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1. Teil 2 - S. 268

1882 - Leipzig : Brandstetter
268 Altdeutsches Badewesen. Von der Reise Heimkehrende nahmen zunächst ein Bad; besonders die Ritter, wenn sie vom Turnier oder Waffenkampfe zurückkehrten. Als Hagen mit den drei Königstöchtern aus der Wildnis der Greifeninsel heimgekehrt ist, trägt er vor allen Dingen Sorge, daß jenen ein Bad bereitet werde, und Gndrnn, als sie, ihrer Erlösung gewiß, sich durch List aus ihrem Mägdeleben herausreißt, erbittet sich als erste Gunst ein Bad. Festlichkeiten aller Art wurden nicht selten mit einem Bade beschlossen. Die Mitglieder der Frankfurter Patrizier-Gesellschaft Limburg hatten bei ihren Fastnachtsfreuden den Gebrauch, daß sie am Schluffe derselben zusammen in eine Badstube zogen. Im Weistum des Dreieicher Wildbannes von 1338 war vorgeschrieben, daß der Frankfurter Stadtschultheiß die Jäger, welche ihm jeden Herbst einen Hirsch brachten, mit Ehren bewirten solle, und dies bestand u. a. auch darin, daß er ihnen ein Bad bereiten ließ. Auch Hochzeitsfeste wurden oft mit einem Bade geschlossen, dessen Kosten der Bräutigam zu bestreiten hatte, und der dabei gemachte Aufwand war oft fehr bedeutend. Sowohl die Braut als auch der Bräutigam zogen mit großem Gefolge zum Bade und es wurde daselbst in der Regel nicht nur gebadet, sondern auch geschmaust und getrunken. Gegen den bei solchen Hochzeitsbädern üblichen Aufwand schritten die Behörden oft mit Verordnungen ein. An manchen Orten ward das Brautbad auch das Ausbad genannt, und unsere Redensart: etwas ausbaden, hängt mit der Sitte, Festlichkeiten mit einem Bade zu beschließen, zusammen. Wie sehr das Badeu zu den Freuden des Lebens gerechnet wurde, geht aus manchem alten Liede und Volksspruche hervor. Ju einem Gedichte des 15. Jahrhunderts „Von den sieben größten Freuden" wird das Baden als die siebente der größten Freuden bezeichnet. Das Vergnügen eines Freibades wurde daher von jedermann dankbar angenommen. Ja, wie man heute, wo alle Naturalleistungen abgelöst werden, statt eines erquickenden Trnnkes ein Trinkgeld giebt, so gab man früher ein Badegeld. Nach Voll-endnng eines Neubaues ward den Werkleuten oft ein Badegeld gereicht. Ja, ganz entsprechend dem modernen Bierskat konnte man nach einer im Jahre 1450 erlassenen Polizeiverordnung über das Spielen in Frankfurt a. M. auch „umb Beczalnng des Bades" spielen. Wie gebräuchlich das Baden war, geht auch aus der Frankfurter Verordnung hervor, daß ein Gläubiger feinem Schuldner, wenn er ihn gefangen halten ließ, wenigstens aller vier Wochen ein Bad geben lassen mußte. An manchen Orten war das Baden zu gewissen Zeiten untersagt, Freitags als am Todestage Christi und in der Charwoche fast überall. In manchen Städten ward Freitags den Juden die Badestube eingeräumt. Erst seit der Mitte des 15. Jahrhunderts war man weniger tolerant gegen die Juden und sie mußten sich von dieser Zeit ab überall ihre eigenen Badstuben erbauen. Bei der Beliebtheit, deren sich die Bäder im Mittelalter erfreuten, kann

