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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 176

1888 - Habelschwerdt : Franke
176 1305 seinen Sitz nach Avignon verlegte („babylonische Gefangenschaft" 1305—77) und die Päpste ihren Einfluß auf die politischen Berhält-nisse in Deutschland verloren. 2. Er strebte nach Vergrößerung seiner Hausmacht. Doch vergebens suchte er Holland und Thüringen zu gewinnen. Böhmen kam vorübergehend in seine Gewalt. Albrecht wurde von seinem Neffen Johann Parricida 1308 ermordet. Historisches über die Kämpfe in der Schweiz. In den sogenannten Waldstätten Schwyz, Uri, Unterwalden hatte sich ein freier Bauernstand erhalten. Seit dem 12. Jahrhunderte hatten jedoch die Grafen von Habsburg Vogteirechte in diesen Landgemeinden erworben. Aber der Freiheitssinn der Bevölkerung stellte sich ihnen entgegen, und Friedrich Ii. stellte die Reichsunmittelbarkeit wieder her. Zwar wußte Rudols von Habsburg die alten Vogteirechte wiederzugewinnen, aber nach seinem Tode traten die Waldstätte zu einer Eidgenossenschaft zusammen, deren Freiheiten Adolf von Nassau und Albrecht anerkannten. (Sagen von dem Drucke der österreichischen Vögte, vom Schwure auf dem Rütli, von Tell.) Iv. Heinrich Vii. von Luxemburg, 1308—1313. Er war ein Lehnsträger der französischen Krone und wurde vou der geistlichen Partei gewählt. 1. Gründung einer Hausmacht. In Böhmen hatte sich eine mit der Regierung des Königs (Heinrich von Kärnthen) unzufriedene Adelspartei gebildet, welche Heinrich Vii. die Krone anbot. Dieser belehnte damit seinen eigenen Sohn Johann, den er mit einer böhmischen Prinzessin vermählte. 2. Sein Zug nach Italien. Bon den romantischen Jdecen des Rittertums durchdrungen, begeisterte sich Heinrich noch einmal für die mit der deutschen Krone sich verbindende Anschauung von der Herrschaft der Welt. Daher unternahm er einen Zng nach Italien, um dort das kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Bon den italienischen Patrioten, besonders von dem Dichter Dante Alighieri, begrüßt, erwarb er iu Mailand die lombardische Krone und stellte auch die Kaiserwürde nach 62jähriger Unterbrechung wieder her, 1312. Aber er konnte die Guelfeu, mit welchem Namen jetzt die republikanische Partei bezeichnet wurde, nicht unterwerfen, und als er sich zu einem Feldzuge gegen Neapel rüstete, starb er. V. Ariedrich von Österreich, 1314—1330, und Ludwig

2. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 271

1904 - Habelschwerdt : Franke
271 vereitelt wurde (1730). Sein Vertrauter, der Leutnant Katte, wurde enthauptet, und der Kronprinz mute sich unter strenger Aufsicht an der Regierung zu Kstrin in die Verwaltung einarbeiten. Durch eisernen Flei und durch seine vom Könige gewnschte Verheiratung mit der Prinzessin Elisabeth von Braunschweig-Bevern, eiuer Nichte der Kaiserin, gelang es ihm, den Vater zu vershnen. Auch hatte er inzwischen dessen Bedentnng fr den preuischen Staat wrdigen gelernt. Der Kronprinz versah mit groer Gewissenhaftigkeit den Dienst als Oberst in Ruppin und versammelte auf feinem Schlosse zu Rheiusberg Gelehrte und Knstler um sich. Die kleine Schrift Antimacchiavelli" (S. 151), in der er seine Gedanken der die Aufgabe eines Fürsten niedergelegt hat, gibt sowohl von einem ernsten Studium, als auch davon Zeuguis, da sich Friedrich feiner einstigen Aufgabe immer bewut geblieben ist. 2. Iriedrichs Wegiernngs antritt und erste Matznahmen. Die harte Jugeud hatte Friedrich frh gereift und seinen Charakter gesthlt. Kurz vor seinem Tode machte Friedrich Wilhelm seinen Sohn mit der Treulosigkeit bekannt, mit welcher der Wiener Hof Preußen (S. 263) behandelt hatte. Als Friedrich Ii. 1740 die Negierung antrat, kehrte er zum Erstauueu aller, selbst seiner nchsten Bekannten, den Herrscher hervor. Er forderte von seinen Ministern, da sie das Wohl des Landes der jedes audere Juteresse, auch der das persnliche des Knigs, stellen sollten. Die Verwaltung, die sein Vater geschaffen hatte, lie er unverndert; auch zeigte er sich bald so sparsam wie jener. Dagegen lste er das Potsdamer Riesenregiment auf, verwendete aber das dadurch ersparte Geld zu eiuer Vermehrung des Heeres um 20 000 Mauu. Den Offizieren schrfte er ein, da sie die Soldaten menschlich behandeln und nicht blo schne, sondern auch gute und brauchbare Truppeu heranbilden sollten. Eine seiner ersten Regiernngs-manahmen war die Abschaffung der Folter. Auch fhrte er den Grundsatz der Dulduug durch, indem er erklrte, da in seinem Lande jeder nach seiner Fasson selig werden knne". Den Philosophen Wolfs, den Friedrich Wilhelm I. wegen seines Freisinns des Landes verwiesen hatte, rief der neue König wieder an die Universitt m Halle zurck. Ehrgeizig, persnlich tchtig, voll Vertrauen ans ein zahlreiches Heer und eine volle Staatskasse, setzte sich Friedrich Ii. als Ziel Kronprinz Friedrich in Kstrin. Atzler, Qu. u. L. Ii. Nr. 49. Friedrich Ii. der den preuischen Staat unter seinem Vater Atzler a. a. O. Nr. 47. 9 ' Aus dem 1. u. 2. Kapitel des Antimacchiavelli". Atzler, a. a > Nr 50 Ergnzungen Nr. 13, 14.

3. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 488

1904 - Habelschwerdt : Franke
488 4. Die Freiheit des religisen Bekenntnisses, d. h. jeder darf feinen Glauben ffentlich bekennen. Der Genu der brger-licheu und staatsbrgerlichen Rechte ist unabhngig vom religisen Bekenntnisse, doch darf durch die Ausbuug der Religionsfreiheit den brgerlichen und staatsbrgerlichen Pflichten kein Abbruch geschehen. 5. Das Recht der freien Meinungsuerung. Jeder Preuße hat das Recht, durch Wort, Schrift, Druck und bildliche Dar-stelluug fetite Meinung frei zu uern, darf aber dabei niemand beleidigen oder verleumden, auch nicht zum Ungehorsam aufreizen. Alle Staatsbrger drfen zu erlaubten Zwecken Vereine bilden. 6. Die Unverletzlich keit des Briefgeheimnisses. Briefe drfen nur vou dem geffnet werden, an den sie gerichtet sind. Ausnahmen finden nur bei strafgerichtlichen Untersuchungen und im Kriegsfalle statt. 7. Eltern und deren Stellvertreter drfen ihre Kinder oder Pflegebefohlenen nicht ohne den Unterricht lassen, der fr die ffentlichen Volksschulen vorgeschrieben ist. 8. Alle Preußen sind wehrpflichtig. 3. Der König. Der König steht an der Spitze des Staates; seine Person ist unverletzlich. Die Verantwortlichkeit fr die Regierungsakte bernimmt der Minister, der die Gegenzeichnung leistet. Dem Könige allein steht die vollziehende Gewalt zu. Der König beruft, erffnet und schliet den Landtag; er befiehlt die Verkudiguug der Gesetze und erlt die zu ihrer Ausfhrung ntigen Verordnungen. Der König ernennt und entlt die Minister, Staatsbeamten und die Offiziere. Ihm haben alle Beamten den Treueid, die Soldaten den Fahneneid zu schwreu. Der König hat das Recht, Krieg zu erklären und Frieden zu schlieen, auch andere Vertrge mit fremden Regierungen zu errichten. Er hat das Recht der Begnadigung und Strafmilderung. Dem König steht die Verleihung von Orden und anderen mit Vorrechten verbundenen Auszeichnungen zu. Er bt das Mnz recht nach Magabe des Gesetzes. Die Krone ist, den Kniglichen Hausgesetzen gem, erblich in dem Mannesstamme des Kniglichen Hauses nach dem Rechte der Erstgeburt und der agnatischen Linealfolge, d. h. es folgt auf den König fetit ltester Sohn, oder, wenn Shne nicht vorhanden sind, der nchste Bruder des Knigs. (Agnaten sind die Blutsverwandten vterlicherseits.) Der Thronerbe wird mit Vollendung des 18. Lebensjahres grojhrig. Er leistet bei seinem Regierungsantritt in Gegen-wart der vereinigten Kammern das eidliche Gelbnis, die Verfassung

