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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Neue Zeit - S. 34

1897 - Stuttgart : Neff
34 ment des französischen Königs, andrerseits an die zu erwartende häufige Abwesenheit des spanischen Herrschers, endlich die unge- heuren Summen, die Karl aufwandte oder versprach (im heutigen Geldwert etwa 36 Millionen Mark, zumeist von den Fugger vorgestreckt), bewirkten einen Umschwung. Ein wiederholter Versuch, die Wahl auf Friedrich von Sachsen zu lenken, scheiterte an dessen Ablehnung, und schliesslich liess auch Leo X. erklären, dass der Besitz Neapels der Wahl Karls nicht im Wege stehe. Am 28. Juni 1519 wurde Karl einstimmig gewählt. Karls Vertreter mussten in dessen Namen in einer Wahlkapitu- lation u. a. zusichern, dass er kein Bündnis mit fremden Staaten ohne Wissen und Willen der Kurfürsten schliessen, keine fremden „Völker“ ins Reich ziehen, königliche und Reichsämter nur Ein- heimischen übergeben, ein Reichsregiment aufrichten und die grossen Handelsgesellschaften abschaifen werde. Ulrich von Württemberg (1498—1550) war 1512 dem Schwäbischen Bunde nicht wiederbeigetreten, sondern hatte einen „Kontrabund“ geschallen. Als er, von Max zum zweitenmale wegen Ungehorsams geächtet, nach dessen Tod, im Vertrauen auf die französische Freundschaft, Reutlingen über- zogen und landsässig gemacht hatte, verdrängte ihn das Heer des Schwäbischen Bundes rasch aus seinem Lande. Ein August 1519 gemachter Versuch, mit Hilfe des Landvolks es wiederzugewinnen, misslang. Der Schwäbische Bund trat, um zu seinen Kriegskosten zu kommen, Würt- temberg ankarl ah, der August 1520 als Herzog und Erbherr davon Besitz nahm. In Worms wiirde es dem Erzherzog Ferdinand überwiesen. In der „Hildesheimer Fehde“ errangen Bischof Johann von Hildesheim und Herzog Heinrich von Lüneburg, die mit Frankreich in Verbindung standen, 28. Juni einen Sieg bei Soltau über den Bischof von Minden und die Herzoge von Braunschweig-Wolffenbüttel und -Kahlenberg. Der Gegensatz Karls V. und Franz I. Die Stellung Eng- lands und Leo X. Den Krieg zwischen Spanien-Burgund und Frankreich machten dieansprüchefrankreichsaufrück- gabe des südlichen Navarra an das Haus Albret und auf Neapel, die Karls auf Mailand (im Namen des Reichs) und die Bourgogne, Frankreichs Lehnsherrlichkeit über Flandern und Artois und sein Wunsch, Roussillon (1493—1642 spanisch) an sich zu bringen, sowie die allgemeine Rivalität de rvalois und des Hauses Oesterreich um die vorherrschende Stel- lung unvermeidlich. Karls Lage gestaltete sich zwar noch ungünstiger durch den Aufstand der Co mm uneros in Castilien und Valencia, den hauptsächlich die Steigerung der finanziellen Belastung (zum Teil von der erpresserischen Habsucht der wallonischen Hauptratgeber Karls verursacht) und damit teilweise zusammenhängende massenhafte Gold- ausfuhr, sowie die municipale Rechtlosigkeit des Bürgerstands hervorrief; aber der Ausbruch wurde verzögert durch die Be-

