50___________
362 ein Treffen, in dem er zwar siegte, aber tötlich verwundet wurde. Sterbend riet er zum Frieden.
4. Folgen des Krieges.
a) Sparta tritt in den Hintergrund; doch auch Theben kann nach dem Tode des Epaminondas die Hegemonie nicht behaupten;
b) alle griechischen Staaten sind geschwächt;
c) fremde Fürsten, namentlich Philipp von Macedonien, gewinnen Einfluß in Griechenland.
Griechenland kommt unter die Herrschaft der Macedorrier,
362-338.
1. Macedonien bis auf Philipp Ii. Macedonien, nördlich von Thessalien gelegen, ist das Gebiet mehrerer Flußthäler, deren größtes das des Strymon ist. Die Münduug der Flüsse weist das Land auf das Ägäische Meer und auf die Teilnahme an dessen Geschichte hin. Die Verfassung war ein Königtum, das jedoch in der älteren Zeit machtlos war. In den griechischen Händeln spielte Macedonien bald als Hilssniacht der Athener, bald der Spartaner eine Nebenrolle. Der König Archelaus, 413—399, hob das Land auf eine höhere Stufe, organisierte eine Kriegsmacht und verschaffte der griechischen Kultur Eingang.
2. Philipp Ii., 359—336. Nach langen Parteikämpfen kam 359 Philipp Ii. zur Regierung. In seiner Jugend als Geisel nach Theben geführt, lernte er hier griechische Bildung, zugleich aber auch den Verfall der griechischen Staaten kennen. Bald zu Anfang seiner Regierung bewies er eine ungewöhnliche Schlauheit und Energie. Sein Ziel war, die Kräfte Griechenlands sich dienstbar zu machen.
3. Der heil. Krieg gegen Phocis, 355—346. Die Phocier hatten Ländereien des delphischen Apollo in Besitz genommen und waren auf Antrag der Thebaner von den Amphiktyonen zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden. Sie griffen deshalb zu den Waffen und fanden an den Spartanern und Athenern Bundesgenossen. Als sie auch in Thessalien einfielen, riefen dortige Adelsgeschlechter Philipp von Macedonien um Hilfe. Dieser besiegte die Phocier nach hartnäckigem Widerstände. Als er aber durch die Thermopyleu nach Hellas vordringen wollte, wurde er von den Athenern gehindert. Er begnügte sich mit Thessalien als dem Übergangslande nach Hellas. Als aber
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Extrahierte Personennamen: Philipp_von_Macedonien Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_von_Macedonien Philipp
322
treten sollte. Der leichtfertige Minister Haugwitz aber, der mit der Sendung dieser Beschlüsse an Napoleon beauftragt war, wurde von der Nachricht der Niederlage bei Austerlitz überholt und ließ sich von Napoleon zu einem gegenteiligen Vertrage drängen: Preußen ging ein Bündnis mit Frankreich ein, trat Anspach, Neuenburg und den Rest von Kleve ab und erhielt den souveränen Besitz Hannovers. (Schönbrunner Vertrag.) Die unschlüssige Haltung, welche der König diesem Vertrage gegenüber annahm, und die Erbitterung der patriotischen Partei über denselben trug dazu bei, die Politik des Königs als eine treulose zu verdächtigen, und Napoleon ließ es an Kränkungen nicht fehlen. Preußen besetzte zwar Hannover, doch mußte es alle
Häfen den britischen Schiffen verschließen und der Minister Hardenberg entlassen werden. Die Besetzung Hannovers brachte naturgemäß Preußen in eine feindselige Stellung zu England. Napoleon knüpfte aber, um Preußen zum Kriege zu zwingen, nicht bloß freundschaftliche Verhandlungen mit England an, sondern ließ auch die Erklärung abgeben, daß er England die Rückgabe Hannovers versprochen habe. Darauf hin siegte endlich die Kriegspartei am Berliner Hofe, und der König machte das Heer mobil.
