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sinn und der Bildnngstrieb dieses Geschlechts; doch fehlt ihm die edle Gesinnung des Vaters.
1. Aussöhnung mit Heinrich dem Löwen. Derselbe war aus England, wohin er verbannt worden war, zurückgekehrt und hatte sich an die Spitze der Fürsten gestellt, die sich gegen Heinrich Vi. zu Anfang seiner Regierung erhoben. Da der Kaiser seine Kräfte für Italien brauchte, schloß er mit Heinrich dem Löwen einen Vertrag, der später zur Aussöhnung mit den Welfen führte. Heinrich der Löwe starb nach einen: ruhigen Lebensabend 1195.
2. Züge nach Italien. Nach den: Tode des Königs von Apulien und Sizilien erhob Heinrich Vi. Ansprüche auf das Erbe seiner Gemahlin. Aber die Normannen wählten einen unechten Nachkommen des Königsstammes. Der Kaiser mußte wegen Krankheiten in seinem Heere umkehren, rüstete aber von dem Lösegelde Richard Löwenherz' einen neuen Feldzug, auf dem er Italien eroberte. Eine Verschwörung der normannischen Großen rächte er durch grausame Hinrichtungen.
3. Versuch, ein Erdreich herzustellen. Nach der Rückkehr trat Heinrich mit dem Plane einer Verfassungsänderung vor: Deutschland sollte aus einem Wahlreiche eine Erbmonarchie werden. Der Kaiser bot den Fürsten dafür manche Vorteile, aber der Plan scheiterte, namentlich an dem Widersprüche der geistlichen Fürsten.
4. Resultat seiner Regierung. Heinrich Vi. behauptete fast eine Weltherrschaft. Für die Freilassung Richards erhielt er die Lehnsherrlichkeit über England; das oströmische Reich, Nordafrika, Cypern, ja Armenien zahlten ihm Tribut. Schon war sein Plan, das griechische Reich zu erobern, da ereilte ihn der Tod.
Iv. Mikipp von Schwaben, 1198-1208, und Htto Iv., 111)8—1215.
1. Der Thronstreit. Da der Sohn Heinrichs Vi. bei dessen Tode erst 3 Jahre alt war, so wählte die hohenstanfische Partei Heinrichs Bruder, Philipp von Schwaben, zum Kaiser. Die Gegenpartei aber, mit dem mächtigen Erzbischöfe von Köln an der Spitze, erhob Otto Iv., einen Sohn Heinrichs des Löwen,
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_dem_Löwen Heinrich Heinrich_Vi Heinrich Heinrich_dem_Löwen Heinrich Heinrich_der_Löwe Heinrich Heinrich_Vi Heinrich Richard_Löwenherz' Heinrich Heinrich Heinrich_Vi Heinrich Richards Htto_Iv. Heinrichs Heinrichs Heinrichs Heinrichs Philipp_von_Schwaben Philipp Otto_Iv. Otto_Iv. Heinrichs Heinrichs
Extrahierte Ortsnamen: England Italien Italien Apulien Sizilien Italien Deutschland England Nordafrika Cypern Schwaben
435
uerte sich in wiederholten Aufstnden. Die Nachricht von den Freiheitskmpfen in Amerika und die franzsische Revolution veranlaten neue Bewegungen, welche die Regierung 1801 durch eine Verschmelzung des irischen Parlaments mit dem englischen niederzuhalten versuchte. O'counell (o-knnel), der mutige Fhrer der Iren, setzte es durch, da das englische Parlament die von Pitt versprochene politische Selbstndigkeit der Katholiken zum Gesetz erhob. Einige Jahre spter wurde der Kirchenzehute abgelst, den die katholische Bevlkerung Irlands an die protestantische Kirche zu zahlen hatte. Da aber die Lage der armen irischen Pchter immer noch sehr traurig war, beruhigte sich das Land nicht. Neben der gemigten Partei O'connells entstand nach der franzsischen Februarrevolution die revolutionre irische Liga". Diese trat mit dem Geheimbunde der Ferner" in Verbindung, der sich von Amerika, wohin sehr viele Iren ausgewandert waren, nach Irland verbreitet und die gewaltsame Losreiung Irlands von England zum Ziele hatte. Nach der Unterdrckung der Ferner traten die irischen Mitglieder des Parlaments zu einer besonderen Partei zusammen, deren Ziel Homerule" (hohmruhl, von home = Haus, Heimat und rule Herrschaft), d. h. die Selbstregierung Jrlauds durch ein eigenes Parlament und ein diesem verantwortliches Ministerium ist.