2. Die vorchristliche Zeit - S. 199

1877 - Leipzig : Brandstetter
199 in Afrika besaßen, den Römern abtreten: Spanien, Stellten, Sardinien; alle römischen Kriegsgefangenen mußten sie umsonst ausliefern, alle abgerichteten Elephanten herausgeben und versprechen, nie wieder solche Thiere abzurichten; alle Kriegsschiffe bis auf zehn mußten sie verbrennen, den Römern die Kosten des Kriegs bezahlen (über zehn Millionen Thaler!) und endlich geloben, ohne Einwilligung der Römer nie einen Krieg anzufangen. Als zur Abtragung der ungeheuren Entschädigungssumme eine Kopfsteuer angeordnet wurde, weinte Alles in Karthago; Hannibal aber lachte bitter und rief: „Damals hättet ihr weinen sollen, als ihr vor den Römern flöhet, euch die Waffen genommen und die Schiffe verbrannt wurden!" 6. So sehr nun auch Karthago gedemüthiget war, so konnte doch Han-nibal nicht in unthätiger Ruhe sein Leben beschließen. In Syrien herrschte damals ein eroberungssüchtiger König, Antiochus. Art diesen schickte Hannibal heimlich Gesandte, die ihn aufmuntern sollten, sich mit den unzufriedenen Griechen gegen die Römer zu verbinden und diese in ihrem eigenen Lande, in Italien, anzugreifen. Allein die Unterhandlung ward verrathen, römische Gesandte erschienen in Karthago und verlangten die Auslieferung des Hannibal. Die Karthager hätten sich diesem Verlangen wohl fügen müssen; Hannibal aber entrann in der Nacht, bestieg ein Schiff, das er schon längst für solche Fälle bereit gehalten hatte, und setzte nach der kleinen Insel Cercina über. Hier lagen einige karthagische Kaufmannsschiffe; man empfing ihn mit Jubel, wunderte sich aber, ihn hier zu sehen. Doch er kam jedem Verdachte durch die Erdichtung zuvor, er gehe als Gesandter nach Tyrus, der Mutterstadt Karthago's. Indeß konnte leicht ein Schiff nach Karthago absegeln und Nachricht von dem Aufenthalte Hannibal's bringen. „Hört," sprach er daher zu den Schiffern, „rückt eure Schiffe zusammen und spannt die Segel aus, damit wir vor der Abendsonne beschirmt irrt Schatten trinken können!" Der Vorschlag fand Beifall, man veranstaltete ein Mahl, und Hannibal nöthigte fleißig zum Trinken. Als Alle berauscht fest schliefen, lösete er sein Schiff und ruderte mit seinen wenigen Getreuen davon, nach Asien zum Antiochus. Dieser beschloß sogleich Krieg gegen Rom, aber er war wohl ein ruhmsüchtiger, doch kein großer Mann. Als die Römer heranrückten, ward er unschlüssig, achtete nicht auf Hannibal's Rathschläge und ließ die beste Gelegenheit zum Siege ungenützt vorübergehen. Da ward er geschlagen und mußte einen schimpflichen Frieden schließen, worin ihm auch zur Bedingung gemacht wurde, den Hannibal an die Römer auszuliefern. Antiochus willigte ein; aber Hannibal entfloh nach dem nordwestlichen Theil Kleinasiens zum Könige von Bithynien. Auch an diesen schickten die Römer Gesandte und erklärten es für eine Feindseligkeit gegen Rom, wenn er dessen erbittertstem Feinde Schutz gewährte. Der eingeschüchterte König ließ Hannibal's Haus mit Wachen umringen, die Wege der Flucht

