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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 50

1888 - Habelschwerdt : Franke
50___________ 362 ein Treffen, in dem er zwar siegte, aber tötlich verwundet wurde. Sterbend riet er zum Frieden. 4. Folgen des Krieges. a) Sparta tritt in den Hintergrund; doch auch Theben kann nach dem Tode des Epaminondas die Hegemonie nicht behaupten; b) alle griechischen Staaten sind geschwächt; c) fremde Fürsten, namentlich Philipp von Macedonien, gewinnen Einfluß in Griechenland. Griechenland kommt unter die Herrschaft der Macedorrier, 362-338. 1. Macedonien bis auf Philipp Ii. Macedonien, nördlich von Thessalien gelegen, ist das Gebiet mehrerer Flußthäler, deren größtes das des Strymon ist. Die Münduug der Flüsse weist das Land auf das Ägäische Meer und auf die Teilnahme an dessen Geschichte hin. Die Verfassung war ein Königtum, das jedoch in der älteren Zeit machtlos war. In den griechischen Händeln spielte Macedonien bald als Hilssniacht der Athener, bald der Spartaner eine Nebenrolle. Der König Archelaus, 413—399, hob das Land auf eine höhere Stufe, organisierte eine Kriegsmacht und verschaffte der griechischen Kultur Eingang. 2. Philipp Ii., 359—336. Nach langen Parteikämpfen kam 359 Philipp Ii. zur Regierung. In seiner Jugend als Geisel nach Theben geführt, lernte er hier griechische Bildung, zugleich aber auch den Verfall der griechischen Staaten kennen. Bald zu Anfang seiner Regierung bewies er eine ungewöhnliche Schlauheit und Energie. Sein Ziel war, die Kräfte Griechenlands sich dienstbar zu machen. 3. Der heil. Krieg gegen Phocis, 355—346. Die Phocier hatten Ländereien des delphischen Apollo in Besitz genommen und waren auf Antrag der Thebaner von den Amphiktyonen zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden. Sie griffen deshalb zu den Waffen und fanden an den Spartanern und Athenern Bundesgenossen. Als sie auch in Thessalien einfielen, riefen dortige Adelsgeschlechter Philipp von Macedonien um Hilfe. Dieser besiegte die Phocier nach hartnäckigem Widerstände. Als er aber durch die Thermopyleu nach Hellas vordringen wollte, wurde er von den Athenern gehindert. Er begnügte sich mit Thessalien als dem Übergangslande nach Hellas. Als aber

2. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 322

1888 - Habelschwerdt : Franke
322 treten sollte. Der leichtfertige Minister Haugwitz aber, der mit der Sendung dieser Beschlüsse an Napoleon beauftragt war, wurde von der Nachricht der Niederlage bei Austerlitz überholt und ließ sich von Napoleon zu einem gegenteiligen Vertrage drängen: Preußen ging ein Bündnis mit Frankreich ein, trat Anspach, Neuenburg und den Rest von Kleve ab und erhielt den souveränen Besitz Hannovers. (Schönbrunner Vertrag.) Die unschlüssige Haltung, welche der König diesem Vertrage gegenüber annahm, und die Erbitterung der patriotischen Partei über denselben trug dazu bei, die Politik des Königs als eine treulose zu verdächtigen, und Napoleon ließ es an Kränkungen nicht fehlen. Preußen besetzte zwar Hannover, doch mußte es alle Häfen den britischen Schiffen verschließen und der Minister Hardenberg entlassen werden. Die Besetzung Hannovers brachte naturgemäß Preußen in eine feindselige Stellung zu England. Napoleon knüpfte aber, um Preußen zum Kriege zu zwingen, nicht bloß freundschaftliche Verhandlungen mit England an, sondern ließ auch die Erklärung abgeben, daß er England die Rückgabe Hannovers versprochen habe. Darauf hin siegte endlich die Kriegspartei am Berliner Hofe, und der König machte das Heer mobil. Die hervorragendsten Vertreter der Bewegung gegen Frankreich in Berlin waren die Königin Luise und Prinz Louis Ferdinand. Erstere überschätzte zwar die Kräfte Preußens; doch wurzelte ihr kriegerischer Eifer in einer durchaus edlen Natur. Letzterer war einer von den wenigen Männern in Preußen, die mit freiem Blicke die Weltlage beurteilten und den altpreußischen Heldensinn in sich fühlten. Von den Staatsmännern war der Freiherr von Stein unermüdlich thätig, feinem Könige die Mittel zum Kriege zu schaffen. Die Masse des Volkes lag in dumpfer Teilnahmslosigkeit. B. Die Kriegserklärung. Das Verhalten Preußens in den früheren Kriegen war die Ursache, daß es jetzt vergebliche Unterhandlungen zur Gewinnung von Bundesgenossen führte; nur Rußland versprach Hilfe. Der König suchte noch durch ein Ultimatum, in dem er die Räumung Süddeutschlands und die Zulassung der Gründung eines norddeutschen Bundes von Napoleon verlangte, den Krieg abzuwenden; daraus hin erfolgte aber die Kriegserklärung. C. Verlauf des Krieges. a) Schlacht bei Jena. Die Zögerung Preußens, den Krieg zu eröffnen, gab Napoleon Zeit, ein Heer von 200000 Mann im nördlichen Bayern zu sammeln, mit dem er im Saalethale ab

3. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 411

1904 - Habelschwerdt : Franke
411 verlesen, wonach Frankreich nie dulden werde, da eine fremde Macht das Gleichgewicht Europas und die Interessen Frankreichs stre. Als hierauf der Priuz von der Kandidatur zurcktrat, verlaugte der franzsische Botschafter Benedetti im Auftrage seiner Regierung von dem zur Kur in Ems weilenden Könige Wilhelm die Erklruug, da er niemals seine Einwilligung geben wrde, wenn die Bewerbung Leopolds wieder ausleben sollte. König Wilhelm lehnte diese Forderung in wrdiger Weise ab und lie dem franzsischen Botschafter mitteilen, da er ihm in dieser Angelegenheit nichts mehr zu sagen habe. Bismarck hatte lngst erkannt, da Frankreich ans eine Demtigung Preuens hinarbeite. Als ihm am 13. Jnli 1870 das amtliche Telegramm der den Vorgang in Ems zuging, verffentlichte er eine Depesche, die sich dem Wortlaut jener Mitteilung anschlo, aber krzer gefat war. Obgleich in ihr kein beleidigendes Wort enthalten war, entfachte sie in Frankreich einen Sturm der Entrstung. Nur der greise Thiers wagte in der strmischen Kammersitzung vom 15. Juli seine Stimme gegen den Krieg zu erheben. Er wurde aber niedergeschrien, mit) die Kammer bewilligte ohne ernstliche Prfuug des Sachverhalts die Mittel fr deu Krieg. Schon am 19. Juli 1870 traf die Kriegserklrung in Berlin ein. 2. Die Stimmung in Deutschland und die deutsche Heeres-aufstellung. Der mutwillig von Frankreich heraufbeschworene Krieg rief in ganz Deutschland eilte Begeisterung hervor, wie sie das preuische Volk im Frhling von 1813 ergriffen hatte. Schneckenbnrgers markiges Lied: Die Wacht am Rhein" wurde zum Nationalgesange. Die Feindseligkeit zwischen den deutschen Stmmen schwand. Sd-Deutschland, auf desfett Abfall von Preußen Napoleon gebaut hatte, trat nach dem Beispiel des hochherzigen Knigs von Bayern ans die Seite des Norddeutschen Bundes und hielt mit den militrischen Vorbereitungen in Preueu gleichen Schritt. Am Todestage der Knigin Luise erneuerte König Wilhelm den Orden des Eisernen Kreuzes. Die Mobilmachung erfolgte auf deutscher Seite uach einem von dem Chef des Generalstabs, General von Moltke, sorgfltig ausgearbeiteten Plaue. Schon zehn Tage nach der Kriegserklrung standen die deutsche Heere an der franzsischen Grenze. Die deutschen Heeresmassen wurden in drei Armeen auf-gestellt. Die I. Armee, 60 000 Manu unter dem Befehle des Bismarck, Gedanken und Erinnerungen: Die Emser Depesche. Atzler, Qu. u. L. Iii. Die franzsische Kriegserklrung. Thronrede König Wilhelms I. an den Reichstag des Norddeutschen Bundes am 19. Juli 1870. Atzler, a. a. O. v. Sybel, Die Begrndung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I.: Die Erhebung des dentfchen Volkes im Jahre 1870. Atzler. a. a. O.

4. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte - S. 85

1817 - München : Königl. Schulbücher-Hauptverl.
Zweiter Zeitraum. Von 2000 bis 560 v. Chr. 85 terhaltung bei der panathenäischen Festlichkeit ausmachen sollte, auch rief er die Dichter Anaereon und Eimonides zu sich. , ‘ ' Doch brach im Jahre 514 eine Verschwörung gegen beide Brüder aus. Hipparch hatte die Schwe- ster eines gewissen Harmodius öffentlich beleidigt. Harmodius verband sich daher mit seinem Freunde Arist ogiton, und Hipparch fiel unter ihren Dol- chen. Von nun an regierte Hippias strenge; aber desto eifriger suchten die Alcmäoniden, welche Pisi'stratus aus Athen verbannt hatte, die alte Berfaffung ihres Vaterlandes wieder herzustellen. Mit Hülfe der Spartaner gelang es auch wirklich diesen Verbannten, sich im Jahre 510 Athens zu bemächtigen, und den Tyrannen Hippias zu vertreiben. Clisthenes, der Sohn des Megacles, stand nun an der Spitze des attischen Staates. Aber bald bildete sich unter Isagoras eine Partei wider ihn, welcher viele Große Athens beitraten. Desto mehr schmeichelte Clisthenes der Menge. Cr bewirkte eine neue Eintheilung des attischen Gebietes und Volkes, in- dem er statt vier Stämmen zehn machte, und ihnen neue Namen gab. Auch vermehrte er den Senat mit hundert neuen Mitgliedern. Allein Isagoras wandte sich nach Lacedämon. Dem Verlangen des mächtigen spar- tanischen Königs Cleomenes gemäß, mußte auch wirklich Clisthenes sammt seinem Anhänge Athen verlaffen. Dann ging Cleomenes, von einer kleinen Kriegsmacht begleitet, -selbst nach Athen, und verbannte auf einmal sieben hun- dert Familien. Als er aber hierauf auch die Verfassung andern wollte, griff das Volk zu den Waffen. Cleo- menes und Isagoras, welche ihre Zuflucht in die Burg nahmen, wurden zwei Tage daselbst belagert. Am drit- ten Tage ergaben sie sich unter der Bedingung, daß die Spartaner frei abziehen dürften. Isagoras ging mit ihnen, aber viele Athener von seiner Partei wurden hin- gerichtet. Clisthenes kam nun zurück, und stellte die Volksherrschaft zu Athen wieder her. Athen aber sandte Abgeordnete nach Sardes, um mit den Persern ein Vündniß zu schließen, weil man den Krieg mit Sparta als unvermeidlich betrachtete. Auch war es wirklich Plan

5. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte - S. 78

1817 - München : Königl. Schulbücher-Hauptverl.
78 Alte Geschichte« Ephorat entweder errichtete, oder doch die Macht des- selben erweiterte. Ungefähr vierzig Jahre später begann der zweite messenische Krieg (682- 608 v. Chr.). Besonders die Jugend Messeniens sehnte sich nach der vormaligen Freiheit ihrer Vater, und wünschte das harte Joch der Spartaner abzuwerfen. Vor allen aber glühte der messenische Jüng- ling Aristo men es vor Begierde, sein Vaterland zu be- freien. Er begann den Krieg mit Glück. Aber auch den Spartanern ward, als sie im Gedränge der Noch das Orakel zu Delphi um einen ausgezeichneten Führer baren, von den Athenern der Dichter Lyrtäus gesandt, dessen Gesänge die Eintracht unter ihnen herstellten, und ihren öfters sinkenden Muth mit wunderbarer Kraft wieder ho- den. Bei Stenpklerus kam es zwischen beiden Parteien und ihren Verbündeten zum hitzigen Treffen. Aristome- ues siegte. Er ward immer kühner und unternehmender. Allein nach vielem Glücke und mannigfaltigen Proben des Heldenmutheö mußte er sich, durch die Verrätherei der Ar- cadier genöthigt, in die Festung auf dem Berge Ira werfen. Doch auch von hier aus ängstigte er die Sparta- ner. Er gerieth in spartanische Gefangenschaft, aber wunderbar gerettet, wurde er von Ira aus aufs neue furchtbar. Ja, aus einer zweiten Gefangenschaft kehrte der Held ebenfalls wohlbehalten zu den Seinigen zurück. Endlich im eilften Jahre (668 v. Chr.) ward Ira durch Überfall genommen; Verrätherei hatte den Spartanern den Weg dazu gebahnt, und Erschöpfung die längere Ausdauer des Kampfes den Messeniern unmöglich ge- macht. Viele Messcnier wunderten aus. Die Übrigen, welche auf Ira oder dem Laude zurückgeblieben waren, wurden von den Spartanern in den Stand der Heloten versetzt. Auch vertheilten die Sieger den größten Theil des meffenischen Landeigenthnms durch das Loos unter sich. Von nun an bildete sich Sparta mehr und mehr zu einem Kriegerstaate, welcher für ganz Griechenland furcht- bar zu werden drohte. Der Ruhm ihrer Tapferkeit, welche besonders die Argiver, denen sie um 550 v. Chr. Thyrea Wegnahmen, zu erfahren hatten, erscholl nicht nur bei den Griechen in Kleinasien, sondern auch

6. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte - S. 545

1817 - München : Königl. Schulbücher-Hauptverl.
Dritter Zeitraum. Von 1096 bis 1517. 545 Michael Paläologus griff alsbald mehrere Besitzungen der Lateiner mit Glück an; im Jahre 1261 stürmte sein Feld- herr Strategopulus Constantinopel; Balduin Ii. muß- te flüchten; die Herrschaft der Griechen ward wieder her- gestellt. 3. Di e Kaise r von Nieäa: Theodor Lascaris (1204- 1222), Johannes Hi. Dueas Vataces ( 1222 - 1255 ), Theodor Lascaris Ii. (1255 - 1259), Johannes Iv. Lascaris (1259), Mi- chael Paläologus. Constantinopels Verlust hatte den Griechen wieder Muth und Stärke gegeben. Selbst Helden traten jetzt aus dem Kreise derselben hervor. So der Schwieger- sohn Kaisers Alexius 111., Theodor Lascaris (1204 — 1222), der am Anfänge bloß über drei Städte und zwei tausend Soldaten geboten hatte, aber im Laufe einer acht- zehnjährigen siegreichen Regierung daö kleine Fürstenthum Nicaa zur Größe eines Kaiserthums ausdehnte. Sein Ei- dam und Nachfolger Johannes Ducas Vataces (1222-1255) erweiterte die Gränzen des neuen Staates noch mehr, und bedrängte selbst Constantinopel auf allen Seiten. Zugleich sorgte Vataces für den innern Wohlstand seines Reichs, besonders durch Beförderung des Ackerbaues. Auch war die Erziehung der Jugend und die Wiederbele- bung der Wissenschaften ein Gegenstand seiner ernsten Für- sorge. Theodor Lascaris 11.(1255- 1259), obwohl er seinem Vater Vataces an Tugenden weit nachstand, führte während seiner kurzen Negierung sein Heer dreimal in das Herz der Bulgarei. Durch Michael Paläolo- gus, einen griechischen Großen von einem alten, berühm^- teo Hause, wurde zwar Johann es Iv. Lascaris (1259), der bei dem Tode seines Vaters Lascaris Ii. noch minder- jährig war, um Thron und Freiheit gebracht, aber auch die Herrschaft der Griechen in Europa wiederhergestellt.