Der Knigin Viktoria, die 1901 starb, folgte ihr Sohn Eduard Vii.
5. sterreich.
Nachdem im Jahre 1867 zwischen sterreich, das der unglckliche Krieg mit Preußen schwer erschttert hatte, und dem nach Selbstndigkeit strebenden Ungarn ein Ausgleich" zustande gekommen war (S. 410), fhrt das Reich den Namen sterreichisch- Ungarische Monarchie".
Da auch die anderen Volksstmme des Reiches, besonders die Tschechen, nationale Selbstndigkeit fordern, vermag sterreich-Ungarn innerlich nicht zur Ruhe zu kommen. Nach dem rnsfisch-trkischen Kriege nahm sterreich-Ungarn Bosnien und die Herzegowina in Verwaltung (1878), doch forderte die Besetzung des Landes schwere Opfer.
Im Jahre 1879 schlo sterreich-Ungarn mit dem Deutschen Reiche ein Schutz- und Trutzbndnis, dem 1883 Italien beitrat (Dreibund). Seit dem Tode des Kronprinzen Rudolf (1889) ist Franz Ferdinand, der Neffe des Kaisers, der mutmaliche Thronfolger. Die Gemahlin Franz Josephs I., die Kaiserin Elisabeth, wurde im Jahre 1898 von einem italienischen Anarchisten in Genf ermordet.
6. Rußland und die orientalische Frage.
a. Kukan. Der Zar Alexander Ii., 18551881, hotte sich nach Beendigung des Krimkrieges bemht, wieder freundschaftliche Beziehungen mit den brigen Mchten herbeizufhren, um im
28*
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Extrahierte Ortsnamen: Amerika Irlands Amerika Irland Irlands England Ungarn Bosnien Italien Genf
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksfortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
2 r>
Soldat seiner Fahne untreu wurde; aber fast ebenso selten gelang
es, einem Fahnenflüchtigen auf die Spur zu kommen.
„Ei, so lauf!“ dachte auch jetzt mancher Verfolger bei sich;
„die dreißig Taler möchte ich mir wohl gerne verdienen; aber
ebenso gerne spare ich dem armen Teufel das Gassenlaufen.“ So.
kehrten denn alle Kameraden mit demselben Bescheid zurück: „Herr
Hauptmann, der Ausreißer ist entwischt!“ Endlich eilt keuchend
noch einer herbei. Wahrhaftig, er schleppt den Heerflüchtigen
hinter sich her und — sollte man’s glauben! — es ist sein leiblicher
Bruder! Staunen und Unwille malt sich auf den Gesichtern der
Kameraden, und als sich der verräterische Bruder seinen Judaslohn
auszahlen läßt, treffen ihn verächtliche und wütende Blicke. „Schwer
Geld!“ sagte der Hauptmann, als er die dreißig Taler ausgezählt hat.
„Ja, schwer Geld!“ wiederholt mit gepreßter Stimme der Empfänger.
