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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Neue Zeit - S. 34

1897 - Stuttgart : Neff
34 ment des französischen Königs, andrerseits an die zu erwartende häufige Abwesenheit des spanischen Herrschers, endlich die unge- heuren Summen, die Karl aufwandte oder versprach (im heutigen Geldwert etwa 36 Millionen Mark, zumeist von den Fugger vorgestreckt), bewirkten einen Umschwung. Ein wiederholter Versuch, die Wahl auf Friedrich von Sachsen zu lenken, scheiterte an dessen Ablehnung, und schliesslich liess auch Leo X. erklären, dass der Besitz Neapels der Wahl Karls nicht im Wege stehe. Am 28. Juni 1519 wurde Karl einstimmig gewählt. Karls Vertreter mussten in dessen Namen in einer Wahlkapitu- lation u. a. zusichern, dass er kein Bündnis mit fremden Staaten ohne Wissen und Willen der Kurfürsten schliessen, keine fremden „Völker“ ins Reich ziehen, königliche und Reichsämter nur Ein- heimischen übergeben, ein Reichsregiment aufrichten und die grossen Handelsgesellschaften abschaifen werde. Ulrich von Württemberg (1498—1550) war 1512 dem Schwäbischen Bunde nicht wiederbeigetreten, sondern hatte einen „Kontrabund“ geschallen. Als er, von Max zum zweitenmale wegen Ungehorsams geächtet, nach dessen Tod, im Vertrauen auf die französische Freundschaft, Reutlingen über- zogen und landsässig gemacht hatte, verdrängte ihn das Heer des Schwäbischen Bundes rasch aus seinem Lande. Ein August 1519 gemachter Versuch, mit Hilfe des Landvolks es wiederzugewinnen, misslang. Der Schwäbische Bund trat, um zu seinen Kriegskosten zu kommen, Würt- temberg ankarl ah, der August 1520 als Herzog und Erbherr davon Besitz nahm. In Worms wiirde es dem Erzherzog Ferdinand überwiesen. In der „Hildesheimer Fehde“ errangen Bischof Johann von Hildesheim und Herzog Heinrich von Lüneburg, die mit Frankreich in Verbindung standen, 28. Juni einen Sieg bei Soltau über den Bischof von Minden und die Herzoge von Braunschweig-Wolffenbüttel und -Kahlenberg. Der Gegensatz Karls V. und Franz I. Die Stellung Eng- lands und Leo X. Den Krieg zwischen Spanien-Burgund und Frankreich machten dieansprüchefrankreichsaufrück- gabe des südlichen Navarra an das Haus Albret und auf Neapel, die Karls auf Mailand (im Namen des Reichs) und die Bourgogne, Frankreichs Lehnsherrlichkeit über Flandern und Artois und sein Wunsch, Roussillon (1493—1642 spanisch) an sich zu bringen, sowie die allgemeine Rivalität de rvalois und des Hauses Oesterreich um die vorherrschende Stel- lung unvermeidlich. Karls Lage gestaltete sich zwar noch ungünstiger durch den Aufstand der Co mm uneros in Castilien und Valencia, den hauptsächlich die Steigerung der finanziellen Belastung (zum Teil von der erpresserischen Habsucht der wallonischen Hauptratgeber Karls verursacht) und damit teilweise zusammenhängende massenhafte Gold- ausfuhr, sowie die municipale Rechtlosigkeit des Bürgerstands hervorrief; aber der Ausbruch wurde verzögert durch die Be-

