Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 155

1888 - Habelschwerdt : Franke
155 sinn und der Bildnngstrieb dieses Geschlechts; doch fehlt ihm die edle Gesinnung des Vaters. 1. Aussöhnung mit Heinrich dem Löwen. Derselbe war aus England, wohin er verbannt worden war, zurückgekehrt und hatte sich an die Spitze der Fürsten gestellt, die sich gegen Heinrich Vi. zu Anfang seiner Regierung erhoben. Da der Kaiser seine Kräfte für Italien brauchte, schloß er mit Heinrich dem Löwen einen Vertrag, der später zur Aussöhnung mit den Welfen führte. Heinrich der Löwe starb nach einen: ruhigen Lebensabend 1195. 2. Züge nach Italien. Nach den: Tode des Königs von Apulien und Sizilien erhob Heinrich Vi. Ansprüche auf das Erbe seiner Gemahlin. Aber die Normannen wählten einen unechten Nachkommen des Königsstammes. Der Kaiser mußte wegen Krankheiten in seinem Heere umkehren, rüstete aber von dem Lösegelde Richard Löwenherz' einen neuen Feldzug, auf dem er Italien eroberte. Eine Verschwörung der normannischen Großen rächte er durch grausame Hinrichtungen. 3. Versuch, ein Erdreich herzustellen. Nach der Rückkehr trat Heinrich mit dem Plane einer Verfassungsänderung vor: Deutschland sollte aus einem Wahlreiche eine Erbmonarchie werden. Der Kaiser bot den Fürsten dafür manche Vorteile, aber der Plan scheiterte, namentlich an dem Widersprüche der geistlichen Fürsten. 4. Resultat seiner Regierung. Heinrich Vi. behauptete fast eine Weltherrschaft. Für die Freilassung Richards erhielt er die Lehnsherrlichkeit über England; das oströmische Reich, Nordafrika, Cypern, ja Armenien zahlten ihm Tribut. Schon war sein Plan, das griechische Reich zu erobern, da ereilte ihn der Tod. Iv. Mikipp von Schwaben, 1198-1208, und Htto Iv., 111)8—1215. 1. Der Thronstreit. Da der Sohn Heinrichs Vi. bei dessen Tode erst 3 Jahre alt war, so wählte die hohenstanfische Partei Heinrichs Bruder, Philipp von Schwaben, zum Kaiser. Die Gegenpartei aber, mit dem mächtigen Erzbischöfe von Köln an der Spitze, erhob Otto Iv., einen Sohn Heinrichs des Löwen,

2. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 435

1904 - Habelschwerdt : Franke
435 uerte sich in wiederholten Aufstnden. Die Nachricht von den Freiheitskmpfen in Amerika und die franzsische Revolution veranlaten neue Bewegungen, welche die Regierung 1801 durch eine Verschmelzung des irischen Parlaments mit dem englischen niederzuhalten versuchte. O'counell (o-knnel), der mutige Fhrer der Iren, setzte es durch, da das englische Parlament die von Pitt versprochene politische Selbstndigkeit der Katholiken zum Gesetz erhob. Einige Jahre spter wurde der Kirchenzehute abgelst, den die katholische Bevlkerung Irlands an die protestantische Kirche zu zahlen hatte. Da aber die Lage der armen irischen Pchter immer noch sehr traurig war, beruhigte sich das Land nicht. Neben der gemigten Partei O'connells entstand nach der franzsischen Februarrevolution die revolutionre irische Liga". Diese trat mit dem Geheimbunde der Ferner" in Verbindung, der sich von Amerika, wohin sehr viele Iren ausgewandert waren, nach Irland verbreitet und die gewaltsame Losreiung Irlands von England zum Ziele hatte. Nach der Unterdrckung der Ferner traten die irischen Mitglieder des Parlaments zu einer besonderen Partei zusammen, deren Ziel Homerule" (hohmruhl, von home = Haus, Heimat und rule Herrschaft), d. h. die Selbstregierung Jrlauds durch ein eigenes Parlament und ein diesem verantwortliches Ministerium ist. Der Knigin Viktoria, die 1901 starb, folgte ihr Sohn Eduard Vii. 5. sterreich. Nachdem im Jahre 1867 zwischen sterreich, das der unglckliche Krieg mit Preußen schwer erschttert hatte, und dem nach Selbstndigkeit strebenden Ungarn ein Ausgleich" zustande gekommen war (S. 410), fhrt das Reich den Namen sterreichisch- Ungarische Monarchie". Da auch die anderen Volksstmme des Reiches, besonders die Tschechen, nationale Selbstndigkeit fordern, vermag sterreich-Ungarn innerlich nicht zur Ruhe zu kommen. Nach dem rnsfisch-trkischen Kriege nahm sterreich-Ungarn Bosnien und die Herzegowina in Verwaltung (1878), doch forderte die Besetzung des Landes schwere Opfer. Im Jahre 1879 schlo sterreich-Ungarn mit dem Deutschen Reiche ein Schutz- und Trutzbndnis, dem 1883 Italien beitrat (Dreibund). Seit dem Tode des Kronprinzen Rudolf (1889) ist Franz Ferdinand, der Neffe des Kaisers, der mutmaliche Thronfolger. Die Gemahlin Franz Josephs I., die Kaiserin Elisabeth, wurde im Jahre 1898 von einem italienischen Anarchisten in Genf ermordet. 6. Rußland und die orientalische Frage. a. Kukan. Der Zar Alexander Ii., 18551881, hotte sich nach Beendigung des Krimkrieges bemht, wieder freundschaftliche Beziehungen mit den brigen Mchten herbeizufhren, um im 28*

3. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 418

1913 - Wittenberg : Herrosé
418 Dieser Aufruf sprach nur aus. was alle mehr oder weniger gefühlt hatten. Sogleich gab das weibliche Geschlecht alles her. worauf es sonst hohen Wert legt: jede Art von Schmuck, jedes Kleinod, jedes Ersparte. Witwen gaben einen Teil ihrer dürftigen Pension her. die Ärmste doch noch irgend etwas, die meisten ihre Arbeitskräfte. Auch die dienende Klasse blieb nicht zurück. Ein glänzendes Beispiel gab in der Nähe von Breslau ein junges Mädchen. Ferdinande von Schmettau. Der Vater. Oberst außer Dienst, lebte mit 11 Kindern von 600 Taler Pension in Bergel nahe bei Ohlau in bedrängten Umständen. Als nun die öffentliche Aufforderung kam, opferte der Vater seine aufbewahrte Staatsschabracke. Mutter und Schwester gaben ihre Ringe und kleinen Schmucksachen. Ferdinande, damals 16 Jahr alt. hatte gar nichts zu geben und war darüber untröstlich. Sie sann nach. was sie darbringen könnte. Sie war im Besitze eines reichen, schönen Haares, das man ihr oft hatte abkaufen wollen: sie opferte es, um das gelöste Geld den Freiwilligen zukommen zu lassen. Ihr edler Zweck wurde vollkommen erreicht: denn diese schöne Tat blieb nicht verschwiegen. Es erstand jemand das verkaufte Haar und ließ daraus allerlei Zierat, Ringe. Ketten usw. an- fertigen. nach denen der Begehr so groß war. daß durch den Ver- kauf derselben vier Freiwillige eingekleidet und überhaupt nicht weniger als 1200 Taler gelöst wurden. Goldene Trauringe wurden aus allen Gegenden des Landes zu mehreren Tausenden dargebracht. Es war die Veranstaltung getroffen, daß man dafür eiserne Ringe mit dem Bilde der Königin Luise und der Inschrift: „Gold gab ich für Eisen" zurück- erhielt. Frauen und Mädchen aus allen Ständen, selbst aus den höchsten, nähten Kleidungsstücke, wie Mäntel. Hosen und Hemden, zupften Wundfäden und strickten mit Emsigkeit für die Frei- willigen. und nicht wenige waren es. die. nicht imstande wie andre. Geld und Kleinodien darzubringen, auf solche Weise dem Vater- lande den innigsten Tribut zollten. Das weibliche Geschlecht war von einem Feuer für die Sache des Vaterlandes entbrannt, dem an Glanz und Gut kaum etwas gleichkommt, was irgend die Ge- schichte berichtet. Selbst das schwerste Opfer, das der Kampf für das Vaterland fordern kann, brachte man in jenen großen Tagen leichter als zu andrer Zeit. Deutsche Frauen fühlten und dachten damals wie jene heldenmütigen Mütter des Altertums, welche die Nachricht von einer verlorenen Schlacht schmerzlicher traf als der Tod ihrer Söhne. Als ein Lützower Jäger im Sommer 1813 von Berlin nach Perleberg kam, fand er in dem Orte Kletzke die Wirtin in Trauer. Sie machte sich schweigend um den East zu tun und sagte endlich, mit der Hand nach der Erde weisend: „Ich habe auch einen dort unten: aber die Peters hat zwei." Sie fühlte das bessere Recht der Nachbarin. Nach Heinrich Beihke und Gustav Freytag.