Auf der Stelle wird an dem Ausreißer die festgesetzte Strafe
vollzogen: sechsmaliges Gassenlaufen. Dreimal schon ist er durch
die heiße Gasse gerannt und der blutige Schweiß träufelt ihm vom
Leibe. Da tritt sein Bruder, der Verräter, hervor. „Herr Haupt-
mann,“ sagt er, „halten’s zu Gnaden, wenn der Soldat auch einmal
ungefragt ein Wort spricht! Ich bitte untertänigst, daß ich die anderen
drei Gassen für meinen Bruder laufen darf!“ „Was fällt dir ein?“
herrscht ihn der Hauptmann an; „packt’s dich an deiner Seele, du
Schelm, daß du deinen eigenen Bruder eingefangen hast?“ „Zu
Befehl, Herr Hauptmann!“ antwortet der Soldat, „unser Vater klagte
uns jüngst in einem Briefe seine bittere Not. Durch Krankheit geriet
er in Schulden und ganzer dreißig Taler halber wollen ihn die Gläu-
biger von Haus und Hof treiben. Wie sollten wir Brüder dem armen
Vater helfen? Lange sannen wir vergeblich hin und her; endlich
kam uns ein Ausweg in den Sinn: Zahlt man nicht dem dreißig
Taler aus, der einen Deserteur einbringt? Wohlan, so ehrlos es sein
mag, einer muß heerflüchtig werden; der andere muß ihn einsangen
und mit dem schmachvoll erworbenen Lohne den armen Vater retten.
Doch wer soll schimpflich den Fahneneid brechen? — — Wer soll
schmählich den Bruder verraten? — — Wir losten darum. — —
Halten’s zu Gnaden, Herr Hauptmann, das übrige kann jeder selber
erraten.“
Die harten Gesichtszüge des Hauptmanns milderten sich und
leise zitterte seine Stimme, als er sagte: „Der Ausreißer muß sechs-
mal Gasse laufen, so verlangt’s die Vorschrift. Doch hat ’s damit
vorläufig noch keine Eile. ’Ich will den Fall dem König melden.“
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksfortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
78
Bebenke ferner, dal? auch Kredit Selb ist! Die geringsten
Kleinigkeiten, die auf eines Mannes Kredit Cinfluß staden, muffen
beachtet werden. Das öeräufch Deines Jammers um fünf Ustr
morgens ober um neun Ustr abends macht, dast Dein etwaiger
Gläubiger, wenn er es stört, sich sechs Monate länger mit der
Zahlung geduldet. 5iestt er Dich aber an einem Billard oder
stört er Deine 5timme im Trinkljaufe, wenn Du bei der Arbeit
fein solltest, so läßt er Dich vielleicht schon den nächsten lag um
fein 6eld mahnen.
tast den Meist am frühesten Morgen zu Deiner Seite stehen
und Dich begleiten, bis Dich die späte Abendstunde zur Buhe
ruft! Betrachte aber auch die Ehrlichkeit als den Atem Deiner
Seele und oergib nie, einen Spar- und Notpfennig übrig zu be-
halten, wenn alle Deine Ausgaben berechnet und bezahlt find!
Dann wirst Du nach und nach den Gipfel des irdischen Glücks
erreichen und Unabhängigkeit wird Dein Schild und Panzer,
Dein Helm und Deine Krone fein.
Du wirst, junger freund, so hoffe ich, meine wohlgemeinten
Worte, die aus einem treuen herzen kommen, prüfen, findest
Du aber, dast Dein älterer freund mit seiner Meinung das
Bechte getroffen hat, so gelobe Dir feierlich die wohlgemeinten
Batschläge treulich zu befolgen und es wird Dich nie gereuen.
Benjamin Franklin.
48. Frau Kat Elisabeth Goethe.
„Frau Bat", die Mutter unseres größten Dichters, war eine
Frau von ausgezeichneten Eigenschaften des Geistes und Herzens. Als
Tochter des „regierenden" Bürgermeisters Textor zu Frankfurt am
Main im Jahre 173t geboren, hatte sie nach glücklich verlebter und
gut angewandter Jugendzeit den Kaiserlichen Bat Johann Kaspar
Goethe geheiratet. Ihre aufrichtige Frömmigkeit, ihr kernfrischer,
frohmütiger Geist, ihr heiterer, leichter Binn, ihr derber Mutterwitz
und ihr weiches, warmes, freundliches herz machten sie allen Menschen,
mit denen sie in Berührung kam — ob hohen oder niederen Btandes
— lieb und teuer.
