Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 176

1888 - Habelschwerdt : Franke
176 1305 seinen Sitz nach Avignon verlegte („babylonische Gefangenschaft" 1305—77) und die Päpste ihren Einfluß auf die politischen Berhält-nisse in Deutschland verloren. 2. Er strebte nach Vergrößerung seiner Hausmacht. Doch vergebens suchte er Holland und Thüringen zu gewinnen. Böhmen kam vorübergehend in seine Gewalt. Albrecht wurde von seinem Neffen Johann Parricida 1308 ermordet. Historisches über die Kämpfe in der Schweiz. In den sogenannten Waldstätten Schwyz, Uri, Unterwalden hatte sich ein freier Bauernstand erhalten. Seit dem 12. Jahrhunderte hatten jedoch die Grafen von Habsburg Vogteirechte in diesen Landgemeinden erworben. Aber der Freiheitssinn der Bevölkerung stellte sich ihnen entgegen, und Friedrich Ii. stellte die Reichsunmittelbarkeit wieder her. Zwar wußte Rudols von Habsburg die alten Vogteirechte wiederzugewinnen, aber nach seinem Tode traten die Waldstätte zu einer Eidgenossenschaft zusammen, deren Freiheiten Adolf von Nassau und Albrecht anerkannten. (Sagen von dem Drucke der österreichischen Vögte, vom Schwure auf dem Rütli, von Tell.) Iv. Heinrich Vii. von Luxemburg, 1308—1313. Er war ein Lehnsträger der französischen Krone und wurde vou der geistlichen Partei gewählt. 1. Gründung einer Hausmacht. In Böhmen hatte sich eine mit der Regierung des Königs (Heinrich von Kärnthen) unzufriedene Adelspartei gebildet, welche Heinrich Vii. die Krone anbot. Dieser belehnte damit seinen eigenen Sohn Johann, den er mit einer böhmischen Prinzessin vermählte. 2. Sein Zug nach Italien. Bon den romantischen Jdecen des Rittertums durchdrungen, begeisterte sich Heinrich noch einmal für die mit der deutschen Krone sich verbindende Anschauung von der Herrschaft der Welt. Daher unternahm er einen Zng nach Italien, um dort das kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Bon den italienischen Patrioten, besonders von dem Dichter Dante Alighieri, begrüßt, erwarb er iu Mailand die lombardische Krone und stellte auch die Kaiserwürde nach 62jähriger Unterbrechung wieder her, 1312. Aber er konnte die Guelfeu, mit welchem Namen jetzt die republikanische Partei bezeichnet wurde, nicht unterwerfen, und als er sich zu einem Feldzuge gegen Neapel rüstete, starb er. V. Ariedrich von Österreich, 1314—1330, und Ludwig

