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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 155

1888 - Habelschwerdt : Franke
155 sinn und der Bildnngstrieb dieses Geschlechts; doch fehlt ihm die edle Gesinnung des Vaters. 1. Aussöhnung mit Heinrich dem Löwen. Derselbe war aus England, wohin er verbannt worden war, zurückgekehrt und hatte sich an die Spitze der Fürsten gestellt, die sich gegen Heinrich Vi. zu Anfang seiner Regierung erhoben. Da der Kaiser seine Kräfte für Italien brauchte, schloß er mit Heinrich dem Löwen einen Vertrag, der später zur Aussöhnung mit den Welfen führte. Heinrich der Löwe starb nach einen: ruhigen Lebensabend 1195. 2. Züge nach Italien. Nach den: Tode des Königs von Apulien und Sizilien erhob Heinrich Vi. Ansprüche auf das Erbe seiner Gemahlin. Aber die Normannen wählten einen unechten Nachkommen des Königsstammes. Der Kaiser mußte wegen Krankheiten in seinem Heere umkehren, rüstete aber von dem Lösegelde Richard Löwenherz' einen neuen Feldzug, auf dem er Italien eroberte. Eine Verschwörung der normannischen Großen rächte er durch grausame Hinrichtungen. 3. Versuch, ein Erdreich herzustellen. Nach der Rückkehr trat Heinrich mit dem Plane einer Verfassungsänderung vor: Deutschland sollte aus einem Wahlreiche eine Erbmonarchie werden. Der Kaiser bot den Fürsten dafür manche Vorteile, aber der Plan scheiterte, namentlich an dem Widersprüche der geistlichen Fürsten. 4. Resultat seiner Regierung. Heinrich Vi. behauptete fast eine Weltherrschaft. Für die Freilassung Richards erhielt er die Lehnsherrlichkeit über England; das oströmische Reich, Nordafrika, Cypern, ja Armenien zahlten ihm Tribut. Schon war sein Plan, das griechische Reich zu erobern, da ereilte ihn der Tod. Iv. Mikipp von Schwaben, 1198-1208, und Htto Iv., 111)8—1215. 1. Der Thronstreit. Da der Sohn Heinrichs Vi. bei dessen Tode erst 3 Jahre alt war, so wählte die hohenstanfische Partei Heinrichs Bruder, Philipp von Schwaben, zum Kaiser. Die Gegenpartei aber, mit dem mächtigen Erzbischöfe von Köln an der Spitze, erhob Otto Iv., einen Sohn Heinrichs des Löwen,

2. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 435

1904 - Habelschwerdt : Franke
435 uerte sich in wiederholten Aufstnden. Die Nachricht von den Freiheitskmpfen in Amerika und die franzsische Revolution veranlaten neue Bewegungen, welche die Regierung 1801 durch eine Verschmelzung des irischen Parlaments mit dem englischen niederzuhalten versuchte. O'counell (o-knnel), der mutige Fhrer der Iren, setzte es durch, da das englische Parlament die von Pitt versprochene politische Selbstndigkeit der Katholiken zum Gesetz erhob. Einige Jahre spter wurde der Kirchenzehute abgelst, den die katholische Bevlkerung Irlands an die protestantische Kirche zu zahlen hatte. Da aber die Lage der armen irischen Pchter immer noch sehr traurig war, beruhigte sich das Land nicht. Neben der gemigten Partei O'connells entstand nach der franzsischen Februarrevolution die revolutionre irische Liga". Diese trat mit dem Geheimbunde der Ferner" in Verbindung, der sich von Amerika, wohin sehr viele Iren ausgewandert waren, nach Irland verbreitet und die gewaltsame Losreiung Irlands von England zum Ziele hatte. Nach der Unterdrckung der Ferner traten die irischen Mitglieder des Parlaments zu einer besonderen Partei zusammen, deren Ziel Homerule" (hohmruhl, von home = Haus, Heimat und rule Herrschaft), d. h. die Selbstregierung Jrlauds durch ein eigenes Parlament und ein diesem verantwortliches Ministerium ist. Der Knigin Viktoria, die 1901 starb, folgte ihr Sohn Eduard Vii. 5. sterreich. Nachdem im Jahre 1867 zwischen sterreich, das der unglckliche Krieg mit Preußen schwer erschttert hatte, und dem nach Selbstndigkeit strebenden Ungarn ein Ausgleich" zustande gekommen war (S. 410), fhrt das Reich den Namen sterreichisch- Ungarische Monarchie". Da auch die anderen Volksstmme des Reiches, besonders die Tschechen, nationale Selbstndigkeit fordern, vermag sterreich-Ungarn innerlich nicht zur Ruhe zu kommen. Nach dem rnsfisch-trkischen Kriege nahm sterreich-Ungarn Bosnien und die Herzegowina in Verwaltung (1878), doch forderte die Besetzung des Landes schwere Opfer. Im Jahre 1879 schlo sterreich-Ungarn mit dem Deutschen Reiche ein Schutz- und Trutzbndnis, dem 1883 Italien beitrat (Dreibund). Seit dem Tode des Kronprinzen Rudolf (1889) ist Franz Ferdinand, der Neffe des Kaisers, der mutmaliche Thronfolger. Die Gemahlin Franz Josephs I., die Kaiserin Elisabeth, wurde im Jahre 1898 von einem italienischen Anarchisten in Genf ermordet. 6. Rußland und die orientalische Frage. a. Kukan. Der Zar Alexander Ii., 18551881, hotte sich nach Beendigung des Krimkrieges bemht, wieder freundschaftliche Beziehungen mit den brigen Mchten herbeizufhren, um im 28*

