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137. Einzug der bayerischen Truppen in München.
Herren mit huldvollen Ansprachen auszeichnete; dann wurde im genannten Saale an langen Taseln zu Füßen der Gemälde Platz genommen, welche die Kriegstaten während der Feldzüge im Beginn des Jahrhunderts verherrlichen. Ruhmvolle Siege hatten die Ahnen erkämpft, die Enkel hatten sie übertreffen! Nicht in gemessener Etikette schmausten die Kriegshelden, nicht nach dem Rang geordnet faßen die Reihen, sondern wie der Zufall den Kameraden zum Kameraden gesellte, und vor der freien Weise des Feldlagers flüchtete der feffelnde Zwang der Hofluft. Sinnend ließ die Majestät wiederholt das ernste, vom Schatten der Schwermut angehauchte Auge über die glänzende Versammlung schweifen, dann erhob er sich und trank auf das Wohl feiner treuen, tapferen Armee — und zum Kronprinzen sich wendend — auf das ihres erlauchten ruhmgekrönten Führers. Ehrfurchtsvoll lauschten die Offiziere dem nicht laut gesprochenen, aber deutlich im weiten Raume vernehmbaren Toaste ihres Allerhöchsten Kriegsherrn, worauf der Kronprinz mit hellen, gleich Trompeten-fansaren klingenden Worten erwiderte, indem er anführte, wie vor Jahresfrist Frankreich Preußen zum Kriege herausgefordert habe, wie nur die Bnndestrene unseres Königs und feine rasche nationale Tat einen so glänzenden Beginn und Ausgang des Krieges ermöglichte, wie das dem Bayernkönig nie vergessen fei und wie dereinftens die Geschichte ihn deshalb hoch feiern werde für alle Zeit. Zum Schluffe forderte er die Waffengenoffen auf, einzustimmen in das Hoch auf Seine Majestät den König! Zündend wirkten diese von lohender Begeisterung getragenen Worte unseres gefeierten Feldherrn, branfende Hochrufe folgten seinen Worten und majestätisch erklang die Königshymne.
Bald nach Aufhebung der Tafel, um 7 Uhr, begann die Feftvorftellung im prachtvoll beleuchteten Hoftheater, das mit glänzenden Uniformen gefüllt war. Als der König mit dem Kronprinzen, der Königin-Mutter und dem Prinzen Otto die königliche Loge betrat, empfing das ganze Haus die Allerhöchsten Herrschaften mit donnernden Hochrufen, worauf der Kronprinz an die Brüstung trat um sich zu bedanken. Auf das fortdauernde Rufen trat auch der König hervor und verneigte sich freundlich lächelnd nach allen Seiten. Nach Webers Jubelouverture sprach Hoffchauspieler Poffart einen weihevollen Prolog. Derselbe feierte den Heldenführer der Iii. Armee, dem bei den Worten: „Heil Friedrich Wilhelm, Deutschlands erstem Ritter!" alle Anwesenden zujubelten. Noch höhere Begeisterung entflammte der Schluß des Prologes, der dem Frenndesbnnde Ludwigs und Friedrich Wilhelms galt, in ihre Hände lege Jungdeutfchlaud vertrauensvoll fein ferneres Geschick. Beide Fürsten erhoben sich hierbei Haud in Hand und erweckten damit neuen stürmischen Jubel. Mit dem Feftspiel Paul Heyses: „Der Friede" endete die Feier.
Als wir das Theater verließen, traten wir in ein strahlendes Lichtmeer hinaus; die Stadt hatte beleuchtet, Straßen und Plätze boten einen märchenhaften Anblick und eine ungeheuere Menschenmenge wogte hin und her. Die freudige Feftftimmung steigerte sich auf das höchste, als der König mit dem
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Extrahierte Ortsnamen: München Frankreich Deutschlands Frenndesbnnde_Ludwigs
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38. Tillys letzte Tage.
liche Kraft nach Maßgabe der Umstände zur Linderung der unsäglichen Not der Zeit vermochte, das hatte er geleistet und der Umschwung der Dinge konnte einen Mann nicht unvorbereitet treffen, den keiner seiner Siege übermütig gemacht.
