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1305 seinen Sitz nach Avignon verlegte („babylonische Gefangenschaft" 1305—77) und die Päpste ihren Einfluß auf die politischen Berhält-nisse in Deutschland verloren.
2. Er strebte nach Vergrößerung seiner Hausmacht. Doch vergebens suchte er Holland und Thüringen zu gewinnen. Böhmen kam vorübergehend in seine Gewalt.
Albrecht wurde von seinem Neffen Johann Parricida 1308 ermordet.
Historisches über die Kämpfe in der Schweiz. In den sogenannten Waldstätten Schwyz, Uri, Unterwalden hatte sich ein freier Bauernstand erhalten. Seit dem 12. Jahrhunderte hatten jedoch die Grafen von Habsburg Vogteirechte in diesen Landgemeinden erworben. Aber der Freiheitssinn der Bevölkerung stellte sich ihnen entgegen, und Friedrich Ii. stellte die Reichsunmittelbarkeit wieder her. Zwar wußte Rudols von Habsburg die alten Vogteirechte wiederzugewinnen, aber nach seinem Tode traten die Waldstätte zu einer Eidgenossenschaft zusammen, deren Freiheiten Adolf von Nassau und Albrecht anerkannten. (Sagen von dem Drucke der österreichischen Vögte, vom Schwure auf dem Rütli, von Tell.)
Iv. Heinrich Vii. von Luxemburg, 1308—1313. Er war
ein Lehnsträger der französischen Krone und wurde vou der geistlichen Partei gewählt.
1. Gründung einer Hausmacht. In Böhmen hatte sich eine mit der Regierung des Königs (Heinrich von Kärnthen) unzufriedene Adelspartei gebildet, welche Heinrich Vii. die Krone anbot. Dieser belehnte damit seinen eigenen Sohn Johann, den er mit einer böhmischen Prinzessin vermählte.
2. Sein Zug nach Italien. Bon den romantischen Jdecen des Rittertums durchdrungen, begeisterte sich Heinrich noch einmal für die mit der deutschen Krone sich verbindende Anschauung von der Herrschaft der Welt. Daher unternahm er einen Zng nach Italien, um dort das kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Bon den italienischen Patrioten, besonders von dem Dichter Dante Alighieri, begrüßt, erwarb er iu Mailand die lombardische Krone und stellte auch die Kaiserwürde nach 62jähriger Unterbrechung wieder her, 1312. Aber er konnte die Guelfeu, mit welchem Namen jetzt die republikanische Partei bezeichnet wurde, nicht unterwerfen, und als er sich zu einem Feldzuge gegen Neapel rüstete, starb er.
V. Ariedrich von Österreich, 1314—1330, und Ludwig
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Extrahierte Ortsnamen: Avignon Deutschland Holland Schweiz Schwyz Habsburg Nassau Luxemburg Italien Italien Mailand Neapel
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kleineren Lehen erblich sein sollten, und dessen Durchführung er auch in Deutschland begünstigte. Von den 6 Herzogtümern wurden Franken, Bayern und Schwaben unmittelbar von seinem Sohne Heinrich verwaltet.
Ii. Heinrich Iii., 1039—1056. Er war ein thatkräftiger, staatskluger, zuweilen rücksichtslos durchgreifender Fürst.
1. Kriege im Osten. Heinrich brachte den Herzog der Böhmen zur Unterwerfung, setzte den von einer heidnischen Partei vertriebenen König Peter von Ungarn wieder ein und zwang ihn zur Lehnsabhängigkeit.
Damals hatte das deutsche Reich seine größte Ausdehnung.
2. Das Landsriedensgeseh. Der König gebot, um die Sicherheit des Verkehrs zu heben, einen allgemeinen Landfrieden und machte zur Sicherung desselben die drei südlichen Herzogtümer wieder selbständig.
Die Beschränkung des Fehdewesens war von der aqnitanischen Geistlichkeit angeregt und von den Cluniacensern (Clngny) durch die Einführung des sog. „Gottessriedens" gefördert worden. Letzterer wurde später auch in Deutschland gesetzlich, war aber eine lediglich kirchliche Einrichtung.
