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Aus dem Versailler Hofleben verdienen zwei Frauen besonders genannt zu werden, die Frau von Maintenon, die Witwe des Dickiters Scarron. und die Pfalzgrfin Elisabeth Charlotte. Die Frau von Maintenon wute durch ihre geistreiche Unterhaltung, durch ihre Schnheit und Sanft-mut den König so sehr zu fesseln, da er sich nach dem Tode seiner ersten Gemahlin mit ihr vermhlte. Sie war ernstlich bestrebt, eine Besserung des sittenlosen Lebens herbeizufhren, und ihrem Einflsse ist manche wohlttige Stiftung, so St. Ehr, ein Stift fr bedrftige adlige Frulein, zuzuschreiben.
Die Pfalzgrfin Elisabeth Charlotte (Liselotte) hatte sich als politisches Opferlamm" mit dem Bruder Ludwigs Xiv., dem Herzog von Orleans, ver-heiraten mssen, um das Heimatland zu retten. Das franzsische Wesen mit seiner ppigkeit war ihr gnzlich zuwider, und inmitten der sittlichen Verkommenheit des Hofes bewahrte sich diese edle Prinzessin ihre kerndeutsche Art und Sitte, wie dieses auch aus ihren Briefen hervorgeht. Ich halte es fr ein groes Lob, wenn man sagt, da ich ein deutsches Herz habe und mein Vaterland liebe; dieses Lob werde ich, so Gott will, suchen bis an mein Ende zu behalten," und der berhmte Kanzelredner Massillon sagte in seiner Leichenrede: Hier ist ein Frstenleben, von dem man ohne Furcht den Schleier wegziehen darf. Ein edler Freimut, den die Hfe selten so kennen, machte sie dem König lieb und wert; er sand bei ihr, was die Könige sonst selten finden, die Wahrheit." Ihre Briefe schildern wahr und getreu das franzsische Hofleben und sind deshalb fr die Beurteilung der damaligen Zeit eine wertvolle Fundgrube.
6) Literatur, Kunst und Wissenschaft. Inmitten all der sich stets drngenden Festlichkeiten war Ludwig ein ttiger Fürst, dessen Sinnen und Streben jedoch nicht an letzter Stelle dahin zielte, sich mit Glanz und Ruhm zu umgeben. Kunst und Wissenschaft frderte er, um sich selber ehren und verherrlichen zu lassen. Die franzsische Literatur feierte unter seiner Regierung ihr goldenes Zeitalter: Molire schrieb seine Lustspiele, Corneille und Racine schufeivi|te ergreifenden Tragdien, und La-Fontaine suchte seine Landsleute durch seine Fabeln zu belehren; Bossuet, Massillon und Fsnelon, der Verfasser des Telemach^ waren gefeierte Kanzelredner. Die franzsische Sprache wurde die Sprache der Staatsmnner-und die Umgangssprache in den vornehmen Kreisen anderer Lnder. Philologie und Altertumskunde, Mathematik und Naturwissenschaften fanden neben den schnen Knsten eine liebevolle Pflege. Claude Lorrain geno als Land-schaftsmaler groes Ansehen.
3. Ludwigs Kriege, a) Der Devolutionskrieg oder der erste Raubkrieg (16671668.) Zur Erreichung seines zweiten Zieles, Frankreich den Vorrang der alle Staaten Europas zu verschaffen, hat Ludwig Xiv. eine Reihe von Kriegen gefhrt, in denen ihm das Glck nicht immer hold war. Der erste war gegen Spanien gerichtet und ist unter dem Namen Devolutionskrieg oder erster Raubkrieg bekannt. Das Ziel war die Erwerbung der spanischen Niederlande.
Maria Theresia, die Gemahlin Ludwigs Xiv., war eine Tochter erster Ehe des Knigs Philipp Vi. von Spanien. Trotzdem sie bei ihrer Verheiratung auf alle Teile der spanischen Monarchie Verzicht geleistet hatte,
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Europas Spanien Spanien
Schmucksachen eingetauscht; Geld war noch unbekannt. Die geistige Beschftigung war genug; doch waren die ltesten Schriftzeichen, die Runen, ziemlich allgemein bekannt; in religisen und weltlichen Liedernj) wurden die Taten der Götter und Helden verherrlicht. Auch der Tanz wurde gepflegt; der Schwerttanz der Jnglinge war berhmt.