Er ordnete seine irdischen Dinge um mit der Welt abzuschließen. Über seine älteren Besitztümer hatte er schon einige Jahre zuvor die letztwillige Verfügung getroffen. Zu seinen Erben setzte er die Kinder seines Bruders Jakob, vorzugsweise den Grafen Werner v. Tilly ein. Das Besitztum Tillys war gering. Der Uneigennützige hatte nie danach getrachtet, und was er etwa erworben, gern verschenkt. Namentlich sein Lieblingsort Altötting, seine nunmehrige Ruhestätte, wurde zu verschiedenen Malen bedacht. Die Infantin Jfabella hatte ihm einst eine kostbare Halskette mit prachtvollen Diamanten übersendet; alsbald weihte er sie der Heiligen Jungfrau zu Altötting, der „Freude meines Herzens, meiner lieben Frau und Gebieterin".
Die Stadt Hamburg hatte ihm einmal unerwartet ein Geschenk von
1000 Rosenobel (engl. Goldmünze) verehrt; er bestimmte sie zu einer täglichen Messe in Altötting. Endlich erwähnen mehrere Geschichtschreiber noch einer Summe von 60000 Reichstalern, welche Tilly sterbend seinen Wallonen vermacht habe, die ihn, „ihren Vater Johann", in der Schlacht bei Breitenfeld mit ihren eigenen Leibern gedeckt hatten.
Während der greise Held ergeben seinem Ende entgegenharrte, tobte draußen vor den Mauern der Stadt der Schwede. Gustav Adolf war vor Jugolftadt erschienen und hatte die Laufgräben zum Sturme eröffnet. Aber noch vom Sterbebette aus wirkte der Geist des alten Heerführers auf seine Truppen und sein Neffe, Werner Tilly, entflammte mit eigenem Beispiele den
Mut der Soldaten. In der letzten Nacht, welche Tilly auf dieser Erde ver-
brachte, liefen die Schweden zweimal Sturm gegen die Stadt. Während dieser schreckensvollen Stunden hörte der Sterbende nicht auf, die Offiziere, welche ihn umgaben, zur Pflichterfüllung aufzumuntern; er schickte sie bis auf den letzten nach den Wällen und schien noch einmal aufzuleben um am Kampfe teilzunehmen. Seine Worte riefen, als sie den Soldaten hinterbracht wurden, die lebhafteste Begeisterung hervor. Die Schweden wurden mit ungeheuren Verlusten zurückgeschlagen und noch einmal schien dem großen Manne der Sieg lächeln zu wollen, der ihn so lange begleitet hatte.
So kam der 30. April herauf, der seinem Leben die Marke setzte. Sein Beichtvater war beständig um ihn, nach dein eigenen Willen des Feldherrn. Gegen die Abenddämmerung gab Tilly, indem er das Kreuz machte, ein Zeichen, daß die Todesstunde näher rücke. In diesem Angenblicke ließ er seinen Neffen Werner an sein Bett treten, reichte ihm znm letzten Male die Rechte und segnete ihn. Seine altert Freunde Witzleben und Ruepp ließen sich, mit Tränen in den Augen, jetzt auf die Kniee nieder und baten gleichfalls um feinen Segen. Er erteilte ihn und empfahl Ruepp, dem Generalkommiffar, der ihn seit langen
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Extrahierte Personennamen: Jakob Werner_v Tilly Altötting Jfabella Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf Werner Tilly Tilly Tilly Werner
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55. Eine Szene aus der Sendlinger Bauernschlacht.
Des Verhaus knorriges Astwirrsal vermochte den Stürmern nicht halt zu gebieten, nicht Schutz den Verteidigern zu geben, denn schlecht taugt zum Nahkampf das zum Streitgerät geformte Ackerwerkzeug, nutzlos ist es auf die Ferne. Man ballt sich zu Knäueln zusammen die Wehr vorstreckend; so lehrten es die kriegserfahrenen Offiziere und Soldaten, die aus dem Verbände der aufgelösten kurbayerischen Regimenter in die Reihen der Landesverteidiger traten — „lieber dem Teufel zu dienen denn dem Kaiser".