Die hervorragendsten Vertreter der Bewegung gegen Frankreich in Berlin waren die Königin Luise und Prinz Louis Ferdinand. Erstere überschätzte zwar die Kräfte Preußens; doch wurzelte ihr kriegerischer Eifer in einer durchaus edlen Natur. Letzterer war einer von den wenigen Männern in Preußen, die mit freiem Blicke die Weltlage beurteilten und den altpreußischen Heldensinn in sich fühlten. Von den Staatsmännern war der Freiherr von Stein unermüdlich thätig, feinem Könige die Mittel zum Kriege zu schaffen. Die Masse des Volkes lag in dumpfer Teilnahmslosigkeit.
B. Die Kriegserklärung. Das Verhalten Preußens in den früheren Kriegen war die Ursache, daß es jetzt vergebliche Unterhandlungen zur Gewinnung von Bundesgenossen führte; nur Rußland versprach Hilfe. Der König suchte noch durch ein Ultimatum, in dem er die Räumung Süddeutschlands und die Zulassung der Gründung eines norddeutschen Bundes von Napoleon verlangte, den Krieg abzuwenden; daraus hin erfolgte aber die Kriegserklärung.
C. Verlauf des Krieges.
a) Schlacht bei Jena. Die Zögerung Preußens, den Krieg zu eröffnen, gab Napoleon Zeit, ein Heer von 200000 Mann im nördlichen Bayern zu sammeln, mit dem er im Saalethale ab
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Extrahierte Personennamen: Haugwitz Napoleon Napoleon Napoleon Hardenberg Napoleon Louis_Ferdinand Ferdinand Napoleon C. Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Neuenburg Kleve Hannovers England England England Frankreich Berlin Jena Saalethale
411
verlesen, wonach Frankreich nie dulden werde, da eine fremde Macht das Gleichgewicht Europas und die Interessen Frankreichs stre. Als hierauf der Priuz von der Kandidatur zurcktrat, verlaugte der franzsische Botschafter Benedetti im Auftrage seiner Regierung von dem zur Kur in Ems weilenden Könige Wilhelm die Erklruug, da er niemals seine Einwilligung geben wrde, wenn die Bewerbung Leopolds wieder ausleben sollte. König Wilhelm lehnte diese Forderung in wrdiger Weise ab und lie dem franzsischen Botschafter mitteilen, da er ihm in dieser Angelegenheit nichts mehr zu sagen habe. Bismarck hatte lngst erkannt, da Frankreich ans eine Demtigung Preuens hinarbeite. Als ihm am 13. Jnli 1870 das amtliche Telegramm der den Vorgang in Ems zuging, verffentlichte er eine Depesche, die sich dem Wortlaut jener Mitteilung anschlo, aber krzer gefat war. Obgleich in ihr kein beleidigendes Wort enthalten war, entfachte sie in Frankreich einen Sturm der Entrstung. Nur der greise Thiers wagte in der strmischen Kammersitzung vom 15. Juli seine Stimme gegen den Krieg zu erheben. Er wurde aber niedergeschrien, mit) die Kammer bewilligte ohne ernstliche Prfuug des Sachverhalts die Mittel fr deu Krieg. Schon am 19. Juli 1870 traf die Kriegserklrung in Berlin ein.
2. Die Stimmung in Deutschland und die deutsche Heeres-aufstellung. Der mutwillig von Frankreich heraufbeschworene Krieg rief in ganz Deutschland eilte Begeisterung hervor, wie sie das preuische Volk im Frhling von 1813 ergriffen hatte. Schneckenbnrgers markiges Lied: Die Wacht am Rhein" wurde zum Nationalgesange. Die Feindseligkeit zwischen den deutschen Stmmen schwand. Sd-Deutschland, auf desfett Abfall von Preußen Napoleon gebaut hatte, trat nach dem Beispiel des hochherzigen Knigs von Bayern ans die Seite des Norddeutschen Bundes und hielt mit den militrischen Vorbereitungen in Preueu gleichen Schritt. Am Todestage der Knigin Luise erneuerte König Wilhelm den Orden des Eisernen Kreuzes.
