50___________
362 ein Treffen, in dem er zwar siegte, aber tötlich verwundet wurde. Sterbend riet er zum Frieden.
4. Folgen des Krieges.
a) Sparta tritt in den Hintergrund; doch auch Theben kann nach dem Tode des Epaminondas die Hegemonie nicht behaupten;
b) alle griechischen Staaten sind geschwächt;
c) fremde Fürsten, namentlich Philipp von Macedonien, gewinnen Einfluß in Griechenland.
Griechenland kommt unter die Herrschaft der Macedorrier,
362-338.
1. Macedonien bis auf Philipp Ii. Macedonien, nördlich von Thessalien gelegen, ist das Gebiet mehrerer Flußthäler, deren größtes das des Strymon ist. Die Münduug der Flüsse weist das Land auf das Ägäische Meer und auf die Teilnahme an dessen Geschichte hin. Die Verfassung war ein Königtum, das jedoch in der älteren Zeit machtlos war. In den griechischen Händeln spielte Macedonien bald als Hilssniacht der Athener, bald der Spartaner eine Nebenrolle. Der König Archelaus, 413—399, hob das Land auf eine höhere Stufe, organisierte eine Kriegsmacht und verschaffte der griechischen Kultur Eingang.
2. Philipp Ii., 359—336. Nach langen Parteikämpfen kam 359 Philipp Ii. zur Regierung. In seiner Jugend als Geisel nach Theben geführt, lernte er hier griechische Bildung, zugleich aber auch den Verfall der griechischen Staaten kennen. Bald zu Anfang seiner Regierung bewies er eine ungewöhnliche Schlauheit und Energie. Sein Ziel war, die Kräfte Griechenlands sich dienstbar zu machen.
3. Der heil. Krieg gegen Phocis, 355—346. Die Phocier hatten Ländereien des delphischen Apollo in Besitz genommen und waren auf Antrag der Thebaner von den Amphiktyonen zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden. Sie griffen deshalb zu den Waffen und fanden an den Spartanern und Athenern Bundesgenossen. Als sie auch in Thessalien einfielen, riefen dortige Adelsgeschlechter Philipp von Macedonien um Hilfe. Dieser besiegte die Phocier nach hartnäckigem Widerstände. Als er aber durch die Thermopyleu nach Hellas vordringen wollte, wurde er von den Athenern gehindert. Er begnügte sich mit Thessalien als dem Übergangslande nach Hellas. Als aber
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Extrahierte Personennamen: Philipp_von_Macedonien Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_von_Macedonien Philipp
322
treten sollte. Der leichtfertige Minister Haugwitz aber, der mit der Sendung dieser Beschlüsse an Napoleon beauftragt war, wurde von der Nachricht der Niederlage bei Austerlitz überholt und ließ sich von Napoleon zu einem gegenteiligen Vertrage drängen: Preußen ging ein Bündnis mit Frankreich ein, trat Anspach, Neuenburg und den Rest von Kleve ab und erhielt den souveränen Besitz Hannovers. (Schönbrunner Vertrag.) Die unschlüssige Haltung, welche der König diesem Vertrage gegenüber annahm, und die Erbitterung der patriotischen Partei über denselben trug dazu bei, die Politik des Königs als eine treulose zu verdächtigen, und Napoleon ließ es an Kränkungen nicht fehlen. Preußen besetzte zwar Hannover, doch mußte es alle
Häfen den britischen Schiffen verschließen und der Minister Hardenberg entlassen werden. Die Besetzung Hannovers brachte naturgemäß Preußen in eine feindselige Stellung zu England. Napoleon knüpfte aber, um Preußen zum Kriege zu zwingen, nicht bloß freundschaftliche Verhandlungen mit England an, sondern ließ auch die Erklärung abgeben, daß er England die Rückgabe Hannovers versprochen habe. Darauf hin siegte endlich die Kriegspartei am Berliner Hofe, und der König machte das Heer mobil.