3. Theil 2 - S. 82

1867 - Breslau : Max
80 Mittlere Geschichte. 2. Periode. Deutschland. aber der Papst seine Behauptung so keck hinstellte und sie in der Geschichte der Vorzeit nicht sehr bewandert waren, so dachten sie: ,,Er muß doch wohl wissen, was er sagt!" und unterwarfen sich. Und so machte es Gregor mit mehreren Fürsten. Ueber Kaiser Heinrich erklärte er sich, er habe die Absicht, ihn nächstens durch Gesandte zu unterweisen, was er zum Heile der Kirche und zur Ehre der königlichen Würde zu thun habe. Werde er auf seine Vorschriften hören, so würde er sich freuen; wenn er aber ihm Ungehorsam bewiese, so würde er ihm zeigen, was er vermöchte. Heinrich war damals in einer sehr mißlichen Lage, in die er sich aber selbst gestürzt hatte. Die Sachsen sahen jetzt deutlich, daß er sie ganz zu Boden drücken wollte. Alle Tage stürzten die königlichen Kriegsknechte wie Räuber über das Eigenthum der Sachsen her, forderten willkürlich Zölle und Abgaben, führ- ten ganze Heerden hinweg, zwangen die Einwohner als Knechte zu dienen, und wenn Einer nur murrte, wurde er gleich ins Gefängniß geworfen, aus dem Niemand anders loskam, als mit Hingebung seines ganzen Vermögens. Klagte man beim Kaiser, so erhielt man kein Gehör oder wurde mit schnöden Worten zurückgeschickt. Einmal berief Heinrich alle sächsischen Fürsten nach Goslar, mit ihnen Wichtiges zu berathen. Alle kamen und warteten aus das Erscheinen des Kaisers. Sie warteten eine Stunde und wieder eine, bis endlich ganz spät am Abend ihnen ein Höfling den Bescheid brachte, sie könnten nur wieder aus- einander gehen, der Kaiser habe keine Zeit. Zugleich erfuhren sie, er habe indessen am Würfelspiele gesessen! So unklug rannte Heinrich in sein Unglück hinein! Die Sachsen traten zusammen und rathschlagten, was zu thun sei. Viele wollten gleich dareinschlagen; aber die Vernünf- tigeren wollten noch einmal erst den Weg der Güte versuchen. Sie schickten drei Abgeordnete an Heinrich, der eben wieder in Goslar war. Sie sprachen: „Adeligster König! Das Volk der Sachsen, welches keiner Nation an Muth wie an Treue nachsteht, bittet dich, die Rechte der Altväter, die alte Freiheit des Landes, ihm wiederzugeben. Ausländer und Dürftige maßen sich mit Gewalt unsere Güter an und entziehen Eingeborenen die Wal- dungen, Weiden und Heerden. Lässest du uns nach vaterländi- scher Sitte leben, so wird kein Volk in Deutschland und Frank- reich treuer und ergebener gefunden werden." — Das war gut und vernünftig gesprochen. Heinrich aber fuhr sie stolz an und

