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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 100

1904 - Cöthen : Schulze
— 100 — bei Prenzlau ergeben. Das Hauptheer der Franzosen ging über Küstrin nach Polen. In dem preußischen Polen erregten die Franzosen einen Aufstand. Noch im Dezember erwehrte sich ein russisches Heer unter Bennigsen bei Pultusk der Franzosen. In der furchtbaren Schlacht bei Pr. Eylau (Februar 1807) griff Napoleon die Preußen und Russen an, letztere schlug er, die Preußen blieben unbesiegt. Des Korsen Versuch, Friedrich Wilhelm von seinem Bündnis mit Rußland abzuziehen, scheiterte. Friedrich Wilhelm verbündete sich nur noch fester mit Schweden und Rußland, mit letzterem im Vertrage zu Bartenstein (April 1807), wonach man den Krieg nicht eher beenden wollte, als bis die Franzosen Deutschland verlassen hätten. Auch England war zu einer Koalition geneigt. So nahm die preußische Sache wieder eine Wendung zum Besseren. An Haugwitz' Stelle war Hardenberg berufen worden; er besonders betrieb das preußisch-russische Bündnis. Doch nach der Niederlage der Russen bei Friedland (im Juni) verriet Kaiser Alexander seinen königlichen Freund. Bei einer Zusammenkunft mit Napoleon auf einem Floße auf dem Niemen ließ er sich von dem Bundesgenossen abziehen, besonders durch die Aussicht auf Landerwerbungen in der Türkei gewonnen. Vergebens suchte die von Napoleon geschmähte Königin Luise durch eine persönliche Zusammenkunft mildere Bedingungen für ihr Land von dem übermütigen Sieger zu erlangen; der Friede von Tilsit (7. bezw. 9. Juli) raubte dem Könige von Preußen die Hälfte seines Landes, das ganze Gebiet westlich der Elbe, das zumeist zum Königreich Westfalen unter der Herrschaft Jeromes, des Bruders Napoleons, geschlagen wurde, ferner die polnischen Erwerbungen von 1793 und 1795, woraus das Großherzogtum Warschau unter der Regierung des Königs von Sachsen gebildet wurde. Außerdem blieben französische Besatzungen in einigen preußischen Festungen; dieselben sollten so lange bleiben und von Preußen erhalten werden, bis die Kriegsentschädigung, deren Höhe vorläufig nicht festgesetzt wurde, gezahlt sein würde. — Im Verlaufe des Krieges waren die Fürsten von Hessen-Kassel und Fulda ihrer Länder verlustig gegangen; Sachsens war zum Königreich erhoben und mit den ernestinischen Gebieten in den Rheinbund ausgenommen worden. — i) Vgl. Sz. 382 c.