Die hervorragendsten Vertreter der Bewegung gegen Frankreich in Berlin waren die Königin Luise und Prinz Louis Ferdinand. Erstere überschätzte zwar die Kräfte Preußens; doch wurzelte ihr kriegerischer Eifer in einer durchaus edlen Natur. Letzterer war einer von den wenigen Männern in Preußen, die mit freiem Blicke die Weltlage beurteilten und den altpreußischen Heldensinn in sich fühlten. Von den Staatsmännern war der Freiherr von Stein unermüdlich thätig, feinem Könige die Mittel zum Kriege zu schaffen. Die Masse des Volkes lag in dumpfer Teilnahmslosigkeit.
B. Die Kriegserklärung. Das Verhalten Preußens in den früheren Kriegen war die Ursache, daß es jetzt vergebliche Unterhandlungen zur Gewinnung von Bundesgenossen führte; nur Rußland versprach Hilfe. Der König suchte noch durch ein Ultimatum, in dem er die Räumung Süddeutschlands und die Zulassung der Gründung eines norddeutschen Bundes von Napoleon verlangte, den Krieg abzuwenden; daraus hin erfolgte aber die Kriegserklärung.
C. Verlauf des Krieges.
a) Schlacht bei Jena. Die Zögerung Preußens, den Krieg zu eröffnen, gab Napoleon Zeit, ein Heer von 200000 Mann im nördlichen Bayern zu sammeln, mit dem er im Saalethale ab
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Extrahierte Personennamen: Haugwitz Napoleon Napoleon Napoleon Hardenberg Napoleon Louis_Ferdinand Ferdinand Napoleon C. Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Neuenburg Kleve Hannovers England England England Frankreich Berlin Jena Saalethale
411
verlesen, wonach Frankreich nie dulden werde, da eine fremde Macht das Gleichgewicht Europas und die Interessen Frankreichs stre. Als hierauf der Priuz von der Kandidatur zurcktrat, verlaugte der franzsische Botschafter Benedetti im Auftrage seiner Regierung von dem zur Kur in Ems weilenden Könige Wilhelm die Erklruug, da er niemals seine Einwilligung geben wrde, wenn die Bewerbung Leopolds wieder ausleben sollte. König Wilhelm lehnte diese Forderung in wrdiger Weise ab und lie dem franzsischen Botschafter mitteilen, da er ihm in dieser Angelegenheit nichts mehr zu sagen habe. Bismarck hatte lngst erkannt, da Frankreich ans eine Demtigung Preuens hinarbeite. Als ihm am 13. Jnli 1870 das amtliche Telegramm der den Vorgang in Ems zuging, verffentlichte er eine Depesche, die sich dem Wortlaut jener Mitteilung anschlo, aber krzer gefat war. Obgleich in ihr kein beleidigendes Wort enthalten war, entfachte sie in Frankreich einen Sturm der Entrstung. Nur der greise Thiers wagte in der strmischen Kammersitzung vom 15. Juli seine Stimme gegen den Krieg zu erheben. Er wurde aber niedergeschrien, mit) die Kammer bewilligte ohne ernstliche Prfuug des Sachverhalts die Mittel fr deu Krieg. Schon am 19. Juli 1870 traf die Kriegserklrung in Berlin ein.
2. Die Stimmung in Deutschland und die deutsche Heeres-aufstellung. Der mutwillig von Frankreich heraufbeschworene Krieg rief in ganz Deutschland eilte Begeisterung hervor, wie sie das preuische Volk im Frhling von 1813 ergriffen hatte. Schneckenbnrgers markiges Lied: Die Wacht am Rhein" wurde zum Nationalgesange. Die Feindseligkeit zwischen den deutschen Stmmen schwand. Sd-Deutschland, auf desfett Abfall von Preußen Napoleon gebaut hatte, trat nach dem Beispiel des hochherzigen Knigs von Bayern ans die Seite des Norddeutschen Bundes und hielt mit den militrischen Vorbereitungen in Preueu gleichen Schritt. Am Todestage der Knigin Luise erneuerte König Wilhelm den Orden des Eisernen Kreuzes.