Manche edle Eigenschaften schmckten unsere heidnischen Vor-fahren, und nach rmischem Urteile vermochten gute Sitten hei ihnen mehr als anderswo gute Gesetze"; besonders werden neben der ein-fachen Lebensweise ihre sittliche Reinheit, ein selbstbe-wuter, mnnlicher Charakter, ein ausgeprgter Freiheits-sinn und kriegerische Tchtigkeit hervorgehoben. Treu standen sie zu Verwandten und Freunden und dem Anfhrer in der Schlacht. Die deutsche Treue ist sprichwrtlich geworden, und noch heute gilt bei uns ein gegebenes Wort soviel als ein Eidschwur.2) Vaterlandsverrat war das grte Verbrechen; ein Verrter des Vaterlandes verlor fr sich und die Seineu die Freiheit, er selber wurde lebendig in einen Sumpf gesteckt oder au einem Baume aufgeknpft. Gegen Fremde wurde die weitgehendste Gastfreundschaft gebt- Waren die eigenen Vorrte aufgezehrt, dann ging der Wirt mit seinem Gaste zum Nachbar, wo beide mit derselben Gastlichkeit und Liebe aufgenommen wurden.
Diese edlen Eigenschaften wurden aber durch zwei hliche Laster, die Trunksucht und die Spielsucht, verdunkelt. Tag und Nacht wurde oft gezecht, und nicht selten kam es hierbei zu Zank und Streit und blutigen Raufereien. Bei den Gelagen wurde catch der die ernstesten und wichtigsten Angelegenheiten verhandelt, der Beilegung von Feind-fchaften, der Krieg und Frieden und die Wahl der Oberhupter; ein entscheidender Beschlu jedoch erst am folgenden Tage gefat. Die Rmer berichten, da die Deutschen leichter der Ausschweifung im Trnke erlgen, als der Gewalt der Waffen. Das Wrfelspiel trieben sie mit solcher Leidenschaft, da sie oft Hab und Gut, Weib und Kind und zuletzt die eigene Freiheit beim Spiele einsetzten.
Die Glieder derselben Blutsverwandtschaft bildeten eine Familie oder Sippe, an deren Spitze der Hansvater als unumschrnkter Herr und Gebieter stand. Das Weib war der Mundschaft" des Mannes untergeordnet, geno aber eine hhere Achtung als bei den Rmern und fhrte den Namen Frau (frowe = Herrin).
') Vergleiche die Siegfriedssage und Uhlands Gedicht: Der blinde König".
2) Kein Sterblicher tut es an Treue den Germanen zuvor." Tacitus.
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Rom gefront ist. Seine Nachfolger nahmen den Titel: Erwhlter
rmischer Kaiser an.
Friedrichs Wahlspruch, nachdem er auch handelte, lautete: Alle Erde
ist sterreich Untertan. (A. E. J. 0. U.).1)
Maximilian I. (14931519.)
1. Seine Person. Hoch und frftig von Gestalt, mit mutig blickenden laueu Augen und herabfallenden blondem Haar war Maxi-milian eine echte knigliche Erscheinung. Er war gewandt in allen ritterlichen Knsten, ein Bild der Ritterschaft, so da man ihn nicht mit Nn-recht den letzten Ritter" genannt hat. Aus einem Turniere zu Worms forderte einst ein franzsischer Ritter von riesenhafter Gre die deutschen Ritter zum Kampfe heraus; alle frchteten sich. Da trat Maximilian unerkannt aus, besiegte den prahlerischen Franzosen und rettete die deutsche Ehre. Maximilian liebte das Seltsame und Abenteuerliche; ohne Furcht trat er einst in einen Lwenksig, die Bren suchte er in ihren Hhlen aus. und bei einer Gemsjagd verstieg er sich auf die unzugngliche Martinswand bei Innsbruck.
Maximilian war hochbegabt, fehr gebildet und ein Freund und Gnner von Kunst und Wissenschaft. Er verstand die meisten damals in Europa gebruchlichen Sprachen und konnte seinen Soldaten in sieben Sprachen seine Befehle erteilen. Er lie eine Sammlung von Liedern des Mittelalters anlegen, die nach dem Schlffe Ambras in Tirol die Am-braser Handschrift genannt wird. Ihm verdanken wir auch die Erhaltung des Volksepos Gudrun, und er selber ist der Verfasser einer erzhlenden Dichtung, die unter dem Namen Teuerbank" bekannt ist und eigene Erlebnisse wiedergibt.