Der Leiter des gesamten Aufstandes, der Jägerwirt von Tölz, auf schnaubendem Schecken reitend, starrt trüb und unschlüssig die Straße hinab, wo es in erdrückenden Massen heraufzieht. —
„Alles verloren!" — „Wenn's schon zum Sterben ist, dann drauf!" „Lieber bayrisch sterben als kaiserlich verderben!" Da werfen die Verzweifelnden und Zagenden sich den Grenadieren des Regiments „Bischof von Osnabrück" entgegen, die das Dorf umgehend durch die Gaffe einbrechen. ^
Der kleine Tambour schaut zaghaft ins Getümmel: das ist anders, als wenn man sich daheim im Dorfwirtshaus au die Gurgel fuhr ober mit dem Schlagring die Kopse zerbeulte, das ist bitteres Sterben in einem erbarmungslosen Ringen. Da „scheppert" die dünne Sensenklinge gegen den starren Gewehrlauf, die Axt gegen die Partisane, hier würgt das Messer gegen den
Degen, ba prasselt tödliches Blei in die Leiber.
Doch auch durch die Dorfgasse wälzt sich im Laufschritt von Neuhofen
und Thalkirchen herüber fränkisches Fußvolk vom Regiment „Jahnns von
Eberstätt".
Es soll der Arbeit nicht viel mehr finden. In dichtem Knäuel bahnt hauend, stechend und schießenb der Haufe der Isarwinkler sich eine Gasse ins Freie, mit ihnen der französische Garbekapitän Gauthier, einer ihrer Führer. Ihr sicheres Blei hält die Verfolger in Achtung und wenn auch viele stürzenb den Weg zeichnen zur Heimat, die Braven erreichen fechtend den schützenden Wald.
Den breiten „crabatischen" Krummsäbel oder die lauge Radschloßpistole in der Faust jagen über den Heil. Geisthof die Cusanihusaren herein von de Wendt, dem Kommandanten der kaiserlichen Besatzung Münchens, selbst geführt.
Mit Roß und Waffen wohl versehen boten biefe Reiter von den Usern der Dran, Sau und östlichen Donau als leichte, flüchtige Scharen dem ihre Dienste, der ihnen Sold und Beute versprach.
Schrecken und Furcht, aber auch Haß und bitteres Rachegefühl erweckten überall ihre barbarischen Gepflogenheiten. Hoch in den Bocksätteln mit ausgezogenen Kuieeu sitzend neigen sich die Vordersten zu wahllosem Hieb und Schuß in die dichte Masse der Sensenmänner, die die Wucht des Galoppsprunges hinwegsegt.
Manch nervige Bauernfaust klammert sich da in die Zügel oder die haarige Roßschnauze, daß das Tier scheuend auffährt oder vorprellend den
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66. Der Übergang des Kurfürstentums Pfalz-Bayern an das Haus Pfalz-Zweibrücken. 351
Das wurde damals in Bayern auch willig anerkannt. Der Kabinettssekretär Karl Theodors, Karl v. Stengel, erzählt in seinen Denkwürdigkeiten, nicht zur Freude der Pfälzer sei der Namenstag Friedrichs in München allenthalben mit Beleuchtungen, Gastmählern und Bällen gefeiert worden. Der Buchhändler Strobl hatte im Ladenfenster das Bildnis des Königs zum Verkauf ausgestellt; als eines Morgens die Wache vorbeimarschierte, kommandierte der Feldwebel: Halt! Rechtsum! Front! und ließ die Mannschaft vor dem Bilde das Gewehr präsentieren. Die liebenswürdigste Huldigung widmete ihm in der Münchener Zeitung ein nicht berühmt gewordener bayerischer Poet Franz Xaver Hiteber in Versen von schlichter Herzlichkeit:
„Der Vater wird es seinem Sohn Und der dem (Enkel sagen,
Wie gut es war dem Bayerland In König Friedrichs Tagen!
Sie werden dann mit Segen noch Sein Angedenken feiern,
Der keiner war von Wittelsbach Und doch so gut den Bayern!"