4. Theil 2 - S. 111

1867 - Breslau : Max
Erster Kreuzzug. 109 liegende Habe dem nächsten Kloster zu verschreiben u. s. w. Nie- mand gewann dabei mehr als die Kirchen und Klöster, und die Juden. Jene nahmen die Güter und Häuser der Kreuzfahrer in Verwahrung und behielten sie, wenn die Besitzer nicht wieder- kamen, oder sie bekamen auch wohl Güter geschenkt, um für die glückliche Reise der Schenker Zu beten. Diese aber schafften gegen ungeheuere Zinsen baares Geld herbei, was bei dem allgemeinen Bedürsnisse bald zu fehlen anfing, und mancher Kreuzfahrer ver- schleuderte seine Besitzungen ums halbe Geld, uur um etwas nüt- nehmen zu können. Manche Fürsten selbst verkauften ihr Für- stenthum, weil sie nie wiederkehren, sondern sich dort von den Ungläubigen ein neues erkämpfen wollten. So brach das Jahr 1096 an, in welchem der Zug sich in Bewegung setzen sollte. Wer beschreibt das wilde Gewühl, das man auf allen Straßen sah! Es war, als wenn eine neue Völ- kerwanderung -begonnen hätte. An allen Orten sah man Zelte und Fahnen und Waffen von der mannigfaltigsten Art, und alle Landstraßen und Flüsse waren mit Kreuzfahrern bedeckt, die ju- belnd den Sammelplätzen zuzogen. „Gott will es haben!" hörte man überall als Losungswort rufen. Unter allen den hohen Häuptern, welche sich zum Zuge ent- schlossen hatten, war Keiner, zu dem man mehr Vertrauen hatte, als Gottfried von Bouillon, Herzog von Niederlothringen (Belgien), der von der Schlacht bei Merseburg her noch bekannt ist. Vor dessen Burg erschien schon in den ersten Tagen des Frühlings unvermuthet Kukupeter mit einer großen Schaar nichts- nutzigen Gesindels; denn dieses Volk hatte keine großen Vor- bereitungen zu machen gehabt und nur auf die ersten Strahlen der Frühlingssonne gewartet, um fortzuziehen. Der edle Gott- fried erschrak, als er den ungeschlachten Haufen sah. Mit solchen Leuten mochte er nicht ziehen. „Geht nur voran!" rief er ihnen zu, „ich bin noch nicht bereit. Bald komme ich nach. Vor den Thoren von Constantinopel treffen wir wieder zusammen!" — Peter ließ es sich gefallen; jubelnd zog die Schaar ab. Aber sie war so groß, daß Peter sie theilte. Zwanzigtausend der Un- geduldigsten zogen voran unter Anführung eines Ritters aus Burgund, den man seiner Armuth wegen Walther Habe- nichts nannte. Um nach Constantinopel zu gelangen, mußten die Kreuz- fahrer durch Deutschland, Ungarn und Bulgarien ziehen. Die

