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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Neue Zeit - S. 34

1897 - Stuttgart : Neff
34 ment des französischen Königs, andrerseits an die zu erwartende häufige Abwesenheit des spanischen Herrschers, endlich die unge- heuren Summen, die Karl aufwandte oder versprach (im heutigen Geldwert etwa 36 Millionen Mark, zumeist von den Fugger vorgestreckt), bewirkten einen Umschwung. Ein wiederholter Versuch, die Wahl auf Friedrich von Sachsen zu lenken, scheiterte an dessen Ablehnung, und schliesslich liess auch Leo X. erklären, dass der Besitz Neapels der Wahl Karls nicht im Wege stehe. Am 28. Juni 1519 wurde Karl einstimmig gewählt. Karls Vertreter mussten in dessen Namen in einer Wahlkapitu- lation u. a. zusichern, dass er kein Bündnis mit fremden Staaten ohne Wissen und Willen der Kurfürsten schliessen, keine fremden „Völker“ ins Reich ziehen, königliche und Reichsämter nur Ein- heimischen übergeben, ein Reichsregiment aufrichten und die grossen Handelsgesellschaften abschaifen werde. Ulrich von Württemberg (1498—1550) war 1512 dem Schwäbischen Bunde nicht wiederbeigetreten, sondern hatte einen „Kontrabund“ geschallen. Als er, von Max zum zweitenmale wegen Ungehorsams geächtet, nach dessen Tod, im Vertrauen auf die französische Freundschaft, Reutlingen über- zogen und landsässig gemacht hatte, verdrängte ihn das Heer des Schwäbischen Bundes rasch aus seinem Lande. Ein August 1519 gemachter Versuch, mit Hilfe des Landvolks es wiederzugewinnen, misslang. Der Schwäbische Bund trat, um zu seinen Kriegskosten zu kommen, Würt- temberg ankarl ah, der August 1520 als Herzog und Erbherr davon Besitz nahm. In Worms wiirde es dem Erzherzog Ferdinand überwiesen. In der „Hildesheimer Fehde“ errangen Bischof Johann von Hildesheim und Herzog Heinrich von Lüneburg, die mit Frankreich in Verbindung standen, 28. Juni einen Sieg bei Soltau über den Bischof von Minden und die Herzoge von Braunschweig-Wolffenbüttel und -Kahlenberg. Der Gegensatz Karls V. und Franz I. Die Stellung Eng- lands und Leo X. Den Krieg zwischen Spanien-Burgund und Frankreich machten dieansprüchefrankreichsaufrück- gabe des südlichen Navarra an das Haus Albret und auf Neapel, die Karls auf Mailand (im Namen des Reichs) und die Bourgogne, Frankreichs Lehnsherrlichkeit über Flandern und Artois und sein Wunsch, Roussillon (1493—1642 spanisch) an sich zu bringen, sowie die allgemeine Rivalität de rvalois und des Hauses Oesterreich um die vorherrschende Stel- lung unvermeidlich. Karls Lage gestaltete sich zwar noch ungünstiger durch den Aufstand der Co mm uneros in Castilien und Valencia, den hauptsächlich die Steigerung der finanziellen Belastung (zum Teil von der erpresserischen Habsucht der wallonischen Hauptratgeber Karls verursacht) und damit teilweise zusammenhängende massenhafte Gold- ausfuhr, sowie die municipale Rechtlosigkeit des Bürgerstands hervorrief; aber der Ausbruch wurde verzögert durch die Be-