Die Mobilmachung erfolgte auf deutscher Seite uach einem von dem Chef des Generalstabs, General von Moltke, sorgfltig ausgearbeiteten Plaue. Schon zehn Tage nach der Kriegserklrung standen die deutsche Heere an der franzsischen Grenze.
Die deutschen Heeresmassen wurden in drei Armeen auf-gestellt. Die I. Armee, 60 000 Manu unter dem Befehle des
Bismarck, Gedanken und Erinnerungen: Die Emser Depesche. Atzler, Qu. u. L. Iii.
Die franzsische Kriegserklrung. Thronrede König Wilhelms I. an den Reichstag des Norddeutschen Bundes am 19. Juli 1870. Atzler, a. a. O.
v. Sybel, Die Begrndung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I.: Die Erhebung des dentfchen Volkes im Jahre 1870. Atzler. a. a. O.
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Extrahierte Personennamen: Benedetti Wilhelm Leopolds Wilhelm Bismarck Schneckenbnrgers Napoleon Wilhelm General_von_Moltke König_Wilhelms_I. Wilhelms_I. Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Europas Frankreichs Frankreich Frankreich Berlin Deutschland Frankreich Deutschland Rhein" Sd-Deutschland
Zweiter Zeitraum. Von 2000 bis 560 v. Chr. 85
terhaltung bei der panathenäischen Festlichkeit ausmachen
sollte, auch rief er die Dichter Anaereon und Eimonides
zu sich. , ‘ '
Doch brach im Jahre 514 eine Verschwörung
gegen beide Brüder aus. Hipparch hatte die Schwe-
ster eines gewissen Harmodius öffentlich beleidigt.
Harmodius verband sich daher mit seinem Freunde
Arist ogiton, und Hipparch fiel unter ihren Dol-
chen. Von nun an regierte Hippias strenge; aber desto
eifriger suchten die Alcmäoniden, welche Pisi'stratus aus
Athen verbannt hatte, die alte Berfaffung ihres Vaterlandes
wieder herzustellen. Mit Hülfe der Spartaner gelang
es auch wirklich diesen Verbannten, sich im Jahre 510
Athens zu bemächtigen, und den Tyrannen Hippias zu
vertreiben. Clisthenes, der Sohn des Megacles,
stand nun an der Spitze des attischen Staates. Aber
bald bildete sich unter Isagoras eine Partei wider
ihn, welcher viele Große Athens beitraten. Desto mehr
schmeichelte Clisthenes der Menge. Cr bewirkte eine
neue Eintheilung des attischen Gebietes und Volkes, in-
dem er statt vier Stämmen zehn machte, und ihnen
neue Namen gab. Auch vermehrte er den Senat mit
hundert neuen Mitgliedern. Allein Isagoras wandte sich
nach Lacedämon. Dem Verlangen des mächtigen spar-
tanischen Königs Cleomenes gemäß, mußte auch wirklich
Clisthenes sammt seinem Anhänge Athen verlaffen. Dann
ging Cleomenes, von einer kleinen Kriegsmacht begleitet,
-selbst nach Athen, und verbannte auf einmal sieben hun-
dert Familien. Als er aber hierauf auch die Verfassung
andern wollte, griff das Volk zu den Waffen. Cleo-
menes und Isagoras, welche ihre Zuflucht in die Burg
nahmen, wurden zwei Tage daselbst belagert. Am drit-
ten Tage ergaben sie sich unter der Bedingung, daß die
Spartaner frei abziehen dürften. Isagoras ging mit
ihnen, aber viele Athener von seiner Partei wurden hin-
gerichtet. Clisthenes kam nun zurück, und stellte die
Volksherrschaft zu Athen wieder her. Athen aber sandte
Abgeordnete nach Sardes, um mit den Persern ein
Vündniß zu schließen, weil man den Krieg mit Sparta
als unvermeidlich betrachtete. Auch war es wirklich Plan
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78 Alte Geschichte«
Ephorat entweder errichtete, oder doch die Macht des-
selben erweiterte.
