50___________
362 ein Treffen, in dem er zwar siegte, aber tötlich verwundet wurde. Sterbend riet er zum Frieden.
4. Folgen des Krieges.
a) Sparta tritt in den Hintergrund; doch auch Theben kann nach dem Tode des Epaminondas die Hegemonie nicht behaupten;
b) alle griechischen Staaten sind geschwächt;
c) fremde Fürsten, namentlich Philipp von Macedonien, gewinnen Einfluß in Griechenland.
Griechenland kommt unter die Herrschaft der Macedorrier,
362-338.
1. Macedonien bis auf Philipp Ii. Macedonien, nördlich von Thessalien gelegen, ist das Gebiet mehrerer Flußthäler, deren größtes das des Strymon ist. Die Münduug der Flüsse weist das Land auf das Ägäische Meer und auf die Teilnahme an dessen Geschichte hin. Die Verfassung war ein Königtum, das jedoch in der älteren Zeit machtlos war. In den griechischen Händeln spielte Macedonien bald als Hilssniacht der Athener, bald der Spartaner eine Nebenrolle. Der König Archelaus, 413—399, hob das Land auf eine höhere Stufe, organisierte eine Kriegsmacht und verschaffte der griechischen Kultur Eingang.
2. Philipp Ii., 359—336. Nach langen Parteikämpfen kam 359 Philipp Ii. zur Regierung. In seiner Jugend als Geisel nach Theben geführt, lernte er hier griechische Bildung, zugleich aber auch den Verfall der griechischen Staaten kennen. Bald zu Anfang seiner Regierung bewies er eine ungewöhnliche Schlauheit und Energie. Sein Ziel war, die Kräfte Griechenlands sich dienstbar zu machen.
3. Der heil. Krieg gegen Phocis, 355—346. Die Phocier hatten Ländereien des delphischen Apollo in Besitz genommen und waren auf Antrag der Thebaner von den Amphiktyonen zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden. Sie griffen deshalb zu den Waffen und fanden an den Spartanern und Athenern Bundesgenossen. Als sie auch in Thessalien einfielen, riefen dortige Adelsgeschlechter Philipp von Macedonien um Hilfe. Dieser besiegte die Phocier nach hartnäckigem Widerstände. Als er aber durch die Thermopyleu nach Hellas vordringen wollte, wurde er von den Athenern gehindert. Er begnügte sich mit Thessalien als dem Übergangslande nach Hellas. Als aber
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Extrahierte Personennamen: Philipp_von_Macedonien Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_von_Macedonien Philipp
112
26. Steh' fest an Deinem Ort
Preußens und Deutschlands Hort!
Deine Gerechtigkeit
Führt uns durch jeden Streit.
Hoch, Preußen, hoch!
j 27. Preußen und Brandenburg
Die setzten Alles durch,
Fragen und zagen nicht,
Ob auch der Teufel ficht;
! Hoch, Preußen, hoch!
G. Hesekiel (geb. 1817)'
Anhang.
Kurze Nachrichten über die Dichter.
1 Alexis, Willibald, heißt mit seinem wahren Namen Georg Wilhelmhein-
rich Häring, geb. 1798 zu Breslau, Dr. der Philosophie, lebt zu Berlin.
2. Arndt, Ernst Moritz, geb. 1769 zu Schoritz auf der Insel Rügen, studirte
in Greifswald und Jena'philosophie und Theologie. Nachdem er zwei Jahre
im elterlichen Hause verweilt hatte, bereiste er während 1^ Jahren Schweden,
Deutschland, Oesterreich, Ungarn, die Schweiz, Italien und Frankreich; nach
seiner Rückkehr wurde er 1806 Professor der Geschichte in Greifswald. Die
Schmach, welche damals Fürsten und Völker über sich ergehen ließen, ver-
mochte sein kühner, von der feurigsten Vaterlandsliebe beseelter Geist nicht
zu ertragen. Seinem Zorne und Hasse gegen die Franzosen und insbesondere
gegen Napoleon machte er in seiner Schrift: „Geist der Zeit" Luft, zog sich
aber dadurch auch den heftigsten Zorn Napoleons zu, so daß er nach der
Schlacht bei Jena nach Schweden flüchten mußte. 1810 kehrre er unter dem
Namen eines „Sprachmeisters Allmann" nach Deutschland zurück und trat in
seine Stelle zu Greifswald wieder ein. 1812 ging er nach Breslau, wo er
mit Blücher, Scharnhorst und Gneisenau zusammentraf, und von da nach
Rußland, wo er den Minister Stein kennen lernte. 1813 kehrte er wieder
in sein Vaterland zurück und weihte nun seine ganze Kraft dem deutschen
Befreiungskämpfe; in zahlreichen Flugschriften, sowie in seinen kräftigen
Kriegs- und Vaterlandsliedern suchte er den Haß gegen die Franzosen, sowie
den Sinn für des Vaterlandes Größe und Unabhängigkeit zu entflammen.
