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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Neue Zeit - S. 34

1897 - Stuttgart : Neff
34 ment des französischen Königs, andrerseits an die zu erwartende häufige Abwesenheit des spanischen Herrschers, endlich die unge- heuren Summen, die Karl aufwandte oder versprach (im heutigen Geldwert etwa 36 Millionen Mark, zumeist von den Fugger vorgestreckt), bewirkten einen Umschwung. Ein wiederholter Versuch, die Wahl auf Friedrich von Sachsen zu lenken, scheiterte an dessen Ablehnung, und schliesslich liess auch Leo X. erklären, dass der Besitz Neapels der Wahl Karls nicht im Wege stehe. Am 28. Juni 1519 wurde Karl einstimmig gewählt. Karls Vertreter mussten in dessen Namen in einer Wahlkapitu- lation u. a. zusichern, dass er kein Bündnis mit fremden Staaten ohne Wissen und Willen der Kurfürsten schliessen, keine fremden „Völker“ ins Reich ziehen, königliche und Reichsämter nur Ein- heimischen übergeben, ein Reichsregiment aufrichten und die grossen Handelsgesellschaften abschaifen werde. Ulrich von Württemberg (1498—1550) war 1512 dem Schwäbischen Bunde nicht wiederbeigetreten, sondern hatte einen „Kontrabund“ geschallen. Als er, von Max zum zweitenmale wegen Ungehorsams geächtet, nach dessen Tod, im Vertrauen auf die französische Freundschaft, Reutlingen über- zogen und landsässig gemacht hatte, verdrängte ihn das Heer des Schwäbischen Bundes rasch aus seinem Lande. Ein August 1519 gemachter Versuch, mit Hilfe des Landvolks es wiederzugewinnen, misslang. Der Schwäbische Bund trat, um zu seinen Kriegskosten zu kommen, Würt- temberg ankarl ah, der August 1520 als Herzog und Erbherr davon Besitz nahm. In Worms wiirde es dem Erzherzog Ferdinand überwiesen. In der „Hildesheimer Fehde“ errangen Bischof Johann von Hildesheim und Herzog Heinrich von Lüneburg, die mit Frankreich in Verbindung standen, 28. Juni einen Sieg bei Soltau über den Bischof von Minden und die Herzoge von Braunschweig-Wolffenbüttel und -Kahlenberg. Der Gegensatz Karls V. und Franz I. Die Stellung Eng- lands und Leo X. Den Krieg zwischen Spanien-Burgund und Frankreich machten dieansprüchefrankreichsaufrück- gabe des südlichen Navarra an das Haus Albret und auf Neapel, die Karls auf Mailand (im Namen des Reichs) und die Bourgogne, Frankreichs Lehnsherrlichkeit über Flandern und Artois und sein Wunsch, Roussillon (1493—1642 spanisch) an sich zu bringen, sowie die allgemeine Rivalität de rvalois und des Hauses Oesterreich um die vorherrschende Stel- lung unvermeidlich. Karls Lage gestaltete sich zwar noch ungünstiger durch den Aufstand der Co mm uneros in Castilien und Valencia, den hauptsächlich die Steigerung der finanziellen Belastung (zum Teil von der erpresserischen Habsucht der wallonischen Hauptratgeber Karls verursacht) und damit teilweise zusammenhängende massenhafte Gold- ausfuhr, sowie die municipale Rechtlosigkeit des Bürgerstands hervorrief; aber der Ausbruch wurde verzögert durch die Be-