Mit herzlichster Liebe hing sie an ihren beiden Kindern Molf-
gang und Kornelie. Sie spielte mit ihnen und erzählte ihnen aus
dem reichen Bchatz ihres Herzens allerlei sinnige Geschichten und Mär-
chen, wobei sie oft selbst zur Dichterin wurde. Die beiden Kleinen
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Extrahierte Personennamen: Benjamin_Franklin Elisabeth_Goethe Johann_Kaspar
Goethe Johann
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksfortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
207
daß Sie jederzeit angeben können, wieviel Geld in der Kasse vorhanden
sein muß? Reicht es dazu aus, daß Sie in jedem Augenblick zu sagen
wissen, wieviel Ihnen dieser oder jener Kunde schuldet oder welche Summe
Sie Ihren Lieferanten schuldig sind? Reicht es dazu aus, daß Sie in
kurzer Frist imstande sind einen Nachweis über Ihr Vermögen auf-
zustellen? Wenn alles das nun gar mit einem Male von Ihnen —
vielleicht auch von den Ihrigen — verlangt würde, w i e würden Sie
Ihr Verzeichnis durchsuchen müssen, w i e würden Sie hin und her
blättern um die einzelnen Posten herauszuschreiben, und wenn Sie sich
dann endlich seufzend den Schweiß von der Stirne wischten, hätten Sie
dann auch das Gefühl der Sicherheit, daß Sie sich nicht geirrt haben?"
„Sie haben wirklich recht," versetzte der biedere Schneidermeister, „so
würde es uns wohl allen ergehen; aber kann denn die Buchführung über
solche Mühseligkeiten hinweghelfen?" „Ei freilich," lautete meine Ant-
wort, „das will ich jetzt auseinandersetzen. Das Aufschreibebuch des
Bäckermeisters will ich beileibe nicht in den Winkel werfen; es ist sogar
unentbehrlich; jeder Kaufmann hat es im Gebrauch und nennt es Jour-
nal oder Tagebuch. Daraus macht er jeden Abend oder von Zeit
zu Zeit zwei wichtige Auszüge, die er in besondere Bücher einträgt.
Alles, was er eingenommen oder ausgegeben hat, überträgt er auf zwei
gegenüberstehenden Seiten in das Kassabuch; die Summen aber, die
ihm seine Kunden schulden oder die er ihnen schuldig ist, schreibt er ebenso
in das Hauptbuch. Im Kassabuch macht er monatlich einen Ab-
schluß der Einnahmen und Ausgaben; im Hauptbuch stellt er gewöhnlich
am Ende desjahres Forderungen und Schulden einander gegenüber.
Ferner stellt er am Jahresschluß sein Vermögen an Haus, Waren, For-
derungen u. s. w. übersichtlich zusammen, das nennt er die Aktiva;
und dann rechnet er die Schulden aus, die auf ihm lasten, das sind
die Passiva; die gesamte Aufstellung aber nennt er Inventur."
„Wir sind aber doch keine Kaufleute!" warf jetzt der Schmiede-
meister dazwischen; „was soll uns also dieses papierene Rechnen nutzen!
Und wer kann denn z. B. verlangen, daß ich auf Knall und Fall
angebe, wieviel Geld in meiner Kasse liegt? Das geht doch mich ganz
allein etwas an!" „Gemach, Meister Schmied!" entgegnete ich, „wie
leicht kann der Fall eintreten, daß eines Meisters und seiner
Familie Wohl und Wehe urplötzlich von ein paar Geschäftsbüchern ab-
hängt! Legt eine Feuersbrunst die Werkstatt in Asche, so kann der
Meister nur mit Hilfe seiner Geschäftsbücher den Beamten der Feuer-
versicherung beweisen, wie groß seine Vorräte an Werkzeugen, Rohstoffen
und Waren gewesen sind, welchen Schadenersatz er demnach fordern
darf. Ist ein Kunde der Meinung, daß er eine Zahlung bereits
geleistet habe, oder verlangt ein Gläubiger irrtümlich eine Zahlung, die
der Meister schon beglichen hat, so stellen die ordentlich geführten Bücher
leicht den Tatbestand fest. Segnet aber ein Meister das Zeitliche, so
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksfortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
394
eine Niederlage erlitten habe. Diese Vermutung ward bald durch
die in erbarmungswürdigem Zustande in Deutschland ankommenden
Trümmer des Napoleonischen Heeres bestätigt. „Mit Roß und Mann
und Wagen hat sie der Herr geschlagen“ rief man im Volke und
neue Hoffnungen wurden wach.