2. Vaterländische Geschichte - S. 118

1900 - Berlin : Nicolai
118 Aber der ewige Geist würde antworten: Sie haben nicht umsonst gelebt und nicht umsonst gearbeitet. Wo der Boden gut ist und die Arbeit leicht, da wächst nicht das Geschlecht auf, das den Stürmen widersteht und Zucht und Sitte in sich stark werden läßt. (Lin solches Geschlecht wird erzogen nicht in der Fülle, sondern in der Armut, nicht in Glück und Sieg, sondern in Niederlagen und allerlei Anfechtung. So hat es sich bewahrt durch sieben Jahrhunderte hindurch: Die Mark Brandenburg ist groß geworden nicht durch Metallschätze, die ihr Boden barg, nicht durch die Fruchtbarkeit des Bodens, auch nicht durch einträglichen Handel — sie ward groß durch Ausdauer im Unglück. Das Volk ward geschlagen, ins Elend getrieben und halb vernichtet; aber es sammelte sich immer wieder in alter Kraft. Die Not, wenn sie am größten war, weckte die rechten Helfer, Helden in Stahl und Eisen, aber mehr noch darin groß, daß sie heller als ihre Zeit erkannten, was ihr not that. Ihr mächtiger Ruf drang zu den Herzen, ihre Stimme sammelte die Besten um sich. Wenn alles erschöpft und ausgebeutet schien, dann fanden sie Mittel der Rettung. Die schweren, furchtbaren Geschicke waren so Prüfungen und Feuerproben für ein Geschlecht, das lernen sollte, nie zu verzagen. 2. I>es Landes Mot. Unendlich traurig sah es in dem Lande, das unter den Assaniern so emporgeblüht war, noch nicht ein Jahrzehnt nach Waldemars Tode aus. Ludwig der Bayer, der Gegenkönig Friedrichs von Österreich, hatte die Mark, von der alle Nachbarn Stücke an sich rissen, seinem minderjährigen Sohne Ludwig übertragen und selbst die Regierung übernommen (1324). Der Papst hielt es mit dem Österreicher, that Ludwig in den Bann und belegte sein Land mit dem Interdikt. Als der Bayer des Bannspruches nicht achtete, rief er die Bischöfe an, daß sie den Bayer und seinen Sohn schädigten, wo und wie sie könnten. Der Erzbischof von Magdeburg säumte nicht, Tod und Verderben in das Land zu bringen. Auf der anderen Seite rüstete der Bischof von Lebus. Aber seine Unterthanen, die Bürger der Stadt Frankfurt, maren gut brandenburgisch und frei gesinnt. Sie standen dem Bischof hindernd im Wege. Er rief daher den Polenkönig Wladislaw zu Hilfe. Dieser aber wandte sich an die wilden Litauer, die bis Kiew hin wohnten, und ließ in ihren Gauen verkünden, daß viel Beute in der Mark zu holen sei. Das Horn und die Pfeife gellten nun durch die litauischen Wälder, und die wilden Scharen sammelten sich unter ihrem Banner mit dem weißen Reiter. Ihren

3. Vaterländische Geschichte - S. 139

1900 - Berlin : Nicolai
139 weichen. Immer neue Regimenter nehmen von beiden Seiten am Kampfe teil. Der Kurfürst selbst befindet sich im dichtesten Gedränge. Er stellt sich an die Spitze einiger Schwadronen und ruft den Reitern zu: „Getrost, tapfere Brandenburger! Ich, euer Fürst und jetzt euer Hauptmann, will mit euch siegen oder zugleich mit euch sterbeu." Er hält im dichtesten Kugelregen. Sein Stallmeister Froben fällt an seiner Seite. Die Sage berichtet über seinen edlen Opfertod. Gegen 11 Uhr, als das Fußvolk anrückt, ist der Sieg entschieden. Der Rückzug der Feinde artet bald in wilde Flucht aus. Nur der dritte Teil des Heeres erreicht Pommen:. — Die Brandenburger allein hatten die kriegsgeübten Schweden überwunden. Mit dem Tage von Fehrbellin begann der hellstrahlende Kriegsruhm des brandenburgisch-preußischeu Heeres. 3. Der Feldzug in Pommern und Preußen und der Friede zu St. Germain. Der Kurfürst säumte nicht, seinen Sieg möglichst auszunutzen. Im Bunde mit anderen Fürsten besetzte er Pommern, nahm Stettin und Stralsund und ruhte nicht eher, bis der letzte Schwede den deutschen Boden geräumt hatte. Auf die Nachricht, daß die Franzosen gegen Kleve anrückten, eilte er nach dem Westen, um sein Eigentum zu schützen. Während er in Westfalen weilte, erhielt er die Nachricht, die Schweden seien in Preußen eingebrochen (Nov. 1678). Mit dem in Pommern stehenden Heere wandte er sich gegen den neuen Feind. Dieser hielt jedoch nicht stand. Auf Bauernschlitten, die aus der Umgegend herbeigeschafft worden waren, ging die Fahrt mit Windeseile über das feftgefrorene frische und kurische Haff; die Verfolger erreichten nur die Trümmer des in eiliger Flucht zurückweichenden Heeres, von dem sich nur ein kleiner Teil rettete. Inzwischen hatte Frankreich mit den Verbündeten des Kurfürsten Frieden geschlossen. Auch vom Kaiser im Stiche gelassen, mußte er in dem Frieden zu St. Germain (1679) mit schwerem Herzen auf das eroberte Pommern verzichten. Die großen Opfer an Gut und Blut waren umsonst gebracht worden. Seufzend unterschrieb der Kurfürst den Vertrag. Seine tiefe Trauer und zugleich sein Zorn über den Verrat klingt aus seinen Worten heraus: „Ich wünschte, nicht schreiben gelernt zu haben. — Möge aus meinen Gebeinen ein Rächer erstehen!" e) Aernere wichtige Wegeöenheiten aus der Hiegierungszeit des großen Kurfürsten. 1. Aussterben der schlesischen Leerzüge. Eine andere schwere Kränkung und Enttäuschung hatte der Kurfürst von dem Kaiser schon kurze