4. Bd. 2 - S. 83

1844 - Leipzig : Kollmann
83 schleppen lassen. Den andern Dieb werden sie wohl auch noch beim Leibe packen; der Schurke wird so gut seinen Lohn erhalten, wie sein Geselle!" — Diese Nachricht von Kunzens Gefangcnnehmung machte Mosens schon gehegte, bange Ahnung zur Gewißheit, und wie ein betäubender Donnerschlag wirkte die Kunde davon auch auf die klebrigen. Als man sich von dem ersten Schrecken erholt hatte, nahmen die schwierigen Berathungen ihren Anfang. Der Prinz war, wenn auch nicht förmlich krank, doch aber zu schwach, um ihn zu Fuße schnell über die großen Berge hinzubringen. Der eine Böhme konnte eben so wenig fort, und Pferde herbei zu fchaffcn, war schier unmöglich» Gegen den Prinzen mußten sie überdies auch gewisse, schonende Rücksichten nehmen, theils aus Mitleiden mit dem sanften Knaben, der so unschuldig litt, theils ihrer ei- genen Lage wegen; denn es fing doch allmählig an, ihnen ein- zulcuchten, daß die Sachen anders kommen würden, als sic sich's gedacht hatten. Kunzens Unglück hatte sie aller Hoffnungen be- raubt, auf diesem Wege etwas auszurichten. Der immer mehr überhand nehmende Hunger demüthigte ihren stolzen Sinn der- maßen, daß sie nur wünschten, den Prinzen los zu seyn, um allein forteilen zu können. Sie beschlossen endlich nach langem Ueberlcgen, einen Brief an den Amtshauptmann Veit von Schön bürg, nach dessen nur eine halbe Stunde von dort ge- legenen Schlosse Hartenstein zu senden, wo sich dieser nebst seinem Bruder Friedrich gewöhnlich aufzuhalten pflegte. Unter ihrer Begleitung befand sich ein junger, flinker Bursche; ihn erkieste Schönfels zum Boten, und eiligst hcrbeigerufen, verstand er sich auch dazu, nachdem ihm die Ritter die Nothwendigkeit dieses Schrittes begreiflich gemacht hatten. Es wurde ausgemacht, er solle mit geladener Büchse bis vor das Thor der Burg gehen, dem Thorwart den Brief übergeben und so lange außerhalb der- selben stehen bleiben, bis man ihm die Antwort darauf zustelle; Jeden aber, der sich ihm feindlich nahe, nicdcrschießen und sich dann auf die Schnelligkeit seiner Füße verlassen. Dann wollten sie ebenfalls die Flucht ergreifen. Veit war, als der Bote vor Hartenstein anlangte, nicht anwesend, sondern befand sich in Zwickau, wo die Aufbewahrung des Ritters Kunz seine Gegenwart forderte. Friedrich erbrach daher in Abwesenheit seines Bruders das Schreiben, worin sich 6 * -