Ungefähr vierzig Jahre später begann der zweite
messenische Krieg (682- 608 v. Chr.). Besonders die
Jugend Messeniens sehnte sich nach der vormaligen Freiheit
ihrer Vater, und wünschte das harte Joch der Spartaner
abzuwerfen. Vor allen aber glühte der messenische Jüng-
ling Aristo men es vor Begierde, sein Vaterland zu be-
freien. Er begann den Krieg mit Glück. Aber auch den
Spartanern ward, als sie im Gedränge der Noch das
Orakel zu Delphi um einen ausgezeichneten Führer baren,
von den Athenern der Dichter Lyrtäus gesandt, dessen
Gesänge die Eintracht unter ihnen herstellten, und ihren
öfters sinkenden Muth mit wunderbarer Kraft wieder ho-
den. Bei Stenpklerus kam es zwischen beiden Parteien
und ihren Verbündeten zum hitzigen Treffen. Aristome-
ues siegte. Er ward immer kühner und unternehmender.
Allein nach vielem Glücke und mannigfaltigen Proben des
Heldenmutheö mußte er sich, durch die Verrätherei der Ar-
cadier genöthigt, in die Festung auf dem Berge Ira
werfen. Doch auch von hier aus ängstigte er die Sparta-
ner. Er gerieth in spartanische Gefangenschaft, aber
wunderbar gerettet, wurde er von Ira aus aufs neue
furchtbar. Ja, aus einer zweiten Gefangenschaft kehrte
der Held ebenfalls wohlbehalten zu den Seinigen zurück.
Endlich im eilften Jahre (668 v. Chr.) ward Ira durch
Überfall genommen; Verrätherei hatte den Spartanern
den Weg dazu gebahnt, und Erschöpfung die längere
Ausdauer des Kampfes den Messeniern unmöglich ge-
macht. Viele Messcnier wunderten aus. Die Übrigen,
welche auf Ira oder dem Laude zurückgeblieben waren,
wurden von den Spartanern in den Stand der Heloten
versetzt. Auch vertheilten die Sieger den größten Theil
des meffenischen Landeigenthnms durch das Loos unter sich.
Von nun an bildete sich Sparta mehr und mehr zu
einem Kriegerstaate, welcher für ganz Griechenland furcht-
bar zu werden drohte. Der Ruhm ihrer Tapferkeit,
welche besonders die Argiver, denen sie um 550 v.
Chr. Thyrea Wegnahmen, zu erfahren hatten, erscholl
nicht nur bei den Griechen in Kleinasien, sondern auch
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48ö
Mittlere Geschichte.
2. Der zweite Kreuzzug (1147-114y).
Die Freude über die Eroberung Jerusalems war so
groß, daß alsbald zahlreiche Schaaren zusammeuströmteu,
um einen neuen Zug in das gelobte Land zu unterneh-
men. Allein fast alle diese Kreuzbrüder verloren Leben
oder Freiheit, che sie das ersehnte Ziel erreichten. In-
dessen zogen ununterbrochen wenigstens kleinere Gesellschaf-
ten von Pilgern in das Land der Hoffnung. Auch wur-
den seit den Zeiten des ersten Kreuzzugs die Seezüge der
Genueser und Venetianer in diese Gegenden immer ge-
wöhnlicher. Leer zuruckgehende Schiffe- nahmen öfters
Erde aus dem gelobten Lande mit, weil Viele seliger zu
schlummern hofften, wenn ihre Begrabniß - Statten mit
diesem heiligen Sande angefüllt waren. Endlich in der
Mitte des zwölften Jahrhunderts kam wieder ein größerer
Kreuzzug zu Stande.
Die Stadt Edessa, die Vormauer deö Königreichs
Jerusalem, war in dem Jahre 1142 von den Saracenen
eingenommen worden. Die Bestürzung, welche hierüber im
Abendlande entstand, benützten der Papst Eugenlus Iii.
und der heilige Bernhard, Abt von Clairvaux, um einen
neuen, großen Zug in das Morgenland zu veranlassen,
Vornehmlich fachte Bernhard das Feuer der Begeisterung
zu venl heiligen Kriege mit Macht an. Einsmals war
die Menge derer, welche, von ihm aufgemuntert, in das
gelobte Land ziehen wollten, so groß, daß er sein Ge-
wand zerschneiden mußte, um Kreuze daraus zu verfer-
tigen.
