34
ment des französischen Königs, andrerseits an die zu erwartende
häufige Abwesenheit des spanischen Herrschers, endlich die unge-
heuren Summen, die Karl aufwandte oder versprach (im heutigen
Geldwert etwa 36 Millionen Mark, zumeist von den Fugger
vorgestreckt), bewirkten einen Umschwung. Ein wiederholter
Versuch, die Wahl auf Friedrich von Sachsen zu lenken, scheiterte
an dessen Ablehnung, und schliesslich liess auch Leo X. erklären,
dass der Besitz Neapels der Wahl Karls nicht im Wege stehe.
Am 28. Juni 1519 wurde Karl einstimmig gewählt. Karls
Vertreter mussten in dessen Namen in einer Wahlkapitu-
lation u. a. zusichern, dass er kein Bündnis mit fremden Staaten
ohne Wissen und Willen der Kurfürsten schliessen, keine fremden
„Völker“ ins Reich ziehen, königliche und Reichsämter nur Ein-
heimischen übergeben, ein Reichsregiment aufrichten und die
grossen Handelsgesellschaften abschaifen werde.
Ulrich von Württemberg (1498—1550) war 1512 dem Schwäbischen
Bunde nicht wiederbeigetreten, sondern hatte einen „Kontrabund“ geschallen.
Als er, von Max zum zweitenmale wegen Ungehorsams geächtet, nach dessen
Tod, im Vertrauen auf die französische Freundschaft, Reutlingen über-
zogen und landsässig gemacht hatte, verdrängte ihn das Heer des
Schwäbischen Bundes rasch aus seinem Lande. Ein August 1519
gemachter Versuch, mit Hilfe des Landvolks es wiederzugewinnen, misslang.
Der Schwäbische Bund trat, um zu seinen Kriegskosten zu kommen, Würt-
temberg ankarl ah, der August 1520 als Herzog und Erbherr davon Besitz
nahm. In Worms wiirde es dem Erzherzog Ferdinand überwiesen. In
der „Hildesheimer Fehde“ errangen Bischof Johann von Hildesheim und
Herzog Heinrich von Lüneburg, die mit Frankreich in Verbindung standen,
28. Juni einen Sieg bei Soltau über den Bischof von Minden und die Herzoge
von Braunschweig-Wolffenbüttel und -Kahlenberg.
Der Gegensatz Karls V. und Franz I. Die Stellung Eng-
lands und Leo X. Den Krieg zwischen Spanien-Burgund und
Frankreich machten dieansprüchefrankreichsaufrück-
gabe des südlichen Navarra an das Haus Albret und auf
Neapel, die Karls auf Mailand (im Namen des Reichs)
und die Bourgogne, Frankreichs Lehnsherrlichkeit über Flandern
und Artois und sein Wunsch, Roussillon (1493—1642 spanisch) an
sich zu bringen, sowie die allgemeine Rivalität de rvalois
und des Hauses Oesterreich um die vorherrschende Stel-
lung unvermeidlich. Karls Lage gestaltete sich zwar noch
ungünstiger durch den Aufstand der Co mm uneros in
Castilien und Valencia, den hauptsächlich die Steigerung
der finanziellen Belastung (zum Teil von der erpresserischen
Habsucht der wallonischen Hauptratgeber Karls verursacht)
und damit teilweise zusammenhängende massenhafte Gold-
ausfuhr, sowie die municipale Rechtlosigkeit des Bürgerstands
hervorrief; aber der Ausbruch wurde verzögert durch die Be-
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Friedrich_von_Sachsen Friedrich Leo_X Leo Karls Karl Karl Karls Ulrich_von_Württemberg Max Max August August Ferdinand Johann_von_Hildesheim Johann Heinrich_von_Lüneburg Heinrich Karls_V. Franz_I. Leo_X Leo Karls Karls Karls
Extrahierte Ortsnamen: Karls Karls Reutlingen Worms Frankreich Minden Karls Frankreich Navarra Haus_Albret Neapel Karls Mailand Frankreichs Oesterreich Karls Valencia Karls
121
§ 41. Fortgang und Ende (1er französischen Religionskriege.
Spanien und Frankreich. 1586—1598.
Achter Religionskrieg\ Erst Mitte 1587 begann Heinrich Iii.
ernstlich, in wenig aufrichtigem Zusammenwirken mit den Guise,
den Krieg gegen die Hugenotten. Der Sieg Heinrichs von Na-
varra bei Coutras wurde nicht ausgenützt, und dann aufgewogen
durch den Sieg Heinrichs von Guise über ein deutsch-schweizerisches
Söldnerheer („Krieg der drei Heinriche“). Die Ligue stellte
an den König jetzt Forderungen, deren Erfüllung ihre Häupter
zu Herren Frankreichs gemacht hätte, sie verlangte auch Er-
richtung eines Inquisitionstribunals in jeder Stadt und Hinrich-
tung aller mit den Walfen in der Hand gefangenen Ketzer.