4. Staats- und Bürgerkunde - S. 262

1910 - Wittenberg : Herrosé
262 so betragen die Gerichtskosten 940 Mk. zuzüglich der Auslagen des Gerichts im Anschlag von 60 Mk. Dazu kämen Gebühren des Ver- walters und der Eläubigerausschußmitglieder. Prozeßkosten. Ge- hälter. Mieten usw., mit 9000 Mk. Daher ist anzunehmen, daß bei günstiger Abwicklung die bevorrechtigten Gläubiger ganz be- friedigt werden, diejenigen ohne Vorrecht erhalten jedenfalls nichts. An der Sache ändert es auch nichts, daß Jakob die Nutz- nießung hat an den 50 000 Mk. des überlebenden Zwillings. Die Nutznießung als solche gehört nicht zur Konkursmasse. Der Ertrag gehört zur Masse, soweit er am 20. September vorhanden war. Nun wird ein Nachlaßvfleger ernannt, der die Rechte des un- bekannten Erben des verstorbenen Zwillings wegen der an sich dem Jakob zufallenden Hälfte wahren soll. Dieser Nachlaßpfleger meldet ebenfalls die 25 000 Mk. mit Vorrecht an. Der Verwalter bespricht mit dem Eläubigerausschuß die Lage: sie kommen zum Ergebnis, daß gegen das Vorrecht des über- lebenden Zwillings sich nichts einwenden lasse, und auch wegen der 25 000 Mk., welche der Nachlaßpfleger angemeldet hat, halten sie ein Bestreiten für wenig erfolgreich. Dem Anspruch der Frau Jakob gegenüber könnte vielleicht eine Aufrechnung versucht werden, da dem Ausschuß Gerüchte zu Ohren kamen, wonach Frau Jakob am 15. September für 16 000 Mark Wertpapiere weggenommen habe, deren Verbleib nicht auf- geklärt ist. Eine Hierwegen gegen Frau Jakob wegen Verbrechens gegen K.o. schwebende Untersuchung hat bis jetzt nichts Wesent- liches ergeben. Der Verwalter beschließt, bei Frau Jakob und den Pflegern zur Vermeidung der sehr erheblichen Kosten der Durchführung des Verfahrens einen Zwangsvergletch anzuregen. Die Forderungen der Konkursgläubiger einschließlich der Ausfallforderungen der Pfand- und Hypothekengläubiger werden etwa 60 000 Mk. be- tragen. Da von verschiedenen Seiten dem Jakob, welcher auch wegen Verbrechens gegen das Vankdepotgesetz in Untersuchung ist, ein unredliches Verhalten vorgeworfen wird, so empfiehlt es sich, diesen Gläubigern 20 % zu bieten, wozu 12 000 Mk. etwa erforder- lich wären. Frau Jakob erklärt, daß sie außerdem für den Fall der Annahme des Zwangsvergleichs 3000 Mk. für die Kosten des Verfahrens zahlen wolle. Die Familie des Jakob hat ein Interesse am Zwangsvergleich, weil dadurch die Forderungen gegen Jakob endgültig beseitigt werden, während bei ordnungs- gemäßer Abwicklung des Verfahrens jederzeit wegen des nicht ge- tilgten Teils der Forderungen gegen Jakob vorgegangen werden kann. Der Nachlaßpfleger bedarf zu den diesbezüglichen Schritten der Genehmigung des N a ch l a ß g e r i ch t s . der Pfleger der Tochter derjenigen des Vormundschaftsgerichts. Es wird nun folgender Zwangsvergleichsvorfchlag von den Pflegern und Frau Jnkob zugleich beim Verwalter und beim Amtsgericht eingereicht:

