14
Elsaß ein. Sie wird an vielen Orten durch frucht-
bare Hügel und Weinberge nnterbrochen.
Oberhalb Colmar, südlich von Sennheim befindet
sich eine weite Ebene von ungefähr 1009 Hektar, das
Ochsenfeld genannt, welche teilweise nnangebaut
ist. In nenester Zeit hat man es nicht an zahlreichen
Versuchen mangeln lassen, diese Ebene nrbar und
fruchtbar zu machen.
' In dem Ried (Schilfboden), das heißt in dem
feuchten, zum Teil moosigen Landstriche zwischen der
Jll und dem Rheine, hat man durchgehend einen
grobkiesigen Boden, den manchmal eine Schicht von
schwerem, sprödem Letten, oft nnr eine dünne Krnste
von Dammerde deckt. Da wo der Kies hoch an die
Oberfläche hervorragt, ist der Boden nicht frucht-
bar, und die Vegetation leidet daselbst in trockenen
Jahren.
§ 8.
Die Gebirge.
Die Gebirge des Landes sind die Vogesen und die
Ausläufer des Jura.
Der Jura (Leberberg) nimmt seinen Anfang
mit dem Mont du Chat in Savoyen, streicht erst
nördlich, dann nordöstlich, zuletzt östlich. Er bildet
die Grenze zwischen der Schweiz und Frankreich.
Im Aargau wird die Hauptmasse durch die Aar-
durchbrochen, schiebt aber ans dem rechten Aarufer
noch den Kästenberg und die Lägern als Ausläufer
in das Hügelland. Die Ansdehnung des Schweizer
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Extrahierte Ortsnamen: Sennheim Ried Rheine Leberberg Savoyen Frankreich Kästenberg
77
Rothau (1550 Eimv.), hat Baumwollspinnereien
und Webereien. Westwärts, oberhalb der Mennoniten-
Höfe Salm, die Ruine Salm, Stammschloß des Fürsten-
geschlechtes gleichen Namens. Zwischen Rothau und.
Saales das Steinthal.
5. Saales, (980 Eimv.), unweit der Quelle der
Breusch, westwärts vom Winberg (Climont), Grenzort
gegen Frankreich. Strnmpswarensabrikation. Endstation
der Eisenbahn Straßburg-Saales.
Iv. Der Stadtkreis Straßburg.
123,500 Einwohner. 78 □ km.
Strnßburg, * Argentoratum oder Argentina,
Hauptstadt von Elsaß-Lothringen, in einer schönen
Ebene an der Jll und der Breusch, 4 km vom
Rhein, Knotenpunkt zahlreicher Eisenbahnen und
Straßen, bildet, mit den dazu gehörigen Dör-
fern, Feldern und Wäldern, „Stadtbann" genannt
(1a banlieue, das Weichbild), den Stadtkreis
Straß bürg. Sie ist die Residenz des Kaiserlichen
'Statthalters und Sitz der obersten Behörden des
Landes: des Ministeriums für Elsaß^Lothringen, des
Generalkommandos des Xv. Armeekorps, des Bezirks-
Präsidiums, eines Bischofs, des Ober-Konsistoriums,
des Direktoriums Augsburgischer Konfession, der Gene-
ral-Direktion der Zölle und indirekten Steuern, der
Direktion der direkten Steuern, des Oberschulrates,
einer Oberpostdirektion n. s. w. Sie besitzt eine
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
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Extrahierte Ortsnamen: Winberg Frankreich Elsaß-Lothringen Breusch Rhein
15
Jura beträgt 210—280 km, seine größte Breite in
den Kantonen Bern und Solothnrn 35—40 km.
Seine Vorberge dehnen sich in das Elsaß aus und
verlieren sich daselbst allmählich.
Die Voge sen nehmen ihren Ansang bei Langres
und laufen unter dem Namen Burgunder- oder Sichel-
gebirge (Monis Faucilles) von Westen nach Osten
bis Belfort, wo ihre Vorhügel den elsässijchen Jura
berühren.
Von diesem Punkte an nimmt die Gebirgskette ihre
Richtung nach Norden und dehnt sich in einer Länge
von 330 km und einer Breite von 40—45 km bis
zur Queich aus. Nordwärts dieses Flusses beginnt
das pfälzische Hardtgebirge.