2. Neue Zeit - S. 121

1897 - Stuttgart : Neff
121 § 41. Fortgang und Ende (1er französischen Religionskriege. Spanien und Frankreich. 1586—1598. Achter Religionskrieg\ Erst Mitte 1587 begann Heinrich Iii. ernstlich, in wenig aufrichtigem Zusammenwirken mit den Guise, den Krieg gegen die Hugenotten. Der Sieg Heinrichs von Na- varra bei Coutras wurde nicht ausgenützt, und dann aufgewogen durch den Sieg Heinrichs von Guise über ein deutsch-schweizerisches Söldnerheer („Krieg der drei Heinriche“). Die Ligue stellte an den König jetzt Forderungen, deren Erfüllung ihre Häupter zu Herren Frankreichs gemacht hätte, sie verlangte auch Er- richtung eines Inquisitionstribunals in jeder Stadt und Hinrich- tung aller mit den Walfen in der Hand gefangenen Ketzer. Heinrich Guise erschien, wider das Verbot des Königs, Mai 1588 in Paris, wo die revolutionäre Erregung schon stark war {„Ligue der Sechzehn“). Die Sorbonne hatte verkündet, dass das Volk berechtigt sei, Könige abzusetzen. Am „Barrikadentag“ (13. Mai) ivurde der König gezwungen, Paris zu verlassen, wo sich bald eine terroristische und ketzerverbrennende Handwerkerregierung („Commune“) der Herrschaft bemächtigte. Der schwache König unterwarf sich Mitte des Jahres im „Unionsvertrag“ der Ligue: er erklärte u. a. jeden ketzerischen Prinzen der Thronfolge für verlustig und übergab den Oberbefehl über alle königlichen Truppen den Guise. Aber als die Generalstände von Blois bestrebt waren, durch ihre Haltung die Macht der Guise auf Kosten des Königtums noch mehr zu heben und zu befestigen, liess der König Heinrich von Guise in seinem Vorzimmer durch Edelleute und einen Tag später dessen Bruder, denkardinal Ludwig von Lothringen, ermorden (Ende 1588). An- fang 1589 wurden die Generalstände aufgelöst. In Paris und nach seinem Vorgang in den meisten französischen Städten wurde der Bruder der ermordeten Guise, Herzog von Mayenne, als „Generalstatthalter des Staates und der Krone Frankreich“ ausgerufen, in Paris organisierte Mendoza, der Gesandte Philipps, der sich die Hoffnung auf Beherrschung Frankreichs und damit auf Niederwerfung der gesamten Niederlande wahren wollte, den Widerstand, die Sorbonne entband das französische Volk des Heinrich Iii. geschworenen Eides, und Sixtus V. bedrohte ihn mit dem Bann. Der Fanatismus wurde insbesondere durch Predigten niederer Kleriker und Mönche, sowie durch Massenprozessionen rege gehalten und geschürt. Für Hein- rich Iii. blieb, da er selbst nur über wenig Truppen verfügte, nur übrig, mit Heinrich von Navarra sich zu einen, dem er Religionsfreiheit für die Reformierten zu-

3. Neue Zeit - S. 157

1897 - Stuttgart : Neff
157 bot dieser in einem scharfen, auch mit Strafen drohenden Erlass eine zweite, von den Defensoren angesetzte Versammlung bis zu seiner eigenen Ankunft. Diese Versammlung wurde doch gehalten, ihr aber ein erneutes Verbot mitgeteilt. Die Gesamt- heit der Versammelten begab sich auf das Rathaus, um den Statthaltern ihre Antwort zu überreichen. Einen Wortwechsel, der entstand, benützten einige Herren, vor allem Thurn, um zwei der anwesenden Statthalter, Slawata undmartinitz für Verletzer des Majestätsbriefes und Feinde des Friedens er- klären zu lassen; dann wurden diese samt dem Sekretär Fabricius nach alttschechischer Sitte aus den Fenstern hinaus- geworfen (23. Mai 1618). Slawata wurde durch den Fall schwer, Martinitz leicht, Fabricius gar nicht verletzt. Dieser Fenstersturz (den nur eine kleine Minderheit geplant hatte) warf Böhmen ohne jede diplomatische, finanzielle, poli- tische Vorbereitung in die Eevolution gegen das Haus Oesterreich. Kapitel Xv. Der dreissigjährige Krieg. § 51. Der böhmisch-pfälzische Krieg. Der böhmische Aufstand bis zur Wahl Friedrichs zum böhmischen König. Die am 24. Mai eingesetzte revolutionäre Regierung der dreissig Direktoren erwies sich wenig fähig, ebenso Graf Thurn als Generalkommandant; ihm trat bald Graf von Hohenlohe zur Seite. Der Erhebung schlossen sich alle böhmischen Städte an, ausser Pilsen, Budweis und Crumma. Die revolutionäre Begierung befand sich von Anfang an in finanziellen Schwierig- keiten, die später auch Zwangsanleihen, Plünderung der Klöster und Beschlagnahme des Grundbesitzes katholischer Edelleute, sowie der katholischen Kirche nicht beseitigten. Hilfe wurde den Böhmen 1618 nur durch Zuzug von 4000 (insgeheim zur Hälfte vom Herzog von Savoyen bezahlten) Söldnern unter Füh- rung des katholischen, illegitimen Grafen Ernst von Mansfeld, eines echten Condottiere, und von Schlesien; hier war vor allem der brandenburgische Markgraf Johann Georg von Jägerndorf, Sohn des Kurfürsten Joachim Friedrich, dem die kaiserliche Regierung sein Fürstentum rechtlich bestritt, für sie thätig. Andrerseits erhielt der Kaiser zunächst nur Geldhilfe (später

