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362 ein Treffen, in dem er zwar siegte, aber tötlich verwundet wurde. Sterbend riet er zum Frieden.
4. Folgen des Krieges.
a) Sparta tritt in den Hintergrund; doch auch Theben kann nach dem Tode des Epaminondas die Hegemonie nicht behaupten;
b) alle griechischen Staaten sind geschwächt;
c) fremde Fürsten, namentlich Philipp von Macedonien, gewinnen Einfluß in Griechenland.
Griechenland kommt unter die Herrschaft der Macedorrier,
362-338.
1. Macedonien bis auf Philipp Ii. Macedonien, nördlich von Thessalien gelegen, ist das Gebiet mehrerer Flußthäler, deren größtes das des Strymon ist. Die Münduug der Flüsse weist das Land auf das Ägäische Meer und auf die Teilnahme an dessen Geschichte hin. Die Verfassung war ein Königtum, das jedoch in der älteren Zeit machtlos war. In den griechischen Händeln spielte Macedonien bald als Hilssniacht der Athener, bald der Spartaner eine Nebenrolle. Der König Archelaus, 413—399, hob das Land auf eine höhere Stufe, organisierte eine Kriegsmacht und verschaffte der griechischen Kultur Eingang.
2. Philipp Ii., 359—336. Nach langen Parteikämpfen kam 359 Philipp Ii. zur Regierung. In seiner Jugend als Geisel nach Theben geführt, lernte er hier griechische Bildung, zugleich aber auch den Verfall der griechischen Staaten kennen. Bald zu Anfang seiner Regierung bewies er eine ungewöhnliche Schlauheit und Energie. Sein Ziel war, die Kräfte Griechenlands sich dienstbar zu machen.
3. Der heil. Krieg gegen Phocis, 355—346. Die Phocier hatten Ländereien des delphischen Apollo in Besitz genommen und waren auf Antrag der Thebaner von den Amphiktyonen zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden. Sie griffen deshalb zu den Waffen und fanden an den Spartanern und Athenern Bundesgenossen. Als sie auch in Thessalien einfielen, riefen dortige Adelsgeschlechter Philipp von Macedonien um Hilfe. Dieser besiegte die Phocier nach hartnäckigem Widerstände. Als er aber durch die Thermopyleu nach Hellas vordringen wollte, wurde er von den Athenern gehindert. Er begnügte sich mit Thessalien als dem Übergangslande nach Hellas. Als aber
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Extrahierte Personennamen: Philipp_von_Macedonien Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_von_Macedonien Philipp
6
Der trojanische Krieg.
Forderungen der Abgesandten Gehör zu geben. Unsere Küste,
sprach er, hat durch die Räubereien und den Mnthwillen der
Griechen schon viel gelitten. Durch euern Herkules ist Troja
zerstört und mein Vater Laomedon erschlagen worden. Was
Paris an euch gethan, mögt ihr als gerechte Vergeltung hinneh-
men. Kehrt in eure Heimath zurück und sagt dem Könige von
Sparta, er werde seine Gattin und seine Schätze nie wiedersehen.
Ganz Hellas war aufgebracht über die trotzige Antwort.
Es wurde beschlossen, die freche Verletzung des Gastrechts mit
der Zerstörung Troja's und dem Blute seiner Bewohner zu rä-
chen. Die Rüstungen begannen ohne Säumen. Besonders eifrig
bewiesen sich dabei der schlaue Ulysses oder Odysseus, König
der zwischen Akarnanien und Cephallenia gelegenen Insel Jthaka
(Theaki), und der kluge Nestor, Beherrscher von Pylos im Pe-
loponnes (Morea), nicht weniger Diomedes, König vonargos.