3. Das kirchliche Schisma. Von dem strengen Kloster Clngny, mit dem der persönlich sehr fromme Kaiser in Verbindung stand, gingen damals auch die Bestrebungen aus, eine strengere Zucht in der Kirche einzuführen. In Rom standen sich 3 Päpste gegenüber. Der Kaiser ließ sie auf der Synode zu Sutry absetzen und behielt sich für die Zukunft die Entscheidung bei der Papstwahl vor. Er erhob einen Deutscheu, Klemens Ii., zum Papst, und setzte später noch dreimal Deutsche auf den päpstlichen Stuhl (die „deutschen Päpste").
4. Verhalten gegen die Herzöge. Wie sein Vater suchte auch Heinrich die herzogliche Macht zu schwächen, und noch kein deutscher Köuig hatte den Fürsten und Päpsten gegenüber so unumschränkt gewaltet.
Alle Errungenschaften wurden aber durch seinen frühen Tod in Frage gestellt, und eine gewaltige Reaktion gegen das mächtige Kaisertum schien unausbleiblich.
Iii. Heinrich Iv., 1056—1106.
1. Vormundschaftliche Regierung. Heinrich, bei dem Tode des Vaters 6 Jahr alt, wurde anfangs von seiner Mutter Agnes, die zugleich Reichsverweserin war, erzogen. Ihr schwaches Regiment bestärkte die Fürsten in ihrem Streben nach Selbständigkeit, Ehren und Besitz, und die Nachgiebigkeit der Kaiserin konnte sie nicht befriedigen. Da sich Agnes von dem wenig beliebten Bischöfe von Augs-
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Clngny Rom
384
2. daß die Moldau und Walachei in der Wahl des Obersten Alexander Kusa zum Fürsten die Personalunion durchführten und den Staat Rumänien bildeten. Nach dem Sturze Kusas (1866) wurde Karl von Hohenzollern-Sigmaringen zum Fürsten gewählt.
Auf Abd ul Medschid folgte Abd ul Aziz, 1861—1876, der sich anfangs von tüchtigen Staatsmännern leiten ließ, dann aber durch sinnlose Verschwendung den Staatsbankerott herbeiführte. Unter ihm begannen die Ausstände unter den tributpflichtigen Völkern. Im Jahre 1876 wurde der Sultan abgesetzt; nach einer kurzen Regierung Mu-rads V. folgte 1877 Abd ul Hamid Ii.
o) Kriegerische Unruhen auf der Balkanhalbinsel. Bei der Lebensunfähigkeit der Türkei hat die Besorgnis um die zukünftige Gestaltung der staatlichen Verhältnisse aus der Balkanhalbinsel die übrigen Mächte wiederholt beunruhigt und die sogenannte „orientalische Frage" wachgerufen. Die Zufriedenstellung Rußlands, das sich als den Erben des oströmischen Kaiserreiches betrachtet, und die Handelsinteressen der übrigen Mächte stehen sich hierbei gegenüber.
A. Aufstände der tributpflichtigen Stämme.
1. Der Druck und die Grausamkeiten der türkischen Steuereinnehmer veranlaßten 1875 einen Ausstand in der Herzegowina. Mukhtar Pascha wurde von den Insurgenten, die von den Montenegrinern Unterstützung erhielten, zurückgeschlagen.
2. Als deswegen der Sultan ein Heer an die Grenze Montenegros legte, trat dessen Fürst Nikita, von Rußland beeinflußt, in den Kampf ein.
3. Damit war auch für Serbien, das mit den übrigen Slaven die feindliche Stimmung gegen die Türkei teilte, das Signal zum Ausbruche des Krieges gegeben.
4. Rumänien nahm ebenfalls eine drohende Haltung ein.
5. Endlich brach im Mai 1876 in Bulgarien ein Aufstand aus, der von den Türken mit entsetzlicher Grausamkeit niedergeworfen wurde.
Im Zusammenhange mit diesen Greueln steht die Ermordung des deutschen und französischen Gesandten in Saloniki, und als zu gleicher Zeit der Sultan entthront und der energische Minister Hussein Avni ermordet wurde, war der Glaube an die Widerstandsfähigkeit der Türkei vollends geschwunden, und die Teilnahme Europas wandte sich den Fürsten von Serbien und Montenegro zu, die mit Billigung Rußlands den Krieg begannen.