4. Neue Zeit - S. 208

1897 - Stuttgart : Neff
208 absolute Gewalt zu verschaffen, durch entgegengesetzte Versicherungen. Die verunglückten Aufstände Argyles in Schott- land und seines illegitimen Neffen Monmoutli in England ermög- lichten ihm, sein Heer zu vermehren; des Oberrichters Jeffreys „blutige Assisen“ trafen über 300 mit Hinrichtung, über 800 mit Verschleppung nach den überseeischen Besitzungen. Als das Parlament an der (vom König schon mannigfach verletzten) Testakte wenigstens formell festhielt, liess er sich nach dessen Vertagung durch eine Kommission von Richtern das Dispensa- tionsrecht zusprechen, ernannte immer mehr katholische Offiziere, nahm Katholiken in den englischen und irischen Rat auf, in Irland wurde der katholische Graf von Tyrconnel Anfang 1687 auch äusserlich der mäch- tigste Beamte. Bei seinem Bemühen, England und Schott- land wieder katholisch zu machen, wurde er von Jesuiten be- raten, dagegen fand er bei Innocenz Xi., dem die Macht und der Uebermut Ludwigs Xiv. schon zu gross war, wenig Bei- fall. Weil ihm die Staatskirche ihre Mithilfe zum Werke ver- sagte, hoffte er durch die Indulgenzerklärung April 1687, die den Testeid abschaffte, die bis dahin aufs schwerste ver- folgten protestantischen Nonkonformisten wenigstens zur Neu- tralität zu bestimmen; aber die meisten Sekten waren dafür zu weitsichtig. Versuche, die einstweilige Parität auch den Uni- versitäten Cambridge und Oxford aufzuzwingen, und die Ver- haftung von sieben Bischöfen, die sich geweigert hatten, die neu- verkündigte Indulgenzerklärung von den Kanzeln zu verlesen, entfremdeten dem Könige auch die gemässigten Tories und schar- ten auf einige Zeit um die Hochkirche alle entschiedenen Pro- testanten; die Geburt eines Kronprinzen (10. Juni 1688), bei der man vielfach ohne Grund an eine Unterschiebung glaubte, steigerte die Gefahr für den Protestantismus. Eine Vereinigung hochgestellter Tories undwhigs sandte an Wilhelm Iii. von Oranien, seit 1677 Gemahl Marias, der älteren der beiden protestantischen Töchter Jakobs aus dessen erster Ehe, die Aufforderung, sich bewaffnet einzumischen (Mitte des Jahres). Der Bevormundung widerstrebend, lehnte Jakob ein ihm von Ludwig Xiv. angebo- tenes Bündnis ab. Mit Zustimmung der Generalstaaten, deren Gebiet auch kurbrandenburgische Truppen während der Expedi- tion schützten, landete Wilhelm 15. November mit etwa 14000 Mann an der Küste von Devonshire zum Kampfe „für die protestantische Religion und ein freies Parlament“. Jakob, dem eigene Mutlosigkeit und sich mehrender Abfall den Wider- stand unmöglich machte, flüchtete 18. Dezember nach Frank-