2. Neue Zeit - S. 67

1897 - Stuttgart : Neff
67 Anspruch nahm, und schloss Mitte 1540 ein Schutz- und Trutz- bündnis mit Frankreich. § 25. Karls V. Zug gegen Tunis, dritter Krieg mit Franz I., Türkenkrieg. Karl gewann an Waffenruhm und persönlichem Ansehen durch die von ihm selbst geleitete, von Portugal und vom Papst Paul Iii. (Farnese: seit Oktober 1534) mit Schiffen unterstützte Expe- dition gegen Tunis, das der griechische Renegat Klieir-ed- Din Barbarossa, als Nachfolger seines Bruders Aroudj Herr von Algier, seit 1518 Lehnsmann, seit 1532 Admiral des os- manischen Sultans, 1533 erobert hatte. Karl nahm Goletta und einen Monat später Tunis, wo er den früheren islamitischen Herrscher wieder einsetzte (1535). Aber Barbarossa ent- kam nach Algier, von wo er sehr bald seine Raubzüge nach spanischem Gebiet wieder aufnahm. Trotz seiner engen Beziehungen mit dem Sultan (1535 Handelsverträge, Kapitulationen) hatte Franz diese Expedition zu einem Angriff auf Karl nicht benützt. Nach dem Tode Franz Sforza’s (November 1535) weigerte sich Karl, Franz’ zweiten Sohn mit Mailand zu belehnen. Franz begann den Krieg 1536 durch Besetzung Piemonts, auf das er ihm vererbte Ansprüche seiner verstorbenen Mutter geltend machte. Er war jetzt offen mit Soliman verbündet und es kam zu gemeinsamen Operationen. Dies nötigte Paul Iii. (Farnese) trotz inneren Widerstrebens immer mehr dazu, Karl zu begünstigen. Nach dem Scheitern zweier Invasionen in Frankreich, einer im Norden, der andern im Süden, und einem Einfall der Franzosen in Artois kam durch persönliche Vermittelung Pauls Iii. Juni 1538 ein zehnjähriger Waffenstillstand in Nizza auf Grundlage des status quo zu stände; von Piemont blieben 2/3 in Händen Frankreichs, Vs behielt Karl. Karl und Franz kamen Mitte Juli in Aigues- Mortes zusammen, aber die Zusagen, die Franz hier dem Kaiser in betreff gemeinsamen Vorgehens gegen die „Abgewichenen“ und die Türken machte, wurden von Karl nach Wert und Trag- weite übertrieben dargestellt. Karl konnte 1540 durch Frank- reich reisen, um das aufständische Gent zu züchtigen; aber er belehnte Oktober 1540 seinen Sohn Philipp mit Mailand. Spanien hatte sich seit 1505—10 verschiedener Küstenpunkte von Oran bis Tripolis bemächtigt, aber seit 1516 folgten Verluste auf Verluste. Barba- rossa suchte von 1580 an wiederholt spanisches Küstengebiet furchtbar heim. Goletta blieb spanisch, Tunis von Spanien abhängig bis 1574. — Der Kaiser und Venedig wurden seit 1537 zur See von Soliman und Barba- rossa bekriegt, Apulien schwer verwüstet, ein Heer Ferdinands

3. Neue Zeit - S. 118

1897 - Stuttgart : Neff
118 ehrung zollte, solange er den Spaniern zu Willen war, bei einem Gegensatz der Interessen aber keine Rücksichten kannte. Philipp wollte noch mehr als Karl der Schutzherr der Kirche sein, mit b estimmendem Einf 1 uss auf deren Politik, ja selbst auf ihre dogmatische Entwickelung. Die Autorität der Kirche und die Bemühungen, diese wieder auf- zurichten, sollten auch der spanischen Politik dienen, die Re- stauration der Alleinherrschaft der Kirche sollte mit der Aufrichtung einer spanischen Weltmonarchie zusammenfallen. In Spanien übten Staat und Regierung der Kirche und dem Klerus gegenüber sehr weitgehende Rechte und Befugnisse aus, z. B. das Recht, vermittelst „Berufungen wegen Missbrauches“ Urteilssprüche der geistlichen Gerichts- höfe abzuändern, selbst Exkommunikation und Amtsentsetzung von Geistlichen aufzuheben. Auch in Neapel und Sicilien besass der Staat der Kirche gegenüber bedeutende Befugnisse. Bei entstehenden Konflikten wahrte Philipp diese Rechte mit rück- sichtsloser Entschiedenheit, und meistens sah der Papst sich ge- zwungen, durchaus nachzugeben. Bei Papstwahlen bezeichnete Philipp offen diejenigen der Kandidaten, die er sich als Papst gefallen lassen werde, oder wenigstens die, die er nicht annehme („Exclusive“, später auch von Oesterreich und Frankreich geübt). Die Vermehrung des gewaltigen Besitzes der Kirche in seinen Gebieten Hess er zu, weil die ihm vom Papst meistens ohne An- stand bewilligte Besteuerung des Kirchenguts und der kirchlichen Einkünfte (Cruzada, Escusado, Subsidio1*) die ergiebigste und sicherste Einnahme für seine Regierung bildete. § 40. Philipp und England. Hinrichtung Maria Stuarts. Armada. Trotz der Seeräuberei der Engländer gegen die spanischen Schiffe und Kolonien (zweiteerdumsegelungdurchfranz Drake, 1577—80) hatte Philipp doch, der spanischen Tradition folgend, mit England Frieden gehalten. Den Aufforderungen zu einem „grossen“ oder „heiligen“ Unternehmen behufs Be- seitigung Elisabeths und des Protestantismus hatte er nicht ent- sprochen, weil er den massgebenden Einfluss in Schottland oder England nicht mit den Guise oder Frankreich teilen, sondern für sich allein haben wollte: Philipp hatte sich begnügt, die päpst- lichen Unternehmungen nach Irland zu unterstützen (1579, 1580; aber 1583 war Irland wieder England ganz unterworfen) und Maria Stuart durch allgemeine Zusagen in ihrem Verhalten Elisabeth 9 Die cruzada waren die Erträgnisse des Ablasses, das escusado ein Anteil am Kirchenzehnten, das subsidio eine jeweils fest bestimmte Summe.