L. 5*er servische Krieg, 1876. Mit 4 Armeeen rückten die Serben in der Türkei ein, mußten sich aber schon nach wenigen Tagen auf die Defensive beschränken. Glücklicher waren die Monte-
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Extrahierte Ortsnamen: Montenegros Serbien Bulgarien Saloniki Europas Serbien Montenegro Türkei
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nach der Abschaffung des Königtums auch das Oberhaus und übertrug die gesetzgebende Gewalt einem Parlamente, die ausübende einem Staatsrate. Gegen auswärtige Feinde bewahrte sie eine glänzende Überlegenheit. Die Iren und Schotten, welche sich für das Königtum erhoben hatten, wurden zurückgeschlagen. Um die unumschränkte Seeherrschaft zu gewinnen, erließ Kromwell die Navigationsakte, wonach Auswärtige nur die Erzeugnisse des eigenen Landes nach britischen Häfen bringen dursten. Der darüber ausbrechende Krieg mit Holland, dessen Zwischenhandel durch diese Maßregel gelähmt wurde, endete siegreich für die Republik.
2. Das Protektorat Kromwells, 1653—1658. Im Innern vermochte Kromwell die Ordnung nicht zu begründen. Das Parlament, welches eine Verminderung des Heeres wünschte, löste er auf. Er ließ sich nun von der Armee die Würde eines „Lord Protektor" übertragen und näherte die Verfassung durch Wiederherstellung des Oberhauses wieder den früheren Zuständen. Wiederholte Versuche zu seiner Ermordung verdüsterten den Lebensabend des Protektors, der 1658 starb.
3. Das Protektorat Richard Kromwells, 1658—59. Richard Kromwell, der die Würde des Vaters erbte, besaß nicht die Energie, Herr der Verhältnisse zu bleiben. Der General Monk zwang ihn zur Abdankung und beschloß, dem Willen der Bürgerschaft folgend, mit einem neuen Parlamente die Wiederherstellung der Stuarts.
Kuttur.
Die gewaltige Bewegung auf kirchlichem und staatlichem Gebiete in diesem Zeitalter mußte notwendig auch ihre Rückwirkung auf die Entwickelung der Künste und Wissenschaften äußern.
1. Die Philosophie hörte auf, nur im Dienste der Theologie zu stehen,
denn mit den Angriffen auf die Dogmen war auch die Scholastik erschüttert
worden. Bakon von Verulam, f 1626, stellte die Erfahrung oder Empirie als Quelle aller Erkenntnis auf. Rene Descartes (Kartefius), f 1650, ging in seinem Systeme von der Forderung gänzlicher Voraussetzungslosigkeit aus; sein Anhänger Baruch Spinoza, f 1677, gelangte zu der Forderung unbedingtester Gedanken- und Gewissensfreiheit.
2. Die Sprachwissenschaft wurde seit dem Wiedererwachen der klassischen
Studien in Italien, Frankreich und Deutschland mit begeistertem Eifer
betrieben.
3. Die Naturwissenschaften erhielten durch fortgesetzte Beobachtungen und Versuche eine gänzliche Umgestaltung und große Bereicherung. Nikolaus Kopernikus aus Thorn (1473—1543) erkannte im Gegensatze zu der bisher geltenden Ptolemäischen Weltanschauung den unbeweglichen Stand der Sonne in der Mitte der Planetenbahnen und die doppelte Bewegung der Erde. Tycho de Brahe, der am Hofe Rudolfs Ii. lebte, stellte ein neues, jedoch unhaltbares Planetensystem auf und wurde der Beförderer der Astrologie. Sein Gehilfe Kepler, f 1631, fand die nach ihm benannten Gesetze der
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Extrahierte Ortsnamen: Spanien Niederlande Frankreich England Holland Bayreuth Polens Friedrichs Friedrichs
344
2. Die neue Verfassung, 1850.
a) Der vereinigte Landtag. Dem Streben des Volkes nach
Teilnahme an der Regierung wollte der König entsprechen, indem er am 3. Februar 1847 den „bereinigten Landtag" berief. Derselbe bestand aus sämtlichen Provinzialständen der Monarchie und hatte als Ausgabe die Beratung über alle Gegenstände der Gesetzgebung, welche die persönlichen und Eigentumsrechte bet' Staatsbürger mit Einschluß der Besteuerung beträfen. Obwohl der König bei der Eröffnung desselben erklärte, daß keine Macht der Erde ihn veranlassen könnte, das natürliche Verhältnis zwischen Fürst und Volk in ein konstitutionelles zu verwandeln, gab doch eine Anzahl ansehnlicher Mitglieder (v. Auerswald, Eamphauseu) dem Verlangen nach weiteren Rechten lebhaften Ausdruck. Zu entschiedenerem Vorgehen ans der Bahn der Reformen konnte sich der König erst entschließen, als die französische Februarrevolution 1848 ihre Schatten auch nach
Preußen warf.