Im Jahre 1818 wurde er zum Professor an der neu errichteten Universität
zu Bonn ernannt, mußte aber 1820 seine Thätigkeit als solcher einstellen.
Bis zum Jahre 1840 lebte A. in dieser unfreiwilligen Zurückgezogenheit in
feinem am Rheine gelegenen Hause.*' Friedrich Wilhelm Iv. entschädigte ihn
für das erliteene Unrecht dadurch, daß er ihn nach seiner Thronbesteigung
ehrenvoll wieder in sein Amt einsetzte. 1848 trat A. als Mitglied des Par-
lamentes in Frankfurt auf, und am 29. Januar 1860 starb er zu Bonn.
„Arndt ist einer der wenigen Schriftsteller von ausgeprägtem Charakter,
welche ihre Gesinnungen im Laufe der Zeit nicht geändert haben. Mächtig
wirkte er durch seine Schlachtlieder und Volksgesänge, die Haare auf den
Zähnen und tiefe Gluth im Herzen hatten, und die auch noch jetzt im Munde
des Volkes fortleben (Barthel)." „So lange das Andenken an den Sieg und
die Ehre und die Freude von 1813 dauern wird, so lange wird man auch der
Siegs- und Freudenlieder gedenken, die damals gesungen worden, so lange
wird auch das Gedächtniß und die Ehre des alten Sängers von Rügen
dauern (Vilmar)."
3 Wechslern, Ludwig, wurde 1801 zu Dreißigacker bei Meiningen geboren
und erhielt später eine Stellung als Bibliothekar bei dem Herzoge von Mei-
ningen. Er behandelt in seinen Gedichten mit Vorliebe die Sagen seiner
Heimath, Thüringens, ferner Frankens und Oesterreichs, wandte sich außer-
dem auf größere Stoffe, bearbeitete das Volksbuch von den „vier Haimans-
kindern", ferner die Sage vom „Faust" 1833 in der Nibelungenstrophe. Er
starb 1859.
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Extrahierte Personennamen: Hesekiel Alexis Willibald Georg_Wilhelmhein- Arndt Ernst_Moritz Ernst Napoleon Napoleons Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Barthel Vilmar Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Brandenburg Breslau Berlin Greifswald Schweden Deutschland Oesterreich Ungarn Italien Frankreich Greifswald Napoleons Jena Schweden Deutschland Greifswald Breslau Bonn Rheine Frankfurt Bonn Meiningen Frankens Oesterreichs Nibelungenstrophe
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
24
Zur alten Geschichte.
3n seinem Zelt, in düstrem Schweigen,
Sitzt König Ferres, denn kein Zeichen
Kommt ihm von End' und Ruhm und Sieg.
„Was willst du, Fremdling? bringst du Mähre
Von deines Volkes tapfrem Heere?
Ist es gebeugt? ergiebt es sich?"
Nicht bring' ich, König, solche Kunde,
Doch freue dich zu dieser Stunde,
Ich will dir Rettung, Sieg verleih'n.
Ich will auf unbekannten Pfaden
Den Weg zum Feinde dir verrathen,
So ist das Land der Griechen dein.
Der Morgen graut. Wir sind verrathen.
Es naht auf unbekannten Pfaden
Der Feind im Rücken allzugleich!
Auf, stärkt euch, treue Kampfgenossen,
Das letzte Frühmahl hier genossen,
Das Mittagsmahl im Schattenreich! —
Der Kampf ist aus. — Die Helden schlafen.
Der Mittagssonne Strahlen trafen
Ein weites, ödes Leichenfeld.
Euch, die ihr in den Tod gegangen,
Ist nicht die Sonne untergangen,
Ihr lebt für alle Zeit und Welt.