2. Neue Zeit - S. 67

1897 - Stuttgart : Neff
67 Anspruch nahm, und schloss Mitte 1540 ein Schutz- und Trutz- bündnis mit Frankreich. § 25. Karls V. Zug gegen Tunis, dritter Krieg mit Franz I., Türkenkrieg. Karl gewann an Waffenruhm und persönlichem Ansehen durch die von ihm selbst geleitete, von Portugal und vom Papst Paul Iii. (Farnese: seit Oktober 1534) mit Schiffen unterstützte Expe- dition gegen Tunis, das der griechische Renegat Klieir-ed- Din Barbarossa, als Nachfolger seines Bruders Aroudj Herr von Algier, seit 1518 Lehnsmann, seit 1532 Admiral des os- manischen Sultans, 1533 erobert hatte. Karl nahm Goletta und einen Monat später Tunis, wo er den früheren islamitischen Herrscher wieder einsetzte (1535). Aber Barbarossa ent- kam nach Algier, von wo er sehr bald seine Raubzüge nach spanischem Gebiet wieder aufnahm. Trotz seiner engen Beziehungen mit dem Sultan (1535 Handelsverträge, Kapitulationen) hatte Franz diese Expedition zu einem Angriff auf Karl nicht benützt. Nach dem Tode Franz Sforza’s (November 1535) weigerte sich Karl, Franz’ zweiten Sohn mit Mailand zu belehnen. Franz begann den Krieg 1536 durch Besetzung Piemonts, auf das er ihm vererbte Ansprüche seiner verstorbenen Mutter geltend machte. Er war jetzt offen mit Soliman verbündet und es kam zu gemeinsamen Operationen. Dies nötigte Paul Iii. (Farnese) trotz inneren Widerstrebens immer mehr dazu, Karl zu begünstigen. Nach dem Scheitern zweier Invasionen in Frankreich, einer im Norden, der andern im Süden, und einem Einfall der Franzosen in Artois kam durch persönliche Vermittelung Pauls Iii. Juni 1538 ein zehnjähriger Waffenstillstand in Nizza auf Grundlage des status quo zu stände; von Piemont blieben 2/3 in Händen Frankreichs, Vs behielt Karl. Karl und Franz kamen Mitte Juli in Aigues- Mortes zusammen, aber die Zusagen, die Franz hier dem Kaiser in betreff gemeinsamen Vorgehens gegen die „Abgewichenen“ und die Türken machte, wurden von Karl nach Wert und Trag- weite übertrieben dargestellt. Karl konnte 1540 durch Frank- reich reisen, um das aufständische Gent zu züchtigen; aber er belehnte Oktober 1540 seinen Sohn Philipp mit Mailand. Spanien hatte sich seit 1505—10 verschiedener Küstenpunkte von Oran bis Tripolis bemächtigt, aber seit 1516 folgten Verluste auf Verluste. Barba- rossa suchte von 1580 an wiederholt spanisches Küstengebiet furchtbar heim. Goletta blieb spanisch, Tunis von Spanien abhängig bis 1574. — Der Kaiser und Venedig wurden seit 1537 zur See von Soliman und Barba- rossa bekriegt, Apulien schwer verwüstet, ein Heer Ferdinands

3. Neue Zeit - S. 189

1897 - Stuttgart : Neff
— 189 dem Frankreich Artois (mit Arras) und Plätze in Flandern, Hennegau, Luxemburg erhielt, alles Gebiet bis zum Kamm der Pyrenäen und Pinerolo behielt und die (Mitte 1660 vollzogene) Heirat Ludwigs Xiv. mit Maria Theresia, Tochter Philipps Iv. verabredet wurde. Ludwig verzichtete auf jede Erbfolge in den Ländern der spanischen Monarchie, wenn, was natürlich nicht geschah, die Mitgift an bestimmten Terminen bezahlt würde. Condé erhielt alle seine Stellungen, Karl Iv. von Lothringen sein Land, um manches vermindert, wieder, aber Nancy sollte geschleift werden und das Land immer französischen Truppen offen stehen. Frankreich erkannte die volle Souveränität Phi- lipps Iv. in dem territorialen Umfang vor 1641 an und ver- pflichtete sich, Portugal nicht mehr zu unterstützen, that das jedoch mittelbar durch Ueberlassung von Offizieren und Soldaten, seit 1667 wieder unmittelbar. Spanien erkannte Februar 1668 im Frieden von Lissabon Portugal als unab- hängiges, souveränes Königreich an (Don Pedro Prinz- regent 1667—1683, dann bis 1705 dritter König Portugals aus dem Hause Braganza). Catalonien, das sich 1640 für seine partikularen und ständischen Freiheiten erhoben hatte, waren diese von Philipp Iv. 1652 zugestanden worden. Der Aufstand in Neapel (Masaniello Juli 1647) war April 1648 niedergeworfen worden. Den Frieden mit Spanien hatte Mazarin beschleunigt, da Gefahr vorhanden war, dass der nordische Krieg (s. S. 191 ff.) zu einem allgemeinen sich ausgestalten und so Spanien bedeutende Bundes- genossen gewinnen könnte. Mazarins letzter diplomatischer Erfolg war die Beilegung dieses Krieges derart, dass Schweden Gross- macht blieb. Mazarin starb März 1661 mit Hinterlassung eines Vermögens von 200 Millionen Francs heutigen Geldwerts. Will- kür und Unverantwortlichkeit der Regierung hatte er noch ge- steigert. Ludwig Xiv. war alsbald entschlossen, selbst „sein erster Minister zu sein“. § 58. Deutschland 1648—1660. Erster Nordischer Krieg. Kaiserwahl. Rheinbund. Die allmähliche Herstellung des Friedenszustandes durch Truppenabdankung und Räumung und der entsprechende Vollzug der Restitutionen bezw. der Zahlung an Schweden wurden auf einem militärisch-diplomatischen Exe- kutionskonvent in Nürnberg April 1649 bis Juli 1651 ge- regelt. Erst Frühjahr 1652 war das Reichsgebiet ganz von fremden Truppen geräumt; jedoch behielt Karl von Lothringen (eigen- williger Parteigänger Spaniens) feste Plätze am Mittelrhein und vergewaltigte (wie auch Condé) die westlichen Reichsgebiete. Als