Im Xeschener Frieden erlangte Kaiser Joseph ein stattliches Stück bayerischen Landes, das Inn- und Hausruckviertel; im großen und ganzen aber war sein Plan gescheitert. Nicht ausgegeben. Was mit Waffengewalt nicht zu erzwingen war, sollte nun durch Lockmittel aller Art erreicht werden. Fünf Jahre später gab das Wiener Kabinett nach Berlin einen Wink, daß eine neue Teilung Polens eine schöne Gelegenheit zu freundlicher Einigung wäre; das Erzhaus werde gern die Abtretung von Thorn und Danzig an Preußen begünstigen, falls der König den Verhandlungen des Grafen Lehrbach in München keinen ernsten Widerstand entgegensetze. Doch König Friedrich war auch dafür nicht zu haben. Er erklärte rundweg seinen Ministern für das Wachstum einer so gefährlichen Macht nicht arbeiten zu wollen.
Ein besonderes Verdienst um die Abwehr der Josephinischen Gelüste erwarb sich der zweibrückensche Minister v. Hofenfels. Dieser Staatsmann war es, der zuerst um seinem Herrn die bayerische Erbfolge zu retten einen Bund der deutschen Staaten unter preußischer Führung ins Leben zu rufen trachtete, während die Projekte anderer süd- und mitteldeutscher Minister nur eine Partikularunion der kleineren Staaten in Vorschlag brachten. Seit September 1783 war Hofenfels in Berlin für seinen Plan unermüdlich tätig. Am zweibrückeuscheu Hofe nahm er mit Entschiedenheit Partei gegen das da und bort beliebte Bnhlen um französischen Schutz. Noch immer habe dieser ausschließlich Frankreich Vorteil gebracht; nur die patriotische Gesinnung des Siegers von Roßbach verbürge den Vollbestand des Deutschen Reiches und der deutschen Rechte. Mit ausdrücklicher Genehmigung seines Herzogs legte Hofenfels diese Ansichten in der Denkschrift vom 10. Februar 1784 dar; sie enthält im Keim die deutsche Reichsverfassung von heute.
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Extrahierte Ortsnamen: Haus_Pfalz-Zweibrücken Bayern Friedrichs München Friedrichs Wittelsbach Berlin Polens Thorn Danzig Lehrbach München Berlin Frankreich Roßbach
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129. Das Lied vom von der Tann.
und vor unserem kommandierenden General defilierten, die Köpfe nicht hängen. Im Gegenteil! Frei konnten wir trotz der Lumpen, die uns kleideten, trotz der zerrissenen Stiefel, die kaum mehr die Füße bedeckten, trotz der klepperdürren Rosse, auf denen wir ritten, seinem festen Blick begegnen, denn ein erhebendes Bewußtsein durchwogte uns alle und wir lasen die Bestätigung davon in seinem Auge, das stolz auf seinen Bayern ruhte und es deutlich aussprach: „Ihr habt euere Pflicht erfüllt bis aufs äußerste!"
Das Korps von der Tann blieb nunmehr bis zum 24. Dezember in Orleans mit Ausnahme der oben erwähnten Truppen. Es erholte sich in dieser Zeit und war, als es im Januar bei der Belagerung der Hauptstadt wieder Verwendung fand, bei frischen Kräften.
Durch den Abzug der Bayern nach Orleans löste sich deren engere Verbindung mit jenen preußischen Divisionen, mit denen sie im Süden von Paris so manchen Sieg erfochten, so manches Ernste durchgemacht. Treue Kameradschaft hatten wir gefunden und gewahrt; gleicher Opfermut, gleiches Streben hat uns Bayern von Iller, Lech, Isar, Inn und Donau, aus den südlichsten Gauen des Reiches mit den Mecklenburgern und Hanseaten des äußersten Nordens, mit den Thüringern und Hessen der Mitte und mit schlesischen, pom-merschen, posenschen und preußischen Reitern des Ostens vereint; wir haben uns gegenseitig kennen und achten gelernt und wir haben empfunden, daß wir alle zu einem großen, mächtigen Volke gehören, daß wir alle nur eine Heimat haben, unser geliebtes deutsches Vaterland.
Von ihnen jeder ist ein Held,
Sie stehen auf dem Siegesfeld Vom ersten Tag an sichtbarlich.
Hier hat der Sänger nur zu preisen,
Auf Opferleichen hinzuweisen,
Und betend zu verhüllen sich. (Martin Greif.)
129. Das Lied vom von der Tann.
Von Franz Trautmann.x)
En avant, rnarchons, en avant, rnarchons,
Liebe Bruder von dere grrrande Nation!