4. Neue Zeit - S. 120

1897 - Stuttgart : Neff
120 Stuart erklärte sicli 1586 bereit, wenn ihr Sohn nicht wieder zur katholischen Religion zurücktrete, ihre Rechte auf die eng- lische Thronfolge an Philipp abzutreten, und arbeitete daran, dass Jakob, der zu Elisabeth hielt, durch die katholischen Lords mit spanischer Hilfe gefangen und Philipp oder dem Papst ausgeliefert würde. Eine, vielleicht ganz und gar von agents provocateurs ins Werk gesetzte, Ver- schwürung („Babingtonverschwörung“), die mit Wissen Philipps und Marias die Ermordung Elisabeths bezweckte, wurde August 1586 entdeckt; Babington und 13 andere bald darauf hingerichtet, Maria entsprechend dem Gesetz von 1585 vor Gericht gestellt, das 25. Oktober gefällte Todesurteil 8. November vom Parlament bestätigt, 2. Februar 1587 von Elisabeth unterzeichnet. Vollstreckt wurde es 8. Februar 1587 ohne ausdrücklichen Befehl Elisabeths. Den Beamten, der die Vollstreckung angeordnet hatte, strafte sie mit längerer Haft. Sixtus V. erneuerte den Bann gegen Elisabeth und zeigte sich zu grosser Geldhilfe an Philipp bereit, dem Maria testamentarisch ihr Anrecht auf England vermacht hatte. In Spanien wurde, unter grosser Opferwilligkeit der Pro- vinzen und Städte, die „unüberwindliche Armada“, die erste grosse Segelkriegsflotte der Neuzeit, ausgerüstet, deren Befehl Philipp in seiner blinden Vorliebe für die Kastilianer dem see- unkundigen Herzog von Medina Sidonia übertrug; Parma sammelte in den Niederlanden ein Landheer von 30000 Mann und eine Transportflotte. Zum Glück für England, das erst Mai 1588 ernste und umfassende Rüstungen begann, wurde die Armada durch schweres Unwetter genötigt, sechs Wochen lang in den biskayischen Häfen sich zu bergen. In England war mittlerweile der geringe Bestand der Kriegsflotte, dank dem Patriotismus, auch der Katholiken, durch Kauffahrer und Küstenschiffe ergänzt worden. Im Kanal brachten die Eng- länder vermittelst der grösseren Beweglichkeit ihrer kleine- ren Schiffe, ihrer dem Unterschied angepassten Kampfesweise und durch Brander (Ende Juli) der Armada schwere Ver- luste bei; Parma war das Auslaufen durch holländische Schiffe unmöglich gemacht worden. Der spanische Admiral entschloss sich zur Umkehr und zwar um Grossbritannien herum. Die Armada wurde bis Edinburg von den Engländern verfolgt, erlitt aber auf der weiteren Fahrt durch Stürme noch grössere Verluste. 20000 Mann, 81 Schiffe und 20 Millionen Dukaten waren umsonst geopfert; die Freiheit Englands und mittel- bar der nördlichen Nieder lande und der Bestand des j Protestantismus gesichert.