3. Das Mittelalter - S. 236

1877 - Leipzig : Brandstetter
236 Bischöfe, den er zu seinem Legaten auf dem Zuge ernannte, ein rothes ^rcm-^Dn wollenem Zeuge aus die Schulter heftete, drängten sich Alle, Geistliche uni) iaiett, herzu, um sich ein Kreuz auf ihr Gewand nähen zu lasten. Daher der Name „Kreuzfahrer". In größter Aufregung eilten Alle nach Hause, um sich zu rüsten. Der Ritter träumte schon von seinen Heldenthaten und den unermeßlichen Schätzen auf Erden und im Himmel. Der leibeigene, hartgedrückte Bauer verließ fremden Pflug und Egge, um sich in einem andern Welttheile die A-eiheit und den Himmel zu erkämpfen. Alle Schuldner sollten von ihrer Schuld keine Zinsen bezahlen, so lange sie im heiligen Lande wären. Für die Zurückbleibenden sollte väterlich gesorgt werden; Geld und Gut wollte die Kirche m Verwahrung nehmen und den Zurückkehrenden wieder erstatten. 2. Nicht wenig half im nördlichen Frankreich ein begeisterter Einsiedler, Peter von Amiens, die allgemeine Begeisterung mehren. Dieser, ein hageres kleines Männchen, aber voll Feuer und Beredsamkeit, durchzog im groben Pilgergewand, mit einem Strick umgürtet, das Kruzifix in der Hand und auf einem Esel reitend, das Land und schilderte mit glühenden Farben die Noth der Christen im heiligen Lande, und wer ihn hörte, war auch mit Begeisterung erfüllt, Gut und Blut für die Sache Gottes zu opfern*) Der Zug sollte den 15. August 1096 nach vollbrachter Ernte ansangen. Allein schon im Frühling dieses Jahres erschien Peter an der Spitze von 15,000 Menschen, meist Italienern und Franzosen, und wie er weiter zog, vergrößerte sich der Haufen immer mehr, so daß er ihn theilen mußte; er übergab darum eine Hälste einem französischen Ritter, Waltervonhabenichts, so genannt wegen seiner Dürftigkeit. Doch diese Schaaren zogen ohne Lebensmittel und Bekleidung, wie Feinde und Räuber daher. Die Reichthümer der Juden reizten ihre Habsucht; da schworen sie in roher Wuth: „Verflucht ist dies Volk, das den Heiland gekreuzigt hat! Darum Rache an den Juden für Christi Blut!" Und sie erschlugen die Juden in Deutschland, wo sie dieselben fanden. Als sie jedoch weiter nach Osten vordrangen, wurden die Ungarn, Bulgaren und Griechen über ihre Plünderungen so erbittert, daß sie über die Kreuzfahrer herfielen, einen großen Theil derselben niederhieben und ihnen all' ihr Gepäck wegnahmen. Endlich gelangten Peter und Walter nach Konstantinopel und baten hier um Lebensmittel und Beistand. Der Kaiser ließ sie geschwind über die Meerenge nach Kleinasien übersetzen, um des losen Gesindels nur ledig zu werden. Dort geriethen sie unter einander selbst in Zwist, mordeten sich selbst und wurden bei ihren Plünderungen von den *) Bisher ward allgemein angenommen, Peter von Amiens habe nach einer Wallfahrt zum heiligen Grabe durch feine Beredtsamkeit den Papst Urban Ii. zur Ausschreibung eines Kreuzzuges bestimmt und schon vor der Kirchcnversammlung zu Kler-raont das Kreuz gepredigt; das Verdienst gebührt aber allein dem Papste und von Peter von Amiens ist erwiesen, daß er erst mit dem Kreuzheere nach Jerusalem gelangt ist.