5. Theil 2 - S. 215

1867 - Breslau : Max
Schlacht bei Sempach und Näfels. L13 Mann war, im Fallen mit zu Boden. Plötzlich stürzten seine Kriegsgesellen über seinen Leichnam in die Reihen der Ritter hin, schlugen auf die Wehrlosen rechts und links und machten sich Bahn, während andere Schweizer sie eilig verstärkten. Die Hitze des Tages war so groß — es war der 9. Juli —, daß manche Ritter im Gedränge erstickten. Das Gefecht wurde immer hefti- ger; denn nun stritten Mann gegen Mann. Viele edle Herren wurden hier erschlagen. Da sprach Leopold: „Es ist so mancher Graf und Herr mit mir in den Tod gegangen; ich will mit ihnen ehrlich sterben!" Von Wehmuth und Verzweiflung hingerissen, stürzte er sich in die feindlichen Haufen und fand den gesuchten Tod. Als die Schaaren ihren Herzog nicht mehr sahen, verloren sie die letzte Hoffnung. Sie sahen sich eilig nach ihren Pfer- den um. „Pferde her! Pferde her!" riefen sie; aber nur Wenige konnten sie schnell genug erreichen. Sechshundertsechsundfunfzig Grafen, Herren und Ritter fanden hier, in der Schlacht von Senipach (1386), ihren Tod, die vielen Knappen ungerechnet. Welche wilde Tapferkeit die Schweizer beseelte, davon nur ein Beispiel: Die Einwohner der Stadt Zofingen hatten ihr Banner (Fahne) ihrem Schultheiß (Bürgermeister), Nikolaus Gutt (oder Thut), anver- traut. Als er von den Feinden umringt wurde und keine Ret- tung sah, dachte er nur, das Banner zu retten, um seiner Stadt die Schande zu ersparen. Er riß das Zeuch in viele Stücke, den Stock aber faßte er mit den Zähnen fest; so fand man seine Leiche. Seit der Zeit ließen die Bürger von Zofingen ihre Schultheißen schwören, das Banner der Stadt so zu hüten wie Nikolaus Gutt. Der bei Sempach gefallene Herzog Leopold hinterließ einen Sohn, Leopold den Stolzen. Dieser 17jährige Jüngling schickte 1388 wieder einen Haufen Oestreicher, der durch viele Ritter aus der Schweiz, die-es mit Oestreich hielten, verstärkt wurde, in die Schweizer Alpen, diesmal auf Glarus zu. Eilig sammelte sich hier der Landsturm; auch Urner, Unterwälder, Ln- zerner und Schwyzer eilten herbei. Man traf in der Schlacht bei Näfels unweit Glarus auseinander. Die Oestreicher wur- den geschlagen und versprengt, und Viele fanden ihren Tod. Nun erst ließ sich Oestreich herab, mit den Helvetiern einen Frieden, zu schließen. Der Bund der drei Waldstädte, welchen Stauffacher, Fürst

6. Theil 4 - S. 279

1862 - Breslau : Max
Sundzoll. Neuenburger Angelegenheit. 279 Totalsumme von 30,476,825 Reichsthaler (wovon 4,440,027 Reichs- thaler auf Preußen kamen) abgelöst wurden. Die Nenenburger Angelegenheit war seit dem Jahr 1848 als ein untergeordneter Gegenstand in der Schwebe geblieben.*) *) Die Geschichte der preußischen Souveraiuctät über Neuenburg ist fol- gende: Das Schloß Neuenburg, im 9. Jahrhundert erbaut, kam mit dem bnr- gundischen Reiche 1032 unter die Lehnshohcit des deutschen Kaisers Konrad Ii. Kaiser Friedrich I. belich Ulrich Iii. von Neuenburg mit mehreren andern Landestheilen, von denen 1218 ein Theil gegen das Val Travers vertauscht ward, welches dem Grafen von Chalons lehnspflichtig war. Graf Johann von Chalons erhielt das ganze Neuenbnrger Gebiet von seinem Schwager, Kaiser Rudolph von Habsburg, zu Lehen, und übertrug es als Afterlehen an Rolin von Neuenburg (1288) und zwar (1311) als erblich nach burgundischem Recht, wodurch auch das weibliche Geschlecht successionsfähig wurde. So kam Neuf- chatcl an Graf Konrad von Frciburg. Dieser schloß, sowie auch Seitens der Stadt Neuenburg geschah, ein „Bürgerrecht" mit Bern, welches dieses unter Anderm zum Schiedsrichter beider Theile für vorkommende Streitigkeiten machte. Nach dem Erlöschen der Freiburge ward Neuenburg Eigenthum der Grafen von Hochberg. Der Widerspruch des Hauses Chalons dagegen kam nicht zur Geltung und als auch die Hochberge in der männlichen Descendenz erloschen, brachte 1503 die Erbtochter, Johanne, Neuenburg an Ludwig von Orleans, Herzog von Longueville, und eine Descendentin derselben, Maria, vereinigte 1579 die an Neuenburg lehnbare und ihr verpfändete Grafschaft Valengin mit Neuenburg. Die Familie Orleans-Longueville erlosch 1707. Es meldeten sich damals 15 Bewerber, worunter indessen kein naher Verwandter; die Ansprüche gründeten sich vielmehr ans entfernte Verwandtschaften aus dem Hause Chalons oder mit jenen von Orleans-Longueville. Zu den Prätensionen erster Art ge- hörten auch die des Königs Friedrichs I. von Preußen. Diesem, seinem Vetter (Vaters Schwester Sohn), hatte nämlich Wilhelm Iii. von Oranicn, seit 1688 König von England und Erbe des Hauses Chalons, seine Anrechte ab- getreten und da deren Geltendmachung in den großen spanischen Succcssions- krieg fiel, so ward sie ihm durch einen Vertrag mit dem Kaiser, der Königin von England, den Generalstaaten und dem Herzoge von Savoyen vom 28. No- vember 1704 gewährleistet. Zugesprochen aber erhielt Preußen die Erbschaft und Regierung erst durch einen Schiedsspruch des höchsten Landesgerichts: Trois- Etats von Nenenburg vom 3. November 1707, denn dieser war seit lange als inappellables Forum über alle Thronstreitigkeiten Neuenbürgs und Balcngins anerkannt. Ludwig Xiv. erkannte endlich im Utrechter Frieden Preußens Besitz an, den er lange streitig gemacht hatte. So waren die Könige von Preußen Landesherren von Neuenburg und Va- lengin, und dieses Fürstenthum war seinerseits mit Bern, Freiburg, Solothurn und Luzern „verburgrechtet", d. h. diese vier Cantone hatten Neuenburg und Valengin zu schützen, aber sie waren zugleich Schiedsrichter zwischen denselben und dem Landesherrn. Der 15. Februar 1806 überwies das Fürstenthum Neuenburg an Napoleon, f