4. Neue Zeit - S. 236

1897 - Stuttgart : Neff
236 sitz ergriffen worden war, dazu als Entschädigung für Orange das Oberquartier Geldern; Savoyen: Sicilien als Königreich und das Recht der eventuellen Nachfolge in Spanien, dessen prak- tische Bedeutung jedoch Philipp У. durch ein neues Erbgesetz bedeutend minderte. Nach einem weiteren Feldzug am Oberrhein, der zur Wieder- eroberung Landaus und Freiburgs durch Marschall Villars führte, wurde zwischen Frankreich und Oesterreich 7. März 1714 der Friede von Rastatt, zwischen Frankreich und dem Reich 8. September 1714 der Friede von Baden (an der Limmat) geschlossen : Frankreich gab, entsprechend den Utrechter Festsetzungen, Breisach, Freiburg und Kehl zurück, behielt aber alle seine früheren Erwerbungen auf dem linken Rheinufer; die Ryswicker Klausel (s. S. 228) wurde erneuert; die Kurfürsten von Köln und Bayern wurden in alle ihre Rechte und Besitzungen wieder eingesetzt, wobei sich der Kaiser Aus- tausch Bayerns gegen andere Gebiete vorbehielt. Die spanischen Niederlande, Mailand, Neapel und Sardinien kamen, wie schon im Utrechter Frieden vorgesehen war, an Oesterreich. Zwischen Karl Iii. und Philipp У. wurde ein formeller Frieden nicht ge- schlossen. — Letzterer verhängte in Katalonien schwere Straf- gerichte und hob hier, wie in Aragonien und Valencia, die alten Verfassungen vollends auf. §71. West- und Südeuropa nach dem spanischen Erbfolgekrieg. Die neuen Regierungen in England, Frankreich und Spanien. In England folgte auf Königin Anna 1714 der erste König aus dem w elfisch en (hannoverschen) Haus Georg I. (1714—27); sogar der eng- lischen Sprache unkundig, iiberliess er die Regierung ganz seinen Ministern, die er sofort aus der Partei der Whigs nahm. Ein schottischer Aufstand zu Gunsten Jakob Stuarts wurde rasch unterdrückt (Anfang 1716). Die Stuart’sche Erhebung war von Ludwig Xiv. begünstigt worden, der aber 1. Sept. 1715 starb; er hinterliess Frankreich, das in seiner Industrie zurück- gekommen, sehr verarmt, mit Staatsschitiden von etwa 12 Milliarden heutigen Geldwerts belastet war und seit-lange an einem regelmässigen Fehlbetrag von bedeutender Höhe litt, seinem fünfjährigen Urenkel Ludwig Xv. (1715—74), für den unter Zustimmung des Pariser Parlaments, aber im Widerspruch mit Ludwigs Xiv. Testament, der Herzog Philipp von Orleans, der geistvolle, aber liederliche Sohn der Elisabeth Charlotte von der Pfalz, die unumschränkte vormundschaftliche Regierung an sich riss; dieser machte zum leitenden Minister seinen Erzieher, den sittenlosen Abbé Dubois. In Spanien beherrschte den König Philipp V. seine zweite Gemahlin Elisabeth von Parma, die den Vermittler ihrer Ehe, Kardinal Alberöni, zum allmächtigen Minister machte; dieser war bemüht, durch Reformen im Innern Spanien wieder emporzubringen, aber seine äussere Politik ging, den ehrgeizigen Absichten der Königin ent- sprechend, darauf aus, die durch den Utrechter Frieden geschaffene Lage zu Gunsten Spaniens zu ändern und deshalb den Mächten, die den Frieden ge- schlossen hatten, Schwierigkeiten zu bereiten, Grossbritannien durch Unter-