4. Das Mittelalter - S. 213

1877 - Leipzig : Brandstetter
213 auf Antrieb der geistlichen Kurfürsten wurde Graf Adolph von Nassau (1291—98) zum König gewählt. Als dieser aber eine bürgerfreundliche Politik verfolgte, brachte er die Fürsten wider sich auf, die ihm Rndolph's Sohn Albrecht von Oesterreich entgegenstellten, welchem er im Treffen bei Göllheim bei Worms erlag (1298). Albrecht I. war thätig, entschlossen und tapfer, wie sein Vater; er hielt das kaiserliche Ansehen aufrecht, befestigte den Landfrieden und zwang die Fürsten am Rhein, die Schifffahrt auf diesem Strome frei zu geben. Aber ihm fehlte seines Vaters Milde, Leutseligkeit und Freundlichkeit, und noch lange war das Wort im Munde des Volkes: „Der hat Rudolph's Biederkeit nicht!" Sein Vater hatte nicht blos Länder, sondern auch Herzen zu gewinnen gewußt. Albrecht wollte nur Länder besitzen und beherrschen. Rudolph hatte große Besitzungen in der Schweiz, und die mitten im Lande gelegenen drei Kantone Schwyz, Uri und Unterwalden wählten ihn zu ihrem Schirmherrn; Kaiser Albrecht I. aber wollte die Unterwerfung schonungslos vollenden. Da sie ihre alten Gerechtsame sich nicht nehmen lassen wollten, setzte er Landvögte über sie, welche sie sehr hart bedrückten. Dies ist geschichtliche Thatsache. Die Befreiung der Schweiz ist aber auch von der Sage ergriffen worden und als solche in das Volksbewußtsein übergegangen. Sie lautet: 2. Der eine dieser Landvögte hießberingar vonlandenberg, der hatte zu Sarnen in Unterwalden seinen Sitz; der andere hieß Hermann Geßler von Brun eck und hauste zu Küßnacht in Schwyz. Um das Schweizervolk zu schrecken, ließ Geßler in Uri eine Veste bauen, die den Namen „Zwing Uri" führen sollte, und als er einst durch Steinen im Lande Schwyz ritt und das schön gezimmerte Haus sah, das Werner Stauffacher, ein angesehener biederer Landmann, sich erbauet hatte, sagte er mit verachtendem Hohne: „Kann man leiden, daß das Bauernvolk so schön wohnt?" Andererseits ließ Landenberg einem bejahrten Bauer zu Unterwalden, Heinrich von Melchthal, um einer geringen Ursache willen ein Gespann schöner Ochsen wegnehmen. Als der Greis über dies Verfahren jammerte, sagte des Vogtes Knecht: „Wenn die Bauern Brod essen wollen, so können sie selbst den Pflug ziehen." Ueber diese Rede wurde der Sohn Arnold so aufgebracht, daß er mit seinem Stock den Knecht durchprügelte und ihm einen Finger zerbrach. Da mußte Arnold aus Furcht vor Landenberg's Zorn entfliehen; aber der Vogt ließ den alten Heinrich von Melchthal ergreifen und ihm beide Augen ausstechen. Arnold von Melchthal war zu Walther Fürst geflohen, der im Lande Uri zu Attinghausen wohnte und auch ein biederherziger Landmann war. Am andern Ende des Vierwaldstättersees wohnte Werner Stauffacher, der kam über den See gerudert, um seinem Freunde Walther Fürst das Leid zu berichten, das ihm die stolzen Worte des Vogtes erregt. Schon längst waren Boten an den Kaiser abgesandt, ihm die Noth

5. Die neue Zeit - S. 159

1877 - Leipzig : Brandstetter
159 sich von Katharina zu scheiden und Anna Boleyn zu heirathen, so ergriff er mit Freuden diesen Rath. Wirklich sprachen auch die Universitäten ganz so, wie er es gewünscht hatte. Sie erklärten die Ehe mit Katharina für unrechtmäßig und die Vermählung mit jeder andern Frau für erlaubt. So ward denn die unglückliche Katharina verstoßen und gleich darauf hielt Heinrich mit seiner lieben Anna Hochzeit. Aber auf den Papst war er so erbittert, daß er sich von der katholischen Religion ganz lossagte. Gewiß hätte er die lutherische Lehre, die in England bereits viel Anhänger gefunden hatte, angenommen, aber Luther hatte ihm früher einmal einen derben Brief geschrieben und das konnte ihm der eitle Heinrich nicht vergessen. Er schrieb daher nach seinem eigenen Gutdünken ein Lehrbuch des christlichen Glaubens und verlangte, daß alle Unterthanen seine neue Lehre, die ein Mittelding zwischen der katholischen und evangelischen war, annehmen sollten. Das war eine despotische Forderung; die Lutheraner und Katholiken weigerten sich, den ihnen lieb und theuer gewordenen Glauben wie ein Kleid zu wechseln. Da ließ Heinrich aller Orten Scheiterhaufen errichten und die treuen Bekenner wurden grausam hingerichtet. Dann zog er alle kleineren Klöster in seinem Lande ein, 315 an der Zahl, und als die reichen Einkünfte derselben in seinen Schatz geflossen waren, kamen auch die größeren Klöster und Abteien an die Reihe, mit ihren unermeßlichen Reichthümern. Aber das gewonnene Geld verschleuderte Heinrich auf die unbesonnenste Weise an seine Günstlinge. Sonst hatten zur allgemeinen Landsteuer die Geistlichen das Meiste beigetragen; jetzt, da sie der Güter beraubt waren, fiel das weg und Karl V. sagte mit Recht: „Der König von England hat mit eigner Hand die Henrte todtgeschlagen, welche ihm die goldenen Eier legte!" Der Papst hatte zu einem so ungeheuren Eingriffe in die Rechte der Kirche natürlich nicht geschwiegen; Heinrich wurde in den Bann gethan und sein Land Jedem, der es zu erobern Lust hätte, übergeben. Aber die Macht des heiligen Vaters war schon sehr geschwunden und die Fürstenmacht die überwiegende geworden. 2. Johanna Gray und Maria von England. Heinrich Viii. hatte in einer Despotenlaune die unschuldige Anna Boleyn, die er im Verdacht der Untreue hatte, hinrichten lassen und darauf nach einander noch vier Frauen genommen, von welchen eine starb, die andere (Anna von Kleve) wieder nach Deutschland geschickt, die folgende wegen wirklicher Untreue enthauptet wurde, und nur die letzte ihn überlebte. Als Heinrich Viii. starb, war sein einziger Sohn Eduard Vi. erst neun Jahr alt. Es übernahm daher sein Oheim, der Graf Herfort, unter dem Namen „Protektor" (Beschützer) von England, die vormund-fchaftliche Regierung. Unter ihm ward die Reformation vorzüglich durch den Erzbischof von Kanterbury, Thomas Cranmer, auf eine mildere und weisere Art verbreitet. Die Protestanten erhoben triumphirend ihr Haupt,