Maximilian war ferner ein Fürst von hoher staatsmnnifcher Begabung und ein trefflicher Kenner des Kriegswesens, das er wesentlich verbessert hat; doch fehlte es ihm die Beharrlichkeit, und bei feiner zu groen Freigebigkeit kam er fter in Geldverlegenheiten.
Erfllt von der hohen Bedeutung des Reiches, war fein Wahlspruch: Meine Ehre ist deutsch Ehre; und deutsch Ehre ist meine Ehre." Die alte Kaiferherrlichkeit wiederherzustellen und die Macht und den Glanz feines Haufes zu mehren, hat er sich zur Aufgabe gemacht. Seine wohl-gemeinten Plne bezglich des Reiches scheiterten an dem Widerstande
v; In lateinischer Sprache heit der Satz: Austriae Est Jmperare Orbi Universo.
13*
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrichs Maximilian_I. Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Gudrun Gudrun Maximilian Maximilian
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Vorschub; jedoch erschien ihr Gemahl nur zweimal in England. Der Erzbischof Cranmer, welcher unter der Regierung Eduards das Reformationswerk weiter geführt hatte, und viele andere angesehene Protestanten starben auf dem Blutgerüst. Diese Strenge und der Verlust von Calais entfremdeten der Königin die Gemüther des Volkes.
5. Elisabeth, 1558—1603. Die Tochter der Anna Boleyn hatte in ihrer Jugend mannigfache Schicksale erlebt und sogar eine Zeitlang im Tower gefangen gesessen. Jedoch hatte sie eine gute wissenschaftliche Ausbildung genossen; sie sprach Französisch und Italienisch und war selbst im Lateinischen und Griechischen so wohl bewandert, dass sie mit Vorliebe die alten Klassiker las. Schon die Wahl ihrer Räthe des William Cecil und des gelehrten Nicolaus Bacon liess erwarten, dass sie das durch Marias Regierung unterbrochene Reformationswerk wieder aufnehmen werde. Nach einigem Schwanken nahm sie auch wirklich eine entschiedene Stellung zu Gunsten der Protestanten an, zumal von den Katholiken die Rechtmässigkeit ihrer Thronfolge beanstandet wurde. Die Hauptsätze des Glaubens wurden nun durch eine Versammlung von Geistlichen in 39 Artikeln zusammengefasst, in denen die Messe, Beichte und der Cölibat für aufgehoben erklärt und die Königin als kirchliches Oberhaupt anerkannt wurde. Die Anhänger dieser Kirche nannten sich, weil die Oberleitung derselben Bischöfen anvertraut wurde, Episcopalen. Ihr standen als eine nicht unbedeutende Partei die Presbyterianer gegenüber, welche nach dem Vorgänge des Calvinismus selbstgewählte Aelteste an die Spitze der Kirchenleitung stellten. Von diesen schieden sich später die Puritaner, welche alle kirchlichen Ceremonien verwarfen, und die Independenten, welche keine geschlossene kirchliche Gemeinschaft anerkannten. Alle Geistlichen, welche den Suprematseid verweigerten, wurden ihrer Stellen entsetzt, und Katholiken wie Presbyterianer hatten den Druck der Regierung zu erfahren.
a) Elisabeth und Maria Stuart. In ihrer Verwandten Maria Stuart sah Elisabeth ihre gefährlichste Nebenbuhlerin. Diese war die Tochter des schottischen Königs Jacob V. und aus dem durch sein Unglück gleich den griechischen Pelopiden
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Extrahierte Personennamen: Cranmer Eduards Eduards Elisabeth Anna_Boleyn William_Cecil Nicolaus_Bacon Marias Maria_Stuart Maria Maria_Stuart Maria Elisabeth Jacob_V.
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wurde als erlaubt angesehen. Sitte, Gewohnheit und Lebensart der homerischen Helden haben mit dem Leben der mittelalterlichen Ritterzeit eine auffallende Aehnlichkeit. Kriegerische Uebungen, Kämpfe und Abenteuer, Schmaus und Festlichkeiten bildeten den Mittelpunkt dieses heiteren Lebens.
