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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 155

1888 - Habelschwerdt : Franke
155 sinn und der Bildnngstrieb dieses Geschlechts; doch fehlt ihm die edle Gesinnung des Vaters. 1. Aussöhnung mit Heinrich dem Löwen. Derselbe war aus England, wohin er verbannt worden war, zurückgekehrt und hatte sich an die Spitze der Fürsten gestellt, die sich gegen Heinrich Vi. zu Anfang seiner Regierung erhoben. Da der Kaiser seine Kräfte für Italien brauchte, schloß er mit Heinrich dem Löwen einen Vertrag, der später zur Aussöhnung mit den Welfen führte. Heinrich der Löwe starb nach einen: ruhigen Lebensabend 1195. 2. Züge nach Italien. Nach den: Tode des Königs von Apulien und Sizilien erhob Heinrich Vi. Ansprüche auf das Erbe seiner Gemahlin. Aber die Normannen wählten einen unechten Nachkommen des Königsstammes. Der Kaiser mußte wegen Krankheiten in seinem Heere umkehren, rüstete aber von dem Lösegelde Richard Löwenherz' einen neuen Feldzug, auf dem er Italien eroberte. Eine Verschwörung der normannischen Großen rächte er durch grausame Hinrichtungen. 3. Versuch, ein Erdreich herzustellen. Nach der Rückkehr trat Heinrich mit dem Plane einer Verfassungsänderung vor: Deutschland sollte aus einem Wahlreiche eine Erbmonarchie werden. Der Kaiser bot den Fürsten dafür manche Vorteile, aber der Plan scheiterte, namentlich an dem Widersprüche der geistlichen Fürsten. 4. Resultat seiner Regierung. Heinrich Vi. behauptete fast eine Weltherrschaft. Für die Freilassung Richards erhielt er die Lehnsherrlichkeit über England; das oströmische Reich, Nordafrika, Cypern, ja Armenien zahlten ihm Tribut. Schon war sein Plan, das griechische Reich zu erobern, da ereilte ihn der Tod. Iv. Mikipp von Schwaben, 1198-1208, und Htto Iv., 111)8—1215. 1. Der Thronstreit. Da der Sohn Heinrichs Vi. bei dessen Tode erst 3 Jahre alt war, so wählte die hohenstanfische Partei Heinrichs Bruder, Philipp von Schwaben, zum Kaiser. Die Gegenpartei aber, mit dem mächtigen Erzbischöfe von Köln an der Spitze, erhob Otto Iv., einen Sohn Heinrichs des Löwen,

2. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 435

1904 - Habelschwerdt : Franke
435 uerte sich in wiederholten Aufstnden. Die Nachricht von den Freiheitskmpfen in Amerika und die franzsische Revolution veranlaten neue Bewegungen, welche die Regierung 1801 durch eine Verschmelzung des irischen Parlaments mit dem englischen niederzuhalten versuchte. O'counell (o-knnel), der mutige Fhrer der Iren, setzte es durch, da das englische Parlament die von Pitt versprochene politische Selbstndigkeit der Katholiken zum Gesetz erhob. Einige Jahre spter wurde der Kirchenzehute abgelst, den die katholische Bevlkerung Irlands an die protestantische Kirche zu zahlen hatte. Da aber die Lage der armen irischen Pchter immer noch sehr traurig war, beruhigte sich das Land nicht. Neben der gemigten Partei O'connells entstand nach der franzsischen Februarrevolution die revolutionre irische Liga". Diese trat mit dem Geheimbunde der Ferner" in Verbindung, der sich von Amerika, wohin sehr viele Iren ausgewandert waren, nach Irland verbreitet und die gewaltsame Losreiung Irlands von England zum Ziele hatte. Nach der Unterdrckung der Ferner traten die irischen Mitglieder des Parlaments zu einer besonderen Partei zusammen, deren Ziel Homerule" (hohmruhl, von home = Haus, Heimat und rule Herrschaft), d. h. die Selbstregierung Jrlauds durch ein eigenes Parlament und ein diesem verantwortliches Ministerium ist. Der Knigin Viktoria, die 1901 starb, folgte ihr Sohn Eduard Vii. 5. sterreich. Nachdem im Jahre 1867 zwischen sterreich, das der unglckliche Krieg mit Preußen schwer erschttert hatte, und dem nach Selbstndigkeit strebenden Ungarn ein Ausgleich" zustande gekommen war (S. 410), fhrt das Reich den Namen sterreichisch- Ungarische Monarchie". Da auch die anderen Volksstmme des Reiches, besonders die Tschechen, nationale Selbstndigkeit fordern, vermag sterreich-Ungarn innerlich nicht zur Ruhe zu kommen. Nach dem rnsfisch-trkischen Kriege nahm sterreich-Ungarn Bosnien und die Herzegowina in Verwaltung (1878), doch forderte die Besetzung des Landes schwere Opfer. Im Jahre 1879 schlo sterreich-Ungarn mit dem Deutschen Reiche ein Schutz- und Trutzbndnis, dem 1883 Italien beitrat (Dreibund). Seit dem Tode des Kronprinzen Rudolf (1889) ist Franz Ferdinand, der Neffe des Kaisers, der mutmaliche Thronfolger. Die Gemahlin Franz Josephs I., die Kaiserin Elisabeth, wurde im Jahre 1898 von einem italienischen Anarchisten in Genf ermordet. 6. Rußland und die orientalische Frage. a. Kukan. Der Zar Alexander Ii., 18551881, hotte sich nach Beendigung des Krimkrieges bemht, wieder freundschaftliche Beziehungen mit den brigen Mchten herbeizufhren, um im 28*

3. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 25

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
2 r> Soldat seiner Fahne untreu wurde; aber fast ebenso selten gelang es, einem Fahnenflüchtigen auf die Spur zu kommen. „Ei, so lauf!“ dachte auch jetzt mancher Verfolger bei sich; „die dreißig Taler möchte ich mir wohl gerne verdienen; aber ebenso gerne spare ich dem armen Teufel das Gassenlaufen.“ So. kehrten denn alle Kameraden mit demselben Bescheid zurück: „Herr Hauptmann, der Ausreißer ist entwischt!“ Endlich eilt keuchend noch einer herbei. Wahrhaftig, er schleppt den Heerflüchtigen hinter sich her und — sollte man’s glauben! — es ist sein leiblicher Bruder! Staunen und Unwille malt sich auf den Gesichtern der Kameraden, und als sich der verräterische Bruder seinen Judaslohn auszahlen läßt, treffen ihn verächtliche und wütende Blicke. „Schwer Geld!“ sagte der Hauptmann, als er die dreißig Taler ausgezählt hat. „Ja, schwer Geld!“ wiederholt mit gepreßter Stimme der Empfänger. Auf der Stelle wird an dem Ausreißer die festgesetzte Strafe vollzogen: sechsmaliges Gassenlaufen. Dreimal schon ist er durch die heiße Gasse gerannt und der blutige Schweiß träufelt ihm vom Leibe. Da tritt sein Bruder, der Verräter, hervor. „Herr Haupt- mann,“ sagt er, „halten’s zu Gnaden, wenn der Soldat auch einmal ungefragt ein Wort spricht! Ich bitte untertänigst, daß ich die anderen drei Gassen für meinen Bruder laufen darf!“ „Was fällt dir ein?“ herrscht ihn der Hauptmann an; „packt’s dich an deiner Seele, du Schelm, daß du deinen eigenen Bruder eingefangen hast?“ „Zu Befehl, Herr Hauptmann!“ antwortet der Soldat, „unser Vater klagte uns jüngst in einem Briefe seine bittere Not. Durch Krankheit geriet er in Schulden und ganzer dreißig Taler halber wollen ihn die Gläu- biger von Haus und Hof treiben. Wie sollten wir Brüder dem armen Vater helfen? Lange sannen wir vergeblich hin und her; endlich kam uns ein Ausweg in den Sinn: Zahlt man nicht dem dreißig Taler aus, der einen Deserteur einbringt? Wohlan, so ehrlos es sein mag, einer muß heerflüchtig werden; der andere muß ihn einsangen und mit dem schmachvoll erworbenen Lohne den armen Vater retten. Doch wer soll schimpflich den Fahneneid brechen? — — Wer soll schmählich den Bruder verraten? — — Wir losten darum. — — Halten’s zu Gnaden, Herr Hauptmann, das übrige kann jeder selber erraten.“ Die harten Gesichtszüge des Hauptmanns milderten sich und leise zitterte seine Stimme, als er sagte: „Der Ausreißer muß sechs- mal Gasse laufen, so verlangt’s die Vorschrift. Doch hat ’s damit vorläufig noch keine Eile. ’Ich will den Fall dem König melden.“

4. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 78

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
78 Bebenke ferner, dal? auch Kredit Selb ist! Die geringsten Kleinigkeiten, die auf eines Mannes Kredit Cinfluß staden, muffen beachtet werden. Das öeräufch Deines Jammers um fünf Ustr morgens ober um neun Ustr abends macht, dast Dein etwaiger Gläubiger, wenn er es stört, sich sechs Monate länger mit der Zahlung geduldet. 5iestt er Dich aber an einem Billard oder stört er Deine 5timme im Trinkljaufe, wenn Du bei der Arbeit fein solltest, so läßt er Dich vielleicht schon den nächsten lag um fein 6eld mahnen. tast den Meist am frühesten Morgen zu Deiner Seite stehen und Dich begleiten, bis Dich die späte Abendstunde zur Buhe ruft! Betrachte aber auch die Ehrlichkeit als den Atem Deiner Seele und oergib nie, einen Spar- und Notpfennig übrig zu be- halten, wenn alle Deine Ausgaben berechnet und bezahlt find! Dann wirst Du nach und nach den Gipfel des irdischen Glücks erreichen und Unabhängigkeit wird Dein Schild und Panzer, Dein Helm und Deine Krone fein. Du wirst, junger freund, so hoffe ich, meine wohlgemeinten Worte, die aus einem treuen herzen kommen, prüfen, findest Du aber, dast Dein älterer freund mit seiner Meinung das Bechte getroffen hat, so gelobe Dir feierlich die wohlgemeinten Batschläge treulich zu befolgen und es wird Dich nie gereuen. Benjamin Franklin. 48. Frau Kat Elisabeth Goethe. „Frau Bat", die Mutter unseres größten Dichters, war eine Frau von ausgezeichneten Eigenschaften des Geistes und Herzens. Als Tochter des „regierenden" Bürgermeisters Textor zu Frankfurt am Main im Jahre 173t geboren, hatte sie nach glücklich verlebter und gut angewandter Jugendzeit den Kaiserlichen Bat Johann Kaspar Goethe geheiratet. Ihre aufrichtige Frömmigkeit, ihr kernfrischer, frohmütiger Geist, ihr heiterer, leichter Binn, ihr derber Mutterwitz und ihr weiches, warmes, freundliches herz machten sie allen Menschen, mit denen sie in Berührung kam — ob hohen oder niederen Btandes — lieb und teuer. Mit herzlichster Liebe hing sie an ihren beiden Kindern Molf- gang und Kornelie. Sie spielte mit ihnen und erzählte ihnen aus dem reichen Bchatz ihres Herzens allerlei sinnige Geschichten und Mär- chen, wobei sie oft selbst zur Dichterin wurde. Die beiden Kleinen

5. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 207

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
207 daß Sie jederzeit angeben können, wieviel Geld in der Kasse vorhanden sein muß? Reicht es dazu aus, daß Sie in jedem Augenblick zu sagen wissen, wieviel Ihnen dieser oder jener Kunde schuldet oder welche Summe Sie Ihren Lieferanten schuldig sind? Reicht es dazu aus, daß Sie in kurzer Frist imstande sind einen Nachweis über Ihr Vermögen auf- zustellen? Wenn alles das nun gar mit einem Male von Ihnen — vielleicht auch von den Ihrigen — verlangt würde, w i e würden Sie Ihr Verzeichnis durchsuchen müssen, w i e würden Sie hin und her blättern um die einzelnen Posten herauszuschreiben, und wenn Sie sich dann endlich seufzend den Schweiß von der Stirne wischten, hätten Sie dann auch das Gefühl der Sicherheit, daß Sie sich nicht geirrt haben?" „Sie haben wirklich recht," versetzte der biedere Schneidermeister, „so würde es uns wohl allen ergehen; aber kann denn die Buchführung über solche Mühseligkeiten hinweghelfen?" „Ei freilich," lautete meine Ant- wort, „das will ich jetzt auseinandersetzen. Das Aufschreibebuch des Bäckermeisters will ich beileibe nicht in den Winkel werfen; es ist sogar unentbehrlich; jeder Kaufmann hat es im Gebrauch und nennt es Jour- nal oder Tagebuch. Daraus macht er jeden Abend oder von Zeit zu Zeit zwei wichtige Auszüge, die er in besondere Bücher einträgt. Alles, was er eingenommen oder ausgegeben hat, überträgt er auf zwei gegenüberstehenden Seiten in das Kassabuch; die Summen aber, die ihm seine Kunden schulden oder die er ihnen schuldig ist, schreibt er ebenso in das Hauptbuch. Im Kassabuch macht er monatlich einen Ab- schluß der Einnahmen und Ausgaben; im Hauptbuch stellt er gewöhnlich am Ende desjahres Forderungen und Schulden einander gegenüber. Ferner stellt er am Jahresschluß sein Vermögen an Haus, Waren, For- derungen u. s. w. übersichtlich zusammen, das nennt er die Aktiva; und dann rechnet er die Schulden aus, die auf ihm lasten, das sind die Passiva; die gesamte Aufstellung aber nennt er Inventur." „Wir sind aber doch keine Kaufleute!" warf jetzt der Schmiede- meister dazwischen; „was soll uns also dieses papierene Rechnen nutzen! Und wer kann denn z. B. verlangen, daß ich auf Knall und Fall angebe, wieviel Geld in meiner Kasse liegt? Das geht doch mich ganz allein etwas an!" „Gemach, Meister Schmied!" entgegnete ich, „wie leicht kann der Fall eintreten, daß eines Meisters und seiner Familie Wohl und Wehe urplötzlich von ein paar Geschäftsbüchern ab- hängt! Legt eine Feuersbrunst die Werkstatt in Asche, so kann der Meister nur mit Hilfe seiner Geschäftsbücher den Beamten der Feuer- versicherung beweisen, wie groß seine Vorräte an Werkzeugen, Rohstoffen und Waren gewesen sind, welchen Schadenersatz er demnach fordern darf. Ist ein Kunde der Meinung, daß er eine Zahlung bereits geleistet habe, oder verlangt ein Gläubiger irrtümlich eine Zahlung, die der Meister schon beglichen hat, so stellen die ordentlich geführten Bücher leicht den Tatbestand fest. Segnet aber ein Meister das Zeitliche, so

6. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 394

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
394 eine Niederlage erlitten habe. Diese Vermutung ward bald durch die in erbarmungswürdigem Zustande in Deutschland ankommenden Trümmer des Napoleonischen Heeres bestätigt. „Mit Roß und Mann und Wagen hat sie der Herr geschlagen“ rief man im Volke und neue Hoffnungen wurden wach. Als am 17. März 1813 Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen den Aufruf: „An Mein Volk" erließ, da schlugen die Herzen in Rührung und Freude. „Das Volk stand auf, der Sturm brach los". Von Memel bis Demmin, von Kolberg bis Glatz war nur eine Stimme, e i n Gefühl, e i n Zorn, eine Liebe, Deutschland zu befreien und den französischen Übermut einzuschränken. In Berlin meldeten sich in drei Tagen 9000 Freiwillige: Jünglinge, die kaum wehrhaft waren, Männer in grauem Haar, Offiziere, die wegen Wunden und Ver- stümmlungen längst ehrenvoll entlassen waren, reiche Gutsbesitzer und Beamte, Väter zahlreicher Familien; niemand wollte von der allgemeinen Bewegung zurückbleiben. Jede Stadt, jeder Flecken, jedes Dorf schallte von Kriegslust und Kriegsmusik und war in einen Übungs- und Waffenplatz verwandelt; jede Feueresse ward eine Waffenschmiede. Wer nicht selbst ins Feld zog oder einen Angehörigen seiner Familie ausrüsten half, der suchte durch Gaben dem Vaterlande zu helfen. Beamte verzichteten auf einen Teil ihres Gehaltes, Leute von mäßigem Wohlstand gaben einen Teil ihres Vermögens, Reiche sandten ihre Silbergeschirre; wer kein Geld zu opfern hatte, bot von seinen Habseligkeiten, seiner Arbeitskraft: Landleute schenkten Pferde, Gutsbesitzer Getreide; arme Invaliden, Dienstboten gaben wetteifernd ihr Scherflein; Kinder legten den Inhalt ihrer Sparkassen auf den Altar des Vaterlandes nieder. Das weibliche Geschlecht war von einem Feuer für die Sache des Vaterlandes entbrannt, dem an Glanz und Glut kaum etwas gleich- kommt, was irgend die Geschichte berichtet. Von der Zeitströmung ergriffen, wurden manche Frauen selbst über ihren Kreis hinausge- führt und kämpften in dem Freiheitskriege mit. Die sich zu solchem Äußersten nicht entschließen konnten, opferten Schmuck und Klein- odien oder zupften Wundfäden, nähten und strickten für die Frei- willigen. Von einem sechzehnjährigen Mädchen ist bekannt, daß es sich sein schönes, reiches Haar abschneiden ließ und es verkaufte um mit dem erlösten Gelde die gute Sache zu fördern. Als die edle Tat bekannt wurde, erstand jemand das verkaufte Haar und ließ daraus allerlei Zieraten, Ringe, Ketten u. s. w„ anfertigen, nach denen der Begehr so groß war, daß nicht weniger als 3600 Mark gelöst wurden. Bald überschritt die Volksbegeisterung Preußens Grenzen; ihre Wellen pflanzten sich bis zum fernsten Punkte Deutschlands fort. Vaterländische Dichter, wie Theodor Körner, Ernst Moritz Arndt, Friedrich Rückert, Max von Schenkendorf, entflammten durch ihre Lieder das Volk für die Freiheit und Selbständigkeit des Vaterlandes. Man besann sich, was man seit langem schien vergessen zu haben,