Als am 17. März 1813 Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen den
Aufruf: „An Mein Volk" erließ, da schlugen die Herzen in Rührung
und Freude. „Das Volk stand auf, der Sturm brach los". Von
Memel bis Demmin, von Kolberg bis Glatz war nur eine Stimme,
e i n Gefühl, e i n Zorn, eine Liebe, Deutschland zu befreien und
den französischen Übermut einzuschränken. In Berlin meldeten sich
in drei Tagen 9000 Freiwillige: Jünglinge, die kaum wehrhaft waren,
Männer in grauem Haar, Offiziere, die wegen Wunden und Ver-
stümmlungen längst ehrenvoll entlassen waren, reiche Gutsbesitzer
und Beamte, Väter zahlreicher Familien; niemand wollte von der
allgemeinen Bewegung zurückbleiben. Jede Stadt, jeder Flecken, jedes
Dorf schallte von Kriegslust und Kriegsmusik und war in einen
Übungs- und Waffenplatz verwandelt; jede Feueresse ward eine
Waffenschmiede.
Wer nicht selbst ins Feld zog oder einen Angehörigen seiner
Familie ausrüsten half, der suchte durch Gaben dem Vaterlande
zu helfen. Beamte verzichteten auf einen Teil ihres Gehaltes, Leute
von mäßigem Wohlstand gaben einen Teil ihres Vermögens, Reiche
sandten ihre Silbergeschirre; wer kein Geld zu opfern hatte, bot
von seinen Habseligkeiten, seiner Arbeitskraft: Landleute schenkten
Pferde, Gutsbesitzer Getreide; arme Invaliden, Dienstboten gaben
wetteifernd ihr Scherflein; Kinder legten den Inhalt ihrer Sparkassen
auf den Altar des Vaterlandes nieder.
Das weibliche Geschlecht war von einem Feuer für die Sache des
Vaterlandes entbrannt, dem an Glanz und Glut kaum etwas gleich-
kommt, was irgend die Geschichte berichtet. Von der Zeitströmung
ergriffen, wurden manche Frauen selbst über ihren Kreis hinausge-
führt und kämpften in dem Freiheitskriege mit. Die sich zu solchem
Äußersten nicht entschließen konnten, opferten Schmuck und Klein-
odien oder zupften Wundfäden, nähten und strickten für die Frei-
willigen. Von einem sechzehnjährigen Mädchen ist bekannt, daß
es sich sein schönes, reiches Haar abschneiden ließ und es verkaufte
um mit dem erlösten Gelde die gute Sache zu fördern. Als die edle
Tat bekannt wurde, erstand jemand das verkaufte Haar und ließ
daraus allerlei Zieraten, Ringe, Ketten u. s. w„ anfertigen, nach
denen der Begehr so groß war, daß nicht weniger als 3600 Mark
gelöst wurden.
Bald überschritt die Volksbegeisterung Preußens Grenzen; ihre
Wellen pflanzten sich bis zum fernsten Punkte Deutschlands fort.
Vaterländische Dichter, wie Theodor Körner, Ernst Moritz Arndt,
Friedrich Rückert, Max von Schenkendorf, entflammten durch ihre
Lieder das Volk für die Freiheit und Selbständigkeit des Vaterlandes.
Man besann sich, was man seit langem schien vergessen zu haben,
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Kolberg Deutschland Berlin Deutschlands
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Sonntagsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
25-
Soldat seiner Fahne untreu wurde; aber last ebenso selten gelang
es, einem Fahnenflüchtigen auf die Spur zu kommen.