5. Neue Zeit - S. 244

1897 - Stuttgart : Neff
244 östlichen Europa zu Gunsten Russlands. In Stockholm schloss Schweden 9. November 1719 mit Hannover, 21. Januar 1720 mit Preussen Frieden: Hannover erhielt die Bistümer Bremen und Verden gegen 1 Million Thaler, Preussen Vorpommern östlich der Peene gegen 2 Millionen Thaler, sodass der deutsche Besitz Schwedens auf den Rest von Vorpommern mit Rügen und Wismar beschränkt wurde. Dänemark gab im F r i e d e n v о n Fried- richsburg (3. Juli 1720) seine Eroberungen gegen 600000 Thlr. an Schweden zurück, das aber sich dem Sundzoll unterwarf und den Herzog von Gottorp preisgab; die Schleswig-Gottorpischen Be- sitzungen wurden m it Dänemark vereinigt und Schleswig widerrecht- lich, weil im Widerspruch zu der 1460 garantierten Zusammen- gehörigkeit Holsteins und Schleswigs, unter das (1665 beschlossene) Königsgesetz gestellt, das für Dänemark die weibliche Erbfolge festsetzte. Gegen Russland, wurde der Krieg fortgesetzt und dadurch nichts als eine arge Verwüstung der schwedischen Küste erreicht. Im Frieden von Nystadt (10. September 1721) gab Russland, dessen Herrscher jetzt den Kaisertitel annahm, das ebenfalls eroberte Finnland zurück, behielt aber gegen 2 Millionen Thaler Ingermanland, Karelien, Esthland und Livland. Polen, das in den Frieden mit aufgepommen wurde, hatte nichts ge- wonnen, es musste Stanislaus Lesczynski eine Geldentschädigung zahlen, und durch die Vermählung der einen Nichte Peters, Anna Iwanowna, mit dem Herzog von Kurland (1712) war die Vereinigung auch dieses Landes mit Russland eingeleitet. Den Versuch, auch in Mecklenburg festen Fuss zu fassen dadurch, dass er den Herzog Karl Leopold von Mecklenburg-Schwerin, den Gemahl der andern Tochter Iwans, Katharina, bei seinem gewaltthätigen Vorgehen gegen die mecklenburgischen Stände unterstützte, hatte Peter der Haltung England-Hannovers und Hollands gegenüber aufgegeben (1717). Für die Rechte des Gottorpers trat Peter nicht ein, verlobte ihm aber kurz vor seinem Tod die eine seiner Töchter; diese Ehe des Herzogs Karl Friedrich von Gottorp mit Peters des Grossen Tochter Anna eröffnete dem Haus Gottorp die Aussicht auf den russischen Thron. § 74. Russland unter Peter und seinen nächsten Nachfolgern. Peters Regierung im Innern. Neben der kriegerischen Thätigkeit waren Peters Bestrebungen, Russland unmittelbar zu europäisieren, herge- gangen; 1716—17 hatte er seine zweite Reise nach Westeuropa (über Danzig, Stettin, Kopenhagen, Amsterdam nach Paris) gemacht. Die Schaffung eines Heeres (1725: 210 000 Mann) und einer Flotte (1725: allein 48 Linienschiffe), sowie einer Hauptstadt nach europäischem Muster (s. S. 242) war gelungen. Erfolgreich waren auch die Bemühungen Peters, in Russland neue Zweige des Ackerbaues einzuführen, den Berg- bau zu heben, eine Industrie zu schaffen und namentlich den russischen Handel zur Entwickelung zu bringen. Den letzteren Zwecken diente ein merkantilistisches Schutzzollsystem, die Anstellung von Konsuln im Auslande, die Einrichtung von Jahrmärkten und Börsen, die Einführung von Posten, die Anlegung von Häfen und insbesondere von Kanälen, die nach Peters, freilich