Diese drei Männer durchzogen ganz Griechenland nebst den be-
nachbarten Inseln und ermunterten die Fürsten, welche der erlit-
tene Schimpf noch nicht bewaffnet hatte, durch die Hoffnung auf
reiche Beute an Schätzen und Sklaven und die Ehre, welche aus
einem solchen Zuge erwachsen müsse, zur Theilnahme an dem
Unternehmen. Die Rüstungen dauerten zehn Jahre. Aulis,
(jetzt Megalobathy) ein Hafenort in Böotien, Chalcis gegenüber,
war zum Sammelplätze bestimmt worden. Aus allen Gauen
Griechenlands strömten kampflustige Schaaren herbei, und unter
Fürsten und Völkerschaften, die ohne diesen Zug vielleicht einan-
der nie gesehen hätten, knüpften sich Bekanntschaften an, welche
ungemein wichtig für die spätere innigere Vereinigung der grie-
chischen Staaten wurden. Ein so zahlreiches und glänzendes
Heer hatte Griechenland noch nie bei einander gesehen. Die vor-
nehmsten Helden darunter außer Agamemnon, dem man seiner
Macht und nahen Verwandtschaft mit Menelaos wegen den Vor-
rang gestattete, waren Menelaos und Odysseus, der schnell-
füßige Achilleus, Sohn des Peleus, des Königs der Myrmi-
donen in Thessalien, und sein Freund Patroklos, Ajas, Kö-
nig von Salamis, Diomedes und Jdämeneus von Kreta.
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175
Peter von Amiens oder der erste Kreuzzug.
von der Seuche furchtbar gelichtete Rechen durch neu angekom-
mene Streiter wieder ergänzt worden waren, auf, folgten der
syrischen Küste und erblickten endlich den 6. Brachmonat des
folgenden Jahres von einer Anhöhe die heilige Stadt. Da sie-
len alle auf die Kniee, küßten den Boden und benetzten ihn mir
Thränen der Rührung. Des folgenden Tages begann die Um-
lageruug. Aber die Zahl der Kreuzfahrer belief sich nur noch
auf 40,000, wovon kaum noch die Hälfte zum Kampfe fähig
war, während das wohlbefestigte Jerusalem von 60,000 Strei-
tern vertheidigt wurde. Um Trinkwasser hatte man einen be-
ständigen Kampf mit den Saracenen zu führen; viele starben vor
Durst und zehn Tage lang war kein Brod im Lager zu kaufen.
Das Holz zu den Belagerungsmaschinen mußte aus bedeutender
Entfernung herbeigeschafft werden; doch brachte man dieselben
mit Hülfe genuesischer Werkleute, welche in Joppe gelandet wa-
ren, innerhalb vier Wochen zu Stande.
Freitag den 8. Heumonat hielten die Kreuzfahrer unter
Trompetenfchall in voller Waffenrüstzmg einen feierlichen Umzug.
Auf dem Oelberge ermahnte Peter zu Eintracht und rastloser
Ausdauer im Kampfe. In der Nacht vom 13. auf den 14.
wurden die aus Holz gebauten, mit Fallbrücken versehenen Thürme,
die Mauerbrecher und das Wurfgefchütz den Mauern näher ge-
bracht; am andern Morgen begann der Sturm. Selbst Greise,
Weiber und Kinder nahmen Theil. Aber die Belagerten wuß-
, ten durch herabgehängte Baumwollen- und Strohsäcke die Wir-
kung der Mauerbrecher zu schwächen, setzten vermittelst brennen-
der Balken und Pfeile die Thürme der Christen in Brand und
tödteteu viele. Ain Abend des zweiten Tages, Freitag den 15.
Hemnonat, wurden endlich die Mauern an zwei Seiten erstiegen,
die Thore'geöffnet, und die Kreuzbrüder stürzten unter dem Rufe:
Gott will es! unaufhaltsam in die Stadt. Weder Alter,
noch Geschlecht fand Schonung vor dem Schwerte der grimmi-
gen Sieger. Es fielen bei 50,000 Menschen. Ganze Haufen
von Leichnamen wurden nachher verbrannt, weil man nicht Leute
genug fand, sie ;u begraben. Nicht geringer als die Mordlust
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Leonidas bei Thermopylä.
des Zuges benachrichtigt, wollte schon den Befehl geben, die
Frauen abzuweisen, als ihm einer seiner Vertrauten sagte, er
glaube auch seine Mutter und seine Gattin mit ibren Kindern
unter ihnen bemerkt zu haben. Jetzt stand er, überwältigt von
seinen Empfindungen, schnell aus, eilte ihnen entgegen und brei-
tete die Arme nach seiner Mutter aus. Diese aber trat zurück und
redete ihn zornig mit folgenden Worten an: „Lasse mich vorher
wissen, ehe ich dich in meine Arme aufnehme, ob ich vor einem
Feinde, oder vor meinem Sohne stehe; ob ich als Gefangene,
oder als Mutter in deinem Lager mich befinde. Mußte ich deß-
wegen ein so hohes Alter erreichen, um dich zuerst als Verbaun-
ten und dann als Feind zu scheu? Konntest du das Land ver-
heeren, das dich geboren und groß gezogen hat? Hat sich beim
Betreten dieses Bodens dein Grimm nicht gelegt? Haben dich
Roms Mauern nicht an Mutter, Gattin und Kinder erinnert?