5. Bd. 2 - S. 86

1844 - Leipzig : Kollmann
86 in ihre Arme. Frcudenthränen stoffen aus den Augen der edcln Frau auf den wiedercrhaltenen Liebling herab; süße Namen gab sie ihm und führte ihn an der Hand, von dem rauschenden Frcu- dcngefchrei ihres Volkes begrüßt. Hierauf ergriff sie des alten Köhlers rußige Hände, sie mit dankbaren Thränen benetzend; befahl dann, daß der Zug in derselben Ordnung sich zum Schlosse wenden solle, und hier, wo die Thüren der Kirche geöffnet waren, strömte Alles, von Margaretha angeführt, in das Gotteshaus, um in frommem Gebete dem Höchsten für ihres Fürstensohnes wunderbare Errettung zu danken. Als von Kaufungcns Frcvclthat die erschütternde Kunde am Tage darauf zum Churfürsten nach Leipzig gelangte, eilte dieser, außer sich vor Schreck, mit seinem Gefolge geraden Wegs nach Chemnitz, um von dort, wenn Kunz, wie zu vermuthen, die Prinzen wirklich nach Böhmen bringen sollte, diesen sogleich Nach- eilen und von Podicbrad ihre Auslieferung erlangen zu können. Seiner Gemahlin ließ er die Bitte zukommcn, sich ebenfalls dort- hin zu begeben. Kaum aber war er hier angelangt, als auch schon die freudige Botschaft einging, daß Albert befreit und Kunz gefangen sey. Des andern Tages kam auch die Churfürstin mit dem Prinzen an, und der erfreute Vater umarmte unter Zähren tiefer Rührung seinen ihm wiedergeschenkten Sohn. Nachdem man ihm gesagt, wem er die Errettung desselben verdanke, ließ er den Köhler Schmidt zu sich kommen, aus seinem Munde die näheren Umstände der Begebenheit zu erfahren, und forderte ihn dann auf, sich für den seinem Hause erzeigten großen Dienst ei- ne Gnade zu erbitten. Der bescheidene, genügsame Mann bat bloß um die Erlaubnis;, in dem Walde, worin er den Prinzen befreit, so viel Holz fällen zu dürfen, als er seine Lebenszeit hindurch noch verkohlen werde. Friedrich gewährte ihm nicht nur das, sondern schenkte ihm auch überdies ein Freigut im Dorfe Eckersbach bei Zwickau, nebst einem jährlichen Deputate von vier Scheffeln Korn, welche noch heut zu Tage der Aeltcste aus diesem Gefchlechte in männlicher Linie aus dem Rcntamte zu Zwickau erhält.") Zugleich wurde Schmidt und seinen Nach- *) Im Jahre 1803 war im Genüsse dieses Deputats Johann Samuel Luller, Bürger und Luchmachermeister zu Saasicld. Das Freigut ist durch kriegerische Ereignisse der Lriller'schen Familie verloren ge- gangen.

6. Bd. 2 - S. 87

1844 - Leipzig : Kollmann
87 ^7 kommen der Name Triller beigelcgt, weil er in seiner Erzäh- lung dem Churfürsten gesagt hatte, „er habe den Kunz mit sei- nem Schürbaume weidlich getrillert." Hierauf führte die Churfürstin, vom ganzen Hofe begleitet, den ncubcnamtcn Köhlec bei der Hand in den Speisesaal und fetzte ihn, trotz seines Wei- gerns, oben an. Sie selbst nahm mit ihrem Gemahle zu seiner rechten, der gerettete Albert zu seiner linken Seite Platz. Am folgenden Nachmittage, Freitags den 11. Juli endlich, erhielt der Churfürst durch einen Eilboten das Schreiben des Ritters Friedrich von Schönburg auf Hartenstein, mit der Nach- richt, auch sein anderer Sohn sey in Sicherheit und weile wohl- behalten auf seinem Schlosse. Friedrich fertigte sogleich eine Antwort ab, mit dem dringenden Ersuchen an den Ritter, so eilig wie er könne, aufzubrcchen und ihm den jungen Herzog zu- zuführen. Die Freudenpost ging in Chemnitz von Mund zu Mund; man überließ sich dem höchsten Jubel. — Tags zuvor schon hatte der Amtshauptmann Veit von Schön- burg bei dem Churfürsten anfragcn lassen, was er mit feinem Gefangenen, Kunz von Kaufun gen, beginnen solle. Der edle Landesvatcr, obgleich vollkommen berechtigt, denselben als einen Räuber und Beleidiger der Majestät unmittelbar zum Tode zu verurtheilen, übertrug, um auch den geringsten Schein von Parteilichkeit zu vermeiden, die Untersuchung des Verbrechens, wie die Bestrafung des Urhebers desselben, dem Geschwornen- Gerichte der Vierundzwanzigcr im Rathe zu Freiberg, einem Richterstuhle, welchem Friedrich mit der gebissenen Wange im Jahre 1294 das Vorrecht crtheilt hatte, über die gegen das Haus der Markgrafen von Meißen begangenen Vergehungen zu richten. Veit erhielt daher Befehl, den Kunz dahin abzuliefern, die Uebrigcn aber im Gefängnisse zu behalten. Denn von den zwanzig Reitern, woraus Kunzens Begleitung bestanden, waren über die Hälfte noch eingefangen worden, unter ihnen Schwalb; und auch Kunzens Bruder, Dietrich von Kaufungen, hatte man, da die nachsetzenden Ritter erfahren, daß die Räuber des Prin- zen Ernst auf seinem Schlosse hätten einen Indisi eingenommen, noch an demselben Tage cingezogcn. Der Amtshauptmann langte mit Kunzen eher an, als sein Bruder mit dem Prinzen. Ganz Chemnitz war in Aufstand, den Fürstenräuber zu sehen, der unter starker Bedeckung durch die