Die Mobilmachung erfolgte auf deutscher Seite uach einem von dem Chef des Generalstabs, General von Moltke, sorgfltig ausgearbeiteten Plaue. Schon zehn Tage nach der Kriegserklrung standen die deutsche Heere an der franzsischen Grenze.
Die deutschen Heeresmassen wurden in drei Armeen auf-gestellt. Die I. Armee, 60 000 Manu unter dem Befehle des
Bismarck, Gedanken und Erinnerungen: Die Emser Depesche. Atzler, Qu. u. L. Iii.
Die franzsische Kriegserklrung. Thronrede König Wilhelms I. an den Reichstag des Norddeutschen Bundes am 19. Juli 1870. Atzler, a. a. O.
v. Sybel, Die Begrndung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I.: Die Erhebung des dentfchen Volkes im Jahre 1870. Atzler. a. a. O.
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Extrahierte Personennamen: Benedetti Wilhelm Leopolds Wilhelm Bismarck Schneckenbnrgers Napoleon Wilhelm General_von_Moltke König_Wilhelms_I. Wilhelms_I. Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Europas Frankreichs Frankreich Frankreich Berlin Deutschland Frankreich Deutschland Rhein" Sd-Deutschland
— 66 —
wurden sie zurückgedrängt, und bald begannen sie zu fliehen. Um 4 Uhr stellte sich der König selbst an die Spitze der Reiterei und leitete die Verfolgung. Wo sich der König nur sehen ließ, entstand ein großer Jubel; die Reiter schwangen ihre Säbel, die Infanteristen ihre Mützen, und die Offiziere drängten sich heran, dem greisen Feldherrn die j&attb zu küssen. Am Abend trafen der König und der Kronprinz auf dem Schlachtfelde zusammen; tief gerührt, umarmten sie sich. Dann überreichte der Vater seinem Heldensohne den Orden pour le merite. An die Königin sandte der König folgende Depesche: „Einen vollständigen Sieg über die östreichische Armee haben wir heute in einer achtstündigen Schlacht erfochten. Ich preise Gott für seine Gnade. Der Gouverneur soll Victoria schießen." Nun ging es gerade auf Wien los. Bald war das Heer nur noch 20 km davon entfernt; die Wiener konnten vom Stephansturme schon die preußischen Wachtfeuer sehen.
7. Langensatza. Während so der Hauptschlag gegen Östreich in Böhmen geführt wurde, entbrannte gleichzeitig ein Krieg im Westen Deutschlands. Bald nach erfolgter Kriegserklärung rückte der blinde König Georg von Hannover mit seiner Armee nach Süden, um sich mit den Bayern und Württembergern zu vereinigen. Doch General Fließ wurde ihm entgegengeschickt, um ihn aufzuhalten. Es kam zu einem Gefecht bei Langensalza (27. Juni), in welchem 9000 Preußen gegen 18000 Hannoveraner kämpften. Die letztern siegten; dennoch mußten sie sich am folgenden Tage ergeben, da sie von allen Seiten von einem nachfolgenden preußischen Corps eingeschlossen wurden. Die hannoverschen. Soldaten entließ man in die Heimat; der König Georg aber begab sich nach Wien.
- 8. Wainfeldzug. Gegen die Bayern, Württcmberger, Badenser und Hessen rückte Vogel von Falkenstein mit einer Armee heran. Er besiegte die Bayern bei Kissingen und besetzte dann die alte Bnnbesstabt Frankfurt, später auch Nassau und Oberhessen. Als er barauf noch Böhmen gerufen mürbe, um bort Gouverneur über das eroberte ßanb zu werben, übernahm General von Manteuffel den Oberbefehl und besiegte die vereinte Bnndcs-armee bei Tauberbischofsheim und Würzburg.