2. Neue Zeit - S. 61

1897 - Stuttgart : Neff
61 werden sollte; jedoch überwies er für die einzelnen Fälle die Entscheidung, ob es sich um eine Religionssache handle, dem Reichskammergericht (Anfang 1533), und dieses liess. solchen Prozessen, ohne Rücksicht auf die Rechtsverwahrung der Schmal- kaldener (Anfang 1534), ihren Lauf. Karl war von der katho- lischen Mehrheit des Regensburger Reichstags die Verpflichtung auferlegt worden, dafür zu sorgen, dass ein Konzil innerhalb sechs Monaten einberufen werde und binnen Jahresfrist zu- sammentrete. Türkenkrieg. S o 1 i m a n, der einen Angriff auf das Reich plante, war Juli 1532 in Ungarn erschienen, wurde aber drei Wochen lang durch die heldenmütige Verteidigung der Feste Güns aufgehalten. Als Karl nach langem Zögern mit nicht ganz 80000 Mann (worunter 41000 Mann Reichstruppen) von Regensburg aus donauabwärts zog, wagte Soliman keine Hauptschlacht und zog zunächst gegen Graz, dann über Ungarn heim. Auf einen Einmarsch in Ungarn und gegen Zäpolya verzichtete Karl, zum Teil wegen der geringen Neigung Bayerns und der evangelischen Stände, sich für Ferdinand zu bemühen. Karl verliess nach Beendigung des Türkenkrieges November 1532 Deutschland. Juli 1533 schloss Soliman mit Ferdinand Frieden. Die Carolina, .,die peinliche Halsgerichtsordnung; Karls V.“, die 1532 Reichsgesetz wurde, beruhte auf viermaliger Revision der Bamberger Hals- gerichtsordnung von 1507. Durch die „salvatorische Klausel“ (wonach den „alten wohlhergebrachten und billichen Gehreuchen nichts benommen“ sein sollte) wurde dieses Reichsgesetz den partikulären Gewalten annehmbar gemacht. Jahrhundertelang hat die Carolina das deutsche Strafrecht und den Strafprozess beherrscht. Sie war vor allem eine Strafprozessordnung mit Ein- schiebung von (nicht vollständigen) Bestimmungen über das Straf- recht. Das Urteil zu finden war nach ihr ausschliesslich Sache rechts- gelehrter Richter, eine Art oberste Instanz bildete die Aktenversendung an juristische Fakultäten. Das Verfahren war durchaus schriftlich, der Prozess inquisitorisch. Der.beweis wurde erbracht entweder durch die Aussage zweier tauglicher, unverdächtiger Zeugen oder durch das Ge- ständnis des Angeklagten. Genügend festgestellte Indicien hatten nur die Bedeutung, die Anwendung der Folter zu begründen. Als die Folter, zuerst von Friedrich d. Gr. 1740, aufgehoben war, kam es nach und nach dazu, dass auch Indicien zu voller gesetzlicher Strafe führen konnten. Der Strafvollzug war durchaus Sache des Staats. Die „endliche Rechtsthätigung“ schuf einen Schein des alten öffentlichen und mündlichen Prozesses (die Armensünderglocke davon ein Ueberrest).

