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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 139

1906 - München : Oldenbourg
29. Albrecht Dürer. 139 Italiens. Noch etwas ist für Dürer wie für jeden selbständig vorgehenden Künstler maßgebend: sein Verhältnis zu seinen Vorgängern. Das Jahrhundert vor ihm hatte für die Mutter Gottes ein bestimmtes Schönheitsideal: ein eirundlängliches Gesicht mit sehr hoher Stirne, schmalen Augen, gerader Nase und kleinem Untergesicht. Es ist ein Teil bewußter Auflehnung gegen dies zum Schema gewordene Ideal in Dürers Marienköpfen: ans unserem Bilde sehen wir ein rundes Gesicht mit leicht gebogener Nase, lebhaften runden Augen, vollen Lippen und kräftig abgesetztem Kinn — lauter Züge, die Dürer durch eigene Beobachtung gefunden hat. Suchte er so durch lebhaftere Betonung persönlicher Züge die Madonna uns menschlich näher zu bringen, so bleibt ihm doch jenes Streben der Italiener nach oölliger Vermenschlichung fremd; Maria wird niemals, wie bei jenen, einfach die liebenswürdig-schöne junge Mutter mit einem spielenden Kinde. Ans unserem Bilde sehen wir hinter der Wiege vier anbetende Engel stehen, das dienende Gefolge des menschgewordenen Himmelskönigs. Oben aus den Wolken aber blicken Gott Vater und der Heilige Geist wachend und segnend hernieder. Damit ist die an sich so einfache Gruppe dem Gewöhnlichen und Alltäglichen entrückt, sie erhält einen Zug feierlichen, weihevollen Ernstes. Nicht nur in den Bildern stillen Daseins, mich in der Darstellung des höchsten Schmerzes bleibt Dürer diesem feierlichen Ernste treu. In der genannten Folge „Marienleben" ist ein anderes Bild, der Abschied Christi von seiner Mutter. Da ist die inzwischen stark gealterte Maria in den Armen einer anderen Frau zusammengebrochen, Christus steht in einfacher Haltung, halb fchou zum Abschied gewendet, segnend vor ihr. Ich denke hier an ein Bild gleichen Gegenstandes von dem Venezianer Maler Lorenzo Lotto; da sind alle Beteiligten aufgelöst vor Schmerz, Christus kniet mit gekreuzten Armen, seiner kaum noch mächtig, Maria ist aufschreiend hingesunken. Einer solchen äußersten Steigerung rein menschlichen Schmerz-empfindens war Dürer niemals fähig, er vergißt niemals den höheren leitenden Gedanken. Seine Maria kämpft willensstark gegen ihre Trauer, ein leises Stöhnen, nicht ein würdeloser Aufschrei, öffnet ihre Lippen, nur das brechende Auge zeigt' ihren Seelenzustaud. Auch das Gesicht Christi ist schmerzvoll verzogen, zumal in den Augen erkennt man die tiefe Ergriffenheit, aber feine Haltung ist ruhig und gefaßt, fest schreitet er dem Unabwendbaren entgegen. Dieser oft bis zum tiefsten Schmerz gebeugte, aber nie gebrochene, immer von seinem erhabenen Beruf aufrechterhaltene Christus, wie ihn Dürer in seinen Passionsbildern geschaffen, ist eine der ergreifendsten und herrlichsten Gestalten, die jemals die Kunst hervorgebracht hat. Doch nun zurück zu unserem Bilde; es gibt noch vieles daran zu sehen! Neben der fitzenden Maria steht Joseph, der Zimmermann, eben in eifriger Arbeit; anscheinend ist es ein Türstock, den er behaut. Eine Schar lustiger Engelknaben hilft ihm die Späne in einen Korb zusammenzutragen und treibt

2. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 124

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
124 75. Jakob Fugger. art ist der von ihm dem Augsburger Rat gemachte Vorschlag, daß dieser eine Einrichtung treffen solle, vermöge deren dem gemeinen Mann das Schaff Roggen auf ewige Zeit nicht höher als einen Gulden kosten würde, was aber nicht zur Ausführung gelangte. Für uns hier am interessantesten ist das wenige, was über Jakob Fuggers persönliches Verhältnis zum Handel berichtet wird. Er war ein Geschäftsmann ersten Ranges, „hohen Verstandes" und noch in seinen letzten Lebenstagen so geschäftseifrig, daß er, als ihm sein Neffe Georg Thurzo riet die ungarischen Geschäfte, deren Lage gefahrdrohend war, aufzulösen, er solchen Kleinmut weit von sich wies und erwiderte, er hätte einen ganz andern Sinn, er wolle gewinnen, solange er könne. Gerade nach dem Eintritte der bereits erwähnten Ereignisse zeigte sich seine Umsicht, sein Dispositionstalent am glänzendsten. Aber bei all seinen weitausschauenden, über ganz Europa zerstreuten Geschäften war er doch von Nervosität so weit entfernt, daß er, wie seine Neffen wiederholt aus seinem eigenen Munde hörten, niemals „Hinderung des Schlafes hatte, sondern mit dem Hemde alle Sorge und An- fechtung des Handels von sich legte." Was Jakob Fuggers geschäftliche Tätigkeit für das Vermögen seines Hauses bedeutete, ersehen wir einigermaßen aus der im Fuggerarchive noch vorhandenen Bilanz vom Jahre 1527, welche auch den Vermögensstand vom Jahre 1511 nachweist, also die Zunahme des Vermögens klar übersehen läßt. Danach betrugen die Aktiva 1511 fl. 196 791 und 1527 fl. 2032 652, weisen also in 17 Jahren eine Mehrung um fl. 1835 861 aus. Jakob Fugger starb kinderlos und die Fuggersche Handlung ging daher nach seinem Tode in die Hände seiner Brüdersöhne über, welche seit 1510 schon Teilhaber gewesen waren. Jakobs zweites, erst wenige Wochen vor seinem Tode (am 22. Dezember) verfaßtes Testament traf hierüber folgende Bestimmungen: Da der älteste Neffe Hieronymus sich bisher nicht als brauchbar für den Handel erwiesen und an dessen Leitung sich auch nicht beteiligt hatte und da Jakob vermutete, daß dies sich nicht ändern werde, so bestimmte er, daß die beiden andern ihn überlebenden Neffen Raimund und Anton, die ihm schon bei Lebzeiten geholfen hatten, nach seinem Tode die Leitung des Geschäfts übernehmen sollten. Da ferner Raimund nicht körperlich kräftig genug war um Handels- reisen und sonst viele Arbeit zu übernehmen, so sollte Anton Macht haben die Handlung allein nach eigenem Ge- fallen und Gutdünken zu verwalten, ganz in derselben Art, wie Jakob dies getan hatte. Damit war die Wahrung des

3. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 124

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
124 75. Jakob Fugger. art ist der von ihm dem Augsburger Rat gemachte Vorschlag, daß dieser eine Einrichtung treffen solle, vermöge deren dem gemeinen Mann das Schaff Roggen auf ewige Zeit nicht höher als einen Gulden kosten würde, was aber nicht zur Ausführung gelangte. Für uns hier am interessantesten ist das wenige, was über Jakob Fuggers persönliches Verhältnis zum Handel berichtet wird. Er war ein Geschäftsmann ersten Ranges, „hohen Verstandes" und noch in seinen letzten Lebenstagen so geschäftseifrig, daß er, als ihm sein Neffe Georg Thurzo riet die ungarischen Geschäfte, deren Lage gefahrdrohend war, aufzulösen, er solchen Kleinmut weit von sich wies und erwiderte, er Hütte einen ganz andern Sinn, er wolle gewinnen, sol ai: ge er könne. Gerade nach dem Eintritte der bereits erwähnten Ereignisse zeigte sich seine Umsicht, sein Dispositionstalent am glänzendsten. Aber bei all seinen weitausschauenden, über ganz Europa zerstreuten Geschäften war er doch von Nervosität so weit entfernt, daß er, wie seine Neffen wiederholt aus seinem eigenen Munde hörten, niemals „Hinderung des Schlafes hatte, sondern mit dem Hemde alle Sorge und An- fechtung des Handels von sich legte." Was Jakob Fuggers geschäftliche Tätigkeit für das Vermögen seines Hauses bedeutete, ersehen wir einigermaßen aus der im Fuggerarchive uoch vorhandenen Bilanz vom Jahre 1627, welche auch den Vermögensstand vom Jahre 1611 nachweist, also die Zunahme des Vermögens klar übersehen läßt. Danach betrugen die Aktiva 1511 fl. 196 791 und 1527 fl. 2032662, weisen also in 17 Jahren eine Mehrung um fl. 1836 861 aus. Jakob Fugger starb kinderlos und die Fuggersche Handlung ging daher nach seinem Tode in die Hände seiner Brüdersöhne über, welche seit 1510 schon Teilhaber gewesen waren. Jakobs zweites, erst wenige Wochen vor seinem Tode (am 22. Dezember) verfaßtes Testament traf hierüber folgende Bestimmungen: Da der älteste Neffe Hieronymus sich bisher nicht als brauchbar für den Handel erwiesen und an dessen Leitung sich auch nicht beteiligt hatte und da Jakob vermutete, daß dies sich nicht ändern werde, so bestimmte er, daß die beiden andern ihn überlebenden Neffen Raimund und Anton, die ihm schon bei Lebzeiten geholfen hatten, nach seinem Tode die Leitung des Geschäfts übernehmen sollten. Da ferner Raimund nicht körperlich kräftig genug war um Handels- reisen und sonst viele Arbeit zu übernehmen, so sollte Anton Macht haben die Handlung allein nach eigenem Ge- fallen u n b Gutdünken zu verwalten, ganz in derselben Art, wie Jakob dies getan hatte. Danüt war die Wahrung des

4. Theil 3 - S. 105

1880 - Stuttgart : Heitz
Elisabeth. Maria Stuart. Melvil. Darnley. 105 zu und sagte endlich: sie hätte Anzüge aus allen Ländern. An dem folgenden Tage erschien sie bald in dieser, bald in jener ausländischen Tracht, und endlich fragte sie den Gesandten geradezu, in welchem Anzuge sie sich am besten ausnehme? „Im italienischen," antwortete der schlaue Hosmaun; denn er wußte, daß sie diesem vor allen den Vorzug gab, weil sie darin ihre fliegenden Locken zeigen konnte; und sie war auf ihre blonden, oder eigentlich röth-lichen Haare vorzüglich eitel. Nun legte sie ihm eine Menge Fragen vor: Welches ihm die beste Farbe von Haaren schiene? Ob die Haare seiner Königin oder die ihrigen schöner wären? Endlich fragte sie ihn sogar, welche von beiden überhaupt die Schönste wäre? Melvil lachte innerlich über diese Eitelkeit. Schnell faßte er sich aber und antwortete sehr klug: „Jhro Majestät sind die Schönste in England, und meine Königin in Schottland." Ferner fragte sie, welche von ihnen ant größten wäre? — „ Meine Königin," antwortete Melvil. — „O!" erwiederte Elisabeth, „dann ist sie zu groß; denn ich habe gerade die beste Größe." Da sie von ihm gehört hatte, daß Maria manchmal die Laute'spielte, auf welcher Elisabeth Meisterin zu sein glaubte, so befahl sie eines Tages einem ihrer Höflinge, er solle den Gesandten wie zufällig in ein Zimmer führen, wo er sie hören könnte. Melvil merkte die Absicht, und, seinem angenommenen Charakter treu, stürzte er, wie entzückt von den süßen Tönen, in das Zimmer der Königin, die sich zwar anfänglich unwillig stellte, aber doch nachher fragte, ob er sie ober Maria für eine größere Meisterin halte. Daß Melvil ihr den Vorzug gab, versteht sich von selbst; ttttb als er nach Schottland zurückkehrte, konnte er seiner Königin versichern, daß Elisabeth es nie mit ihr gut meinen würde uttb daß alle ihre Freunbschaftsversicherungen. nichts als Falschheit und Verstellung wären. Bald sctnb sich auch eine Gelegenheit, die Wahrheit biefer Behauptung zu erfahren. Elisabeth schlug Maria vor, den Sohn des Grasen Lenox, Heinrich Darnley (sprich Därnli) zu hei-rathen. Lenox, von Geburt ein Schotte und ein Verwandter des Hauses Stuart, hatte seit lange in England gewohnt, wo auch fein Sohn geboren war. Das Alter und der Abel seiner Familie und der Wunsch der Elisabeth empfahlen bett Darnley vorzüglich, obgleich die Schotten, weil er katholisch war, die Verbinbnng nicht wünschten. Darnley war jetzt in feinem 20. Jahre, schön von Wuchs und Gesicht und von einnehntenbetn Betragen, so daß