9. Iriede. Nach solcher Niederlage mußte der Kaiser von Östreich um Waffenstillstand bitten, der ihm auch gewährt wurde. Bald darauf, ant 23. August, kam der Friede zu Nikolsburg zustande. In demselben wurde festgesetzt, daß Schleswig-Holstein, Hannover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt ct. M. an Preußen fallen sollten; Östreich mußte aus dem deutschen Bunde ausscheiden. Preußen errichtete uun unter feiner Führung den „norddeutschen Bund" und schloß mit den süddeutschen Staaten ein Schutz-und Trutzbündnis, demzufolge der König von Preußen für den Fall eines Krieges den Oberbefehl auch über alle Truppen der süddeutschen Staaten erhielt. — Bei dieser Gelegenheit wollte Napoleon auch gern einige deutsche Grenzstriche haben; aber Wnig Wilhelm sagte ganz entschieden: „Keinen Schornstein von Deutschland!"
56. gev französische Krieg. 1870—1871.
1. Wrfcrche. Mit neidischen Augen sahen die Franzosen auf die wachsende Macht Preußens. Man suchte nach einem Vorwande zum Kriege, und er war bald gesunden. Die Spanier wählten sich nämlich um jene Zeit den Prinzen Leopold vonhohenzollern-Sigmaringen, einen Verwandten des Königs von Preußen, zu ihrem Könige. Das durfte nicht sein. Die Franzosen — und mit ihnen ihr damaliger Kaiser Napoleon Iii. — waren so unverschämt, vom Könige Wilhelm zu verlangen, daß er dem Prinzen die Annahme der spanischen Krone verbiete. Es genügte den hochmütigen Franzosen nicht, daß der König hierauf erklärte, er habe zu solchem Verbote kein Recht; auch das genügte nicht, daß der Prinz aus eigenem Antriebe auf die Krone verzichtete. In ihrer Verblendung forderten sie vom Könige Wilhelm sogar schriftlich das Versprechen, daß er zu der beabsichtigten Königswahl niemals seine Einwilligung geben werde. Entrüstet wies der König den Gesandten Benedetti, der ihm diese Erklärung (noch dazu in völlig unpassender Weise auf der Promenade) in Ems abforderte, zurück. Zwei Tage später war die Kriegserklärung der Franzosen in Berlin.
2. Wüstung. Der König verließ sofort Ems und begab sich nach Berlin, wa er
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Extrahierte Personennamen: Langensatza Georg_von_Hannover Georg Manteuffel August Napoleon Wilhelm Wrfcrche Leopold_vonhohenzollern-Sigmaringen Leopold Napoleon Wilhelm Wilhelm Benedetti
Extrahierte Ortsnamen: Wien Deutschlands Langensalza Wien Hessen Nassau Oberhessen Tauberbischofsheim Würzburg Nikolsburg Schleswig-Holstein Hannover Kurhessen Nassau Frankfurt Deutschland Berlin Berlin
453
Badegäste freuen sich jedesmal über seine Ankunft; jedermann hat ihn
lieb wie einen alten Freund.
2. Nur wenige Wochen sollte dieses friedliche Stillleben dauern.
Die Zeitungen brachten Berichte von leidenschaftlich aufgeregten Reden
in Frankreichs Hauptstadt, die sich gegen Preußen und seinen König
richteten. Das Gesicht des französischen Gesandten, der plötzlich im
Bade anstauchte, schien freilich keinen Sturm zu künden; aber so oft
er sich dem König nahte, bemerkte man aus dessen Antlitz Spuren
des Unmuts.
Immer rücksichtsloser wird die Sprache der französischen Re-
gierung, in so gleißnerische Redensarten sie auch der gewandte Bot-
schafter zu kleiden weiß; immer weiter gehen die Forderungen, mit
denen man den friedlich seiner Kur lebenden Fürsten stört.