4. Vaterländische Geschichte - S. 57

1900 - Berlin : Nicolai
57 Freigelassenen bauten sich nicht selten vor den Städten zwischen der Stadtmauer und einem gezogenen Pfahlzauu an und wurden Pfahlbürger genannt. — Der Ritterstand wurde auf sromme und edle Ziele hingelenkt (S. geistliche Ritterorden). — Den größten Vorteil brachten die Kreuzzüge natürlich der Kirche; ihre Macht stieg durch sie auf den höchsten Gipsel. -Die Menschen wurden rnit religiösem Sinn erfüllt. Der Papst wurde allgemein als der Statthalter Christi ans Erden verehrt. (S. S. 74 u. ff.) Xvi. Untergang des Hohenstaufengeschlechts. — Das Interregnum. — Kolonisationsbestrebungen. 1. Are letzten Kohenstarrfen. Die Nachfolger Barbarossas setzten den Kampf um die Oberherrschaft in Italien fort. Einen furchtbaren Feind hatte das Geschlecht der Hohenstaufen an den Päpsten. In dem Kampfe um die Weltherrschaft scheuten sie kein Mittel und brachten unser Vaterland an den Rand des Verderbens. Nur in der Ohnmacht des Landes fanden sie ihren Vorteil. — Barbarossas Sohn Heinrich Vi. erwarb durch seine Gemahlin Neapel und Sizilien. Des letzteren Sohn Friedrich Ii., neben Barbarossa der größte Mann des Geschlechts, kam 1215 in jugendlichem Alter zur Regierung. Er war hochgebildet, willensstark, ritterlich und kühn. Ein so kräftiger deutscher König erschien den Päpsten nubeqnem und gefährlich. Sie verfolgten ihn unausgesetzt und thaten ihn wiederholt in den Bann. In den schweren Kämpfen gegen das Papsttum und die damit verbündeten italienischen Städte verzehrte er erfolglos die ihm verliehenen Kräfte. — Um die Herrschaft der Hohenstaufen ganz zu beseitigen, verschenkte der Papst die Krone Unteritaliens, als ob sie ihm gehöre, an Karl von Anjou, einen Bruder des Königs von Frankreich. Ritterlich focht Manfred gegen die Franzosen; aber von den Italienern verraten, unterlag er. Gegen die flehentlichen Bitten seiner Mutter zog Ko uradiu, der letzte Hohen-staufeusproß, aus, um seine Erblande zurückzuerobern. Mit Jubel wurde er in Italien empfangen; selbst die Römer nahmen ihn freundlich auf. Anfänglich kämpften in der Entscheidungsschlacht seine Truppen siegreich. Als sie sich aber vorzeitig zerstreuten, um sich der Beute zu bemächtigen, wurdeu sie aus einem Hinterhalte überfallen und völlig geschlagen. Kouradiu, auf der Flucht gefangen genommen, ward mit seinem jungen Freunde Friedrich von Baden