7. Bd. 2 - S. 276

1844 - Leipzig : Kollmann
— 276 dämmt find," welche von Stadt zu Stadt durch das ganze Reich flogen und begierig gekauft und gelesen wurden. Schon ihre Titel verrathen den Geist ihres Inhalts. Die Papisten rafften sie, wo sie nur konnten, zusammen und verbrannten sie öffentlich als ketzerische Greuel. Hierdurch zum höchsten Zorne entflammt, schritt Luther nun endlich zu einer Handlung, durch welche er sich ent- scheidend von aller Abhängigkeit vom Papste lossagte: Er bcschicd die ganze Universität Wittenberg durch einen öffentlichen Anschlag auf den 10. Dccembcr 1520 , Vormittags 10 Uhr, vor das El- sicrthor, und nachdem hier die Studenten wetteifernd einen Schei- terhaufen aufgebaut hatten, welchen ein Magister anzündete, warf Luther unter allgemeinem Jubel die päpstliche Bulle, die ranonischen Nechtsbücher und Ecks Schriften mit den biblischen Worten in die Flamme: „Weil du den Heiligen des Herrn betrübet hast, so verzehre dich das ewige Feuert" Den Eindruck, welchen diese auffallende That auf die Ge- mütber des Volkes machen mußte, zu vernichten, boten die An- hänger des Papstes Alles auf. Nur vergebens aber gaben sie Schriften gegen den Ketzer heraus; keine derselben wurde so häufig gelesen, als ein Aufsatz von Luther, worin dieser seine That offen crzahltr und rechtfertigte. Vergebens wurden die besten Köpfe aufgefordert, gegen ihn zu schreiben. Einer der größten Gelehr- ten damaliger Zeit, Erasmuö, schlug ein einträgliches Bis- thum aus, welches der Papst ihm unter der Bedingung anbietcn ließ, wenn er Luther bekämpfen wollte, und verwendete vielmehr seinen ganzen Einfluß bei Friedrich dem Weisen dahin, daß dieser sich öffentlich für Luthers Beschützer erklärte. Noch einige andere erfreuliche Erscheinungen vereinigten sich mit den eben erzählten, um Luthers Mull) zu erhöhen. Franz von Sickingen und Sylvester von Schaum bürg, zwei mächtige oberdeutsche Reichsritter, beide im Rufe großer Tapfer- keit und Kühnheit stehend, schrieben an Luther, er solle getrost sein Werk fortfetzen und wenn er in Wittenberg sich nicht sicher glaube, auf ihre Burgen kommen, da wollten sie ihn ritterlich gegen jeden seiner Feinde schützen; wohl hundert vom Adel wären bereit, sich dazu mit ihnen zu vereinigen. Ebenso bot ihm Ulrich von Hutten*) seinen Beistand an. Das veranlaßte "st Zn jener bewegten Zeit einer der rüstigsten .Kämpfer, sowohl mit dem Schwerte, wik mit der Feder. Sein unruhiger Geist und mehr