Nach Norden flachen sich die Berge mehr und
mehr ab; nördlich von Pfalzburg übersteigen sie nicht
mehr 550 Meter.
Die hervorragenden Erhebungen des Landes, in
der Richtung von Süden nach Norden, sind folgende:
Meter über
dem Meer
Im Jura:
1. M o r i m o n t bei Lnffendorf, hart an der
schweizerischen Grenze........822
2. Glaserberg, an der schweizerischen
Grenze.............817
In den Vogesen:
A. Im Ober-Elsaß:
1. Der Bärenkopf, im Süden 5>as Mas-
münsterthales...........1073
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37
Steuern und Zölle. Dieselben scheiden sich in
direkte und indirekte Steuern.
An der Spitze der direkten Steuern steht in
jedem der drei Bezirke ein Steuerdirektor, dem zur
Veranlagung der Steuern und zur Ueberwachuug des
Katasterwesens in jedem Kreise zwei bis drei Steuer-
kontroleure untergestellt sind: Direkte Steuern sind:
Grund-, Personal-, Patent-, Mobiliar-, Thür- und
Fenstersteuer.
Der Verwaltung der indirekten Steuern
steht ein Generaldirektor in Straßburg vor. Das
Land zerfällt in elf Hauptamtsbezirke, und zwar sind
in Diedenhosen, Metz, Saarburg, Schirmeck, Münster
und Altkirch Hauptzollämter, denen je ein Oberzoll-
inspektor vorsteht, in Mülhausen, Colmar, Straßburg,
Hagenau, Saargemünd Hauptsteuerämter, an deren
Spitze Obersteuerinspektoren stehen. Jedem dieser Aem-
ter stehen zur Ueberwachuug der Steuer- und Neben-
Zollämter sowie zur Leitung des Aufsichtsdienstes Ober-
grenzkontrolenre resp. Oberstenerkontroleure uuter.
Das Forstwesen zerfällt in drei Forstabtei-
lungen, entsprechend den drei Bezirken des Landes,
deren Vorsitzende die Bezirkspräsidenten sind. Die
Forstabteilung Ober-Elfaß zählt drei Forstmeister-
bezirke, die sich wiederum in 17 Oberförstereien
gliedern, die Forstabteilung Unter-Elsaß vier Forst-
me.sterbezirke mit 24 Obersörstereien, die Forstab-
teilung Lothringen fünf Forstmeisterbezirke mit 22
Oberförstereien.
Das Bergwesen steht dem Ministerium unter.
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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34
ment des französischen Königs, andrerseits an die zu erwartende
häufige Abwesenheit des spanischen Herrschers, endlich die unge-
heuren Summen, die Karl aufwandte oder versprach (im heutigen
Geldwert etwa 36 Millionen Mark, zumeist von den Fugger
vorgestreckt), bewirkten einen Umschwung. Ein wiederholter
Versuch, die Wahl auf Friedrich von Sachsen zu lenken, scheiterte
an dessen Ablehnung, und schliesslich liess auch Leo X. erklären,
dass der Besitz Neapels der Wahl Karls nicht im Wege stehe.
Am 28. Juni 1519 wurde Karl einstimmig gewählt. Karls
Vertreter mussten in dessen Namen in einer Wahlkapitu-
lation u. a. zusichern, dass er kein Bündnis mit fremden Staaten
ohne Wissen und Willen der Kurfürsten schliessen, keine fremden
„Völker“ ins Reich ziehen, königliche und Reichsämter nur Ein-
heimischen übergeben, ein Reichsregiment aufrichten und die
grossen Handelsgesellschaften abschaifen werde.
Ulrich von Württemberg (1498—1550) war 1512 dem Schwäbischen
Bunde nicht wiederbeigetreten, sondern hatte einen „Kontrabund“ geschallen.
Als er, von Max zum zweitenmale wegen Ungehorsams geächtet, nach dessen
Tod, im Vertrauen auf die französische Freundschaft, Reutlingen über-
zogen und landsässig gemacht hatte, verdrängte ihn das Heer des
Schwäbischen Bundes rasch aus seinem Lande. Ein August 1519
gemachter Versuch, mit Hilfe des Landvolks es wiederzugewinnen, misslang.