Hätte ich also keinen Sohn, so würde Rom nicht belagert, und
ich wäre frei im freien Vaterlande gestorben! Doch ich werde
mein Unglück nicht lange überleben; aber blicke auf diese bin,
deren, wenn du so fortfährst, ein frühzeitiger Tod oder eine lange
Sklaverei wartet." Bei diesen Worten warfen sich ihm-Gattin
und Kinder zu Füßen, und vereinigten ihre Bitten und Thränen
mit denen der übrigen Frauen. Der eiserne Sinn des Mannes
war gebrochen. „Mutter," rief er, „das Vaterland hast du gerettet,
aber ich bin verloren!" Er umarmte die Seinigen, entließ sie ge-
tröstet und führte die Volsker wieder zurück, ward aber bald
darauf von den Getäuschten erschlagen.
Leonidas bei Thermopylä.
(480 v. Chr.)
Als der persische König Lerres mit einem nngeheuern
Heere zu Wasser und zu Lande gegen Griechenland heranzog, waren
es hauptsächlich Athen und Sparta, welche den Muth ihrer Lands-
leute belebten und sich zu kräftiger Vertheidigung rüsteten. Die
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Alexander der Große.
83
es im Herbst 333 zur Schlacht. Die Beschaffenheit des Bodens
war den Persern höchst ungünstig, weil sie von ihrer trefflichen
Reiterei wenig Gebrauch machen und in der geschlossenen Ge-
gend selbst ihr Fußvolk nicht völlig entwickeln konnten. Darms
zählte 600,000 Streiter und war voll Siegeshoffnnngen. Nichts
desto weniger siegte der junge Held mit seinen begeisterten Scbaa-
ren. Mehr als 100,000 Perser, worunter 10,000 Reiter,
fielen. Darms, in dessen Nähe das Gemetzel so fiirchterlich war,
daß Hansen von Leichen sich aufthürmten, sprang mit Zurück-
lassung des Oberkleides, Schildes und Bogens von seinem Wa-
gen und jagte ans einer Stute davon. Die Bente war uner-
meßlich. Die Gemahlin, die Mutter, ein sechsjähriger Sohn
und zwei Töchter des Darms geriethen in Gefangenschaft. Ale-
xander behandelte sie mit Achtung und der zartesten Schonung.
Obgleich mit einem Schwerte in dem Oberschenkel verwundet,
machte er ihnen am Tage nach der Schlacht mit Hephästion,
seinem Vertrauten, einen Besuch. Beide traten zugleich in das
Zelt der Gefangenen, und da Hephästion von ansehnlicherer
Gestalt war, so ging die Königin Mutter auf diesen zu und
brachte ihm fußfällig ihre Huldigung dar. Hephästion trat zu-
rück und deutete auf den König, wodurch sie in große Verlegen-
heit gerieth; allein der fürstliche Held sprach freundlich: „Es ist
kein Irrthum begangen worden; dieser ist auch Alexander."
Ganz Syrien und Phönicien unterwarf sich nun dcni Sie-
ger; nur Tyrus war zum Widerstande entschlossen. Die Stadt
lag beinahe eine Viertelstunde vom Ufer auf einer kleinen Insel,
war von dicken, 150 Fuß hohen Mauern geschirmt, und mit
allen Vorräthen und Vertheidigungsmitteln reichlich versehen.
Alexander bot den Tyriern ein Bündniß an; allein sie verlach-
ten ihn und stürzten seine Herolde von der Mauer hinab ins
Meer. Der König, zur Rache entschlosseu, ließ sogleich die Be-
lagerungsarbeiten beginnen. Eine Flotte von 200 Schiffen
wurde zusammengebracht, und unter ihrem Schutze ein 200 Fuß
breiter Damm gegen die Stadt aufgeworfen. Die ungeheure
Arbeit dauerte sieben Monate (vorn Nov. 333 bis Juni 332) und
6*
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Extrahierte Personennamen: Alexander_der_Große Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander
Der Bund im Rütli.