2. Die Kultur. Obwohl um diese Zeit der Gebrauch einer eigentlichen Lautschrift bei den Griechen unbekannt oder doch mindestens selten war, so hat doch das heroische Zeitalter den grössten epischen Dichter, Homer, hervorgebracht. Mögen auch einzelne Theile seiner Ilias und Odyssee schon vor ihm im Munde des Volkes und fahrender Sänger eine feste Gestalt angenommen haben, mag auch nach ihm Manches in seine Gesänge eingeschoben sein, so zeigt doch die in den Gedichten waltende Kunst, dass ein hervorragender Dichtergeist die einzelnen getrennten Lieder zu einem wohlgefügten Ganzen verbunden hat. Ueber das Vaterland des Dichters ist nichts Sicheres bekannt, doch scheint er in Ionien (Smyrna, Chios?) gelebt zu haben, wie er sich denn auch des ionischen Dialekts bediente. Auf Chios dichtete eine besondere Dichterschule, die Homeriden, in ähnlichem Sinne.
Die bildende Kunst*) war noch in rohen Anfängen; die Kunstwerke, welche uns Homer beschreibt, wie der Schild des Achilles u. a., sind wohl durch die dichterische Phantasie verschönt. Merkwürdige Ueberreste der Baukunst sind die cyklopischen Mauern, besonders die Burgmauer von Tiryns, aus gewaltigen unregelmässigen Felsstücken zusammengefügt und durch die eigene Schwere zusammengehalten, die Burgmauer von Mycenae mit einem gewaltigen durch steinerne Löwen verzierten Thorweg und das sogenannte Schatzhaus des Atreus zu Mycenae, ein bienenkorbartiges Rundgewölbe aus gewaltigen behauenen, nach innen zum Schluss der Wölbung vorspringenden Steinen. Diese gewaltigen Reste aus der Baukunst der Vorzeit, die ältesten, welche sich auf europäischem Boden finden, legen noch jetzt ein Zeugniss von der Macht des Atridenreiches ab.
*) Schnaase, Gesch. der bildenden Künste, im 2. Bde. — Kugler, Handb. d. Kunstgesch. 1842. — Lübke, Grundriss d. Kunstgescb. 1860.
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Extrahierte Personennamen: Dänemark August Katharina_I. Peters Peters Elisabeth Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Wilhelms_I. Friedrich Wilhelms_I. Friedrich Friedrich
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Sein Leben ist sagenhaft ausgeschmückt; was von seinen weiten Eeisen, von seinen Gesprächen mit Gottfried von Bouillon, von seinen reichen Sprachkennt-nissen erzählt wird, gehört der Legende an. Er war der Neffe des Piutdichters Simon den Isaak und Schüler der in Worms und Mainz lehrenden Jakob den Jakar, Isaak den Jehuda u. A. Im Alter von 25 Jahren liess er sich bleibend in Troyes nieder. Er galt für eine talmudische Autorität; von allen Seiten wurden Anfragen an ihn gerichtet, aus allen Gegenden Frankreichs und Deutschlands strömten Schüler zu seinem Lelirhause.
Easchi ist der berühmteste Erklärer der Bibel unct des Talmud. Sein Commentar zur Bibel, der ihm den Ehrennamen Parschandata (Gesetzerklärer) verschaffte, enthält zwar viele hagadische Deutungen, wurde aber wegen seines anziehenden Tones sehr populär und ist noch heute ein unentbehrlicher Schlüssel zum richtigen Yerständniss der heil. Schrift. Sein Pentateuch-Commentar ist auch das erste gedruckte jüdische Buch, er wurde nahezu 20 mal ohne Text und unzähligemal mit Text gedruckt und mehr als 50 mal commentirt; L. Dukes und J. Dessauer haben ihn ins Deutsche übersetzt.