7. Bd. 8 - S. 205

1846 - Braunschweig : Westermann
Eilftes Kap. Der östreichische Successionskrieg. 208 gesiedelten Protestanten seine eifernde Hand so schwer empfinden (1720—1733), daß über dreißig Tausend der Gedrückten auswanderten, und ihre fleißigen Arme Brandenburg, Holland, Schweden, auch England und Nord- amerika anboten, wo man allenthalben sic liebend aufnahm, und Blicke des Mitleids aus ihr mütterliches Land warf. In Polen sachten die Jesuiten den Haß der katholischen Mehrheit gegen die Dissidenten — seit dem schwedischen Kriege auch eine politische Partei — dermaßen an, daß man ihnen gewaltthätig ihre politischen Rechte entriß, ihre Kirchen zerstörte, und durch gehäufte Mißhandlung deu Grund legte zum späteren Untergange des Reiches. Selbst in der Schweiz, freilich von dem geistlichen Fürstcnthume St. Gallen ausgehend, wüthete Religionshader, welcher Bern und Zü- rich zum Schuze der gedrückten Toggenburger wider die Urkantone, nebst Glarus und Luzern, in einen blutigen Krieg rief. Der neue Land- friede (9. Aug. 1712), endete denselben noch glücklich. Schon hatte Frank- reich auf diesen Bürgerkrieg die Hoffnung der Herrschaft über Helveticn ge- baut; aber die von außen drohende Gefahr mahnte die Schweizer zur Eintracht. Uebrigens war das schweizerische Land, troz mancher Gebrechen seiner bunt gemischten Verfassung, in vieler Beziehung das glücklichste von Europa. Dritter Abschnitt. Von Kaiser Karl's Vi. Tod bis zur französischen Revolution. Eilst es Kapitel. Der östreichische Duecesstonskrieg. Friedrich Ii. von Preußen') 8- 1. Die Weltlage bei Karl's Vi. Tod. Am 2ostcn Oktober des Jahres 1740 starb Kaiser Karl Vi., der Lezte des habsburgischen Mannsstammes, welcher, seitdem der Ahnherr, Graf ') Geschichte des vstrcichischcn Erl'folgekrieges. Dresde» 1787. 3 Thle. Gcstândnisse eines ôstrcichischen Vétérans. (Cogniazo). Drcsden 1788. 4 Thle. Tableau de la guerre de la sanction pragmatique, à Berne 1742. 2 voll.