3. Neue Zeit - S. 50

1897 - Stuttgart : Neff
50 Schweifungen und Pest sehr geschwächt war, in kurzer Zeit auf ivenige Plätze, worunter Neapel, das zu Wasser und zu Lande eingeschlossen wurde. Die Stadt war dem Fall nahe, als Andreas Doria, unzufrieden über Frankreichs Saumseligkeit und über Begünstigung der Nachbarstadt Savöna, mit der genuesi- schen Flotte ab fuhr und so die Verproviantierung der Stadt ermöglichte. Das durch die Pest auf einen kleinen Pest reduzierte französische Heer musste bald abzielien und dieser Rest bei Aversa kapitulieren. Genua vertrieb die französische Besatzung und machte sich frei (Oktober 1528). Die Niederlage eines französischen Heeres, das gegen Genua heranzog, bei Landriano (Juni 1529) machte die Kaiserlichen vollends zu Herren von Italien, das entsetzlich verwüstet war. C1 emens V11. hatte sich einige Tage nach einem mit Karls Bevollmächtigten ge- schlossenen Neutralitätsvertrag nach Orvieto geflüchtet (November 1527) und die Neutralität dann wenigstens äusserlich gewahrt. Oktober 1528 war er, von Frankreich und Venedig in seinen territorialen Wünschen gekränkt, nachromzurückgekehrt. 29. Juni 1529 wurde der Friede zwischen Karl und dem Papst in Barcelona abgeschlossen, in dem der Papst Florenz für seinen 1527 daraus vertriebenen, kurz vorher mit einer illegitimen Tochter Karls verlobten Neffen Alexander er- hielt. August 1530 wurde Alexander mit Waffengewalt einge- setzt. Der Papst erhielt Ravenna, Modena und Reggio, sowie die feierliche Zusage Karls und Ferdinands, die Ketzerei, wenn nötig, auch mit Waffengewalt auszurotten; Karl und Ferdinand wurde der vierte Teil der geistlichen Einkünfte ihrer Gebiete zu einem Türkenkriege zugesagt. Zwischen Karl und Franz wurde 3-/5. August 1529 der „Damenfriede“ (Margarete, Karls Tante, und Ferdinands Mutter Luise von Savoyen) in Cambrai geschlossen, in dem Franz feierlich auf Italien, Karl thatsäclilicli, aber unter Vorbehalt der ihm im Madrider Frieden zugestandenen Rechte, auf die Bourgogne ver- zichtete. Franz zahlte für seine Söhne ein bedeutendes Löse- geld und heiratete Karls Schwester Eleonore. Karl, der August in Genua landete, belehnte, angesichts des türkischen Angriffs, den schwer kranken Sforza mit Mailand und schloss mit Venedig Frieden. 24. Februar 1530 wurde er in einer Versammlung spanischer und italienischer Granden inbologna vom Papste zum Kaiser gekrönt. Das englische Schisma. Heinrich Viii., der alle reformatorischen Regungen bis dahin unterdrückt hatte, wünschte, um einen männlichen Thronerben zu erhalten und Anna Boleyn heiraten zu können, dass seine 1510 mit Dispens Julius’ Ii. geschlossene Ehe mit Katharina von Ara- goni en, der Witwe seines 1502 verstorbenen Bruders Arthur, Tante Karls V.,

4. Neue Zeit - S. 67

1897 - Stuttgart : Neff
67 Anspruch nahm, und schloss Mitte 1540 ein Schutz- und Trutz- bündnis mit Frankreich. § 25. Karls V. Zug gegen Tunis, dritter Krieg mit Franz I., Türkenkrieg. Karl gewann an Waffenruhm und persönlichem Ansehen durch die von ihm selbst geleitete, von Portugal und vom Papst Paul Iii. (Farnese: seit Oktober 1534) mit Schiffen unterstützte Expe- dition gegen Tunis, das der griechische Renegat Klieir-ed- Din Barbarossa, als Nachfolger seines Bruders Aroudj Herr von Algier, seit 1518 Lehnsmann, seit 1532 Admiral des os- manischen Sultans, 1533 erobert hatte. Karl nahm Goletta und einen Monat später Tunis, wo er den früheren islamitischen Herrscher wieder einsetzte (1535). Aber Barbarossa ent- kam nach Algier, von wo er sehr bald seine Raubzüge nach spanischem Gebiet wieder aufnahm. Trotz seiner engen Beziehungen mit dem Sultan (1535 Handelsverträge, Kapitulationen) hatte Franz diese Expedition zu einem Angriff auf Karl nicht benützt. Nach dem Tode Franz Sforza’s (November 1535) weigerte sich Karl, Franz’ zweiten Sohn mit Mailand zu belehnen. Franz begann den Krieg 1536 durch Besetzung Piemonts, auf das er ihm vererbte Ansprüche seiner verstorbenen Mutter geltend machte. Er war jetzt offen mit Soliman verbündet und es kam zu gemeinsamen Operationen. Dies nötigte Paul Iii. (Farnese) trotz inneren Widerstrebens immer mehr dazu, Karl zu begünstigen. Nach dem Scheitern zweier Invasionen in Frankreich, einer im Norden, der andern im Süden, und einem Einfall der Franzosen in Artois kam durch persönliche Vermittelung Pauls Iii. Juni 1538 ein zehnjähriger Waffenstillstand in Nizza auf Grundlage des status quo zu stände; von Piemont blieben 2/3 in Händen Frankreichs, Vs behielt Karl. Karl und Franz kamen Mitte Juli in Aigues- Mortes zusammen, aber die Zusagen, die Franz hier dem Kaiser in betreff gemeinsamen Vorgehens gegen die „Abgewichenen“ und die Türken machte, wurden von Karl nach Wert und Trag- weite übertrieben dargestellt. Karl konnte 1540 durch Frank- reich reisen, um das aufständische Gent zu züchtigen; aber er belehnte Oktober 1540 seinen Sohn Philipp mit Mailand. Spanien hatte sich seit 1505—10 verschiedener Küstenpunkte von Oran bis Tripolis bemächtigt, aber seit 1516 folgten Verluste auf Verluste. Barba- rossa suchte von 1580 an wiederholt spanisches Küstengebiet furchtbar heim. Goletta blieb spanisch, Tunis von Spanien abhängig bis 1574. — Der Kaiser und Venedig wurden seit 1537 zur See von Soliman und Barba- rossa bekriegt, Apulien schwer verwüstet, ein Heer Ferdinands

