer, und als sie fort war, theilte er seine Endteckuug seinem Beichtvater mit, der ihn noch mehr aufbrachte und ihn bat, der Königin als Ketzerin den Proceß machen zu lassen; denn je höher sie stände, desto größeren Eindruck würde ihre Bestrafung machen. So wurde also der Proceß eingeleitet, ohne daß die Königin etwas ahnte. Zufälligerweise ließ der Kanzler das Papier, auf dem die Anklage stand, aus der Tasche fallen. Einer der Anhänger der Königin fand es und brachte es ihr, und nun sah sie, in welcher großen Gefahr sie schwebte. Aber als eine kluge Frau faßte sie sich bald. Sie ging zum Könige, setzte sich ruhig zu ihm und als er wieder auf seine theologischen Sätze das Gespräch brachte und sie um ihre Meinung fragte, antwortete sie: solche tiefe Untersuchungen paßten sich nicht für Weiber. Diese wären dazu da, den Männern zu gehorchen. Dem Manne käme es allein zu, die Grundsätze für die Frau zu wählen, und diese müßten in allen Dingen die Denkart ihres Mannes annehmen. Sie müsse das um so mehr, da sie so glücklich wäre, einen Mann zu besitzen, der im Stande wäre, Religionsvorschriften für ganze Nationen zu entwerfen. Je länger sie sprach, desto mehr klärte sich das Gesicht des Königs auf, und endlich rief er, indem er sie umarmte: „Nein, bei der heiligen Maria, du bist ein Doctor geworden, Käthchen, und bist geschickter, mich zu unterrichten, als ich dich!" Sie antwortete bescheiden, dies Lob käme ihr gar nicht zu. Sie habe wohl zuweilen gewagt, eine andere Meinung aufzustellen; das habe sie aber nur gethan, um mehr Leben in die Unterhaltung zu bringen und ihm Gelegenheit zu geben, sie zu belehren. „Ist das wirklich wahr, meine Liebe?" rief Heinrich. Nun da sind wir ja wieder vollkommen gute Freunde." Als nun beide in freundlichem Gespräche umhergingen, kam der Kanzler, rief den König bei Seite und brachte ihm die Nachricht, daß der Proceß eingeleitet sei. Aber er kam schlimm an. Der König nannte ihn einen Narren über den anderen, so daß der Mann ganz verwirrt davonschlich.
Heinrich starb endlich in demselben Jahre, da Franz I. starb (1547).
93. Johanna Gray. — Maria von England.
Heinrich Viii. und der Johanna Seymour Sohn, Eduard Vi. (1547—53), wurde nun König, ein erst zehnjähriger, gutgearteter
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Extrahierte Personennamen: Maria Maria Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Franz_I. Johanna_Gray Maria_von_England Maria Heinrich_Viii Heinrich Johanna_Seymour_Sohn Eduard_Vi Eduard
Johann a Gray's Tod.
95
Sohn. Die Verwandtschaft mit ihm, die Gleichheit des Glaubens, seine vornehme Geburt und seine Jugend (er war erst 26 Jahr, sie schon 38 alt) empfahlen ihn vorzüglich. Ganz England war über diese Heirath aufgebracht; man fürchtete den Stolz und die Grausamkeit des heimtückischen Philipp.
Diese Stimmung benutzten Suffolk und noch andere ehrgeizige Männer, einen Aufruhr zu erregen, aber nur zu ihrem und der armen Johanna Unglück; denn Maria unterdrückte die Unruhen schnell, Suffolk und die anderen wurden hingerichtet und nun auch der Johanna und ihres Mannes Tod beschlossen, so unschuldig beide auch an der Unternehmung ihres Vaters waren. Johanna wird uns von allen Geschichtschreibern als ein Ideal weiblicher Schönheit, fleckenloser Tugend und einer ganz seltenen Geistesbildung geschildert. Ihr Unterricht war freilich ganz anders gewesen, als er bei den Töchtern der gebildeten Stände unserer Zeit ist. Die Lehrer waren gelehrte Geistliche, welche auch die Mädchen, welche man ihnen zum Unterrichte übergab, in fremden Sprachen, besonders in der lateinischen und griechischen, unterwiesen. Das war freilich eine sehr verkehrte Art; indessen hatte doch diese Bildung dem Geiste der guten Johanna schon in ihrer frühen Jugend eine gewisse Reife verschafft, so daß sie frühzeitig etwas viel Höheres kennen lernte, als den Glanz ihrer Krone, und daß ihr das Leben in der Wissenschaft viel wünschenswerter schien, als die gefahrvolle Höhe eines Thrones.
