176
1305 seinen Sitz nach Avignon verlegte („babylonische Gefangenschaft" 1305—77) und die Päpste ihren Einfluß auf die politischen Berhält-nisse in Deutschland verloren.
2. Er strebte nach Vergrößerung seiner Hausmacht. Doch vergebens suchte er Holland und Thüringen zu gewinnen. Böhmen kam vorübergehend in seine Gewalt.
Albrecht wurde von seinem Neffen Johann Parricida 1308 ermordet.
Historisches über die Kämpfe in der Schweiz. In den sogenannten Waldstätten Schwyz, Uri, Unterwalden hatte sich ein freier Bauernstand erhalten. Seit dem 12. Jahrhunderte hatten jedoch die Grafen von Habsburg Vogteirechte in diesen Landgemeinden erworben. Aber der Freiheitssinn der Bevölkerung stellte sich ihnen entgegen, und Friedrich Ii. stellte die Reichsunmittelbarkeit wieder her. Zwar wußte Rudols von Habsburg die alten Vogteirechte wiederzugewinnen, aber nach seinem Tode traten die Waldstätte zu einer Eidgenossenschaft zusammen, deren Freiheiten Adolf von Nassau und Albrecht anerkannten. (Sagen von dem Drucke der österreichischen Vögte, vom Schwure auf dem Rütli, von Tell.)
Iv. Heinrich Vii. von Luxemburg, 1308—1313. Er war
ein Lehnsträger der französischen Krone und wurde vou der geistlichen Partei gewählt.
1. Gründung einer Hausmacht. In Böhmen hatte sich eine mit der Regierung des Königs (Heinrich von Kärnthen) unzufriedene Adelspartei gebildet, welche Heinrich Vii. die Krone anbot. Dieser belehnte damit seinen eigenen Sohn Johann, den er mit einer böhmischen Prinzessin vermählte.
2. Sein Zug nach Italien. Bon den romantischen Jdecen des Rittertums durchdrungen, begeisterte sich Heinrich noch einmal für die mit der deutschen Krone sich verbindende Anschauung von der Herrschaft der Welt. Daher unternahm er einen Zng nach Italien, um dort das kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Bon den italienischen Patrioten, besonders von dem Dichter Dante Alighieri, begrüßt, erwarb er iu Mailand die lombardische Krone und stellte auch die Kaiserwürde nach 62jähriger Unterbrechung wieder her, 1312. Aber er konnte die Guelfeu, mit welchem Namen jetzt die republikanische Partei bezeichnet wurde, nicht unterwerfen, und als er sich zu einem Feldzuge gegen Neapel rüstete, starb er.
V. Ariedrich von Österreich, 1314—1330, und Ludwig
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Albrecht Johann_Parricida Johann Friedrich_Ii Friedrich Adolf Albrecht Albrecht Heinrich_Vii Heinrich Heinrich_von_Kärnthen Heinrich Heinrich_Vii Heinrich Johann Johann Heinrich Heinrich Dante_Alighieri V._Ariedrich_von_Österreich
Extrahierte Ortsnamen: Avignon Deutschland Holland Schweiz Schwyz Habsburg Nassau Luxemburg Italien Italien Mailand Neapel
271
vereitelt wurde (1730). Sein Vertrauter, der Leutnant Katte, wurde enthauptet, und der Kronprinz mute sich unter strenger Aufsicht an der Regierung zu Kstrin in die Verwaltung einarbeiten. Durch eisernen Flei und durch seine vom Könige gewnschte Verheiratung mit der Prinzessin Elisabeth von Braunschweig-Bevern, eiuer Nichte der Kaiserin, gelang es ihm, den Vater zu vershnen. Auch hatte er inzwischen dessen Bedentnng fr den preuischen Staat wrdigen gelernt. Der Kronprinz versah mit groer Gewissenhaftigkeit den Dienst als Oberst in Ruppin und versammelte auf feinem Schlosse zu Rheiusberg Gelehrte und Knstler um sich. Die kleine Schrift Antimacchiavelli" (S. 151), in der er seine Gedanken der die Aufgabe eines Fürsten niedergelegt hat, gibt sowohl von einem ernsten Studium, als auch davon Zeuguis, da sich Friedrich feiner einstigen Aufgabe immer bewut geblieben ist.