Der Schwäbische Bund trat, um zu seinen Kriegskosten zu kommen, Würt-
temberg ankarl ah, der August 1520 als Herzog und Erbherr davon Besitz
nahm. In Worms wiirde es dem Erzherzog Ferdinand überwiesen. In
der „Hildesheimer Fehde“ errangen Bischof Johann von Hildesheim und
Herzog Heinrich von Lüneburg, die mit Frankreich in Verbindung standen,
28. Juni einen Sieg bei Soltau über den Bischof von Minden und die Herzoge
von Braunschweig-Wolffenbüttel und -Kahlenberg.
Der Gegensatz Karls V. und Franz I. Die Stellung Eng-
lands und Leo X. Den Krieg zwischen Spanien-Burgund und
Frankreich machten dieansprüchefrankreichsaufrück-
gabe des südlichen Navarra an das Haus Albret und auf
Neapel, die Karls auf Mailand (im Namen des Reichs)
und die Bourgogne, Frankreichs Lehnsherrlichkeit über Flandern
und Artois und sein Wunsch, Roussillon (1493—1642 spanisch) an
sich zu bringen, sowie die allgemeine Rivalität de rvalois
und des Hauses Oesterreich um die vorherrschende Stel-
lung unvermeidlich. Karls Lage gestaltete sich zwar noch
ungünstiger durch den Aufstand der Co mm uneros in
Castilien und Valencia, den hauptsächlich die Steigerung
der finanziellen Belastung (zum Teil von der erpresserischen
Habsucht der wallonischen Hauptratgeber Karls verursacht)
und damit teilweise zusammenhängende massenhafte Gold-
ausfuhr, sowie die municipale Rechtlosigkeit des Bürgerstands
hervorrief; aber der Ausbruch wurde verzögert durch die Be-
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Friedrich_von_Sachsen Friedrich Leo_X Leo Karls Karl Karl Karls Ulrich_von_Württemberg Max Max August August Ferdinand Johann_von_Hildesheim Johann Heinrich_von_Lüneburg Heinrich Karls_V. Franz_I. Leo_X Leo Karls Karls Karls
Extrahierte Ortsnamen: Karls Karls Reutlingen Worms Frankreich Minden Karls Frankreich Navarra Haus_Albret Neapel Karls Mailand Frankreichs Oesterreich Karls Valencia Karls
244
östlichen Europa zu Gunsten Russlands. In Stockholm schloss
Schweden 9. November 1719 mit Hannover, 21. Januar 1720
mit Preussen Frieden: Hannover erhielt die Bistümer Bremen
und Verden gegen 1 Million Thaler, Preussen Vorpommern östlich
der Peene gegen 2 Millionen Thaler, sodass der deutsche Besitz
Schwedens auf den Rest von Vorpommern mit Rügen und Wismar
beschränkt wurde. Dänemark gab im F r i e d e n v о n Fried-
richsburg (3. Juli 1720) seine Eroberungen gegen 600000 Thlr.
an Schweden zurück, das aber sich dem Sundzoll unterwarf und
den Herzog von Gottorp preisgab; die Schleswig-Gottorpischen Be-
sitzungen wurden m it Dänemark vereinigt und Schleswig widerrecht-
lich, weil im Widerspruch zu der 1460 garantierten Zusammen-
gehörigkeit Holsteins und Schleswigs, unter das (1665 beschlossene)
Königsgesetz gestellt, das für Dänemark die weibliche Erbfolge
festsetzte. Gegen Russland, wurde der Krieg fortgesetzt und
dadurch nichts als eine arge Verwüstung der schwedischen Küste
erreicht. Im Frieden von Nystadt (10. September 1721)