b) Die französische Februarrevolution, 1848. Der König Louis
Philipp, 1830—1848, hatte fein Regiment vorzüglich auf den wohl-
habenden Bürgerstand gestützt, konnte aber die Legitimisten (Anhänger der Bourbonen) und Republikaner nicht niederhalten. Letztere wurden die Träger aufrührerischer Lehren, durch welche mehrere Schriftsteller die ärmeren Volksklaffen zur Verletzung von Eigentum und Recht aufgefordert hatten. Als nun die Regierung die Volksversammlungen verbot, brach die Revolution aus. Louis Philipp mußte fliehen, und im Thronfaale der Tuilerien wurde die Republik ausgerufen, 24. Februar 1848. Die Präsidentenwahl fiel auf Louis Napoleon, den Sohn des früheren Königs von Holland.
c) Unruhen in Preußen. Die französischen Ereignisse steigerten auch die Aufregung in Preußen. Berlin wurde der Sammelplatz derjenigen, welche vollständig mit der Vergangenheit brechen wollten. Um der Revolution vorzubeugen, versprach der König dem Laude eine freisinnige Verfassung und stellte auch die einheitliche Gestaltung Deutschlands in Aussicht. Als sich aber ant Abende desselben Tages (18. Mürz) bei dem Militär, das den Platz vor dem königlichen Schlosse von den anstürmenden Volksmassen säubern wollte, zwei Gewehre entluden, brach ein Ausstand los, der mit Gewalt unterdrückt werden mußte. Um
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Extrahierte Personennamen: Auerswald Louis
Philipp Philipp Louis_Philipp Philipp Louis_Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Holland Berlin Deutschlands
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seinen Zwecken nutzbar zu inachen. Er schnf ein geschultes Heer und eine starke Flotte. Ausgedehnte Wasserbauten und Bewsseruugsaulageu frderten die Landwirtschaft; die Kultur der Baumwolle brachte groe Summen ein. Schulen wurden gegrndet, und fr die ffentliche Sicherheit war gesorgt. Die Grenze wurde im Sden bis zu den groen Nilseen vorgeschoben. Das Volk litt aber unter einem furcht-baren Steuerdrucke. Unter den folgenden Paschas, die eine noch grere Unabhngigkeit von der Pforte erhalten und den Titel Chedive" (Vizeknig) angenommen hatten, stieg die Schuldenlast so, da Frankreich und England zur Wahrung ihrer Interessen gypten zwangen, ihnen die Kontrolle der Finanzverwaltung einzurumen. Dagegen erhob sich eine nationale Partei, und es entstand 1882 in Alexandrien ein Ausruhr. Da Frankreich es ablehnte, sich an einer gemein-schaftlichen Expedition gegen gypten zu beteiligen, warf England den Aufstand allein nieder und hlt seitdem gypten militrisch besetzt. Zu spt erkannte Frankreich den begangenen Fehler und drang wieder-holt vergeblich darauf, da die englischen Truppen gypten rumen. Da auch in der inneren Verwaltung des Landes der englische Einflu entscheidend ist, so kann gypten tatschlich als britischer Kolonialbesitz bezeichnet werden.
f. Whrend des gyptischen Aufruhrs hatte im Sudan eine religis-politische Bewegung um sich gegriffen, an deren Spitze ein Fanatiker stand, der sich Mahdi, d. i. Fhrer, nannte und vom Volke wie ein Prophet verehrt wurde. Als er mit seinen Scharen das eigentliche gypten bedrohte, sandte England den General Gordon (gohrd'n) mit einem Heere nach Chartm. Aber weder vershnliche Schritte, wie Gestattung des Sklavenhandels, noch Waffengewalt konnten die feindliche Bewegung hemmen. Gordon wurde iu Chartm eingeschlossen, und als am 28. Januar 1885 die Expedition des Generals -Wolseley (u-lli) vor der Stadt ankam, war sie seit zwei Tagen im Besitze des Mahdi. Gordon war im Kampfe gefallen. Nach dem Tode des Mahdi ging das von ihm eroberte Reich, das zur Zeit seiner grten Ausdehnung vom Roten Meere bis zum Tsad-See und von den letzten Stromschnellen des Nils bis zu dem Viktoria-See reichte, einem schnellen Verfall entgegen. Dem englischen General Kitchen er (kitschener) gelang es in einem mehr-jhrigen Kriege, indem er schrittweise vorging und durch einen Bahn-bau sowie durch Befestigungsanlagen seine Verbindungslinien mit gypten sicherte, bis Chartm vorzudringen, wo er in einer letzten, entscheidenden Schlacht das Heer der Mahdisteu vernichtete. Der Sudan wurde in seinem frheren Umfange der gyptisch-englischen Herrschaft unterworfen.