Heinrich Guise erschien, wider das Verbot des Königs, Mai 1588
in Paris, wo die revolutionäre Erregung schon stark war {„Ligue
der Sechzehn“). Die Sorbonne hatte verkündet, dass das Volk
berechtigt sei, Könige abzusetzen. Am „Barrikadentag“ (13. Mai)
ivurde der König gezwungen, Paris zu verlassen, wo sich bald
eine terroristische und ketzerverbrennende Handwerkerregierung
(„Commune“) der Herrschaft bemächtigte. Der schwache König
unterwarf sich Mitte des Jahres im „Unionsvertrag“ der Ligue:
er erklärte u. a. jeden ketzerischen Prinzen der Thronfolge für
verlustig und übergab den Oberbefehl über alle königlichen
Truppen den Guise. Aber als die Generalstände von Blois bestrebt
waren, durch ihre Haltung die Macht der Guise auf Kosten des
Königtums noch mehr zu heben und zu befestigen, liess der
König Heinrich von Guise in seinem Vorzimmer durch
Edelleute und einen Tag später dessen Bruder, denkardinal
Ludwig von Lothringen, ermorden (Ende 1588). An-
fang 1589 wurden die Generalstände aufgelöst. In Paris und
nach seinem Vorgang in den meisten französischen Städten
wurde der Bruder der ermordeten Guise, Herzog von Mayenne,
als „Generalstatthalter des Staates und der Krone Frankreich“
ausgerufen, in Paris organisierte Mendoza, der Gesandte Philipps,
der sich die Hoffnung auf Beherrschung Frankreichs und damit
auf Niederwerfung der gesamten Niederlande wahren wollte,
den Widerstand, die Sorbonne entband das französische
Volk des Heinrich Iii. geschworenen Eides, und Sixtus V.
bedrohte ihn mit dem Bann. Der Fanatismus wurde insbesondere
durch Predigten niederer Kleriker und Mönche, sowie durch
Massenprozessionen rege gehalten und geschürt. Für Hein-
rich Iii. blieb, da er selbst nur über wenig Truppen verfügte,
nur übrig, mit Heinrich von Navarra sich zu einen,
dem er Religionsfreiheit für die Reformierten zu-
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iii Heinrich Heinrichs Heinrichs Heinrichs Heinrich_Guise Heinrich Heinrich_von_Guise Heinrich Ludwig_von_Lothringen Ludwig Mendoza Philipps Philipps Heinrich_Iii Heinrich Sixtus_V. Heinrich_von_Navarra Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Frankreich Paris Paris Paris Frankreich Paris Frankreichs
157
bot dieser in einem scharfen, auch mit Strafen drohenden Erlass
eine zweite, von den Defensoren angesetzte Versammlung bis
zu seiner eigenen Ankunft. Diese Versammlung wurde doch
gehalten, ihr aber ein erneutes Verbot mitgeteilt. Die Gesamt-
heit der Versammelten begab sich auf das Rathaus, um den
Statthaltern ihre Antwort zu überreichen. Einen Wortwechsel,
der entstand, benützten einige Herren, vor allem Thurn, um
zwei der anwesenden Statthalter, Slawata undmartinitz
für Verletzer des Majestätsbriefes und Feinde des Friedens er-
klären zu lassen; dann wurden diese samt dem Sekretär Fabricius
nach alttschechischer Sitte aus den Fenstern hinaus-
geworfen (23. Mai 1618). Slawata wurde durch den Fall
schwer, Martinitz leicht, Fabricius gar nicht verletzt. Dieser
Fenstersturz (den nur eine kleine Minderheit geplant hatte)
warf Böhmen ohne jede diplomatische, finanzielle, poli-
tische Vorbereitung in die Eevolution gegen das Haus
Oesterreich.
Kapitel Xv.
Der dreissigjährige Krieg.
§ 51. Der böhmisch-pfälzische Krieg.