5. Neue Zeit - S. 140

1897 - Stuttgart : Neff
140 Gegensatz zu den englischen Gewaltherrn zu treuen Söhnen der römischen Kirche gemacht hatte, die englische Staatskirche aufzunötigen, riefen 1594 eine gewaltige Erhebung hervor, die Hugh O’Neil, Graf von Tyrone, führte, Spanien und die Kurie unterstützte und schürte. Der letzte Günstling Elisabeths, Graf Essex schloss 1599, mit dem Oberbefehl über eine grosse Streit- macht beauftragt, einen unrühmlichen Ausgleich, wurde deshalb entsetzt und nach einem unverständigen Erhebungsversuch ent- hauptet (1601). Nachdem ein kleines spanisches Heer rasch zur Räumung der Insel genötigt worden war, unterwarfen sich die Irländer 1603. Die „Plantation“ von Ulster wurde unter gänzlicher Entfernung der Iren seit 1610 durchgeführt. Gegen das Ende ihres Lebens minderte sich die Popularität und die Lebensfreude der Königin; das Parlament, das über- haupt wieder selbständig auftrat, zwang sie zu der Zusage, den Missbrauch der Monopole, durch deren Verkauf oder Zu- teilung an Günstlinge sie den Aufschwung des englischen Handels beeinträchtigte, zu unterlassen. Mit Elisabeth (1603) starben die Tudor aus. Der Stuart Jakob I. (1603—1625) bestieg ohne Schwierig- keiten den Thron. Er war pedantisch, entbehrte persönlichen Mutes und kriegerischer Eigenschaften und Neigungen. Seine Neigung zur Zweideutigkeit war durch seine Stellung und seine Schicksale in Schottland sehr entwickelt worden. Von der monarchischen Stellung hatte er sehr hohe Anschauungen („semi- deus“, „rex est lexu), die der damaligen Entwickelung des politischen Geistes in England ganz entgegengesetzt waren. Er verachtete die erwerbenden Stände und hasste das Puritanertum. Mit Spanien schloss er August 1604 einen für dieses günstigen Frieden. Aber die Hoffnungen, welche die Katholiken (in England nur noch ein geringer Bruchteil der Bevölkerung) auf ihn setzten, wurden nicht erfüllt. Er bewilligte anfangs. nur den Laien Gewissensfreiheit, und bald liess er den (zahlreich von auswärts gekommenen) Priestern wieder nachspüren. Die noch recht- zeitig entdeckte „Pulververschwörung“, d. h. der Plan einiger katholischer Laien, bei der Eröffnung des Parlaments dieses samt dem König in die Luft zu sprengen (November 1605) rief neue Ausnahmegesetze gegen die Katholiken hervor, denen jetzt sogar die Ausübung mancher bürgerlicher Berufe und mancher Privatrechte entzogen wurde. Von nun an galten in England lange die Katholiken als ge- schworene Feinde des Staats und des Volks. Aber mit dem Puritanertum, das im englischen Protestantismus immer mehr herrschend geworden war, wollte der König sich auch nicht