5. Theil 3 - S. 70

1880 - Stuttgart : Heitz
70 Neue Geschichte. 1. Periode. Deutschland. Holbein, wurden aber nun kalt abgefertigt. Auch diesmal reiste er wieder ohne Frau und Kinder ab. Daß er lieber ohne jene lebte, war natürlich, und die Kinder konnte er, der fast immer außer dem Hause arbeitete, nicht beaufsichtigen. Da er aber noch immer ein Bürger von Basel war und ein solcher nicht ohne Erlaubniß des Rathes abwesend sein durfte, so erhielt er nur auf einige Jahre Urlaub. Wie sehr man jetzt seinen Werth in Basel zu schätzen wußte, geht daraus hervor, daß ihm der Rath 50 Gulden Wartegeld aussetzte und außerdem seiner Frau alle Jahre 40 Gulden zahlte. Dennoch blieb er in London und hat Basel nur noch zweimal auf kurze Zeit besucht. Auch nach Heinrichs Viii. 1547 erfolgtem Tode stand Holbein bei seinem Sohne und Nachfolger Eduard Vi. in großen Gnaden. Ms dieser aber schon nach 6 Jahren starb und die katholische Maria, Heinrichs älteste Tochter, Königin wurde, die alle, welche nicht Katholiken waren, haßte, scheint er sich mehr vom Hofe zurückgezogen zu haben; denn er war der Reformation zugethan. Er starb endlich 1554 in London an der Pest, 56 Jahre alt. 91. Zwingli und Calvin. — Die Bartholomäusnacht, 1572. Zu derselben Zeit, als Kaiser Karl V. in Deutschland, Spanien und Neapel herrschte, war in Frankreich sein erbitterter Feind, Franz I., König (1515—47). Unter ihm lebte der berühmte Ritter Bayard, den man den Ritter ohne Furcht und ohne Tadel nannte, von dessen Thaten zu erzählen hier aber der Raum fehlt. Schon unter Franz war die neue Lehre nach und nach aus der Schweiz nach Frankreich gekommen. In der Schweiz nämlich waren, mit Luther fast zu gleicher Zeit, zwei treffliche Männer, Zwingli in Zürich und Calvin in Genf, darauf gekommen, die Christen zu der einfachen Lehre unseres Heilandes zurückzuführen und dasjenige aus unserer Religion zu verbannen, was erst nach und nach durch Menschenwerk hineingebracht war. Beide waren, wie Luther, durch das Lesen der Bibel darauf geleitet worden und hatten, wie er, mancherlei Verfolgungen ausstehen müssen. Die Lehre dieser beiden Männer stimmte ziemlich überein und ihre Anhänger wurden nachmals Reformirte genannt. Man merke sich von beiden berühmten Männern Folgendes:

