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1. Mittlere und neuere Geschichte - S. 84

1886 - Berlin : Hofmann
84 Geschichte der neueren Zeit. glaubten, hatten die Gemüter verwirrt. Besonders als sich ihnen sogar Luthers Freund Dr. Karlstadt (vgl. § 47) anschloß und sie in der Ausübung der Bilderstürmers (denn sie hielten jedweden Bilderschmuck für Gotteslästerung) unterstützte, wurde die Bewegung für deu geordneten Fortgang der Reformation bedrohlich. So mußte Luther, wider das Anraten seines Kurfürsten, der für ihn sehr besorgt war, die Wartburg verlassen, und es gelang ihm durch den Eindruck seines Wortes und seiner Persönlichkeit den Brand zu ersticken. Auch im Zusammenhang mit einer irrtümlichen Auslegung der Lehren Luthers stand eine andere Bewegung: die Versuche des Bauernstandes, seine wirtschaftliche und gesellschaftliche Lage zu bessern. Der Bauer war damals in Deutschland gegenüber dem Adel in einem sehr gedrückten Verhältnis: hohe Abgaben und Mangel an jedwedem Rechtsschutz lasteten schwer auf ihm. Besonders empfanden dies die Bauern im südlichen Deutschland, welche Gelegenheit hatten, die freien Verhältnisse ihrer schweizerischen Standesgenossen zu kennen. Darum hatten sich schon im 15. Jahrhundert Bauernbünde („Der arme Konrad" u. a., vgl. § 39) zusammengeschlossen, welche durch Empörung eine Besserung ihrer Lage herbeiführen wollten. Als nun aber Luthers Lehre von der „Freiheit des Christenmenschen" in das Volk drang, da glaubten die Bauern ihre Forderungen von der Autorität Luthers bestätigt. In 12 Artikeln stellten sie dieselben zusammen, und Luther-selbst war, da die Forderuugeu nicht gerade unmäßig lauteten, nicht abgeneigt, die Annahme derselben durch den Adel zu befürworten. Als aber die Bauern, ungeduldig der Verhandlungen, zu den Waffen griffen und mit unerhörter Roheit plündernd, mordend und sengend umherzogen (Graf von Helfenstein!), da wandte sich Luther von ihnen ab und forderte sogar den Adel auf, mit dem Schwerte die Bauern zu züchtigen. Heftig entbrannte der Kampf. In Süddeutschland wurden sie bald zu Paaren getrieben. In Mitteldeutschland wurde einer der größten Haufen, der unter der Anführung des fanatischen Schwärmers Thomas Münzer stand, bei Frankenhausen 1525 geschlagen und vernichtet. So wurde zwar diese sehr gefährliche Bewegung unterdrückt, aber die Spuren derselben sehen wir noch heute in den zahlreichen Kloster-und Schloßruinen Mittel - und Süddeutschlands (Pauliuzelle; Walkenried).