6. Neue Zeit - S. 244

1897 - Stuttgart : Neff
244 östlichen Europa zu Gunsten Russlands. In Stockholm schloss Schweden 9. November 1719 mit Hannover, 21. Januar 1720 mit Preussen Frieden: Hannover erhielt die Bistümer Bremen und Verden gegen 1 Million Thaler, Preussen Vorpommern östlich der Peene gegen 2 Millionen Thaler, sodass der deutsche Besitz Schwedens auf den Rest von Vorpommern mit Rügen und Wismar beschränkt wurde. Dänemark gab im F r i e d e n v о n Fried- richsburg (3. Juli 1720) seine Eroberungen gegen 600000 Thlr. an Schweden zurück, das aber sich dem Sundzoll unterwarf und den Herzog von Gottorp preisgab; die Schleswig-Gottorpischen Be- sitzungen wurden m it Dänemark vereinigt und Schleswig widerrecht- lich, weil im Widerspruch zu der 1460 garantierten Zusammen- gehörigkeit Holsteins und Schleswigs, unter das (1665 beschlossene) Königsgesetz gestellt, das für Dänemark die weibliche Erbfolge festsetzte. Gegen Russland, wurde der Krieg fortgesetzt und dadurch nichts als eine arge Verwüstung der schwedischen Küste erreicht. Im Frieden von Nystadt (10. September 1721) gab Russland, dessen Herrscher jetzt den Kaisertitel annahm, das ebenfalls eroberte Finnland zurück, behielt aber gegen 2 Millionen Thaler Ingermanland, Karelien, Esthland und Livland. Polen, das in den Frieden mit aufgepommen wurde, hatte nichts ge- wonnen, es musste Stanislaus Lesczynski eine Geldentschädigung zahlen, und durch die Vermählung der einen Nichte Peters, Anna Iwanowna, mit dem Herzog von Kurland (1712) war die Vereinigung auch dieses Landes mit Russland eingeleitet. Den Versuch, auch in Mecklenburg festen Fuss zu fassen dadurch, dass er den Herzog Karl Leopold von Mecklenburg-Schwerin, den Gemahl der andern Tochter Iwans, Katharina, bei seinem gewaltthätigen Vorgehen gegen die mecklenburgischen Stände unterstützte, hatte Peter der Haltung England-Hannovers und Hollands gegenüber aufgegeben (1717). Für die Rechte des Gottorpers trat Peter nicht ein, verlobte ihm aber kurz vor seinem Tod die eine seiner Töchter; diese Ehe des Herzogs Karl Friedrich von Gottorp mit Peters des Grossen Tochter Anna eröffnete dem Haus Gottorp die Aussicht auf den russischen Thron. § 74. Russland unter Peter und seinen nächsten Nachfolgern. Peters Regierung im Innern. Neben der kriegerischen Thätigkeit waren Peters Bestrebungen, Russland unmittelbar zu europäisieren, herge- gangen; 1716—17 hatte er seine zweite Reise nach Westeuropa (über Danzig, Stettin, Kopenhagen, Amsterdam nach Paris) gemacht. Die Schaffung eines Heeres (1725: 210 000 Mann) und einer Flotte (1725: allein 48 Linienschiffe), sowie einer Hauptstadt nach europäischem Muster (s. S. 242) war gelungen. Erfolgreich waren auch die Bemühungen Peters, in Russland neue Zweige des Ackerbaues einzuführen, den Berg- bau zu heben, eine Industrie zu schaffen und namentlich den russischen Handel zur Entwickelung zu bringen. Den letzteren Zwecken diente ein merkantilistisches Schutzzollsystem, die Anstellung von Konsuln im Auslande, die Einrichtung von Jahrmärkten und Börsen, die Einführung von Posten, die Anlegung von Häfen und insbesondere von Kanälen, die nach Peters, freilich