Selbst Fürsten vom ersten Range, König Lud-
wig Vi!. von Frankreich und Kaiser Conrad Iii. von
Tentschland, nahmen setzt das Kreuz, Der Kaiser brach
iür Frühlings 1147 auf, aber der größte Theil seines Hee-
res fand seinen Untergang in dem Kampfe mit dem Sul-
tan Masud von Icouium, so, daß Conrad Iii. nur
den geringern Überrest zu dem Heere Ludwigs Vii. retten
konnte. Allein auch vereinigt ging es diesen Fürsten nicht
besser. Zwar sahen sie die heilige Stadt, aber sie muß-
ten, nachdem der größte Theil der unter ihrer Führung
ausgezogeneu zweimalhuudert tausend Kreuzfahrer durch
Krankheit oder Hunger, oder auf andere Weise umgekom-
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Extrahierte Personennamen: Eugenlus Bernhard von_Clairvaux Bernhard Conrad_Iii Masud_von_Icouium Conrad_Iii Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalems Edessa Frankreich
Dritter Zeitraum. Von 1096 bis 1517. 545
Michael Paläologus griff alsbald mehrere Besitzungen der
Lateiner mit Glück an; im Jahre 1261 stürmte sein Feld-
herr Strategopulus Constantinopel; Balduin Ii. muß-
te flüchten; die Herrschaft der Griechen ward wieder her-
gestellt.
3. Di e Kaise r von Nieäa: Theodor Lascaris
(1204- 1222), Johannes Hi. Dueas Vataces
( 1222 - 1255 ), Theodor Lascaris Ii. (1255 -
1259), Johannes Iv. Lascaris (1259), Mi-
chael Paläologus.
Constantinopels Verlust hatte den Griechen wieder
Muth und Stärke gegeben. Selbst Helden traten jetzt
aus dem Kreise derselben hervor. So der Schwieger-
sohn Kaisers Alexius 111., Theodor Lascaris (1204 —
1222), der am Anfänge bloß über drei Städte und zwei
tausend Soldaten geboten hatte, aber im Laufe einer acht-
zehnjährigen siegreichen Regierung daö kleine Fürstenthum
Nicaa zur Größe eines Kaiserthums ausdehnte. Sein Ei-
dam und Nachfolger Johannes Ducas Vataces
(1222-1255) erweiterte die Gränzen des neuen Staates
noch mehr, und bedrängte selbst Constantinopel auf allen
Seiten. Zugleich sorgte Vataces für den innern Wohlstand
seines Reichs, besonders durch Beförderung des Ackerbaues.
Auch war die Erziehung der Jugend und die Wiederbele-
bung der Wissenschaften ein Gegenstand seiner ernsten Für-
sorge. Theodor Lascaris 11.(1255- 1259), obwohl
er seinem Vater Vataces an Tugenden weit nachstand,
führte während seiner kurzen Negierung sein Heer dreimal
in das Herz der Bulgarei. Durch Michael Paläolo-
gus, einen griechischen Großen von einem alten, berühm^-
teo Hause, wurde zwar Johann es Iv. Lascaris (1259),
der bei dem Tode seines Vaters Lascaris Ii. noch minder-
jährig war, um Thron und Freiheit gebracht, aber auch
die Herrschaft der Griechen in Europa wiederhergestellt.
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Erster Zeitraum. Von 1517 bis 176y. 825
resia, und als teutschcr Kaiser immer abwesend, und ver-
zehrte die Emkünfte des Großherzogthumö im Auslände.
6. D e r K i r ch e n st a a t.
Durch den spanischen Erbfolgekrieg kam viel Ungemach
über den römischen Stuhl. Als Kaiser Joseph I. den Papst
Clemens Xi. mit Waffen-Gewalt gezwungen hatte, den
Erzherzog Earl für den rechtmäßigen König von Spanien
anzuerkennen, ließen Spanien und Frankreich den Papst
ihren ganzen Unwillen fühlen. Ludwig Xiv. drohte, ei-
nen Patriarchen für die französische Kirche zu bestellen, und
Philipp V. verwies den päpstlichen Nunci.d aus Spanien.