201
übertragen, der als Reichsvogt in des Kaisers Namen im Lande
selbst öffentlich Recht sprach, jedoch nur in den Waldstätten
erschien, wann er gerufen wurde.
Im Jahre 1298 bestieg Albrecht, Kaiser Rudolphs fin-
sterer, herrschsüchtiger und ländergieriger Sohn, den deutschen
Thron. Er wollte seinen Söhnen ein Fürstenthum in Helvetien
gründen; darum suchte er durch Kauf, List und Gewalt die ohne-
hin schon weit ausgedehnten Besitzungen seines Hauses in diesem
Lande zu vergrößern und warf sein Auge auch auf die drei Länder.
Zwei seiner Räthe erschienen in den Waldstätten und suchten die
Landleute zu bewegen, den Schirm des Reichs mit dem des Hauses
Habsburg zu vertauschen, d. h. Unterthanen Oesterreichs zu werden.
Aber der schlichte Sinn der freien Männer von Uri, Schwyz und
Unterwalden ließ sich durch die glatten Worte der Höflinge nicht
bethören. Einmüthig lautete ihre Antwort, sie wünschten in
dem Zustande, den sie von ihren Vorvätern ererbt, zu verbleiben,
und der Kaiser möchte sie darin bestätigen.
Albrecht nahm dieß sehr übel auf. Den Freiherrn Wer-
ner von Attinghausen, Landammann in Uri, welcher die
Bitte der Waldstätte um Bestätigung ihrer Freiheiten wiederholte
(1301), empfing er sehr ungnädig. Er verweigerte ihnen einen
Reichsvogt, und da sich die drei Orte darüber beschwerten (1304),
sprach er im höchsten Unwillen zu den Boten: „Ziehet heim!
Weil es denn so seyn muß, und ihr es so haben wollt, so wollen
wir euch Reichsvögte geben und in eure Lande setzen. Diesen
sollt ihr in allen Dingen wie uns selbst gehorsam seyn, und wo
ihr es nicht thut, wollen wir es an eurem Leib und Gut rächen
Mtd alle eure Freiheiten vernichten."
Bald darauf erschienen die Vögte wirklich. Der Ritter
Hermann Geßler von Bruneck, welcher zu Küßnacht eine
Burg besaß, nahm seinen Sitz in dem Thurme zu Altvors und
regierte von hier aus die Länder Uri und Schwyz. Bering er
von Landenberg, ein Edelknecht aus dem Thurgau, bezog die
Burg zu Sarnen in Obwalden und setzte den Wolsenschieß,
einen allgemein verhaßten Edlen des Landes, auf die Feste Rotz-
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Albrecht Rudolphs Albrecht Albrecht Hermann_Geßler_von_Bruneck
d e r Griechen.
241
mit der Scheibe, im Ring- und Faustkampf, im Wettrennen zu Roß und
Wagen, in der Kunst des Gesangs und Saitenfpiels, in der Dicht- und
Redekunst die Trefflichsten des ganzen Volks — nicht um Gelv und Geldes-
werth, sondern um den Kranz und Ruhm. Dem Sieger lohnte der Jubel-
ruf aus tausend Kehlen, ihn priesen Dichter, ihn führten die Seinen voll
Stolz im Triumph zur Vaterstadt. Oft waren die Thore für den Strom
der Begleiter zu eng; man riß gern von den Mauern ein, denn der Sieger
hatte nicht nur sich, er hatte auch sein Geschlecht und seine Stadt verhelv-
licht. Doch nur dem ächten, freien, ehrenhaften Griechen winkte solcher
Preis; den Fremden und Entehrten ließ das Gesetz nicht zu. Das Fest
war von der Religion geweiht, Kämpfe wechselten mit Opfer und Gebet,
und die Mitte des heiligen Bezirks bildete ein von vielen Säulen getra-
gener Tempel. In ihm thronte die erhabene Gestalt des olympischen Zeus
aus Gold und Elfenbein, ein Meisterwerk des Phidias aus Athen. Im
Hain umher standen so viele kunstvolle Bildsäulen von Helden, zwischen
Altären und Bildern von Göttern, daß das Gemüt der Lebenden bald zur
Gottesfurcht gestimmt, bald zur Nachahmung derer gespornt wurde, die an
Ehre den Göttern so nah standen. Während des Festes ruhten die Waf-
fen des Krieges, und oft kam der Friede over ein heilsames Bündniß zu
Stande, wenn sich hier die Häupter der Stämme in die Augen schauten und
in traulichem Gespräch zusammenrückten.