2. Quellensätze zu den staatlichen Zuständen - S. 453

1904 - Cöthen : Schulze
— 453 — den damaligen Bestrebungen Österreichs in Frankfurt entgegengesetzt, und ich kann nur sagen: ich kenne wenigstens kein besseres Wahlgesetz . . . Wir (die verbündeten Regierungen) haben einfach genommen, was vorlag, und wovon wir glaubten, daß es am leichtesten annehmbar sein würde . . . Was wollen denn die Herren, die das anfechten . ., an dessen Stelle setzen? Etwa das preußische Dreiklassensystem? . . Wer dessen Wirkung und die Konstellationen, die es im Lande schafft, etwas in der Nähe beobachtet hat, muß sagen, ein widersinnigeres, elenderes Wahlgesetz ist nicht in irgend einem Staate ausgedacht worden .... Bismarcks Reden, Bd. 3, S. 246 ff. 365b. (1898. Bismarck spricht von dem allgemeinen Wahlrecht:) Ich habe nie gezweifelt, daß das deutsche Volk, sobald es einsieht, daß das bestehende Wahlrecht eine schädliche Institution sei, stark und klug genug sein werde, sich davon frei zu machen . . . Die Annahme des allgemeinen Wahlrechts war eine Waffe im Kampfe gegen Österreich und weitres Ausland, im Kampfe für die deutsche Einheit, zugleich eine Drohung mit letzten Mitteln im Kampfe gegen Koalitionen. In einem Kampfe derart, wenn er auf Leben und Tod geht, sieht man die Waffen, zu denen man greift, und die Werthe, die man durch ihre Benutzung zerstört, nicht an: der einzige Rathgeber ist zunächst der Erfolg des Kampfes . . . Außerdem halte ich noch heut das allgemeine Wahlrecht nicht blos theoretisch, sondern auch praktisch für ein berechtigtes Princip, sobald nur die Heimlichkeit beseitigt wird, die außerdem einen Charakter hat, der mit den besten Eigenschaften des germanischen Blutes in Widerspruch steht. — Bismarck, Gedanken u. Erinnerungen, Bd. 2, S. 58. 366. Reichsverf. Art. 27. 367. (10. Febr. 1876, bezw. 16. Febr. 1895.) § 9 . . Die Wahlen des Präsidenten, sodann des ersten und hierauf des zweiten Vizepräsidenten erfolgen durch Stimmzettel nach absoluter Stimmenmehrheit. — § 13. Dem Präsidenten liegt die Leitung der Verhandlungen, die Handhabung der Ordnung und die Vertretung des Reichstages nach außen ob. . . — § 37. Der Präsident eröffnet und schließt die Sitzung; er verkündet Tag und Stunde der nächsten Sitzung. — § 42. Kein Mitglied darf sprechen, ohne o) Vorsitz.

3. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 155

1888 - Habelschwerdt : Franke
155 sinn und der Bildnngstrieb dieses Geschlechts; doch fehlt ihm die edle Gesinnung des Vaters. 1. Aussöhnung mit Heinrich dem Löwen. Derselbe war aus England, wohin er verbannt worden war, zurückgekehrt und hatte sich an die Spitze der Fürsten gestellt, die sich gegen Heinrich Vi. zu Anfang seiner Regierung erhoben. Da der Kaiser seine Kräfte für Italien brauchte, schloß er mit Heinrich dem Löwen einen Vertrag, der später zur Aussöhnung mit den Welfen führte. Heinrich der Löwe starb nach einen: ruhigen Lebensabend 1195. 2. Züge nach Italien. Nach den: Tode des Königs von Apulien und Sizilien erhob Heinrich Vi. Ansprüche auf das Erbe seiner Gemahlin. Aber die Normannen wählten einen unechten Nachkommen des Königsstammes. Der Kaiser mußte wegen Krankheiten in seinem Heere umkehren, rüstete aber von dem Lösegelde Richard Löwenherz' einen neuen Feldzug, auf dem er Italien eroberte. Eine Verschwörung der normannischen Großen rächte er durch grausame Hinrichtungen. 3. Versuch, ein Erdreich herzustellen. Nach der Rückkehr trat Heinrich mit dem Plane einer Verfassungsänderung vor: Deutschland sollte aus einem Wahlreiche eine Erbmonarchie werden. Der Kaiser bot den Fürsten dafür manche Vorteile, aber der Plan scheiterte, namentlich an dem Widersprüche der geistlichen Fürsten. 4. Resultat seiner Regierung. Heinrich Vi. behauptete fast eine Weltherrschaft. Für die Freilassung Richards erhielt er die Lehnsherrlichkeit über England; das oströmische Reich, Nordafrika, Cypern, ja Armenien zahlten ihm Tribut. Schon war sein Plan, das griechische Reich zu erobern, da ereilte ihn der Tod. Iv. Mikipp von Schwaben, 1198-1208, und Htto Iv., 111)8—1215. 1. Der Thronstreit. Da der Sohn Heinrichs Vi. bei dessen Tode erst 3 Jahre alt war, so wählte die hohenstanfische Partei Heinrichs Bruder, Philipp von Schwaben, zum Kaiser. Die Gegenpartei aber, mit dem mächtigen Erzbischöfe von Köln an der Spitze, erhob Otto Iv., einen Sohn Heinrichs des Löwen,

4. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 435

1904 - Habelschwerdt : Franke
435 uerte sich in wiederholten Aufstnden. Die Nachricht von den Freiheitskmpfen in Amerika und die franzsische Revolution veranlaten neue Bewegungen, welche die Regierung 1801 durch eine Verschmelzung des irischen Parlaments mit dem englischen niederzuhalten versuchte. O'counell (o-knnel), der mutige Fhrer der Iren, setzte es durch, da das englische Parlament die von Pitt versprochene politische Selbstndigkeit der Katholiken zum Gesetz erhob. Einige Jahre spter wurde der Kirchenzehute abgelst, den die katholische Bevlkerung Irlands an die protestantische Kirche zu zahlen hatte. Da aber die Lage der armen irischen Pchter immer noch sehr traurig war, beruhigte sich das Land nicht. Neben der gemigten Partei O'connells entstand nach der franzsischen Februarrevolution die revolutionre irische Liga". Diese trat mit dem Geheimbunde der Ferner" in Verbindung, der sich von Amerika, wohin sehr viele Iren ausgewandert waren, nach Irland verbreitet und die gewaltsame Losreiung Irlands von England zum Ziele hatte. Nach der Unterdrckung der Ferner traten die irischen Mitglieder des Parlaments zu einer besonderen Partei zusammen, deren Ziel Homerule" (hohmruhl, von home = Haus, Heimat und rule Herrschaft), d. h. die Selbstregierung Jrlauds durch ein eigenes Parlament und ein diesem verantwortliches Ministerium ist. Der Knigin Viktoria, die 1901 starb, folgte ihr Sohn Eduard Vii. 5. sterreich. Nachdem im Jahre 1867 zwischen sterreich, das der unglckliche Krieg mit Preußen schwer erschttert hatte, und dem nach Selbstndigkeit strebenden Ungarn ein Ausgleich" zustande gekommen war (S. 410), fhrt das Reich den Namen sterreichisch- Ungarische Monarchie". Da auch die anderen Volksstmme des Reiches, besonders die Tschechen, nationale Selbstndigkeit fordern, vermag sterreich-Ungarn innerlich nicht zur Ruhe zu kommen. Nach dem rnsfisch-trkischen Kriege nahm sterreich-Ungarn Bosnien und die Herzegowina in Verwaltung (1878), doch forderte die Besetzung des Landes schwere Opfer. Im Jahre 1879 schlo sterreich-Ungarn mit dem Deutschen Reiche ein Schutz- und Trutzbndnis, dem 1883 Italien beitrat (Dreibund). Seit dem Tode des Kronprinzen Rudolf (1889) ist Franz Ferdinand, der Neffe des Kaisers, der mutmaliche Thronfolger. Die Gemahlin Franz Josephs I., die Kaiserin Elisabeth, wurde im Jahre 1898 von einem italienischen Anarchisten in Genf ermordet. 6. Rußland und die orientalische Frage. a. Kukan. Der Zar Alexander Ii., 18551881, hotte sich nach Beendigung des Krimkrieges bemht, wieder freundschaftliche Beziehungen mit den brigen Mchten herbeizufhren, um im 28*

5. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 142

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
142 211. Der hörnene Siegfried. (Deutsche Heldensage.) 1. Wie Siegfried hörnen ward. In Niederland wohnte in uralter Zeit ein König, Namens Siegmund, der weithin berühmt war durch seine grosze Macht. Dessen Sohn hiesz Siegfried; der Knabe war aber von unbändiger Kraft, und all’ sein Trachten ging dahin, dasz er in die Fremde zöge, um Abenteuer zu bestehen. End- lich gab der König dem Wunsche seines Sohnes nach und liesz ihn ziehen. Siegfried kam bald in ein Dorf, das vor einem Walde lag. Dort ver- dang er sich bei einem Schmidt, um sich Waffen schmieden zu lernen. Aber er schlug so gewaltig auf das Eisen, dasz dieses zersprang und der Ambos in die Erde getrieben ward. Der Meister fürchtete sich deshalb vor ihm und suchte des wilden Gesellen sich wieder zu entledigen. Er schickte ihn daher in den nahen Wald zu einem Köhler; aber unterwegs muszte Siegfried an der Höhle eines gräulichen Drachen oder Lindwurmes vorbei, und dieser, dachte der Meister, würde den jungen Helden todten. Wirklich fuhr der Drache auf den nichts ahnenden Wanderer los, aber Siegfried wehrte sich und erschlug ihn. Darauf ging er weiter und gerieth bald in eine Wildnisz, in welcher es von Drachen, Kröten und anderem giftigen Gewürm wimmelte. Ohne sich zu besinnen, risz er eine Menge der stärksten Bäume aus der Erde, warf sie auf die Unthiere und zündete dann den ganzen Holzstosz an. Aber von der Glut begann die Hornhaut der Ungetlnime zu schmelzen, und ein Strom von dieser Masse flosz unter dem brennenden Haufen hervor. Neugierig tauchte Siegfried seinen Finger hinein, und siehe da! als er erkaltet war, hatte ihn eine undurchdringliche Hornhaut überzogen. Da bestrich sich der Held den ganzen Leib aus diesem trägen Strom, und so ward er ganz mit Horn überzogen, also dasz ihn kein Schwert verwunden konnte; nur zwischen den Schultern blieb auf dem Rücken eine Stelle, die er nicht zu erreichen vermochte. An dieser sollte er frühzeitig den Tod empfangen. 2. Wie Siegfried Kriemhilden suchte. Hierauf zog Siegfried auf weitere Abenteuer in die Ferne und kam nach Worms, am Rheine, wo der König Gibich herrschte. Derselbe hatte drei Söhne und eine wunderschöne Tochter, Namens Kriemhild. Gern hätte Siegfried diese als seine Gemahlin heimgeführt, und auch sie war dem herrlichen jungen Helden gewogen: aber eines Mittags, als sie, in Gedankenverloren, in einem offenen Fenster stand, kam ein riesiger Drache durch die Luft dahergeflogen und entführte sie, um sie zu seiner Gemahlin zu machen. Von dem Feuer, welches er ausathmete, ward die Burg so hell erleuchtet, als ob sie in Flammen stünde. Er trug sie aber weit, weit weg in eine ungeheure Berghöhle, wo er sie mit Speise und Trank reichlich versorgte und ihr alle Liebe und Freundlichkeit erwies; aber die Jung- frau weinte und klagte und sehnte sich nach ihrem elterlichen Hause, und dabei fürchtete sie sich vor dem gräulichen Ungethüm, denn wenn es ath- mete, so zitterte und bebte der Berg unter ihm. Der König Gibich schickte Boten aus nach allen Richtungen, um seine verlorene Tochter zu suchen, aber keiner fand eine Spur von ihr. Darüber war viele, viele Tage lang groszes Trauern und Klagen in der Königsburg. Siegfried aber ward indessen ein gewaltiger Held von solcher Stärke, dasz er Bären lebendig erjagte und zum Spott an die Bäume hing. Doch auch er fand trotz seines rastlosen Suchens nirgends die geraubte Jungfrau. Da verfolgte einmal sein treuester Hund eine seltsame Spur, und Siegfried jagte ihm eifrig nach, ohne an Schlaf oder Trank und Speise

6. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 144

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
144 Gelegenheit wahr und schlug ihn unversehens mit einem Faustschlage zu Boden. Da lag der edle Siegfried betäubt unter seinem Schilde; rothes Blut quoll ihm aus Mund und Nase, und er schien todt zu sein. Ehe sein Eeind ihn aber vollends mordete, sprang schnell der Zwerg Engel, der immer in der Nähe geblieben war, herbei und deckte über Siegfried eine Tarnkappe, die die wunderbare Eigenschaft hatte, jeden, den sie umhüllte, unsichtbar zu machen. Kuperan tobte vor Wuth, dasz sein Gegner ver- schwunden war, aber wie er auch von Baum zu Baum suchte, er vermochte ihn nicht wiederzufinden. Inzwischen suchte der gute Zwerg den bewusztlosen Helden wieder zu beleben. Als er die Augen endlich wieder aufschlug und seinen Retter neben sich sah, sprach er: „Lohne dir Gott, du kleiner Mann, was du an mir gethan hast.“ — „Ja,“ erwiderte der Zwerg, ^,da hätte es dir schlimm ergehen können. Aber nun folge auch meinem Rathe und gieb es auf, die Jungfrau zu befreien.“— Da sagte Siegfried: „Nimmermehr! Und wenn ich tausend Leben hätte, so wollte ich sie alle um die Jungfrau wagen.“ Sobald er sich also einigermaszen erholt hatte, warf er die Tarnkappe fort und stürmte von neuem auf den Riesen ein. Wieder schlug er ihm acht tiefe Wunden, bis er um Gnade flehte. Wohl hätte der Treulose sie nicht verdient, aber Siegfried bedachte, dasz er ohne ihn nicht an den Drachenstein gelangen könnte, und so schenkte er ihm abermals das Leben, jetzt aber war er vorsichtiger und liesz ihn vorangehen. So gelangten sie endlich an den Drachenstein. Ein unterirdischer Gang führte zu der Thür desselben; der Riese schlosz sie auf, und Sieg- fried steckte den Schlüssel zu sich. Bald waren sie oben auf dem Felsen. Der Drache war zum Glück ausgeflogen, die Jungfrau aber erkannte den Helden und fing vor Freuden an zu weinen und sprach: „Willkommen, du edler Siegfried! Wie geht es meinem Vater und meiner Mutter zu Worms, und wie leben meine Brüder?“ Siegfried erzählte ihr alles und dasz er gekommen wäre, sie zu befreien. Indessen trat der Riese heran und sagte: „Hier in der Erde liegt ein Schwert, mit welchem allein es möglich ist, den Drachen zu bezwingen.“ Das war freilich Wahrheit, aber die Ab- sicht, die der Riese bei diesen Worten hatte, war eine schlimme. Denn als Siegfried sich bückte, um das Schwert in der Erde zu suchen, sprang jener herzu und versetzte ihm einen fürchterlichen Schlag in den Rücken. Zornig wandte sich der Held um, und nun begann ein Ringen der beiden, dasz der Fels erbebte. Siegfried risz dabei dem Riesen die alten Wunden mit Gewalt wiederauf, so dasz ihm das Blut in Strömen herunterlief; end- lich bat der Unhold wieder um Gnade, aber Siegfried rief: „Das kann nicht sein. Ich bedarf deiner nicht mehr, und nun soll dir deine Untreue ver- golten werden.“ Mit diesen Worten gab er dem Riesen einen Stosz, dasz er vom Rande des Felsens hinab taumelte und in der Tiefe zerschmet- tert ward. 5. Wie Siegfried mit dem Drachen kämpfte. Kriemhild hatte bei diesem schrecklichen Kampfe die Hände ge- rungen und zu Gott um Hülfe gerufen; auch jetzt noch zitterte und weinte sie, aber Siegfried trat zu ihr und sprach: „Nun sei getrost, holdselige Jungfrau; noch bin ich unbezwungen, und mit Gottes Hülfe werde ich auch wohl dich befreien.“ Aber Kriemhild sagte: „Ich fürchte, dasz noch schwerere Kämpfe dir kommen, als bisher.“ „Ja,“ erwiderte Siegfried, „schlimm wär’ es, wenn ich jetzt sogleich mit dem Drachen streiten sollte, denn es ist heute der vierte Tag, dasz ich nicht gegessen und getrunken, noch auch geschlafen habe.“ Das hörte der Zwerg Engel, und sogleich liesz er durch eine Schar seines Volkes köstliche Speisen und Getränke auftragen.

7. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 235

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
235 Macht zu Gunsten ihrer eigenen Freiheit zu schwächen suchten;- der alte deutsche Erbfehler, unabhängig sein zu wollen und sich nicht als dienendes Glied in ein Ganzes einfügen zu können, machte sich hier in schlimmer Weise wieder geltend. Mit den welfisch gesinnten deutschen Fürsten ver- banden sich die lombardischen Städte und die Päbste; es war eine Zeit voller Unruhe und Aufregung. Traurig für Deutschland war es dabei, daß die Hohenstaufen, Svenen durch Erbschaft auch Sicilien und Neapel zugefallen waren, ihre Aufmerk- samkeit und ihre Kraft immer mehr auf das widerspenstige Italien als auf ihr Vaterland richteten. Der letzte Herrscher aus diesem Geschlecht war Konrad Iv., welcher im Jahre 1254 starb und einen zweijährigen Sohn Namens Konradin hinterließ. Diesem hätte von Rechts wegen Unter- italien gehört, aber der Pabst belehnte mit seinem Erblande den Bruder des Königs von Frankreich, Karl von Anjou, welcher sich auch in Neapel und Sicilien festsetzte und gegen alle, welche hohenstaufisch gesinnt waren, höchst grausam verfuhr. Als aber Konradin herangewachsen war, entschloß er sich, das Erbe seiner Ahnen zu erringen oder ihrer würdig unter- zugehen ; von seinem Busenfreunde, Prinz Friedrich von Baden, be- gleitet, trat er als kaum sechzehnjähriger Jüngling seinen Zug über die Alpen an. Anfangs ging das Unternehmen glücklich von Statten, da die Franzosen in Italien sehr verhaßt waren; aber in einer offenen Schlacht ward Konradin besiegt und mit seinem Freunde gefangen genommen. Der König Karl ließ Richter und Rechtsgelehrte nach Neapel kommen, durch deren Spruch Konradin als Empörer und Hochverräther zumtode ver- urtheilt werden sollte. Aber die Richter fanden keine Schuld an ihm, weil er im Glauben an sein gutes Recht gekommen sei: alle bis auf einen, den knechtisch gesinnten Robert von Bari, sprachen Konradin und seine Ge- fährten frei. Diese einzige Stimme genügte dem König, um jetzt aus eigener Macht das Todesurtheil über die Gefangenen zu sprechen. Konradin saß beim Schachspiel, als ihm der furchtbare Spruch ver- kündet ward. Der Jüngling zeigte eine seines Heldengeschlechtes würdige Fassung; er benutzte gleich seinen Unglücksgefährten die wenige ihm gelassene Zeit, um sein Testament zu machen und sich mit Gott durch Beichte und Gebet auszusöhnen. Am 29.October 1268 wurden die Verurtheilten zum Blutgerüste geführt. Als Robert von Bari, jener ungerechte Richter, auf Befehl des Königs das Urtheil vorgelesen hatte, entstand ein dumpfes Ge- murmel unter den Anwesenden; aber die Furcht schloß allen den Mund, und nur Graf Robert von Flandern, des Königs eigener Schwiegersohn, sprang zornig hervor und sprach zu Robert von Bari: „Wie darfst du frecher ungerechter Schurke einen so großen und herrlichen Ritter zum Tode verurtheilen?" — und zu gleicher Zeit traf er ihn mit seinem Schwerte dergestalt, daß er für todt hinweggetragen wurde. Der König verbiß seinen Zorn, aber das Urtheil blieb ungeändert. Hierauf bat Konradin, daß man ihm noch einmal das Wort verstatte, und sprach mit großer Fassung: „Vor Gott habe ich als Sünder den Tod verdient, hier aber werde ich ungerecht

8. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 133

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
133 sagte: „Es sind meine thörichten Tage." — Er sah einen Stern aus dem Himmel fliehen und im Falle schimmern und auf der Erde zerrinnen: „Das bin ich," sagte sein blutendes Herz, und die Schlangenzähne der Reue gruben tiefer ein in seine Wunden. Die Einbildungskraft zeigte ihm schleichende Nachtwandler auf den Dächern, und die Windmühle hob ihre Arme drohend zum Zerschlagen auf, und im leeren Todtenhause nahm eine zurückgebliebene Larve allmählich seine Züge an. Mitten in seine Angst floß plötzlich die Musik für das Neujahr vom Thurme hernieder wie ferner Kirchengesang. Er wurde sanfter bewegt, er schauete nach dem Himmel und über die weite Erde und dachte an seine Jngcndfreunde, die nun, besser und glücklicher als er, Lehrer der Erde, Väter glücklicher Kinder und gesegneter Menschen waren, und er sagte: „O, ich könnte auch, wie ihr, diese erste Nacht des Jahrs mit trockenen Augen verschlummern, wenn ich gewollt hätte! Ach, ich hätte glücklich sein können, ihr theuren Eltern, wenn ich eure Neujahrswünsche und Lehren erfüllt hätte!" In seinem reuevollen Andenken an seine Jünglingszeit kam es ihm vor, als richte sich die Larve mit seinen Zügen im Todtenhause auf, — endlich wurde sie in seiner Einbildung zu einem lebendigen Jüngling, und seine vorige blühende Gestalt wurde ihm bitter vorgegaukelt. Er konnte es nicht mehr sehen, er verhüllte das Auge, tausend heiße Thränen strömten in den Schnee, er seufzte nur noch leise, trostlos und sinnlos: „Komm nur wieder, Jugend, komm wieder!" — Und sie kam wieder; denn er hatte nur in der Neujahrsnacht so fürchterlich geträumt; — er war noch ein Jüngling. Nur seine Ver- irrungen waren nicht bloß Traum gewesen. Aber er dankte Gott, daß er noch jung war und von den schmutzigen Gängen des Lasters umkehren und sich auf die Sonnenbahn zurückbegeben konnte, die in's reine Land der ewigen Ernten führt. Kehre mit ihm um, junger Leser, wenn du auf seinen Irrwegen stehst. Dieser schreckende Traum wird künftig dein Richter werden! Aber wenn du einst jammervoll rufen würdest: „Komm wieder, schöne Jugend!" — sie würde nicht wiederkommen Anzusehen: Hiob 33, 15. h. 200. Der traurige Jüngling. (Parabel.) Es lebte einst ein reicher Mann, der besaß viele herrliche Güter und schöne Gärten. Auch hatte er einen Sohn, den seine Seele liebte. Diesen sandte er in die Fremde, daß er Wissenschaft einsammele und

9. Geschichte des teutschen Volkes - S. 286

1837 - Oldenburg : Schulze
Fünfte» Zeitraum. 280 eine glänzende Erscheinung in der Geschichte gewesen. Seine hohe männliche Würde gebot beim ersten Anblicke Achtung und Liebe, und durch vortreffliche Geistesgaben war er fähig, diesem Vertrauen durch die That zu entsprechen. In ihm war Tapfer- keit und an Frevelmuth reichende Kühnheit, Ernst, Ausdauer, Leutseligkeit und Milde. Der alte längst verschollene Rittergcist schien in ihm neu aufzuleben, ein Drang zu männlichen Thar ten tr>eb ihn zu Beschäftigungen, welche, wenn sie nicht immer großartig seyn konnten, iin Kleinen, wie in der Gemsenjagd und in Turnieren, den Muth und die Kraft eines Mannes be- währten. Nur übte die schwärmerische Einbildungskraft neben kalter Besonnenheit zu oft ihren leichtfertigen Einfluß. Er war außerdem fein gebildet, freundlich, geistreich und liebevoll im Umgänge. Dabei ehrte er Wissenschaft und Kunst, redete alle neuere Sprachen und blieb sogar in schriftstellerischen Leistungen nicht zurück. Es ist behauptet worden, durch mehre dieser Eha- rakterzüge habe Maximilian mit seinem Zeitalter gewissermaßen im Widerspruche gestanden, gleich als wäre er eine Antike un- ter lauter modernen Gestalten gewesen. Wir sehen aber aus seinen Thaten nicht, daß er die Menschheit auf verschollene Formen habe zurückführen wollen, und ritterlicher Sinn nach der besse- ren Art, wie er in ihm lebte und wirkte, konnte das Zeitalter, wenn er Anklang gefunden hätte, nur bilden und veredlen, weil das Gute, sey es auch schon einmal da gewesen, kein Rückschritt ist. Wurde dieser Waffenmuth doch auch im ernsten Kampfe sofort zur Tapferkeit, welche Viele um ihn her zu hoher Be- geisterung trieb. Und blicken wir auf seine Thatigkeit im Reiche, so gab er den Geschäften sofort einen rascheren Aufschwung. Mögen seine Pläne auch so oft gehemmt oder vereitelt worden seyn, so geschah es durch unzählige Schwierigkeiten, welche von allen Seiten aufgethürmt waren. Wollte man das Aystrebcn gegen diese alterthümlich nennen, so verlieren an derselben Klippe gerade alle die besseren Kaiser der Vorzeit ihren Ruhm und ihre Ehre, wenn allerdings auch in der Art und Weise, wie Einer in das Getriebe des Lebens eingreift, und in der jedes- maligen Ansicht von den nöthigen Heilmitteln, eine große Ver- schiedenheit stattsindet. Freilich war in der Richtuw des Na- tionallebens aus mancherlei Gründen eine große Aenderung hcrvorgetreten; aber nichts desto weniger hat Maximilian auf der Grenzscheide des Mittelalters durch seine Wirksamkeit einen bedeutenden Ausschlag für die nachmalige Gestaltung der Dinge gegeben. y Zunächst wurde er durch seine zweite Vermählung mit der Tochter des Mailändischen Herzogs Galcazzo, Blanka Maria Sforza, in eine Reihe von unangenehmen und blutigen Han- deln verwickelt. Er bestellte nämlich deren Oheim Ludwig Sforza,