6. Theil 2 - S. 106

1880 - Stuttgart : Heitz
106 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge. Brust. Auch geiselte er sich oft den Rücken selbst, um die Herzen seiner Zuhörer auf alle Weise zu rühren. Dazu nun seine ganz einzige Persönlichkeit, die ihn wie ein Wesen höherer Art ankündigte; die Aermlichkeit seiner Kleidung; die Freigebigkeit, mit welcher er alle Gaben, die man ihm von allen Seiten aufdrang, wieder an die Arme verheilte — es ist kein Wunder, daß seine Worte in den Gemüthern aller wie Funken zündeten. Was er sprach, schien ihnen Mahnung des Himmels. Selbst auf sein Eselch en gingihre Verehrung über; jeder freute sich, wer es streicheln oder füttern durfte; und wer gar ihm einige Haarß ausreißen konnte, verwahrte diese gleich der theuersten Haarlocke. So zog der heilig geachtete Mann von Dorf zu Dorf, von "Stadt zu Stadt, von Land zu Land. Ueberall ging sein Ruf vor ihm her, in allen Bier- und Weinstuben wurde von nichts als von Kukupeter gesprochen, und wer ihn nicht selbst hatte hören und sehen können, hörte erstaunt den Erzählungen der Augenzeugen zu. Besonders war er durch' Italien und Frankreich gezogen; hier sahen sich alle schon im Geiste auf dem Wege nach Jerusalem; ein allgemeiner Schwindel hatte die Völker des Abendlandes ergriffen. Das vermag, ein einziger Feuerkopf! — Urban freute sich über diese Erfolge; eine solche Wirkung hatte er selbst nicht erwartet. Er berief, die allgemeine Stimmung zu benutzen, eine große Kirchenversammlung nach Piacenza in Ober-Italien und hier erschien eine solche Menge von hohen und niedern Geistlichen und von andern Leuten, die aus Neugierde kamen, daß kein Gebäude die Menschenmasse zu fassen vermochte. Alles was hier der Papst über die Befreiung 'bes heiligen Grabes sprach, wurde mit Entzücken ausgenommen. Auch ein Gesandter des griechischen Kaisers Alexius Com.nenns war da und überreichte einen in den kläglichsten Ausdrücken abgefaßten Brief, der den Eindruck noch erhöhte, so daß einer dem andern beim Auseinandergehen zurief: „Ja, ja, wir müssen uns erheben! Wir müssen die Ketten der niedergedrückten Christenheit sprengen!" Einige Monate darauf reiste Urban nach Frankreich, wo die Gemüther durch Kukupeter noch erhitzter waren, und hielt im Herbst 1095 in Elermont, einer Stadt fast in der Mitte von Frankreich, eine neue Versammlung. Himmel! was für Menschen strömten dahin zusammen! Auf einem ungeheuren Platze sah man, nichts als Menschen dicht auf einander gedrängt. In der Mitte auf einer Erhöhung erschien der Papst mit allem Gepränge seiner