8. 42. Auch das Orakel zu Delphi sollte die immer mehr aus-
einandergehenden Stämme des Volks an die Verehrung des Apollo bin-
den und heilsamen'rath für das gemeinsame Wohl von Hellas durch den
Mund seiner Priesterin ertheilen. Mit dem Dienste des Apollo zogen zu-
gleich die 9 Musen ein, deren Führer er genannt wird. So förderte das
Orakel die Bildung des Volks. Wie aber oft das Heiligste entweiht wird,
so ward auch nicht selten der fromme Glaube an eine unmittelbare Offen-
barung der Gottheit getäuscht, und der Name des Gottes missbraucht, um
das Volk für selbstsüchtige Pläne zu gewinnen.
8.43. Die zunächst folgenden Perserkriege beweisen, wie auch
ein kleines Volk unüberwindlich ist, wenn es einmütig und tapfer für Frei-
heit und Glauben streitet. — Die griechischen Brüder in Kleinasien batten
mit Hilfe von Athenern das pers. Joch abschütteln wollen. Sie erlagen jedoch
der Uebermacht des Großkönigs(D arius), und dieser beschloß einen Rache- 500
krieg gegen Athen. Sein erstes Heer sah Griechenland nur von ferne, denn
die thracischen Bergvölker rieben das Landheer auf, und der Sturm zer-
schellte die Flotte. Persische Herolde verlangten in Athen und Sparta 49z
Erde und Waffer, als Zeichen der Unterwerfung. Sie wurden dort in einen
Abgrund, hier in einen Brunnen geworfen, sich selbst das Begehrte zu
holen. Beide Städte ließen sich nicht schrecken und schlossen ein Trutzbündniß.
Neue Scharen der Perser unter neuen Feldherrn und geleitet vom vertrie-
benen Hippias äscherten eine Stadt auf Euböa ein und überstuteten At-
tika, bis sie bei Marathon, einige Meilen von Athen, von dem Häuffein 490
der Athener unter Miltrades in die Flucht geschlagen wurden. Von
allen Griechen waren ihnen nur 1000 Bürger der böotischen Stadt P l a-
Wagner's Handbuch Ii. 16
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der Griechen.
247
Städte und bemächtigte sich plötzlich der Burg von Theben in Böotien.
Aber Pelopidas, durch Thrasybuls Beispiel gestärkt, erschlug mit seinen
Mitverschwornen die thebaniscben Tyrannen und verjagte die spartanische
Besatzung. Ja es gewannen selbst die Thebaner unter Epaminondas
und Pelopidas das oberste Ansehn in Griechenland. Beide waren die
innigsten Freunde, geist- und mutvoll; Epaminondas, das schönste
Vorbild, der Spiegel eines griechischen Helden. Edel von Gesinnung,
bei großer Armut (die ihm nur Einen Mantel anzuschaffen gestattete) un-
bestechlich durch Geld und Gunst, mäßig, bescheiden und gerecht, gebildet,
ein ausgezeichneter Redner, der tapferste Krieger und größte Feldherr seiner
Zeit. Er fügte den Spartanern eine Schmach zu, die sie früher nie er-
litten. Denn mit seiner berühmten schiefen Schlachtordnung schlug er sie 371
(bei Leuktra) in die Flucht, berannte Sparta, drang später selbst bis in
die Straßen der Stadt, gab den Messeniern die Freiheit wieder und starb
nach einem glänzenden Sieg über den alten Agesilaus (bei Mantinea)
auf seinem Schilde. *) 362
§. 57. Mit des Epaminondas Fall sank Theben in seine frühere
Ohnmacht. Da ging die Herrschaft an die Macedonier über. Mächtig
wurde dieses halbgriechische, halbbarbarische Volk zuerst durch König Phi-
lipp. Dieser hatte in seiner Jugend als Geisel in des Pelopidas Hause
eine gute Vorschule zum Krieger und Staatsmanne gehabt. Als König
schlau und kräftig mischte er sich leicht in die griechischen Händel. Die Einen
gewann er durch Geld,**) Andere täuschte er listig, oder zwang sie mit dem
Schwerte. So rückte er bei der Uneinigkeit der Griechen mit jedem Tage
näher zu seinem Ziele, sich zum Herrn der Hellenen zu machen. Manche
mochten seinen Plan durchschauen, aber Demosthenes in Athen, der größte
Redner seiner Zeit, blieb nicht nur unbestechlich, sondern wagte es auch,
mit rastloser Thätigkeit seine Mitbürger und die Nachbarvölker gegen ihn
zu den Waffen zu rufen. Aber Philipp überwand (bei Chstronea) seine 338
verbündeten Feinde, gewährte dann großmütig Frieden, besetzte die festen
Plätze und ward zum Feldherrn Griechenlands gegen die Perser erwählt.