2. Iriedrichs Wegiernngs antritt und erste Matznahmen.
Die harte Jugeud hatte Friedrich frh gereift und seinen Charakter gesthlt. Kurz vor seinem Tode machte Friedrich Wilhelm seinen Sohn mit der Treulosigkeit bekannt, mit welcher der Wiener Hof Preußen (S. 263) behandelt hatte. Als Friedrich Ii. 1740 die Negierung antrat, kehrte er zum Erstauueu aller, selbst seiner nchsten Bekannten, den Herrscher hervor. Er forderte von seinen Ministern, da sie das Wohl des Landes der jedes audere Juteresse, auch der das persnliche des Knigs, stellen sollten. Die Verwaltung, die sein Vater geschaffen hatte, lie er unverndert; auch zeigte er sich bald so sparsam wie jener. Dagegen lste er das Potsdamer Riesenregiment auf, verwendete aber das dadurch ersparte Geld zu eiuer Vermehrung des Heeres um 20 000 Mauu. Den Offizieren schrfte er ein, da sie die Soldaten menschlich behandeln und nicht blo schne, sondern auch gute und brauchbare Truppeu heranbilden sollten. Eine seiner ersten Regiernngs-manahmen war die Abschaffung der Folter. Auch fhrte er den Grundsatz der Dulduug durch, indem er erklrte, da in seinem Lande jeder nach seiner Fasson selig werden knne". Den Philosophen Wolfs, den Friedrich Wilhelm I. wegen seines Freisinns des Landes verwiesen hatte, rief der neue König wieder an die Universitt m Halle zurck.
Ehrgeizig, persnlich tchtig, voll Vertrauen ans ein zahlreiches Heer und eine volle Staatskasse, setzte sich Friedrich Ii. als Ziel
Kronprinz Friedrich in Kstrin. Atzler, Qu. u. L. Ii. Nr. 49.
Friedrich Ii. der den preuischen Staat unter seinem Vater Atzler a. a. O. Nr. 47. 9 '
Aus dem 1. u. 2. Kapitel des Antimacchiavelli". Atzler, a. a > Nr 50
Ergnzungen Nr. 13, 14.
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment]]
Extrahierte Personennamen: Elisabeth Friedrich Friedrich Iriedrichs_Wegiernngs Friedrich Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_Ii Friedrich
488
4. Die Freiheit des religisen Bekenntnisses, d. h. jeder darf feinen Glauben ffentlich bekennen. Der Genu der brger-licheu und staatsbrgerlichen Rechte ist unabhngig vom religisen Bekenntnisse, doch darf durch die Ausbuug der Religionsfreiheit den brgerlichen und staatsbrgerlichen Pflichten kein Abbruch geschehen.
5. Das Recht der freien Meinungsuerung. Jeder Preuße hat das Recht, durch Wort, Schrift, Druck und bildliche Dar-stelluug fetite Meinung frei zu uern, darf aber dabei niemand beleidigen oder verleumden, auch nicht zum Ungehorsam aufreizen. Alle Staatsbrger drfen zu erlaubten Zwecken Vereine bilden.
6. Die Unverletzlich keit des Briefgeheimnisses. Briefe drfen nur vou dem geffnet werden, an den sie gerichtet sind. Ausnahmen finden nur bei strafgerichtlichen Untersuchungen und im Kriegsfalle statt.
7. Eltern und deren Stellvertreter drfen ihre Kinder oder Pflegebefohlenen nicht ohne den Unterricht lassen, der fr die ffentlichen Volksschulen vorgeschrieben ist.
8. Alle Preußen sind wehrpflichtig.
3. Der König.
Der König steht an der Spitze des Staates; seine Person ist unverletzlich. Die Verantwortlichkeit fr die Regierungsakte bernimmt der Minister, der die Gegenzeichnung leistet. Dem Könige allein steht die vollziehende Gewalt zu. Der König beruft, erffnet und schliet den Landtag; er befiehlt die Verkudiguug der Gesetze und erlt die zu ihrer Ausfhrung ntigen Verordnungen. Der König ernennt und entlt die Minister, Staatsbeamten und die Offiziere. Ihm haben alle Beamten den Treueid, die Soldaten den Fahneneid zu schwreu.
Der König hat das Recht, Krieg zu erklären und Frieden zu schlieen, auch andere Vertrge mit fremden Regierungen zu errichten. Er hat das Recht der Begnadigung und Strafmilderung. Dem König steht die Verleihung von Orden und anderen mit Vorrechten verbundenen Auszeichnungen zu. Er bt das Mnz recht nach Magabe des Gesetzes.