5. Neue Zeit - S. 56

1897 - Stuttgart : Neff
Das Marburger Religionsgespräch (Oktober 1529) führte zu keiner Einigung in der Auffassung des Abendmahls; die auf Bemühen des Landgrafen und der Schweizer verein- barten 14 Marburger Artikel konnten die dogmatische Grundlage einer Einigung nicht bilden, da ihre von Luther bald darauf vor- genommene Umformung in die 17 Schwabacher Artikel, die den Gegensatz gegen den Zwinglianismus scharf hervorhoben, vom Kurfürsten als unerlässliche Bedingung einer Einigung aufgestellt, aber von den meisten oberdeutschen Städten abgelehnt wurde; nur Nürnberg, Reutlingen und Heilbronn waren zur Annahme bereit. Der Türkenkrieg’. Zäpolga, der enge Verbindungen auch mit Franz I. unterhielt, hatte sich mit Soliman verbündet und huldigte Soliman, als dieser mit einem 20000u Mann starken Heer erschien, auf dem Schlachtfelde von Mohacs. Von Ofen aus, das ein kleines Häuflein deutscher Landsknechte sechs Tage lang verteidigt hatte, erschien Soliman 26. September 1529 vor Wien; nach zweimaligem vergeblichen Sturm zog er aber Mitte Oktober wieder ab und setzte in Ofen Zäpolya als König ein. Die Anfang September in Krems gesammelte Reichsarmee hatte nichts zur Entsetzung Wiens geleistet. Luther hatte in einer „Heerpredigt wider die Türken“ zu einem allgemeinen National- krieg aufgefordert; Sachsen hatte gerüstet, aber Hessen nicht. § 21. Der Augsburger Reichstag. Karl hoffte die Unterdrückung der Ketzerei auf friedlichem Wege (zunächst wohl durch Spaltung der „Abgewichenen") zu erreichen und wollte auch den altgläubigen Reformfreunden genügen; von Bologna aus hatte er sich bereit erklärt, „eines jeglichen Opinion und Meinung zu vernehmen und fleissiglich zu bewegen“. Auf dem Reichstag in Augsburg (Juni bis November 1530) überreichten 25. Juni die protestierenden Fürsten von 1529 und die Städte Nürnberg und Reutlingen (später traten noch bei: Weissenburg, Heilbronn, Kempten und Windsheim) die, wesentlich von Melanclithon verfasste, Con- fessio Augustana, deren deutscher Text der kursächsische Kanzler verlas. Dieses Bekenntnis führte den Nachweis, dass die Protestierenden trotz ihrer Neuerungen zur katholischen Kirche gehören; es hob möglichst die Uebereinstimmung mit dem alten Glauben und den Gegensatz gegen die Zwinglianer hervor, manche Lehren, z. B. das Priestertum der Gläubigen, Ver- werfung des Papsttums waren gar nicht berührt. Die vier Städte Strassburg, Konstanz, Memmingen, Lindau reichten 12. Juli ein eigenes Bekenntnis (Tetrapolitana)