g. Der Burenkrieg. Die Buren (hollndisch Boers, spr. buhrs, = Banern) sind die im 17. Jahrhundert in Sdafrika eingewanderten
Atzler, Geschichte fr Lehrerseminare. 28
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Extrahierte Personennamen: Mahdi Gordon Gordon Gordon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Frankreich England Frankreich England Chartm Tsad-See Sdafrika
488
erwarb sich sein ältester Sohn Christian, welcher in Abwesenheit des Vaters
als Statthalter die Regierungsgeschäfte in den Herzogthümern führte und
seinen Sitz in Hadcrslcben hatte. Cr war einst in Begleitung des Mark-
grafen von Brandenburg, bei dem er erzogen wurde, auf dem Reichstage
zu Worms zugegen und Zeuge gewesen, wie Luther glaubensmuthig seine
Lehre in der Versammlung vertheidigte. Luther's Worte drangen tief in
die Seele des jungen Fürsten, und er ward von Stund an ein treuer An-
hänger desselben. Als einst ein Mönch vor dem Kaiser und den Fürsten
predigte und gar arge Worte gegen die neue Lehre und ihre Bekenner
redete, wurde Christian, der unter der Kanzel saß, sehr ergrimmt in seinem
Gemüthe. Nach der Predigt kniete der Mönch auf der Kanzel nieder, um
zu beten. Dabei geschah cs, daß der Strick, welchen der Mönch statt eines
Gürtels um seinen Mantel trug, durch eine Spalte der Kanzel gerade neben
dem Prinzen herabhing. Unvermerkt band jetzt Christian den Strick fest
und schlug einen Knoten darin, so daß der Mönch sich nicht erheben konnte.
Darüber gerieth er in großen Eifer, wendete sich an den Kaiser und sagte:
„Gnädigster Kaiser, auch in eurer hohen Gegenwart scheut man sich nicht,
uns armen Mönchen solches anzuthun; was wird erst geschehen in eurer
Abwesenheit?" Als der Kaiser später erfuhr, wer solchen Muthwillen gegen
den Mönch geübt hatte, ward er sehr unwillig über den jungen Fürsten
und soll schon voraus gesagt haben, daß Christian einst ein großer Feind
der Mönche werden würde.
Als Statthalter des Königs wirkte er von da an mit allem Ernst
und Fleiß für die Sache der Reformation und rief viele lutherische Prediger
aus den benachbarten deutschen Ländern herbei. Ihm standen hierbei die
edelsten Männer aus der Ritterschaft zur Seite. Vor allen sein treuer
Freund Johann Rantzau, der ihn einst als Hofmeister nach Worms be-
gleitet hatte und gleich ihm, von evangelischer Gesinnung durchdrungen,
unter seinen Standesgenosfen und im ganzen Lande eine feste Stütze der
neuen Lehre ward. Dann Benedict von Ahlefeld, der Luther selbst in
Wittenberg gehört hatte und sich rühmen konnte, seine Lehre als einer der
ersten in die Heimat gebracht zu haben.