7. Neue Zeit - S. 230

1897 - Stuttgart : Neff
230 Kapitel Xx. Die Erhebung Oesterreichs zu einer euro- päischen Grossmacht und Englands zur ersten See- und Handelsmacht. § 69. Die Frage der spanischen Erbfolge und die Gruppierung der Mächte. Die spanische Erbschaft. Die Kränklichkeit und Kinder- losigkeit Karls Ii. liess das baldige Aussterben des Manns- stamms der spanischen Habsburger erwarten. Anspruch auf das Erbe machte für einen seiner beiden Söhne Kaiser Leopold I. als Haupt der deutschen Linie des Hauses Habsburg und als Gemahl der zweiten Tochter Philipps Iv.; aber auch Ludwig Xiv. be- anspruchte trotz des Verzichts seiner Gemahlin, der älteren Tochter Philipps Iv. (s. S. 189), das Erbe für sein Haus. Die Seemächte England und Holland widerstrebten im Interesse des europäischen Gleichgewichts und zugleich ihrer maritimen Stellung jeder dieser beiden Lösungen; andrerseits wiesen Regierung und Volk in Spanien den Gedanken einer Teilung der Gesamtmonarchie zu- rück. Sollte weder ein Habsburger noch ein Bourbon Erbe der spanischen Krone werden, so hatte das nächste Anrecht der einzige Sohn des bayrischen Kurfürsten Max Emanuel und seiner ersten Gemahlin Maria Antonie, der einzigen Tochter Leopolds und seiner spanischen Gemahlin. Aber der Kurprinz Joseph Ferdinand, den Karl Ii. zu seinem Nachfolger im Gesamtreich erklärte, starb kurz darauf (G. Februar 1699). Nun schlossen die Seemächte mit Frankreich (März 1700) einen (zweiten) leilungsvertrag, wonach Leopolds zweiter Sohn Karl Spanien, die Niederlande und die Kolonien, Frankreich die italienischen Besitzungen Spaniens, bezw. Lothringen im Austausch gegen Mai- land, erhalten sollte; aber dieser Teilungsvertrag stiess in Spanien auf entschiedenen Widerstand, und der sterbende Karl Ii. setzte in seinem Testament Philipp von Anjou, den zweiten Enkel Ludwigs Xiv., zu seinem Ges amt erben ein mit der Bestimmung, dass die unteilbare spanische Monarchie nie mit einer andern vereinigt werden dürfe und also in zweiter Linie Philipps jüngerer Bruder, der Herzog von Berry, in dritter Linie Erzherzog Karl, in vierter der Herzog Viktor Amadeus Ii. von Savoyen, als Nachkomme Philipps Ii., Erbe der spanischen Krone sein solle. Karl Ii. starb am 1. November 1700, und

8. Neue Zeit - S. 231

1897 - Stuttgart : Neff
231 am 16. November erklärte Ludwig Xiv. feierlich die An- nahme der spanischen Krone durch seinen Enkel. Die grosse Allianz gegen Frankreich und Philipp V. Oesterreich, das unter keinen Umständen die italienischen Besitzungen Spaniens in fremde Hände fallen lassen wollte, b e- schloss jetzt den Krieg. In England und Holland herrschte Abneigung gegen den von Wilhelm Iii. und dem Staats- pensionär Heinsius als notwendig erkannten Krieg; als aber Ludwig Xtv. sofort seine Truppen in dem von dem General- statthalter, Kurfürsten Max Emanuel, nicht verteidigten Belgien einrücken liess und alle politischen und merkantilen Zugeständ- nisse verweigerte, die für Holland Philipps von Anjou Nachfolge in der spanischen Gesamtmonarchie hätten annehmbar machen können, brachte Wilhelm Iii. am 7. September 1701 zwischen den beiden Seemächten und Oesterreich die „grosse Allianz“ zu stände, wonach der Kaiser als „Satisfaktion für seine Ansprüche“ die spanischen Niederlande, das alte Reichs- lehen Mailand, Neapel und Sicilien, die Seemächte Garantieen für die Freiheit ihres Handels bekommen und die von ihnen zu erobernden spanischen Kolonien behalten sollten, während be- treffs Spaniens selbst nur festgesetzt wurde, dass es nie mit Frankreich vereinigt werden solle. Als vollends Ludwig Xiv. nach dem Tod Jakobs Ii. am 16. September 1701 das Thron- recht von dessen Sohn „Jakob Iii.u feierlich anerkannte, während die englische Successionsakte vom 12. Juni 1701 fest- setzte, dass im Fall des kinderlosen Todes der Prinzessin Anna die Thronfolge an die Kurfürstin Sophie von Hannover, die Tochter des Winterkönigs und Enkelin Jakobs I., also an das Haus Hannover übergehen sollte, wurden vom Parlament bereitwilligst die grössten Mittel für die Kriegführung zur Ver- fügung gestellt. Dagegen hatte Viktor Amadeus von Savoyen, Schwiegervater Philipps von Anjou, sein Bündnis mit Frankreich erneuert, Papst Clemens Xi. war ebenfalls für Frankreich ge- wonnen, und in Mailand, Mantua und Neapel standen seit An- fang 1701 französische Truppen. In Spanien selbst war Philipp V. von den Kastilianern mit Jubel aufgenommen worden, während Katalonien, Aragonien und Valencia der habsburgischen Thron- folge geneigt waren. Königtum in Preussen. Das Reich gegen Frankreich. Von den grösseren deutschen Staaten kam für den spanischen Erbfolgekrieg nicht in Betracht das Kurfürstentum Sachsen, da Kurfürst Friedrich August (I.), der Starke (1694—1733), seit 1697 König August Ii. von Polen (s. S. 228), ausschliess- lich durch den nordischen Krieg (s. § 73) in Anspruch