Vom Spaziergange zurückgekehrt, ging der König in seinem
Gemache erregt mit großen Schritten auf und ab. Vor seiner Seele
lebten Erinnerungen aus alter Zeit wieder aus. Dreiundsechzig Jahre
zurück — 1807 am 1. Januar war der zehnjährige Prinz Wilhelm
ins Heer eingetreten, als seine Familie mit ihm flüchtig in Königs-
berg geweilt. Wenig fehlte damals, und der übermütige Korse hätte
das Wort gesprochen: „Das Hans Hohenzollern hat aufgehört zu
regieren!" Aber aus die Zeiten der Schmach war die Erhebung
gefolgt, und als kaum siebzehnjähriger Jüngling war damals der
jetzt ergraute Mann an der Seite seines Vaters mit nach Paris
gezogen.
Lange sinnend hatte der König so verweilt — jetzt richtete er
das Haupt empor. „Gott, du bist mein Zeuge," ruft er, „daß ich
den Krieg nicht will; wenn sie mich aber dazu zwingen, dann werde
ich ihnen zeigen, daß auch der dreiundsiebzigjährige Mann noch ver-
mag, was einst der siebzehnjährige Jüngling vollbracht!"
Es klopft an die Thür. Der eintretende Adjutant erbittet für
Graf Benedetti eine Unterredung.
„Sagen Sie dem Grasen, ich Hütte ihm nichts weiter mitzuteilen,"
erwiderte der König mit ruhiger Stimme.
3. Der 15. Juli war angebrochen. Kurgäste und Emser Ein-
wohner standen zahlreich um das Kurhaus versammelt. Da erschien
der König, zur Abreise nach Berlin gerüstet. Ein begeistertes, nicht
endenwollendes Hochrufen begrüßt ihn; Blumen bedecken seinen Weg.
Er erwidert, Thränen der Rührung in den Augen, einige Worte und
ruft den Versammelten zu: „Auf Wiedersehen! Auf Wiedersehen!"
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Hans_Hohenzollern Benedetti
216
Verlornen Mann. „Alles, was er anfängt, mißlingt ihm," sagten sie.
„Ihm wird erst zu helfen sein, wenn er Asche ist."
Der Lebensabend. Nach wenigen Wochen kehrte Pesta-
lozzi gekräftigt und wirkensfrendig aus dem Berner Oberlande zurück
und gründete, unterstützt von wohlwollenden Freunden, eine Erziehungs-
anstalt in Burgdorf, die er 1803 nach München-Buch see und 1805
nach Jfferten am südlichen Ende des Neuenburger Sees verlegen
mußte. Hier in Jfferten hat seine Anstalt Weltruf erlangt. . Aus
allen europäischen Ländern kamen junge Männer, die sich zu seinen
Füßen setzten, um sich für den Lehrerberuf begeistern zu lassen. Im
Jahre 1825 löste er als 80jähriger Greis seine Anstalt ans.
Lebensmüde kehrte er nach Neuhof zurück. Wo er als selb-
ständiger Mann seine Liebes- und Leidenslaufbahn begonnen hatte,
wollte er sie auch beschließen. Ein Enkel von ihm bewirtschaftete das
Gut; denn dessen Vater, Pestalozzis einziger Sohn, war schon 1801
nach langem Siechtum gestorben, und Frau Anna, Pestalozzis Gattin,
war 1815 zum ewigen Frieden eingegangen.
Der Enkel nahm den Großvater mit Freuden auf und suchte,
ihm einen friedlichen Lebensabend zu bereiten. Eine große Freude
für Pestalozzi in dieser Zeit war die Erbauung eines neuen Armen-
hauses in unmittelbarer Nähe von Neuhof, und die Mittet dazu flössen
ans seiner Kasse! Ja, der Mann, der zeitlebens mit Mangel und
Not zu kämpfen gehabt hatte, verfügte am Ende seines Lebens über
ein Kapital von 40 000 Mark. Soviel hatte ihm nämlich die Heraus-
gabe seiner gesamten Werke eingebracht, und er — bestimmte die ganze
Summe zur Gründung einer Armenanstalt! „Alles für andre, für
sich nichts."