6. Neue Zeit - S. 118

1897 - Stuttgart : Neff
118 ehrung zollte, solange er den Spaniern zu Willen war, bei einem Gegensatz der Interessen aber keine Rücksichten kannte. Philipp wollte noch mehr als Karl der Schutzherr der Kirche sein, mit b estimmendem Einf 1 uss auf deren Politik, ja selbst auf ihre dogmatische Entwickelung. Die Autorität der Kirche und die Bemühungen, diese wieder auf- zurichten, sollten auch der spanischen Politik dienen, die Re- stauration der Alleinherrschaft der Kirche sollte mit der Aufrichtung einer spanischen Weltmonarchie zusammenfallen. In Spanien übten Staat und Regierung der Kirche und dem Klerus gegenüber sehr weitgehende Rechte und Befugnisse aus, z. B. das Recht, vermittelst „Berufungen wegen Missbrauches“ Urteilssprüche der geistlichen Gerichts- höfe abzuändern, selbst Exkommunikation und Amtsentsetzung von Geistlichen aufzuheben. Auch in Neapel und Sicilien besass der Staat der Kirche gegenüber bedeutende Befugnisse. Bei entstehenden Konflikten wahrte Philipp diese Rechte mit rück- sichtsloser Entschiedenheit, und meistens sah der Papst sich ge- zwungen, durchaus nachzugeben. Bei Papstwahlen bezeichnete Philipp offen diejenigen der Kandidaten, die er sich als Papst gefallen lassen werde, oder wenigstens die, die er nicht annehme („Exclusive“, später auch von Oesterreich und Frankreich geübt). Die Vermehrung des gewaltigen Besitzes der Kirche in seinen Gebieten Hess er zu, weil die ihm vom Papst meistens ohne An- stand bewilligte Besteuerung des Kirchenguts und der kirchlichen Einkünfte (Cruzada, Escusado, Subsidio1*) die ergiebigste und sicherste Einnahme für seine Regierung bildete. § 40. Philipp und England. Hinrichtung Maria Stuarts. Armada. Trotz der Seeräuberei der Engländer gegen die spanischen Schiffe und Kolonien (zweiteerdumsegelungdurchfranz Drake, 1577—80) hatte Philipp doch, der spanischen Tradition folgend, mit England Frieden gehalten. Den Aufforderungen zu einem „grossen“ oder „heiligen“ Unternehmen behufs Be- seitigung Elisabeths und des Protestantismus hatte er nicht ent- sprochen, weil er den massgebenden Einfluss in Schottland oder England nicht mit den Guise oder Frankreich teilen, sondern für sich allein haben wollte: Philipp hatte sich begnügt, die päpst- lichen Unternehmungen nach Irland zu unterstützen (1579, 1580; aber 1583 war Irland wieder England ganz unterworfen) und Maria Stuart durch allgemeine Zusagen in ihrem Verhalten Elisabeth 9 Die cruzada waren die Erträgnisse des Ablasses, das escusado ein Anteil am Kirchenzehnten, das subsidio eine jeweils fest bestimmte Summe.