„Ei, so lauf!“ dachte auch jetzt mancher Verfolger bei sich;,
„die dreißig Taler möchte ich mir wohl gerne verdienen; aber
ebenso gerne spare ich dem armen Teufel das Gassenlaufen.“ So
kehrten denn alle Kameraden mit demselben Bescheid zurück: „Herr
Hauptmann, der Ausreißer ist entwischt!“ Endlich eilt keuchend
noch einer herbei. , Wahrhaftig, er schleppt den Heerflüchtigen
hinter sich her und — sollte man’s glauben 1 — es ist sein leiblicher
Bruder! Staunen und Unwille malt sich auf den Gesichtern der
Kameraden, und als sich der verräterische Bruder seinen Judaslohn
auszahlen läßt, treffen ihn verächtliche und wütende Blicke. „Schwer
Geld!“ sagte der Hauptmann, als er die dreißig Taler ausgezählt hat,
„Ja, schwer Geld!“ wiederholt mit gepreßter Stimme der Empfänger.
Auf der Stelle wird an dem Ausreißer die festgesetzte Strafe
vollzogen: sechsmaliges Gassenlaufen. Dreimal schon ist er durch
die heiße Gasse gerannt und der blutige Schweiß träufelt ihm vom
Leibe. Da tritt sein Bruder, der Verräter, hervor. „Herr Haupt-
mann,“ sagt er, „halten’s zu Gnaden, wenn der Soldat auch einmal
ungefragt ein Wort spricht! Ich bitte untertänigst, daß ich die anderen
drei Gassen für meinen Bruder laufen darf!“ „Was fällt dir ein?“
herrscht ihn der Hauptmann an; „packt's dich an deiner Seele, du
Schelm, daß du deinen eigenen Bruder eingefangen hast ?“ „Zu
Befehl, Herr Hauptmann!“ antwortet der Soldat, „unser Vater klagte
uns jüngst in einem Briefe seine bittere Not. Durch Krankheit geriet
er in Schulden und ganzer dreißig Taler halber wollen ihn die Gläu-
biger von Haus und Hof treiben. Wie sollten wir Brüder dem armen
Vater helfen? Lange sannen wir vergeblich hin und her; endlich
kam uns ein Ausweg in den Sinn: Zahlt man nicht dem dreißig.
Taler aus, der einen Deserteur einbringt? Wohlan, so ehrlos es sein
mag, einer muß heerflüchtig werden; der andere muß ihn einsangen
und mit dem schmachvoll erworbenen Lohne den armen Vater retten.
Doch wer soll schimpflich den Fahneneid brechen? — — Wer soll
schmählich den Bruder verraten? — — Wir losten darum. — —
Haltens zu Gnaden, Herr Hauptmann, das übrige kann jeder selber
erraten.“
Die harten Gesichtszüge des Hauptmanns milderten sich und
leise zitterte seine Stimme, als er sagte: „Der Ausreißer muß sechs-
mal Gasse laufen, so verlangt’s die Vorschrift. Doch hat ’s damit
vorläufig noch keine Eile. Ich will den Fall dem König melden.“'
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Sonntagsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
78
Bebenke ferner, daß auch Krebit Selb ist! Die geringsten
Kleinigkeiten, die auf eines Mannes Krebit Finflust staden, muffen
beachtet werben. Das öeräufch Deines ijammers um fünf Ustr
morgens ober um neun Ustr adenbs macht, hast Dein etwaiger
öläudiger, wenn er es stört, sich sechs Monate länger mit der
Zahlung gebulbet. Siebt er Dich aber an einem Billarb ober
stört er Deine Stimme im Trinkljaufe, wenn Du bei der Arbeit
fein solltest, so läßt er Dich vielleicht schon den nächsten Tag um
fein öeib mahnen.
Tast den Meist am frühesten Morgen zu Deiner Seite stehen
und Dich begleiten, bis Dich die späte Flbenbftunbe zur Buhe
ruft! Betrachte aber auch die Ehrlichkeit als den Atem Deiner
Seele und vergist nie, einen Spar- und Notpfennig übrig zu be-
halten, wenn alle Deine Ausgaben berechnet und bezahlt finb!