6. Die neue Zeit - S. 341

1877 - Leipzig : Brandstetter
Neunter Abschnitt. Revolutionen. Karl I. C r o m w e l l. *) 1. Als die Königin Elisabeth ohne Nachkommen starb, gelangte Jakobi., der Sohn der Maria Stuart, auf den Thron der vereinigten Königreiche England und Schottland. Obwohl protestantisch, war er doch den Katholiken im Herzen zugethan, verdarb es aber bald mit beiden Religions-Parteien, und als er starb, nahm er den Haß und die Verachtung des ganzen Volkes mit in's Grab. Sein Sohn Karl I. bestieg unter sehr mißlichen Verhältnissen den Thron (1625). Schon seine Jugend — er zählte erst 15 Jahre — war dem Volke ein Anstoß, und als er sich dem verhaßten Herzog von Buckingham, dem Günstling seines Vaters, in die Arme warf, murrte die ganze Nation. Dazu kam, daß er sich eine katholische Gemahlin, Henriette Maria (Heinrich's Iv. von Frankreich Tochter), gewählt hatte, welche den reformirten Engländern als der leibhafte Antichrist erschien. Der König erfuhr es bald, wie unglücklich ein Oberhaupt ohne die Achtung seiner Untergebenen ist. Er hatte von seinem unbesonnenen Vater einen Krieg mit Spanien geerbt und seine Schwester, die Gemahlin des vertriebenen Pfalzgrafen Friedrich in Deutschland, verlangte gleichfalls seine Hülfe. Um neue Steuern zusammen zu bringen, versammelte er ein Parlament, aber dieses verweigerte seine Bitte. Der König borgte das fehlende Geld und Buckingham rüstete eine Flotte aus, die er selber nach Kadix führte. Aber er verlor den besten Theil seiner Mannschaft und als er zurückkehrte, behandelte er dennoch das Parlament höchst übermüthig. Dafür klagte mau ihn nun des Hochverrates an. Karl, anstatt *) Nach K. F. Becker.