Andere Streitigkeiten mit catholischcn Fürsten reihten sich
an diese an.
7. Venedig.
Im Passarowitzer Frieden (1718) gab zwar Venedig
Morea mit dessen Zubehörden auf, erhielt aber dafür die
erneuerte Versicherung eines ungestörten Handels in den tür-
kischen Staaten. Still, aber ftaatsklug lebte von nun an
Venedig für sich und seinen Handel.
Xiv.
T e u t s ch l a n d.
Der spanische Erbfolgekrieg, der unter Leopold I. be-
gonnen hatte, zog sich durch die ganze Negierung des Soh-
nes und Nachfolgers Leopolds I., Kaiser Josephs I.
(1705 - 1711), eines Fürsten von vieler Thatigkeit, so
wie durch die ersten Jahre Carls Vi. (1711 -1740), des
zweiten Sohnes Leopolds I., hindurch. Auch zwei Türken-
kriege, und der polnische Erbfolgekrieg sielen in die Ne-
gierung Carls Vi. Nichts lag aber diesem Kaiser so sestr
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Ungarische und türkische Verhältnisse.
33
Türken, unter denen 60,000 Schanzgräber waren. Die Stadt Rhodns wurde berennt, und bald wankten die Mauern durch die zahllosen Kugeln der Türken; ,aber des tapfern Villiers Entschluß, die Stadt bis aufs äußerste zu vertheidigen, wankte nicht. Mehrere Stürme wurden zurückgeschlagen; Tausende von Türken waren schon vor den Mauern begraben worden und schon wollte Sulei-ntsltt zurückgehen, da meldeten ihm seine Kundschafter, daß die Stadt ja nur von einem Häuflein Krieger vertheidigt werde. Snleiman ließ aufs neue anrennen; ein Theil der Mauern stürzte zusammen; die Türken setzten sich in der Stadt fest — da sahen sie am andern Morgen, daß Villiers eine neue Mauer und einen Graben während der Nacht hatte anlegen lassen. Suleiman erstaunte über den Muth des Großmeisters und ehrte dessen Beharrlichkeit; er bot ihm freien und ehrenvollen Abschied an, wenn er die Stadt übergeben wolle. Auch jetzt noch wollte Villiers den Kampf fortsetzen; aber er wurde von den Rittern überstimmt, welche den Ort für nicht mehr haltbar erklärten. So fiel Rhodns in die Hände der Türken. Suleiman ehrte die Tapferkeit seines Feindes, nannte ihn seinen Vater und bezeigte ihm sein Bedauern, daß er ihn in seinem Alter aus seiner Wohnung vertreiben müsse. Die Johanniter, nun ihres Obdachs beraubt, erhielten vom Kaiser Karl V. die Insel Malta geschenkt, die damals zum Königreich Neapel gehörte, und nahmen davon den Namen Malteserritter an.
Von nun an wandte sich Suleiman gegen Siebenbürgen und Ungarn. Hier war Wladislaw Ii. König gewesen, ein Enkel des Kaisers Albrecht Ii., der als Eidam Sigismunds (1437) König von Ungarn geworden war, und Schwestersohn des jungen Ladislaus, der oben bei Friedrich Iii. erwähnt worden ist. Mit jenem Wladislaw Ii. hatte Kaiser Maximilian I. eine Doppelheirath verabredet, die für Oestreich sehr ersprießlich geworden, weil Ungarn dadurch an dies Haus gekommen ist. Auf einer Zusammenkunft in Wien nämlich (1515) wurde zwischen beiden Fürsten bestimmt, daß Wladislaws dreijähriges Töchterchen Anna mit Maximilians vierjährigem Enkelchen Ferdinand (dem nachherigen Kaiser) vermählt werden sollte, ebenso eine Verheiratung zwischen Maximilians achtjähriger Enkelin Maria und dem neunjährigen Sohne Wladislaws, Ludwig dem Frühzeitigen. Beide Heirathen wurden auch späterhin wirklich vollzogen.