5. Staats- und Bürgerkunde - S. 264

1910 - Wittenberg : Herrosé
264 und der Verwalter beantragt beim Gläubigerausschuß die Ge- nehmigung zur Vornahme einer Abschlagsverteilung. Der Ausschuß versagt diese Genehmigung, wonach der Verwalter, ohne sich die Umstünde und Kosten einer Verteilung zu machen, die vorhandenen 20 000 Mk. an die bevorrechtigten Gläubiger aus- zahlen kann. Frau Jakob hat inzwischen auf Feststellung ihrer bestrit- tenen Forderung von 25 000 Mk. geklagt. Für die der Frau Jakob vorgehenden Forderungen einschließlich öffentlicher Abgaben usw. sind 5000 Mk. erforderlich. Die bevorrechtigten Gläubiger er- halten also 15%; der auf Frau Jakob entfallende Anteil wird nicht ausgeschüttet, sondern zurückbehalten. Die nicht bevorrech- tigten Konkursgläubiger, deren Forderungen bestritten sind, sehen vorläufig von der Erhebung von Feststellungsklagen ab. weil sie annehmen, daß für sie so gut wie nichts übrigbleibt. Der Ver- walter beschäftigt sich nunmehr mit der Verwertung der Aktiv- masse. Jakob hat endgültig die Erbschaft ausgeschlagen; der An- teil fällt daher der minderjährigen Schwester zu. Die Aufgabe des Nachlaßpflegers ist erledigt. Frau Jakob unterliegt im Pro- zesse mit 15 000 Mk.. von der bevorrechtigten Forderung werden ihr nur 10 000 Mk. zugesprochen. Sie erhält also von den früher für sie zurückbehaltenen 3750 Mk. nur 1500 Mk. Die übrigen 2250 Mk. werden für eine weitere Verteilung frei. Es kommen hierbei 75 000 Mk. der Tochter und 10 000 Mk. der Frau Jakob in Betracht, daher erhält die Tochter 1985,47 Mk., Frau Jakob 264,60 Mk. Endlich gelingt es, über den noch ungedeckten Betrag der bevorrechtigten Forderungen hinaus weitere 20 000 Mk. zu er- halten. Es bleiben in der Masse außerdem noch eine Reihe augen- blicklich nicht verwertbarer Forderungen. Verwalter und Eläu- bigerausschuß beschließen daher, die Masse auszuschütten. Das Ge- richt genehmigt den Beschluß. Zunächst müssen die Masseschulden und die Massekosten fest- gestellt und berichtigt werden. Was Gläubigerausschuß und Ver- walter aus der Masse für ihre Bemühungen erhalten, bestimmt das Konkursgericht. Diese Festsetzung muß der endgültigen Auf- stellung der Schlußrechnung des Verwalters vorausgehen. Zur Abnahme dieser Rechnung und zur Prüfung des Verzeichnisses der bei der Schlußverteilung zu berücksichtigenden Gläubiger — Schluß- verzeichnis — bestimmt das Gericht einen durch Zeitungen be- kanntzumachenden' Termin. Jeder einzelne Gläubiger ist nun- mehr veranlaßt, das Verzeichnis daraufhin anzusehen, ob seine Forderung nach den in der Tabelle anerkannten oder zum Gegen- stand von Feststellungsklagen gemachten Beträgen richtig eingesetzt ist. Daraus ergibt sich, daß vor Beendigung der Feststellungs- prozesse die Schluß Verteilung, welche andererseits die Ver- wertung der Masse, also die Beendigung der Betreibung aller Masseansprllche voraussetzt, nicht stattfinden kann; außerdem wür- den weiter auflaufende Prozeßkosten Masseschukden sein, und die