Der böhmische Aufstand bis zur Wahl Friedrichs zum
böhmischen König. Die am 24. Mai eingesetzte revolutionäre
Regierung der dreissig Direktoren erwies sich wenig fähig, ebenso
Graf Thurn als Generalkommandant; ihm trat bald Graf von
Hohenlohe zur Seite. Der Erhebung schlossen sich alle böhmischen
Städte an, ausser Pilsen, Budweis und Crumma. Die revolutionäre
Begierung befand sich von Anfang an in finanziellen Schwierig-
keiten, die später auch Zwangsanleihen, Plünderung der Klöster
und Beschlagnahme des Grundbesitzes katholischer Edelleute,
sowie der katholischen Kirche nicht beseitigten. Hilfe wurde
den Böhmen 1618 nur durch Zuzug von 4000 (insgeheim zur
Hälfte vom Herzog von Savoyen bezahlten) Söldnern unter Füh-
rung des katholischen, illegitimen Grafen Ernst von Mansfeld,
eines echten Condottiere, und von Schlesien; hier war vor allem
der brandenburgische Markgraf Johann Georg von Jägerndorf,
Sohn des Kurfürsten Joachim Friedrich, dem die kaiserliche
Regierung sein Fürstentum rechtlich bestritt, für sie thätig.
Andrerseits erhielt der Kaiser zunächst nur Geldhilfe (später
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Slawata Friedrichs Graf_Thurn Ernst_von_Mansfeld Ernst Johann_Georg_von_Jägerndorf Johann Joachim_Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Martinitz Haus
Oesterreich Friedrichs Pilsen Budweis
208
absolute Gewalt zu verschaffen, durch entgegengesetzte
Versicherungen. Die verunglückten Aufstände Argyles in Schott-
land und seines illegitimen Neffen Monmoutli in England ermög-
lichten ihm, sein Heer zu vermehren; des Oberrichters Jeffreys
„blutige Assisen“ trafen über 300 mit Hinrichtung, über 800 mit
Verschleppung nach den überseeischen Besitzungen. Als das
Parlament an der (vom König schon mannigfach verletzten)
Testakte wenigstens formell festhielt, liess er sich nach dessen
Vertagung durch eine Kommission von Richtern das Dispensa-
tionsrecht zusprechen, ernannte immer mehr katholische
Offiziere, nahm Katholiken in den englischen und
irischen Rat auf, in Irland wurde der katholische Graf
von Tyrconnel Anfang 1687 auch äusserlich der mäch-
tigste Beamte. Bei seinem Bemühen, England und Schott-
land wieder katholisch zu machen, wurde er von Jesuiten be-
raten, dagegen fand er bei Innocenz Xi., dem die Macht und
der Uebermut Ludwigs Xiv. schon zu gross war, wenig Bei-
fall. Weil ihm die Staatskirche ihre Mithilfe zum Werke ver-
sagte, hoffte er durch die Indulgenzerklärung April 1687,
die den Testeid abschaffte, die bis dahin aufs schwerste ver-
folgten protestantischen Nonkonformisten wenigstens zur Neu-
tralität zu bestimmen; aber die meisten Sekten waren dafür zu
weitsichtig. Versuche, die einstweilige Parität auch den Uni-
versitäten Cambridge und Oxford aufzuzwingen, und die Ver-
haftung von sieben Bischöfen, die sich geweigert hatten, die neu-
verkündigte Indulgenzerklärung von den Kanzeln zu verlesen,
entfremdeten dem Könige auch die gemässigten Tories und schar-
ten auf einige Zeit um die Hochkirche alle entschiedenen Pro-
testanten; die Geburt eines Kronprinzen (10. Juni 1688),
bei der man vielfach ohne Grund an eine Unterschiebung glaubte,
steigerte die Gefahr für den Protestantismus. Eine
Vereinigung hochgestellter Tories undwhigs sandte
an Wilhelm Iii. von Oranien, seit 1677 Gemahl Marias,
der älteren der beiden protestantischen Töchter Jakobs aus
dessen erster Ehe, die Aufforderung, sich bewaffnet
einzumischen (Mitte des Jahres). Der Bevormundung
widerstrebend, lehnte Jakob ein ihm von Ludwig Xiv. angebo-
tenes Bündnis ab. Mit Zustimmung der Generalstaaten, deren
Gebiet auch kurbrandenburgische Truppen während der Expedi-
tion schützten, landete Wilhelm 15. November mit etwa
14000 Mann an der Küste von Devonshire zum Kampfe „für
die protestantische Religion und ein freies Parlament“. Jakob,
dem eigene Mutlosigkeit und sich mehrender Abfall den Wider-
stand unmöglich machte, flüchtete 18. Dezember nach Frank-
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König]]
Extrahierte Personennamen: Jeffreys Innocenz_Xi Innocenz Ludwigs Wilhelm Marias Töchter_Jakobs Jakob Ludwig_Xiv Ludwig Wilhelm Jakob
Extrahierte Ortsnamen: Schott- England Irland England Marias
244
östlichen Europa zu Gunsten Russlands. In Stockholm schloss
Schweden 9. November 1719 mit Hannover, 21. Januar 1720
mit Preussen Frieden: Hannover erhielt die Bistümer Bremen
und Verden gegen 1 Million Thaler, Preussen Vorpommern östlich
der Peene gegen 2 Millionen Thaler, sodass der deutsche Besitz
Schwedens auf den Rest von Vorpommern mit Rügen und Wismar
beschränkt wurde. Dänemark gab im F r i e d e n v о n Fried-
richsburg (3. Juli 1720) seine Eroberungen gegen 600000 Thlr.