Durch Einfachheit und Klarheit unübertroffen ist sein in talmudischem Idiome geschriebener Commentar zu den meisten Tractaten des Talmud. Mit kurzen Worten, knapp an den Text sich anlehnend, weiss er Schwierigkeiten zu begegnen und Misverständnissen vorzubeugen; er will meistens nur Erklärer (Contros=Commentarius) sein. Durch diese unvergleichliche Arbeit hat er zur "V erallgemeinerung des Talmud und zur Erleichterung der talmudischen Studien wesentlich beigetragen. Ausser diesen Commentaren schrieb er noch „ha-Pardes“, eine Sammlung von gesetzlichen Entscheidungen, Eechtsgutachten, eine Sammlung von Gebeten (Siddur) und mehrere Selichot.
Easchi starb 1105. Das letzte Wort, das aus seiner Feder floss, war das Wort „tahor“ (rein) im Tractat Maccot, wozu sein Enkel, der die Arbeit vollendete, beifügte: „Unser Lehrer, dessen Körper rein war und dessen Seele durch Eeinheit noch seliger wurde, hat nichts weiter erklärt“.
Nach seinem Tode arbeiteten die Männer seiner Töchter, Meir b. Samuel aus Eameru und der oft genannte Jehuda b. Nathan, und seine Enkel in seinem Geiste fort. Sein Talmud-Commentar gab den Impuls, sich tiefer in das Talmudstudium zu versenken und den Commentar des Meisters durch Zusätze (Tosafot) zu ergänzen und zu berichtigen; diese Zusätze nehmen in unseren Talmudausgaben die linke Seite ein, während der Commentar Easchi’s zur rechten sich befindet. Die Männer dieser Schule, welche sich durch Scharfsinn und staunens-werthe Belesenheit auszeichneten, werden Tosafisten genannt. Die bedeutendsten unter ihnen sind: Samuel b. Meir (Easchbam), ein Enkel Easchi’s, der die von seinem Grossvater unvollendet gelassenen Commentare vollendete und gleich seinem Zeitgenossen Joseph den Simon Kara zu den Schrifterklärern gehört; er schrieb einen Commentar zu dem Pentateuch und den fünf Megillot, der einen Schatz gesunder Erklärung enthält. Samuel’s Bruder Jakob, Eabbenu Tarn genannt (st. 1171) — nicht zu verwechseln mit dem gelehrten Jakob Tarn aus Orleans, der bei einem Volksaufstande in London 1189 den Tod fand — war einer der fruchtbarsten Tosafisten; er hatte einen kurzen persönlichen Verkehr mit
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Extrahierte Ortsnamen: Isaak Worms Mainz Troyes Frankreichs Deutschlands Eameru London
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trachtet, wurden sie Marannen genannt; nichtsdestoweniger nahmen viele dieser Neu- oder Zwangs-Christen (Anussim) sowol im Heere als im Staatsdienste und im socialen Leben hervorragende Stellungen ein, und die bedeutendsten christlichen Familien des Landes verschwägerten sich mit ihnen.
Auch gab es unter den Neu-Christen nicht wenige, welche, um den Verdacht der Anhänglichkeit an das Judenthum von sich abzulenken, sich feindselig gegen ihre frühem Glaubensgenossen zeigten und sie öffentlich verspotteten. Keiner der Neu-Christen trat aber mit solchem Eifer gegen die Juden auf als der frühere Eabbiner Salomo Halewi aus Burgos, als Christ Paul de Burgos oder Paul de Santa-Maria genannt, der die höchsten Würden erreichte; er brachte es bis zum Primas von Spanien. In Sendschreiben an hervorragende Männer des Judenthums, wie an Don Joseph Orabuena, der Leibarzt des Königs Karl Iii. von Navarra und wie sein Sohn Juda Oberrabbiner der navar-resischen Gemeinden war, an den castilianischen Oberrabbiner Don Me'ir Alguades, den Leibarzt des D. Heinrich Iii. von Castilien, der auch die Ethik des Aristoteles ins Hebräische übersetzte u. A., suchte er das Judenthum und dessen Gebräuche lächerlich zu machen. Sein ehemaliger Jünger, der Arzt Josua Halorki (aus Lorki), richtete an ihn ein Sendschreiben, in dem er mit scharfen Waffen den christlichen Glauben angriff, später aber doch den Weg seines Lehrers einschlug. Von zündenderwirkung war das Sendschreiben des Cataloniers Prophiat Duran oder Ephodi, der als klarer Denker, als geistreicher Schriftsteller in Philosophie und Grammatik Schönes für seine Zeit leistete. Im Jahre 1391 zur Taufe gezwungen, hatte er sich einige Jahre später mit seinem Leidensgenossen David Bonet Bongiorno verabredet, zum Judenthum zurückzukehren und nach Palästina auszuwandern. Bongiorno liess sich jedoch durch Paul de Burgos bewegen, im Christenthum zu verbleiben, und forderte auch den Freund zu demselben Schritte auf. Ephodi antwortete ihm in einem Schreiben voll feiner Ironie, dessen Abschnitte immer mit „Sei nicht wie deine Väter“ (Al tehi ka-Abotecha) anfangen, und das auch so genannt wird; es ist so täuschend gehalten, dass Christen es zu ihren Gunsten deuteten. Dieses Schreiben wurde verbreitet, viel gelesen und oft commentirt.