Doch während der Kriegsrüstungen ermordete ihn einer seiner Leibwächter
aus Privgthaß.
8. 58. Die Athener jubelten, Demosthenes schöpfte neue Hoffnung
für sein Vaterland, und an vielen Orten rüstete man sich zum Abfall. Aber
Philipp's Sohn, Alexander der Große, bewährte sich alsbald den
wilden Nachbarvölkern gegenüber als Held, demütigte die Griechen, ließ
sich in Korinth ***) zum Feldherrn gegen Persien erklären, zerstörte die ab-
*) Den Schild zu verlieren galt für Feigheit. Daher eine spartanische Mutter in der
guten Zeit ihrem in die Schlacht ziehenden Sohn zurief: „Mit dem Schild! oder
aus ihm!"
**) Er verstand es trefflich, goldene Pfeile zu verschießen, und hielt keine Burg für
steil und uneinnehmbar, auf die ein goldbeladenes Eselein einen Pfad finde.
***) Hier war es, wo der Philosoph Diogenes in seinem Fasse keine andere Gnade von
ihm wollte, als daß er ihm ein wenig aus der Sonne trete, worauf der König zu sei-
nem staunenden Gefolge sagte: „Wenn ich nicht Alexander wäre, wäre ich Diogenes!"
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Chstronea Alexander_der_Große Alexander Diogenes Alexander Alexander
der Deutschen.
273
Universität Prag, Joh. Huß und Hieronymus, die des Papstes Un-
fehlbarkeit in Abrede gestellt, gegen seine weltliche Macht und gegen Ab-
lasshandel geeifert hatten, öffentlich verbrannt wurden, weil sie nicht wider-
rufen wollten. Sigismund hatte dem Huß zwar freies Geleit hin und
zurück versprochen, doch Ketzern brauche man nicht Wort zu halten, meinten
die geistlichen Herren, und der Kaiser überlieferte den Glaubenshelden dem
Scheiterhaufen. Aber ihre Landsleute zu rächen, erhoben sich die Böhmen
und verheerten 20 Jahre lang unter dem Namen Hussiten, geführt von
furchtbaren Helden, namentlich dem zuletzt blinden Ziska, Böhmen und
die benachbarten Länder mit grässlicher Religionswut, bis der oft besiegte
Kaiser durch Nachgiebigkeit und dadurch, daß er die einzelen Parteien sich
selbst zerfleischen ließ, dem Morden ein Ende machte. "36
8. 19. Weltbehebenheiten. Die 53jährige Regierungszeit i44o
König Friedrich's Iv. ist nicht durch das, was er vollbrachte, sondern —
durch das, was er erlebt, wichtig und folgereich. Von dem Mainzer Bür- 4
ger I o h. Gutenberg wurde nämlich die unschätzbare Buchdruckerkunst
erfunden und von Peter Schösser aus Gernsheim vervollkommnet.
Diese Kunst ist daö mächtigste Beförderungsmittel zur Bildung des Men-
schengeschlechtes geworden und alle Völker sind dem deutschen Erfinder ewig
zu Dank verpflichtet. — Das oströmische, durch die Slaven im 6. Jahr-
hundert erfrischte Kaiserthum mit der Hauptstadt Constantinopel wurde dem
wilden Volke der Türken zur blutigen Beute, und von der Zeit ankam 1453
Nasen- und Ohrenabschneiden in Europa als Strafe vor. Ebenso stürzte
damals das burgundische Reich zusammen, das fast alles Land zwischen
Frankreich und Deutschland umfasste. Karl der Kühne, ein Held von
unersättlicher Herrschsucht, hatte nämlich die Schweiz unterwerfen wollen,
weil sie den von seinem Landvogt misshandelten Breisachern beigestanden
hatte. Er wurde aber trotz Uebermacht und Tapferkeit von den Eidgenossen
bei Granso n und Murten geschlagen und fiel in der dritten Schlacht bei 1476
Nancy. Seine Erbtochter Maria vermählte sich mit Friedrich's Iv. 1477
Sohn Mar, der so die Niederlande für Oesterreich erwarb und durch einen
ruhmvollen Sieg über die Franzosen behauptete. — An Gutenberg's Er- 1479
findung schloß sich die Gründung vieler deutschen Hochschulen an, durch die
das Licht der Wissenschaft nach und nach in alle Gegenden mehr und mehr
drang. Ebenso bedeutend für Handel, Völker-Verkehr und Kenntniß
war die Entdeckung des vierten Erdtheils durch den auf den Straßen von 1492
Madrid als Tollhäüsler verspotteten Genuesen Christoph Colum-
bus, *) die Entdeckung des Seewegs nach Ostindien durch einen portugie-
sischen Seemann (Vasco de Gama) und Brasiliens durch einen portu- 1498 .