Johanna's hohe Bildung bewährte sich herrlich in den letzten Tagen und Stunden ihres Lebens. Sie saß mit ihrem Manne im Tower gefangen. Was aus ihr werden sollte, blieb ihr zwar noch dunkel, aber sie suchte und fand Trost und Beruhigung in den Wissenschaften, vorzüglich aber in der Religion, an welcher sie mit ganzer Seele hing. Sie empfing die Nachricht von ihrer Verurteilung mit großer Ruhe und beklagte mehr als sich ihren jungen Gatten und besonders ihren Vater, den der Vorwurs peinigen mußte, seine Tochter aufgeopfert zu haben. Maria hoffte, sie wenigstens im Angesichte des Todes zu der römischen Kirche herüberzuziehen, und schickte einen gelehrten und feingebildeten Geistlichen zu ihr. Sie empfing ihn mit einer Milde und Zartheit, die ihn selbst tief bewegte. Mit ihm über Religion zu streiten, vermied sie. Sie habe, sagte sie, die wenigen übrigen Stunden nöthig, sich zu sammeln und auf den wichtigen Schritt vorzubereiten. Er glaubte in diesen Worten ihren Wunsch zu erkennen, daß die Hinrichtung
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Extrahierte Personennamen: Johann_a Johann Philipp Philipp Johanna_Unglück Maria Maria Johanna Johanna Johanna Maria
112
Neue Geschichte. 1. Periode. England.
Ein Eilbote ward nach London abgefertigt, für die hilfesuchende Königin Schutz zu erflehen (1568).
Hätte Elisabeth den ersten Regungen des Mitleidens folgen dürfen, so hätte Maria ohne Zweifel sogleich die Erlaubniß, nach London zu kommen, erhalten. Allein ihre Minister, besonders Eecil, riechen ihr, sich nicht zu viel mit ihr zu schaffen zu machen, um es nicht mit den Schotten zu verderben. Elisabeth folgte diesem Rathe und ließ ihr sagen, sie bedauerte sie zwar sehr, könne ihr aber für jetzt nicht erlauben, nach London zu kommen; erst müsse . sie sich von dem Verdachte, an der Ermordung Darnley's Antheil genommen zu haben, reinigen. Das hatte Maria nicht erwartet. Nach der ersten Bestürzung weinte sie bitterlich. Gern — sprach sie — wolle sie ihre Sache der Entscheidung einer so gütigen Freundin unterwerfen. Elisabeth setzte sogleich in York unter dem Vorsitz des Herzogs von Norfolk ein Gericht nieder, vor welchem der Graf Murray und die Abgeordneten Maria's erschienen. Murray klagte Maria der Milwissenschaft an Darnley's Ermordung an, und legte Briefe vor, welche sie in jener Zeit an Bothwell geschrieben habe und aus denen ihre Schuld hervorginge. Ihr Benehmen zeigte, daß ihr Gewissen nicht rein war. Sie leugnete die Echtheit der Briefe ab und erklärte sogleich, daß sie sich auf keine weitere Erklärung einlassen würde, wohl aber sich mit den Schotten zu vergleichen wünsche. Murray.versicherte eidlich, daß die Briefe echt wären, und 20 Lords, unter denen selbst einige Freunde Maria's waren, erklärten, daß sie Maria's Handschrift erkennten. Als diese nun fortfuhr, ihre Unschuld zu behaupten, ohne doch Beweise dafür beibringen zu können, und ihre Bitten um eine Zusammenkunft mit Elisabeth wiederholte, so antwortete ihr diese: sie könne nicht eher darein willigen, bis sich Maria gerechtfertigt habe; aber die Briefe sollten ihr vorgelegt werden, wenn sie verspreche, ohne Winkelzüge zu antworten, und auf jede Unterstützung verzichte in dem Falle, daß aus der Untersuchung ihre Unschuld nicht vollständig hervorginge. Statt nun umständlich zu antworten, fuhr Maria fort, ausweichende Antworten zu geben, und beschuldigte Elisabeth der Parteilichkeit, so daß man wohl erkannte, die Briefe seien echt, und Maria scheue eine Untersuchung, die zuletzt ihre Mitschuld an den Tag gebracht haben würde.