Kr.
Die Glücklichen.
Umringt von Sardis wundervollen Schätzen,
Auf Asta's höchstem, üppig stolzem Thron,
Sprach Krösus, sich an fremdem Lob zu letzen,
Behaglich kühn zu Hellas weisem Sohn:
„Man nennt mit Recht, o Solon, dich den Weisen
Blick aus zu meinem Thron; ich frage dich:
Du sah'st die weite Welt auf deinen Reisen —
Wen rühmst du der Beglückten Höchsten? sprich!"
Und Solon sprach: „Es lebte zu Athen
Ein Mann, der Tellus hieß. Ihm ward beschieden.
B. Soerates im Kreise seiner Schüler — lehrend — sterb
B. Pcriclcs unter dem Volke.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
28
Zur alten Geschichte.
Und auf die Pracht, die ihn umblühte, deutend —
„So sind dir," rief er, „diese Schätze nichts?
Nichts diese Strahlen, Glanz und Glück verbreitend.
Ein irdisch Bild des hehren Himmelslichts?"
Und Solon lächelte und sprach: „Genieße,
Erhabener Fürst, der Fülle, die dir ward!
Genieße doppelt, wenn du giebst! Doch wisse:
Der Menschen Glück ist wie der Menschen Art."
„Dem Geiste wird das Dauernde gegeben,
Vergänglich ist und täuschend die Gestalt;
Ein zartes Schattenbild ist dieses Leben,
Leicht löschbar auf des Todes Grund gemalt."
„Nur reine Thaten sind die ew'gen Farben;
Sie blühn erst auf, wenn längst die andern starben,
Drum wirke, daß dein Bild sich schön vollende —
Und Keinen preise selig — vor dem Ende!"
Ernst Freiherr v. Feuchtersleben.
Cpaminondas Tod.
Leuktras Schlacht war längst geschlagen,
Und vom Siegesslug getragen
Thronte Theben hoch und hehr;
Denn besiegt war nun den Parther,
Und ins Joch der stolzen Sparter
Bog es nicht den Nacken mehr.
Aber Mantinea wankte,
Das doch Theben nur verdankte
Seiner neuen Blüthe Glück.
Früher stand vor seinen Thoren
Spartas Macht, doch fest verschworen
Wies der Bürger sie zurück.
Da verdrängt aus alter Stätte
In das neugegrab'ne Bette
Sparta den erzürnten Fluß,
Und gleich tausend von Ballisten
Stürzt, die Mauern zu verwüsten,
Auf die Stadt der Fluthen Guß.
B. Epaminondas Tod.
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Extrahierte Personennamen: Ernst Leuktras Mantinea
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
30
Zur alten Geschichte.
Und die Mauern sanken nieder,
Aber Leuktras Sieg hob wieder
Mantineas alten Glanz,
Und es reihte sich von neuen,
Kräft'ge Dauer ihm zu leihen,
In Böotiens Städtekranz.
Doch das Locken Spartas siegte,
Und den eignen Bund bekriegte
Mantinea nun mit ihm.
Wilder wiederum entbrannte
In der Griechen schönem Lande
Innern Krieges Ungestüm.
Muthig führte Thebens Krieger
Leuktras edler, großer Sieger
Jetzt nun wieder in den Streit,
Denn Epaminondas Leben
War mit vollem Seelenstreben
Nur dem Vaterland geweiht.
Unweit dort von Mantinea,
An dem Wege nach Tegca
Schallt der Tuba Kriegeston,
Zwischen Mamalus Gebirgen
Und Pelagos Wäldern würgen
Sich die beiden Heere schon.
Und Epaminondas Blicke
Fliegen rings, und sind dem Glücke
Eine schnell benutzte Bahn,
Lacedämons Schaaren wanken.
Wo, beseelt von dem Gedanken:
Er ist mit uns! Theber nahn.
Da beschließen sie vor allen,
Nur den Helden anzufallen.
Der des Kampfes Seele scheint;
Und es dringen alle Schaaren,
Die vorher vereinzelt waren,
Auf ihn ein, nun fest vereint.
Ruhig steht der Held, es schwirren
Die Geschosse, doch ihn irren
Kann Gefahr des Todes nicht.