Die Krone ist, den Kniglichen Hausgesetzen gem, erblich in dem Mannesstamme des Kniglichen Hauses nach dem Rechte der Erstgeburt und der agnatischen Linealfolge, d. h. es folgt auf den König fetit ltester Sohn, oder, wenn Shne nicht vorhanden sind, der nchste Bruder des Knigs. (Agnaten sind die Blutsverwandten vterlicherseits.) Der Thronerbe wird mit Vollendung des 18. Lebensjahres grojhrig. Er leistet bei seinem Regierungsantritt in Gegen-wart der vereinigten Kammern das eidliche Gelbnis, die Verfassung
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
83
schleppen lassen. Den andern Dieb werden sie wohl auch noch beim
Leibe packen; der Schurke wird so gut seinen Lohn erhalten, wie
sein Geselle!" — Diese Nachricht von Kunzens Gefangcnnehmung
machte Mosens schon gehegte, bange Ahnung zur Gewißheit, und
wie ein betäubender Donnerschlag wirkte die Kunde davon auch
auf die klebrigen.
Als man sich von dem ersten Schrecken erholt hatte, nahmen
die schwierigen Berathungen ihren Anfang. Der Prinz war,
wenn auch nicht förmlich krank, doch aber zu schwach, um ihn
zu Fuße schnell über die großen Berge hinzubringen. Der eine
Böhme konnte eben so wenig fort, und Pferde herbei zu fchaffcn,
war schier unmöglich» Gegen den Prinzen mußten sie überdies
auch gewisse, schonende Rücksichten nehmen, theils aus Mitleiden
mit dem sanften Knaben, der so unschuldig litt, theils ihrer ei-
genen Lage wegen; denn es fing doch allmählig an, ihnen ein-
zulcuchten, daß die Sachen anders kommen würden, als sic sich's
gedacht hatten. Kunzens Unglück hatte sie aller Hoffnungen be-
raubt, auf diesem Wege etwas auszurichten. Der immer mehr
überhand nehmende Hunger demüthigte ihren stolzen Sinn der-
maßen, daß sie nur wünschten, den Prinzen los zu seyn, um
allein forteilen zu können. Sie beschlossen endlich nach langem
Ueberlcgen, einen Brief an den Amtshauptmann Veit von
Schön bürg, nach dessen nur eine halbe Stunde von dort ge-
legenen Schlosse Hartenstein zu senden, wo sich dieser nebst seinem
Bruder Friedrich gewöhnlich aufzuhalten pflegte. Unter ihrer
Begleitung befand sich ein junger, flinker Bursche; ihn erkieste
Schönfels zum Boten, und eiligst hcrbeigerufen, verstand er sich
auch dazu, nachdem ihm die Ritter die Nothwendigkeit dieses
Schrittes begreiflich gemacht hatten. Es wurde ausgemacht, er
solle mit geladener Büchse bis vor das Thor der Burg gehen,
dem Thorwart den Brief übergeben und so lange außerhalb der-
selben stehen bleiben, bis man ihm die Antwort darauf zustelle;
Jeden aber, der sich ihm feindlich nahe, nicdcrschießen und sich
dann auf die Schnelligkeit seiner Füße verlassen. Dann wollten
sie ebenfalls die Flucht ergreifen.
Veit war, als der Bote vor Hartenstein anlangte, nicht
anwesend, sondern befand sich in Zwickau, wo die Aufbewahrung
des Ritters Kunz seine Gegenwart forderte. Friedrich erbrach
daher in Abwesenheit seines Bruders das Schreiben, worin sich
6 * -
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
Extrahierte Personennamen: Kunzens_Gefangcnnehmung Mosens Kunzens_Unglück Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
86
in ihre Arme. Frcudenthränen stoffen aus den Augen der edcln
Frau auf den wiedercrhaltenen Liebling herab; süße Namen gab
sie ihm und führte ihn an der Hand, von dem rauschenden Frcu-
dcngefchrei ihres Volkes begrüßt. Hierauf ergriff sie des alten
Köhlers rußige Hände, sie mit dankbaren Thränen benetzend;
befahl dann, daß der Zug in derselben Ordnung sich zum Schlosse
wenden solle, und hier, wo die Thüren der Kirche geöffnet waren,
strömte Alles, von Margaretha angeführt, in das Gotteshaus,
um in frommem Gebete dem Höchsten für ihres Fürstensohnes
wunderbare Errettung zu danken.