Wire sein sie sicher der Victoire,
Wire hab' sie schone unserige Gloire!
La la Gloire, la Gloire, la Gloire, la Gloire,
La Gloire, la grande Victoire!
Wire fürcht' sie keiner Preuß-?oltron8,
Wire fürcht’ sie keiner Herr Saxons,
Keiner Bademann, Würtenberbouregois,
Keine böse, blauer Bavarois!
!) „Aus der Kriegszeit 1870", S. 30. Berlin 1870, Fr. Lipperheide.
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Extrahierte Personennamen: Bayern_von_Iller Martin_Greif Franz_Trautmann Franz Keiner_Bademann Lipperheide
142. Unser Prinzregent Luitpold.
651
zeitsfeier. Unter einem Porträt ans ihrer Brautzeit hing ein Bild der hohen Frau ans den letzten Tagen mit einer Widmung ihrer Hand: „Wenn auch im Äußern verändert, so doch im Herzen die alte ..."
Zwei Wochen später tat auch dieses edle Herz den letzten Schlag . . .
Den noch immer Tiefgebeugten rief im Jahre 1866 das Vaterland. Wieder einmal — heute dürfen wir getrost sagen ein letztes Mal — kämpften
Deutsche gegen Deutsche. An Stelle des gefallenen Generals Zoller mit dem
Kommando über die 3. Division des bayerischen Heeres betraut, kam der Prinz bei Helmstadt zum ersten Male ins Gefecht, sein Ältester, Prinz Ludwig, war sein Ordonnanzoffizier. Vater und Sohn zeichneten sich durch persönlichen Mut aus, tapser bewiesen sich auch die Truppen, boch der Gegner war besser geschult und besser gerüstet. Das Treffen ging verloren, nicht aber die bayerische Waffenehre.
Und der Tag brach an, ba die deutschen Stämme ihre Kraft, ihr Recht und Heil erkannten:
„Wir sind eines Herzens, eines Bluts!
Wir sind ein Volk und einig wollen wir auch handeln!"
Die bämonische Natur König Lubwigs Ii. hatte manches mit der Art Heinrichs des Löwen gemein. Daß er trotzbem bei der Kriegserklärung Preußens an Frankreich nicht den trotzigen Herzog, sondern seinen reichstreuen Ahn, den Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach, sich zum Beispiel nahm, ist die Glorie seines Lebens. Und unvergessen bleibt auch die große politische Tat der bayerischen Reichsräte, daß sie — Prinz Luitpold an der Spitze — einmütig und einstimmig die Mittel zur Kriegführung bewilligten!
Doch jene herzerhebenden Tage forderten vom Prinzen ein schweres Opfer. Er sollte als der vertrauenswürdigste Mann feinen königlichen Neffen im Hauptquartier vertreten. Also barauf verzichten die Laubes)*ohne gegen den nach beutfchem Boben lüsternen Feind zu führen, durch fein Beispiel sie anzufeuern, Wagnisse und Gefahren mit ihnen zu teilen, vereint mit ihnen in biefem heiligen Krieg zu siegen ober ruhmvoll unterzugehen — auf alle diese stammenben Wünsche und Gelübde eines Braven verzichten? In den Gefahren der Bergjagd
„auf schwindlichtem Weg, auf Feldern von Eis"
hatte er sich für körperliche Anstrengungen und Leiden abgehärtet, hundertmal den coup d’oeil, Entschlossenheit und Geistesgegenwart erprobt. Und der Ruhm feines Geschlechts und seines Bayerlandes ging ihm über alles.
Und nun sollte er, den Säbel in der Scheibe, nur kritischer Zeuge und Zuschauer sein? Wir können ihm nachempfinben, wie schwer ihm der Gehorsam gegen feinen König fiel. Heute ist nicht nur Bayern, foubern ganz Deutschland König Ludwig für feine weife Wahl verpflichtet. Erst durch Moritz Buschs Tagebuch ward es bekannt, was für einen wichtigen Dienst Prinz Luitpold in seiner damaligen Stellung der deutschen Sache geleistet
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Bergjagd Deutschland
Älhambia Äranada
(Nach einer Photographie der Pltutdflloli'tfo., Zürich )
Llus der südlichen Randzone Spaniens. Granada, (>50 in.