8. Bd. 9 - S. 232

1846 - Braunschweig : Westermann
231 Sechstes Kap. Das Direktorium. wider Frankreich, der allernächst blos den berner Oligarchen galt, zur wahren vaterländischen Sache gemacht. Aber die Regierung, zu engherzig, um von ihren Gerechtsamen etwas abzugeben, und zu feig, um männlich zu kämpfen, unterhandelte, zögerte, faßte Tag für Tag widersprechende Be- schlüsse, wandte die Eidgenossen von sich ab durch gehäufte Proben der Selbst« sucht und erfüllte die eigenen Unterthanen mit Mißtrauen und Zorn durch ewiges Zaudern, Wanken und klciumüthiges Widerrufen jedes muthigen Beschlusses. Die Franzosen indessen benuzten solche listig gewonnene Frist zur Ver- stärkung ihrer Macht. Brune von der italischen, Schauenburg von der teutschen Seite zogen überlegene Kriegsvölker zusammen, und überfielen (1. März 1798) die Stellungen der Schweizer. Gleichzeitig bahnten sie sich den Weg nach Solothurn und nach Frei bürg, und eroberten die beiden Städte (2. März). Bald erreichte der Sturm auch Bern. Vergebens stritten Erlach, Grafenried, Steiger und andere Häupter mit alt schweizerischem Muthe, vergebens die Gemeinen — neben ihnen selbst Weiber und Kinder — mit Todesverachtung und hcldcnmüthigcr Selbstaufopferung. Die Ueberzahl und Kriegskunst siegten, und am 5. März zog Schauen- burg, am 6. aber Brune in Bern als Ueberwinder ein. In den sechs Tagen dieses Krieges aber hatten an 13,000 Menschen — die meisten ans Seite der Schweizer — geblutet. Eine schreckliche Anarchie wüthete im ganzen Lande. Erlach und andere Führer wurden vom rasenden Haufen, welcher Vcrrätherei ahnete, grausam gemordet. So vieles Unheil hatten Starrsinn und Verkehrtheit der Aristokraten über das Vaterland gebracht. §. 18. Helvetische Republik. Bezwingung der kleinen Kantone. Bund mit Frankreich. Aber noch endeten desselben Leiden nicht. Vielmehr wurden sie noch bitterer und allgemeiner. Die Besieger Berns verkündeten sofort das Gescz der neuen Verfassung für die gcsammte Schweiz. Anfangs gedachten sie, die Eidgenossenschaft in vier besondere Republiken zu zerstücken, die rhodä- nische, die helvetische, den Tellgau und Graubüudten oder die r hätt sch c Republik. Bald aber, als der Unwillen über die Zerreißung allzu- lant erklang, kehrten sie jum ersten Entwürfe zurück, und der Kommissair Le

9. Bd. 9 - S. 235

1846 - Braunschweig : Westermann
234 Sechstes Kap. Daö Direktorium. ihrer Spizc die Familie Sa lis, errang die Oberhand. Auf einem Bundes- tage zu Ila uz beschloß man ein starkes Aufgebot zur Landesvertheidigung, und rief, als die französische Kriegsmacht nahte, die Oestreich er aus Tirol herbei. Sechstausend derselben, unter dem General Auffenberg, rückten sofort in das Land (18. Okt.), beseztcn Chur, und stellten sich längs der Grenze den Franzosen gegenüber aus. Indessen war zwischen Frankreich und der helvetischen Republik ein Schnz- und Trnzbündniß geschlossen worden (19. August). Die Schweiz — wie- wohl etwas günstiger behandelt, als Cisalpinien und Holland — verlor gleichwohl dadurch ihre kostbare Neutralität, und verpflichtete sich zur Theil- nahme an allen Kriegen der unersättlichen, großen Republik. Nur nicht über's Meer sollten ihre Truppen geschickt werden. Frankreich erhielt zugleich zwei Kriegs- und Handelsstraßen durch das schweizerische Land. Ein späterer Vertrag bestimmte die Bnndcshilfe Helvetiens ans 18,000 Mann (30. Nov.). Die helvetische Negierung (seit dem 4. Oktober hatte sie ihren Si'z in Luzern), so redlich sie es wünschte, bewirkte die Heilung von des Vater- landes Wunden nicht. Das Machtgcbct der Franzosen blieb unausweichlich ihr Gescz. Daneben zerrissen böse Leidenschaft und Parteiung das Volk. Mißtrauen und Zwietracht herrschten selbst unter den Guten. §. 19. Der Friedenskongreß in Nastadt. Betrachtungen. Während dieser kriegverkündenden Vorgänge hatte der Kongreß zu Nastadt zwar langsam, doch ununterbrochen am Friedenswerke fortgearbeitet und der Geschichte der Diplomatie ein in seiner Art einziges Beispiel der Unterhandlung zwischen Ucbcrmuth und Schwäche geliefert. Die Zeit der Erniedrigung Tent fehl and s war gekommen; unsere spätesten Enkel werden der Verhandlungen in Nastadt nur mit Errothen gedenken. Nachdem Oestreich zu Campo Formio im Oktober das linke Nhein- ufer den Franzosen preis gegeben, forderte gleichwohl ein kaiserliches Dekret vom 1. November den Reichstag auf, den Neichsfrieden mit Frankreich „auf die Grundlage der Integrität und der Verfassung" abzuschlie- ßen, und zu diesem Ende eine Neichsdeputation nach Nastadt zu senden. Der Reichstag, welchem schon nach dem Präliminartraktat von Leoben der von Frankreich bewilligte Waffenstillstand und die Verabredung über den Frie-