7. Theil 4 - S. 54

1862 - Breslau : Max
54 Neueste Geschichte. 1. Periode. Frankreich. aber es war kein rechter Ernst und keine Einigkeit unter ihnen- Sie wurden nach einiger Gegenwehr geschlagen und Bern, Frei- burg und Solothurn besetzt. Jetzt wollten sie die ganze Schweiz umkehren. Da traten die Waldstädte, die einst so mannhaft gegen Oestreich und Burgund gekämpft hatten, zusammen, den treulosen Angriff abzutreiben. Aber — es waren nicht mehr die alten Schweizer. Es fehlte auch hier an Einigkeit und Ver- trauen, und auch sie mußten nun den Einmarsch der verhaßten Franzosen dulden, welche die alte Eintheilung in 13 Cantons aufhoben und die Schweiz nach französischem Muster in eine einzige Republik verwandelten, die nun ganz von Frankreich ab- hängig blieb. Kaiser Franz hatte den Frieden von Campo Formio so schnell und übereilt geschlossen, daß dabei das verlassene deutsche Reich ganz übergangen war. Das mußte nun also für sich allein mit den Franzosen unterhandeln. In Rasta dt, einer kleinen Stadt im Badenschen, eine Stunde vom Rhein, kamen deutsche und französische Unterhändler zusammen. Das Erste, was die un- verschämten Franzosen verlangten, war, daß die Deutschen ihnen alle Länder, die sie auf dem linken Rheinufer gehabt hatten, abtreten sollten. „Aber," sagten Die, welche dabei verloren, „wie kommen wir dazu, allein verlieren zu sollen?" — „Ihr sollt entschädigt werden!" antworteten die Franzosen; und als man fragte: wovon? so machten sie den Vorschlag, den geistlichen deutschen Fürsten, z. B. den Kurfürsten von Mainz, Trier und Cöln, dem Erzbischöfe von Salzburg u. s. w., ohne Weiteres ihre Länder zu nehmen und davon die Entschädigungen zu bestreiten. Die Deutschen willigten endlich ein; aber kaum war eine Be- dingung bewilligt, so waren die Franzosen schon wieder mit einer neuen da, und machten die Deutschen nur einige Schwierigkeit, so wurde ihnen gleich gedroht und sie daran erinnert, daß sie wehrlos wären. Dabei zogen die Franzosen die Unterhandlungen bis ins zweite Jahr hin, und wenn die Deutschen darüber klagten, so warfen sie ihnen vor, sie, die Deutschen, wären schuld daran, weil sie sich nicht schnell genug in alle Forderungen fügten. End- lich glaubten diese Alles überstanden zu haben, und nahmen den ihnen dictirten Frieden an. Allein nun trat Kaiser Franz wieder aus, um den Krieg mit Frankreich zu erneuern. Das übermüthige Betragen der Franzosen gegen den Papst, die Schweiz und in Rastadt bewies ihm, daß man bei ihnen auf keine Treue und