Tie Alhambra, das letzte Bollwerk der Mauren in Europa, erhebt sich an den Ausläufern der Sierra Nevada
und erregt noch heute durch die Zahl und Pracht ihrer Moscheen, Paläste, Säle und Höse (der „ Vöwenhos")
die Bewunderung aller Reisenden. Kranada selbst, „die Stadt der Granaten", liegt in einem wasserreichen und
fruchtbaren Hochtal, der Bega von Granada. Einst die Residenz maurischer Fürsten, ist die Stadt heute still und
mir von geschichtlicher Bedeutung.
(Jlnrt) einer Photographie der Phologlol' (?o, ^Üricfi.)
Ans der östlichen Randzone Spaniens. Ter Palmenmald von Elche^bei Alicante, der einzige in
Europa, hat etwa 7(» Ooti Stämme und gibt dem sonst kahlen Hügelgelände der Stadt das 'Ansehen einer afri-
kanischen Läse. Tie Stadt Elche E.) treibt Handel mit Tatteln und gebleichten Palmblättern, die zum
Palmenfest in Spanien und im Auslande ausgeführt werden.
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Das Christentum. 3
wichtige, die Gesamtkirche betreffende Fragen auf allgemeinen Kirchen-Versammlungen (kumenischen Konzilien). Die erste allgemeine Kirchen-Versammlung war die zu Nica (vgl. Erster Hauptteil S. 246). 325
Das Mnchtum. Eine charakteristische Erscheinung der katholischen Kirche ist das Mnchtum. Es entstand in gypten, wo sich eifrige Christen als Asketen (von uoxij(Tig bung) in die Wste zurckzogen, um dort in B- und Gebets-bungen ein der Entsagung geweihtes Leben zu führen. Whrend der Christen-Verfolgungen, besonders der Decischen (s. Erster Hauptteil S. 243), flohen dann viele Bekenner des Evangeliums in Einden und lebten hier als Anachoreten {ava/Mqritai)t Einsiedler {tgr^urai) oder Mnche (^vu/01). Als Vater des Mnchtums" galt der hl. Antonius aus gypten, um den sich eine Schar Gleichgesinnter zu einem gemeinsamen Leben {y.oiviov) in der Einsamkeit sammelte. Dessen Schler Pach 0 miusgab seinen Anhngern die erste Mnchs- um 340 regel (feste Lebensordnung), vereinigte sie spter auf einer Nilinsel in einem gemeinschaftlichen, abgeschlossenen Gebude (monasterium, claustrum) und schuf so das erste Kloster. Von gypten ans verbreitete sich das Mnchtum der das christliche Morgenland und kam noch im 4. Jahrh. auch ins Abendland.
Hier erfuhr es eine tiefgehende Umgestaltung durch den hl. Benedikt f 543 v. Nursia. Dieser grndete (529) das berhmt gewordene Kloster Monte Eassino (nordwestlich von Neapel) und verpflichtete dessen Insassen nicht nur zur persnlichen1) Armut, zur Ehelosigkeit und zum Gehorsam sondern auch zu steter ntzlicher Beschftigung. In kurzer Zeit hatte sich der Benediktiner-orden in zahlreichen Zweigniederlassungen der das Gebiet der abendlndischen Kirche ausgedehnt und entfaltete nach dem Grundsatz ora et labora!" eine ungemein segensreiche Ttigkeit. Neben Gebet, Gottesdienst, Verbreitung des Glaubens, Ausbung der Seelsorge pflegten die Mnche vor allem die Landwirtschaft und das Handwerk, unterrichteten das Volk in ihren trefflichen Klosterschulen, nahmen sich der Armen, Unglcklichen und Kranken an, vervielfltigten wervolle Bcher und sonstige Schriften, frderten die Knste und Wissenschaften und bewhrten sich in jeder Beziehung als Kulturtrger ersten Ranges. Eine wichtige Rolle spielten sie auch als Ratgeber der Fürsten und Vornehmen.