gab Russland, dessen Herrscher jetzt den Kaisertitel annahm,
das ebenfalls eroberte Finnland zurück, behielt aber gegen
2 Millionen Thaler Ingermanland, Karelien, Esthland und Livland.
Polen, das in den Frieden mit aufgepommen wurde, hatte nichts ge-
wonnen, es musste Stanislaus Lesczynski eine Geldentschädigung zahlen, und
durch die Vermählung der einen Nichte Peters, Anna Iwanowna, mit dem
Herzog von Kurland (1712) war die Vereinigung auch dieses Landes mit
Russland eingeleitet. Den Versuch, auch in Mecklenburg festen Fuss zu
fassen dadurch, dass er den Herzog Karl Leopold von Mecklenburg-Schwerin,
den Gemahl der andern Tochter Iwans, Katharina, bei seinem gewaltthätigen
Vorgehen gegen die mecklenburgischen Stände unterstützte, hatte Peter der
Haltung England-Hannovers und Hollands gegenüber aufgegeben (1717). Für
die Rechte des Gottorpers trat Peter nicht ein, verlobte ihm aber kurz vor
seinem Tod die eine seiner Töchter; diese Ehe des Herzogs Karl Friedrich
von Gottorp mit Peters des Grossen Tochter Anna eröffnete dem Haus
Gottorp die Aussicht auf den russischen Thron.
§ 74. Russland unter Peter und seinen nächsten Nachfolgern.
Peters Regierung im Innern. Neben der kriegerischen Thätigkeit
waren Peters Bestrebungen, Russland unmittelbar zu europäisieren, herge-
gangen; 1716—17 hatte er seine zweite Reise nach Westeuropa (über Danzig,
Stettin, Kopenhagen, Amsterdam nach Paris) gemacht. Die Schaffung
eines Heeres (1725: 210 000 Mann) und einer Flotte (1725: allein
48 Linienschiffe), sowie einer Hauptstadt nach europäischem
Muster (s. S. 242) war gelungen. Erfolgreich waren auch die Bemühungen
Peters, in Russland neue Zweige des Ackerbaues einzuführen, den Berg-
bau zu heben, eine Industrie zu schaffen und namentlich den russischen
Handel zur Entwickelung zu bringen. Den letzteren Zwecken diente ein
merkantilistisches Schutzzollsystem, die Anstellung von Konsuln im Auslande,
die Einrichtung von Jahrmärkten und Börsen, die Einführung von Posten, die
Anlegung von Häfen und insbesondere von Kanälen, die nach Peters, freilich
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Stanislaus_Lesczynski Peters Anna_Iwanowna Karl_Leopold_von_Mecklenburg-Schwerin Karl Leopold Katharina Peter Peter Karl_Friedrich
von_Gottorp Karl Friedrich Peters Anna Peter Peters Peters Peters Peters
Extrahierte Ortsnamen: Europa Russlands Stockholm Schweden Preussen Schwedens Wismar Schleswig Schleswigs Russland Russland Finnland Karelien Esthland Livland Kurland Hollands Haus
Gottorp Russland Westeuropa Danzig Stettin Kopenhagen Amsterdam Paris Russland
227
wohl ohne Befehl der französischen Heeresleitung, Heidelberg
bis auf wenige Häuser nieder gebrannt, beim Abzug der Fran-
zosen der nicht vollständig durchgeführte Befehl zur Sprengung
des Schlosses gegeben. Württemberg und die Pfalz wurden im
Sommer noch einmal verwüstet. Nach Zurückdrängung der Fran-
zosen über den Rhein führte Ludwig von Baden, der Ende 1692
den Oberbefehl übernommen hatte, den Krieg immer mehr
„mit der Hacke und dem Spaten“. Ein Einfall ins Elsass
führte 1694 nur zu schweren Plünderungen und Erpressungen.
Aber auch Frankreich, das nur durch Umwandlung vieler
Privatgeschäfte in königliche Aemter und deren Verkauf, durch
Veräusserung von Domänen und Münzverschlechterung seine
Mittel aufgebracht hatte, und dessen Bevölkerung (auch infolge
schlechter Ernten) schwere Not litt, konnte seit 1694 (Kata-
lonien ausgenommen) nicht mehr offensiv Vorgehen. Ludwig
erstrebte einen Frieden. Wilhelm Iii., der 1695 Namur wieder-
gewonnen hatte, suchte, nachdem Savoyen zu Frankreich
übergetreten und zwischen der „grossen Liga“ und Frankreich
für Italien ein Waffenstillstand abgeschlossen war, ebenfalls
Frieden, worin ihn eine Mlinzkrisis in England bestärkte.