7. Neue Zeit - S. 120

1897 - Stuttgart : Neff
120 Stuart erklärte sicli 1586 bereit, wenn ihr Sohn nicht wieder zur katholischen Religion zurücktrete, ihre Rechte auf die eng- lische Thronfolge an Philipp abzutreten, und arbeitete daran, dass Jakob, der zu Elisabeth hielt, durch die katholischen Lords mit spanischer Hilfe gefangen und Philipp oder dem Papst ausgeliefert würde. Eine, vielleicht ganz und gar von agents provocateurs ins Werk gesetzte, Ver- schwürung („Babingtonverschwörung“), die mit Wissen Philipps und Marias die Ermordung Elisabeths bezweckte, wurde August 1586 entdeckt; Babington und 13 andere bald darauf hingerichtet, Maria entsprechend dem Gesetz von 1585 vor Gericht gestellt, das 25. Oktober gefällte Todesurteil 8. November vom Parlament bestätigt, 2. Februar 1587 von Elisabeth unterzeichnet. Vollstreckt wurde es 8. Februar 1587 ohne ausdrücklichen Befehl Elisabeths. Den Beamten, der die Vollstreckung angeordnet hatte, strafte sie mit längerer Haft. Sixtus V. erneuerte den Bann gegen Elisabeth und zeigte sich zu grosser Geldhilfe an Philipp bereit, dem Maria testamentarisch ihr Anrecht auf England vermacht hatte. In Spanien wurde, unter grosser Opferwilligkeit der Pro- vinzen und Städte, die „unüberwindliche Armada“, die erste grosse Segelkriegsflotte der Neuzeit, ausgerüstet, deren Befehl Philipp in seiner blinden Vorliebe für die Kastilianer dem see- unkundigen Herzog von Medina Sidonia übertrug; Parma sammelte in den Niederlanden ein Landheer von 30000 Mann und eine Transportflotte. Zum Glück für England, das erst Mai 1588 ernste und umfassende Rüstungen begann, wurde die Armada durch schweres Unwetter genötigt, sechs Wochen lang in den biskayischen Häfen sich zu bergen. In England war mittlerweile der geringe Bestand der Kriegsflotte, dank dem Patriotismus, auch der Katholiken, durch Kauffahrer und Küstenschiffe ergänzt worden. Im Kanal brachten die Eng- länder vermittelst der grösseren Beweglichkeit ihrer kleine- ren Schiffe, ihrer dem Unterschied angepassten Kampfesweise und durch Brander (Ende Juli) der Armada schwere Ver- luste bei; Parma war das Auslaufen durch holländische Schiffe unmöglich gemacht worden. Der spanische Admiral entschloss sich zur Umkehr und zwar um Grossbritannien herum. Die Armada wurde bis Edinburg von den Engländern verfolgt, erlitt aber auf der weiteren Fahrt durch Stürme noch grössere Verluste. 20000 Mann, 81 Schiffe und 20 Millionen Dukaten waren umsonst geopfert; die Freiheit Englands und mittel- bar der nördlichen Nieder lande und der Bestand des j Protestantismus gesichert.

8. Neue Zeit - S. 121

1897 - Stuttgart : Neff
121 § 41. Fortgang und Ende (1er französischen Religionskriege. Spanien und Frankreich. 1586—1598. Achter Religionskrieg\ Erst Mitte 1587 begann Heinrich Iii. ernstlich, in wenig aufrichtigem Zusammenwirken mit den Guise, den Krieg gegen die Hugenotten. Der Sieg Heinrichs von Na- varra bei Coutras wurde nicht ausgenützt, und dann aufgewogen durch den Sieg Heinrichs von Guise über ein deutsch-schweizerisches Söldnerheer („Krieg der drei Heinriche“). Die Ligue stellte an den König jetzt Forderungen, deren Erfüllung ihre Häupter zu Herren Frankreichs gemacht hätte, sie verlangte auch Er- richtung eines Inquisitionstribunals in jeder Stadt und Hinrich- tung aller mit den Walfen in der Hand gefangenen Ketzer. Heinrich Guise erschien, wider das Verbot des Königs, Mai 1588 in Paris, wo die revolutionäre Erregung schon stark war {„Ligue der Sechzehn“). Die Sorbonne hatte verkündet, dass das Volk berechtigt sei, Könige abzusetzen. Am „Barrikadentag“ (13. Mai) ivurde der König gezwungen, Paris zu verlassen, wo sich bald eine terroristische und ketzerverbrennende Handwerkerregierung („Commune“) der Herrschaft bemächtigte. Der schwache König unterwarf sich Mitte des Jahres im „Unionsvertrag“ der Ligue: er erklärte u. a. jeden ketzerischen Prinzen der Thronfolge für verlustig und übergab den Oberbefehl über alle königlichen Truppen den Guise. Aber als die Generalstände von Blois bestrebt waren, durch ihre Haltung die Macht der Guise auf Kosten des Königtums noch mehr zu heben und zu befestigen, liess der König Heinrich von Guise in seinem Vorzimmer durch Edelleute und einen Tag später dessen Bruder, denkardinal Ludwig von Lothringen, ermorden (Ende 1588). An- fang 1589 wurden die Generalstände aufgelöst. In Paris und nach seinem Vorgang in den meisten französischen Städten wurde der Bruder der ermordeten Guise, Herzog von Mayenne, als „Generalstatthalter des Staates und der Krone Frankreich“ ausgerufen, in Paris organisierte Mendoza, der Gesandte Philipps, der sich die Hoffnung auf Beherrschung Frankreichs und damit auf Niederwerfung der gesamten Niederlande wahren wollte, den Widerstand, die Sorbonne entband das französische Volk des Heinrich Iii. geschworenen Eides, und Sixtus V. bedrohte ihn mit dem Bann. Der Fanatismus wurde insbesondere durch Predigten niederer Kleriker und Mönche, sowie durch Massenprozessionen rege gehalten und geschürt. Für Hein- rich Iii. blieb, da er selbst nur über wenig Truppen verfügte, nur übrig, mit Heinrich von Navarra sich zu einen, dem er Religionsfreiheit für die Reformierten zu-

