50___________
362 ein Treffen, in dem er zwar siegte, aber tötlich verwundet wurde. Sterbend riet er zum Frieden.
4. Folgen des Krieges.
a) Sparta tritt in den Hintergrund; doch auch Theben kann nach dem Tode des Epaminondas die Hegemonie nicht behaupten;
b) alle griechischen Staaten sind geschwächt;
c) fremde Fürsten, namentlich Philipp von Macedonien, gewinnen Einfluß in Griechenland.
Griechenland kommt unter die Herrschaft der Macedorrier,
362-338.
1. Macedonien bis auf Philipp Ii. Macedonien, nördlich von Thessalien gelegen, ist das Gebiet mehrerer Flußthäler, deren größtes das des Strymon ist. Die Münduug der Flüsse weist das Land auf das Ägäische Meer und auf die Teilnahme an dessen Geschichte hin. Die Verfassung war ein Königtum, das jedoch in der älteren Zeit machtlos war. In den griechischen Händeln spielte Macedonien bald als Hilssniacht der Athener, bald der Spartaner eine Nebenrolle. Der König Archelaus, 413—399, hob das Land auf eine höhere Stufe, organisierte eine Kriegsmacht und verschaffte der griechischen Kultur Eingang.
2. Philipp Ii., 359—336. Nach langen Parteikämpfen kam 359 Philipp Ii. zur Regierung. In seiner Jugend als Geisel nach Theben geführt, lernte er hier griechische Bildung, zugleich aber auch den Verfall der griechischen Staaten kennen. Bald zu Anfang seiner Regierung bewies er eine ungewöhnliche Schlauheit und Energie. Sein Ziel war, die Kräfte Griechenlands sich dienstbar zu machen.
3. Der heil. Krieg gegen Phocis, 355—346. Die Phocier hatten Ländereien des delphischen Apollo in Besitz genommen und waren auf Antrag der Thebaner von den Amphiktyonen zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden. Sie griffen deshalb zu den Waffen und fanden an den Spartanern und Athenern Bundesgenossen. Als sie auch in Thessalien einfielen, riefen dortige Adelsgeschlechter Philipp von Macedonien um Hilfe. Dieser besiegte die Phocier nach hartnäckigem Widerstände. Als er aber durch die Thermopyleu nach Hellas vordringen wollte, wurde er von den Athenern gehindert. Er begnügte sich mit Thessalien als dem Übergangslande nach Hellas. Als aber
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Extrahierte Personennamen: Philipp_von_Macedonien Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_von_Macedonien Philipp
322
treten sollte. Der leichtfertige Minister Haugwitz aber, der mit der Sendung dieser Beschlüsse an Napoleon beauftragt war, wurde von der Nachricht der Niederlage bei Austerlitz überholt und ließ sich von Napoleon zu einem gegenteiligen Vertrage drängen: Preußen ging ein Bündnis mit Frankreich ein, trat Anspach, Neuenburg und den Rest von Kleve ab und erhielt den souveränen Besitz Hannovers. (Schönbrunner Vertrag.) Die unschlüssige Haltung, welche der König diesem Vertrage gegenüber annahm, und die Erbitterung der patriotischen Partei über denselben trug dazu bei, die Politik des Königs als eine treulose zu verdächtigen, und Napoleon ließ es an Kränkungen nicht fehlen. Preußen besetzte zwar Hannover, doch mußte es alle
Häfen den britischen Schiffen verschließen und der Minister Hardenberg entlassen werden. Die Besetzung Hannovers brachte naturgemäß Preußen in eine feindselige Stellung zu England. Napoleon knüpfte aber, um Preußen zum Kriege zu zwingen, nicht bloß freundschaftliche Verhandlungen mit England an, sondern ließ auch die Erklärung abgeben, daß er England die Rückgabe Hannovers versprochen habe. Darauf hin siegte endlich die Kriegspartei am Berliner Hofe, und der König machte das Heer mobil.
Die hervorragendsten Vertreter der Bewegung gegen Frankreich in Berlin waren die Königin Luise und Prinz Louis Ferdinand. Erstere überschätzte zwar die Kräfte Preußens; doch wurzelte ihr kriegerischer Eifer in einer durchaus edlen Natur. Letzterer war einer von den wenigen Männern in Preußen, die mit freiem Blicke die Weltlage beurteilten und den altpreußischen Heldensinn in sich fühlten. Von den Staatsmännern war der Freiherr von Stein unermüdlich thätig, feinem Könige die Mittel zum Kriege zu schaffen. Die Masse des Volkes lag in dumpfer Teilnahmslosigkeit.