8. Bd. 2 - S. 351

1844 - Leipzig : Kollmann
351 auszusteigen begann. Vergebens mahnte der Landgraf Philipp von Heffcn seine ehemaligen Glaubensgenossen zur Vernunft» Der König, um zu zeigen, wie viel mehr er sey, als der Land- graf, weigerte seinen Gesandten die Audienz, und sie mußten un- verrichteter Sache wieder abziehcn. Inzwischen hatte Hilversum Gelegenheit gefunden, mit den ihm anvertrautcn Geldern zu entweichen und wieder zum Bischöfe überzugchen; worauf ein Schreiben, das jetzt von ihm zu Münster einlief, die Bürger ermahnte, den Betrüger zu verlassen und zu ihrem rechten Herrn, sowie zur alten Lehre zurückzukch- rcn. Diese Begebenheit traf den König auf der empfindlichsten Stelle, da sie den Glauben an die Unfehlbarkeit seiner Inspira- tion bei denen, die noch sehen konnten, vernichtete. Einem Theile der Einwohner der bedrängten Stadt fing es jetzt an klar zu werden, daß sie das Opfer eines heillosen Betrügers gewor- den, der sie in's Verderben führe; doch die Furcht vor dem Wü- therich übcrwog noch immer diese richtige Erkenntniß, und Johann, der cs cinsah, daß dieser Hebel noch das Einzige sey, was ihm übrig geblieben, schrieb seine Gesetze fortan nur mit Blut. Ein Zweifel kostete das Leben. Tagtäglich fielen Opfer', und knech- tisch zitterte die Bevölkerung einer großen Residenz vor dem fei- gen, tyrannischen Machthaber. Endlich begann die Hungersnoth auch unter dem königlichen Hofgesinde einzureißen, weshalb zwei von Johanns Pagen aus Der Stadt zum Bischöfe überlaufen wollten, um den O.ualen der- selben zu entgehen; allein sie wurden ergriffen, vor den König gebracht und von diesem durch seine eigenen Hände hingerichtet. Ein gleiches Schicksal widerfuhr einer seiner Gemahlinnen, Elisa, als sich dieselbe hatte verlauten lassen, sie könne nicht glauben, daß Gott mit dem Elende gedient sey, worin das Volk durch die langwierige Belagerung schmachtete. Diese verwegene Aeu- ßcrung zu bestrafen, wurde die Unglückliche, in Begleitung der dreizehn andern Frauen des Herrschers, nach dem Marktplatze geführt. Auf einen Wink des Königs schlossen die dreizehn Wei- der einen Kreis um ihn und Elisa. ,,Kniect nieder, ihr Reinen!" gebot der König, und der Weiberkreis stürzte auf die Knice. In dem Augenblicke blitzte des Königs Schwert, und Elisa's Haupt siog vom blutenden Rumpfe. „Die Gerichtete hat den Geist gelästert, der ausgegosscn