Deckt sich auch das Feld mit Leichen,
Nie wird Einen Schritt er weichen.
Dorthin wies ihn seine Pstichl.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Zur litten Geschichte.
32
Doch ein Speer zischt aus der Weite,
Dringt ihm mördrisch in die Seite
Und bleibt hastend tief darin;
Seine Streiter sehn's mit Beben,
Denn mit ihrers Führers Leben
Schwände auch der Sieg dahin.
Er gewährtes: da ruft er heiter:
„Auf zum Kampfe, Thebens Streiter!
Seht! die Sparter wanken schon."
Und sie stürmen gleich Orkanen,
Brechen sich des Sieges Bahnen,
Bis der Feind mit Schimpf entflohn.
Doch Epaminondas fühlet,
Daß dem Leben, tief zerwühlet,
Nur der Speer den Ausgang hemmt,
Und er läßt ihn in der Wunde,
Daß die Kraft noch eine Stunde
Gegen Untergang sich stemmt.
Bis die Botschaft ihm erklungen:
„Unsre Feinde sind bezwungen!
Lacedämon unterliegt!"
Da reißt er ihn aus der Seite,
Ruft: „ich lebte g'nug bis heute,
Denn ich sterbe unbesiegt."
Theodor Hell.
—oooqo-C®®®®—
3. Ml acedonie n.
Diogenes von Sirrope.
Der wahre Bettler, ruft ihr aus,
Ist stets der wahre König!
Ei! am zerrißnen Bettelsack
Hat man erbärmlich wenig.
Man trägt das Herz im Leibe ja,
Und nicht im Bettelranzen,
Und was ihr so das Wahre nennt,
Lebt nur im frischen Ganzen.
Hoffmann.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
240
Zur neuern Geschichte.
In den Wuldern, zu dem Verhau,
und zum leichten Brückenbau
schickt sich wohl der Zimmermann,
aber wohler wird's ihm dann,
wenn es blitzt und kracht
in der freudigen Schlacht.
In dem Teutoburger Wald
stehn die Bäume stark und alt,
gäben wohl ein schönes Haus,
doch uns überläuft ein Graus;
da von Herrmann spricht:
Baum, wir fällen dich nicht!
Steh' noch lange, grünes Gezelt,
Freiheitszeichen aller Welt;
Deutschland heißet unser Haus!
Von dem Gibel weht ein Strauß,
wenn der Bau gelang,
tapfern Gesellen zum Dank.
v. Schenkendorf.
Studenten-Kriegslied.
Ich bin Student gewesen!
Nun heiß ich Leutenant,
fahr wohl, gelahrtes Wesen,
ade, du Büchertand!
Zum König will ich ziehen,
ins grüne Waffenfeld,
wo rothe Rosen blühen,
da schlaf ich ohne Zelt.
Ihr guten Kameraden,
bei Büchern und beim Mahl,
seid alle eingeladen
in diesen großen Saal.
Frisch auf, wenn solche Stimme
zum Ohr und Herzen geht!
Es rege sich im Grimme
nun jede Facultät.
Die ihr euch weise Meister
im stolzen Wahn genannt,
auf Regeln für die Geister,
für die Gedanken sannt, —
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Zur alten Geschichte.
Zum Schutz hinab zur Heimath Strand.
Doch ihr von Phocis und von Theben,
Ihr bleibet mit uns, Blut und Leben
Zu opfern für das Vaterland."
Fürwahr, sie ordnen sich zum Streite,
Was, will das Häuflein Kriegeslcute
Den Myriaden widerstehn? —
O hast du diese überwunden,
Mein König, wird kein Volk gefunden.
Das deinem Arm mag widerstehn!
Ein Bote kommt zu seinen Zelten,
Was er erkundet, treu zu melden.
Nun, treuer Bote, künd es an.
Herr, das sind tapfre Heldenbrüder,
Sie ruh'n und singen Jubellieder,
Mit Siegesfestschmuck angethan.
„Das sollen sie mir theuer büßen,
Bald liegt ihr, Stolzen, mir zu Füßen,
In Sklavenketten oder todt.
Ich will, um schnell das Spiel zu enden,
Zehntausend wider sie entsenden,
So wird ihr Rühmen bald zu Spott." —
Sie ziehn heran im Waffenglanze
Zum blut'gen, schweren Kriegestanze
Mit der Spartaner tapfrer Schaar.