8. Theil 4 - S. 82

1862 - Breslau : Max
82 Neueste Geschichte. 2. Periode. Frankreich. wollte, bisher zurückgehalten, durch ihr sanftes Wesen seine Wild- heit gezügelt und genoß daher die allgemeinste Liebe und Achtung. Aber theils wünschte er Kinder zu haben, die er von ihr nicht hatte; theils hoffte er durch eine Heirath mit der Prinzessin eines alten Hauses mehr Ansehen zu erhalten; kurz, er erklärte, „er müsse die süßesten Gefühle seines Herzens aufopfern, nur aus das Heil Frankreichs hören und darum seine Ehe trennen". Mit gebrochenem Herzeil gehorchte Josephine und zog sich nun nach Malmaison zurück, wo sie 3ya Jahr darauf starb. Napoleon trug seine Hand Marien Luisen, einer Tochter des Kaisers Franz, an. Dieser mußte wohl darein willigen, hoffte auch viel- leicht durch diese Verbindung bei Abzahlung der Kriegscontri- bntion Erleichterung, zll erhalten. Aber vergebens. Napoleon erließ keinen Thaler. Am 2. April 1810 wurde die Ehe voll- zogen und ein Jahr darauf ihm ein Söhnchen geboren, welches schon in der Wiege den Titel eines Königs von Rom erhielt und von allen Seiten mit vielen Schmeicheleien bewillkommnet wurde. In Schweden ereignete sich im Jahre 1809 eine gewalt- same Thronveränderung. Der von Ankarström ermordete Gu- stav 111. hatte einen Sohn hinterlassen, Gustav Iv. Adolph, einen sonderbaren Mann. Was er einmal beschlossen hatte, das wollte er auch durchsetzen, berechnete aber nie, ob die Umstände und seine Kräfte es auch zuließen. So fing er (1808) mit seinem Schwager, dem Kaiser Alexander, einen Krieg an, und opferte dabei viele Menschen auf. Damit noch nicht zufrieden, bekriegte er auch den König von Dänemark. Alle Vorstellungen, die man ihm darüber machte, dienten nur dazu, ihn noch hartnäckiger zu machen. Vergebens stellte man ihm vor, daß das Geld zur Fortsetzung des Krieges nicht aufzubringen sei. — Die Unzu- friedenheit wurde immer größer, besonders nachdem er drei Garderegimenter kassirt hatte, weil er glaubte, sie hätten nicht genug ihre Schuldigkeit gethan. Jetzt entstand eine Verschwörung. Das gegen die Dänen stehende Heer brach gegen Stockholm auf. Als der König die Empörung erfuhr, wollte er mit einigen Re- gimentern den Rebellen entgegengehen. Da begaben sich am 13. März 1809 Feldmarschall Klingspor und General Adler- kreuz zu ihm und nahmen ihn gefangen. Sein Oheim, der Herzog Karl von Südermanland, übernahm die Regierung und wurde bald darauf als Karl Xiii. zum König ernannt; der un-