7. Theil 2 - S. 202

1880 - Stuttgart : Heitz
202 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. Schwyz, Uri und Unterwalden, gehörten keinem besondern Herrn, sondern standen unmittelbar unter dem Reiche, hatten aber viele Vorrechte, z. B. daß sie nach ihren eigenen Gesetzen lebten, und daß nur, wenn besondere Vorfälle es nöthig machten, ihnen vom Kaiser ein Vogt geschickt wurde, der die nöthigen Untersuchungen anstellte. Aber das war dem Albrecht nicht genug. Ihm gehörten in der Schweiz eine Menge reicher Güter. Da diese aber zerstreut lagen, so wollte er gern, daß die dazwischenliegenden Ländchen sich ihm auch unterwürfen, und ließ daher den Waldstätten sagen: sie würden wohl thun, wenn sie sich seinem Schutze unterwürfen; widerstehen könnten sie ja doch seinen mächtigen Waffen nicht. Aber er wollte sie lieber zu seines Hauses lieben Kindern haben; denn er habe von seinem Vater immer gehört, daß sie ein tapferes Volk wären, und tapfere Männer liebte er über alles. Aber sie wollten lieber freie Reichsgenossen als Plänen entgegen war unter Friedrich Ii., dem Hohenstaufen, Uri der Gewalt der Habsburger entzogen und unmittelbar unter das Reich genommen worden; auch Schwyz hatte einen ähnlichen Freibrief erlangt. Doch hatte wiederum Rudolph von Habsburg vor seiner Erwählung zum Kaiser selbst in Uri als frei und ungezwungen berufener Schiedsrichter gewaltet und Gericht gehalten. Als Kaiser erkannte Rudolph die Reichsumnittelbarfeit von Uri an; den Freibrief der Schwyzer bestätigte er nicht. Nach Rudolphs Tode traten die Waldstätte sogleich, am 1. August 1291, in einen Bund zusammen, dessen Ziele deutlich gegen Habsburg gerichtet waren, und Adolph von Nassau zeigte sich gern Bereit, Freiheitsbriefe für Uri und Schwyz zu ertheilen. Kaiser Albrecht I. bestätigte zwar diese Briefe nicht, aber daß er Voigte in die Waldstätte geschickt habe, ist nicht nachgewiesen. Nach seiner Ermordung erboten und erhielten die Waldstätte von seinem Nachfolger, Heinrich Vii., die Bestätigung der Reichsunmittelbarkeit, und als nach dieses Kaisers frühem Tode der Kampf um die Kaiserkrone zwischen Ludwig von Baiern und Friedrich von Oestreich (Habsburg) ausbrach, traten die Waldstätte auf Ludwigs Seite. Da zog Friedrichs Bruder, Leopold der Glorwürdige, mit Heeresmacht gegen die Eidgenossen heran, die in einem herrlichen Siege am Morgarten ihre Freiheit vertheidigten, 15. Novbr. 1315. Darauf erneuerten sie zu Brunnen, am 9. Deebr. 1315, ihren Bund, und Kaiser Ludwig der Batet bestätigte 1316 den Waldstätten ihre früheren Freiheitsbriefe. Von da ab ist die Gründung der Eidgenossenschaft als vollzogen anzusehen. Alles Uebrige ist Sage. Nicht so, daß man annehmen müßte, es seien die Gestalten und die Ereignisse geradezu erfunden; einfache Vorgänge, mannhaftes Hervortreten schlichter Volksgenossen sind von leicht erklärbarer Begeisterung emporgehoben und verklärt worden. Dem nicht mehr erkundbaren wirklichen Zusammenhange der Vorgänge hat die Sage mit freiem Walten eine ihr zusagende Umgestaltung verliehen und wohl auch Fremdes, wie die Sage vom Apfelschuß, damit verwebt.

8. Kürtziste Universal-Historie Nach der Geographia Auf der Land-Karte - S. 479

1750 - München : Gastl
Dorn Gebrauch der Tabesseu. 47- begebene Urkunden und Oeöuäio- na nf öm allermeisten aber die geheime , Briest"' Wechsel , inftruclio- ves &c. mit grosser Sorgfalt Lesen. All ¿’C8 aber fcpnfc Sachen die dey grossr ?ttren eudinetern ja fo heilig als beym W^er die Diphtera seynd, so and) den sorgen Ghttern verborgen bleiben muss ien. Wer auch bedencket, wie mancher/ in dise Karte zu sehen erlaubt wor- ssu / sein Gesicht und Arhem darüber ssllohren, sötte wohl schlechten ^pperir s^ju haben. Dann ehe lasset einprintz "nen Aug-Apffel betasten,als seine Ge- ^rmnuffen. ss^n ich erinnere mich, daß ich für ^ Jugend schreibe , und stelle nun die ^"iprochelte Tabellen ßlbst vor Auge«. W X Lkw-