giesischen Admiral (C a b r a l). 1500
§. 20. Die Reformation. Unter des schlaffen Friedrich's ritter- 1439 -
lichemsohne Maximilian I.'wurde Deutschland nach längeren Kämpfen ""
gegen die anmaßenden Franzosen in sich geordneter und durch die Gesetze
des ewigen Landfriedens beruhigt. Es bedurfte nicht mehr der schrecklichen 1495
*) Ausführlichere Erzählung Thl. I. S. 183.
Wagner's Handbuch Ii.
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Extrahierte Personennamen: Sigismund Ziska Gutenberg Peter_Schösser Karl Nancy Maria Maria Christoph_Colum- Maximilian_I.'wurde Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Bür- Gernsheim Constantinopel Europa Frankreich Deutschland Niederlande Oesterreich Madrid Ostindien Brasiliens Deutschland
Huldreich Zwingli.
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seiner Wohnung auf dem Stiftplatze sammelte sich das Kriegsvolk. Das Pferd, welches ihn tragen sollte, ward herbeigeführt; er schnallte sich den Panzer um und sprach nun zu seiner treuen Frau: „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen! Es sei so! Der Herr will es so! Er sei mit dir, mit mir und mit den Unsern!" Und als er sie zum letzten Mal in seine Arme schloß und sie vor Schmerz kaum sprechen konnte, blickte sie weinend gen Himmel und fragte: „Und wir sehen uns wieder?" — „Wenn der Herr es will!" antwortete Zwingli voll festen Vertrauens, „sein Wille geschehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kömmst?" fragte Anna weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" sprach er mit fester Stimme. Dann küßte er die Kleinen, riß sich los und eilte fort. Noch sah ihm Anna mit gepreßtem Herzen nach, und als er um die Ecke der Straße bog und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte — da hatten sich beide hienieden das letzte Mal gesehen.
Anna warf sich weinend mit ihren Kindern in der einsamen Kammer auf die Kniee und betete zu dem, der im Gebete Kraft giebt: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Auch sie erhielt diese Kraft, so daß sie nicht erlag, als die Kunde kam, daß die Schlacht verloren gegangen und ihr geliebter Gatte umgekommen sei.
. Am 11. Nov. 1531 war es bei Cappel, zwischen Zürich und Zug, am südlichen Abhange des Albis, zur Schlacht gekommen, die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen Cantons besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet; zuletzt sank er selbst nieder. Eben erst hatte er einem Sterbenden trostreiche Worte zugerufen. Mehrere der Feinde umstanden den edlen Mann, der mit heiterm Gesicht, den Blick gen Himmel gerichtet, dalag, und fragten ihn, ob er einen Beichtiger verlange? Da er dies, so wie die Anrufung der Heiligen, die man ihm zumuthete, ablehnte, rief ihm der Haupt-mann Vockinger aus Unterwalden zu: „So mußt du sterben, du hartnäckiger Ketzer!" und durchstach sein treues Herz. Erst nach der That erkannte man ihn, und nun strömten auf die Nachricht, der Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen, Unzählige herbei und starrten mit wahrer Schadenfreude die Leiche des braven Mannes an. Nur ein Einziger zeigte Gefühl, ein Eonventual; ihm traten die Thränen in die Augen und gerührt sprach er: „Welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sei deiner Seele gnädig!" Der Leichnam wurde noch
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Extrahierte Personennamen: Zwingli Zwingli Anna Anna Anna Cappel Zwingli