6. Neue Zeit - S. 296

1897 - Stuttgart : Neff
— 296 — gründet war das Urteil durch die Uebergriffe des Ordens in weltliche Angelegenheiten. Ein Jahr nachher starb Clemens Xiv. Geduldet blieben die Jesuiten als Weltpriester, die Unterricht erteilten, in Preussen und als organisierter Orden in Russland. § 91. Die Anfänge Ludwigs Xvi. In den letzten Regierungsjahren Ludwigs Xv. kam es zu einem Streit zwischen dem Königtum und den Parlamenten. Als der König einen Prozess gegen den bisherigen Gouverneur der Bretagne niederschlug, protestierte das Pariser Parlament „gegen die rechtlosen Uebergriffe willkürlicher Gewalt“ (1770), und da es in seinem Widerstand verharrte, hob derkanzler Maupeou das Pariser Parlament und dann die übri- gen Parlamente auf und setzte an ihre Stelle königliche Obergerichte. Die Massregel, die mit Abschaffung der Käuf- lichkeit der Richterstellen eine Reform des Gerichtswesens ein- leiten sollte, war formell ein Rechtsbruch und wurde als solcher aufs heftigste von der Presse angegriffen. Eine der ersten Regierungshandlungenludwigsxvi. (1774—92), derzwanzig- jährig seinem Grossvater folgte, war die Wiederherstellung der Parlamente. Der junge König war in seinem Privat- leben tadellos, aber für seinen Beruf ebensowenig begabt als er- zogen, in Gunstbezeugungen („Pensionen“) auf Kosten der Staats- kasse verschwenderisch und bei gutem Willen indolent und schwach. Diese Schwäche zeigte er gleich zu Anfang seiner Regierung darin, dass er sich von seiner Tante Adelaide be- stimmen liess, statt des ehrenwerten tüchtigen Machauld den charakterlosen Grafen Maurepas zu seinem ersten Minister zu machen. Die Gemahlin des Königs war (seit 1770) Marie Antoinette von Oesterreich, die, persönlich sittenrein, aber verschwenderisch, durch die Unvorsichtigkeit ihres Benehmens der üblen Nachrede Stoff bot und ihre geistige Ueberlegenheit über den König benützte, um die Politik nach ihren Launen und im österreichischen Interesse zu beeinflussen. Die Unzu- friedenheit über die Verluste und Opfer, die das österreichische Bündnis Frankreich verursachte, übertrug sich auf ihre Person. Dass er den Willen, zu bessern, hatte, bewies der König durch die Ernennung Turgots (1727—81) zum Generab kontrolleur der Finanzen. Turgot war im allgemeinen ein Anhänger der physiokratischen Schule (s. S. 260) und hatte als Intendant in Limoges (seit 1761) sich um die wirtschaftliche Hebung dieser Provinz durch seine hingebende, von Menschen- liebe und Sachkenntnis getragene Arbeit die grössten Verdienste