Als von Kaufungcns Frcvclthat die erschütternde Kunde am
Tage darauf zum Churfürsten nach Leipzig gelangte, eilte dieser,
außer sich vor Schreck, mit seinem Gefolge geraden Wegs nach
Chemnitz, um von dort, wenn Kunz, wie zu vermuthen, die
Prinzen wirklich nach Böhmen bringen sollte, diesen sogleich Nach-
eilen und von Podicbrad ihre Auslieferung erlangen zu können.
Seiner Gemahlin ließ er die Bitte zukommcn, sich ebenfalls dort-
hin zu begeben. Kaum aber war er hier angelangt, als auch
schon die freudige Botschaft einging, daß Albert befreit und Kunz
gefangen sey. Des andern Tages kam auch die Churfürstin mit
dem Prinzen an, und der erfreute Vater umarmte unter Zähren
tiefer Rührung seinen ihm wiedergeschenkten Sohn. Nachdem
man ihm gesagt, wem er die Errettung desselben verdanke, ließ
er den Köhler Schmidt zu sich kommen, aus seinem Munde die
näheren Umstände der Begebenheit zu erfahren, und forderte ihn
dann auf, sich für den seinem Hause erzeigten großen Dienst ei-
ne Gnade zu erbitten. Der bescheidene, genügsame Mann bat
bloß um die Erlaubnis;, in dem Walde, worin er den Prinzen
befreit, so viel Holz fällen zu dürfen, als er seine Lebenszeit
hindurch noch verkohlen werde. Friedrich gewährte ihm nicht nur
das, sondern schenkte ihm auch überdies ein Freigut im Dorfe
Eckersbach bei Zwickau, nebst einem jährlichen Deputate
von vier Scheffeln Korn, welche noch heut zu Tage der Aeltcste
aus diesem Gefchlechte in männlicher Linie aus dem Rcntamte zu
Zwickau erhält.") Zugleich wurde Schmidt und seinen Nach-
*) Im Jahre 1803 war im Genüsse dieses Deputats Johann Samuel
Luller, Bürger und Luchmachermeister zu Saasicld. Das Freigut
ist durch kriegerische Ereignisse der Lriller'schen Familie verloren ge-
gangen.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief]]
Extrahierte Personennamen: Margaretha Kaufungcns_Frcvclthat Kunz Podicbrad Kunz Köhler_Schmidt Friedrich Friedrich Schmidt Johann_Samuel
Luller Johann Samuel
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
87
^7
kommen der Name Triller beigelcgt, weil er in seiner Erzäh-
lung dem Churfürsten gesagt hatte, „er habe den Kunz mit sei-
nem Schürbaume weidlich getrillert." Hierauf führte die
Churfürstin, vom ganzen Hofe begleitet, den ncubcnamtcn Köhlec
bei der Hand in den Speisesaal und fetzte ihn, trotz seines Wei-
gerns, oben an. Sie selbst nahm mit ihrem Gemahle zu seiner
rechten, der gerettete Albert zu seiner linken Seite Platz.
Am folgenden Nachmittage, Freitags den 11. Juli endlich,
erhielt der Churfürst durch einen Eilboten das Schreiben des
Ritters Friedrich von Schönburg auf Hartenstein, mit der Nach-
richt, auch sein anderer Sohn sey in Sicherheit und weile wohl-
behalten auf seinem Schlosse. Friedrich fertigte sogleich eine
Antwort ab, mit dem dringenden Ersuchen an den Ritter, so
eilig wie er könne, aufzubrcchen und ihm den jungen Herzog zu-
zuführen. Die Freudenpost ging in Chemnitz von Mund zu
Mund; man überließ sich dem höchsten Jubel. —
Tags zuvor schon hatte der Amtshauptmann Veit von Schön-
burg bei dem Churfürsten anfragcn lassen, was er mit feinem
Gefangenen, Kunz von Kaufun gen, beginnen solle. Der
edle Landesvatcr, obgleich vollkommen berechtigt, denselben als
einen Räuber und Beleidiger der Majestät unmittelbar zum Tode
zu verurtheilen, übertrug, um auch den geringsten Schein von
Parteilichkeit zu vermeiden, die Untersuchung des Verbrechens,
wie die Bestrafung des Urhebers desselben, dem Geschwornen-
Gerichte der Vierundzwanzigcr im Rathe zu Freiberg, einem
Richterstuhle, welchem Friedrich mit der gebissenen Wange im
Jahre 1294 das Vorrecht crtheilt hatte, über die gegen das
Haus der Markgrafen von Meißen begangenen Vergehungen zu
richten. Veit erhielt daher Befehl, den Kunz dahin abzuliefern,
die Uebrigcn aber im Gefängnisse zu behalten. Denn von den
zwanzig Reitern, woraus Kunzens Begleitung bestanden, waren
über die Hälfte noch eingefangen worden, unter ihnen Schwalb;
und auch Kunzens Bruder, Dietrich von Kaufungen, hatte man,
da die nachsetzenden Ritter erfahren, daß die Räuber des Prin-
zen Ernst auf seinem Schlosse hätten einen Indisi eingenommen,
noch an demselben Tage cingezogcn.