7. Lesebuch für die Sonntagschulen der Pfalz - S. 25

1910 - Zweibrücken : Kranzbühler
25- Soldat seiner Fahne untreu wurde; aber last ebenso selten gelang es, einem Fahnenflüchtigen auf die Spur zu kommen. „Ei, so lauf!“ dachte auch jetzt mancher Verfolger bei sich;, „die dreißig Taler möchte ich mir wohl gerne verdienen; aber ebenso gerne spare ich dem armen Teufel das Gassenlaufen.“ So kehrten denn alle Kameraden mit demselben Bescheid zurück: „Herr Hauptmann, der Ausreißer ist entwischt!“ Endlich eilt keuchend noch einer herbei. , Wahrhaftig, er schleppt den Heerflüchtigen hinter sich her und — sollte man’s glauben 1 — es ist sein leiblicher Bruder! Staunen und Unwille malt sich auf den Gesichtern der Kameraden, und als sich der verräterische Bruder seinen Judaslohn auszahlen läßt, treffen ihn verächtliche und wütende Blicke. „Schwer Geld!“ sagte der Hauptmann, als er die dreißig Taler ausgezählt hat, „Ja, schwer Geld!“ wiederholt mit gepreßter Stimme der Empfänger. Auf der Stelle wird an dem Ausreißer die festgesetzte Strafe vollzogen: sechsmaliges Gassenlaufen. Dreimal schon ist er durch die heiße Gasse gerannt und der blutige Schweiß träufelt ihm vom Leibe. Da tritt sein Bruder, der Verräter, hervor. „Herr Haupt- mann,“ sagt er, „halten’s zu Gnaden, wenn der Soldat auch einmal ungefragt ein Wort spricht! Ich bitte untertänigst, daß ich die anderen drei Gassen für meinen Bruder laufen darf!“ „Was fällt dir ein?“ herrscht ihn der Hauptmann an; „packt's dich an deiner Seele, du Schelm, daß du deinen eigenen Bruder eingefangen hast ?“ „Zu Befehl, Herr Hauptmann!“ antwortet der Soldat, „unser Vater klagte uns jüngst in einem Briefe seine bittere Not. Durch Krankheit geriet er in Schulden und ganzer dreißig Taler halber wollen ihn die Gläu- biger von Haus und Hof treiben. Wie sollten wir Brüder dem armen Vater helfen? Lange sannen wir vergeblich hin und her; endlich kam uns ein Ausweg in den Sinn: Zahlt man nicht dem dreißig. Taler aus, der einen Deserteur einbringt? Wohlan, so ehrlos es sein mag, einer muß heerflüchtig werden; der andere muß ihn einsangen und mit dem schmachvoll erworbenen Lohne den armen Vater retten. Doch wer soll schimpflich den Fahneneid brechen? — — Wer soll schmählich den Bruder verraten? — — Wir losten darum. — — Haltens zu Gnaden, Herr Hauptmann, das übrige kann jeder selber erraten.“ Die harten Gesichtszüge des Hauptmanns milderten sich und leise zitterte seine Stimme, als er sagte: „Der Ausreißer muß sechs- mal Gasse laufen, so verlangt’s die Vorschrift. Doch hat ’s damit vorläufig noch keine Eile. Ich will den Fall dem König melden.“'