5. Neue Zeit - S. 244

1897 - Stuttgart : Neff
244 östlichen Europa zu Gunsten Russlands. In Stockholm schloss Schweden 9. November 1719 mit Hannover, 21. Januar 1720 mit Preussen Frieden: Hannover erhielt die Bistümer Bremen und Verden gegen 1 Million Thaler, Preussen Vorpommern östlich der Peene gegen 2 Millionen Thaler, sodass der deutsche Besitz Schwedens auf den Rest von Vorpommern mit Rügen und Wismar beschränkt wurde. Dänemark gab im F r i e d e n v о n Fried- richsburg (3. Juli 1720) seine Eroberungen gegen 600000 Thlr. an Schweden zurück, das aber sich dem Sundzoll unterwarf und den Herzog von Gottorp preisgab; die Schleswig-Gottorpischen Be- sitzungen wurden m it Dänemark vereinigt und Schleswig widerrecht- lich, weil im Widerspruch zu der 1460 garantierten Zusammen- gehörigkeit Holsteins und Schleswigs, unter das (1665 beschlossene) Königsgesetz gestellt, das für Dänemark die weibliche Erbfolge festsetzte. Gegen Russland, wurde der Krieg fortgesetzt und dadurch nichts als eine arge Verwüstung der schwedischen Küste erreicht. Im Frieden von Nystadt (10. September 1721) gab Russland, dessen Herrscher jetzt den Kaisertitel annahm, das ebenfalls eroberte Finnland zurück, behielt aber gegen 2 Millionen Thaler Ingermanland, Karelien, Esthland und Livland. Polen, das in den Frieden mit aufgepommen wurde, hatte nichts ge- wonnen, es musste Stanislaus Lesczynski eine Geldentschädigung zahlen, und durch die Vermählung der einen Nichte Peters, Anna Iwanowna, mit dem Herzog von Kurland (1712) war die Vereinigung auch dieses Landes mit Russland eingeleitet. Den Versuch, auch in Mecklenburg festen Fuss zu fassen dadurch, dass er den Herzog Karl Leopold von Mecklenburg-Schwerin, den Gemahl der andern Tochter Iwans, Katharina, bei seinem gewaltthätigen Vorgehen gegen die mecklenburgischen Stände unterstützte, hatte Peter der Haltung England-Hannovers und Hollands gegenüber aufgegeben (1717). Für die Rechte des Gottorpers trat Peter nicht ein, verlobte ihm aber kurz vor seinem Tod die eine seiner Töchter; diese Ehe des Herzogs Karl Friedrich von Gottorp mit Peters des Grossen Tochter Anna eröffnete dem Haus Gottorp die Aussicht auf den russischen Thron. § 74. Russland unter Peter und seinen nächsten Nachfolgern. Peters Regierung im Innern. Neben der kriegerischen Thätigkeit waren Peters Bestrebungen, Russland unmittelbar zu europäisieren, herge- gangen; 1716—17 hatte er seine zweite Reise nach Westeuropa (über Danzig, Stettin, Kopenhagen, Amsterdam nach Paris) gemacht. Die Schaffung eines Heeres (1725: 210 000 Mann) und einer Flotte (1725: allein 48 Linienschiffe), sowie einer Hauptstadt nach europäischem Muster (s. S. 242) war gelungen. Erfolgreich waren auch die Bemühungen Peters, in Russland neue Zweige des Ackerbaues einzuführen, den Berg- bau zu heben, eine Industrie zu schaffen und namentlich den russischen Handel zur Entwickelung zu bringen. Den letzteren Zwecken diente ein merkantilistisches Schutzzollsystem, die Anstellung von Konsuln im Auslande, die Einrichtung von Jahrmärkten und Börsen, die Einführung von Posten, die Anlegung von Häfen und insbesondere von Kanälen, die nach Peters, freilich