9. Lehrbuch zur Kenntniß der verschiedenen Gattungen der Poesie und Prosa für das weibliche Geschlecht, besonders für höhere Töchterschulen - S. 157

1877 - Stuttgart : Heitz
Aus einem tiefen, schattigen Hintergründe, einer Tapete von grünem Damast ähnlich, trat der in wunderbarer Wahrheit aufgefaßte Kopf der Königin hervor. Das hellbraune Haar war frei weggehoben, und zeigte die ganze Schönheit der königlichen Slirn. Die lichtvollste Freiheit der Ge- danken schien diese schöne Wölbung selbst gebildet zu haben, und das glän- zende Licht, das von Innen aus diese reine Form zu durchdringen schien, hätte auch ohne den Ausspruch dreier Kronen sie zur geistigen Beherrscherin ihrer Zeit erhoben. Von den seinen, leicht eingedruckten Schläfen bildete sich der Contur des zarten Kopses im reinsten Oval, bis zu dem vollen jugendlichen Kinn, über dem mit allen Grazien der schön gewölbte Mund die holde Mähre von ihren Scherzen, ihrem seinen Witze zu erzählen schien. In den vollen, leicht gefärbten Wangen ruhte der seine Ansang eines zarten Grübchens, geschaffen, um ihres Lebens Liebesglück und Schmerzen zu verrathen. Ihr waren zuerst die Augen verliehen, die, seitdem ein Erbtheil ihres unglücklichen Stammes, mit einem Zauber jeden zu fesseln wußten, aus wen sie einmal in Liebe sich geheftet. Unter einer kaum merklichen Wölbung der seinen Augenbrauen ruhten weit und schön geschnitten die großen braunen Augen, die klar und tief den hohen Geist, der ihnen inne wohnte, von Lieb' und Sehnsucht halb bezwungen, zeigten. Sie schienen wider Willen der hohen Abkunft von Mißgeschick zu reden, und die langen schwarzen Wimpern hingen auch beim vollsten Aus- blick wie ein leichter Trauerschleier um den vollen Glanz. Dazwischen hob sich an der Stirn breit und voll die seine griechische Nase, und verstärkte mit ihrer edeln, festen Form den hohen geistigen Aus- druck ihrer Züge. Ihr wunderschönes braunes Haar war ohne Schmuck der Königin, sich selbst in seiner seltenen Fülle die Krone flechtend, doch zeigte es unverdeckt in einem hohen Spitzkragen die runde, schlanke Säule des Halses, aus welcher der Kops so leicht und zierlich ruhte, daß beide je zu trennen, nur ein Barbar zu denken wagen konnte. Hier hörte das Bildniß aus; leicht in den Schulterlinien war ein schwarzes Sammetkleid angegeben, das unter dem Kragen mit einem in Brillanten eingelegten rothen Steinp befestigt war. Ungezählt entflohn die Augenblicke vor diesem Bilde, und das innerste geheimste Leben Richmond's trat hervor, und ließ sich nicht mehr zur Rechen- schaft ziehen vor dem Geiste der Ueberlegung, der fragend, ja mißbilligend es anschaute. Es war da! und hatte sich zum sichersten Bewußtsein in diesen Augenblicken aufgeschwungen; es lebte! und sein Leben ward einge- standene Wonne. Still und mit Rührung gelobte sich Richmond, der Welt, dem rohen Vertrauen der Menschen ewig verhüllt, wollte er selbst nimmer- mehr mit diesem Gefühle hadern, sondern es hoch halten. Eine kleine glück- selige Insel sollte es in ihm fortan bilden, aus der er landen wollte, aus der Wirklichkeit verschlagen. So sich jugendlich überspannend, störte es ihn nicht, Gesang und Harsen- ton vom Altan her zu hören. Die schönen vollen Frauentöne, das kunst-

10. Lehrbuch zur Kenntniß der verschiedenen Gattungen der Poesie und Prosa für das weibliche Geschlecht, besonders für höhere Töchterschulen - S. 163