Daß die traurige Lage Maria's bei vielen Mitleid erregte, war natürlich. Jener Herzog von Norfolk (sprich Norfock), ein Katholik, beschloß sie zu retten und sie dann zu heirathen. Er
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Extrahierte Personennamen: Elisabeth Maria Maria Elisabeth Maria Maria Elisabeth Murray Murray Maria Maria Maria Maria Maria Maria Maria Maria
Extrahierte Ortsnamen: England London London London Norfolk Norfolk
Cola di Rienzi.
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Wäscherin. Er hatte sich von Jugend auf mit den Wissenschaften beschäftigt, die Werke der Alten gelesen und war, umgeben von den Ueberresteu altrömischer Denkmäler, von Bewunderung für die römische Vorzeit erfüllt. Gerührt durch den Anblick der traurigen Lage Roms, um das sich weder der Papst, der seit 1309 in Avignon im südlichen Frankreich residirte, noch der Kaiser in Prag bekümmerte, und das innern Parteiungen preisgegeben war, ergriff er mit Begeisterung die Idee, Rom seine alte Größe wiederzugeben und es wieder zum Haupte der Christenheit zu machen. Er bedachte nicht, daß jede Zeit ihre eigenen Verfassungen verlangt, und daß ein längst abgestorbener Staatskörper nicht wieder belebt werden könne. Der damalige Zustand Roms war in der That betrübend. Die römischen Barone hatten alle Schlösser der Umgegend und ihre Paläste in der Stadt in Festungen verwandelt, selbst die Ruinen befestigt und Soldaten hineingelegt, die, Räubern gleich, die friedlichen Bürger überfielen, beraubten und ihre Beute in ihren Festen verbargen. Die Regierung führte dem Namen nach ein vom Papste ernannter Senator, der aber vor den Gewaltthätigkeiten der Großen, die zu seiner Partei gehörten, die Augen schloß und dessen Gewalt von seinen Gegnern nicht anerkannt wurde. Die Edelu theilten sich in die beiden Parteien Orsina und Colonna, die unaufhörlich gerüstet und feindlich einander gegenüberstanden. Diesem unglücklichen Zustande glaubte Cola ein Ende machen zu können; es schmeichelte dem eiteln Manne der Gedanke, in die Fußstapfen der Gracchen zu treten. Während er mit diesem Gedanken umging, hatte er die Freude, mit dem Dichter Petrarca zugleich als Gesandter nach Avignon geschickt zu werden, um den Papst (Clemens Vi.) zu bitten, nach Rom zurückzukehren. Zwar hatte diese Gesandtschaft keinen Erfolg; jedoch hörte der Papst mit Wohlgefallen die Beredsamkeit Cola's an und ernannte ihn zum Notar der apostolischen Kammer in Rom. Dies Amt verwaltete er mit der größten Redlichkeit; vergebens suchte er seine Amtsgenossen zu bewegen, dasselbe zu thun; aber eben die Bestechlichkeit, der alle Beamte damals zugänglich waren, bestärkte seinen Vorsatz, der Gesetzlosigkeit durch eine neue Verfassung ein Ende zu machen.
Um das Volk für seinen Plan vorzubereiten, stellte er 1347 auf dem Capitol ein großes Gemälde auf. Man sah darauf ein Schiff, das ohne Steuer und Segel auf tobendem Meere umhertrieb, in Gefahr von den Wellen verschlungen zu werden. Aus
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