8. Lesebuch für die Sonntagschulen der Pfalz - S. 78

1910 - Zweibrücken : Kranzbühler
78 Bebenke ferner, daß auch Krebit Selb ist! Die geringsten Kleinigkeiten, die auf eines Mannes Krebit Finflust staden, muffen beachtet werben. Das öeräufch Deines ijammers um fünf Ustr morgens ober um neun Ustr adenbs macht, hast Dein etwaiger öläudiger, wenn er es stört, sich sechs Monate länger mit der Zahlung gebulbet. Siebt er Dich aber an einem Billarb ober stört er Deine Stimme im Trinkljaufe, wenn Du bei der Arbeit fein solltest, so läßt er Dich vielleicht schon den nächsten Tag um fein öeib mahnen. Tast den Meist am frühesten Morgen zu Deiner Seite stehen und Dich begleiten, bis Dich die späte Flbenbftunbe zur Buhe ruft! Betrachte aber auch die Ehrlichkeit als den Atem Deiner Seele und vergist nie, einen Spar- und Notpfennig übrig zu be- halten, wenn alle Deine Ausgaben berechnet und bezahlt finb! Dann wirst Du nach und nach den öipfel des irbifchen ölücks erreichen und Unabhängigkeit wirb Dein Schilb und Panzer, Dein Helm und Deine Krone fein. Du wirst, junger Freunb, so hoffe ich, meine wohlgemeinten Worte, die aus einem treuen herzen kommen, prüfen. Finbeft Du aber, bast Dein älterer Freunb mit feiner Meinung das Rechte getroffen hat, so gelobe Dir feierlich die wohlgemeinten Ratschläge treulich zu befolgen und es wirb Dich nie gereuen. Benjamin Franklin. 48. Stern Höt Elisabeth Goethe. „Frau Rat", die Mutter unseres größten Dichters, war eine Frau von ausgezeichneten Eigenschaften des Geistes und Herzens. Als Tochter des „regierenden" Bürgermeisters Textor zu Frankfurt am Main im Jahre 1731 geboren, hatte sie nach glücklich verlebter und gut angewandter Jugendzeit den Kaiserlichen Rat Johann Kaspar Goethe geheiratet. Ihre aufrichtige Frömmigkeit, ihr kernfrischer, frohmütiger Geist, ihr heiterer, leichter 5inn, ihr derber Mutterwitz und ihr weiches, warmes, freundliches herz machten sie allen Menschen, mit denen sie in Berührung kam — ob hohen oder niederen Ltandes — lieb und teuer. Mit herzlichster Liebe hing sie an ihren beiden Kindern Molf- gang und Kornelie. Lie spielte mit ihnen und erzählte ihnen aus dem reichen Zchatz ihres Herzens allerlei sinnige Geschichten und Mär- chen, wobei sie oft selbst zur Dichterin wurde. Die beiden Kleinen

9. Lesebuch für die Sonntagschulen der Pfalz - S. 95

1910 - Zweibrücken : Kranzbühler
95 Pfalz wohl mehr als 3000 Steinhauer! Rechnet man noch den Ver- dienst, den Fuhrwerksbesitzer, Eisenbahnen und die Eigentümer der Steinbrüche selbst haben, so ergibt sich eine jährliche Gesamtumschlags- summe von mehr als 8 Millionen Mark. Diese Summen fallen besonders deshalb schwer ins Gewicht, weil sie meistens wirtschaftlich ärmeren Gegenden zugute kommen. Recht belehrend ist es an einem Zandsteinbruche sinnend zu ver- weilen. Ein Freund der Natur geht darum nicht achtlos an ihm vorüber,' denn hier ist ein Drt, wo er einen tiefen Blick in die Geheim- nisse unserer Mutter Erde werfen kann. Tritt auch du näher, junger Freund, und schaue, wie der Stein sich aus lauter einzelnen Körnchen zusammensetzt, wie die Schichten abwechselnde Färbung zeigen und wie gewaltige Risse das Gestein durchsetzen! Dann überdenke, welche Reihe von Jahrtausenden wohl notwendig war um Rornchen aus Rörnchen zu bauen und zu befestigen, und staune über die Rraft, die es fertiggebracht hat solche Massen zu brechen! hast du besonderes Glück, dann findest du vielleicht ein eigentümliches Gebilde, einen ver- steinerten vorweltlichen Schachtelhalm von der Dicke eines Rrmes. Er sagt dir, daß der Rnfang des Lebens Millionen von Jahren zurück- liege, daß er unergründlich sei. Unser Pfälzer Land birgt in seinem Inneren nicht Gold und nicht Edelsteine. Bäte es aber solche Schätze, dann würden sich gewiß nur wenige ihres Besitzes freuen. In dem Sandstein hat uns die Natur ein Geschenk gegeben, das allen nützt: er baut die Hütte des Rrmen und das stattliche Haus des Bürgers, er ziert den Palast des Reichen und unsere weit in das Land hinausschauenden Gotteshäuser. Johannes Bohl. 57. Zimmerjpruch. Ztias neue Haus ist aufgericht't. Gedeckt, gemauert ist es nicht, Noch können Kegen und Sonnenschein Von oben und überall herein. Drunl rufen wir jum Meister der Welt, Cr wolle von dem Himmelszelt Nur Heil und Segen gießen ans Hier über dieses offne Haus. Zuoberst woll' er gut Gedeib'n