B. Die Kriegserklärung. Das Verhalten Preußens in den früheren Kriegen war die Ursache, daß es jetzt vergebliche Unterhandlungen zur Gewinnung von Bundesgenossen führte; nur Rußland versprach Hilfe. Der König suchte noch durch ein Ultimatum, in dem er die Räumung Süddeutschlands und die Zulassung der Gründung eines norddeutschen Bundes von Napoleon verlangte, den Krieg abzuwenden; daraus hin erfolgte aber die Kriegserklärung.
C. Verlauf des Krieges.
a) Schlacht bei Jena. Die Zögerung Preußens, den Krieg zu eröffnen, gab Napoleon Zeit, ein Heer von 200000 Mann im nördlichen Bayern zu sammeln, mit dem er im Saalethale ab
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Neuenburg Kleve Hannovers England England England Frankreich Berlin Jena Saalethale
411
verlesen, wonach Frankreich nie dulden werde, da eine fremde Macht das Gleichgewicht Europas und die Interessen Frankreichs stre. Als hierauf der Priuz von der Kandidatur zurcktrat, verlaugte der franzsische Botschafter Benedetti im Auftrage seiner Regierung von dem zur Kur in Ems weilenden Könige Wilhelm die Erklruug, da er niemals seine Einwilligung geben wrde, wenn die Bewerbung Leopolds wieder ausleben sollte. König Wilhelm lehnte diese Forderung in wrdiger Weise ab und lie dem franzsischen Botschafter mitteilen, da er ihm in dieser Angelegenheit nichts mehr zu sagen habe. Bismarck hatte lngst erkannt, da Frankreich ans eine Demtigung Preuens hinarbeite. Als ihm am 13. Jnli 1870 das amtliche Telegramm der den Vorgang in Ems zuging, verffentlichte er eine Depesche, die sich dem Wortlaut jener Mitteilung anschlo, aber krzer gefat war. Obgleich in ihr kein beleidigendes Wort enthalten war, entfachte sie in Frankreich einen Sturm der Entrstung. Nur der greise Thiers wagte in der strmischen Kammersitzung vom 15. Juli seine Stimme gegen den Krieg zu erheben. Er wurde aber niedergeschrien, mit) die Kammer bewilligte ohne ernstliche Prfuug des Sachverhalts die Mittel fr deu Krieg. Schon am 19. Juli 1870 traf die Kriegserklrung in Berlin ein.
2. Die Stimmung in Deutschland und die deutsche Heeres-aufstellung. Der mutwillig von Frankreich heraufbeschworene Krieg rief in ganz Deutschland eilte Begeisterung hervor, wie sie das preuische Volk im Frhling von 1813 ergriffen hatte. Schneckenbnrgers markiges Lied: Die Wacht am Rhein" wurde zum Nationalgesange. Die Feindseligkeit zwischen den deutschen Stmmen schwand. Sd-Deutschland, auf desfett Abfall von Preußen Napoleon gebaut hatte, trat nach dem Beispiel des hochherzigen Knigs von Bayern ans die Seite des Norddeutschen Bundes und hielt mit den militrischen Vorbereitungen in Preueu gleichen Schritt. Am Todestage der Knigin Luise erneuerte König Wilhelm den Orden des Eisernen Kreuzes.
Die Mobilmachung erfolgte auf deutscher Seite uach einem von dem Chef des Generalstabs, General von Moltke, sorgfltig ausgearbeiteten Plaue. Schon zehn Tage nach der Kriegserklrung standen die deutsche Heere an der franzsischen Grenze.
Die deutschen Heeresmassen wurden in drei Armeen auf-gestellt. Die I. Armee, 60 000 Manu unter dem Befehle des
Bismarck, Gedanken und Erinnerungen: Die Emser Depesche. Atzler, Qu. u. L. Iii.
Die franzsische Kriegserklrung. Thronrede König Wilhelms I. an den Reichstag des Norddeutschen Bundes am 19. Juli 1870. Atzler, a. a. O.
v. Sybel, Die Begrndung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I.: Die Erhebung des dentfchen Volkes im Jahre 1870. Atzler. a. a. O.
