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1. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 100

1904 - Cöthen : Schulze
— 100 — bei Prenzlau ergeben. Das Hauptheer der Franzosen ging über Küstrin nach Polen. In dem preußischen Polen erregten die Franzosen einen Aufstand. Noch im Dezember erwehrte sich ein russisches Heer unter Bennigsen bei Pultusk der Franzosen. In der furchtbaren Schlacht bei Pr. Eylau (Februar 1807) griff Napoleon die Preußen und Russen an, letztere schlug er, die Preußen blieben unbesiegt. Des Korsen Versuch, Friedrich Wilhelm von seinem Bündnis mit Rußland abzuziehen, scheiterte. Friedrich Wilhelm verbündete sich nur noch fester mit Schweden und Rußland, mit letzterem im Vertrage zu Bartenstein (April 1807), wonach man den Krieg nicht eher beenden wollte, als bis die Franzosen Deutschland verlassen hätten. Auch England war zu einer Koalition geneigt. So nahm die preußische Sache wieder eine Wendung zum Besseren. An Haugwitz' Stelle war Hardenberg berufen worden; er besonders betrieb das preußisch-russische Bündnis. Doch nach der Niederlage der Russen bei Friedland (im Juni) verriet Kaiser Alexander seinen königlichen Freund. Bei einer Zusammenkunft mit Napoleon auf einem Floße auf dem Niemen ließ er sich von dem Bundesgenossen abziehen, besonders durch die Aussicht auf Landerwerbungen in der Türkei gewonnen. Vergebens suchte die von Napoleon geschmähte Königin Luise durch eine persönliche Zusammenkunft mildere Bedingungen für ihr Land von dem übermütigen Sieger zu erlangen; der Friede von Tilsit (7. bezw. 9. Juli) raubte dem Könige von Preußen die Hälfte seines Landes, das ganze Gebiet westlich der Elbe, das zumeist zum Königreich Westfalen unter der Herrschaft Jeromes, des Bruders Napoleons, geschlagen wurde, ferner die polnischen Erwerbungen von 1793 und 1795, woraus das Großherzogtum Warschau unter der Regierung des Königs von Sachsen gebildet wurde. Außerdem blieben französische Besatzungen in einigen preußischen Festungen; dieselben sollten so lange bleiben und von Preußen erhalten werden, bis die Kriegsentschädigung, deren Höhe vorläufig nicht festgesetzt wurde, gezahlt sein würde. — Im Verlaufe des Krieges waren die Fürsten von Hessen-Kassel und Fulda ihrer Länder verlustig gegangen; Sachsens war zum Königreich erhoben und mit den ernestinischen Gebieten in den Rheinbund ausgenommen worden. — i) Vgl. Sz. 382 c.

2. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 155

1888 - Habelschwerdt : Franke
155 sinn und der Bildnngstrieb dieses Geschlechts; doch fehlt ihm die edle Gesinnung des Vaters. 1. Aussöhnung mit Heinrich dem Löwen. Derselbe war aus England, wohin er verbannt worden war, zurückgekehrt und hatte sich an die Spitze der Fürsten gestellt, die sich gegen Heinrich Vi. zu Anfang seiner Regierung erhoben. Da der Kaiser seine Kräfte für Italien brauchte, schloß er mit Heinrich dem Löwen einen Vertrag, der später zur Aussöhnung mit den Welfen führte. Heinrich der Löwe starb nach einen: ruhigen Lebensabend 1195. 2. Züge nach Italien. Nach den: Tode des Königs von Apulien und Sizilien erhob Heinrich Vi. Ansprüche auf das Erbe seiner Gemahlin. Aber die Normannen wählten einen unechten Nachkommen des Königsstammes. Der Kaiser mußte wegen Krankheiten in seinem Heere umkehren, rüstete aber von dem Lösegelde Richard Löwenherz' einen neuen Feldzug, auf dem er Italien eroberte. Eine Verschwörung der normannischen Großen rächte er durch grausame Hinrichtungen. 3. Versuch, ein Erdreich herzustellen. Nach der Rückkehr trat Heinrich mit dem Plane einer Verfassungsänderung vor: Deutschland sollte aus einem Wahlreiche eine Erbmonarchie werden. Der Kaiser bot den Fürsten dafür manche Vorteile, aber der Plan scheiterte, namentlich an dem Widersprüche der geistlichen Fürsten. 4. Resultat seiner Regierung. Heinrich Vi. behauptete fast eine Weltherrschaft. Für die Freilassung Richards erhielt er die Lehnsherrlichkeit über England; das oströmische Reich, Nordafrika, Cypern, ja Armenien zahlten ihm Tribut. Schon war sein Plan, das griechische Reich zu erobern, da ereilte ihn der Tod. Iv. Mikipp von Schwaben, 1198-1208, und Htto Iv., 111)8—1215. 1. Der Thronstreit. Da der Sohn Heinrichs Vi. bei dessen Tode erst 3 Jahre alt war, so wählte die hohenstanfische Partei Heinrichs Bruder, Philipp von Schwaben, zum Kaiser. Die Gegenpartei aber, mit dem mächtigen Erzbischöfe von Köln an der Spitze, erhob Otto Iv., einen Sohn Heinrichs des Löwen,

3. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 435

1904 - Habelschwerdt : Franke
435 uerte sich in wiederholten Aufstnden. Die Nachricht von den Freiheitskmpfen in Amerika und die franzsische Revolution veranlaten neue Bewegungen, welche die Regierung 1801 durch eine Verschmelzung des irischen Parlaments mit dem englischen niederzuhalten versuchte. O'counell (o-knnel), der mutige Fhrer der Iren, setzte es durch, da das englische Parlament die von Pitt versprochene politische Selbstndigkeit der Katholiken zum Gesetz erhob. Einige Jahre spter wurde der Kirchenzehute abgelst, den die katholische Bevlkerung Irlands an die protestantische Kirche zu zahlen hatte. Da aber die Lage der armen irischen Pchter immer noch sehr traurig war, beruhigte sich das Land nicht. Neben der gemigten Partei O'connells entstand nach der franzsischen Februarrevolution die revolutionre irische Liga". Diese trat mit dem Geheimbunde der Ferner" in Verbindung, der sich von Amerika, wohin sehr viele Iren ausgewandert waren, nach Irland verbreitet und die gewaltsame Losreiung Irlands von England zum Ziele hatte. Nach der Unterdrckung der Ferner traten die irischen Mitglieder des Parlaments zu einer besonderen Partei zusammen, deren Ziel Homerule" (hohmruhl, von home = Haus, Heimat und rule Herrschaft), d. h. die Selbstregierung Jrlauds durch ein eigenes Parlament und ein diesem verantwortliches Ministerium ist. Der Knigin Viktoria, die 1901 starb, folgte ihr Sohn Eduard Vii. 5. sterreich. Nachdem im Jahre 1867 zwischen sterreich, das der unglckliche Krieg mit Preußen schwer erschttert hatte, und dem nach Selbstndigkeit strebenden Ungarn ein Ausgleich" zustande gekommen war (S. 410), fhrt das Reich den Namen sterreichisch- Ungarische Monarchie". Da auch die anderen Volksstmme des Reiches, besonders die Tschechen, nationale Selbstndigkeit fordern, vermag sterreich-Ungarn innerlich nicht zur Ruhe zu kommen. Nach dem rnsfisch-trkischen Kriege nahm sterreich-Ungarn Bosnien und die Herzegowina in Verwaltung (1878), doch forderte die Besetzung des Landes schwere Opfer. Im Jahre 1879 schlo sterreich-Ungarn mit dem Deutschen Reiche ein Schutz- und Trutzbndnis, dem 1883 Italien beitrat (Dreibund). Seit dem Tode des Kronprinzen Rudolf (1889) ist Franz Ferdinand, der Neffe des Kaisers, der mutmaliche Thronfolger. Die Gemahlin Franz Josephs I., die Kaiserin Elisabeth, wurde im Jahre 1898 von einem italienischen Anarchisten in Genf ermordet. 6. Rußland und die orientalische Frage. a. Kukan. Der Zar Alexander Ii., 18551881, hotte sich nach Beendigung des Krimkrieges bemht, wieder freundschaftliche Beziehungen mit den brigen Mchten herbeizufhren, um im 28*