Die Aussicht auf baldige Eröffnung der spanischen
Erbfrage lockerte die Liga. Im Reiche steigerte das
Bemühen der kleineren westdeutschen Reichsstände (Frankfurter
Assoziationsrezess Anfang 1697), gemeinsam zu einem eigenen
stehenden Heere zu kommen, nur noch die Uneinigkeit. Nachdem
Ludwig sich mit Holland und England im allgemeinen über t die
Friedensgrundlagen verständigt hatte, wurde auf dem Schlosse
R y s w i c k über Frieden verhandelt. Wilhelm billigte den Vor-
schlag, dass Ludwig entweder Strassburg oder Breisach und Frei-
burg gelassen werden sollte. Holland, England und Spa-
nien schlossen 20. September 1697 Frieden: Spanien
erhielt alle seit 1679 verlorenen Plätze zurück, und Wilhelm
wurde von Ludwig als König von England anerkannt,
Einen von Ludwig dem Reiche gesetzten Termin für die Wahl
zwischen Strassburg und Freiburg-Breisach liess die kaiserliche
Diplomatie verstreichen. Kaiser und Reich schlossen
30. Oktober Frieden, in dem Frankreich seiner
jetzigen Forderung gemäss Strassburg als aner-
kannter Besitz blieb. Freiburg und Breisach wurden
an das Haus 0esterreich, Philippsburg und Kehl an
Kaiser und Reich zurückgegeben (Philippsburg erhielt
dann der Bischof von Speier, Kehl der Markgraf von Baden-
Baden). Auf die durch die Reunionen erworbenen
Gebiete, Strassburg ausgenommen, hatte Ludwig
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_von_Baden Ludwig Ludwig Wilhelm Ludwig Ludwig Wilhelm Ludwig Ludwig Wilhelm Ludwig_als_König_von_England Ludwig Ludwig_dem_Reiche Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Heidelberg Fran- Rhein Elsass Frankreich Frankreich Frankreich Italien England Holland England Strassburg Breisach Holland England Spanien Strassburg Freiburg-Breisach Frankreich Strassburg Freiburg Breisach Haus_0esterreich Philippsburg Kehl Philippsburg Baden-
Baden Strassburg
179
Haff; die Stadt Wismar; die Bistümer Verden und
Bremen mit Reichsstandschaft als weltliche Herzogtümer. Es
beherrschte somit die Mündungen der Oder, der Elbe und der
Weser (Mitglied des westfälischen, des nieder- und des ober-
sächsischen Kreises). Ausserdem erhielt es zur Ablohnung seiner
Soldaten fünf Millionen Thaler, die die Reichskreise, den öster-
reichischen, burgundischen und bayrischen ausgenommen, auf-
bringen mussten.
Frankreich erhielt jetzt vom Reiche Metz, Toul und
Verdun zu souveränem Besitz; ferner mit aller Jurisdiktion und
voller Souveränität, aber unter Wahrung der Zugehörigkeit
zum Reiche die österreichische „Landgrafschaft“ Eisass
(d. h. den grössten Teil des Ober- und einige Herrschaften
des Unterelsasses) samt dem Sundgau und unter noch mehr
sich widersprechenden Bestimmungen die Landvogtei über
zehn elsässische Reichsstädte (dafür zahlte es an die
Tiroler Linie des Hauses Habsburg 3000000 Livres); Breisach
und das Besatzungsrecht von Philippsburg; aber nicht
die Reichsstandschaft.
Die Eidgenossenschaft und die freien Niederlande
(Friede mit Spanien 30. Januar 1648) schieden gänzlich
aus dem Reichsverbande aus.