an Schweden zurück, das aber sich dem Sundzoll unterwarf und
den Herzog von Gottorp preisgab; die Schleswig-Gottorpischen Be-
sitzungen wurden m it Dänemark vereinigt und Schleswig widerrecht-
lich, weil im Widerspruch zu der 1460 garantierten Zusammen-
gehörigkeit Holsteins und Schleswigs, unter das (1665 beschlossene)
Königsgesetz gestellt, das für Dänemark die weibliche Erbfolge
festsetzte. Gegen Russland, wurde der Krieg fortgesetzt und
dadurch nichts als eine arge Verwüstung der schwedischen Küste
erreicht. Im Frieden von Nystadt (10. September 1721)
gab Russland, dessen Herrscher jetzt den Kaisertitel annahm,
das ebenfalls eroberte Finnland zurück, behielt aber gegen
2 Millionen Thaler Ingermanland, Karelien, Esthland und Livland.
Polen, das in den Frieden mit aufgepommen wurde, hatte nichts ge-
wonnen, es musste Stanislaus Lesczynski eine Geldentschädigung zahlen, und
durch die Vermählung der einen Nichte Peters, Anna Iwanowna, mit dem
Herzog von Kurland (1712) war die Vereinigung auch dieses Landes mit
Russland eingeleitet. Den Versuch, auch in Mecklenburg festen Fuss zu
fassen dadurch, dass er den Herzog Karl Leopold von Mecklenburg-Schwerin,
den Gemahl der andern Tochter Iwans, Katharina, bei seinem gewaltthätigen
Vorgehen gegen die mecklenburgischen Stände unterstützte, hatte Peter der
Haltung England-Hannovers und Hollands gegenüber aufgegeben (1717). Für
die Rechte des Gottorpers trat Peter nicht ein, verlobte ihm aber kurz vor
seinem Tod die eine seiner Töchter; diese Ehe des Herzogs Karl Friedrich
von Gottorp mit Peters des Grossen Tochter Anna eröffnete dem Haus
Gottorp die Aussicht auf den russischen Thron.
§ 74. Russland unter Peter und seinen nächsten Nachfolgern.
Peters Regierung im Innern. Neben der kriegerischen Thätigkeit
waren Peters Bestrebungen, Russland unmittelbar zu europäisieren, herge-
gangen; 1716—17 hatte er seine zweite Reise nach Westeuropa (über Danzig,
Stettin, Kopenhagen, Amsterdam nach Paris) gemacht. Die Schaffung
eines Heeres (1725: 210 000 Mann) und einer Flotte (1725: allein
48 Linienschiffe), sowie einer Hauptstadt nach europäischem
Muster (s. S. 242) war gelungen. Erfolgreich waren auch die Bemühungen
Peters, in Russland neue Zweige des Ackerbaues einzuführen, den Berg-
bau zu heben, eine Industrie zu schaffen und namentlich den russischen
Handel zur Entwickelung zu bringen. Den letzteren Zwecken diente ein
merkantilistisches Schutzzollsystem, die Anstellung von Konsuln im Auslande,
die Einrichtung von Jahrmärkten und Börsen, die Einführung von Posten, die
Anlegung von Häfen und insbesondere von Kanälen, die nach Peters, freilich
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel]]
TM Hauptwörter (200): [T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden]]
Extrahierte Personennamen: Stanislaus_Lesczynski Peters Anna_Iwanowna Karl_Leopold_von_Mecklenburg-Schwerin Karl Leopold Katharina Peter Peter Karl_Friedrich
von_Gottorp Karl Friedrich Peters Anna Peter Peters Peters Peters Peters
Extrahierte Ortsnamen: Europa Russlands Stockholm Schweden Preussen Schwedens Wismar Schleswig Schleswigs Russland Russland Finnland Karelien Esthland Livland Kurland Hollands Haus
Gottorp Russland Westeuropa Danzig Stettin Kopenhagen Amsterdam Paris Russland
— 296 —
gründet war das Urteil durch die Uebergriffe des Ordens in
weltliche Angelegenheiten. Ein Jahr nachher starb Clemens Xiv.
Geduldet blieben die Jesuiten als Weltpriester, die Unterricht
erteilten, in Preussen und als organisierter Orden in Russland.