Als nun der weise König Friedrich im Jahre 1533 auf seinem
Schlosse Gottorp in seiner Residenzstadt Schleswig, der er bis zu seinem
Tode seine Vorliebe bewahrte, gestorben und im Dome der Stadt beigesetzt
war, da dachte Christian an Mittel und Wege, die der Reformation förder-
lich sein könnten, denn er hatte Gottes Wort von ganzem Herzen lieb;
kein Tag verstrich, da er nicht knieend sein Gebet verrichtete und in seinem
Gemache die Bibel für sich lesen und geistliche Gesänge singen ließ. Als
einst sein Hofprediger ihn im Beichtstühle mit seinem Königstitel anredete,
fiel er ihm in's Wort und sagte: „Soll ich euch erst lehren, die Leute zu
absolvieren? Ich komme hier zu euch nicht als ein König, sondern als
ein armer Sünder, und,heiße hier nicht allergnädigster Herr, sondern
Christian. Ihr aber seid da an Gottes Statt und handelt mit mir nicht
als ein Mensch, sondern als ein Diener Christi; darum sollt ihr euch
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Extrahierte Personennamen: Christian Luther Christian Christian Christian Ernst Johann_Rantzau Johann Benedict_von_Ahlefeld Friedrich Friedrich Christian Christian Christi
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hielt ich mich überzeugt, daß keiner öon Ihnen mich verlassen würde, —
ich rechne also ganz auf Ihre treue Hülfe und auf den gewissen Sieg.
Sollte ich bleiben und Sie für Ihre geleisteten Dienste' nicht belohnen
können, so muß es das Vaterland thun. Gehen Sie nun in's Lager und
wiederholen Sie den Regimentern, was Sie jetzt von mir gehört habend
Einen Augenblick hielt er inne, dann fügte er mit ernstem Ausdruck hin-
zu : „Das Regiment Cavallerie, welches nicht gleich, wenn es befohlen
wird, sich unaufhaltsam in den Feind stürzt, lasse ich gleich nach der Schlacht
absitzen und mache es zu einem Garnifonregimente! Das Bataillon In-
fanterie, das, es treffe, worauf cs wolle, nur zu stocken anfängt, verliert die
Fahnen und die Säbel, und ich lasse ihm die Borten von der Montierung
abschneiden! Nun leben Sie wohl, meine Herren, in kurzem haben
wir den Feind geschlagen, oder wir sehen uns nie wieder."
Die Begeisterung, welche Friedrich durch diese Rede den Offizieren ein-
geflößt, ging bald auf die gesammte Armee über: im ganzen Lager ertönte
lauter Jubel. Die alten Krieger reichten sich wechselseitig die Hände und
beschworen ihre jungen Kameraden, dem Feinde muthig unter die Augen zu
treten. Frohe Siegesbegeisterung durchdrang alle Herzen.
Am Morgen des 5. December (1757) zog Friedrich an der Spitze
der „Berliner Wachtparade" dem übermüthigen Feinde entgegen. Ehe er
die Schlacht begann, rief er einen Offizier mit 50 Husaren zu sich und
sagte zu demselben: „Ich werde mich heute bei der Schlacht mehr aussetzen
müssen, wie sonst. Er mit seinen 50 Mann soll mir zur Deckung dienen.
Er verläßt mich nicht und giebt Acht, daß ich nicht der Canaille in die
Hände falle. Bleib' ich, so bedeckt er den Körper gleich mit seinem Mantel
und läßt einen Wagen holen. Er legt den Körper in den Wagen und
sagt keinem ein Wort. Die Schlacht geht fort, und der Feind — der
wird geschlagen."
Seine Soldaten rückten unter dem Gesänge frommer Lieder mit Be-
gleitung der Feldmusik dem Feinde entgegen. Ein Commandeur wollte
ihnen Schweigen gebieten; Friedrich aber sagte: „Nein, laß Er das: mir
solchen Leuten wird Gott mir heute gewiß den Sieg verleihen." Die
feindliche Schlachtlinie war fast eine ganze Meile lang; Friedrich konnte
nur siegen, wenn er es verstand, seine geringere Truppenzahl durch schnelle
und kräftige Verwendung gleichsam zu verdoppeln. Er täuschte den Feint,
indem er einen versteckten Angriff auf dessen rechten Flügel machen ließ,
«ährend er den Hauptangriff gleich darauf auf den linken Flügel richtete.
Dieser wurde durch den heftigen Stoß der preußischen Infanterie über den
Haufen geworfen, und bald gerieth darüber das ganze österreichische Heer
in Unordnung. Nach drei Stunden war die vcrhängnißvolle Schlacht ent-
schieden : in wilder Flucht eilte die feindliche Armee davon; ganze Haufen,
zusammen- wohl 20,000 an der Zahl, ergaben sich als Gefangene.