Ihr zeuget, hohe Thermopylen,
Wie viel von ihren Streichen sielen
Im Kampfe groß und wunderbar.
O stolzer König, laß dein Dräuen,
Du mußt sie all' dem Tode weihen,
Die tapfre Schaar ergiebt sich nicht.
„Wohlan, Unsterbliche, so dringet
Ihr wider sie, und kämpfet, ringet,
Bis daß die Macht des Feindes bricht."
„Und will die feige Schaar zerstieben,
Treibt ihr sie vor mit Geißelhieben,
Ich muß des Kampfes Ende sehn."
Umsonst! Sie zagen, wanken, weichen,
Sie sehn den Pfad bedeckt mit Leichen,
Sie flieh'n, wie Spreu vor Windesweh'n. -
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108
als der deutsche König in seine Werkstatt trat und ihm kräftig die Hand
schüttelte.
Rudolf liebte die Einfachheit in der Kleidung und trug statt des könig-
lichen Gewandes gewöhnlich ein schlichtes, graues Wamms, das er sich auf
seinen Heereszügen wohl selbst flickte. In solcher Kleidung sah man ihm frei-
lich seine hohe Würde nicht an, und das führte öfters zu seltsamen Vorgängen.
Als der Kaiser einst Lei Mainz H Hoflager hielt, ging er schlicht gekleidet
eines Morgens allein in die Stadt. Da ihn fror, trat er in das Haus eines
Bäckers und wärmte sich am Ofen. Die übelgelaunte Frau des Bäckers hielt
den Kaiser für einen gewöhnlichen Reiter und sagte unwillig: „So lange der
Bettelkaiser hier in der Nähe ist, hat man nirgends Ruhe vor dem lästigen
Kriegsvolke." Rudolf lachte herzlich, die erzürnte Bäckerin aber ergriff ein
Gefäß mit Wasser und schüttete dem Kaiser den Inhalt desselben über den
Kopf. Rudolf ging ganz durchnäßt in's Lager zurück. Als er am Mittage
bei der Tafel saß, sendete er der Frau einige Schüsseln mit köstlichen Speisen
und ließ ihr sagen, daß der Reitersmann, den sie am Morgen so freundlich
behandelt habe, ihr diese Speisen von seinem Tische sende. Da ward der
Bäckerin klar, wer jener ffchlichtgekleidete Kriegsmann gewesen sei. Sie lief
eiligst in's Lager und bat den Kaiser fußfällig um Verzeihung. Rudolf hieß
sie aufstehen und legte ihr als Strafe für ihr Vergehen auf, den ganzen Vor-
fall vor den versammelten Fürsten ;u erzählen.
Auf einer Reise, den Rhein entlang, fühlte Rudolf das Heranuaheu
seines Todes. In Speier3), wo so mancher deutsche Held begraben lag, wollte
er aud) sterben und begraben sein. Er kam aber nur bis Germersheim3) und
verschied hier (1291). („Kaiser Rudols's Ritt zum Grabe", von Justi-
nas Kerner.) Im Dome zu Speier wurde er beigesetzt.
Sein Nachfolger war Adolf von Nassau (1291 —1298). Dieser
wurde von den deutschen Fürsten abgesetzt und an seine Stelle Rudols's Sohn,
Albrccht von Oesterreich, zum Kaiser erwählt. Adolf wollte sich diesem
Ausspruche nicht fügen; es kam zwischen ihm und Albrecht zum Kampf. Bei
Göllheim (unweit Worms) trafen sich die Heere. Adolf empfing im Ge-
wühl des Kampfes den Todesstreich, und erst am andern Tage fand man die
nackte, von den Hufen der Rosse zertretene Leiche.
§ 28. Albrecht I. (1298 — 1308).
1. Die schweizerische Eidgenossenschaft. 1308. Das wichtigste Er-
eigniß während der Regierung Albrccht's ist die Gründung der schweize-
rischen Eidgenossenschaft. In jener Zeit bestand die Schweiz aus einer
Menge kleiner Gebiete, die theils Herzogen, Grafen und Bischöfen ange-
hörten, theils Freistädte und freie Landgemeinden waren. Die sogenannten
Waldstädte Uri, Schwyz und Unterwalden hatte Kaiser Friedrich Ii. zu
Reichsvogteien erhoben. Die Grafen von Habsburg hatten nach und nach
einen großen Theil des Grundes und Bodens in der Schweiz erworben, und
0 Maiuz liegt au der Mündung des Maines in den Rbcin.
2) Speier, Hauptstadt der bayrischen Rheinpfalz, liegt nicht weit vom linken.