Als Wladislaw (1516) gestorben war, wurde sein Sohn
Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 3
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Extrahierte Personennamen: Suleiman Suleiman Karl_V. Karl_V. Suleiman Wladislaw Albrecht_Ii Albrecht Eidam_Sigismunds Ladislaus Friedrich_Iii Friedrich Maximilian_I. Maximilian_I. Oestreich Anna Maximilians Ferdinand_( Ferdinand Maximilians Maria Maria Ludwig Ludwig Wladislaw
Extrahierte Ortsnamen: Neapel Ungarn Ungarn Wien Wladislaws Maximilians Maximilians Wladislaws
58
Neue Geschichte. 1. Periode. Deutschland.
rühmten Maler, den alten Lukas Cranach, allerhand Contrafacturen und Bildwerk machen lassen."
Im August 1552 ließ endlich der Kaiser dem Kurfürsten seine Freiheit ankündigen. Schon am sechsten Tage darauf «saßen er und der treue Cranach auf dem Reisewagen, um sich nach Weimar zu begeben, wo sie, wie überall im Heimatlande, mit großer Freude empfangen wurden. Mehr aber als alles erfreute den alten Lukas, daß er seine Tochter Barbara, die Frau des sächsischen Kanzlers Brück, hier fand. Von nun an beschloß er, in Weimar zu bleiben. Schon im folgenden Jahre (1553) starb er hier in den Armen seiner Tochter, im 81. Jahre. Sein Grabmal ist noch hier zu sehen.
Cranach war ein eben so geschickter Maler, als ausgezeichnet biederer, rechtlicher Mensch, der seinem Fürsten im Glück und Unglück Freund und Rathgeber war. Am meisten hat er Bildnisse und Thiere gemalt, und oft wurde er in seinem Arbeitszimmer von den hohen Herrschaften besucht, die ihm mit Vergnügen zusahen und die er wieder auf die Jagd zu begleiten pflegte. Wurden besonders große und schöne Thiere erlegt, so war er gleich bei der Hand, sie abzumalen. Unter seinen Freunden waren besonders Luther und Melanchthon. Wir haben noch einen Brief übrig, den ihm Luther vom Reichstage von Worms schrieb: „Meinen Dienst, lieber Gevatter Lukas: Ich segne und befehle euch Gott! u. s. w. Ich meinte, Kaiserliche Majestät sollt einen Doctor oder 50 versammlet, und den Mönch redlich überwunden; so ist nichts mehr gehandelt, denn so viel: Sind die Bücher dein? Ja, Willst du sie widerrufen oder nicht? Nein. So hebe dich! O ihr blinde Deutschen! wie kindisch handeln wir, und lassen uns so jämmerlich die Romanisten (Päpstliche) äffen und narren. Sagt meiner Gevatterin, eurem lieben, lieben Weibe, meinen Gruß, und daß sie sich dieweil wohl gehabe. — Ade, hiemit allesammt Gott befohlen; der behüte euer Aller Verstand und Glauben in Christo für den römischen Wölfen und Drachen mit ihrem Anhang. Amen!"
Als Luther um seine nachherige Frau, Katharina von Bora, warb, begleitete ihn sein Freund Cranach. Ein gleichzeitiger Geschichtschreiber erzählt: „Käthe von Bora (damals 26 Jahre alt) ist zu dem Stadtschreiber, Herrn Philipp Reichenbacher, gekommen, da sie sich still und wohl verhalten, welches Lutherum bewogen, daß er sich unversehens den 13. Juni 1525 mit Herrn Doctor Pommer, Lukas Cranachen, damals Rathsverwandten, hernach aber
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Extrahierte Personennamen: Lukas_Cranach August Cranach Lukas Barbara Cranach Rathgeber Melanchthon Lukas Katharina_von_Bora Cranach Philipp_Reichenbacher Philipp Doctor_Pommer Lukas_Cranachen
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Weimar Weimar Worms Christo