§ 91. Die Anfänge Ludwigs Xvi.
In den letzten Regierungsjahren Ludwigs Xv. kam es zu
einem Streit zwischen dem Königtum und den Parlamenten.
Als der König einen Prozess gegen den bisherigen Gouverneur
der Bretagne niederschlug, protestierte das Pariser Parlament
„gegen die rechtlosen Uebergriffe willkürlicher Gewalt“ (1770),
und da es in seinem Widerstand verharrte, hob derkanzler
Maupeou das Pariser Parlament und dann die übri-
gen Parlamente auf und setzte an ihre Stelle königliche
Obergerichte. Die Massregel, die mit Abschaffung der Käuf-
lichkeit der Richterstellen eine Reform des Gerichtswesens ein-
leiten sollte, war formell ein Rechtsbruch und wurde als solcher
aufs heftigste von der Presse angegriffen. Eine der ersten
Regierungshandlungenludwigsxvi. (1774—92), derzwanzig-
jährig seinem Grossvater folgte, war die Wiederherstellung
der Parlamente. Der junge König war in seinem Privat-
leben tadellos, aber für seinen Beruf ebensowenig begabt als er-
zogen, in Gunstbezeugungen („Pensionen“) auf Kosten der Staats-
kasse verschwenderisch und bei gutem Willen indolent und
schwach. Diese Schwäche zeigte er gleich zu Anfang seiner
Regierung darin, dass er sich von seiner Tante Adelaide be-
stimmen liess, statt des ehrenwerten tüchtigen Machauld den
charakterlosen Grafen Maurepas zu seinem ersten Minister zu
machen. Die Gemahlin des Königs war (seit 1770) Marie
Antoinette von Oesterreich, die, persönlich sittenrein, aber
verschwenderisch, durch die Unvorsichtigkeit ihres Benehmens
der üblen Nachrede Stoff bot und ihre geistige Ueberlegenheit
über den König benützte, um die Politik nach ihren Launen
und im österreichischen Interesse zu beeinflussen. Die Unzu-
friedenheit über die Verluste und Opfer, die das österreichische
Bündnis Frankreich verursachte, übertrug sich auf ihre Person.
Dass er den Willen, zu bessern, hatte, bewies der König
durch die Ernennung Turgots (1727—81) zum Generab
kontrolleur der Finanzen. Turgot war im allgemeinen ein
Anhänger der physiokratischen Schule (s. S. 260) und hatte als
Intendant in Limoges (seit 1761) sich um die wirtschaftliche
Hebung dieser Provinz durch seine hingebende, von Menschen-
liebe und Sachkenntnis getragene Arbeit die grössten Verdienste
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien]]
TM Hauptwörter (200): [T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester]]
Extrahierte Personennamen: Clemens_Xiv Ludwigs Ludwigs_Xv. Ludwigs Marie
Antoinette
Extrahierte Ortsnamen: Preussen Russland Adelaide Oesterreich Frankreich Limoges
392
Die konstitutionelle Partei, die sich der Leitung der von den
Republikanern durchgeführten Revolution bemächtigt hatte, be-
wirkte durch Verständigung mit Lafayette, dem Oberkomman-
danten der neu erstandenen Nationalgarde, die Uebertragung der
Generalstatthalterschaft an den Sohn Egalités (s. S. 318), Herzog
Louis Philipp von Orléans (30. Juli); Karl X. erkannte ihn als
solchen an und dankte (2. August) ab zu Gunsten seines
Enkels, Herzogs Heinrich von Bordeaux („Graf von Chambord“,
f 1883), nachgeborenen Sohns des Herzogs von Berry (s. S. 391).
Die Kammer, der der Generalstatthalter nur die Abdankung
des Königs mitteilte, gestaltete die Verfassung um durch
Abänderung des Artikels 14, Zuweisung der freien Präsidenten-
wahl, der gesetzgeberischen Initiative und der Ministeranklage
an die Volksvertretung, Verwandlung der „Staatsreligion“ in den
„Kultus der Mehrheit der Franzosen“ und erhob zugleich mit
der Verkündigung der neuen Verfassung Louis Philipp I. zum
„König der Franzosen“ (1830—48).
Die Wirkungen der Julirevolution waren Aufstände
in Belgien (1830), Polen (1830/31), Mittelitalien (1831)
und die Verschärfung des Gegensatzes zwischen Reaktion und
freiheitlichen Bestrebungen in Deutschland.