Der Amtshauptmann langte mit Kunzen eher an, als sein
Bruder mit dem Prinzen. Ganz Chemnitz war in Aufstand, den
Fürstenräuber zu sehen, der unter starker Bedeckung durch die
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Extrahierte Personennamen: Kunz Friedrich_von_Schönburg Friedrich Friedrich Friedrich Kunz_von_Kaufun Friedrich Friedrich Kunz Dietrich_von_Kaufungen Ernst
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
— 276
dämmt find," welche von Stadt zu Stadt durch das ganze Reich
flogen und begierig gekauft und gelesen wurden. Schon ihre Titel
verrathen den Geist ihres Inhalts. Die Papisten rafften sie, wo
sie nur konnten, zusammen und verbrannten sie öffentlich als
ketzerische Greuel. Hierdurch zum höchsten Zorne entflammt, schritt
Luther nun endlich zu einer Handlung, durch welche er sich ent-
scheidend von aller Abhängigkeit vom Papste lossagte: Er bcschicd
die ganze Universität Wittenberg durch einen öffentlichen Anschlag
auf den 10. Dccembcr 1520 , Vormittags 10 Uhr, vor das El-
sicrthor, und nachdem hier die Studenten wetteifernd einen Schei-
terhaufen aufgebaut hatten, welchen ein Magister anzündete,
warf Luther unter allgemeinem Jubel die päpstliche Bulle, die
ranonischen Nechtsbücher und Ecks Schriften mit den biblischen
Worten in die Flamme: „Weil du den Heiligen des Herrn
betrübet hast, so verzehre dich das ewige Feuert"
Den Eindruck, welchen diese auffallende That auf die Ge-
mütber des Volkes machen mußte, zu vernichten, boten die An-
hänger des Papstes Alles auf. Nur vergebens aber gaben sie
Schriften gegen den Ketzer heraus; keine derselben wurde so häufig
gelesen, als ein Aufsatz von Luther, worin dieser seine That offen
crzahltr und rechtfertigte. Vergebens wurden die besten Köpfe
aufgefordert, gegen ihn zu schreiben. Einer der größten Gelehr-
ten damaliger Zeit, Erasmuö, schlug ein einträgliches Bis-
thum aus, welches der Papst ihm unter der Bedingung anbietcn
ließ, wenn er Luther bekämpfen wollte, und verwendete vielmehr
seinen ganzen Einfluß bei Friedrich dem Weisen dahin, daß dieser
sich öffentlich für Luthers Beschützer erklärte.
Noch einige andere erfreuliche Erscheinungen vereinigten sich
mit den eben erzählten, um Luthers Mull) zu erhöhen. Franz
von Sickingen und Sylvester von Schaum bürg, zwei
mächtige oberdeutsche Reichsritter, beide im Rufe großer Tapfer-
keit und Kühnheit stehend, schrieben an Luther, er solle getrost
sein Werk fortfetzen und wenn er in Wittenberg sich nicht sicher
glaube, auf ihre Burgen kommen, da wollten sie ihn ritterlich
gegen jeden seiner Feinde schützen; wohl hundert vom Adel wären
bereit, sich dazu mit ihnen zu vereinigen. Ebenso bot ihm
Ulrich von Hutten*) seinen Beistand an. Das veranlaßte
"st Zn jener bewegten Zeit einer der rüstigsten .Kämpfer, sowohl mit
dem Schwerte, wik mit der Feder. Sein unruhiger Geist und mehr
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
Extrahierte Personennamen: Luther Friedrich Friedrich Franz
von_Sickingen Franz Ulrich_von_Hutten*
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
351
auszusteigen begann. Vergebens mahnte der Landgraf Philipp
von Heffcn seine ehemaligen Glaubensgenossen zur Vernunft»
Der König, um zu zeigen, wie viel mehr er sey, als der Land-
graf, weigerte seinen Gesandten die Audienz, und sie mußten un-
verrichteter Sache wieder abziehcn.