Dann wirst Du nach und nach den öipfel des irbifchen ölücks
erreichen und Unabhängigkeit wirb Dein Schilb und Panzer,
Dein Helm und Deine Krone fein.
Du wirst, junger Freunb, so hoffe ich, meine wohlgemeinten
Worte, die aus einem treuen herzen kommen, prüfen. Finbeft
Du aber, bast Dein älterer Freunb mit feiner Meinung das
Rechte getroffen hat, so gelobe Dir feierlich die wohlgemeinten
Ratschläge treulich zu befolgen und es wirb Dich nie gereuen.
Benjamin Franklin.
48. Stern Höt Elisabeth Goethe.
„Frau Rat", die Mutter unseres größten Dichters, war eine
Frau von ausgezeichneten Eigenschaften des Geistes und Herzens. Als
Tochter des „regierenden" Bürgermeisters Textor zu Frankfurt am
Main im Jahre 1731 geboren, hatte sie nach glücklich verlebter und
gut angewandter Jugendzeit den Kaiserlichen Rat Johann Kaspar
Goethe geheiratet. Ihre aufrichtige Frömmigkeit, ihr kernfrischer,
frohmütiger Geist, ihr heiterer, leichter 5inn, ihr derber Mutterwitz
und ihr weiches, warmes, freundliches herz machten sie allen Menschen,
mit denen sie in Berührung kam — ob hohen oder niederen Ltandes
— lieb und teuer.
Mit herzlichster Liebe hing sie an ihren beiden Kindern Molf-
gang und Kornelie. Lie spielte mit ihnen und erzählte ihnen aus
dem reichen Zchatz ihres Herzens allerlei sinnige Geschichten und Mär-
chen, wobei sie oft selbst zur Dichterin wurde. Die beiden Kleinen
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Extrahierte Personennamen: Benjamin_Franklin Elisabeth_Goethe Johann_Kaspar
Goethe Johann
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Sonntagsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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Pfalz wohl mehr als 3000 Steinhauer! Rechnet man noch den Ver-
dienst, den Fuhrwerksbesitzer, Eisenbahnen und die Eigentümer der
Steinbrüche selbst haben, so ergibt sich eine jährliche Gesamtumschlags-
summe von mehr als 8 Millionen Mark. Diese Summen fallen
besonders deshalb schwer ins Gewicht, weil sie meistens wirtschaftlich
ärmeren Gegenden zugute kommen.
Recht belehrend ist es an einem Zandsteinbruche sinnend zu ver-
weilen. Ein Freund der Natur geht darum nicht achtlos an ihm
vorüber,' denn hier ist ein Drt, wo er einen tiefen Blick in die Geheim-
nisse unserer Mutter Erde werfen kann. Tritt auch du näher, junger
Freund, und schaue, wie der Stein sich aus lauter einzelnen Körnchen
zusammensetzt, wie die Schichten abwechselnde Färbung zeigen und
wie gewaltige Risse das Gestein durchsetzen! Dann überdenke, welche
Reihe von Jahrtausenden wohl notwendig war um Rornchen aus
Rörnchen zu bauen und zu befestigen, und staune über die Rraft,
die es fertiggebracht hat solche Massen zu brechen! hast du besonderes
Glück, dann findest du vielleicht ein eigentümliches Gebilde, einen ver-
steinerten vorweltlichen Schachtelhalm von der Dicke eines Rrmes. Er
sagt dir, daß der Rnfang des Lebens Millionen von Jahren zurück-
liege, daß er unergründlich sei.
Unser Pfälzer Land birgt in seinem Inneren nicht Gold und nicht
Edelsteine. Bäte es aber solche Schätze, dann würden sich gewiß nur
wenige ihres Besitzes freuen. In dem Sandstein hat uns die Natur
ein Geschenk gegeben, das allen nützt: er baut die Hütte des Rrmen
und das stattliche Haus des Bürgers, er ziert den Palast des Reichen
und unsere weit in das Land hinausschauenden Gotteshäuser.
Johannes Bohl.
57. Zimmerjpruch.
Ztias neue Haus ist aufgericht't.