In Belgien mit seiner katholischen, halb wallonischen, halb vlämischen,
überwiegend gewerbetreibenden Bevölkerung war von Anfang an die Vereinigung
mit dem überwiegend protestantischen, germanischen, handeltreibenden Holland
widerwillig aufgenommen worden. Die den Belgiern aufgezwungene hol-
ländische Verfassung, die ihnen nicht mehr Sitze in der Volksvertretung als
den weniger zahlreichen Holländern gab, die für sie unbillige Besteuerung,
die Besetzung der meisten Stellen im Zivildienst und im Heer mit Holländern,
die Persönlichkeit des Königs Wilhelm I. (1815—40) aus dem calvinistischen
Haus der Oranier hatten diese Abneigung gesteigert. Die liberale Opposition,
die Pressfreiheit und Steuerreform, und die katholische, die „ Unterrichtsfreiheit“
forderte, wurden durch den Liberalen Louis de Potter verschmolzen, der 1828
zu Gefängnis, April 1830 zu achtjähriger Verbannung verurteilt wurde. In-
folge des am 25. August 1830 ausgebrochenen Aufstands in Brüssel
mussten die holländischen Truppen das Land räumen ausser der Citadelle
von Antwerpen, von wo aus General Chassé die Stadt bombardierte. Am
18. November erfolgte die Unabhängigkeitserklärung durch den
belgischen Nationalkongress. Das Zusammengehen Englands (unter
Palmerston) und Frankreichs bewirkte, dass die Londoner Konferenz
der Grossmächte Januar 1831 Belgiens Unabhängigkeit aus-
sprach. 4. Juni wurde der Koburger Prinz Leopold (I., 1831—65)
vom Nationalkongress zum „König der Belgier“ gewählt. Durch die
Londoner Konferenz wurde (Oktober) der rechts der Maas gelegene Teil von
Limburg mit Holland, der wallonische Teil von Luxemburg mit Belgien ver-
einigt. Das übrige Grossherzogtum Luxemburg verblieb dem holländischen
König und im Verband des deutschen Bundes (dem nun dem Namen nach
auch holländisch Limburg zugehörte). Dezember 1832 wurde Chassé durch
ein französisches Heer gezwungen, die Citadelle von Antwerpen zu räumen.
Zivischen Holland und Belgien kam erst 1839 der endgültige Friede zu stand.
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt]]
Extrahierte Personennamen: Louis_Philipp_von_Orléans Philipp Karl_X Karl August Heinrich_von_Bordeaux_(„Graf_von_Chambord“ Heinrich Berry Philipp_I. Wilhelm_I. Louis_de_Potter August Chassé Leopold_(I. Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Belgien Polen Mittelitalien Deutschland Belgien Holland Antwerpen Englands Frankreichs Belgiens Maas Limburg Holland Luxemburg Belgien Luxemburg Limburg Antwerpen Holland Belgien
116
geborenen Solines Jakob Vi. abzudanken, für den Murray
die Regierung übernahm (1570 ermordet). Ein Versuch, sich
die Herrschaft wieder zu erobern, misslang, und Mai 1568
betrat Maria als Flüchtling den englischen Boden.
Anfangs noch im Besitz ziemlich freier Bewegung, unterhielt
Maria von ihrem Aufenthalt aus nach allen Seiten hin diplo-
matische Beziehungen; die leidenschaftlichen unter den eng-
lischen Katholiken gedachten sie zu befreien und auf den eng-
lischen Thron zu setzen. Aber ein Aufstand des nord-
englischen Adels 1569 misslang, ebenso 1572 ein Komplott.
Pius V. legte in einer Exkommunikationsbulle 1570 allen
Engländern bei Strafe der Exkommunikation die Verpflichtung auf,
der „praetensa Angliae regina“ jeden Gehorsam zu versagen,
das Parlament verschärfte hierauf seit 1571 die Straf-
verfügungen gegen Betätigungen katholischerge-
sinnung: Einbringung einer päpstlichen Bulle nach England,
Uebertritt zur römischen Kirche oder Verleitung hiezu war ohne
weiteres Hochverrat. Elisabeth begann die aufständischen Nieder-
länder zu unterstützen. Gregor Xiii. veranlasste durch Zusendung
von Offizieren, Soldaten und eines Legaten Aufstände in Irland.
Von Kollegien zu Douai (später Reims) und Rom wurden Priester
als heimliche Agenten nach England entsandt, um gegen „die
ruchlose Jesabel“ zu arbeiten; in England wurden von 1580 an
manche katholische Geistliche nur, weil sie das waren, hingerichtet.
John Knox (1505—72) war nach dein Misslingen der ersten prote-
stantischen Erhebung 1547 mit andern nach Frankreich auf die Galeeren
verbracht worden, er kam 1549 nach England. Nach Eduards Tode flüchtig,
hatte er sich in Genf mit Calvins Ideen und der Genfer Kirchen-
zucht vertraut gemacht. Er kehrte, nachdem sein Versuch, dem Pro-
testantismus den Sieg zu verschaffen, gescheitert war (1558), nach Genf zurück.