7. Neue Zeit - S. 392

1897 - Stuttgart : Neff
392 Die konstitutionelle Partei, die sich der Leitung der von den Republikanern durchgeführten Revolution bemächtigt hatte, be- wirkte durch Verständigung mit Lafayette, dem Oberkomman- danten der neu erstandenen Nationalgarde, die Uebertragung der Generalstatthalterschaft an den Sohn Egalités (s. S. 318), Herzog Louis Philipp von Orléans (30. Juli); Karl X. erkannte ihn als solchen an und dankte (2. August) ab zu Gunsten seines Enkels, Herzogs Heinrich von Bordeaux („Graf von Chambord“, f 1883), nachgeborenen Sohns des Herzogs von Berry (s. S. 391). Die Kammer, der der Generalstatthalter nur die Abdankung des Königs mitteilte, gestaltete die Verfassung um durch Abänderung des Artikels 14, Zuweisung der freien Präsidenten- wahl, der gesetzgeberischen Initiative und der Ministeranklage an die Volksvertretung, Verwandlung der „Staatsreligion“ in den „Kultus der Mehrheit der Franzosen“ und erhob zugleich mit der Verkündigung der neuen Verfassung Louis Philipp I. zum „König der Franzosen“ (1830—48). Die Wirkungen der Julirevolution waren Aufstände in Belgien (1830), Polen (1830/31), Mittelitalien (1831) und die Verschärfung des Gegensatzes zwischen Reaktion und freiheitlichen Bestrebungen in Deutschland. In Belgien mit seiner katholischen, halb wallonischen, halb vlämischen, überwiegend gewerbetreibenden Bevölkerung war von Anfang an die Vereinigung mit dem überwiegend protestantischen, germanischen, handeltreibenden Holland widerwillig aufgenommen worden. Die den Belgiern aufgezwungene hol- ländische Verfassung, die ihnen nicht mehr Sitze in der Volksvertretung als den weniger zahlreichen Holländern gab, die für sie unbillige Besteuerung, die Besetzung der meisten Stellen im Zivildienst und im Heer mit Holländern, die Persönlichkeit des Königs Wilhelm I. (1815—40) aus dem calvinistischen Haus der Oranier hatten diese Abneigung gesteigert. Die liberale Opposition, die Pressfreiheit und Steuerreform, und die katholische, die „ Unterrichtsfreiheit“ forderte, wurden durch den Liberalen Louis de Potter verschmolzen, der 1828 zu Gefängnis, April 1830 zu achtjähriger Verbannung verurteilt wurde. In- folge des am 25. August 1830 ausgebrochenen Aufstands in Brüssel mussten die holländischen Truppen das Land räumen ausser der Citadelle von Antwerpen, von wo aus General Chassé die Stadt bombardierte. Am 18. November erfolgte die Unabhängigkeitserklärung durch den belgischen Nationalkongress. Das Zusammengehen Englands (unter Palmerston) und Frankreichs bewirkte, dass die Londoner Konferenz der Grossmächte Januar 1831 Belgiens Unabhängigkeit aus- sprach. 4. Juni wurde der Koburger Prinz Leopold (I., 1831—65) vom Nationalkongress zum „König der Belgier“ gewählt. Durch die Londoner Konferenz wurde (Oktober) der rechts der Maas gelegene Teil von Limburg mit Holland, der wallonische Teil von Luxemburg mit Belgien ver- einigt. Das übrige Grossherzogtum Luxemburg verblieb dem holländischen König und im Verband des deutschen Bundes (dem nun dem Namen nach auch holländisch Limburg zugehörte). Dezember 1832 wurde Chassé durch ein französisches Heer gezwungen, die Citadelle von Antwerpen zu räumen. Zivischen Holland und Belgien kam erst 1839 der endgültige Friede zu stand.