Inzwischen hatte Hilversum Gelegenheit gefunden, mit den
ihm anvertrautcn Geldern zu entweichen und wieder zum Bischöfe
überzugchen; worauf ein Schreiben, das jetzt von ihm zu
Münster einlief, die Bürger ermahnte, den Betrüger zu verlassen
und zu ihrem rechten Herrn, sowie zur alten Lehre zurückzukch-
rcn. Diese Begebenheit traf den König auf der empfindlichsten
Stelle, da sie den Glauben an die Unfehlbarkeit seiner Inspira-
tion bei denen, die noch sehen konnten, vernichtete. Einem
Theile der Einwohner der bedrängten Stadt fing es jetzt an klar
zu werden, daß sie das Opfer eines heillosen Betrügers gewor-
den, der sie in's Verderben führe; doch die Furcht vor dem Wü-
therich übcrwog noch immer diese richtige Erkenntniß, und Johann,
der cs cinsah, daß dieser Hebel noch das Einzige sey, was ihm
übrig geblieben, schrieb seine Gesetze fortan nur mit Blut. Ein
Zweifel kostete das Leben. Tagtäglich fielen Opfer', und knech-
tisch zitterte die Bevölkerung einer großen Residenz vor dem fei-
gen, tyrannischen Machthaber.
Endlich begann die Hungersnoth auch unter dem königlichen
Hofgesinde einzureißen, weshalb zwei von Johanns Pagen aus
Der Stadt zum Bischöfe überlaufen wollten, um den O.ualen der-
selben zu entgehen; allein sie wurden ergriffen, vor den König
gebracht und von diesem durch seine eigenen Hände hingerichtet.
Ein gleiches Schicksal widerfuhr einer seiner Gemahlinnen, Elisa,
als sich dieselbe hatte verlauten lassen, sie könne nicht glauben,
daß Gott mit dem Elende gedient sey, worin das Volk durch
die langwierige Belagerung schmachtete. Diese verwegene Aeu-
ßcrung zu bestrafen, wurde die Unglückliche, in Begleitung
der dreizehn andern Frauen des Herrschers, nach dem Marktplatze
geführt. Auf einen Wink des Königs schlossen die dreizehn Wei-
der einen Kreis um ihn und Elisa. ,,Kniect nieder, ihr Reinen!"
gebot der König, und der Weiberkreis stürzte auf die Knice.
In dem Augenblicke blitzte des Königs Schwert, und Elisa's Haupt
siog vom blutenden Rumpfe.
„Die Gerichtete hat den Geist gelästert, der ausgegosscn
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Philipp
von_Heffcn Philipp Johann Johann Johanns Johanns Elisa Elisa
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
19
ihren barbarischen Thron, und nur in den Gebirgen behaup-
teten einige Stämme der Griechen, wie die Mainotten, ihre
Unabhängigkeit.
Der Barfüßer-Mönch Johann
von C a p i st r a n o.
Johann von Capistrano war in seiner Jugend Bei-
sitzer des Criminalgerichts zu Neapel gewesen, und hier war cs,
wo einst das llebergewicht seiner Meinung einem Verbrecher den
Tod zugesprochen, dem derselbe sonst entgangen seyn würde.