1559 begann seine ununterbrochene Thätigkeit in Schottland. Er war vom
tiefsten Hass gegen alle „römische Abgötterei“ erfüllt und vertrat die An-
schauung, dass es Pflicht der Regenten sei, nach dem Beispiel der frommen
Könige Israels „den Götzendienst“ abzuschaffen und streng zu bestrafen;
gegen Regenten, die dieser Pflicht nicht genügen oder gar, wie die gottlosen
Könige Israels, die „Abgötterei“ begünstigen, erklärte er es für Recht und
Pflicht des Adels und Volks, sich zu erheben; wenn es nicht anders gehe,
komme es dem einzelnen Eiferer für die wahre Religion zu, sie zu beseitigen.
Grossen Eifer entfaltete er für das Schulwesen, und die von der presbyterianischen
(s. S. 98) Kirche Schottlands trotz der Armseligkeit des ihr gebliebenen Besitzes
gegründeten Schulen hoben innerhalb eines Jahrhunderts die Bildung und die
intellektuellen Kräfte des Landes bedeutend. Unter der Regierung Jakobs Vi.
(seit 1581 mündig) hatte der Presbyterianismus mit wechselndem Erfolg zu
kämpfen gegen das Institut der Bischöfe, die Jakob schon wegen
ihrer Eigenschaft als Reichsstände, sich bemühte beizubehalten oder
wieder einzuführen, und im Zusammenhang damit gegen das Bestreben
des Königs, der Kirche gegenüber einen Supremat zu erlangen. 1600 setzte
Jakob durch, dass die Krone drei „Bischöfe“ ins Parlament sandte.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn]]
Extrahierte Personennamen: Jakob_Vi Murray Maria Maria Maria Maria Elisabeth Gregor_Xiii Gregor John_Knox Eduards_Tode Eduards Jakobs Jakob Jakob
Extrahierte Ortsnamen: England Irland Douai Reims Rom England England Frankreich England Genf Genf Schottland Israels Israels Schottlands
108
wuchs mit der Zahl der Opfer der Verfolgung, die immer
heftiger wurde (das letzte Edikt Mitte 1557 setzte pein-
volle Todesstrafe auf jedes Gespräch über dogmatische Fragen
und auf den Besuch Genfs), auch die Zahl zum Martyrium be-
reiter Bekenner des Evangeliums, lange zumeist Leute niederen
Standes ohne ausgestaltetes Bekenntnis. Nach und nach
gewannen Calvin und seine Lehren massgebenden
Einfluss, und die „Hugenotten“1) schufen sich seit
1555 ein Bekenntnis und eine Organisation (1559 erste
National- oder Generalsynode), die angesichts der Feindschaft
der Staatsgewalt eine freiere war, als in Genf. Die erste Kon-
stitution jeder Gemeinde erfolgte, indem sie sich durch Wahl
ein gemischtes consistoire schuf, das aber dann seine Laienmit-
glieder durch Kooptation ergänzte, während die Geistlichen von
der Provinzialsynode ernannt wurden. In der letzten Zeit vor
seinem plötzlichen Tode trug sich Heinrich mit dem Gedanken,
gemeinsam mit Spanien Genf zu bekriegen. Unter der kurzen
Regierung seines noch unmündigen Sohnes Franz Ii. (1560)
schalteten diehauptgegner der Reformation, die Brüder
Guise, deren Vater der zweite Sohn des Herzogs Renatus von
Lothringen (s. Ii. S. 228) war, der Herzog Franz (1563 er-
mordet) und der Kardinal Karl von Lothringen als die wirk-
lichen Herrn Frankreichs (1561 schloss sich ihnen der
Connétable von Montmorency zur Verteidigung der gefährdeten
Religion an, „Triumvirn“). Den Hugenotten hatten sich aber
auch schon viele Edelleute angeschlossen, teils aus Ueber-
zeugung, teils aus Lust zu den Kirchengütern und Opposition
gegen das königliche Regiment bezw. die „fremden“ Guise. Die
vornehmsten Häupter des reformierten Adels waren Antoine
von Bourbon, durch seine Heirat mit Jeanne d’Albret
König von Navarra (und Béarn), der jedoch 1561, in eitler Hoff-
nung, von Philipp Ii. das südliche Navarra zu erhalten, zum
alten Glauben zurücktrat (f 1562), und dessen Bruder Louis
von Condé, das Brüderpaar Gaspard de Coligny, seit 1552
Admiral von Frankreich, und Franz von Chatillon d’Andelot.