8. Neue Zeit - S. 116

1897 - Stuttgart : Neff
116 geborenen Solines Jakob Vi. abzudanken, für den Murray die Regierung übernahm (1570 ermordet). Ein Versuch, sich die Herrschaft wieder zu erobern, misslang, und Mai 1568 betrat Maria als Flüchtling den englischen Boden. Anfangs noch im Besitz ziemlich freier Bewegung, unterhielt Maria von ihrem Aufenthalt aus nach allen Seiten hin diplo- matische Beziehungen; die leidenschaftlichen unter den eng- lischen Katholiken gedachten sie zu befreien und auf den eng- lischen Thron zu setzen. Aber ein Aufstand des nord- englischen Adels 1569 misslang, ebenso 1572 ein Komplott. Pius V. legte in einer Exkommunikationsbulle 1570 allen Engländern bei Strafe der Exkommunikation die Verpflichtung auf, der „praetensa Angliae regina“ jeden Gehorsam zu versagen, das Parlament verschärfte hierauf seit 1571 die Straf- verfügungen gegen Betätigungen katholischerge- sinnung: Einbringung einer päpstlichen Bulle nach England, Uebertritt zur römischen Kirche oder Verleitung hiezu war ohne weiteres Hochverrat. Elisabeth begann die aufständischen Nieder- länder zu unterstützen. Gregor Xiii. veranlasste durch Zusendung von Offizieren, Soldaten und eines Legaten Aufstände in Irland. Von Kollegien zu Douai (später Reims) und Rom wurden Priester als heimliche Agenten nach England entsandt, um gegen „die ruchlose Jesabel“ zu arbeiten; in England wurden von 1580 an manche katholische Geistliche nur, weil sie das waren, hingerichtet. John Knox (1505—72) war nach dein Misslingen der ersten prote- stantischen Erhebung 1547 mit andern nach Frankreich auf die Galeeren verbracht worden, er kam 1549 nach England. Nach Eduards Tode flüchtig, hatte er sich in Genf mit Calvins Ideen und der Genfer Kirchen- zucht vertraut gemacht. Er kehrte, nachdem sein Versuch, dem Pro- testantismus den Sieg zu verschaffen, gescheitert war (1558), nach Genf zurück. 1559 begann seine ununterbrochene Thätigkeit in Schottland. Er war vom tiefsten Hass gegen alle „römische Abgötterei“ erfüllt und vertrat die An- schauung, dass es Pflicht der Regenten sei, nach dem Beispiel der frommen Könige Israels „den Götzendienst“ abzuschaffen und streng zu bestrafen; gegen Regenten, die dieser Pflicht nicht genügen oder gar, wie die gottlosen Könige Israels, die „Abgötterei“ begünstigen, erklärte er es für Recht und Pflicht des Adels und Volks, sich zu erheben; wenn es nicht anders gehe, komme es dem einzelnen Eiferer für die wahre Religion zu, sie zu beseitigen. Grossen Eifer entfaltete er für das Schulwesen, und die von der presbyterianischen (s. S. 98) Kirche Schottlands trotz der Armseligkeit des ihr gebliebenen Besitzes gegründeten Schulen hoben innerhalb eines Jahrhunderts die Bildung und die intellektuellen Kräfte des Landes bedeutend. Unter der Regierung Jakobs Vi. (seit 1581 mündig) hatte der Presbyterianismus mit wechselndem Erfolg zu kämpfen gegen das Institut der Bischöfe, die Jakob schon wegen ihrer Eigenschaft als Reichsstände, sich bemühte beizubehalten oder wieder einzuführen, und im Zusammenhang damit gegen das Bestreben des Königs, der Kirche gegenüber einen Supremat zu erlangen. 1600 setzte Jakob durch, dass die Krone drei „Bischöfe“ ins Parlament sandte.

9. Neue Zeit - S. 108

1897 - Stuttgart : Neff
108 wuchs mit der Zahl der Opfer der Verfolgung, die immer heftiger wurde (das letzte Edikt Mitte 1557 setzte pein- volle Todesstrafe auf jedes Gespräch über dogmatische Fragen und auf den Besuch Genfs), auch die Zahl zum Martyrium be- reiter Bekenner des Evangeliums, lange zumeist Leute niederen Standes ohne ausgestaltetes Bekenntnis. Nach und nach gewannen Calvin und seine Lehren massgebenden Einfluss, und die „Hugenotten“1) schufen sich seit 1555 ein Bekenntnis und eine Organisation (1559 erste National- oder Generalsynode), die angesichts der Feindschaft der Staatsgewalt eine freiere war, als in Genf. Die erste Kon- stitution jeder Gemeinde erfolgte, indem sie sich durch Wahl ein gemischtes consistoire schuf, das aber dann seine Laienmit- glieder durch Kooptation ergänzte, während die Geistlichen von der Provinzialsynode ernannt wurden. In der letzten Zeit vor seinem plötzlichen Tode trug sich Heinrich mit dem Gedanken, gemeinsam mit Spanien Genf zu bekriegen. Unter der kurzen Regierung seines noch unmündigen Sohnes Franz Ii. (1560) schalteten diehauptgegner der Reformation, die Brüder Guise, deren Vater der zweite Sohn des Herzogs Renatus von Lothringen (s. Ii. S. 228) war, der Herzog Franz (1563 er- mordet) und der Kardinal Karl von Lothringen als die wirk- lichen Herrn Frankreichs (1561 schloss sich ihnen der Connétable von Montmorency zur Verteidigung der gefährdeten Religion an, „Triumvirn“). Den Hugenotten hatten sich aber auch schon viele Edelleute angeschlossen, teils aus Ueber- zeugung, teils aus Lust zu den Kirchengütern und Opposition gegen das königliche Regiment bezw. die „fremden“ Guise. Die vornehmsten Häupter des reformierten Adels waren Antoine von Bourbon, durch seine Heirat mit Jeanne d’Albret König von Navarra (und Béarn), der jedoch 1561, in eitler Hoff- nung, von Philipp Ii. das südliche Navarra zu erhalten, zum alten Glauben zurücktrat (f 1562), und dessen Bruder Louis von Condé, das Brüderpaar Gaspard de Coligny, seit 1552 Admiral von Frankreich, und Franz von Chatillon d’Andelot. Die Hugenotten waren jetzt auch eine politische Partei. Nach dem Sieg über die zunächst gegen sie gerichtete Verschwörung von Amboise, eine Vereinigung hugenottischer und altgläubiger b Dieser zuerst von den Gegnern gebrauchte und 1557 nachweisbare Name beruht wohl auf einer Uebertragung der Genfer Parteibezeichnung eignots; in Frankreich selbst betrachtet man den Namen als dort originär entstanden und führt ihn darauf zurück, dass die geheimen nächtlichen Ver- sammlungen der Ketzer von der Masse mit dem Glauben an das Gespenst des alten Königs Hugo in Zusammenhang gebracht wurden.