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Europas Frankreichs Frankreich Frankreich Berlin Deutschland Frankreich Deutschland Rhein" Sd-Deutschland
Zweiter Zeitraum. Von 2000 bis 560 v. Chr. 85
terhaltung bei der panathenäischen Festlichkeit ausmachen
sollte, auch rief er die Dichter Anaereon und Eimonides
zu sich. , ‘ '
Doch brach im Jahre 514 eine Verschwörung
gegen beide Brüder aus. Hipparch hatte die Schwe-
ster eines gewissen Harmodius öffentlich beleidigt.
Harmodius verband sich daher mit seinem Freunde
Arist ogiton, und Hipparch fiel unter ihren Dol-
chen. Von nun an regierte Hippias strenge; aber desto
eifriger suchten die Alcmäoniden, welche Pisi'stratus aus
Athen verbannt hatte, die alte Berfaffung ihres Vaterlandes
wieder herzustellen. Mit Hülfe der Spartaner gelang
es auch wirklich diesen Verbannten, sich im Jahre 510
Athens zu bemächtigen, und den Tyrannen Hippias zu
vertreiben. Clisthenes, der Sohn des Megacles,
stand nun an der Spitze des attischen Staates. Aber
bald bildete sich unter Isagoras eine Partei wider
ihn, welcher viele Große Athens beitraten. Desto mehr
schmeichelte Clisthenes der Menge. Cr bewirkte eine
neue Eintheilung des attischen Gebietes und Volkes, in-
dem er statt vier Stämmen zehn machte, und ihnen
neue Namen gab. Auch vermehrte er den Senat mit
hundert neuen Mitgliedern. Allein Isagoras wandte sich
nach Lacedämon. Dem Verlangen des mächtigen spar-
tanischen Königs Cleomenes gemäß, mußte auch wirklich
Clisthenes sammt seinem Anhänge Athen verlaffen. Dann
ging Cleomenes, von einer kleinen Kriegsmacht begleitet,
-selbst nach Athen, und verbannte auf einmal sieben hun-
dert Familien. Als er aber hierauf auch die Verfassung
andern wollte, griff das Volk zu den Waffen. Cleo-
menes und Isagoras, welche ihre Zuflucht in die Burg
nahmen, wurden zwei Tage daselbst belagert. Am drit-
ten Tage ergaben sie sich unter der Bedingung, daß die
Spartaner frei abziehen dürften. Isagoras ging mit
ihnen, aber viele Athener von seiner Partei wurden hin-
gerichtet. Clisthenes kam nun zurück, und stellte die
Volksherrschaft zu Athen wieder her. Athen aber sandte
Abgeordnete nach Sardes, um mit den Persern ein
Vündniß zu schließen, weil man den Krieg mit Sparta
als unvermeidlich betrachtete. Auch war es wirklich Plan
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78 Alte Geschichte«
Ephorat entweder errichtete, oder doch die Macht des-
selben erweiterte.
Ungefähr vierzig Jahre später begann der zweite
messenische Krieg (682- 608 v. Chr.). Besonders die
Jugend Messeniens sehnte sich nach der vormaligen Freiheit
ihrer Vater, und wünschte das harte Joch der Spartaner
abzuwerfen. Vor allen aber glühte der messenische Jüng-
ling Aristo men es vor Begierde, sein Vaterland zu be-
freien. Er begann den Krieg mit Glück. Aber auch den
Spartanern ward, als sie im Gedränge der Noch das
Orakel zu Delphi um einen ausgezeichneten Führer baren,
von den Athenern der Dichter Lyrtäus gesandt, dessen
Gesänge die Eintracht unter ihnen herstellten, und ihren
öfters sinkenden Muth mit wunderbarer Kraft wieder ho-
den. Bei Stenpklerus kam es zwischen beiden Parteien
und ihren Verbündeten zum hitzigen Treffen. Aristome-
ues siegte. Er ward immer kühner und unternehmender.
Allein nach vielem Glücke und mannigfaltigen Proben des
Heldenmutheö mußte er sich, durch die Verrätherei der Ar-
cadier genöthigt, in die Festung auf dem Berge Ira
werfen. Doch auch von hier aus ängstigte er die Sparta-
ner. Er gerieth in spartanische Gefangenschaft, aber
wunderbar gerettet, wurde er von Ira aus aufs neue
furchtbar. Ja, aus einer zweiten Gefangenschaft kehrte
der Held ebenfalls wohlbehalten zu den Seinigen zurück.