Die Hugenotten waren jetzt auch eine politische Partei. Nach
dem Sieg über die zunächst gegen sie gerichtete Verschwörung
von Amboise, eine Vereinigung hugenottischer und altgläubiger
b Dieser zuerst von den Gegnern gebrauchte und 1557 nachweisbare
Name beruht wohl auf einer Uebertragung der Genfer Parteibezeichnung
eignots; in Frankreich selbst betrachtet man den Namen als dort originär
entstanden und führt ihn darauf zurück, dass die geheimen nächtlichen Ver-
sammlungen der Ketzer von der Masse mit dem Glauben an das Gespenst
des alten Königs Hugo in Zusammenhang gebracht wurden.
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Franz_Ii Franz Renatus_von Franz_( Franz Karl_von_Lothringen Karl Montmorency Antoine
von_Bourbon Jeanne Philipp_Ii Philipp Louis
von_Condé Brüderpaar_Gaspard_de_Coligny Franz_von_Chatillon Franz Hugo
Extrahierte Ortsnamen: Genf Lothringen Frankreichs Navarra Navarra Frankreich Amboise Frankreich
111
Bartholomäusnacht). Der König von Navarra und der junge
Condé schwuren den reformierten Glauben ab, um sich zu retten
(der Haft entzog sich Condé 1573, Heinrich 1576). In mehr-
wöchentlichem Wüten wurden in Paris nach der niedersten
I Schätzung etwa 2000, in den Provinzen 8000 Personen ermordet.
: Gregor Xiii. feierte diese „Ugonottorum strages“ durch Pro-
\ Zessionen, Tedeum und Denkmünzen. Den katholischen Mächten
gegenüber stellten Katharina und noch mehr die Guise dieses
\ Blutwerk nachträglich als ein längst geplantes Unternehmen,
den protestantischen Fürsten Deutschlands gegenüber Katharina
als Notwehr gegen Revolutionäre dar. Eine beträchtliche und
dauernde Schwächung des französischen Protestantismus war
damit erzielt. Andererseits trat dieser jetzt in bewusste und
entschiedene Opposition gegen die Willkür und die Unumschränkt-
heit der Monarchen („Monarchomachen“), und überall wurde im
Verhältnis der Katholiken und Protestanten Misstrauen und
Feindseligkeit gesteigert. Den Hugenotten, die sich in La Ro-
chelle heldenmütig behaupteten (4. Krieg), bewilligte Hein-
rich von Anjou, der zum polnischen König erwählt
war, Kultfreiheit für die oberen Stände und drei Städte, was
Karl in einem Edikt von Boulogne bestätigte. Dieses Abkommen
erkannten aber die Hugenotten des Südens nicht an, und noch
1573 schufen sich die Protestanten eine sehr zweck-
mässige militärische und politische Organisation.
Die heilige Ligue. Der ebenso feige und unfähige als aus-
schweifende Heinrich Iii. (1574—89), der nach dem Tode seines
Bruders sein Königreich Polen verlassen hatte, wurde bald von
einem Bunde seines Bruders Franz von Anjou (Alençon), des
Prinzen Condé und (seit Anfang 1576 auch) Heinrichs von Navarra,
der nach seiner Flucht vom Hofe sich wieder zum Protestantismus
bekannte, überhaupt von Hugenotten und Politikern („tiers parti“)
j bekämpft. Im Frieden von Beaulieu erhielten die Prinzen (auch
die Guise, die für den König gekämpft hatten) Provinzen, die
Hugenotten Kultfreiheit, Paris und den Hof ausgenommen, und
acht Sicherheitsplätze. Aber gegen die den Hugenotten gemachten
Zugeständnisse bildete der katholische Hochadel noch 1576 die
I Ligue zur „Wiederherstellung des Gesetzes Gottes“, d. h. der
Alleinherrschaft der katholischen Religion, aber auch zurwieder-
■ aufrichtung der Selbständigkeit der Provinzen und Minderung
der königlichen Gewalt. Die Führung der Ligue übernahm
Heinrich Guise (le balafré). Die Ligue beherrschte die
! Generalstände von Blois (Ende 1576), bei denen auch
• die Mehrheit des Tiers-état Unterdrückung des Protestantismus
! verlangte. Heinrich Iii. verordnete jetzt, dass es in Frankreich
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland]]
Extrahierte Personennamen: Condé Heinrich Heinrich Gregor_Xiii Gregor Katharina Katharina Anjou Karl Karl Heinrich_Iii Heinrich Franz_von_Anjou_(Alençon Franz Condé Heinrichs_von_Navarra Heinrichs Heinrich_Guise Heinrich Heinrich_Iii Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Navarra Paris Deutschlands Boulogne Polen Paris