6. Neue Zeit - S. 225

1897 - Stuttgart : Neff
225 reichisclie Diplomatie bestimmte den Kurprinzen Friedrich gegen ein alsbaldiges Geschenk von loooo Dukaten sich insgeheim zu verpflichten, den Kreis nach seinem Regierungsantritt gegen eine bestimmte Entschädigung dem Kaiser zurückzugeben (geschah 1695). März 1686 kam ein 20jähriges geheimes Defensiv- bündnis zu stände, in dem der Kaiser und Kurbranden- burg sich verpflichteten, gegen alle fernere Ver- gewaltigung des Reichs zusammenzustehen, und Kur- brandenburg Subsidien zugesagt wurden. Der neue Streitfall über die pfälzische Succession war ausdrücklich eingeschlossen. Mit Karl war 1685 die Linie Pfalz-Simmern im Mannsstamm ausgestorben und die Kurpfalz dem katholischen Philipp Wilhelm von Neuburg (f 1690) zugefallen (der die den Reformierten zugesagte Religionsfreiheit und Gleichberechtigung einhielt). Ludwig Xiv. verlangte für seine Schwägerin, Elisabeth Charlotte, Schwester des verstorbenen Kurfürsten, auch den gesamten Allodial- besitz des Hauses Pfalz-Simmern: die Fürstentümer Lautern und Simmern, das Amt Germersheim u. a., und reichte eine ent- sprechende Klage beim Reichstag ein. Die, zuerst vom fränki- schen Kreise angeregte, Mitte 1686 abgeschlossene Augsburger Allianz (Mitglieder: der Kaiser, Bayern, der fränkische Kreis, Schweden und Spanien, später auch der oberrheinische Kreis, Kurpfalz u. a.) bereitete den Widerstand gegen Frankreich vor, bildete aber noch nicht dessen Organisation. Ludwig ver- langte, dass das Reich, damit er nach Beendigung des Türkenkrieges gegen einen Angriff gesichert sei, mit ihm Frie- den schliessen solle; eine päpstliche Vermittelung zwischen Ludwig und dem Kaiser war erfolglos. Innocenz Xi. er- | nannte, als der schon Anfang d. J. zum Koadjutor erwählte, aber vom Papst nicht bestätigte Kardinal Wilhelm von Fürsten- berg, schon Bischof von Strassburg, nach dem Tode Maximilian Heinrichs bei der Wahl nicht zwei Drittel der Stimmen erhielt, Mitte 1688 den jüngeren Bruder des bayerischen Kur- fürsten Joseph Clemens, auf den eine Stimmenminderheit ■ gefallen war, zum Erzbischof von Köln. § 67. Dritter Eroberungskrieg Ludwigs Xiv. 1688—91. I Ludwig erliess jetzt ein Kriegsmanifest, er hoffte ■ das Reich rasch zu einem demütigenden Frieden zu bringen. Ein I ¡ französisches Heer überzog die Pfalz (ein Streifkorps I i auch Württemberg), ein zweites die Gebiete der geist- I i lichenkur fürsten. Zuerst traten zur Abwehr auf die nord- ■ Lehrbuch d. Weltgeschichte. Neue Zeit. 15