3. Die sittliche berlegenheit der christlichen Lehre lag vor allem darin, da sie nicht mehr die Natur und ihre Erscheinungen, also das Ge-schpf, vergtterte, sondern den Schpfer verehrte, demgem von der anstigen Vielheit der Götter zur Einheit des Gottesbegriffes fhrte. Ferner behauptete sie die Gleichheit der Menschen vor Gott und ver-neinte damit indirekt die sittliche Berechtigung der Sklaverei. Freilich wurde diese nicht sofort aufgehoben; das Christentum fand sie als einen Rechtszustand vor und mute sie deshalb zunchst beibehalten. Aber im allgemeinen ist die Abschaffung der Sklaverei doch durch die christliche Welt- und Lebensauffassung bewirkt worden-). Auerdem lehrte das
x) Der Orden als solcher durfte Besitz erwerben und wurde sogar im Laufe der Zeit sehr reich, machte aber von seinem Reichtum einen edlen Gebrauch.
2) Die christlichen Lehrer hatten stets das Gefhl, da sich die Sklaverei mit ihrer Lehre nicht recht vertrage. Dieses Bewutsein fhrte allmhlich zur Abschaffung der
1*
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Die Germanen. 15
Hause und am Herde die Kobolde (Wichtel-, Heinzelmnnlein) ihr Wesen, in den Lften die eigentlichen Elfen, in den Wldern die Schrate (Schrtlein), in den Gewssern die Nixe und Niren (unter ihnen der herrlich singende N ck), in den Bergen und Klften die schmiedekundigen Zwerge, in den Alpen und auf den Firnen die fertigen Frulein" usw. Die Seelen der Abgeschiedenen erschrecken die Menschen als Gespenster oder belstigen sie in schweren Trumen als Alpe oder Druden (Alpdrcken).
Diese bernatrlichen Wesen spielen eine Hauptrolle in den deutschen Sagen und Mrchen; vgl. den Zwergknig Alberich, den Elfenknig (Erlknig) Oberon und feine Gemahlin Titania, den Zwergknig Laurin, der in den Sdtiroler Dolomiten feinen Rosengarten" htet, den Schmied Wieland, den Zwerg Mime, der ebenfalls ein berhmter Schmied ist, die Nixen Undine, Melusine, Loreley u. a., die verschiedenen Riesen und Drachen, z. B. der Drache Fafner, das Ungeheuer Grendel (im Beowulfslied) u. dgl.
d) Die Borstellung vom Weltende.
Die germanischen Götter sind nicht ohne Schuld und Fehler. Deshalb werden sie bestraft und gehen zugrunde. Dies geschieht durch das sog. Ragnarok (Gtterschicksal), eine Vorstellung, die wahrscheinlich erst spter unter dem Ein-flusse des Christentums^) entstanden ist. In einem grausigen Kampfe vernichten sich die Götter und Einherier einerseits, die Riesen, verbunden mit Loki und seinen Kindern, anderseits; dabei entzndet sich das Weltall, bricht zusammen und ver-sinkt schlielich im Meere. Hierauf entsteht ein neuer Himmel und eine neue Erde, auf der dann die wiedergeborenen Afen und Menschen in Reinheit und Unschuld ein friedliches, leidloses Dasein führen.
e) Religise Gebruche.
1. Die Verehrung der Götter. Eigentliche Tempel und Gtterbilder hatten die Germanen ursprnglich so wenig wie die brigen Jndogermanen. Man verehrte die berirdischen vor schmucklosen Mren auf Bergeshhen, in heiligen Hainen, unter alten, ehrwrdigen Bumen oder an heiligen Quellen und opferte ihnen Frchte, Tiere, besonders Bcke, Eber und namentlich Pserde, in lterer Zeit wohl auch Menschen (Kriegsgefangene, Sklaven, Verbrecher). Ferner entzndete man zu Ehren der Götter Scheiterhaufen und trank zu ihrem Gedchtnis (Minne"). Als Sinnbilder der Gottheit galten ein Speer (Wodan), ein Hammer (Donar), ein Schwert oder eine Sule (Ziu, Jrmin), ein Wagen (Nerthus), Spindel und Webstuhl (Frigga, Freya) u. . Die Hauptfestzeiten schloffen sich an die verschiedenen Jahreszeiten an; die wichtigsten waren die Wintersonnwend- oder I u l seiet (unser Weihnachten), das Frhlingsfest (unser Ostern), die Sommersonnwendfeier (unser Johannisfest) und die Herbstfeier, noch heute wie frher Ernte- und Dankfest.