Ufer des Rheines.
0 Germersheim: Stadt in der bayrischen Rheinpfalz am Rhein.
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz]]
Extrahierte Personennamen: Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Adolf_von_Nassau Adolf Adolf Adolf Albrecht Adolf Adolf Albrecht_I. Friedrich_Ii Friedrich Maiuz
196
In den warmen Nachmittagsstunden ließ er sich oft in's Freie hinaus
auf die Terrasse tragen. Aus seinem Lehnstuhle sitzend, blickte er gern in die
Sonne. „Sie ist meine liebste Freundin," sagte er einst, „bald werde ich ihr
näher kommen." Die Krankheit verschlimmerte sich von Tag zu Tag, so daß
selbst die Aerzte die Stunde des Todes für nicht fern hielten. Am 15. August
war der König äußerst matt. Seine Räthe wurden nicht zum Vortrage ge-
rufen. Es war ihm nicht mehr möglich, sein Haupt aus der Ecke des Stuhles
aufzuheben, das Auge zu öffnen und den Mund zum Sprechen zu bewegen.
Alle Anstrengung war vergebens. Der Tag verging; es schlug 11 Uhr Abends.
Friedrich fragte, wie spät es sei, und auf die empfangene Antwort sagte er:
„Um vier Uhr will ich aufstehen." Er stand nicht mehr auf.
Am 17. August 1786, bald nach Mitternacht, verschied der König sanft.
Ein Arzt und zwei Kammerdiener standen an seinem Lager. Es läßt sich
nicht sagen, wie erschütternd die Nachricht von dem Tode des großen Königs
auf das ganze preußische Volk wirkte. Auch über die Grenzen Preußens hin-
aus reichte der Schmerz über das eingetretene traurige Ereigniß. Ein schwä-
bisches Bäuerlein rief bei der Kunde von Friedrich's Tode aus: „Ach, wer
soll nun die Welt regieren! "
Am 18. August ward die theure Leiche in der Garnisonkirche zu Pots-
dam beigesetzt, ltnb am 9. September fand im ganzen Lande eine Todtenfeier
statt, zu deren Predigt man das treffende Wort gewählt hatte: „Ich habe
Dir einen Namen gemacht, wie die Großen auf Erden haben!"
Die Erinnerung an Friedrich „den Großen", den „Einzigen" lebt fort
im Volke. In Berlin ist dem Könige ein herrliches Denkmal errichtet worden,
das die Inschrift trägt:
Friedrich dem Grossen
Friedrich Wilhelm Iii.
1840.
Vollendet unter Friedrich Wilhelm Iv.
1851.
8. Friedrich's Nachfolger. Dem großen Könige folgte in der Regie-
rung sein Neffe Friedrich Wilhelm Ii. (1786—1797). Unter dem Re-
giment dieses Fürsten geschah nichts Großes im preußischen Vaterlande; aber
Preußens Grenzen erfuhren eine Erweiterung im Osten durch die zweite
und dritte Theilung Polens, deren wir hier noch kurz gedenken wollen.
Das in endlose Verwirrungen gerathene Volk der Polen führte immer
sicherer den Untergang feines Reiches herbei. Ein Theil des Adels hatte 1791
eine bessere Verfassung des Staates versucht; aber sie wurde von der Kaiserin
Katharina Ii. von Rußland, welche einen großen Theil der polnischen
Magnaten dagegen zu stimmen gewußt hatte, verworfen. Als nun ein russi-
sches Heer in Polen einrückte, erhob sich die „patriotische" Partei unter dem
tapfern Koscinszko. Ein furchtbarer Aufstand brach los; doch bald war
Posen ganz in den Händen der Russen. Die Kaiserin Katharina bot dem
Könige von Preußen eine zweite Theilung Polens an, welche auch
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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Extrahierte Personennamen: August Friedrich Friedrich August August Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Katharina_Ii Katharina
Extrahierte Ortsnamen: Garnisonkirche Berlin Polens Polen Polen