10. Geschichte des teutschen Volkes - S. 437

1837 - Oldenburg : Schulze
Der türkische und nordische Krieg. 437 entwickelte sich statt des ein neuer Krieg mit den Türken. Diese kündigten den Venetianern den Krieg an (I. 1714) und der Kaiser durfte nach den Umstanden nicht unterlassen, ihnen be- waffnet entgegenzutreten. Sofort war Ungarn von den Feinden bedroht. Eugen zog gegen sie zu Felde; ihn unterstützten haupt- sächlich Stahremberg und Alexander von Würteinberg bei Pe- terwardcin, wo sie einen großen Sieg erfochten (I. 1715aug). Auch in der Folge wich das Glück von den kaiserlichen Waffen nicht. Noch einmal wurde bei Peterwardein blurig gestritten (I. 1717) und darauf der Paffarowitzer Friede geschlossen (I. 1718), womit der Banat, Servicn und Thcile von der Wal- lachei, wie von Bosnien und Kroatien an das Haus Lestreich kamen. Fast um die nämliche Zeit wurde der große nordische Krieg beendigt. Er hatte Teutschland weder allgemein beschäftigt noch betheiligt, doch aber das Reichsinteresse vielfach berührt. Wah- rend Karl 12. von Polen aus nach Rußland gezogen war und sich dort abentheuerlich herum trieb, brachte der Kaiser das so genannte Haager Koncert zu Stande, wonach Schweden und Dänemark sich zur Neutralität verpflichteten (I. 1710). Aber Karl 12., bereits von den Russen geschlagen und zu den Türken geflohen, vereitelte von dorther die friedlichen Aussichten, indem er das Koncert verwarf. Deshalb fielen Dänen und Polen in Verbindung mit russischen Truppen in die schwedisch, teutschen Besitzungen ein (1.1711), und Folge davon war ein zweijähriges Kriegsgetümmel, wobei sich der schwedische General Stenbock am Ende mit 11,000 Streitern gefangen geben mußte (I. 1713). Im folgenden Jahre kehrte Karl 12. selbst zurück und drohete mit neuen Rüstungen. Dänemark, Preußen und Kursachsen trafen schleunige Gegenvorkehrungen und bald war auch Stralsund in ihren Händen. Karl selbst entkam nur mit Lebensgefahr nach Schonen. Seine ferneren Unternehmungen betrafen Teutschland nur wenig, bis nach seinem frühzeitigen Tode (I. 1718) der Stockholmer Friede geschlossen wurde, wo- nach Hannover die ihm verpfändeten Fürstenthümer Bremen und Verden für 1 Million Thaler, Preußen Stettin, Vorpom- mern nebst den Inseln Wollin und Usedom für 2 Millionen Thaler erhielten (I. 1720). Danach kam auch der Friede mit den übrigen nichtteutschen Partheicn zu Stande. Schweden hat in diesem Kriege fast alle seit dem westfälischen und Oliva'- schen Frieden besessenen Nebengebiete verloren und außerdem die schönste Blüthe des Hauptlandes eingebüßt, so daß es sich seitdem nur kümmerlich wieder erholte. So unglückliche Folgen hatte Karls 12. muthwillige Kampflust. r "7 .
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