5. Vaterländische Geschichte - S. 106

1900 - Berlin : Nicolai
s 106 rückten die Kaiserlichen vor. Die Geschütze donnern wider einander. Heiß tobt die Schlacht. — Auf die Nachricht, daß sein linker Flügel weiche, sprengt der König herbei, stellt sich an die Spitze eines Regiments und sprengt vorwärts. Er gerät jedoch zu nahe an den Feind. Sein Pferd wird durchschossen, er selbst verwundet. Aufs neue von einer Kugel getroffen, finkt der Held vom Pferde, das ihn eine Strecke weit fortschleift. Sein Page will ihm aufhelfen. Da sprengen feindliche Kürassiere herbei, schießen den König durchs Haupt und berauben ihn. Fast zu gleicher Zeit wird Pappenheim zu Tode getroffen. Zn seinem Troste vernimmt er, daß auch der König, der größte Feind seines Glaubens, gefallen ist. — Indes geht der Kampf weiter. Der Tod ihres Königs treibt die Schweden unter der Führung Bernhards von Weimar zur äußersten Wut an. Noch in der Nacht zieht sich Wallenstein zurück und wendet sich nach Böhmen. — Auf einem Trauerwagen wurde die Leiche des Heldenkönigs durch Deutschland und zu Schiffe nach Schweden gebracht. Selbst seine Feinde konnten Gustav Adolf ihre Anerkennung nicht versagen. Nach dem Urteil des Papstes war er „ein großer Held, ein vollkommener Mensch — aber leider ein Ketzer!" Der „Schwedenstein" zeigte Jahrhunderte hindurch die Stelle, wo der König gefallen war. Jetzt befindet sich daselbst ein würdiges Denkmal. Im Gustav-Adolfverein lebt der Name des Königs fort. Der Verein stellt sich die Ausgabe, den Evangelischen, die in den katholischen Gegenden zerstreut wohnen, zu Kirchen und Schulen zu verhelfen. t 9. Wallensteins Tod. Durch den Tod Gustav Adolfs war der Kaiser seiner größten Sorge enthoben. Jetzt weniger als je dachte er daran, die Maßregeln, die die Protestanten zur Verzweiflung trieben, aufzuheben; daher nahm der Krieg seinen Fortgang. Die gemeinsame Sache stand für die Evangelischen in der höchsten Gefahr, da die Einheit der Unternehmungen fehlte. Der führende Mann würde der schwedische Reichskanzler Oxenstierna. Er betrachtete das von Gustav Adolf begonnene Werk als ein heiliges Vermächtnis. Zunächst bot er alles auf, um die Protestanten zur Fortsetzung des Krieges zu bewegen und zu einem Bunde zu vereinigen. Nur ungern überließ man Schweden den Oberbefehl im Kriege und die Leitung des Bundes. Knrsachsen und Brandenburg schlossen sich ganz aus. Das schwedische, von dem großen Könige trefflich geschulte Heer behauptete zunächst sein altes Kriegsglück. Den Oberbefehl führten