1877 - Stuttgart : Heitz
163 Len Lehnstuhl zurücklehnend, blieben seine Augen, wie gefesselt, an der ver- schlossenen Thüre haften. O, wie sammelte die Ruhe, die für seine Ge- danken eintrat, die Bilder, die aus Emmy's mächtiger Rede über das Ver- hängniß dieses Hauses in ihm niedergelegt waren! Von der Gruft der Claudia von Bretagne*) an, bis zu dem blühenden, schönen Bilde seiner kindlichen Mutter, durchlief seine angeregte Phantasie nach Emmy's strenger Anordnung alle Begebenheiten. Wie schmerzlich und qualvoll stieg ihr und sein Schicksal in ihm auf, und wie dämonisch wuchs besonders Souvrö's Gestalt in diesem Bilde an, von dem er sich erst jetzt eingestand, wie sehr er ihm in der Stille abgeneigt geblieben war. Wie verhängnißvoll erschien ihm dies Schloß selbst, das in seinem Bereich immer nur Unglück und Schuld über seine Bewohner häufte; denn Emmy hatte nicht unterlassen, die Gräuel der Katharina von Medicis, des Theophim von Crecy, des Spinola, zu berühren, und erregte steberhaft sein wallendes Blut. Der kühne Jüngling, der die Furcht noch erst erfahren sollte, lernte plötzlich ein Gefühl kennen, für das er, da es ihm neu war, den Namen nicht wußte. Er blickte in dem ungeheuren dunkeln Raume mit klopfendem Herzen umher; das tiefe Schweigen, was jetzt hier herrschte, schien ihm entsetzlich; dieser Schauplatz geselliger Lust, ohne Zweifel von allen und den verschiedensten Bewohnern zu diesem Zwecke benutzt, zeigte keine Spur mehr seines früheren Lebens. Die Sessel blieben unbesetzt, die Tische leer, und die ungeheuren Schränke verhüllten ihren Inhalt, zum Dienste jener Zeit gehörend. „D," rief Re- ginald plötzlich unbewußt — „dies Schweigen ist unerträglich! Besser, es belebte sich Alles mit den Gestalten der Vergangenheit.'/ „So folge mir!" rief eine hohle, ernste Stimme hinter ihm. Entsetzt wandte er sich, und sah, daß er bei seinem Umherblicken die Richtung nach der verschlossenen Thüre ausgegeben hatte, die jetzt geöffnet war; von daher, das übersah er mit einem Blick, war die Männergestalt gekommen, die diese Worte zu ihm sprach. Aber Reginald fühlte seinen Athem stocken, und doch konnte er es nicht nachweisen, warum ihn eben diese Gestalt so entsetzte. Seine Züge waren nicht ganz zu erkennen; ein spanischer Hut mit breiter Krämpe, nur seitwärts mit einer Agraffe ausgeschlagen, beschattete sein Ge- sicht, doch schien es Reginald gelb und bleich. Um seine Schultern hatte er einen kurzen seuerfarbenen Mantel, der drei große Löcher aus dep Brust zeigte; übrigens schien er in schwarzem Sammet altspanisch gekleidet, und trug ein breites Schwert in reicher Scheide eng an sich gedrückt. Immer deutlicher trat es Reginald hervor — er hatte die ganze Gestalt, so wie sie jetzt vor ihm stand, noch so eben unter den Portraitfiguren auf dem Treppensaal erblickt; dazwischen schien es ihm, er sähe Souvrö's Züge, und die Gestalt nur widersprach in ihrer Größe dem flüchtigen Gedanken. — Und dieser Mann aus einem andern Jahrhundert forderte ihn auf, ihm zu folgen; Reginald fühlte sich wie von einer unabweisbaren Autorität be- *) So nennt ntittt die erste Frau König Franz's i. von Frankreich. Sie war eineltochter König Ludwig's xii. und der Anna v. Bretagne, gest. 1524. 11 *
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