9. Neue Zeit - S. 122

1897 - Stuttgart : Neff
sicherte. Aber auch loyale Katholiken strömten (lern Könige zu. Die beiden Heinrich lagerten mit grosser Macht vor Paris und hatten Aussicht, es zu bezwingen; da wurde Heinrich Iii. von einem Dominikaner Jacques Clément 1. August 1589 ermordet. Heinrichs Iv. Kampf gegen die Ligue und Spanien. In Paris wurde die Tliat Cléments durch Tedeum und Freuden- feuer gefeiert- und (der in Navarras Gefangenschaft befindliche) Kardinal von Bourbon als Karl X. zum König ausgerufen, Karl von Mayenne wurde sein Generalstatthalter. Philipp und der Papst unterstützten ihn mit Geld und Truppen. Heinrich Iv. bestimmte durch Zusagen, welche eine räumlich unbeschränkte Religionsfreiheit der Hugenotten ausschlossen, wenigstens einen Teil der katholischen Aristokratie, auf seiner Seite zu bleiben. Auch ein Teil des Klerus schloss sich ihm an. Er erhielt Geld, dann auch Truppen von Elisabeth, von deutschen Protestanten und von den Niederlanden. Heinrichs Sieg bei Ivry über Mayenne (März 1590) ermöglichte es ihm, Paris, in dem auch ein päpst- licher Legat den Widerstand aufrecht erhielt, wieder zu be- lagern; als es dem Falle nahe war, wurde es durch Parma entsetzt und wieder verproviantiert. Nach dem Tode „Karls X.“ (Mai 1590) nahm Paris eine spanische Besatzung auf, und Philipp begann Rechte seiner Tochter Isabelle, durch ihre Mutter Enkelin Heinrichs Ii., geltend zu machen. Er Hess sich die Ober- herrschaft über die Bretagne übertragen, während der Savoyer den grössten Teil der Provence besetzte. Unter den bisherigen Gegnern Heinrichs wuchs der Zwiespalt zwischen einer gemässigt katholischen Partei, die auf nationale Einheit und Integrität den grössten Wert legte, und einer extrem katholischen, zumeist demokratisch-terroristischen Partei, die bereit war, die Vernich- tung des Protestantismus und eine an Souveränität grenzende Selbständigkeit der Provinzen und Städte selbst durch eine mittelbare Herrschaft Philipps und durch bedeutende territoriale Verluste zu erkaufen. Parma hatte Heinrich gezwungen, die Belagerung Rouens aufzugeben, musste aber selbst nach den Niederlanden zurückgehen (1592). Von Generalständen, die, ziemlich unvollständig, Anfang 1593 in Paris zusammentraten, erhoffte Mayenne seine Wahl zum König, aber der spanische Gesandte forderte Anerkennung des Erbrechts Isabellens und bezeichnete als deren zukünftigen Gemahl den Erzherzog Ernst, später dachte man an ihre Verheiratung mit Karl Guise, dem Sohne Heinrichs. Nachdem das Parlament von Paris feierlich die Gültigkeit des salischen Gesetzes verkündet hatte, trat Heinrich, während eines mit Paris abgeschlossenen Waffen-