2. Die Stellung der Priester entsprach etwa derjenigen bei den Griechen, d. h. es gab keinen abgeschlossenen, bevorrechteten Priesterstand. Jeder Haus-vater konnte fr feine Familie Opfer darbringen. Dagegen whlte man fr die ffentlichen, gemeinsamen Gottesdienste-) der Vlkerschaft besondere Priester
1) Vielleicht hat in spterer Zeit auch die Bekanntschaft der Germanen mit der grie-chischen Mythologie (Kampf der Giganten gegen die griechischen Götter) eingewirkt.
2) Zu religisen Zwecken, d. h. zur gemeinschaftlichen Verehrung einer Gottheit, drften auch die Vlkerverbnde der Jngvonen, Jstvonen und Hermionen geschlossen worden sein.
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Jndogermanen.
der Spitze der guten Mchte steht die Lichtgottheit Ormuzd (= Mithras), während Ahriman, der Herr der Finsternis und des Todes, die bsen ununterbrochen antreibt, die Werke der guten zu vernichten. Pflicht des Menschen ist es, durch Reinheit, Wahrhaftigkeit, Treue, Flei und Frderung der Kultur sich an der Bekmpfung der verderblichen Mchte nach Krften zu beteiligen.
i Tempel und Gtterbilder waren den alten Iranern unbekannt? dagegen errichteten sie im Freien womglich auf Bergeshhen Altre, von denen das reine und reinigende Feuer als Sinnbild der Gottheit emporloderte. Ihre Priester hieen Magier: sie verschmolzen nach der Eroberung der semitischen Lnder mit den Chaldern" (im engeren Sinne) zu einem besonderen Gelehrtenstand, dem man in spterer Zeit allerlei geheimnisvolle Knste und Zauberkrfte zuschriebt Whrend der rmischen Kaiserzeit entfaltete sich der alte Mithrasdienst zu neuer Blte und verbreitete sich der das ganze Rmerreich (mit Ausnahme Griechen-lands); in Gallien und am Rhein, in Spanien und Britannien entstanden Mithren (Mithrasheiligtmer), in denen nun auch Mithrasbilder ausgestellt wurden. Kaiser D i o c l e t i a n und sein Mitregent Maximian erklrten den Mithras als sol invictus feierlich zum eigentlichen Schutzgott des Rmischen Reiches. Doch konnte sich der Mithrasglaube auf die Dauer gegen das innerlich berlegene Christentum nicht behaupten.
Die Staatsverfassung. Whrend in der lteren Zeit das patriarchalische Stammesknigtum herrschte, das an die Zustimmung der vornehmen Adelsfamilien gebunden war und bei dem z. B. jeder Perser stets freien Zutritt zur Person des Knigs hatte, entstand spter die Despotie. Der König umgab sich nach assyrisch-gyptischem Muster mit einem prunkvollen Hofstaat, schtzte sich durch eine Leibwache von 10 000 Unsterblichen" und verlangte von jedem, der seiner Person nahte, die fufllige Ber-ehrung (Tcoooxvvriois); deshalb vermiten die Griechen an den Persem die Freiheit".
Geschichte.
A) Das Medische Reich. Nachdem die iranischen Stmme lange Zeit unabhngig nebeneinander gewohnt hatten, gelang es den Medern im um nordwestlichen Gebirgslande, den greren Teil derselben zu einem Staats-60# wesen zusammenzufassen. Unter Khaxares Ii. gewann Medien durch den kraftvollen Widerstand gegen die Skythen groes Ansehen und trat nach dem Untergang der Assyrer neben dem Neubabylonischen, gyptischen und Lydischen Reiche als ebenbrtige Gromacht auf. Aber schon der 550 (Sohn des Kyaxares, Astyges Ii., verlor beipasargad Krone und Land an die Perser.
b) Die Grndung des Perserreiches durch Cyrus und Kambhses. Um die Mitte des 7. Jahrh. drangen die Perser ans dem sdwestlichen Gebirgslande Irans in die Kstenebene am Persischen Meerbusen vor.
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