Noch einen besondern Ehren- und Freudentag erlebte der edle
Greis 1826 in Beuggen, als er von Zeller, dem Vorsteher des
dortigen Waisenhauses, zu einem Besuch eingeladen wurde. Im fest-
lichen Schmuck und mit Gesang empfingen die Waisenkinder den guten
Vater Pestalozzi. Darauf überreichte ein Mägdlein ihm einen Eichen-
kranz mit den Worten: „Unserm lieben Vater der Waisen und Armen!"
Tiefbewegt lehnte der Greis den Kranz ab, indem er sprach: „Nicht
mir, nicht mir, sondern der Unschuld gebührt dieser Kranz!"
Nun sangen die Kinder aus „Lienhard und Gertrud" das
Goethesche Lied:
„Der du von dem Himmel bist,
alles Leid und Schmerzen stillest,
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Extrahierte Personennamen: Anna Pestalozzi Zeller Pestalozzi
454
Der Wagen führt ihn zum Bahnhof. Auch dort ein dreifaches Hoch,
und fort braust der Zug.
Nun geht es den 84 Meilen langen Weg von Ems nach Berlin.
Schweigend sitzt der König in seinem Wagen; selten schweift sein
Blick hinaus auf die reich gesegneten Fluren seines Landes. Gar
manche Sorge bewegt sein Herz. „Wie werden die Hessen, wie wird
Hannover die neue Wendung der Dinge aufnehmen? Wird Süd-
deutschland fest und unerschütterlich zu uns stehen?"
Da fährt der Zug in einen großen Bahnhof. Es ist Kassel.
Der Bahnsteig ist mit Menschen überfüllt. Nicht nur die Spitzen der
bürgerlichen und militärischen Behörden, Tausende von Bürgern aller
Stände, aller Parteien geleiten den Oberbürgermeister, um die von
ihm überreichte Ergebenheitsadresse mit herzlicher Zustimmung zu be-
gleiten. Und niemand weicht vom Platze, bis der König mit seinem
Gefolge im Wartesaal sein Mittagsmahl beendet hat. Als er heraus-
tritt und wieder in den Wagen steigt, ertönen jubelnde Hochrufe. Mit
solcher Begeisterung und Liebe empfangen ihn die Hessen.
Tiefgerührt und bewegt winkt der Monarch wieder und wieder
vom Fenster seines Wagens den Versammelten seinen Dank zu, und
dann geht es rasch vorwärts.
Es ist eine denkwürdige Reise. Ans allen Bahnhöfen, ja oft
weite Strecken längs der Bahn ist das Volk in großen Scharen ver-
sammelt und ruft: „Auf nach Frankreich! Ans nach Paris! Hoch
König Wilhelm!"
Der Empfang der Hannoveraner in Göttingen, der Braunschweiger
in Börssum thut dem König ganz besonders wohl. Er weiß jetzt, daß
nur eine Gesinnung in Norddentschland herrscht, und er zweifelt
nicht mehr, daß auch der Süden sie teilen wird. Und ist noch ein
Rest von Sorge in seinem Herzen, er weicht, als es in Brandenburg
hineingeht. Sein ernstes Gesicht heitert sich sogar auf, als er seinen
Sohn, den Kronprinzen, erblickt, und als gleich dahinter Bismarck,
Moltke und Roon erscheinen; in ihrer Begleitung macht er den letzten
Teil seiner Reise.
Der blumen- und guirlandenbekränzte Potsdamer Bahnhof
empfängt den Zug in Berlin. Der Bahnsteig ist überfüllt — ein
donnerndes Hurra, untermischt mit dem Rufe: „Nieder mit Frank-
reich!" ertönt. Der König steigt ans seinem Wagen, reicht dem
greisen Wrangel die Hand und schreitet dann langsam, die Hände
links und rechts reichend, nach allen Seiten freundlich grüßend und
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Hessen Kassel Hessen Frankreich Paris Göttingen Börssum Norddentschland Brandenburg Potsdamer_Bahnhof Berlin
Zweiter Zeitraum. Von 2000 bis 560 v. Chr. 85
terhaltung bei der panathenäischen Festlichkeit ausmachen
sollte, auch rief er die Dichter Anaereon und Eimonides
zu sich. , ‘ '
Doch brach im Jahre 514 eine Verschwörung
gegen beide Brüder aus. Hipparch hatte die Schwe-
ster eines gewissen Harmodius öffentlich beleidigt.