9. Neue Zeit - S. 359

1897 - Stuttgart : Neff
359 nen Erfolg durch Ausnützung zu einem wirklichen Sieg zu machen, während Napoleon alles that, um sich für eine neue Schlacht ein entscheidendes Uebergewicht zu sichern, und den Vizekönig von Italien nach dessen Sieg bei Raab an sich zog. Am 5. und 6. Juli erfolgte die mörderische Schlacht bei Wagram, die den Erzherzog zum Rückzug nach Mähren zwang; am 11. Juli wurde der Waffenstillstand von Znaym geschlossen, der ein Drittel des österreichischen Gebiets den Franzosen über- liess und Tirol preisgab. Trotzdem erwehrten sich die Tiroler noch einmal der Feinde, am 15. August zog Hofer zum dritten- mal in Innsbruck ein und übernahm die Regierung des Landes. Dagegen wurden die Vorarlberger im August zur Niederlegung der Waffen gezwungen; gleichzeitig endete ein mit bedeutenden Streitkräften unternommener Angriff der Engländer auf Holland mit einem gänzlichen Misserfolg; nur die Insel Walcheren an der Scheldemündung hielten sie bis Dezember 1809 besetzt. Der Wiener Friede und seine Folgen. Am 14. Oktober 1809, zwei Tage nach dem Mordversuch eines jungen Naum- burgers, Friedrich Staps, auf Napoleon, wurde der Wiener (oder Schönbrunner) Friede geschlossen. Oesterreich musste 85 Millionen fr. zahlen und 2150 Qm mit 31/2 Millionen Ein- wohnern abtreten: Bayern erhielt Salzburg mit Berchtesgaden, das Innviertel und das westliche Hausruckviertel, Russland den Kreis Tarnopol, das Warschauer Grossherzogtum Westgalizien (mit Krakau); aus den bisher österreichischen Gebieten südlich der Save wurde der Staat der illyrischen Provinzen unter der Oberhoheit Napoleons gebildet; Oesterreich war damit vom Meer abgeschnitten. Von anderen jetzt vorgenommenen Besitz- veränderungen waren die wichtigsten, dass Regensburg und Baireuth an Bayern kamen, Südtirol an das Königreich Italien, das Pusterthal an die illyrischen Provinzen, Ulm an Württem- bergr. Tirol musste erst noch unterworfen werden; nachdem der aufgebotenen Uebermacht gegenüber der Widerstand endlich auf- gegeben war, rief Hofer, durch Vorspiegelungen falscher Freunde verleitet, im November seine Landsleute wieder zu den Waffen; durch Verrat gefangen wurde er auf Befehl Napoleons 20. Fe- bruar 1810 in Mantua erschossen. Für Oesterreich hatte der un- glückliche Krieg den völligen Verzicht der jetzt von Metternich geleiteten Politik auf Reformen im Innern, auf Selbständigkeit im Aeussern und 1811 einen Staatsbankerott zur Folge. § 109. Napoleon auf der Höhe seiner Macht; der spanische Krieg. Napoleons gewaltthätiges Schalten. Napoleon, den der Sieg über Oesterreich vollends zum unumschränkten Herrn Mittel-