10. Neue Zeit - S. 133

1897 - Stuttgart : Neff
133 lischen Kirche bei Strafe der Acht, diese wurde 1598 durch spanische und jülich-clevesche Truppen, nicht ohne zahlreiche Austreibungen und Konfiskationen, erzwungen. Ein Nachspiel der Kölner Stiftsfehde, die durch Doppelwahl veranlasste Strass- burger Stiftsfehde (seit 1592) endete damit, dass der Kardinal Karl von Lothringen 1599 vom Kaiser bestätigt wurde und dessen elfjährigen Vetter Leopold (seit 1598 Koadjutor von Passau) zum Koadjutor erhielt; der protestantische Administrator Johann Georg, Sohn des Kurfürsten von Brandenburg, verzichtete 1604 gegen eine Geldentschädigung. Untergang des livländisehen Ordensstaates. Der Schwertorden hatte sich nach der Säkularisation Ostpreussens vom Deutschorden gelöst. Der Ordensstaat, der die Oberherrlichkeit des Kaisers und des Papstes an- erkannte, war ein loses Gefüge. Neben dem Orden, der dem Namen nach Souverän des ganzen Landes war und unmittelbar den grössten Teil des Ge- biets besass, gab es geistliche Fürstentümer (Riga, Dorpat, Oesel, Reval, Kurland oder Pilten), weltliche Ritter mit grossen Ländereien und selbständige Städte: Riga, Dorpat, Reval. Die sehr abhängige esthnische (finnische) oder lettische Bauernschaft war nicht germanisiert worden. Die Refor- mation der Städte und dann der Ritter steigerte noch den Mangel an Zu- sammenhalt. Auf die Gebiete des Ordens, von deren Zusammenhang mit dem Reiche und deren Unabhängigkeit die maritime Stellung der deutschen See- städte abhing, musste jede Macht ihr Auge werfen, die ein dominium maris Baltici erstrebte; insbesondere waren sie für Russland wichtig als Mittel, um durch den Besitz von Ostseehäfen zu freier wirtschaftlicher Entfaltung zu gelangen, und später als Brücke zum Eingreifen in die mitteleuropäischen Verhältnisse. Iw anderschreckliche (1534—1584), dererste„Tsa r“, der (die bis dahin tatarisch-islamitischen) Kasan und Astrachan erobert, die Don’schen Kosaken unter seine Schutzherrschaft gebracht hatte, und unter dem die Eroberung Sibiriens begann, brach 1558 und 1560 mit gewaltiger Macht im Ordensgebiet ein. Da vom Reiche keine Hilfe kam und Polen, unter dessen Schutz sich der Orden und der Erzbischof von Riga gestellt hatten, nicht ausgiebig half, kamen durch Kauf die Stifter Oesel, Reval und Kur- land an den Dänenkönig, Esthland und Stadt Reval begaben sich 1560 unter die Oberherrschaft schwedens, und der Heermeister I Gothard von Ketteier übergab 1561 Livland an Polen und be- hielt das Gebiet links der Düna als erbliches Herzogtum Kurland unter polnischer Oberlehnshoheit, Iwan blieb Narwa. Die Kämpfeiwans gegenpolenund seine Verbündeten, Däne- mark und Lübeck, später Schweden, endeten damit, dass Russland 1582 in einem durch den Jesuiten Poissevin vermittelten zehnjährigen Waffen- stillstand mit Polen alle livischen Besitzungen und in einem dreijährigen Waffen- stillstand mit Schweden Esthland und Earwa aufgab. Das Reich hatte für das bedrängte Deutschtum dieser Gebiete so gut wie nichts gethan. Der Kampf zwischen Schweden und Polen, der vor allem durch den Streit um [ diese Gebiete verursacht war, ermöglichte es später den Moskowitern, sich [ hier festzusetzen. Die Türkenkriege. Ungarn und Siebenbürgen. In einem auf i acht Jahre geschlossenen Frieden trat Ferdinand 1562 an Zäpolya Sieben- bürgen, an die Türkei Temeswdr (zweites Paschalik) ab und verpflichtete sich zur Tributzahlung. Nach seinem Tode verursachten Kämpfe Zäpolyas gegen Max einen grossen Angriff Solimans, der vor dem durch Zriny heldenmütig
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TM Hauptwörter (200)200

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