6. Vaterländische Geschichte - S. 166

1900 - Berlin : Nicolai
166 Verluste waren sehr groß. Seinen Feldherrn ehrte der König mit den Worten: „Der ist allein 10 000 Mann wert." Die Belagerung von Prag hatte bereits fünf Wochen gedauert, da rückte der österreichische General Dann zum Entsätze herbei. Friedrich eilte ihm mit einem Teile seiner Armee entgegen und griff ihn bei Kolli» (18. Juni) an. Der König hatte einen meisterhaften Schlachtplan entworfen. Anfangs ging alles gut. Schließlich wich Friedrich selbst von dem ursprünglichen Plane ab, und auch einige Generale führten die erhaltenen Befehle nicht treu aus. Dadurch kam Unordnung in die Armee. Bald flohen die Trümmer des linken Flügels nach dem rechten hin und ließen alles Geschütz zurück. Es war die erste Schlacht, die Friedrich verlor. Er selbst hatte am Kampfe verzweifelten Anteil genommen. Mit vierzig Mann stürmte er gegen eine feindliche Batterie. Auch diese flohen, ohne daß es der König bemerkte. Da rief ihm sein Adjutant zu: „Wollen Ew. Majestät die Batterie allein erobern?" Friedrich hielt sein Pferd an, betrachtete die Stellung der Feinde durch sein Fernrohr und ritt langsam zurück. — Als auf dem Rückzüge in einem Dorfe die ermatteten Pferde getränkt wurden, reichte ein alter blutender Kavallerist dem Könige auf seinem Hute einen erfrischenden Trunk und sagte: „Laß Schlacht Schlacht sein! Es ist nur gut, daß Sie leben. Gott wird uns gewiß wieder Sieg geben." Am Abend fand man den König auf einer Brunnenröhre sitzend. Trübe Gedanken beugten ihn nieder. Den Blick auf den Boden geheftet, saß er lange und zog mit seinem Stocke Figuren in den Sand. Endlich sprang er auf und gab mit Fassung und erzwungener Heiterkeit die nötigen Befehle. Als er den Rest seiner geliebten Garde sah, traten ihm Thränen in die Augen. „Kinder", sagte er, „ihr habt heute einen schlimmen Tag gehabt; aber habt nur Geduld, ich werde alles wieder gut machen." Durch die Schlacht bei Kollin ging Böhmen verloren. Die Belagerung von Prag mußte aufgegeben werden. In Schlesien brachte der König sein Heer auf den alten Staub. Noch manche anbere Trauerfunbe erreichte Friedrich in jenen Tagen. Seine Verbünbeten hatten gegen die Franzosen und die Reichsvölker unglücklich gekämpft. Den Franzosen stanb der Weg nach Berlin offen. Die Schweden waren in Pommern, die Russen in Ostpreußen eingefallen. Die größte Gefahr brohte inbes von seiten der Franzosen. Gegen sie zog der König durch Sachsen über Leipzig. General Seidlitz hatte eine westlichere Richtung eingeschlagen und überraschte die Franzosen in Gotha. Eiligst suchten sie das Weite. Seidlitz aber setzte sich mit

7. Vaterländische Geschichte - S. 207

1900 - Berlin : Nicolai
207 lichere Straße zu ziehen, wurde von den sich entgegenstellenden russischen Truppen vereitelt. Darum mußten sie wieder den mittleren Weg einschlagen und darüber zu Grunde gehen. Tod und Verderben war das Los der meisten Krieger. Wen der Hunger verschonte, den raffte der Frost oder das Schwert der Verfolger dahin. Tiefer Schnee bedeckte die Landschaft. Ein eiskalter Wind fegte über die unabsehbare Fläche. Nirgends fand man ein schützendes Obdach. Viele erfroren an dem mit Mühe angezündeten Wachtfeuer. Das Fleisch gefallener Pferde war zuletzt die einzige Nahrung. Von den rastlos nachfolgenden Kosacken wurden viele Flüchtlinge niedergehauen oder gefangengenommen. Mehr und mehr schmolz das Heer zusammen. Der weite Weg war mit Leichnamen verhungerter, erstarrter oder erschlagener Krieger und Pferde bedeckt. Das Kriegsgerät hatte man zum größten Teil im Stiche gelassen. Eine reiche Ernte hielt endlich der Tod bei dem Übergange über die Beresina, der unter fortgesetzter Beunruhigung der Feinde nur langsam vor sich ging. Unter der Last der Flüchtlinge brach eine der beiden in Eile hergerichteten Brücken, und in den von Treibeis erfüllten Fluten fanden viele ein nasses Grab. Die meisten von denen, die sich noch auf dem diesseitigen Ufer befanden, fielen in die Hände der Feinde. Nachdem Napoleon noch den Jammer dieses Überganges gesehen hatte, verließ er die Trümmer seines Heeres und reiste, tief in Pelze gehüllt, auf einem Bauernschlitten durch Deutschland nach Frankreich. In Paris angekommen, machte er bekannt: „Der Kaiser-ist gesund, aber die große Armee ist so gut wie verloren." Erst gegen Ende des Jahres kamen die ersten der geretteten Flüchtlinge an. Elend, zerlumpt, gänzlich ausgehungert, wankten wenige Tausende solcher „wandelnden Leichen" durch Deutschland. Mit heiligem Entsetzen betrachtete das Volk die lebendigen Zeugen des geschlagenen Hochmuts. Wie aus einem Munde erklang der Ausruf: Das sind Gottes Gerichte! Auch der Kindermund gab die Wahrheit kund: „Mit Roß und Mann und Wagen, So hat sie Gott geschlagen! — Ritter ohne Schwert, Reiter ohne Pferd, Flüchtling ohne Schuh, Nirgends Rast noch Ruh, Kranke ohne Wagen, So hat sie Gott geschlagen!" (Aus einem Gedichte von F. August, damals Gymnasiast in Berlin, später Direktor des Köllnischen Gymnasiums daselbst.)