4. Geschichte des teutschen Volkes - S. 437

1837 - Oldenburg : Schulze
Der türkische und nordische Krieg. 437 entwickelte sich statt des ein neuer Krieg mit den Türken. Diese kündigten den Venetianern den Krieg an (I. 1714) und der Kaiser durfte nach den Umstanden nicht unterlassen, ihnen be- waffnet entgegenzutreten. Sofort war Ungarn von den Feinden bedroht. Eugen zog gegen sie zu Felde; ihn unterstützten haupt- sächlich Stahremberg und Alexander von Würteinberg bei Pe- terwardcin, wo sie einen großen Sieg erfochten (I. 1715aug). Auch in der Folge wich das Glück von den kaiserlichen Waffen nicht. Noch einmal wurde bei Peterwardein blurig gestritten (I. 1717) und darauf der Paffarowitzer Friede geschlossen (I. 1718), womit der Banat, Servicn und Thcile von der Wal- lachei, wie von Bosnien und Kroatien an das Haus Lestreich kamen. Fast um die nämliche Zeit wurde der große nordische Krieg beendigt. Er hatte Teutschland weder allgemein beschäftigt noch betheiligt, doch aber das Reichsinteresse vielfach berührt. Wah- rend Karl 12. von Polen aus nach Rußland gezogen war und sich dort abentheuerlich herum trieb, brachte der Kaiser das so genannte Haager Koncert zu Stande, wonach Schweden und Dänemark sich zur Neutralität verpflichteten (I. 1710). Aber Karl 12., bereits von den Russen geschlagen und zu den Türken geflohen, vereitelte von dorther die friedlichen Aussichten, indem er das Koncert verwarf. Deshalb fielen Dänen und Polen in Verbindung mit russischen Truppen in die schwedisch, teutschen Besitzungen ein (1.1711), und Folge davon war ein zweijähriges Kriegsgetümmel, wobei sich der schwedische General Stenbock am Ende mit 11,000 Streitern gefangen geben mußte (I. 1713). Im folgenden Jahre kehrte Karl 12. selbst zurück und drohete mit neuen Rüstungen. Dänemark, Preußen und Kursachsen trafen schleunige Gegenvorkehrungen und bald war auch Stralsund in ihren Händen. Karl selbst entkam nur mit Lebensgefahr nach Schonen. Seine ferneren Unternehmungen betrafen Teutschland nur wenig, bis nach seinem frühzeitigen Tode (I. 1718) der Stockholmer Friede geschlossen wurde, wo- nach Hannover die ihm verpfändeten Fürstenthümer Bremen und Verden für 1 Million Thaler, Preußen Stettin, Vorpom- mern nebst den Inseln Wollin und Usedom für 2 Millionen Thaler erhielten (I. 1720). Danach kam auch der Friede mit den übrigen nichtteutschen Partheicn zu Stande. Schweden hat in diesem Kriege fast alle seit dem westfälischen und Oliva'- schen Frieden besessenen Nebengebiete verloren und außerdem die schönste Blüthe des Hauptlandes eingebüßt, so daß es sich seitdem nur kümmerlich wieder erholte. So unglückliche Folgen hatte Karls 12. muthwillige Kampflust. r "7 .