7. Die neue Zeit - S. 91

1877 - Leipzig : Brandstetter
glich er der Rebe, die ihren Stab verloren hat. All' sein Muth sank dahin und als die Drangsale des Kriegs ausbrachen, waren die Thränen sein süßester Trost. „Mein Schmerz über die Kriegsunruhen verzehrt mich," so schreibt er. „Oft zweifle ich, wenn ich die Elbe erblicke, ob ich ihn ausweinen könnte, wenn ich auch eben so viel Thränen weinen wollte, als die Elbe Wellen wirft" Die Lutheraner haben es ihm auch vorgeworfen, daß er, wenn es von ihm abgehangen hätte, in Gottes Namen wieder Alles zum Alten zurückgekehrt haben würde, um nur Frieden zu haben. Uebrigens wirkte er in seinem stillen Kreise unermüdet lehrend, forschend und schreibend bis an seinen Tod; noch am Tage vor seinem Tode trug er selber das Manuskript seines letzten Osterprogramms in die Druckerei. Ulrich Zwingli (geb. 1484, gest. 1531). 1. Zu den großen evangelisch gesinnten und mit hoher Thatkraft von Gott begnadigten Männern, welche die Herolde der neuen Lehre wurden, gehört vorzüglich der edle Zwingli, der gleichzeitig mit Luther, doch unabhängig von ihm, die Reformation in der deutschen Schweiz begründete. Er ward am 1. Januar 1484 in Wildhaus, einem Bergdörfchen der zum Kanton St. Gallen gekommenen Grafschaft Toggenburg, am Südfuß des Sentis zwischen steilen Berggipfeln gelegen, unter bescheidenen, aber gesunden und tüchtigen Lebensverhältnissen geboren. Sein Vater war Ge-meinde-Amman, sein Oheim der Pfarrer von Wildhaus, später Dekan zu Weesen am Wallenstädter See. Vom Oheim empfing er seine erste Bildung, dann schickten die Eltern den hoffnungsvollen, aufgeweckten Knaben auf die Schulen nach Basel und Bern. In Bern zog der junge Zwingli durch seine musikalischen Talente die Aufmerksamkeit der Dominikaner auf sich und sie boten Alles auf, ihn zum Eintritt in ihren Orden zu bewegen; doch für den gesunden Sinn des Gemeinde-Ammans in Wildhaus und seines Bruders, des Dekans, war der Nimbus des Mönchthums längst geschwunden, und es gelang ihnen, den Jüngling von dem bedenklichen Schritt zurückzuhalten. Anstatt in's Kloster ging Zwingli im Jahre 1499 auf die Hochschule nach Wien, welche damals von studireuden Schweizern gern besucht wurde und durch ihre philosophisch tüchtigen Professoren berühmt war. Hier schloß er mit gleich strebsamen Jünglingen seines Heimathlandes den Freundschaftsbund, übte sich in der Kunst, über wissenschaftliche Fragen frei zu reden und zu disputiren und bildete auch seine musikalischen Anlagen weiter aus. Als kenntnißreicher junger Mann kehrte er in’s Schweizerland zurück und nahm in Basel an der Martinsschule die Stelle eines Jugendlehrers an. Doch rastlos arbeitete er auch fort an seiner eigenen Bildung und benutzte eifrig die Vorträge der Lehrer an der Baseler Hochschule. Unter diesen war besonders ein redlicher Theolog, Thomas Wynen-bach, welcher durch seine ebenso geistvollen als freisinnigen Vorlesungen

8. Die neue Zeit - S. 94

1877 - Leipzig : Brandstetter
94 stantisch gesinnten Zürich, das durch Bern verstärkt, mit den Städten Biel, Mühlhausen, Basel und St. Gallen ein Schutz- und Trutzbündniß geschlossen hatte. Nun brach der Krieg aus, und der edle Zwingli mochte nicht in Ruhe daheim bleiben, während um die höchsten christlichen Güter gekämpft wurde; hatte er doch den Kampf hauptsächlich veranlaßt. Er rüstete sich, als Feldprediger mitzureiten. Vor seiner Wohnung auf dem Stiftsplatze sammelte sich das Kriegsvolk. Das Pferd, welches ihn tragen sollte, ward herbeigeführt; er schnallte sich den Panzer an und sprach tröstend zu seinem treuen Weibe: „Die Stunde ist gekommen, wo wir uns trennen müssen! Es sei so, denn der Herr will es! Er sei mit dir, mit mir und den Kindern!" Der Vater hatte Mühe, aus den Umarmungen des tiefbetrübten Weibes und der weinenden Kinder sich loszureißen. „So der Herr will, sehen wir uns wieder!" — das waren die letzten Worte, welche die traute Familie von dem Streiter Gottes auf Erden vernehmen sollte. Am 11. November 1531 kam es bei Kappel, nahe am Rigiberge, zur Schlacht. Die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen Kantone besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet, zuletzt sank er selbst nieder. Ein Kriegsknecht aus Uri glaubte ihn zu erkennen, trat zu dem sterbenden Manne und rief: „Du siyst der Hilterich (Huldreich), sollt' i meine?" Zwmgli leugnete es nicht. Da kniete der Mensch auf den Kraftlosen nieder und schrie ihm in's Ohr: „Gläubst an Päpsten, so möchst du lebe." Zwingli aber richtete sich kräftig empor und rief so laut, als seine geschwundenen Kräfte es erlaubten: „Ich glaube an Gott!" — „Da müßt du sterbe!" war die Antwort und alsbald stieß der Katholik dem Protestanten das Schwert in die Brust. Zwingli's Leiche wurde noch an demselben Tage auf dem Schlachtfelde verbrannt. Sein Waffengefährte rettete mit Lebensgefahr das Herz des treuen Freundes und Lehrers und brachte es nach Basel zu Oekolampadius, auch einem Freunde Zwingli's, der Professor daselbst war. Dieser aber fragte mit ernster Stimme: „Bist du deß gewiß?" Und als ihm versichert wurde, es sei wirklich das Herz des unglücklichen Freundes, nahm er es und warf es in den Rhein mit den Worten: „Wir brauchen keine Reliquien!" Johann Kalvin (geb. 1509, gest. 1564). 1. Jean Chauvin (latinisirt Calvinus) war der Sohn eines angesehenen Kaufmanns zu Noyon in Frankreich. Der Vater, der wegen feines hellen Verstandes und festen Charakters in großem Ansehen stand, hatte den Grundsatz, daß man den Kindern die recht innige Liebe auf alle Art verbergen und sie durch die Furcht zum Guten erziehen müßte. So verfuhr er mit dem Sohne sehr streng, doch that dieses der Hochachtung und Ehrfurcht, welche derselbe ihm stets bewies, keinen Eintrag, und als Johann