7. Neue Zeit - S. 358

1897 - Stuttgart : Neff
358 aufgezählt waren, und einem Aufruf an die Völker Deutschlands zur Wiedergewinnung ihrer Freiheit ging das österreichische Heer unter Erzherzog Karl am 9. April 1809 über den Inn. Gleich- zeitig erhoben sich die Tiroler, die um jeden Preis von Bayern los und zu Habsburg zurück wollten, unter dem Sandwirt Andreas Hofer, Joseph Speckbacher u. a., und schon am 12. April war Tirol bis auf Kufstein frei. Aber Erzherzog Karl, der seinen anfänglichen Vorsprung nicht benützt hatte, wurde von Napoleon, in den Gefechten bei Tann, Abensberg, Landshut, Eggmühl und Regensburg schwer geschlagen und zum Rückzug nach Böhmen genötigt. Die Folge war, dass die er- hoffte Erhebung Norddeutschlands sich auf vereinzelte Aufstände beschränkte, die auf den Gang der Dinge nicht wesentlich ein- wirkten und unterdrückt wurden1), dass Erzherzog Johann nach anfänglichen Erfolgen gegen den Vizekönig von Italien sich unter jetzt unglücklichen Gefechten der ungarischen Grenze zu zurückzog, und dass Tirol bis zum Brenner wieder von den Franzosen und Bayern unter argen Greueln besetzt wurde. Im Grossherzogtum Warschau kämpfte Erzherzog Ferdinand gegen die Polen unter Poniatowski (einem Neffen des letzten polnischen Königs) mit wechselndem Glück, während das russische Hilfs- korps (s. S. 356) unthätig blieb. Napoleon war am 13. Mai in Wien eingezogen: von Schönbrunn aus erliess er einen wirkungs- losen Aufruf an die Ungarn und verfügte 17. Mai als „Nachfolger Karls des Grossen “ die Vereinigungroms als zweiter Haupt- stadt mit dem Kaiserreich (da der Papst sich weigerte, der weltlichen Herrschaft zu entsagen, wurde er 6. Juli ver- haftet und zuerst nach Frankreich, dann nachsavona gebracht). Napoleons Versuch, von der Insel Lobau (unterhalb Wiens) aus den Uebergang über die Donau zu erzwingen, wurde von Erzherzog Karl in der blutigen Schlacht bei Aspern (21. und) 22. Mai 1809 siegreich vereitelt; und am 30. Mai zogen die Tiroler Schützen nach dem Sieg am Iselberg wieder in Inns- bruck ein, gleichzeitig befreiten sich die Vorarlberger und be- drohten das Allgäu. Aber Erzherzog Karl versäumte es, sei- 9 Ein Aufstand im Königreich Westfalen scheiterte sofort (April). Der preussische Major Schill führte auf eigene Faust seine Husaren in den Krieg, warf sich in die Stadt Stralsund und fiel bei der Erstürmung der Stadt durch dänische und westfälische Truppen 31. Mai; von seinen überlebenden Leuten wurden die Offiziere standrechtlich erschossen, die Gemeinen, soweit sie sich nicht durchschlugen, auf französische Galeeren gebracht. Der Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig, Sohn des Besiegten von Auerstädt, schlug sich mit seiner „schwarzen Schar“, nach anfänglichen Erfolgen in Sachsen, in helden- haften Kämpfen nach Elsfleth an der Nordseeküste durch, wo ihn englische Schiffe aufnahmen (7. August).