Endlich im eilften Jahre (668 v. Chr.) ward Ira durch
Überfall genommen; Verrätherei hatte den Spartanern
den Weg dazu gebahnt, und Erschöpfung die längere
Ausdauer des Kampfes den Messeniern unmöglich ge-
macht. Viele Messcnier wunderten aus. Die Übrigen,
welche auf Ira oder dem Laude zurückgeblieben waren,
wurden von den Spartanern in den Stand der Heloten
versetzt. Auch vertheilten die Sieger den größten Theil
des meffenischen Landeigenthnms durch das Loos unter sich.
Von nun an bildete sich Sparta mehr und mehr zu
einem Kriegerstaate, welcher für ganz Griechenland furcht-
bar zu werden drohte. Der Ruhm ihrer Tapferkeit,
welche besonders die Argiver, denen sie um 550 v.
Chr. Thyrea Wegnahmen, zu erfahren hatten, erscholl
nicht nur bei den Griechen in Kleinasien, sondern auch
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Dritter Zeitraum. Von 1096 bis 1517. 545
Michael Paläologus griff alsbald mehrere Besitzungen der
Lateiner mit Glück an; im Jahre 1261 stürmte sein Feld-
herr Strategopulus Constantinopel; Balduin Ii. muß-
te flüchten; die Herrschaft der Griechen ward wieder her-
gestellt.
3. Di e Kaise r von Nieäa: Theodor Lascaris
(1204- 1222), Johannes Hi. Dueas Vataces
( 1222 - 1255 ), Theodor Lascaris Ii. (1255 -
1259), Johannes Iv. Lascaris (1259), Mi-
chael Paläologus.
Constantinopels Verlust hatte den Griechen wieder
Muth und Stärke gegeben. Selbst Helden traten jetzt
aus dem Kreise derselben hervor. So der Schwieger-
sohn Kaisers Alexius 111., Theodor Lascaris (1204 —
1222), der am Anfänge bloß über drei Städte und zwei
tausend Soldaten geboten hatte, aber im Laufe einer acht-
zehnjährigen siegreichen Regierung daö kleine Fürstenthum
Nicaa zur Größe eines Kaiserthums ausdehnte. Sein Ei-
dam und Nachfolger Johannes Ducas Vataces
(1222-1255) erweiterte die Gränzen des neuen Staates
noch mehr, und bedrängte selbst Constantinopel auf allen
Seiten. Zugleich sorgte Vataces für den innern Wohlstand
seines Reichs, besonders durch Beförderung des Ackerbaues.
Auch war die Erziehung der Jugend und die Wiederbele-
bung der Wissenschaften ein Gegenstand seiner ernsten Für-
sorge. Theodor Lascaris 11.(1255- 1259), obwohl
er seinem Vater Vataces an Tugenden weit nachstand,
führte während seiner kurzen Negierung sein Heer dreimal
in das Herz der Bulgarei. Durch Michael Paläolo-
gus, einen griechischen Großen von einem alten, berühm^-
teo Hause, wurde zwar Johann es Iv. Lascaris (1259),
der bei dem Tode seines Vaters Lascaris Ii. noch minder-
jährig war, um Thron und Freiheit gebracht, aber auch
die Herrschaft der Griechen in Europa wiederhergestellt.
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370
Fünftes Hauptstück.