Bayern blieb die Kurwürde und die Oberpfalz (wo-
mit der Kaiser seiner finanziellen Verpflichtungen enthoben wurde),
der Sohn des Winterkönigs Karl Ludwig bekam nur die
Rheinpfalz, etwa die Hälfte des früheren Gebiets — dies
eine Ausnahme von der allgemeinen Restitution des weltlichen
Besitzstandes von 1618 — und eine achte Kur. Kur-
sachsen erhielt endgültig die Lausitz; Hessen-Cassel
die Abtei Hersfeld; Mecklenburg als Ersatz für Wismar die
Stifter Schwerin und Ratzeburg als weltliche Fürstentümer;
Kurbrandenburg den grösseren Teil Hinterpommerns,
und als Entschädigung für das übrige Pommern die Bistümer
Halberstadt, Minden, Camin (in Pommern) als weltliche
Herzogtümer und die Anwartschaft auf Stift Magdeburg ohne
die vier 1635 an Kursachsen überlassenen Gebiete (infolge Be-
setzung der Stadt schon 1666 thatsächlich brandenburgisch,
formell 1680).
Die Stadt Bremen7 deren Reichsunmittelbarkeit 1654 in Regensburg
feierlich proklamiert wurde, suchte Schweden seit 1653, auch mit kriegerischer
Gewalt, unter seine Landeshoheit zu bringen, es erkannte aber angesichts einer
Allianz der Generalstaaten, Dänemarks, Kurbrandenburgs und zweier Welfen
1666 deren Reichsunmittelbarkeit an (1669 der letzte eigentliche Hansetag).
In den Besitz Hinterpommerns kam Kurbrandenburg erst 1653, nachdem es
Schweden auch die Stadt Camin überlassen hatte. Die „Licenten“ (Seezölle,
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark]]
Extrahierte Personennamen: Karl_Ludwig Karl Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Wismar Bremen Frankreich Breisach Philippsburg Spanien Rheinpfalz Hessen-Cassel Wismar Ratzeburg Minden Pommern Magdeburg Regensburg Schweden Dänemarks Kurbrandenburgs Kurbrandenburg
138
§ 45. Spaniens wirtschaftlicher Niedergang und innerer Zerfall.
Schon bei Karls У. Rücktritt war Spanien mit einer be-
deutenden Staatsschuld (20 Millionen Dukaten) belastet, ein
Ueberschuss der Ausgaben über die ordentlichen Einnahmen so
ziemlich schon stehend und der Wohlstand und die Erwerbs-
kraft des Volks gemindert. Es flössen zwar Philipp, nachdem
seit 1563 in den Silbergruben von Mexico und Potosi das Amalgam-
verfahren eingeführt war, immer grössere Summen als „ Quinto “
der Ausbeute zu, die Abgaben wurden erhöht und vermehrt,
Geld durch Verkauf von Aemtern und Titeln, Kronrechten und
Kroneigentum gewonnen; trotzdem stieg die Geldnot und
die Verschuldung des Staats immer mehr; es kam
(wie schon 1557) 1575 und 1596 zum Staatsbankerott. Bei
Philipps Ii. Tod belief sich die Staatsschuld auf 100 Millionen
Dukaten (etwa 3—4 Milliarden Mark heutigen Geldwertes).
Unter seinen Nachfolgern, dem unfähigen und arbeitsscheuen
Philipp Iii. (bis 1621, Hauptgünstling und eigentlicher Regent
der Herzog von Lerma) und dem prunkliebenden Philipp Iv.
(bis 1665 regierender Minister: Herzog Olivarez, 1641 gestürzt)
nahm die Zerrüttung der Staatsfinanzen, die Verschwendung für
den ungeheuren Hofstaat mit seiner immer mehr sich ausbilden-
den Etikette, die Unehrlichkeit und Unfähigkeit der Verwaltung
und der Rechtsprechungdie fiskalische Aussaugung, sowie die
Verödung des flachen Landes und die Verarmung des Volkes
immer noch zu. Der Ackerbau war immer mehr beschränkt
und unergiebig geworden, die spanische Industrie immer mehr
zurückgegangen. Die Einfuhr überstieg die Ausfuhr ums doppelte,
der Handel in Spanien selbst, wie die Industrie war etwa zur
Hälfte in den Händen Fremder, der Handel mit den amerikani-
schen Ländern thatsächlich zu 9до. Die Besitztümer und Ein-
künfte der Kirche, besonders der Klöster und der Bischöfe
waren immer mehr gewachsen; Priester, Mönche und Nonnen
machten etwa 5%, der Adel 6—7°/o der Bevölkerung aus.