Darüber erwachten in seinem Herzen Gewissensbisse, dergestalt,
daß sie ihn vermochten, sein Amt niederzulegen und in den
Minoritcnorden von der strengen Observanz des heiligen Bern-
hardus zu treten. Die Talente, sowie die Gelehrsamkeit und
Sittenstrenge, welche er unter der Mönchskutte blicken ließ,
bezeichneten ihn dem Papste, Nicolaus V., als das auserwählte
Rüstzeug gegen die Feinde der Kirche. Johann trat, bevoll-
mächtigt von ihm, dem wachen Hüter der Christenschaar, die
Kreuzcspilgerschaft an. Seine zur Schau gelegte Heiligkeit ver-
schaffte ihm überall eine außerordentliche Aufnahme. Aus allen
Städten, denen er sich in Begleitung einiger Brüder seines Or-
dens nahetc, kamen Alt und Jung, Vornehme und Geringe,
i Geistliche und Weltliche mit feierlichen Aufzügen ihm entgegen;
I singende Chöre empfingen ihn, Priester und Laien küßten seine
Kleider und Fußtapfen; alle heiligen Reliquien wurden ihm vor-
, getragen. — Außer seinem Hauptzwecke, das Kreuz zu predi-
> gen, eiferte er vorzüglich gegen den damals herrschenden Luxus.
: Die Nürnberger Chronik erzählt, daß, nachdem Johann von
) Capistrano vor der Kirche der heil. Maria, unter freiem Himmel,
i über diesen Text eine Strafpredigt gehalten, 76 Schlitten, 2g4o
l Brettspiele, 40,000 Würfel und ein großer Haufe Spielkarten,
1 wie auch unterschiedliches Geschmeide „und anderes, das zur
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Johann
von_C Johann Johann_von_Capistrano Johann Nicolaus_V. Johann Johann Johann_von
)_Capistrano Johann Maria Maria
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Genie mit der leidenschaftlichsten Wuth eines eifersüchtigen Weibes
auf jeden Andern losfahren, der sich außer ihm anmaßte, mit derer
Könige zu sprechen, und mit der hämischsten Bosheit diejenigen ver-
lästern, deren moralischen Werth er nicht aufzuwicgen sich bewußt
war. In den Abendunterhaltungen ließ er durchaus Keinen neben
sieh aufkommen uird schlug nicht selten, wenn Alles in der besten
Laune war, einen der Andern auf eine so unartige Weise nieder,
daß cs den König selbst verdroß. Den giftigsten Neid ergoß er
anf den berühmten Mathematiker Maupertuis; nicht zufrieden
damit, ihn persönlich zu kränken, wollte er ihn in einer beißenden
Schmähschrift vor der ganzen Welt lächerlich machen. Der König
nahm sich des Gekrankten an und verbot, als Voltaire ihm die
Schrift vorlas, den Druck derselben anf das Strengste; allein
dieser gab die Schrift, trotz dem Verbote, dennoch heraus. Dies
erbitterte den König so sehr, daß er die ganze Auslage durch der;
Henker verbrennen lies; und die Asche dem aus Verdruß krank
gewordenen Maupertuis mit den Worten zuschickte: das sey ein
nieder-schlagendes Pulver für ihn. Es kam hierauf zwischen dem
Könige und Voltaire zu heftigen Reibungen. Friedrich, der große
Friedrich, mußte, zur Strafe für seine frühere Vertraulichkeit,
jetzt Grobheiten von denn unverschämten Franzosen hinnchmen.
Er ließ ihm den Kammerherrnschlüffel und den Orden wieder
abfordern. Voltaire gab beides dem Bedienten ohne Weigerung
lind rief: ,,Hier, mein Freund, befreie mich von diesen glän-
zenden Zeichen der Knechtschaft." Aber so furchtbar schien
dem Könige des Dichters Feder, daß er ihm lieber vergeben
wollte, was er keinem Könige vergeben hätte, als gänzlich mit
ihm brechen. Er schickte ihm die abgeforderten Ehrenzeichen zurück
und lud ihn wieder zu sich ein. Der geschmeidige Franzose that
beschämt; unter tausend gegenseitigen Schmeicheleien erfolgte die
Versöhnung. Aber Beide trauten seitdem einander nicht mehr.
Voltaire benutzte den Vorwand, die Bäder von Plombieres zu besu-
chen, um nach Frankreich zurückzukchren (1753). Auf seiner
Reise wurde er in Frankfurt am Main verhaftet, und ihm ein Heft
der Gedichte Friedrichs, welches er heimlich mitgenommen hatte,
wovon der König Mißbrauch fürchtete, abgcfordert. Mit der
Pension des Königs schickte er ihm nun zum zweiten Male
Orden und Kammcrherrnschlüssel zurück, die er auch nie wieder
empfing. — Die Feindschaft brach nun in den bittersten Ausfallen
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Maupertuis Maupertuis Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Kammerherrnschlüffel Frankreich Frankfurt_am_Main Friedrichs