Harmodius verband sich daher mit seinem Freunde
Arist ogiton, und Hipparch fiel unter ihren Dol-
chen. Von nun an regierte Hippias strenge; aber desto
eifriger suchten die Alcmäoniden, welche Pisi'stratus aus
Athen verbannt hatte, die alte Berfaffung ihres Vaterlandes
wieder herzustellen. Mit Hülfe der Spartaner gelang
es auch wirklich diesen Verbannten, sich im Jahre 510
Athens zu bemächtigen, und den Tyrannen Hippias zu
vertreiben. Clisthenes, der Sohn des Megacles,
stand nun an der Spitze des attischen Staates. Aber
bald bildete sich unter Isagoras eine Partei wider
ihn, welcher viele Große Athens beitraten. Desto mehr
schmeichelte Clisthenes der Menge. Cr bewirkte eine
neue Eintheilung des attischen Gebietes und Volkes, in-
dem er statt vier Stämmen zehn machte, und ihnen
neue Namen gab. Auch vermehrte er den Senat mit
hundert neuen Mitgliedern. Allein Isagoras wandte sich
nach Lacedämon. Dem Verlangen des mächtigen spar-
tanischen Königs Cleomenes gemäß, mußte auch wirklich
Clisthenes sammt seinem Anhänge Athen verlaffen. Dann
ging Cleomenes, von einer kleinen Kriegsmacht begleitet,
-selbst nach Athen, und verbannte auf einmal sieben hun-
dert Familien. Als er aber hierauf auch die Verfassung
andern wollte, griff das Volk zu den Waffen. Cleo-
menes und Isagoras, welche ihre Zuflucht in die Burg
nahmen, wurden zwei Tage daselbst belagert. Am drit-
ten Tage ergaben sie sich unter der Bedingung, daß die
Spartaner frei abziehen dürften. Isagoras ging mit
ihnen, aber viele Athener von seiner Partei wurden hin-
gerichtet. Clisthenes kam nun zurück, und stellte die
Volksherrschaft zu Athen wieder her. Athen aber sandte
Abgeordnete nach Sardes, um mit den Persern ein
Vündniß zu schließen, weil man den Krieg mit Sparta
als unvermeidlich betrachtete. Auch war es wirklich Plan
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78 Alte Geschichte«
Ephorat entweder errichtete, oder doch die Macht des-
selben erweiterte.
Ungefähr vierzig Jahre später begann der zweite
messenische Krieg (682- 608 v. Chr.). Besonders die
Jugend Messeniens sehnte sich nach der vormaligen Freiheit
ihrer Vater, und wünschte das harte Joch der Spartaner
abzuwerfen. Vor allen aber glühte der messenische Jüng-
ling Aristo men es vor Begierde, sein Vaterland zu be-
freien. Er begann den Krieg mit Glück. Aber auch den
Spartanern ward, als sie im Gedränge der Noch das
Orakel zu Delphi um einen ausgezeichneten Führer baren,
von den Athenern der Dichter Lyrtäus gesandt, dessen
Gesänge die Eintracht unter ihnen herstellten, und ihren
öfters sinkenden Muth mit wunderbarer Kraft wieder ho-
den. Bei Stenpklerus kam es zwischen beiden Parteien
und ihren Verbündeten zum hitzigen Treffen. Aristome-
ues siegte. Er ward immer kühner und unternehmender.