10. Lesebuch für die Sonntagschulen der Pfalz - S. 207

1910 - Zweibrücken : Kranzbühler
207 daß Sie jederzeit angeben können, wieviel Geld in der Kasse vorhanden sein muß? Reicht es dazu aus, daß Sie in jedem Augenblick zu sagen wissen, wieviel Ihnen dieser oder jener Kunde schuldet oder welche Summe Sie Ihren Lieferanten schuldig sind? Reicht es dazu aus, daß Sie in kurzer Frist imstande sind einen Nachweis über Ihr Vermögen auf- zustellen? Wenn alles das nun gar mit einem Male von Ihnen — vielleicht auch von den Ihrigen — verlangt würde, w i e würden Sie Ihr Verzeichnis durchsuchen müssen, w i e würden Sie hin und her blättern um die einzelnen Posten herauszuschreiben, und wenn Sie sich dann endlich seufzend den Schweiß von der Stirne wischten, hätten Sie dann auch das Gefühl der Sicherheit, daß Sie sich nicht geirrt haben?" „Sie haben wirklich recht," versetzte der biedere Schneidermeister, „so würde es uns wohl allen ergehen; aber kann denn die Buchführung über solche Mühseligkeiten hinweghelfen?" „Ei freilich," lautete meine Ant- wort, „das will ich jetzt auseinandersetzen. Das Aufschreibebuch des Bäckermeisters will ich beileibe nicht in den Winkel werfen; es ist sogar unentbehrlich; jeder Kaufmann hat es im Gebrauch und nennt es Jour- nal oder Tagebuch. Daraus macht er jeden Abend oder von Zeit zu Zeit zwei wichtige Auszüge, die er in besondere Bücher einträgt. Alles, was er eingenommen oder ausgegeben hat, überträgt er auf zwei gegenüberstehenden Seiten in das Kassabuch; die Summen aber, die ihm seine Kunden schulden oder die er ihnen schuldig ist, schreibt er ebenso in das Hauptbuch. Im Kassabuch macht er monatlich einen Ab- schluß der Einnahmen und Ausgaben; im Hauptbuch stellt er gewöhnlich am Ende desjahres Forderungen und Schulden einander gegenüber. Ferner stellt er am Jahresschluß sein Vermögen an Haus, Waren, For- derungen u. s. w. übersichtlich zusammen, das nennt er die Aktiva; und dann rechnet er die Schulden aus, die auf ihm lasten, das sind die Passiva; die gesamte Aufstellung aber nennt er Inventur." „Wir sind aber doch keine Kaufleute!" warf jetzt der Schmiede- meister dazwischen; „was soll uns also dieses papierene Rechnen nutzen! Und wer kann denn z. B. verlangen, daß ich auf Knall und Fall angebe, wieviel Geld in meiner Kasse liegt? Das geht doch mich ganz allein etwas an!" „Gemach, Meister Schmied!" entgegnete ich, „wie leicht kann der Fall eintreten, daß eines Meisters und seiner Familie Wohl und Wehe urplötzlich von ein paar Geschäftsbüchern ab- hängt! Legt eine Feuersbrunst die Werkstatt in Asche, so kann der Meister nur mit Hilfe seiner Geschäftsbücher den Beamten der Feuer- versicherung beweisen, wie groß seine Vorräte an Werkzeugen, Rohstoffen und Waren gewesen sind, welchen Schadenersatz er demnach fordern darf. Ist ein Kunde der Meinung, daß er eine Zahlung bereits geleistet habe, oder verlangt ein Gläubiger irrtümlich eine Zahlung, die der Meister schon beglichen hat, so stellen die ordentlich geführten Bücher leicht den Tatbestand fest. Segnet aber ein Meister das Zeitliche, so
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