2. Mittlere und neuere Geschichte - S. 87

1886 - Berlin : Hofmann
S 51. Ausbreitung der Reformation. — Luthers Tod. 87 wie z. B. die Unruhen der Wiedertäufer in Münster (Jan van Leyden, Krechting, Knipperd olling) vermochten dem Fortgange des Werkes nicht erheblich zu schaden. Ja, man sah sogar das merkwürdige Schauspiel, daß ein Erzbischof (Hermann von Köln) in seinem Sprengel die Reformation durchzuführen strebte. Der Kaiser, zu sehr beschäftigt mit seinen auswärtigen politischen Angelegenheiten, ließ der Reformation, gleich seinem als römischer König in Deutschland zurückgebliebenen Bruder Ferdinand, ziemlich freien Lauf; aber nur um, wenn er die Hände frei haben würde, sich der Zurückdränguug derselben nachdrücklicher zu widmen. Als er nun Franz I. in dem Frieden zu Crespy zur Ruhe gebracht hatte, wandte er sich der Ordnung der deutscheu Verhältnisse zu. Eine Einigung der Konfessionen, d. h. Unterdrückung der Protestanten, war ihm darum vor allen Dingen nötig, weil in den evangelischen Fürsten mit dem religiösen zugleich ein politischer Unabhängigkeitssinn ausgewachsen war. Die Protestanten waren nicht abgeneigt, sich einem allgemeinen Konzil zu unterwerfen, wenn dasselbe auf deutscher Erde (diesseits der Alpen) statthabe, wenn sie selbst Sitz und Stimme in demselben erhielten, und wenn endlich die Hl. Schrift bei den Beschlüssen als Richtschnur genommen werde. Als aber das Konzil nach Trient berufen wurde, d. h auf die welsche Seite der Alpen, und als man andere von ihnen gestellte Bedingungen auch nicht erfüllte, da weigerten sich die Protestanten, dasselbe anzuerkennen. Nun beschloß der Kaiser, mit Waffengewalt die widerstrebenden protestantischen Fürsten zu zwingen, ihm zu willen zu sein. So entstand der Schmalkaldische Krieg. Noch vor dem Ausbruch der Feindseligkeiten wurde Luther durch den Tod abgerufen. Es blieb ihm erspart, den Religionskrieg zu erleben, an dessen Vermeidung er ein gut Teil seiner Lebensarbeit gesetzt hatte. Am 18. Februar 1546 starb er zu Eisleben, 1546 wo er sich befand, um einen Erbstreit zwischen den Grafen von Mansfeld zu schlichten. Bis an seinen Tod war er der Mittelpunkt der resormatorischen Bewegung geblieben. Während die erste Zeit seines Auftretens mehr dem Niederreißen überlebter Formen gewidmet gewesen, hat er in der Folge dem Aufbau der neuen Bekenntnisgemeinschaft obgelegen. Er suchte vor allem dahin zu wirken, daß in der Form von Landeskirchen sein Werk dem Drange des Katholizismus einerseits, der Gefahr des Sektenwesens andererseits widerstehen könne. In Wort und in Schriften, die

3. Mittlere und neuere Geschichte - S. 79

1886 - Berlin : Hofmann
§ 45. Renaissance und Humanismus. 79 Boccaccio und Petrarca. Dazu kam durch die Gelehrten, welche nach der Eroberung von Konstantinopel (1453) nach Italien sich flüchteten, die Kenntnis auch der griechischen Schriftsteller. Indem nun der Geist des Altertums allmählich in die gebildeten Klassen eindrang und alle Gebiete des geistigen Lebens befruchtete, entstanden ganz und gar neue Strebungen in der Kunst wie in der Litteratur. Wie Italien der Ausgangspunkt dieser neuen Bewegung war, so bildete dieses Land dieselbe auch bereits zu einer hohen Blüte aus: man nennt daher diese Zeit die der italienischen Renaissance. Unter der Einwirkung derselben erzeugte sich eine ungeahnte Blüte der italienischen National - Litteratur (Boccaccio, Petrarca, Ariosto, Tafso), wie der - Kunst (Leonardo da Vinci, Bramante, Michel Angelo Buonarotti, Raffael Sanzio, Correggio, Tizian n. a.). In Deutschland hatte die Wiederbelebung des klassischen Altertums nicht sowohl einen Aufschwung der schönen Litteratur zur Folge, als vielmehr eine staunenswerte Entwicklung der kritischen Gelehrsamkeit. Man studierte die Schriften des Altertums, und wie dieselben noch heutigen Tages die besten Mittel sind, den Geist zu schulen und zur Selbständigkeit des Urteilens anzuleiten, so wurde ihr Studium auch damals ein gewaltiges Hilfsmittel, um die vielen Vorurteile zu beseitigen, mit welchen im Mittelalter der menschliche Geist behaftet gewesen war. Vor allem wandten sich die deutschen Gelehrten, nachdem das Griechische wie das Hebräische in unserem Vaterlande besonders durch den großen Renchlin wieder bekannt geworden, dem Studium der Urkunden unseres Glaubens, d. h. der Bibel, zu. Man erkannte so allmählich, daß die Lehren und Gebräuche der katholischen Kirche vielfach in Widerspruch zu dem standen, was in den Schriften der Evangelisten und Apostel gelehrt wurde. Zu dieser Überzeugung der Gelehrten von der Unhaltbarkeit der römisch-katholischen Lehre trat andererseits im Volke eine oft geäußerte Unzufriedenheit mit den schreienden Mißbräuchen in der Kirche. Und da man für diese Mißbräuche mit Recht in letzter Stelle den Papst und die Geistlichkeit verantwortlich machte, so erzeugte sich ein Widerwille gegen die Herrschaft derselben, der sich auch in manchen Erscheinungen der Litteratur Luft machte (Sebastian Brants „Narrenfchiff"; Reineke Vosj Litterae obscurorum virorum „Dunkelmännerbriefe"). 1453

4. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 176

1888 - Habelschwerdt : Franke
176 1305 seinen Sitz nach Avignon verlegte („babylonische Gefangenschaft" 1305—77) und die Päpste ihren Einfluß auf die politischen Berhält-nisse in Deutschland verloren. 2. Er strebte nach Vergrößerung seiner Hausmacht. Doch vergebens suchte er Holland und Thüringen zu gewinnen. Böhmen kam vorübergehend in seine Gewalt. Albrecht wurde von seinem Neffen Johann Parricida 1308 ermordet. Historisches über die Kämpfe in der Schweiz. In den sogenannten Waldstätten Schwyz, Uri, Unterwalden hatte sich ein freier Bauernstand erhalten. Seit dem 12. Jahrhunderte hatten jedoch die Grafen von Habsburg Vogteirechte in diesen Landgemeinden erworben. Aber der Freiheitssinn der Bevölkerung stellte sich ihnen entgegen, und Friedrich Ii. stellte die Reichsunmittelbarkeit wieder her. Zwar wußte Rudols von Habsburg die alten Vogteirechte wiederzugewinnen, aber nach seinem Tode traten die Waldstätte zu einer Eidgenossenschaft zusammen, deren Freiheiten Adolf von Nassau und Albrecht anerkannten. (Sagen von dem Drucke der österreichischen Vögte, vom Schwure auf dem Rütli, von Tell.) Iv. Heinrich Vii. von Luxemburg, 1308—1313. Er war ein Lehnsträger der französischen Krone und wurde vou der geistlichen Partei gewählt. 1. Gründung einer Hausmacht. In Böhmen hatte sich eine mit der Regierung des Königs (Heinrich von Kärnthen) unzufriedene Adelspartei gebildet, welche Heinrich Vii. die Krone anbot. Dieser belehnte damit seinen eigenen Sohn Johann, den er mit einer böhmischen Prinzessin vermählte. 2. Sein Zug nach Italien. Bon den romantischen Jdecen des Rittertums durchdrungen, begeisterte sich Heinrich noch einmal für die mit der deutschen Krone sich verbindende Anschauung von der Herrschaft der Welt. Daher unternahm er einen Zng nach Italien, um dort das kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Bon den italienischen Patrioten, besonders von dem Dichter Dante Alighieri, begrüßt, erwarb er iu Mailand die lombardische Krone und stellte auch die Kaiserwürde nach 62jähriger Unterbrechung wieder her, 1312. Aber er konnte die Guelfeu, mit welchem Namen jetzt die republikanische Partei bezeichnet wurde, nicht unterwerfen, und als er sich zu einem Feldzuge gegen Neapel rüstete, starb er. V. Ariedrich von Österreich, 1314—1330, und Ludwig