menser, die er gefangen bekam, setzte er ohne Lösegeld in
Freiheit, aber mit dem Bedeuten, sich bei Todesstrafe nach
Athen zu verfügen.'; denn ein Sturm auf die Mauern der
Stadt mußte auch jetzt noch bedenklich scheinen, und daher
eine Hungersnoth vorbereitet werden. Aus diesem Grunde
sperrte er mit 150 Dreiruderern den Piräus, während
Agis und Pausanias die Laudseite ciuschloßen, und entließ
den wahrscheinlich cinverstandncn Theramcnes erst nach
drei Monaten mit dem Bescheide, daß der Friede in
Sparta geholt werden müsse. Nachdem dort in einer pe-
loponncsifchen Versammlung der von Thebä und Korinth
gemachte Antrag, Athen zu vernichten, durch die Sparta-
ner äbgelchut worden war, brachte Theramcnes endlich im
Frühling 404 folgende Bedingungen: Athen verliert seine
Bundcshoheit über die Seestädte, tritt selbst unter spar-
tanische Hegenomie, ruft alle Verbannten zurück, liefert
die Schiffe bis auf zwölf aus, und wird der langen Mauern,
sowie der Festungswerke des Piräus beraubt. Unter Flö-
renschall und dem Jubel der festlich bekränzten Bundes-
genossen wurden die Mauern niedergerisscn und die aus-
gelieferten Schiffe verbrannt. Lysander legte eine Besatzung
unter dem Harmosten Kallibius auf die Burg; das Volk
beschloß nach des Theramcnes Vorschlag und im Schrecken
vor den Siegern, die höchste Gewalt an drcissi g Män-
ner zu übertragen, welche dem Staat eine neue Verfas-
sung geben sollten, und unter denen Theramcnes, Kri tias
und C h a r i k l e s die bedeutendsten waren. Um der Form
willen bestellten diese einen Rath und einige Beamten,
entwaffneren aber die Bürger bis auf Dreitausend, die
nicht ohne Beschluß des Rathes sollten hingerichtet wer-
den können, während Leben und Tod aller Uebrigen ge-
radezu von den Dreissig abhieng. „Damit die Stadt von
den Lasterhaften gesäubert und Tugend und Gerechtigkeit
herrschend würde," verhafteten, verbannten oder tödtetcn sie
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Siebentes Hauptstück.
/»02
billig,» fragte daher dieser, »daß den Böotiern die Frei-
heit gegeben werde?« „Scheint es dir nicht ebenso,"
entgegnete der Thebaner, in Betreff der Städte Lako-
niens?» „Antworte bestimmt," rief Agesilaus; „ich frage,
ob Bövtien frei werden wird?" Und ich," sprach Epa-
minvndas, „ob Lakvnien?" Hierauf strich Agesilaus die
Thebaner ans dem Vertrage: der Krieg war erklärt,
Kleombrotus, der noch mit einem Heere in Phocis stand,
brach mit 10,000 Mann Kerntruppen nach Böonen ein.
Als Epaminondas durch das Thor von Thebä Lückte, erschrack
sein Heer über ein unglückliches Zeichen. „Begnügt euch mit
dem einzigen Zeichen," sagte er, „daß von uns das Va-
terland seine Rettung erwartet." Allein eben, weil Alles
auf dem Spiele stand, durfte er nicht blindlings wagen;
und doch hatte er dem Feinde nur 6000 Mann entgegen-
zustellen, die ans keine Art vermehrt werden konnten. Da
entlockte ihm die dringende Größe der Gefahr einen Ge-
danken, worauf in der Folge die Taktik weiter gebaut
hat: er beschloß, durch Kunst zu ersetzen, was ihm an
Masse abgieng, bildete daher eine schmale, aber lange
Heersäule von 50 Reihen, und richtete so den Gesammt-
stoß von Tausenden auf einen einzigen Punkt; zugleich
stürmte Pelopidas mit den 300 Jünglingen der heiligen
Schaar, welche Gorgidas aus den besten Familien zu-
sammengesetzt und das Band der Liebe in ein Ganzes
verschmolzen hatte, dem Feind in die Sekte; die kleine
Zahl böotischer Reiter focht ihres Rufes würdig; Klcom-
brotus fiel, 4000 Spartaner deckten den Wahlplatz, und
mit Recht nannte nachmals der kinderlose Epaminondas
diese im Juli 371 gewonnene Schlacht bei Leuktra seine
unsterbliche Tochter. „Laßt das Gesetz heute schlafen,»
rieth der immer noch kranke Agesilaus, als es sich darum
handelte, ob an den vielen Flüchtlingen Strafe genommen
werden solle. Sein Sohn Archidamns führte ein
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Agesilaus und Epaminondas.