8. Vaterländische Geschichte - S. 212

1900 - Berlin : Nicolai
212 „Wer fällt, der kann's verschmerzen, Er hat das Himmelreich." — 4. Die Sänger des Freiheitskrieges. Als die ersten Freiwilligen sich sammelten, sangen sie das Schillersche Reiterlied. Bald aber schuf sich das Heer seine eigenen Gesänge. Unversieglich floß der Liederquell. Ein Kranz kunstloser Volksweisen schlang sich um jedes Erlebnis des langen Krieges. Die Dichtung galt dem Deutschen noch als die Krone des Lebens. Eine Reihe von herrlichen Vaterlandsliedern ist für uns ein heiliges Vermächtnis jener Heldenzeit. Helle, frische Lieder sind es, die die Freude über den offenen Kampf hervorrief. Das gepreßte Herz des Volkes jubelte jetzt froh auf. Der erlösende Eidschwur frommer Männer stieg zum Himmel: „Und hebt die Herzen himmelan, Und himmelan die Hände, Und schwöret alle, Mann für Mann: Die Knechtschaft hat ein Ende." Wie schmetternde Trompetensignale erklangen Fouques Verse: „Frisch auf zum fröhlichen Jagen, Es ist nun an der Zeit; Es fängt nun an zu tagen, Der Kampf ist nicht mehr weit. Der König hat gesprochen: „Wo sind die Jäger nun?" Da find wir aufgebrochen, Ein wackres Werk zu thun." 1813 entstand auch das bekannte Lied: „Freiheit, die ich meine", gedichtet von M. v. Schenkendorf. E. M. Arndt*) schrieb seinen Katechismus für den deutschen Kriegs- und Wehrmann. Das Volksbuch wurde in vielen Tausenden von Exemplaren verbreitet; es predigte u. a. in seiner schlichten Weise: „Wer Übermut steuert, thut Gottes Dienst. Wer die Freiheit verlor, der verlor jede Tugend, und dem gebrochnen Mut hängen die Schanden sich an." Am meisten trafen den Ton der schwärmerischen Jugend die Lieder Körners, des ritterlichen Jünglings mit der Leier und dem Schwert. Seinen „Aufruf" bezeichnet er selbst als „des Volkes Antwort" aus den des Königs; darin heißt es: *) Gedicht: „Was ist des Deutschen Vaterland?"

9. Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte - S. 64

1889 - Berlin : Nicolai
— 64 — Seit der Kaiser') uns genommen, Hat wohl niemand je vernommen, Daß ein Fürst hier war' gekommen, Der die Räuber so erschrecket. — Tie Qnitzows spotten seiner Hand, Er war von Nürnberg ihnen Tand: „Faßt er vor unfern Schlössern Stand, „Wir woll'u zur Erde ihu strecken! „Vor tausend sind wir ohn' Gefahr; „Und regnet's Fürsten noch ein Jahr, „Wir achten kaum sie wie ein Haar, „Ja selbst mit Riesen und Recken! „Sie mögen reiten und rücken „Mit Schleudern, Tartscheu und Stücken, „Wir woll'n nach Hause sie schicken, „Daß zwei je schleppen den dritten!" Der Fürst wollt' fechten ohne Schwert Und gab den Qnitzows Panzer wie Pferds, Doch war vor ihnen er nnbewehrt, Daß arg die Lande da litten. — Die Qnitzows waren von tollem Mut; Sie sprachen: „Gilt's Hand oder Hut, „Es bleiben die Schlösser doch unser Gut, „Er soll uns nicht verjagen!" Des wurde den Fürsten es endlich leid. Mit Rittern und Mannen sie waren bereit; In Treuen zum Kampfe sie gaben den Eid Mit Freunden einander und Magens. Da wurde die Rüstung nicht länger verwahrt; Die Edlen, die Fürsten von hoher Art, Hinaus sie zogen auf Heeresfahrt, Sie wollten zusammen nun streiten. Der Bischof von Magdeburg kam zuhand, — Von Schwarzbnrg Günther ist er genannt — Zu P laue das Schloß er heftig berannt' Mit Macht von allen Seit«:. ') Karl Iv., unter dem die Mark Ruhe und Frieden hatte. 2) Anspielung auf den Vergleich des Burggrafen mit den Rittern zu Berlin im April 1413; Riedel, Geschichte zc. Ii., S. 128. 3) Verwandten.

10. Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte - S. 6

1889 - Berlin : Nicolai
— 6 — Stadt und das ganze uniliegende Gebiets. In derselben Stadt wurde ein abscheuliches dreiköpfiges Götzenbild-) von den verblendeten Menschen als Gott verehrt. Der Fürst Heinrich, welcher die Hingebung seines Volkes an den so garstigen Götzendienst auf das höchste verabscheute, suchte daher dasselbe auf alle Weise zu Gott zu bekehren. Und da er keinen Erben hatte, so setzte er den Markgrafen Albrecht als Nachfolger in seiner Herrschaft ein und schenkte dessen Sohn Otto^), als er ihn aus dem Wasser der h. Taufe hob, die ganze Z au che, nämlich das südliche Land Obnle, als Pate. Nachdem er im Laufe der Zeit viele deutsche Fürsten sich treu iu Freundschaft verbunden, deu Götzendienst unterdrückt^) und die Räuber ziemlich ausgerottet, lebte er, da er im Umkreise Ruhe hatte, mit seiner Gemahlin Petrussa in dem Wunsche nach Frieden ergeben dem Herrn. . . Als er aber bereits vom Alter gebrochen hinfällig zu werden begann, erinnerte er feine Gemahlin getreulich daran, daß er dem Markgrafen Albrecht die Stadt Brandenburg für deu Fall fernes Todes versprochen habe. Sodann eine Zeitlang von Fiebern befallen und hingestreckt, entschlief er treu, wie wir hoffen, im Herrn. Wohl eingedenk seiner letzten Ermahnung wollte also seine Wittwe, da sie wußte, daß die Einwohner des Landes zur Verehruug der Götzeubilder geneigt seien, das Land lieber den Deutschen übergeben, als selbst dem schändlichen Götzendienste beistimmen; klugen Ratschlägen gemäß hütete sie nur mit Wissen ihrer größten Vertrauten die nnbeerdigte Leiche ihres bereits seit drei Tagen toten Gemahls, zeigte dem Markgrafen Albrecht, den er als seinen Erben eingesetzt hatte, die Sache an und rief ihn herbei, damit er komme zur Übernahme der Stadt. Dieser kam der Ankündigung entsprechend eilends mit einer starken Schar Bewaff- neter, nahm die Stadt Brandenburg wie durch Erbfolge-^) in Besitz und ver- anstaltete unter Teilnahme vieler Edlen gemäß der Macht des Fürsten ein ehrenvolles Begängnis des Verstorbenen. Nachdem der Markgraf Albrecht so die freie Bestimmung über seinen Besitz gewonnen hatte, vertrieb er von den Heideu die offenkundigen Straßenräuber sowie die von dem unreinen Götzendienste Angesteckten aus der Stadt und übergab den Schntz derselben kriegerischen Deutschen und slawischen Männern, denen er das größte Ver- trauen schenkte. Sobald aber das Gerücht, von allen Übeln das schnellste, ') Das Havelland, von der Havel, dem Rhin und dem jetzigen Ruppiner Kanal umflossen. 2) Der dreiköpfige Gott Tri gl äff (darnach der Triglaw oder Terglon in den Ostalpen bekannt), auch von den Pommern verehrt. Er hatte die Herrschaft des Himmels, der Erde und der Unterwelt; ein schwarzes, mit der Kraft der Weissagung begabtes Roß war ihm heilig. An der Stelle des Triglafftempels in Brandenburg erhob sich unter Pribislans die Marienkirche. — 3) Es ist der nach- malige Markgraf Otto I., geboren 1126 oder 1127. —4) Pribislans selbst nahm mit seiner Gemahlin erst 1136 die Taufe. — 5) Wahrscheinlich 1150; den Titel eines Markgrafen von Brandenburg führte Albrecht aber nachweislich schon seit 1144. —
   bis 10 von 122 weiter»  »»
122 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 122 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 4
2 15
3 0
4 9
5 7
6 0
7 14
8 0
9 0
10 29
11 7
12 2
13 1
14 3
15 0
16 8
17 0
18 0
19 1
20 1
21 0
22 0
23 1
24 2
25 6
26 4
27 18
28 27
29 0
30 1
31 1
32 3
33 6
34 0
35 0
36 17
37 69
38 0
39 1
40 3
41 0
42 7
43 20
44 1
45 11
46 22
47 4
48 4
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 83
2 7
3 16
4 18
5 1
6 4
7 29
8 10
9 57
10 8
11 4
12 10
13 14
14 23
15 10
16 120
17 337
18 6
19 172
20 18
21 42
22 126
23 238
24 2
25 38
26 33
27 1
28 21
29 37
30 5
31 12
32 7
33 4
34 20
35 19
36 5
37 39
38 14
39 33
40 7
41 19
42 28
43 60
44 3
45 55
46 29
47 3
48 2
49 7
50 5
51 37
52 47
53 35
54 14
55 37
56 42
57 3
58 63
59 36
60 17
61 3
62 5
63 7
64 10
65 45
66 28
67 25
68 45
69 45
70 9
71 23
72 13
73 3
74 10
75 10
76 20
77 81
78 13
79 1
80 7
81 1
82 118
83 41
84 3
85 82
86 38
87 18
88 22
89 13
90 161
91 16
92 179
93 23
94 82
95 12
96 14
97 1
98 97
99 9