6. Kaiser Friedrich III. - S. 24

1888 - Wittenberg : Herrosé
24 forcejagden, Truppenmanöver wechselten miteinander ab, was aber den Prinzen nicht abhielt, die reichen Kunstschätze auch dieser Stadt in Augenschein zu nehmen. Die Kaiserin Eugenie sagte damals zu einem ihrer Ver- trauten: „Der Prinz ist ein großer, schöner Mann, fast einen Kopf größer als der Kaiser (Napoleon), schlank, blond, mit stroh- farbenem Schnurrbart, ein echter Germane, von ritterlicher Höflichkeit. Sein Begleiter, ein Graf Moltke, ist ein wortkarger Herr, aber nichts weniger als ein Träumer, immer gespannt und spannend; er überrascht durch die treffendsten Bemerkungen. Es ist eine Achtung gebietende Rasse, diese Deutschen. Der Kaiser sagt: Die Rasse hat eine Zukunft. Ach was, so weit sind wir noch nicht!" Nein, ganz so weit war's noch nicht! Aber doch waren die Schwerter vielleicht schon geschmiedet zum Waffentanz von Wörth und Weißenburg, von Sedan und Paris. Unser Held sah die Kaiserin nach 1856 noch einmal gelegentlich der Weltausstellung in Paris, dann bei der Eröffnung des Suezkanals; als er aber 1870 nach Paris kam, war sie bereits geflohen, und Napoleon saß wohlgeborgen im Schlosse Wilhelmshöhe bei Kassel. Für die nächsten Jahre mußten größere Reisen unterbleiben. Es erfolgte die Vermählung des Prinzen Friedrich, dann die Thronbesteigung seines Vaters und darauf der schleswig-hol- steinsche und deutsch-österreichische Krieg. Nach 1866 aber, sobald der Friede hergestellt war, erwachte die alte Wanderlust beim Kronprinzen von neuem. Nach kleineren Reisen im Jnlande begab er sich 1868 zunächst nach Italien, um dort der Ver- mählung des Kronprinzen Humbert beizuwohnen. Sein Empfang dort war ein so großartiger, wie bisher noch nirgend. Italien verdankte Preußen die Erwerbung von Venedig im Jahre 1866; beide waren Bundesgenossen gewesen, und der Kronprinz Friedrich Wilhelm hatte sich in diesem Feldzuge einen ruhmreichen Namen erworben. Seine Reise in Italien nach Turin und Florenz glich deshalb einem Triumphzuge. Leider mußte er sehr schnell zurück- kehren nach Berlin, da ihn dorthin wichtige Geschäfte riefen. Der Sommer dieses Jahres aber brachte noch mancherlei Ab- wechselungen, besonders die Reisen nach Worms zur Enthüllung des Lutherdenkmals und nach Bonn zur Jubelfeier der Universität.

7. Kaiser Friedrich III. - S. 79

1888 - Wittenberg : Herrosé
79 grüßung hatte sich am Bahnhöfe eine große Menschenmenge ein- gefunden. Da der Kronprinz eigene Wagen nicht mitführte, so hatte die Kaiserliche Postverwaltung in Schlangenbad zwei Wagen gesandt, und zwar eine große Postkutsche mit erhöhtem Bocksitze und einen gewöhnlichen Mietwagen. Das erstere, zur Aufnahme des Kronprinzen bestimmte Gefährt wurde von einem Postillon in Galauniform voni hohen Sitze herab gelenkt, während das zweite ein bescheidener Postknecht führte. Bon der harrenden Menge stürmisch begrüßt, war der Kronprinz soeben dem Zuge entstiegen und begab sich, vom Staatsminister von Stosch geleitet, zu dem für ihn bestimmten Postgalawagen mit dem erhöhten Postillon. Im Begriffe, einzusteigen, wandte sich der Kronprinz zu Herrn von Stosch mit den Worten: „Wir wollen in den zweiten Wagen einsteigen; der Erhöhte da benimmt uns am Ende die herrliche Aussicht." Alsbald stieg er mit dem Minister in den bescheidenen Mietwagen. Unser Postillon vom hohen Bocksitze wandte seinen Blick enttäuscht und wehmütig nach dem bevor- zugten Postknechte, welcher ihn um die Ehre gebracht hatte, unsern Kronprinzen zu fahren, und vielleicht auch um sein Trinkgeld. Der Kronprinz aber, welchem dieser traurige Blick nicht entgangen war, rief dem Postillon treuherzig zu: „Freund, beruhige dich nur, du sollst mich zurückfahren und erhälst dann doch dein Trinkgeld!"

8. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 391

1910 - Wittenberg : Herrosé
391 Xiii. Vaterland und Volkstum. facher Anfeindung mußte er wieder aufhören, da seine Mittel erschöpft waren. Nur in langen Pausen gelang es ihm, Mittel zu gewinnen und sein Werk fortzusetzen. Erst der große Krieg voll 1870/71 belebte aufs neue kräftig das patriotische Empfinden, und war auch seinem Werke günstig. Der Reichstag bewilligte 10000, und Kaiser Wilhelm schenkte 9000 Taler, nachdem er schon früher 2000 Taler beigesteuert hatte. Endlich nach 37jährigem Ringeil war Ernst von Bändel am Ziel. 1875, acht Jahre vor Einweihung des Niederwalddenkmals, wurde das Riesenwerk im Beisein des Kaisers, des Kronprinzen, vieler Fürstlichkeiten und einer großen Volksmenge enthüllt. Es war ein Das Kriegerdenkmal auf dem Kyffhäuser. hoher Ehrentag für den Meister, der über seiner Arbeit zum Greise geworden war. Tränendeil Auges schaute er auf die große festliche Schar, die aus allen Teilen des Vaterlandes gekommen war, ihn und sein Werk zu feiern. Der Kaiser verlieh ihm einen hohen Ordeil uild eine Ehrengabe von 4000 Mk. jährlich. Aber scholl im folgenden Jahre schloß der tatkräftige, uneigennützige Mann die Augen. Das Denkmal hatte 90 000 Taler gekostet, dazu hatte Bändel selbst 40 000 Taler beigesteuert, sein gallzes Vermögen. — Das Denkmal Hermanns ist durch seine Baugeschichte zugleich ein Denkmal deutschen Opfermutes und deutscher Zähigkeit. 3. Das Kriegerdenkmal ans dem Kyffhäuser. Ein duftiger Sagenschleier weht uni den Kyfshäuserberg. In seiner Tiefe soll

9. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 31

1910 - Wittenberg : Herrosé
I. Der Bauernstand sonst und setzt. 31 richtet und erzogen. Die Königin Luise war so entzückt über die Er- ziehungsweise dieses Mannes, daß sie rief: „Ich möchte hin zu ihm, um in der Menschheit Namen ihm zu danken!" In allen Schulen wird jetzt geturnt, und in den meisten Orten sind Tttrn der eine. Das Turnen wurde unter Friedrich Wilhelm Iii. durch den Turnvater Jahn eingeführt, um die Jugend gesund, stark und wehrhaft zu machen. In allen Schulen wurden folgende Lieder gelernt und gesungen: „In dem wilden Kriegestanze" von Schenkendorf, „Was blasen die Tronipeten?" von E. M. Arndt, „Vater, ich rufe dich" von Theodor Körner. Diese vaterländischen Dichter lebten in jener Zeit und begeisterten das Volk durch ihre Lieder. Die Hochschule in Berlin, die heute von mehr als 5000 Studenten besucht ist, gründete der König in jener Zeit. Das Königreich Preußen ist jetzt in Provinzen, Regie- rungsbezirke und Kreise eingeteilt. Das geschah auch unter Friedrich Wilhelm Iii. Dem ganzen deutscher: Vaterlande erwies er eine große Wohltat durch den Zollverein. Bis dahin erhob jeder deutsche Fürst an seiner Landesgrenze von den eingehenden Waren einen Zoll oder eine be- stimmte Abgabe. Manches Zollhaus stammt arrs jener Zeit. Da- durch wurden die Waren merklich teuer. Die Leute aber an der Grenze schlichen heimlich hinüber und herüber, holten die Waren ohne Zoll, also viel billiger, und bestahlerr so den Staat. Dieser mußte viele Grenzwächter anstellen, um die Schmuggelei (vorr schmiegen) zu verhindern. Dieselbe schädigte den Staat, verdarb die Sitten der Leute und kostete manchem Menschen das Leben; denn die Grenzwächter paßten scharf auf und spaßten nicht mit ihren Gewehren. Manches Kreuz und mancher Denkstein an der Landesgrenze erinnert rroch an die Opfer des Schmuggels, die hier fielen. Durch lange, mühsame Verhandlungen brachte es Friedrich Wilhelm dahin, daß nur noch an der deutschen Grenze Zoll erhoben wurde. Der Ertrag desselben wurde unter die eirrzelnen Staaten nach der Bevölkerungszahl verteilt. Der Zollverein bereitete die deutsche Einheit vor. Zur Zeit dieses Königs wurde der Dampf als stärkster Arbeiter irr den Dienst der Menschen genomrnen. Allerlei Dampfmaschinen wurden gebaut. Das erste Dampfschiff befuhr 1825 den Rhein. Die erste Eisenbahn verbarrd 1835 Nürnberg und Fürth, die zrveite Berlin und Potsdam. Die beiden Professoren Gauß und Weber in Göttingen erfanden der: elektrischen Telegraphen oder Ferrr- schreiber, der Schlosser Dreyse in Sömmerda das Zündnadel- gewehr, eiri Amerikaner die Nähmaschinen. Auch die Streich- zündhölzchen, mit denen man jetzt so rasch Licht irr der Dunkelheit macht, wurden in dieser Zeit erfunden. Vorher konnte man nur langsam und mühsam Licht schaffen, indem man einen Feuersteirr gegen Stahl schlug, die Funken mit Schwamm oder Zunder auffing und durch einen Schwefelfaden zur Flarrrrrre entzündete. Unter dem gerechten, schlichten Herrscher wandelten sich alle Ver- hältnisse um. Kein Stand erfuhr das mehr als der Bauernstand.

10. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 414

1910 - Wittenberg : Herrosé
414 Xiii. Vaterland und Volkstum. gefangen nach Deutschland. Am längsten widerstand die Weltstadt Paris. Sie lvurde von fast 1/2 Million Soldaten verteidigt. Endlich zwang der Hunger die Stadt zur Übergabe. Wie bitter es ihr auch war, so mußte sie sich doch den Siegeseinzug des deutschen Heeres ge- fallen lassen. k) Wie König Wilhelm zum deutschen Kaiser aus- gerufen und der Friede geschlossen ward. Ehe sich Paris ergab, wurde König Wilhelm auf französischem Boden am 18. Januar 1871 zum deutschen Kaiser ausgerufen und damit das Deutsche Reich wieder erneuert. Alle deutschen Fürsten und die Abgeordnetett des Volkes hatten ihm die Krone angeboten und damit den heißen Wunsch des deutschen Volkes erfüllt. Seit 65 Jahren war Deutsch- land ohne Kaiser, uneinig und ohnmächtig gewesen. Der neue Kaiser gelobte, „allezeit ein Mehrer des Reiches zu sein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben des Friedens." Am 10. Mai 1871 kam es zum Friedensschlüsse in Frank- furt a. M. Deutschland erhielt Elsaß und Lothringen als Reichsland und 4000 Millionen Mark Kriegskosten. Das war ein Krieg und ein Erfolg ohnegleichen. Ganz Deutschland war geeinigt, Kaiser und Reich erneuert und das verlorene Reichsland wiedergebracht. 6. Der starke Hort des Friedens. Nach den drei großen Kriegen regierte Kaiser Wilhelm I. noch 17 Jahre in Frieden. Unter ihm und seinem großen Kanzler, dem Fürsten Bismarck, trat Deutschland an die Spitze Europas. Der deutsche Kaiser war der Schiedsrichter bei den Streitigkeiten der Fürsten und Völker. Mit Österreich und Italien schloß er den Dreibund zur Erhaltung des Friedens. In fremden Ländern wurden deutsche Ansiedlungen an- gelegt. Deutsche Kriegsschiffe beschützten die Deutschen im Auslande. Der deutsche Name war jetzt in der ganzen Welt geachtet. Der Reichstag, d. h. die 397 Abgeordneten des deutschen Volkes, und der Bundesrat, d. h. die 58 Vertreter der Fürsten, suchten durch weise Gesetze die Einheit in den 26 deutschen Staaten zu fördern. So wurden gleiche Münzen, Maße und Gewichte eingeführt. Die kaiserliche Post erleichterte den Verkehr in ganz Deutschland; ja ein Weltpostverein wurde gegründet, damit man Briefe, Geld und Waren billig und rasch in die ganze Welt senden könnte. Der Staat übernahm die Eisenbahnen und Fern- schreiber und verwaltet sie trefflich zum Besten der Untertanen. Er unterstützte Handel und Gewerbe, legte Straßen und Kanäle an und verband die Nord- und Ostsee durch einen großen Kanal. Berlin verschönerte sich durch herrliche Gebäude, Straßen und Denk- mäler von Jahr zu Jahr. Ein besonderer Schmuck ist das neue Reichstagsgebäude. Uuter Kaiser Wilhelm I. wurdeu viele Schulen gebaut und der Unterricht verbessert. Gelehrte Reisende erforschten fremde Länder. Die äußere Mission suchte die Heiden zu bekehren, die inneremission aber Not und Elend in der Christenheit zu lindern.
   bis 10 von 30 weiter»  »»
30 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 30 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 0
3 4
4 6
5 3
6 0
7 1
8 0
9 0
10 7
11 0
12 1
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 2
26 1
27 2
28 0
29 2
30 0
31 7
32 0
33 2
34 6
35 1
36 1
37 15
38 0
39 10
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 3
46 3
47 2
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 1
1 20
2 0
3 23
4 106
5 1
6 12
7 17
8 14
9 66
10 5
11 6
12 11
13 8
14 2
15 12
16 41
17 167
18 2
19 8
20 10
21 5
22 0
23 11
24 1
25 8
26 3
27 3
28 21
29 10
30 1
31 3
32 15
33 0
34 6
35 6
36 547
37 21
38 43
39 46
40 36
41 70
42 13
43 17
44 10
45 153
46 20
47 0
48 5
49 1
50 2
51 2
52 11
53 0
54 45
55 3
56 5
57 0
58 22
59 21
60 70
61 34
62 2
63 6
64 5
65 0
66 15
67 1
68 121
69 12
70 4
71 65
72 355
73 0
74 9
75 12
76 12
77 34
78 1
79 18
80 8
81 3
82 8
83 1
84 5
85 3
86 9
87 50
88 1
89 3
90 10
91 15
92 268
93 10
94 148
95 0
96 5
97 4
98 32
99 1