Es war einer der glorreichsten Siege, von welchen die Weltgeschichte
erzählt: ein Sieg des überlegenen Scharfsinns und der begeisterten Hin-
gebung über die scheinbar furchtbarste Uebermacht. Noch auf dem Schlacht-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
200
Du nimmst die Schüssel von Königs
Tisch,
wie man Aepfel bricht vom Baum;
du holst, wie aus dem Brunnen frisch,
meines rothen Weines Schaum."
„Die Bäurin schöpft aus dem Brun-
nen frisch,
die bricht die Aepfel vom Baum;
meiner Mutter ziemet Wildpret und
Fisch,
ihr rothen Weines Schaum."
„Ist deine Mutter so edle Dam',
wie du bernhmst, mein Kind!
so hat sie wohl ein Schloß lustsam
und stattlich Hofgesind?
Sag an! wer ist denn ihr Truchseß?
Sag an! wer ist ihr Schenk?"
„Meine rechte Hand ist chr Truchseß,
meine linke, die ist ihr Schenk."
„Sag an! wer ist ihr Wächter treu ?"
„Mein' Augen blau all stund."
„Sag an! wer ist ihr Sänger frei?"
„Der ist mein rother Mund."
„Die Dam' hat wackre Diener, traun!
Doch liebt sie sondre Livrei,
wie Regenbogen anzuschaun,
mit Farben mancherlei."
„Ich hab'bezwungen der Knaben acht
von jedem Viertel der Stadt,
die haben mir als Zins gebracht
vierfältig Tuch zur Wat."
„Die Dame hat, nach meinem Sinn,
den besten Diener der Welt.
Sie ist wohl Bettlerkönigin,
die offne Tafel hält.
So edle Dame darf nicht fern
von meinem Hofe sein.
Wohlauf, drei Damen! ans, drei Herrn!
Führt sie zu mir herein!"
Klein Roland trägt den Becher flink
hinaus zum Prunkgemach;
drei Damen auf des Königs Wink,
drei Ritter folgen nach.
Es stund nur an eine kleine Weil',
der König schaut in die Fern',
da kehren schon zurück in Eil'
die Damen und die Herrn.
Der König ruft mit einem Mal:
„Hilf, Himmel! seh' ich recht?
Ich hab' verspottet im offnen Saal
mein eigenes Geschlecht.
Hilf, Himmel! Schwester Bertha,
bleich,
im grauen Pilgergewand!
Hilf, Himmel! in meinem Prunksaab
reich
den Bettelstab in der Hand!"
Frau Bertha fällt zu Füßen ihm,
das bleiche Frauenbild.
Da regt sich plötzlich der alte Grimm,
er blickt sie an so wild.
Frau Bertha senkt die Augen schnell,,
kein Wort zu reden sich traut.
Klein Roland bebt die Augen hell,
den Oehm begrüßt er laut.
Da sprach der König mit mildem Ton:
„Steh auf, du Schwester mein!
Um diesen deinen lieben Sohn
soll dir verziehen sein."
Frau Bertha hebt sich freudenvoll:
„Lieb Bruder mein, wohlan!
Klein Roland dir vergelten soll,
was du mir Gut's gethan.
Soll werden, seinem König gleich,
ein hohes Heldenbild;
soll führen die Färb' von manchem Reich
in seinem Banner und Schild.
Soll greifen in manches Königs Tisch
mit seiner freien Hand;
soll bringen zu Heil und Ehre frisch
sein seufzend Mutterland."
46. Roland Schildträger.
Der König Karl saß einst zu Tisch
in Aachen mit den Fürsten,
man stellte Wildpret auf und Fisch
und ließ auch keinen dürsten.
Viel Goldgeschirr voll klarem Schein,
manch rothen, grünen Edelstein
sah man im Saale leuchten.
Da sprach Herr Karl, der starke Held:
„Was soll der eitle Schimmer?
Das beste Kleinod dieser Welt,
das fehlet uns noch immer.
Dies Kleinod, hell wie Sonnenschein,
ein Riese trägt's im Schilde sein
tief im Ardennerwalde."
Graf Richard, Erzbischof Turpin,
Herr Haimon, Naims von Baiern,
Milon von Anglant, Graf Garin,
die wollten da nicht feiern.
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Extrahierte Personennamen: Schenk Schenk Roland Bertha Bertha Grimm Bertha Roland Bertha Roland Roland_Schildträger Karl Karl Karl Karl Richard Erzbischof_Turpin Haimon Graf_Garin