Einer der Vordersten in der Reihe der Männer, welche die neu-christliclien Eiferer bekämpften, und einer der originellsten Denker des Mittelalters war der jüdische Philosoph D. Chasdai (Chisdai) Creskas in Saragossa. Er stammte aus einer angesehenen Familie in Barcelona und war gleich P. Isaak den Sclieschet Schüler des R. Nissim, neben diesem als rabbinische Autorität anerkannt, auch in christlichen Kreisen selbst am aragonischen Hofe hochgeehrt. Die Schreckenszeit des Jahres 1391, in der er seinen einzigen Sohn verlor, schilderte er in einem erschütternden Schreiben. Sein Hauptwerk ist das 1410 beendete „Or Adonai“ (Gotteslicht), ein in 4 Tractate zerfallendes philosophisches Werk, in dem er namentlich den Provenzalen Levi den Gerson (Gersonides, auch Ralbag genannt) (st. 1344) und dessen grosses philosophisches Werk „Milchamot Adonai“ (Kriege Gottes), dann aber auch Maimuni und die griechischen Philosophen bekämpfte. Ausser diesem Buche, das Spinoza, der es ehrenvoll erwähnt, die erste Anregung zum Ausbau seines Systems geboten, verfasste Chasdai noch eine pole-
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Extrahierte Ortsnamen: Burgos Burgos Spanien Navarra Juda Palästina Burgos Christenthum Saragossa Barcelona Gottes
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verfassten Commentar zum Schulchan Aruch Orach Chajim, der unter dem Titel „Magen Abraham“ bekannt ist; beide wurden später mehrfach erläutert.
Seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts sammelten sich die Juden wieder zahlreicher in Polen, aber ihre Lage war weder hier noch in Russland eine günstige. Wollte doch die Kaiserin Katharina alle Juden und Polen vertilgen (1768)! Seit dem Untergange des polnischen Reichs theilen sie das Schicksal ihrer Glaubensbrüder in den verschiedenen, unter österreichischer, russischer oder preussischer Herrschaft stehenden Landestheilen.
§ 6. Die Juden in Italien. Elia Levita.
Das rege geistige Leben, das in Italien herrschte, gelangte zu neuer Blüte
durch die Flüchtlinge aus Spanien und Portugal. In Ferrara, Florenz, Venedig und Padua, in Ancona und Livorno fanden sie bereitwilligst Aufnahme; es gab in Italien keine Stadt, die sich nicht mit ihnen bevölkerte. Viele der reichsten und gebildetsten siedelten sich in Ferrara, dem Musensitze Italiens, an. Hier lebten die Söhne des D. Isaak Abravanel: Joseph, der sich als Arzt früher in Venedig aufgehalten, und Samuel, der sich als Finanzmann des Vicekönigs von Neapel ein bedeutendes Vermögen erworben hatte; von ihm rühmen seine Zeitgenossen, dass er an Gelehrsamkeit, Reich Aum und Ansehen gleich gross war. Seine
Gattin Benvenida, ein Muster der Wohlthätigkeit, Klugheit und Religiosität, leitete die Erziehung der Prinzessin Leonora, Tochter des Vicekönigs von Neapel, und wurde von ihr wie eine Mutter verehrt Samuel’s Haus bildete den Sammelplatz jüdischer und christlicher Gelehrten. D. Isaak Abravanel’s ältester Sohn, Leon, auch Leon Hebreo und Leon Medico genannt, war Leibarzt des Vicekönigs von Neapel und lebte später in Venedig und Genua. In Genua
schrieb er in italienischer Sprache philosophische „Gespräche über die Liebe“, welche ins Spanische, Französische, Lateinische und Hebräische übersetzt wurden.