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 11
1 6
2 46
3 12
4 76
5 54
6 9
7 193
8 10
9 58
10 66
11 6
12 12
13 7
14 0
15 14
16 83
17 8
18 89
19 92
20 0
21 25
22 19
23 9
24 10
25 9
26 53
27 15
28 2
29 27
30 31
31 13
32 0
33 309
34 7
35 52
36 0
37 7
38 2
39 81
40 35
41 89
42 10
43 36
44 67
45 1
46 11
47 11
48 69
49 28
50 32
51 39
52 84
53 3
54 269
55 40
56 17
57 22
58 21
59 323
60 38
61 46
62 86
63 19
64 27
65 51
66 2
67 64
68 8
69 11
70 0
71 74
72 30
73 68
74 9
75 33
76 3
77 50
78 13
79 61
80 170
81 372
82 16
83 0
84 6
85 21
86 1
87 7
88 98
89 5
90 1
91 81
92 45
93 6
94 2
95 0
96 0
97 54
98 37
99 93
100 159
101 0
102 109
103 48
104 2
105 17
106 15
107 4
108 10
109 5
110 5
111 35
112 74
113 8
114 6
115 9
116 45
117 1
118 25
119 3
120 16
121 77
122 14
123 20
124 17
125 14
126 22
127 55
128 70
129 13
130 1
131 65
132 54
133 13
134 4
135 5
136 163
137 1
138 5
139 3
140 20
141 13
142 52
143 89
144 12
145 220
146 16
147 10
148 118
149 7
150 45
151 109
152 51
153 3
154 19
155 95
156 112
157 118
158 84
159 9
160 1
161 21
162 8
163 10
164 1
165 92
166 95
167 24
168 2
169 34
170 11
171 130
172 34
173 61
174 13
175 85
176 52
177 196
178 2
179 46
180 3
181 30
182 149
183 130
184 5
185 5
186 14
187 14
188 24
189 7
190 39
191 33
192 41
193 4
194 40
195 5
196 48
197 46
198 21
199 32