9. Bd. 2 - S. 19

1844 - Leipzig : Kollmann
19 ihren barbarischen Thron, und nur in den Gebirgen behaup- teten einige Stämme der Griechen, wie die Mainotten, ihre Unabhängigkeit. Der Barfüßer-Mönch Johann von C a p i st r a n o. Johann von Capistrano war in seiner Jugend Bei- sitzer des Criminalgerichts zu Neapel gewesen, und hier war cs, wo einst das llebergewicht seiner Meinung einem Verbrecher den Tod zugesprochen, dem derselbe sonst entgangen seyn würde. Darüber erwachten in seinem Herzen Gewissensbisse, dergestalt, daß sie ihn vermochten, sein Amt niederzulegen und in den Minoritcnorden von der strengen Observanz des heiligen Bern- hardus zu treten. Die Talente, sowie die Gelehrsamkeit und Sittenstrenge, welche er unter der Mönchskutte blicken ließ, bezeichneten ihn dem Papste, Nicolaus V., als das auserwählte Rüstzeug gegen die Feinde der Kirche. Johann trat, bevoll- mächtigt von ihm, dem wachen Hüter der Christenschaar, die Kreuzcspilgerschaft an. Seine zur Schau gelegte Heiligkeit ver- schaffte ihm überall eine außerordentliche Aufnahme. Aus allen Städten, denen er sich in Begleitung einiger Brüder seines Or- dens nahetc, kamen Alt und Jung, Vornehme und Geringe, i Geistliche und Weltliche mit feierlichen Aufzügen ihm entgegen; I singende Chöre empfingen ihn, Priester und Laien küßten seine Kleider und Fußtapfen; alle heiligen Reliquien wurden ihm vor- , getragen. — Außer seinem Hauptzwecke, das Kreuz zu predi- > gen, eiferte er vorzüglich gegen den damals herrschenden Luxus. : Die Nürnberger Chronik erzählt, daß, nachdem Johann von ) Capistrano vor der Kirche der heil. Maria, unter freiem Himmel, i über diesen Text eine Strafpredigt gehalten, 76 Schlitten, 2g4o l Brettspiele, 40,000 Würfel und ein großer Haufe Spielkarten, 1 wie auch unterschiedliches Geschmeide „und anderes, das zur

10. Bd. 5 - S. 341

1845 - Leipzig : Kollmann
Genie mit der leidenschaftlichsten Wuth eines eifersüchtigen Weibes auf jeden Andern losfahren, der sich außer ihm anmaßte, mit derer Könige zu sprechen, und mit der hämischsten Bosheit diejenigen ver- lästern, deren moralischen Werth er nicht aufzuwicgen sich bewußt war. In den Abendunterhaltungen ließ er durchaus Keinen neben sieh aufkommen uird schlug nicht selten, wenn Alles in der besten Laune war, einen der Andern auf eine so unartige Weise nieder, daß cs den König selbst verdroß. Den giftigsten Neid ergoß er anf den berühmten Mathematiker Maupertuis; nicht zufrieden damit, ihn persönlich zu kränken, wollte er ihn in einer beißenden Schmähschrift vor der ganzen Welt lächerlich machen. Der König nahm sich des Gekrankten an und verbot, als Voltaire ihm die Schrift vorlas, den Druck derselben anf das Strengste; allein dieser gab die Schrift, trotz dem Verbote, dennoch heraus. Dies erbitterte den König so sehr, daß er die ganze Auslage durch der; Henker verbrennen lies; und die Asche dem aus Verdruß krank gewordenen Maupertuis mit den Worten zuschickte: das sey ein nieder-schlagendes Pulver für ihn. Es kam hierauf zwischen dem Könige und Voltaire zu heftigen Reibungen. Friedrich, der große Friedrich, mußte, zur Strafe für seine frühere Vertraulichkeit, jetzt Grobheiten von denn unverschämten Franzosen hinnchmen. Er ließ ihm den Kammerherrnschlüffel und den Orden wieder abfordern. Voltaire gab beides dem Bedienten ohne Weigerung lind rief: ,,Hier, mein Freund, befreie mich von diesen glän- zenden Zeichen der Knechtschaft." Aber so furchtbar schien dem Könige des Dichters Feder, daß er ihm lieber vergeben wollte, was er keinem Könige vergeben hätte, als gänzlich mit ihm brechen. Er schickte ihm die abgeforderten Ehrenzeichen zurück und lud ihn wieder zu sich ein. Der geschmeidige Franzose that beschämt; unter tausend gegenseitigen Schmeicheleien erfolgte die Versöhnung. Aber Beide trauten seitdem einander nicht mehr. Voltaire benutzte den Vorwand, die Bäder von Plombieres zu besu- chen, um nach Frankreich zurückzukchren (1753). Auf seiner Reise wurde er in Frankfurt am Main verhaftet, und ihm ein Heft der Gedichte Friedrichs, welches er heimlich mitgenommen hatte, wovon der König Mißbrauch fürchtete, abgcfordert. Mit der Pension des Königs schickte er ihm nun zum zweiten Male Orden und Kammcrherrnschlüssel zurück, die er auch nie wieder empfing. — Die Feindschaft brach nun in den bittersten Ausfallen
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