Gedeckt, gemauert ist es nicht,
Noch können Kegen und Sonnenschein
Von oben und überall herein.
Drunl rufen wir jum Meister der Welt,
Cr wolle von dem Himmelszelt
Nur Heil und Segen gießen ans
Hier über dieses offne Haus.
Zuoberst woll' er gut Gedeib'n
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Sonntagsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
207
daß Sie jederzeit angeben können, wieviel Geld in der Kasse vorhanden
sein muß? Reicht es dazu aus, daß Sie in jedem Augenblick zu sagen
wissen, wieviel Ihnen dieser oder jener Kunde schuldet oder welche Summe
Sie Ihren Lieferanten schuldig sind? Reicht es dazu aus, daß Sie in
kurzer Frist imstande sind einen Nachweis über Ihr Vermögen auf-
zustellen? Wenn alles das nun gar mit einem Male von Ihnen —
vielleicht auch von den Ihrigen — verlangt würde, w i e würden Sie
Ihr Verzeichnis durchsuchen müssen, w i e würden Sie hin und her
blättern um die einzelnen Posten herauszuschreiben, und wenn Sie sich
dann endlich seufzend den Schweiß von der Stirne wischten, hätten Sie
dann auch das Gefühl der Sicherheit, daß Sie sich nicht geirrt haben?"
„Sie haben wirklich recht," versetzte der biedere Schneidermeister, „so
würde es uns wohl allen ergehen; aber kann denn die Buchführung über
solche Mühseligkeiten hinweghelfen?" „Ei freilich," lautete meine Ant-
wort, „das will ich jetzt auseinandersetzen. Das Aufschreibebuch des
Bäckermeisters will ich beileibe nicht in den Winkel werfen; es ist sogar
unentbehrlich; jeder Kaufmann hat es im Gebrauch und nennt es Jour-
nal oder Tagebuch. Daraus macht er jeden Abend oder von Zeit
zu Zeit zwei wichtige Auszüge, die er in besondere Bücher einträgt.
Alles, was er eingenommen oder ausgegeben hat, überträgt er auf zwei
gegenüberstehenden Seiten in das Kassabuch; die Summen aber, die
ihm seine Kunden schulden oder die er ihnen schuldig ist, schreibt er ebenso
in das Hauptbuch. Im Kassabuch macht er monatlich einen Ab-
schluß der Einnahmen und Ausgaben; im Hauptbuch stellt er gewöhnlich
am Ende desjahres Forderungen und Schulden einander gegenüber.
Ferner stellt er am Jahresschluß sein Vermögen an Haus, Waren, For-
derungen u. s. w. übersichtlich zusammen, das nennt er die Aktiva;
und dann rechnet er die Schulden aus, die auf ihm lasten, das sind
die Passiva; die gesamte Aufstellung aber nennt er Inventur."
„Wir sind aber doch keine Kaufleute!" warf jetzt der Schmiede-
meister dazwischen; „was soll uns also dieses papierene Rechnen nutzen!
Und wer kann denn z. B. verlangen, daß ich auf Knall und Fall
angebe, wieviel Geld in meiner Kasse liegt? Das geht doch mich ganz
allein etwas an!" „Gemach, Meister Schmied!" entgegnete ich, „wie
leicht kann der Fall eintreten, daß eines Meisters und seiner
Familie Wohl und Wehe urplötzlich von ein paar Geschäftsbüchern ab-
hängt! Legt eine Feuersbrunst die Werkstatt in Asche, so kann der
Meister nur mit Hilfe seiner Geschäftsbücher den Beamten der Feuer-
versicherung beweisen, wie groß seine Vorräte an Werkzeugen, Rohstoffen
und Waren gewesen sind, welchen Schadenersatz er demnach fordern
darf. Ist ein Kunde der Meinung, daß er eine Zahlung bereits
geleistet habe, oder verlangt ein Gläubiger irrtümlich eine Zahlung, die
der Meister schon beglichen hat, so stellen die ordentlich geführten Bücher
leicht den Tatbestand fest. Segnet aber ein Meister das Zeitliche, so
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