5. Geschichtsbilder aus der alten und der vaterländischen Geschichte für Volksschulen - S. 21

1880 - Berlin : Hofmann
21 3. Die Religion war eine Vergtterung der Naturkrfte. Wo-bau war der Allvater des Lebens und der Lenker der menschlichen Ge-schicke, besonders der Schlachten. Die Gefallenen wurden von dett himmlischen Schlachtenjungfrauen zu den Freuden Walhallas ge= tragen, die Feiglinge und Bsewichter aber von der grausigen Todten-gttin in das kalte Nebelheim verstoen. W odan wurde von den 12 Asen in der Weltregierung untersttzt. Seine Gattin Freia wachte der die Ehe und husliche Ordnung. Gtzenbilder und Tempel hatten die Deutschen nicht. In heiligen Hainen wurden Opfer aus Frchten, Thieren und gefangenen Feinden dargebracht. Den Gtterwillen suchte man u. a. aus dem Wiehern geheiligter weier Rosse zu erfahren. Die Priester und Snger der Kriegsthaten ehrte man hoch, rumte ihnen aber keine Macht zum Herrschen ein. 4. Die Cimbern und Teutonen stammten aus Itland und zogen mit Hab und Gut nach Sden. Als ihnen an den Alpenpssen der rmische Statthalter falsche Wege zeigen lie, schlugen sie sein Heer, durchzogen die Schweiz, fielen in Gallien ein, vernichteten noch 3 andere rmische Heere und machten den Cimberschrecken" sprch-wrtlich in Rom. Nachdem sie jahrelang in dem schnen Sd frank-reich gehaust, wollten sie mit 2 Heersulen in Italien einfallen, die Teutonen von Westen, die Cimbern von Norden. Da wurde der rohe aber kriegserfahrene Feldherr Marius der Retter Roms. Er umgab sein Lager mit Verschanzungen, gewhnte seine Soldaten in kleinen Gefechten an den Anblick, das Kriegsgeheul und die Fechtweise der Teutonen, schlug sie dann in einer mrderischen Schlacht bei Aqua Sexti im Rh one-Delta 102 V. Chr. und nahm ihren riesigen Fürsten T e u t o b o d gefangen. Die Cimbern waren inzwischen unter Bojorix der den Brennerpass und durch das Etschthal nach Ober-italien gezogen. Da erschien Marius und vernichtete sie nach ver-zweifelter Gegenwehr auf der r audischen Ebene, westlich vom Tessino, 101 b. Chr. Die Krieger hatten sich mit Ketten zusammen gebunden, und die Flchtlinge wurden von den Weibern erschlagen. 5. Drusus in Deutschland. Der rmische Feldherr Julius Csar eroberte in 8jhrigen Kmpfen ganz Gallien bis an den Rhein. Drusus, der Stiefsohn des Kaisers Angustus, befestigte die Rhein-grenze durch 50 Burgen und unternahm 4 Zge in das Innere von Deutschland. An der Elbe rief ihm eine riesenhafte Seherin drohend zu: Kehre um, Unersttlicher, deines Lebens und deiner Thaten Ende ist gekommen!" Auf dem Rckzge strzte er mit dem Pferde und starb an einer Schenkelverletzung 9 V. Chr. Sein Bruder Tiberius unter-warf das Land bis an die Weser, indem er Zwietracht unter den deutschen Stmmen anstiftete und allerlei List und Rnke bte. 6. Varus und Hermann. Der rmische Statthalter Varus behandelte das Land wie eine eroberte Provinz. Er fhrte rmische

6. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 30

1899 - Gera : Hofmann
30 über die Stadt und ging zu einem Freunde auf die Insel Skyros. Dieser aber ließ ihn meuchlings von einem Felsen ins Meer stürzen. Seine Gebeine brachte man später nach Athen und baute einen Tempel über denselben. Lii. Wersens, der Sagenhekd von Argos. 1. Das gerettete Kind. Perseus war ein Sohn der Danaö und des Zeus. Er wurde samt seiner Mutter in einen Kasten geschlossen und ins Meer geworfen, weil seinem Großvater, dem Könige von Argos, gewerssagt worden war, daß er durch die Hand seines Enkels sterben würde. Ein Fischer zog den Kasten in seinem Netze ans Land und brachte die Unglücklichen zu dem Könige der Insel, der sie freundlich aufnahm. 2. Der kämpfende Jüngling. Der Heranwachsende Jüngling sollte die Gorgonen bekämpfen. Das waren furchtbare, geflügelte Jung- frauen, die statt der Haare Schlangen trugen. Wer sie anschaute, wurde vor Schreck zu Stein. Von freundlichen Göttinnen erhielt Perseus Flügelschuhe und einen unsichtbar machenden Helm. Mit der Hermes- sichel schlug er der Medusa, der einzigen sterblichen, das schlangen- haarige Haupt ab und versteinerte damit den Riesen Atlas. 3. Der tapfere Mann. Er befreite die an einen Felsen gefesselte Andromeda von einem Meerungeheuer und nahm sie zur Gattin. Als er nach Argos zurückkehrte, erfüllte sich das Orakel; denn Perseus tötete unvorsichtigerweise in einem Kampfspiele seinen Großvater. Nach seinem Tode wurde er unter die Sterne versetzt. Iv. Hdipus, der Sagenhekd von Weben. 1. Das ausgesetzte Kind. Ödipus (Schwellfuß), ein Sohn des thebanischen Königs Lains und der Jokaste, wurde als Kind mit durchstochenen Füßen ausgesetzt, weil er nach einem Orakelspruch Schuld und Verderben über das ganze Haus bringen werde. Durch Hirten ge- rettet, wurde er in Korinth erzogen. Um dem ihm verkündeten Schicksal zu entfliehen, verließ er die vermeintliche Heimat Korinth. 2. Der schuldbeladene Mann. Auf dem Wege erschlug er im Streite den ihm unbekannten Vater und heiratete dann, nachdem er das Rätsel der Sphinx gelöst, die ihm ebenfalls unbekannte Mutter. Das Rätsel lautete: Was geht morgens auf Vieren, mittags auf Zweien, abends auf Dreien? Antwort: Der Mensch. Als später die schreckliche Schuld zu Tage kam, erhängte sich Jokaste, und Ödipus stach sich die Augen aus. 3. Der unglückliche Vater. Von seinen Söhnen Eteokles und Polynices vertrieben, irrte Ödipus an der Hand seiner treuen Tochter- Antigone in der Verbannung umher, bis er in Athen Ruhe fand. Die von ihrem Vater verfluchten Söhne gerieten bald in Streit über das Erbe. Der vertriebene Polynices bewog sieben Helden zu einem Kriegszuge gegen Theben; sechs davon fielen, und die beiden Brüder töteten sich im Zweikampfe. Als Antigone ihren Bruder Polynices gegen das Verbot des Königs Kreon bestattete, wurde sie lebendig ein-

7. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 58

1899 - Gera : Hofmann
— 58 — wurden sie später als dessen Enkel er- kannt. Die wilden Gesellen erschlugen darauf Amulius und setzten ihren Groß- vater wieder auf den Thron. An dem Orte ihrer Rettung, auf dem pala- tinischen Hügel an dem Tiber, legten sie den Grund zu der Stadt Rom. Zn dem Streite darüber, wer die Stadt be- nennen und beherrschen sollte, erschlug Romulus seinen Bruder. Nach einer andern Sage tötete er ihn im Zorn, weil Remus spottend über die niedrige 49. Romulus. Stadtmauer gesprungen war. Innere Münze aus der Zeit des Augustus. W. Streitigkeiten über Gerechtsamen und äußere Kriege, um Eroberungen zu machen, sind fortan die Geschichte Roms. 3. Wie es wuchs und durch Könige regiert ward. Romulus machte Rom zur Freistadt für Verfolgte. Da es aber der jungen An- siedelung an Frauen fehlte, raubten an einem Feste die römischen Jüng- linge die eingeladenen sabinischen Jungfrauen. In dem darüber entbrennenden Kriege vermittelten die Frauen den Frieden und die Vereinigung der Sabiner mit den Römern. Erstere wurden auf dem capitolinischen und dem quirinalischen Hügel angesiedelt. Ro- mulus führte glückliche Kriege, wurde zu den Göttern entrückt und als Gott Quirinus verehrt. Der weise Numa Pompilius wurde von der Nymphe Egeria beraten. Er ordnete den Gottesdienst, teilte das Jahr in 12 Monate und baute den im Kriege offenen Janustempel. Der oberste Leiter des Religionswesens war der Oberpriester, der an der Spitze eines Priesterkolleginms die heiligen Bücher bewahrte und die gottesdienstlichen Ordnungen überwachte. Die Auguren erforschten den Willen der Götter aus dem Fluge und dem Geschrei der Vögel, aus den Zeichen des Himmels und den Eingeweiden der Opfertiere. Die Vesta- linnen waren die jungfräulichen Priesterinnen der Herdgöttin Vesta. Andere Schutzgötter des Hauses und der Familie waren die Penaten und Laren. Salz, Mehl und Wein wurden ihnen als Opfergaben dargebracht. Den Manen oder Seelen der Verstorbenen wurden Feste gefeiert und Gaben geweiht. Janus war der Gott alles Anfangs und des Friedens und Krieges. Seine Bildsäule hatte zwei Gesichter, so daß er vorwärts und rückwärts sah. In seinen Tempel führten zwei Thore, von Osten und von Westen. Durch diese zog das Heer aus in den Krieg und ein nach der Heimkehr. In Kriegs- zeiten waren beide Thore offen zum Zeichen, daß Janus mit dem Heere in den Krieg gezogen sei, im Frieden geschlossen, um den Gott in 50. Numa. Marmor-Herme in Rom. W.

8. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 223

1899 - Gera : Hofmann
223 schaft und die Vielweiberei ein, sandten Apostel aus und richteten das neue Königreich Jerusalem auf. Endlich wurde die Stadt wiedererobert. Die Urheber des wahnsinnigen Unfugs bestrafte der Bischof mit einem grausamen Tode und ließ ihre Gebeine in eisernen Käfigen am Lambertus- turme aufhängen. Ans den geläuterten Resten der Wiedertäufer haben sich später die friedlichen Mennonitengemeinden gebildet. 12. Luther als leidender und sterbender Greis. Luther hatte nie eine starke Gesundheit gehabt. Viele heftige Krankheitsanfälle suchten ihn heim. Oft meinte er zu sterben und nannte sich schon mit 50 Jahren einen alten, gebrochenen Mann. Die vielen Arbeiten, Kämpfe und Sorgen rieben seine Kräfte auf. Einst schloß er eine Vorlesung an der Hoch- schule mit den Worten: „Unser Herrgott gebe, daß man's nach mir besser mache! Ich kann nicht mehr, ich bin schwach. Bittet Gott, daß er mir ein gutes, seliges Sterbestündlein verleihe!" Luthers letzte Jahre waren durch körperliche Schmerzen und durch den Kummer über die Uneinigkeit und das ungeistliche Leben vieler Protestanten getrübt. Trotz seiner Schwäche und Hinfälligkeit half er überall mit Rat und That. Und wenige Tage vergingen, wo er nicht um eins oder das andere angelaufen wurde. So wurde er von dem Grafen zu Mansfeld nach Eisleben ge- rufen, um einen Streit zu schlichten. Aus der Reise mußte er die aus- getretene Saale bei Halle überschiffen und zog sich dabei eine Erkältung zu. Unter vielen Schmerzen und Anfällen eines alten Übels brachte er gleichwohl das Versöhnungswerk in Eisleben zu glücklichem Ende. Aber seine Kräfte sanken mehr und mehr, und die Schmerzen auf der Brust nahmen zu. Am 17. Februar nachts fühlte er, daß das Ende nahe. Brünstig betete er. Dr. Jonas fragte den Sterbenden: „Wollt ihr, ehrwürdiger Vater, auf Christum und die Lehre des Evangeliums, die ihr verkündet habt, auch sterben?" „Ja!" klang es vernehmlich von den erbleichenden Lippen. Zwischen zwei und drei Uhr am Morgen des 18. Februar 1546 entfloh die unsterbliche Seele. Seine Leiche 1546 wurde unter vielen Thränen und zahlreichem Geleit nach Wittenberg gebracht. In der Schloßkirche schläft die irdische Hülle des gewaltigen Mannes. Eine Metallplatte mit seinem Namen deckt sein Grab, aber ewig bleibt sein Gedächtnis. Melanchthon schloß seine Trauerrede mit den Worten: „Wir wollen ein ewig Gedächtnis dieses unsres lieben Vaters behalten und erkennen und betrachten, daß er ein edel, köstlich und heilsam Werkzeug Gottes gewesen, und wollen seine Lehre mit treuem Fleiß lernen und behalten, daneben auch seine Tugenden uns zum Vor- bild nehmen und denselben nach unserem Maße fleißig Nachfolgen". — Erst nach vielen harten Kämpfen und Kümmernissen fand Melanchthon 1560 seine letzte Ruhestätte an der Seite seines großen Freundes. 1560 13. Die Schweizer Reformatoren Zwingli und Calvin. Gegen den Ablaßhandel, die Sucht des Wallfahrtens und das Reislaufen der Schweizer (die als Söldner in fremde Kriegsdienste traten) eiferte in der Schweiz der Priester Zwingli, erst in Maria Einsiedeln und dann in Zürich. Hier überwand er in einer öffentlichen Dis- putation seine Gegner und bewog den Magistrat zu einer Reformation,

9. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 88

1899 - Gera : Hofmann
88 reizendste der Äsen, Bragi der Gott des Gesanges und der' Rede, Saga die Göttin der geschichtlichen Erzählung, Loki der böse, trugvolle Gott des Feuers. Er verleitete den blinden Äsen Hödur, den sonst unverletzlichen Baldur mit einer Mistel zu werfen und ihn dadurch zum großen Jammer der Götter und Menschen zu töten. Riesen und Zwerge, Licht- und Schwarzelfen bevölkerten die Phantasie der Ger- manen. Ihre Götterlehre ist in der Edda (d. h. Ältermutter) zu finden. Asgard war der himmlische Wohnsitz der Äsen, der mit der Erde durch die Brücke Bifröst (Regenbogen) verbunden war. Zwölf Götterburgen von unbeschreiblicher Pracht waren dort. Auf dem Jdafelde fanden die himmlischen Gastmähler und die Kämpfe mit den Helden aus dem Gold- palaste Walhalla statt; unter der „Weltesche" wurde das Gericht über Götter und Menschen gehalten. Zwei Raben (Gedanke und Gedächtnis) umflogen das Erdenrund und brachten Odin Kunde von allem. Seit die Sünde (Goldgier und Lust) Eingang in Asgard gefunden, ist ein furchtbarer Kampf zwischen den Göttern und Riesen entbrannt. Er wird mit dem großen Weltbrande enden. Aus der Feuerwelt Muspelheim werden die Flammen nach Asgard schlagen und die „Weltesche" verbrennen. Der grimmige Fenrirwolf wird Odin verschlingen, Thor die grause Midgardsschlange erlegen, aber an ihrem Gifte sterben, die Erde ins Meer versinken und alles Geschaffene untergehen. Dann aber wird eine neue Welt erscheinen, und Götter wie Menschen werden verschönt und veredelt wiedergeboren werden. 7. Der deutsche Götzendienst. Götzenbilder und Tempel hatten die Deutschen nicht. In heiligen Hainen wurden auf großen Steinen Opfer aus Früchten, Tieren und gefangenen Feinden dargebracht. Den Götterwillen suchte man u. a. aus dem Fluge der Vögel und dem Wiehern geheiligter Rosse zu erfahren, oder die Priester zerlegten wohl auch Buchenzweige in Stäbchen, ritzten geheimnisvolle Zeichen, „Runen", hinein (— davon „rannen" — jemand etwas geheimnisvoll zu- flüstern —) und streuten sie auf den Boden. Die Stäbchen wurden 75- Urnengrab. 76. Geöffnetes Hünengrab. (Nach Hirt, Hist. Bildertafeln.) dann aufgelesen und aus ihren Zeichen der Wille der Gottheit gedeutet (daher unsere Bezeichnung „Buchstaben" und „lesen"). Die Deutschen glaubten an die Unsterblichkeit der Seele, verbrannten die Leichen und

10. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 187

1899 - Gera : Hofmann
187 fleisch, genannt Gutenberg, in Straßburg (geb. 1399 in Mainz) auf den Gedanken, die Buchstaben einzeln in Metall, als sogenannte Typen, herzustellen. Statt des Pergaments nahm er das schon im 14. Jahr- hundert erfundene Leinenpapier. Von Straßburg ging er nach Mainz, wo er sich mit Peter Schösser und dem Goldschmied Johann Faust vereinigte. Letzterer schoß das Geld zu einer Druckerei vor, in der die Arbeiter eidlich Verschwiegenheit geloben mußten. 1455 erschien das erste große Buch, eine lateinische Bibel. Zum Ärger der Mönche und zum Erstaunen des Volkes verkaufte man die Bücher für den zehnten Teil des bisherigen Preises. Unwissenheit und Brotneid nannten die Kunst ein Höllenwerk und Faust einen Bundesgenossen des Satans. Gutenberg wurde noch vor 1455 von Faust und Schösser aus ihrem Verbände gestoßen. Mit Hilfe des Mainzer Kurfürsten legte er zwar in Mainz eine Druckerei an, doch überlebte er den Undank nicht lange. Der Krieg zerstreute später die Buchdruckergesellen und machte die Er- findung zum Gemeingute. Fragen: Warum sind die Erfindungen das Morgenrot einer neuen Zeit? — Welche Folgen hatte jede? 58. Die Ursachen -er Reformation oder jlirchenverbessernng. 1. Die verweltlichte Geistlichkeit. Im Laufe des Mittelalters waren allerlei Mißbräuche in der christlichen Kirche eingerissen. Immer mehr Stimmen erhoben sich, welche die weltliche Herrschsucht der Päpste, das verweltlichte Leben der Geistlichen, das Überhand- nehmen der Klöster, die Entartung des Klosterlebens und einzelne Lehren der Kirche hart angriffen. Durch weltliche Mittel suchte der Papst diese Stimmen zum Schweigen zu bringen. Da sollten Bann und Interdikt, Scheiterhaufen, Ketzerkreuzzüge und In- quisition das Ansehen der christlichen Kirche erhalten. Der kleine Bann schloß von der Teilnahme an den Sakramenten aus, der große Bann verband mit der Verfluchung die Ausstoßung aus der kirchlichen Gemeinschaft. Das fürchterlichste aller kirchlichen Strafmittel war aber das Interdikt, d. h. das Verbot gottesdienstlicher Handlungen in einem bestimmten Bezirke oder ganzen Lande. Die Kirchen wurden geschlossen, die Glocken nicht mehr geläutet, kein Ehebund kirchlich eingesegnet und die Toten ohne Sang und Klang zur Gruft getragen; die Taufen fanden nur auf ausdrückliches Verlangen statt, und nur den Sterbenden wurde das heilige Abendmahl gereicht. 2. Die römische Habgier. Es erfüllte viele Deutsche mit tiefem Groll, daß durch listige Veranstaltungen des römischen Hofes so viel deutsches Gold und Silber aus kirchlichen Stiftern oder aus den Händen der Gläubigen nach Italien floß. So läßt der fromme, aber auch deutsch- gesinnte Walther von der Vogelweide in einem seiner schneidigen Lieder den Papst sprechen: „Ich Hab' zwei Deutsche unter eine Krön' a gebracht, damit das Reich sie stören und belasten, und mittlerweile füllen wir den Kasten. Ich Hab' zum Opferstock gedrängt sie, all ihr Gut ist
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