10. Bd. 11 - S. 412

1846 - Braunschweig : Westermann
410 Zweites Hauptstück. der schimpflichen Niederlage der Garden ergriffen, keines klaren Gedankens mächtig war. Er wandte steh an einen Hauptmann und fragte ihn, wie viel Leute er verloren habe. „Viele, Königliche Hoheit!" antwortete der schmerzlich bewegte Kriegsmann, dem eine dicke Thräne die Wange hinunter- rollte. „Sie haben deren noch genug. Sie haben deren noch genug!" ver- setzte der Prinz, der in seine gewöhnliche Zerstreuung zurückgefallen war und schon wieder vergessen hatte, was er sagen wollte. Die Truppen kamen zu St. Cloud in dem traurigsten Zustande an: aufgelöst durch die Hitze, er- schöpft durch Hunger und Durst und dreitägige Anstrengungen, gebeugt durch den unglücklichen Ausgang eines Kampfes gegen die eigenen Brüder, Lands- leute, Mitbürger. Sic mußten in dem Parke des königlichen Schlosses Biwacht halten, wo allmälig für ihre dringendsten Bedürfnisse gesorgt wurde, wo aber Alles, was sie sahen und hörten, nur dazu beitrug, ihre Stim- mung noch tiefer hcrabzudrückcn. In dem Hofe standen die Pferde gesattelt, die Wagen bespannt; alle Vorbereitungen waren getroffen, das Leben des Königs und der königlichen Familie bei dem ersten Anschein einer Gefahr durch die eiligste Flucht zu retten. Die Dienerschaft rannte unstät hin und wieder. Die Zöglinge der adligen Militairschule zu St. Chr waren herbei- geeilt, um für ihren Monarchen zu sterben, und vermehrten durch ihren kin- dischen Eifer nur die allgemeine Verwirrung. Es war fünf Uhr des Nach- mittags, als der Marquis von Sàonville, der sich seit dem Morgen im Schlosse befand, vor den König gerufen wurde. „Es ist zu spät, S6mon- ville!" sagte ihm Karlx. Der Marquis erfuhr, daß der König endlich sich zur Nachgiebigkeit entschlossen habe. Der Baron von Vitrolles und Graf d'argout erboten sich, ihn nach Paris zu begleiten, um mit ihm die freudige Botschaft zu überbringen. Die drei Herren, denen cs, jedem von seinem Standpunkte aus, ernst- lich darum zu thun war, die Monarchie zu retten, warfen sich in einen Wagen und fuhren im besten Vertrauen auf den Erfolg ihrer Sendung mit aller Eile, welche die Kräfte feuriger Rosse gestatteten, nach Paris. Unter- wegs rief Herr von Eeiuonville, der dem Volke durch die Annahme seiner Sprache schmeicheln wollte, allen Vorübergehenden zu:, „Die Ordonnanzen sind zurückgenommen, die Minister sind zum T........ gejagt!" Von den Bar- rieren bis zum Erevcplatze wurde die Fahrt der Unterhändler ein wahrer Triumphzug; kenn die Aufregung des alten Herrn, der ganz außer sich war,
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