Universitäten und Mittelschulen gediehen nach Zahl der Schüler,
aber von Wissenschaften wurden mit einiger Fruchtbarkeit nur
noch Theologie und Rechtswissenschaft betrieben. Dagegen er-
lebte die spanische Litteratur (wie kurz vorher die portu-
giesische, Luiz de Camoens 1525—80) ihr goldenes Zeit-
alter (Drama: Lope de Vega 1562—1632 und Caldöron 1600 bis
1681; Roman: Cervantes 1547—1616, Don Quichote). Italienischen
Schulen und Einflüssen gegenüber selbständig entwickelte sich eine
nationale, realistische Malerei in der Schule von Sevilla, deren
grösste Meister der als Porträtmaler ausgezeichnete Diego Velas-
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Karls Philipp Philipp Potosi Philipps Philipps Philipp_Iii Philipp Philipp_Iv Philipp Luiz_de_Camoens
Extrahierte Ortsnamen: Karls Spanien Lerma Spanien Sevilla
142
§ 47. Frankreich unter Heinrich Iyr. und Ludwig Xiii.
Frankreichs Wiedererstarkung 1598—1610. Anschläge des
Hochadels, auf Kosten des nationalen Besitzstands und in An-
lehnung ans Ausland sich Fürstentümer zu schaffen, vereitelte
Heinrich (so Herzog Biron, Gouverneur der Bourgogne, 1602
hingerichtet; der Herzog von Bouillon, Souverän von Sedan,
Vater Turennes, Hugenott, 1606 gezwungen, eine französische
Besatzung in Sedan aufzunehmen). Das Ruhebedürfnis des
Volkes erleichterte es dem König, der die Generalstände nie
berief (1596 nur Notabein), auch durch Beseitigung der Selb-
ständigkeit der Städte die Königsgeivalt immer mehr dem Absolu-
tismus zu nähern. Die Staatsfinanzen brachte er, vor allem durch
den zähen Protestanten Rosny, Herzog von Sully, in einen guten
Zustand (auch durch Kassierung vieler Millionen Staatsschulden,
sowie durch erhebliche Herabsetzung des Zinsfusses der Staats-
renten). Dem Staat entfremdete Domänen wurden zurückgekauft,
ihn belastende Renten abgelöst und bald Ueberschiisse zur Bil-
dung eines grossen Kriegsschatzes erzielt. Eine neue Finanz-
quelle, die der König 1604 auf Vorschlag des Finanzministers
Paulet sich eröffnete, die „Paulette“, d. h. die Vererblichung
der seit Franz I. käuflichen Richterstellen gegen
jährliche Bezahlung von i/6o des Wertes wirkte mit der Zeit
unheilvoll. Es entstand nach und nach die noblesse de robe.
Die ackerbautreibende Bevölkerung wurde durch Ausrottung der
Gewalttaten des Raubadels und des Jagdunwesens, Unpfänd-
barkeit des Ackergerätes und des Zugviehs, Milderung der Taille,
Erleichterung des Getreidehandels zwischen den Provinzen ge-
fördert. Bestrebt, den Import zu mindern, den Export zu er-
höhen, schuf Heinrich durch Pflanzung von Maulbeerbäumen, aller-
dings auch in klimatisch nicht geeigneten Teilen des Landes,
eine französische Seidenmanufaktur und brachte Gold- und Silber-
weberei, auch die Fabrikation von Teppichen und hauptsächlich
feiner Tücher rasch empor. Durch Sully geschaffene gute Strassen
und Brücken kamen dem Verkehr zu gute. Den französischen
Handel förderte er auch durch Handelsverträge. 1604 wurde
der Anfang der Kolonisation Kanadas gemacht, das bis dahin
nur Pelzhändler und Fischer aufsuchten. (1608 Grundlegung
Quebecs.) Dem Heerwesen nahm Heinrich möglichst den feudalen
und gab ihm einen nationalen Charakter. Er schuf ein stehendes
Heer, etwa 20000 Mann stark, das im Bedürfnisfall rasch ver-
mehrt werden konnte, und durch Sully eine treffliche Artillerie.
In seiner äusseren Politik war Heinrich bestrebt,
Habsburg-Oesterreich möglichst einzuengen und
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreichs Sedan Sedan