9. Die neue Zeit - S. 81

1877 - Leipzig : Brandstetter
81 Etadt immer enger ein und die Hungersnoth nahm so überhanb, daß Viele verhungerten, Anbere wie Schatten umherwankten. Und boch bürste Keiner sich unterstehen, von Uebergabe zu sprechen. Da flohen zwei Bürger aus der Stadt und zeigten dem Bischof einen geheimen Eingang. In einer stürmischen Nacht brangen 400 feinbliche Krieger durch den Graben auf den Wall und nun begann ein furchtbares Gemetzel, das bis in den hellen Tag hinein fortbauerte. Wer fliehen konnte, der floh ober versteckte sich in Kellern, wüsten Klöstern und andern Schlupfwinkeln. Der König verkroch sich auf den höchsten Boben des Aegibii-Thurmes; er würde aber von einem Knaben verrathen und in Fesseln geschlagen. Nicht besser erging es seinen beiben Ministem, Krechting und Knipperbolling. Rottmann aber stürzte sich, um den Bischöflichen nicht tebenbig in die Hänbe zu fallen, mit dem Schwerte in der Faust in die bichtesten Hausen der Fcinbe und fiel, ritterlich kämpsenb, ehrenvoller, als er gelebt hatte. Bockolb, Krechting und Knipperbolling würden in eiserne Käfige gesperrt, wie seltene Thiere im Lanbe untergeführt, dann aber in Münster grausam hingerichtet. Die Käfige mit den Leichnamen hing man am Lampertus-Thurme auf (1532). 8. Fortgang der Reformation. Durch alle Hänbet, Verirrungen und Ausschweifungen, die um biefe Zeit entftanben, ließ sich der wackere Luther boch keineswegs aufhalten, die gute Sache zu förbern. Im Jahre 15-3 schrieb er eine neue Drbnung des Gottesbienstes, die auch balb in Wittenberg Eingang sanb; dann besorgte er, in Verbinbung mit dem Kapellmeister Johann Walther, das erste evangelische Gesangbuch, wozu er selber kräftige Lieber und Gesangweisen lieferte. Im Jahre 1524 verließ er das Kloster und legte die Mönchskutte ab, und im solgenben Jahre verheirathete er sich mit einem zwar armen, aber an Tugenbreichen Fräulein, Katharina von Bora, die vorher Nonne im Cisterzienser-Kloster zu Nimptschen bei Grimma gewesen war. Späterhin reifte Luther mit seinem Freunbe Melanchthon in Sachsen umher, um zu untersuchen, wie die Prebiger und Schullehrer beschaffen wären. Da sanben sie eine erstaunliche Unwissenheit, und das konnte nicht wohl anders sein, ba gute Schulen die größte Seltenheit waren. Das bewog Luthern, seinen großen und kleinen Katechismus zu schreiben, bamil die Pfarrherren und Lehrer boch einen Leitsaben hätten, nach welchem sie das Volk und die Jugenb unterrichten könnten. Dazu forberte Luther die Rathsherren aller Stabte Deutschland auf, für die Verbesserung des Jugenbunterrichts zu sorgen, und ermahnte die Fürsten, die eingezogenen Kirchengüter zu biefem löblichen Zwecke zu benutzen. Und nicht blos in Kursachsen würde um biefe Zeit nach Luther's Sinn und Lehre die Reformation eingeführt, sondern auch in vielen andern Gegenben Deutschlands, ja auch in Preußen, Schweden, Dänemark. Unstreitig würde die Reformation babarch sehr begünstigt, daß Kaiser Karl V. sich nur selten einmal in Deutschland sehen ließ und überhaupt ©rufce, Geschichtsbilder. Iii. «