9. Theil 3 - S. 74

1867 - Breslau : Max
74 Neue Geschichte. 1. Periode. Schweiz. wenn du kömmst?" fragte Anna weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" sprach er mit fester Stimme. Dann küßte er die Klei- nen, riß sich los und eilte fort. Noch sah ihm Anna mit ge- preßtem Herzen nach, und als er um die Ecke der Straße bog und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte — da hatten sich Beide hienieden das letzte Mal gesehen. Anna warf sich weinend mit ihren Kindern in der einsamen Kammer auf die Kniee und betete zu Dem, der im Gebete Kraft giebt: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Auch sie erhielt diese Kraft, so daß sie nicht erlag, als die Kunde kam, daß die Schlacht verloren gegangen und ihr geliebter Gatte umgekommen sei. Am 11. Nov. 1531 war es bei Cappel, zwischen Zürich und Zug, ani südlichen Abhange des Albis, zur Schlacht gekom- men. Die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen Cantons besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet; zuletzt sank er selbst nieder. Eben erst hatte er einem Sterbenden trostreiche Worte zugerufen. Mehrere der Feinde umstanden den edlen Mann, der mit heitern: Gesicht, den Blick gen Himmel gerichtet, dalag, und fragten ihn, ob er einen Beichtiger verlange? Da er dies, so wie die Anrufung der Heiligen, die man ihm zumuthete, ablehnte, rief ihm der Hauptmann Vockinger aus Unterwalden zu: „So mußt du sterben, du hartnäckiger Ketzer!" und durch- stach sein treues Herz. Erst nach der That erkannte man ihn, und nun strömten auf die Nachricht, der Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen, Unzählige herbei und starrten mit wahrer Schadenfreude die Leiche des braven Mannes an. Nur ein Ein- ziger zeigte Gefühl, ein Conventual; ihm traten die Thränen in die-Augen und gerührt sprach er: „Welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sei deiner Seele gnädig!" Der Leichnam wurde noch an demselben Tage geviertheilt und verbrannt; aber sein Andenken und seine Lehre vermochten seine Feinde nicht zu tilgen.*) Anna Reinhard, Zwingli's Wittwe, war eine der wackersten Frauen ihrer Zeit. Sie verband mit seltener weiblicher Anmuth ein edles, feinfühlendes Gemüth. Ihren ersten Mann verlor sie früh. Sie lebte als Wittwe mit ihren Kindern sehr eingezogen *) An der Stelle, wo er gefallen ist,' steht ein Denkstein, dich: an der Landstraße.

10. Theil 3 - S. 71

1867 - Breslau : Max
Huldreich Zwingli. 71 Gnaden. Als dieser aber schon nach 6 Jahren starb und die katholische Maria, Heinrichs älteste Tochter, Königin wurde, die Alle, welche nicht Katholiken waren, haßte, scheint er sich mehr vom Hofe zurückgezogen zu haben; denn er war der Reformation zugethan. Er starb endlich 1554 in London an der Pest, 56 Jahre alt. 91. Zwingli und Calvin. — Dir Bartholomäusnacht, 1572. Zu derselben Zeit, als Kaiser Karl V. in Deutschland, Spa- nien und Neapel herrschte, war in Frankreich sein erbitterter Feind, Franz I., König (1515—47). Unter ihm lebte der be- rühmte Ritter Bayard, den man den Ritter ohne Furcht und ohne Tadel nannte, von dessen Thaten zu erzählen hier aber der Raum fehlt. Schon unter Franz war die neue Lehre nach und nach aus der Schweiz nach Frankreich gekommen. In der Schweiz näm- lich waren, mit Luther fast zu gleicher Zeit, zwei treffliche Män- ner, Zwingli in Zürich und Calvin in Genf, darauf gekom- men, die Christen zu der einfachen Lehre unsers Heilandes zu- rückzuführen und alles Das aus unserer Religion zu verbannen, was erst nach und nach durch Menschenwerk hineingebracht war. Beide waren, wie Luther, durch das Lesen der Bibel darauf ge- leitet worden und hatten, wie er, mancherlei Verfolgungen aus- stehen müssen. Die Lehre dieser beiden Männer stimmte ziem- lich überein und ihre Anhänger wurden nachmals Reformarte genannt. Man merke sich von beiden berühmten Männern Fol- gendes: Huldreich Zwingli wurde 1484, also ein Jahr später als Luther, im Dorfe Wildhaus im Cantón St. Gallen (zwischen Wallenstädt und Appenzell) in Helvetien geboren. Obgleich sein Vater, ein Amtmann, acht Söhne hatte, so sorgte er doch, daß sie gut unterrichtet wurden, und schickte den Huldreich nach Ba- sel, späterhin nach Bern auf die Schule. Nachdem er in Wien und in Basel studirt hatte, wurde er Pfarrer in Glarus. Hier war ihm eine Bibel in die Hände gefallen und sie wirkte auf ihn eben so wie auf Luther. Er konnte nicht von ihr wegkom- men; Alles zog ihn unwiderstehlich an, und wie erstaunte er, als er fand, daß von vielen Lehrsätzen der römisch-katholischen Kirche kein Wort in der Lehre Jesu stände. Als er 1516 Prediger in
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