10. Neue Zeit - S. 388

1897 - Stuttgart : Neff
— 388 Für Spanien Hess sich Frankreich vom Kongress in Verona (Ok- tober—dezember 1822) im Namen der „Legitimität“ mit der Herstellung des absolutistischen Regiments beauftragen: der Herzog von Angouleme, der ältere Sohn des Grafen von Artois, durchzog mit 100 000 Mann Spanien und er- stürmte Cadix (August 1823); Ferdinand hob die Verfassung auf und übte furchtbare Rache. England, dessen auswärtige Politik Canning seit 1822 leitete, hatte sich den vereinigten Festlandsmächten gegenüber auf einen Protest beschränken müssen. Dagegen hatten jene Mächte England gegenüber kein Mittel, bei dem Aufstand der amerikanischen Kolonien Spaniens ihren Willen durchzusetzen. Schon seit 1810 waren einzelne der südamerikanischen Kolonien im Aufstand; die Kämpfe, in denen Bollvar sich den Ehrennamen des „Befreiers“ verdiente, endeten 1825 damit, dass für Spanien alle seine südamerikanischen Kolonien verloren waren; es wurden aus ihnen Republiken: die Argentinische Republik, Uruguay (1821 bis 28 mit Brasilien vereinigt), Paraguay, Venezuela, Columbia, Ecuador, Peru, Bolivia und Chile. Auch Mexiko war schon seit 1810 im Aufstand; der General Iturbide, der diesen niedergeworfen hatte, Hess sich 1822 selbst als Kaiser ausrufen, aber schon 1823 wurde er vertrieben, und 1824 schlossen sich die Provinzen zu einem republikanischen Bundesstaat zu- sammen. Ebenso riss sich Mittelamerika 1821—23 los; die so entstehenden fünf Staaten bildeten (bis 1839) die Republik der vereinigten Staaten Zentralamerikas. Alle diese Kreolen-Republiken wurden der Schauplatz fortgesetzter innerer Wirren und vielfacher Bürgerkriege. Spanien behielt von seinen amerikanischen Besitzungen nur die Inseln Cuba und Puerto-Rico, sowie zunächst noch Texas (das sich 1836 für unabhängig erklärte und 1845 der nordamerikanischen Union beitrat; Florida war schon 1819 von Spanien an die Union verkauft worden). England hatte schon auf dem Kongress von Aachen erklärt, dass es nie seine Handelsbeziehungen zu den aufständischen Kolonien lösen werde. Die, zunächst gegen eine gefürchtete Einmischung der heiligen Allianz gerichtete, Erklärung des Präsidenten der Nordamerikanischen Union Monroe, dass die Union jede Einmischung einer europäischen Macht zum Zweck der Unterdrückung unabhängiger nordamerikanischer Regierungen als unfreundliche Gesinnung betrachten werde und jede weitere Ausdehnung europäischer Kolonisation vom amerikanischen Kontinent ausgeschlossen wissen wolle (2. Dezember 1823: „Monroe-Doktrin“), und die Anerkennung der Unabhängigkeit der befreiten Kolonien durch England (1. Januar 1825) schloss jede Möglichkeit einer Wiederunterwerfung aus. Tn Portugal wurde 1820 die Regentschaft des englischen Lord Beres- ford, der das Land als englische Provinz regierte und die nationalen und freiheitlichen Bestrebungen grausam unterdrückte, durch einen Aufstand ge- stürzt, worauf Johann Vi. 1821 die Regentschaft in Brasilien seinem Sohn Pedro übergab und nach Portugal zurückkehrte; aber nun erfolgte 1822 die Unabhängigkeitserklärung Brasiliens unter Pedro, der so den Auftrag seines Vaters, das Land unter allen Umständen dem Haus Braganza zu erhalten, erfüllte. 1824 gab Kaiser Pedro I. dem Reich eine konstitutionelle Verfassung. Johanns Vi. anderer Sohn Miguel wollte in Portugal die ihm zu gemässigte Regierung seines Vaters stürzen und wurde deshalb des Landes ver- wiesen 1824. Nach Johanns Tod 1826 gab Pedro Portugal eine Verfassung und verzichtete zugleich auf den portugiesischen Thron zu Gunsten seiner Tochter Maria da Gloria, die er mit Miguel, dem Schützling der Ostmächte, verlobte. Aber Miguel hob, sobald er sich der Gewalt bemächtigt hatte, die von ihm beschworene Verfassung 1828 auf und führte nun eine absolutistische Regierung schlimmster Art, bis er 1832 von seinem Bruder Pedro, der 1831 die brasilische Krone zu Gunsten seines einjährigen Sohnes Pedro Ii. (1831—89; 1889 Brasilien Republik) hatte niederlegen müssen, gezwungen wurde, den
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