In Ferrara lebte Abraham Farissol aus Avignon, der einige Bücher der heil. Schrift commentirte und der erste Jude war, der sich mit Länderkunde beschäftigte; sein geographisches Werk „Iggeret Orchot Olam“ ist von Hyde ins Lateinische übersetzt. Bei dem Herzog Ercole d’Este I. stand er in grosser Gunst und auf seine Veranlassung hielt er mit gelehrten Mönchen über religiöse Fragen Disputationen, als deren Resultat sein Buch „Magen Abraham“ erscheint. Auch Glieder der portugiesischen Familie Usque liessen sich in Ferrara nieder. Samuel Usque schilderte 1552 in portugiesischer Sprache (Trost für die Unterdrückungen Israel’s) die Leidensgeschichte seines Volkes; sein Verwandter Abraham Usque (Duarte Pinhel), der als Neu-Christ 1543 noch in Lissabon war, legte in Ferrara eine grossartige Druckerei an, aus der die unter dem Namen „Ferrarische Bibel“ bekannte spanische Bibel-Uebersetzung hervorgegangen ist. Salomo Usque übersetzte die Poesien Petrarca’s ins Spanische und schrieb ein spanisches Drama „Esther“, das von Leon Modena ins Italienische übertragen wurde.
Um diese Zeit lebte in Italien auch ein Deutscher, der der jüdische Lehrer der Christenheit wurde: Elia Levita, nach seinen Werken auch Elia Bachur
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Extrahierte Personennamen: Katharina Elia Levita Isaak Joseph Samuel Benvenida Leonora D._Isaak Isaak Leon_Hebreo Leon_Medico Abraham_Farissol Abraham Samuel_Usque Samuel Abraham Salomo Leon_Modena Elia_Levita
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fast vollständig. In anderen Gegenden entstanden durch Verschmelzung des Römer- und Germanentums die romanischen Nationen; das französische, italienische, spanische und portugiesische Volk.
In den eroberten neuen Gebieten gewöhnten sich die Germanen doch allmählich an eine friedliche Beschäftigung, und die Berührung mit den Römern oder jenen Völkern, die römische Gesittung und Bildung bereits angenommen hatten, wirkte veredelnd auf die ungebildeten Germanen. Sie nahmen feinere Sitten und Lebensgewohnheiten an, richteten sich in Bekleidung, Wohnung und Beköstigung nach den unterworfenen Völkern, bereicherten die eigene Sprache durch neue Lehnwörter oder eigneten sich sogar die Sprache der Römer an. Außerdem wurden die Germanen durch die römische Bildung vorbereitet für d i e Aufnahme des Christentums, das die Bruchstücke der antiken Kultur gerettet und den später lebenden Geschlechtern überliefert hat.
Die Zeit der Völkerwanderung war das Heldenzeitalter des germanischen Volkes. Die vielen neuen Lieder, welche von dem mythischen Frankenkönig Siegfried, von Dietrich von Bern, Etzel, Günther und Hildebrand berichten, haben sich jahrhundertelang im deutschen Volke lebendig erhalten; sie bilden den Staff für später entstandene Heldengesänge, unter denen das Nibelungenlied am bedeutendsten ist.
Ii. Das Krankenreich.
1. Die Merowinger (481—751).
Die Franken. Unter den deutschen Valksstämmen, die während der Völkerwanderung auftreten, haben die Franken auf den Trümmern des römischen Reiches eine Herrschaft von längerer Dauer gegründet. Sie hatten die Grenzen ihrer Wohnplätze nicht zu weit nach Süden verschoben, weshalb ein Zuzug aus der Heimat möglich war, und durch natürliche Grenzen geschützt, waren sie mehr als andere Völker von dem Strome der Völkerwanderung verschont geblieben. Sie hatten somit ihre kraftvolle Volfsart festgehalten und recht bald den Gegensatz zwischen römischem und germanischem Wesen überwunden. Besonders bildete die gleiche Religion ein Band, das beide Teile nach und nach als ein einheitliches Ganzes umschlang.
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