405
neues Heer nach Böotien; die Thebaner riefen den talent-
vollen Tyrannen Jason aus Pherä zu Hülfe; dieser
aber, von weitaussehendcn Planen erfüllt, vermittelte den
Frieden; denn auf ähnlichem Wege, der bald nachher einen
Andern zum Ziel führte, wollte er die Hegemonie in
Griechenland erstreben und dann das vereinigte Griechen-
volk gegen die Perser entflammen. Er endete als Tagos
oder Befehlshaber aller Lheffalier unter den Streichen
eines Meuchelmörders. Schon vorher hatte sich im Pe-
loponnese der Krieg erneuert: die Mantineer stellten ihre
Stadt wieder her, und die Arkadier zusammen bauten
nach dem Rathe des Lykomedes an Megalopolis, wo
fortan eine gemeinschaftliche Regierung ihren Sitz haben
sollte. Agesilaus schritt ein, weit die Bundesherrschaft
der Spartaner bedroht war, wenn Arkadien mitten im
Peloponnes einen unabhängigen Staat bildete. Eben
deßhalb mußte Epaminondas den Arkadiern beistchen;
denn solange Sparta die Halbinsel beherrschte, blieb es
mächtig und gebrauchte seine Macht, um die Böotier von
Thebä loszureiffen, und wenn dies; geschah, mußte die
verlaßne Stadt eine Wiederholung dessen befürchten, was
sie von Phöbidas erfahren hatte. So erschienen denn
Epaminondas und Pelopidas als Böotarchen mit ge-
zwungnen Phocensern, mit Lokriern aus beiden Landschaf-
ten, mit Maliern, Aenianen, Thessaliern und Euböern zu
Ende des Jahres 370 im Pelopvnnese, befestigten das
Gemeinwesen der Arkadier, rückten 369 über die Gebirge
nach Sparta hinab und verbreiteten hier, wo man keinen
Feind zu sehen gewohnt war, panischen Schrecken. Doch
Agesilaus hielt, ohne zu einem Treffen hcrabzusteigen, die
Anhöhen besetzt, und unterdrückte eine im Innern an-
gezettelte Verschwörung, deren Mitglieder schon irgendwo
Posto gefaßt hatten, mit dem einfachen Worte: "Kinder,
nicht hieher Hab' ich euch zu gehen befohlen, sondern dort-
26 *
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404 Siebentes Hauptstück.
hin.« Da in Folge des Winters die Lebensmittel zu
mangeln anfiengen, rückte Epaminondas nach Messenien,
wo unter seinem Schuhe die feste Stadt Messene am Berg
Jthome angelegt und ein freier Bundesstaat eingerichtet
wurde. Siegreich in Thebä angelangt, wurden die Böo-
tarchen vor Gericht gefordert, weil sie ihre Würde vier
Monate über ein Jahr bekleidet hatten. „Das Gesetz
verurthcilt mich,« sagte Epaminondas, „so verdiene ich
den Tod; doch schreibe man mir aufs Grab : die Thebaner
ließen Epaminondas hinrichten, weil er sie bei Leuktra
zwang, die Spartaner, denen sie vorher nicht unter die
Augen zu treten wagten, anzugreifen und zu überwinden,
weil sein Sieg das Vaterland gerettet und Griechenland
frei gemacht, weil er Sparta belagert, Messene wieder
aufgebaut und mit starken Mauern verwahrt hat.« Dieß
reichte hin, um die Klage in einen Triumph des Ange-
klagten zu verwandeln. Thebäs zunehmende Macht flößte
den Atheniensern so große Besorgniß ein, daß sie, die Ab-
neigung gegen Sparta überwindend, von nun an entschie-
den wider die Thebaner Parthei ergriffen. Die Letztern
aber fühlten sich stark genug, um während des Kampfes
mit Athen und Sparta ihre Waffen auch nordwärts zu
kehren. Als nämlich König Amyntas Ii. von Mace-
donien im Jahre 370 gestorben war, und seinem Erstge-
bornen, Alexander dem Zweiten, ein gewisser Ptvlemäus
Alorites den Thron bestritt, hatten beide Partheien den
Pelopidas gerufen, der, ganz im Interesse seiner Vater-
stadt, einen Vergleich erzwungen und zur Bürgschaft hie-
für Philipp, den dritten Sohn des Amyntas, mit
30 Edeln nach Theba genommen hatte. Schon 368 er-
mordete Alorites den Alexander; die Anhänger des könig-
lichen Hanfes riefen den Pelopidas zum zweitenmale, und
dieser machte es gegen 50 weitere Geisseln dem Mörder
zur Pflicht, nicht in seinem eignen Namen, sondern für
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Extrahierte Personennamen: Epaminondas Alexander Alexander Ptvlemäus
Alorites Philipp Philipp Alexander Alexander