8. Neue Zeit - S. 359

1897 - Stuttgart : Neff
359 nen Erfolg durch Ausnützung zu einem wirklichen Sieg zu machen, während Napoleon alles that, um sich für eine neue Schlacht ein entscheidendes Uebergewicht zu sichern, und den Vizekönig von Italien nach dessen Sieg bei Raab an sich zog. Am 5. und 6. Juli erfolgte die mörderische Schlacht bei Wagram, die den Erzherzog zum Rückzug nach Mähren zwang; am 11. Juli wurde der Waffenstillstand von Znaym geschlossen, der ein Drittel des österreichischen Gebiets den Franzosen über- liess und Tirol preisgab. Trotzdem erwehrten sich die Tiroler noch einmal der Feinde, am 15. August zog Hofer zum dritten- mal in Innsbruck ein und übernahm die Regierung des Landes. Dagegen wurden die Vorarlberger im August zur Niederlegung der Waffen gezwungen; gleichzeitig endete ein mit bedeutenden Streitkräften unternommener Angriff der Engländer auf Holland mit einem gänzlichen Misserfolg; nur die Insel Walcheren an der Scheldemündung hielten sie bis Dezember 1809 besetzt. Der Wiener Friede und seine Folgen. Am 14. Oktober 1809, zwei Tage nach dem Mordversuch eines jungen Naum- burgers, Friedrich Staps, auf Napoleon, wurde der Wiener (oder Schönbrunner) Friede geschlossen. Oesterreich musste 85 Millionen fr. zahlen und 2150 Qm mit 31/2 Millionen Ein- wohnern abtreten: Bayern erhielt Salzburg mit Berchtesgaden, das Innviertel und das westliche Hausruckviertel, Russland den Kreis Tarnopol, das Warschauer Grossherzogtum Westgalizien (mit Krakau); aus den bisher österreichischen Gebieten südlich der Save wurde der Staat der illyrischen Provinzen unter der Oberhoheit Napoleons gebildet; Oesterreich war damit vom Meer abgeschnitten. Von anderen jetzt vorgenommenen Besitz- veränderungen waren die wichtigsten, dass Regensburg und Baireuth an Bayern kamen, Südtirol an das Königreich Italien, das Pusterthal an die illyrischen Provinzen, Ulm an Württem- bergr. Tirol musste erst noch unterworfen werden; nachdem der aufgebotenen Uebermacht gegenüber der Widerstand endlich auf- gegeben war, rief Hofer, durch Vorspiegelungen falscher Freunde verleitet, im November seine Landsleute wieder zu den Waffen; durch Verrat gefangen wurde er auf Befehl Napoleons 20. Fe- bruar 1810 in Mantua erschossen. Für Oesterreich hatte der un- glückliche Krieg den völligen Verzicht der jetzt von Metternich geleiteten Politik auf Reformen im Innern, auf Selbständigkeit im Aeussern und 1811 einen Staatsbankerott zur Folge. § 109. Napoleon auf der Höhe seiner Macht; der spanische Krieg. Napoleons gewaltthätiges Schalten. Napoleon, den der Sieg über Oesterreich vollends zum unumschränkten Herrn Mittel-

9. Neue Zeit - S. 70

1897 - Stuttgart : Neff
Söldner aus seinem Lande und führten hier gewaltsam die Reformation ein. Expedition Karls gegen Algier. Vierter Krieg mit Franz I. Türkenkrieg. Karl war zunächst ganz durch die äussere Politik in Anspruch genommen. Die von ihm geleitete Expedition gegen Algier, wo als Statthalter Barbarossas Hassan- Aga schaltete, endete Oktober 1541 mit verlustreichem Rück- züge. Soli man richtete, zum viertenmale selbst in Ungarn erschienen, Sommer 1541 den nicht von Ferdinand be- setzten Teil Ungarns als türkisches Paschalik mit der Hauptstadt Buda ein; dem jungen Zäpolya verblieb Sieben- bürgen. Ein von Joachim von Brandenburg geleiteter Reichs- krieg endete rühmlos mit vergeblicher Belagerung Pesths (September 1542). 1543 eroberte Soliman Gran. In dem von ihm begonnenen vierten Kriege mit Karl (1542—44) war Franz mit Cleve und der Türkei verbündet. Karl warf mit einem zum Teil italienisch-spanischen Heer Wilhelm von Cleve, dem der Eintritt in den Schmalkaldener Bund ver- sagt worden war und Frankreich keine Hilfe brachte, Sommer 1543 rasch nieder. Er musste Geldern und Zütphen ankarl abtreten und die katholische Religion in seinen Landen wieder- herstellen. Aber die Franzosen eroberten Luxemburg, sowie mit Hilfe der türkischen Flotte, die dann in Toulon überwinterte, Nizza. April 1544 siegten sie in Oberitalien bei Cerisole. Auf dem Reichstag zu Speier erlangte Karl durch Zu- geständnisse an die Protestanten, die kaum noch den katholischen Standpunkt wahrten und eine feier- liche Verwahrung Pauls Iii. veranlassten, („gemeines, christ- liches, freies Konzil deutscher Nation“ und einstweilige Regelung durch eine Nationalversammlung, mindestens bis zu einem solchen Provisorium allgemeiner Landfriede, Anerkennung aller von den Evangelischen 1532—1541 vollzogenen Rechts- und Besitz Ver- änderungen, Zulassung protestantischer Beisitzer beim Kammer- gericht) sehr ansehnliche Reichshilfe auch gegen Frankreich. Heinrich Viii., seit 1542 Karls Bundesgenosse, beschränkte sich auf die Belagerung Boulognes, das er September einnahm (1550 an Frankreich zurückgegeben). Karl drang bis Thierry vor, bog aber, durch Mangel an Geld und Lebensmitteln schwer bedrängt und durch ein französisches Heer im Rücken bedroht, nach Soissons aus und schloss, da die Engländer nicht kamen, 18. September 1544 den Frieden von Crespy. Im allgemeinen wurde der Besitzstand der Vertrags von Nizza fest- gesetzt. Der zweite Sohn Franz’ I. sollte eine Tochter entweder Karls mit den Niederlanden oder Ferdinands mit Mailand er-