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 17
1 5
2 27
3 11
4 28
5 11
6 14
7 15
8 1
9 16
10 68
11 7
12 20
13 13
14 3
15 3
16 97
17 5
18 39
19 54
20 0
21 12
22 3
23 2
24 3
25 3
26 25
27 4
28 8
29 12
30 7
31 17
32 2
33 244
34 5
35 22
36 7
37 2
38 5
39 25
40 13
41 14
42 6
43 29
44 20
45 7
46 6
47 9
48 26
49 85
50 44
51 83
52 23
53 9
54 65
55 24
56 11
57 5
58 10
59 269
60 6
61 43
62 12
63 3
64 36
65 48
66 2
67 15
68 5
69 0
70 0
71 35
72 35
73 37
74 2
75 19
76 2
77 31
78 9
79 22
80 29
81 424
82 6
83 1
84 2
85 5
86 2
87 8
88 48
89 5
90 0
91 25
92 1
93 4
94 1
95 1
96 1
97 25
98 9
99 8
100 167
101 0
102 117
103 40
104 0
105 10
106 6
107 2
108 4
109 0
110 9
111 53
112 36
113 2
114 5
115 5
116 69
117 2
118 54
119 2
120 8
121 33
122 7
123 27
124 12
125 10
126 8
127 15
128 31
129 13
130 0
131 46
132 65
133 8
134 1
135 2
136 86
137 0
138 1
139 2
140 11
141 18
142 22
143 74
144 1
145 31
146 6
147 1
148 42
149 0
150 65
151 51
152 57
153 1
154 19
155 16
156 58
157 39
158 44
159 3
160 1
161 7
162 4
163 5
164 1
165 12
166 53
167 17
168 4
169 44
170 6
171 100
172 22
173 50
174 1
175 73
176 14
177 80
178 3
179 19
180 2
181 14
182 43
183 61
184 8
185 1
186 6
187 5
188 6
189 0
190 15
191 42
192 10
193 0
194 14
195 3
196 58
197 17
198 8
199 10