10. Die neue Zeit - S. 122

1877 - Leipzig : Brandstetter
122 Sickingen und Bestürmte seinetwegen den Kaiser Max, dem der Ritter im Grund des Herzens sehr lieb- war. „Soll man doch", sprach er, „das ganze Reich aufbieten, wenn ein Kaufmann sünen Pfeffer sack verliert." Er zauderte lange, den lärmenden Bitten Gehör zu geben, denn er ehrte die Kriegertugenden des Ritters und rechnete auf' sie bei Ausführung seiner großen Pläne. Doch erforderte die Achtung des neuen Landfriedens und die Ehre des neuen Kammergerichts eine gesetzliche Ahndung, die indeß für Sickingen nicht sehr drückend wurde. 2. Wie der französische König den deutschen Ritter gewinnen möchte. Auch in fernen Landen ertönte der Name des tapfern Franz von Sickingen. König Franz I. von Frankreich glaubte an ihm den Mann zu finden, welcher einst feine Absichten auf den deutschen Kaiferthron kräftig unterstützen könnte; er hing selber fest an den Grundsätzen des alten Ritterwesens, die feinem Hang zur Pracht und Freude schmeichelten. So lud er denn den edlen deutschen Ritter zu sich nach Amboise ein, und ein solcher Ruf war viel zu schmeichelhaft, als daß ihn Sickingen hätte abschlagen können. Sein guter Freund und Waffengenoffe, Robert von Sedan, Graf von der Mark und dessen Sohn, der nachmalige Marfchad von Fleuranges, führten ihn nach Frankreich, und zwölf deutsche Ritter waren in feinem Gefolge. Dies wurde selbst am französischen Hofe für glänzend und ansehnlich gehalten. Die Aufnahme übertraf alle Erwartung des Gastes, sie war höchst ehrenvoll. Dem jungen lebhaften Könige gefiel der gerade Sinn des deutschen Ritters, er bewunderte die Geschwindigkeit feines Ausdrucks und den gebildeten Verstand, der ans jeder Rede leuchtete. Das Geschenk einer goldenen Kette von 3000 Thalern an Werth war ein sprechender Beweis von der Zuneigung des Königs und von seinem Wunsch, sich den Helden geneigt zu erhalten. Nach damaliger Sitte sollte der, welchen man mit einem solchen Ehrenzeichen behing, an den Geber desselben gefeffclt bleiben. Zu dieser Kette fügte Franz noch andere Geschenke und das Versprechen eines Jahrgeldes von 3000 Franken. Auch die Ritter im Gefolge des Franz von Sickingen wurden mit goldenen Ketten von 500 bis 1000 Thalern an Werth beschenkt. Solche Freigebigkeit hätte wohl minder edle Gemüther an das Ausland gefeffclt, nicht aber den ehrenwerthen Sickingen. Es beklagten sich kurz darauf mehrere deutsche Handelsleute bei ihm über die Mailänder wegen rückständiger ©chuldforderungen. Unser Ritter fand ihr Verlangen gegründet, handelte mit ihnen die Forderungen ab und nahm hierauf einen Waarenzug weg, der aus Mailand nach Deutschland zog. Der französische König, dem damals das mailändifche Gebiet Unterthan war, wurde höchst ausgebracht, als ihm die Mailänder die erlittene Unbill klagten; er ließ die Beute von Ritter Franz zurückfordern, erhielt aber eine derbe deutsche Antwort, die er kaum vermuthete: „In Rechtssachen kümmere ich mich außer Deutschland um Niemand." Der
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