Allein nach vielem Glücke und mannigfaltigen Proben des
Heldenmutheö mußte er sich, durch die Verrätherei der Ar-
cadier genöthigt, in die Festung auf dem Berge Ira
werfen. Doch auch von hier aus ängstigte er die Sparta-
ner. Er gerieth in spartanische Gefangenschaft, aber
wunderbar gerettet, wurde er von Ira aus aufs neue
furchtbar. Ja, aus einer zweiten Gefangenschaft kehrte
der Held ebenfalls wohlbehalten zu den Seinigen zurück.
Endlich im eilften Jahre (668 v. Chr.) ward Ira durch
Überfall genommen; Verrätherei hatte den Spartanern
den Weg dazu gebahnt, und Erschöpfung die längere
Ausdauer des Kampfes den Messeniern unmöglich ge-
macht. Viele Messcnier wunderten aus. Die Übrigen,
welche auf Ira oder dem Laude zurückgeblieben waren,
wurden von den Spartanern in den Stand der Heloten
versetzt. Auch vertheilten die Sieger den größten Theil
des meffenischen Landeigenthnms durch das Loos unter sich.
Von nun an bildete sich Sparta mehr und mehr zu
einem Kriegerstaate, welcher für ganz Griechenland furcht-
bar zu werden drohte. Der Ruhm ihrer Tapferkeit,
welche besonders die Argiver, denen sie um 550 v.
Chr. Thyrea Wegnahmen, zu erfahren hatten, erscholl
nicht nur bei den Griechen in Kleinasien, sondern auch
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T15: [Athen Theben Sparta Griechenland Krieg Philipp Stadt Spartaner Athener König], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Dritter Zeitraum. Von 1096 bis 1517. 545
Michael Paläologus griff alsbald mehrere Besitzungen der
Lateiner mit Glück an; im Jahre 1261 stürmte sein Feld-
herr Strategopulus Constantinopel; Balduin Ii. muß-
te flüchten; die Herrschaft der Griechen ward wieder her-
gestellt.
3. Di e Kaise r von Nieäa: Theodor Lascaris
(1204- 1222), Johannes Hi. Dueas Vataces
( 1222 - 1255 ), Theodor Lascaris Ii. (1255 -
1259), Johannes Iv. Lascaris (1259), Mi-
chael Paläologus.
Constantinopels Verlust hatte den Griechen wieder
Muth und Stärke gegeben. Selbst Helden traten jetzt
aus dem Kreise derselben hervor. So der Schwieger-
sohn Kaisers Alexius 111., Theodor Lascaris (1204 —
1222), der am Anfänge bloß über drei Städte und zwei
tausend Soldaten geboten hatte, aber im Laufe einer acht-
zehnjährigen siegreichen Regierung daö kleine Fürstenthum
Nicaa zur Größe eines Kaiserthums ausdehnte. Sein Ei-
dam und Nachfolger Johannes Ducas Vataces
(1222-1255) erweiterte die Gränzen des neuen Staates
noch mehr, und bedrängte selbst Constantinopel auf allen
Seiten. Zugleich sorgte Vataces für den innern Wohlstand
seines Reichs, besonders durch Beförderung des Ackerbaues.
Auch war die Erziehung der Jugend und die Wiederbele-
bung der Wissenschaften ein Gegenstand seiner ernsten Für-
sorge. Theodor Lascaris 11.(1255- 1259), obwohl
er seinem Vater Vataces an Tugenden weit nachstand,
führte während seiner kurzen Negierung sein Heer dreimal
in das Herz der Bulgarei. Durch Michael Paläolo-
gus, einen griechischen Großen von einem alten, berühm^-
teo Hause, wurde zwar Johann es Iv. Lascaris (1259),
der bei dem Tode seines Vaters Lascaris Ii. noch minder-
jährig war, um Thron und Freiheit gebracht, aber auch
die Herrschaft der Griechen in Europa wiederhergestellt.
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T15: [Athen Theben Sparta Griechenland Krieg Philipp Stadt Spartaner Athener König], T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]