10. Neue Zeit - S. 138

1897 - Stuttgart : Neff
138 § 45. Spaniens wirtschaftlicher Niedergang und innerer Zerfall. Schon bei Karls У. Rücktritt war Spanien mit einer be- deutenden Staatsschuld (20 Millionen Dukaten) belastet, ein Ueberschuss der Ausgaben über die ordentlichen Einnahmen so ziemlich schon stehend und der Wohlstand und die Erwerbs- kraft des Volks gemindert. Es flössen zwar Philipp, nachdem seit 1563 in den Silbergruben von Mexico und Potosi das Amalgam- verfahren eingeführt war, immer grössere Summen als „ Quinto “ der Ausbeute zu, die Abgaben wurden erhöht und vermehrt, Geld durch Verkauf von Aemtern und Titeln, Kronrechten und Kroneigentum gewonnen; trotzdem stieg die Geldnot und die Verschuldung des Staats immer mehr; es kam (wie schon 1557) 1575 und 1596 zum Staatsbankerott. Bei Philipps Ii. Tod belief sich die Staatsschuld auf 100 Millionen Dukaten (etwa 3—4 Milliarden Mark heutigen Geldwertes). Unter seinen Nachfolgern, dem unfähigen und arbeitsscheuen Philipp Iii. (bis 1621, Hauptgünstling und eigentlicher Regent der Herzog von Lerma) und dem prunkliebenden Philipp Iv. (bis 1665 regierender Minister: Herzog Olivarez, 1641 gestürzt) nahm die Zerrüttung der Staatsfinanzen, die Verschwendung für den ungeheuren Hofstaat mit seiner immer mehr sich ausbilden- den Etikette, die Unehrlichkeit und Unfähigkeit der Verwaltung und der Rechtsprechungdie fiskalische Aussaugung, sowie die Verödung des flachen Landes und die Verarmung des Volkes immer noch zu. Der Ackerbau war immer mehr beschränkt und unergiebig geworden, die spanische Industrie immer mehr zurückgegangen. Die Einfuhr überstieg die Ausfuhr ums doppelte, der Handel in Spanien selbst, wie die Industrie war etwa zur Hälfte in den Händen Fremder, der Handel mit den amerikani- schen Ländern thatsächlich zu 9до. Die Besitztümer und Ein- künfte der Kirche, besonders der Klöster und der Bischöfe waren immer mehr gewachsen; Priester, Mönche und Nonnen machten etwa 5%, der Adel 6—7°/o der Bevölkerung aus. Universitäten und Mittelschulen gediehen nach Zahl der Schüler, aber von Wissenschaften wurden mit einiger Fruchtbarkeit nur noch Theologie und Rechtswissenschaft betrieben. Dagegen er- lebte die spanische Litteratur (wie kurz vorher die portu- giesische, Luiz de Camoens 1525—80) ihr goldenes Zeit- alter (Drama: Lope de Vega 1562—1632 und Caldöron 1600 bis 1681; Roman: Cervantes 1547—1616, Don Quichote). Italienischen Schulen und Einflüssen gegenüber selbständig entwickelte sich eine nationale, realistische Malerei in der Schule von Sevilla, deren grösste Meister der als Porträtmaler ausgezeichnete Diego Velas-
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TM Hauptwörter (200)200

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