10. Neue Zeit - S. 111

1897 - Stuttgart : Neff
111 Bartholomäusnacht). Der König von Navarra und der junge Condé schwuren den reformierten Glauben ab, um sich zu retten (der Haft entzog sich Condé 1573, Heinrich 1576). In mehr- wöchentlichem Wüten wurden in Paris nach der niedersten I Schätzung etwa 2000, in den Provinzen 8000 Personen ermordet. : Gregor Xiii. feierte diese „Ugonottorum strages“ durch Pro- \ Zessionen, Tedeum und Denkmünzen. Den katholischen Mächten gegenüber stellten Katharina und noch mehr die Guise dieses \ Blutwerk nachträglich als ein längst geplantes Unternehmen, den protestantischen Fürsten Deutschlands gegenüber Katharina als Notwehr gegen Revolutionäre dar. Eine beträchtliche und dauernde Schwächung des französischen Protestantismus war damit erzielt. Andererseits trat dieser jetzt in bewusste und entschiedene Opposition gegen die Willkür und die Unumschränkt- heit der Monarchen („Monarchomachen“), und überall wurde im Verhältnis der Katholiken und Protestanten Misstrauen und Feindseligkeit gesteigert. Den Hugenotten, die sich in La Ro- chelle heldenmütig behaupteten (4. Krieg), bewilligte Hein- rich von Anjou, der zum polnischen König erwählt war, Kultfreiheit für die oberen Stände und drei Städte, was Karl in einem Edikt von Boulogne bestätigte. Dieses Abkommen erkannten aber die Hugenotten des Südens nicht an, und noch 1573 schufen sich die Protestanten eine sehr zweck- mässige militärische und politische Organisation. Die heilige Ligue. Der ebenso feige und unfähige als aus- schweifende Heinrich Iii. (1574—89), der nach dem Tode seines Bruders sein Königreich Polen verlassen hatte, wurde bald von einem Bunde seines Bruders Franz von Anjou (Alençon), des Prinzen Condé und (seit Anfang 1576 auch) Heinrichs von Navarra, der nach seiner Flucht vom Hofe sich wieder zum Protestantismus bekannte, überhaupt von Hugenotten und Politikern („tiers parti“) j bekämpft. Im Frieden von Beaulieu erhielten die Prinzen (auch die Guise, die für den König gekämpft hatten) Provinzen, die Hugenotten Kultfreiheit, Paris und den Hof ausgenommen, und acht Sicherheitsplätze. Aber gegen die den Hugenotten gemachten Zugeständnisse bildete der katholische Hochadel noch 1576 die I Ligue zur „Wiederherstellung des Gesetzes Gottes“, d. h. der Alleinherrschaft der katholischen Religion, aber auch zurwieder- ■ aufrichtung der Selbständigkeit der Provinzen und Minderung der königlichen Gewalt. Die Führung der Ligue übernahm Heinrich Guise (le balafré). Die Ligue beherrschte die ! Generalstände von Blois (Ende 1576), bei denen auch • die Mehrheit des Tiers-état Unterdrückung des Protestantismus ! verlangte. Heinrich Iii. verordnete jetzt, dass es in Frankreich
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