5. Geschichte des teutschen Volkes - S. 443

1837 - Oldenburg : Schulze
Maria Theresia. Friedrich 2. 443 und kluge Benutzung der Umstande mit guten Kräften bereis ckert. Friedrich 2., sein Sohn, erbte einen ansehnlichen Staats- schatz und erhöheten Nationalwohlstand mit einer kernhaften Soldatenmacht. Und seine Persönlichkeit hatte alle Eigenschaf- ten, die dargebotenen Vortheile noch unendlich zu steigern. Reich an Talenten, in der Wissenschaft wie in der Staats- und Kriegskunst wohl unterrichtet, grosser Plane Meister, rasch im Entschlüsse und durch kühnes Wagen von Natur zum Hel- den geschaffen, kurz: ein vollendeter großartiger Charakter trat er auf den Schauplatz der Geschichte, und, wie gesagt, zunächst gegen Oestreich. Das jülich-bcrgische Erbe nach dem Erlöschen des Pfalz - neuburgischen Mannsstammes (I. 1740) billigeren Ansprüchen überlassend, richtete er seine ganze Berechnung auf Schlesien, das schon seine Vorfahren wiederholt in Anspruch genommen hatten. Kaum war Karl zwei Monate verschieden, als Friedrich ohne alle Kriegserklärung mit Heercsmacht in dieses eindrang (Dec.) und dann erst in Wien sein Bündniff, seinen Schutz und seine Stimme für die bevorstehende Kaiser- wahl nebst 2 Millionen Darlehen für die Abtretung Schlesiens anbot. Maria Theresia, den im Süden und Westen sich auf- thürmenden Gefahren gegenüber, die Wichtigkeit der Freundschaft Friedrichs wohl erkennend, aber nicht im Stande, ihren Un- willen über die treulose That zu überbieten, wie den Gedanken, von einer bis dahin untergeordneten Macht abzuhangen, nicht ertragend, verwarf den Antrag und schickte dem Könige einen Heerhausen entgegen. Friedrich hatte Schlesien bereits in sei- ner Gewalt und ein — obwohl blutig erkaufter — Sieg, den er bei Molwitz über die Oestreicher davontrug (1.1741 Marz), verbürgte ihm so ziemlich die Sicherheit des Raubes. Einen zweiten Versuch konnte Oestreich für den Augenblick nicht ma- cken, da es nur froh seyn mußte, gegen andere Befürchtungen die Hoffnung zu beleben. Was bisher von feindseligen Triebfedern gegen Maria Theresia im Werke war, entschied sich j-etzt um so gewisser an dem Unglücke, dem Ocstrcichs Macht in Schlesien erlag. Gleich nach Karls 6. Tode hatte zunächst der Kurfürst Karl Albrccht von Baiern, durch seine Mutter Anna, Karls 6. Schwester und Ferdinands 1. Tochter, der einzige männliche Nachkomme des habsburgischen Stammes, den gesammten Landcrnachlast dieses Hauses in Anspruch genommen; und wie er selbst bei den übrigen Mächten um Unterstützung warb, so schoben ihn diese vor, um ihre eignen Zwecke bei der Gelegenheit ins Werk zu setzen. So Frankreich, das immer zu Oestrcichs Erniedri- gung bereite; so auch Spanien, welches ebenfalls scheinbare Rechte zu neuem Erwerbe in Italien hervorsuchte. Vorerst schloffen Frankreich und Baiern zu Nymphenburg eine Allianz

6. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 260

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
260 24. Die Parteikämpfe in Spanien. wurde bei seinem triumphirenden Einzuge in Madrid mit fürstlichen Ehren empfangen, und er, der bis jetzt zu den Moderados gezählt, trat auf die Seite der Progressisten. Er legte der Königin (die sich nach Valencia begeben hatte, wo der, ihr ergebene, moderirt gesinnte General O'donnel befehligte) sein Programm vor, welches die Auf- lösung der Cortes und die Zurücknahme des Ajuntamiento-Gesetzes enthielt. Marie Christine verschmähte es jedoch, den Kelch der De- müthigung bis zur Hefe zu leeren, sie beschloß, einer Macht zu ent- sagen, deren Schein ihr nur noch geblieben war und die ihr außer- dem durch die Abneigung des Volkes gegen sie und die scandalösen Gerüchte, welche über ihr Privatleben verbreitet v5aren, verleidet wurde. Die Regentin war nämlich sehr kurze Zeit nach dem Tode Ferdinand's Vii. eine heimliche Ehe mit einem schönen Leibgardisten, Namens Munoz, eingegangen, den ihre Gunst aus den unteren Reihen der Gesellschaft emporhob. Diese Verbindung wurde von der Bosheit feindlicher Parteien rücksichtslos ausgebeutet. So mußte ihr der Sieg der Revolution eine düstere Zukunft prophezeihen, falls sie es wagte, sich den Händen der ihr aufgedrängten Räthe und einer stürmisch aufgeregten Nation anzuvertrauen. Sie legte demnach am 12. October die Regentschaft nieder, beauftragte das Ministerium bis zur definitiven Entscheidung der Cortes mit deren provisorischen Füh- rung und schiffte sich mit Munoz und ihren Kindern zweiter Ehe nach Frankreich ein, ihre beiden königlichen Töchter der Obhut der Männer, vor deren Sieg sie zurückgetreten war, überlassend. Die Progressisten in Madrid bildeten ein Ministerium der provi- sorischen Regentschaft bis zur Wahl neuer Cortes. Erst im März 1841 traten die Cortes zusammen, und beide Häuser wählten in ge- meinschaftlicher Abstimmung Espartero zum Regenten Spa- niens und zum Vormund der jungen Königin und ihrer Schwester, der Infantin Luisa Fernanda. Seine Lage aber war eine höchst schwierige: die siegreiche progressistische Partei spaltete sich allmählich in eine jung-progkessistische, welche sich in den Kämpfen seit dem Tode Ferdinand's Vii. gebildet hatte, und die der Altliberalen von 1812, zu denen sich der Regent hinneigte; zu seinem Unglücke konnte er keinen fähigen Finanz-Minister finden, der dem Lande aus dem Zustande des tatsächlichen Bankerotts heraushalf (wozu selbst der Verkauf der sauf 2 Milliarden Realen geschätzten) geistlichen Güter nicht hingereicht hatte) und den Staatscredit herzustellen verstand. Er reducirte zwar das im Bürgerkriege auf 250,000 Mann ange- wachsene Heer allmählich um die Hälfte, glaubte aber den feindlichen Parteien gegenüber seine Macht nicht zu sehr schwächen zu dürfen, und da er bei dem noch immer großen Bestände der Truppen für deren Sold und Bedürfnisse nicht in ausreichender Weise sorgen konnte, so hatte er an der unzufriedenen Armee ein unzuverlässiges und sogar gefährliches Werkzeug. Aehnliche Rücksichten hinderten ihn an einer energischen Reform des Steuersystems. Jede neue Auf-

7. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 63

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
7. Die Revolutionen in den romanischen Staaten Süd-Europa's. 63 Herzogs von Angoulöme, der sofort nach Paris zurückkehrte, und des Königs Ludwig Xviii. blieben unbeachtet, denn der Einfluß Frank- reichs war bereits durch Rußland ausgestochen, seit der Ankunft des Grafen Pozzo di Borgo als außerordentlichen russischen Gesandten. Wo der König in seinen Zugeständnissen an die Fanatiker nicht weit genug zu gehen schien, obgleich er sich zuletzt (1825) gegen jede Be- schränkung seiner Souverainetät durch „Kammern oder ähnliche Ein- richtungen" erklärte, da fanden die blutigsten und schroffsten Mei- nungen eine Stütze an seinem Bruder, dem Thronerben Don Carlos, den die Apostolischen schon jetzt auf den Thron zu erheben gedachten, und der Köiüg ließ diesen Anschlägen lange ihren Lauf, um sich mit ihren Wühlereien der Zumuthungcn Frankreichs, ein gemäßigtes System zu befolgen, erwehren zu können. Militärisch Sieger, sah Frankreich politisch seine vollständige Niederlage, denn alle Versuche (des Herrn von Chateaubriand), der Wiederkehr jener Zustände vor- zubauen, welche die Revolution in Spanien hervorgerufen hatten, blie- den vergebens. Und als der König von Spanien mit Frankreichs Hülfe auf seinem absoluten Throne fester saß als zuvor, hob er (29. März 1830) zum Dank das salische Gesetz auf, welches die weibliche Thronfolge ausschließt, und vernichtete so die Rechte, welche dieses Hausgesetz dem französischen Zweige der bourbonischen Familie auf die Nachfolge in Spanien gab. Die Legitimität in Frankreich ließ sich durch ihre Erfolge in Spanien bienben; sie glaubte, „in Spanien Frankreich erobert zu haben", und nachdem sie dort die Verfassung vernichtet habe» auch zu Hause die Charte beseitigen zu können — und sie fiel durch die Juli-Revolution. o. Die portugiesisch-brasilianische Revolution 1820—1821. Als gegen Ende des Jahres 1807 ein französisches Heer unter Junot in Portugal einrückte, weil die Regierung sich weigerte, ihrem alten Bundesgenossen, England, die portugiesischen Häfen zu verschlie- ßen (s. Bd. Iii, S. 728), entschloß sich der Prinz-Regent (der nach- herige König Johann Vi.), nach peinlichem Schwanken, beit Sitz des Königthums nach Brasilien zu übertragen — ein Schritt, eben so bedeutungsvoll für die Zukunft Brasiliens, als unheilvoll für das Mutterland. Denn von dem Augenblicke der Uebersiedlung an wandte sich die Sorgfalt der Regierung in dem Maße von Portugal ab, wie sie sich der neuen Heimat Brasilien zuwandte, während Eng- land das preisgegebene Mutterland für seine kriegerischen und com- merciellen Zwecke ausbeutete (im Jahre 1811 stellte das kleine Por- tugal 335,000 Mann an Soldaten, Milizen und Landsturm). Schon im Januar 1808 öffnete ein königlicher Beschluß von Bahia aus die bisher allem fremden Handel verschlossenen Häfen Brasiliens, auf Betreiben der Schutzmacht, allen befreundeten Nationen, wodurch Portugal nicht nur die Zölle (1 Mill. Pfund) verlor, sondern auch

8. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 76

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
76 8. Aufstand und Wiedergeburt Griechenlands. 1822) ergab und sogleich enthauptet wurde, seine Bundesgenossen, die Sulioten, aber ihre Heimat aufs hartnäckigste vertheidigten und erst nach Erschöpfung aller Vorräthe (2. September 1822) nach Korfu und von da heimlich und vereinzelt nach Mesolongi übersie- delten, um an den ferneren Kämpfen für das gemeinschaftliche grie- chische Vaterland Theil zu nehmen, — brach auf dem Festlande des eigentlichen Griechenlands der Kampf zunächst im Süden, auf der Halbinsel Morea, aus. Am 22. März drangen Mavromichülis, Th. Kolokotronis, Nikitas, Anagnostarüs u. A. mit bewaffneten und unbewaffneten Haufen in Kalamäta ein, und am 23. ergaben sich die Türken. Mit den türkischen Waffen ward ein Theil der unbe- waffneten Schaaren bewehrt und am 24. die Eröffnung des Frei- heitskampfes durch ein feierliches Hochamt am Ufer des Flusses ge- weiht. Wie ein elektrischer Schlag verbreitete sich die Nachricht von dem in Kalamata eröffneten Kampfe durch alle Theile Morea's; von allen Seiten flohen die Osmanen Tripolitza, der Hauptstadt Morea's, und den übrigen festen Plätzen zu; überall rüsteten griechi- sche Krieger sich zu deren Belagerung; zu Anfang April waren fast alle Festen Morea's eingeschloffen. Th. Kolokotronis tritt immer entschiedener an die Spitze der Unternehmungen. Ans altberühmtem Klephtengeschlecht hatte er schon früh den Befehl über eine zahlreiche und verwegene Bande geführt; nachher genöthigt, Morea zu verlassen, auf den jonischen Inseln in den verschiedenen Griechen-Corps, zuletzt unter General Church gedient. Sein kräftiger Wille, sein rascher Entschluß, sein Vertrauen zu sich und seinem Stern, seine gebietende Persönlichkeit befestigten das Vertrauen, welches bereits sein Name eingeflößt hatte; sein alter Freund Anagnostarls, sein tapferer Neffe Nikitas und die wenigen Anderen, die gleich ihm auf den jonischen Inseln den re- gelmäßigen Kriegsdienst gelernt hatten, ordneten sich ihm willig unter. Als die durch einige Erfolge ermuthigten Griechen sich Tripo- litza näherten, ließen die Osmanen durch gefangene Bischöfe und Primaten ihnen Amnestie anbieten, und als der Vorschlag mit Hohn erwidert ward, verlangten die Belagerten freien Abzug für sich und ihre Habe, Lebensmittel und Schiffe. Petrobei Mavromichülis, Th. Kolokotronis u. e. A. sollen für die Bewilligung der Capitulation die ungeheure Summe von 20 Millionen römischer Thaler verlangt haben, eine Summe, von der die Türken in baarem Gelde kaum den hundertsten Theil herbeizuschaffen im Stande gewesen wären. So ward erfolglos vom 7. bis 21. September unterhandelt. Eine kleine Abtheilung griechischer Krieger hatte die Unachtsamkeit der türkischen Wachen benutzt und beim Thore von Nauplia die Mauer kühn erstiegen. Hunderte von Griechen drangen in das gesprengte Thor ein und bemächtigten sich der nahegelegenen Gassen. Am Abend waren die Türken fast aus allen Häusern, in denen sie sich

9. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 272

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
272 25. Maria Ii. da Gloria in Portugal. Befehlshaberstelle, und die Königin sah sich dieserhalb schon im Mai veranlaßt, zur Auflösung der Kammern zu schreiten. Augenblicklich befand sich nun das Land wieder in voller Gäh- rung. Am 10. September 1836 — daher der Name Septembristen — brach zu Lissabon eine Revolution aus, in welcher die Demokra- ten den Ruf: „Die Constitution von 1822!" erhoben. Die aufge- botenen Truppen gingen zu den Aufständischen über, und die junge Monarchin sah sich gezwungen, ihr Ministerium zu entlassen und die demokratische Constitution von 1822 anzunehmen. Ein zweimaliger, von den Anhängern der Königin gewagter Versuch zur Contre-Revo- lution und Herstellung der Carta mißlang. Die Septembristen blie- den beidemal Sieger. Schon im Januar 1837 waren die Cortes einberufen worden, um an einer Vervollständigung der Constitution von 1822 zu arbei- ten, und am 4. April 1838 wurde dieselbe von Maria da Gloria sanctionirt. Die neue Verfassung war eine Art von Vergleich zwi- schen der Constitution von 1822 und der Carta Dom Pedro's, und ihr Hauptunterschied gegen die erstere bestand, neben der Verleihung des Veto und des Rechtes der Kammerauflösung an den Monarchen, in der Wiederherstellung zweier Kammern. Von der Carta aber unterschied sie sich hauptsächlich dadurch, daß jetzt an die Stelle der indirecten die birecte Wahl, und an die Stelle der erblichen Pairs- kammer eine wählbare erste Kammer trat. Aber auch mit der An- nahme dieser neuen Verfassung kam es nicht zu Herstellung inneren Friedens. Die geheimen Clubs, deren Mitglieder zahlreicher waren, als die Staatsämter, deren Besetzung sie ambitionirten, veranlaßten schon bei Gelegenheit des Frohnleichnams-Festes 1838 eine neue Re- volte, in Folge deren die Nationalgarde aufgelöst werden mußte. Auch die Erhebung Remechido's für Dom Miguel am 2. August dieses Jahres, die miguelistischen Umtriebe überhaupt, endlich die Wühlereien jener Partei, welche auf die Verschmelzung Portugals und Spaniens zu einer iberischen Republik hinarbeitete, ließen das Land nicht ruhig werden. Und zu diesen Verhältnissen kam noch ein trostloser Zustand der Finanzen, dem das Ministerium nicht auf- zuhelfen vermochte, obgleich man, um die Zinsen der schwebenden Schuld wenigstens im Jnlande zu zahlen, Ende 1837 für etwa 200 Contos Nationalgüter verkauft hatte. Im Jahre 1839 forderte Großbritannien plötzlich in einer sehr absoluten Weise die strengere Einhaltung der über den Sclavenhan- del bestehenden Verträge und drang, als die gegenseitige Feindselig- keit zunahm, auf Zahlung der Kosten für die 1827 nach Portugal geschickte Hülss-Division. Der Königin blieb, um den Ausbruch eines Krieges mit England zu vermeiden, nichts übrig, als das Mini- sterium zu wechseln und zuletzt auch noch die Kammern aufzulösen. Nun wurde das Mißverständniß mit Großbritannien zwar friedlich gelöst, aber das Parteiwesen im Innern entflammte zu neuer Gäh-

10. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 123

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
25. Verfall Spaniens unter Philipp Iii. und Philipp Iv. 123 geschränkt, der Adel schon durch seine Verarmung auf den Dienst der Krone angewiesen. Die Kirche erhielt ganz außerordentliche Dotationen und eine Unzahl geistlicher Anstalten. Dieses Anhäufen des Grundbesitzes in todter Hand machte das Aufkommen eines wohlhabenden Bauernstandes unmöglich. Das durch Handel und Gewerbe bis dahin blühende Spanien ward vom Auslande abgesperrt, der Weltverkehr zog sich von ihm zurück, wie von einer ungastlichen Insel, einheimische Erzeugnisse wurden im Auslande verarbeitet, weil daheim die arbeitenden Hände und der Unternehmungsgeist fehlte, die Märkte und Häfen verödeten, die Verarmung und die Entvölkerung nahm in erschreckendem Maße zu. Bei seinem Tode hinterließ er dem Lande eine Schuldenlast von 100 Millionen Ducaten zu unerschwinglichen Zinsen. Die erste Auflehnung gegen dieses System sollte nicht aus Spanien, sondern aus einem der Nebenländer kommen, aus den blühenden Niederlanden, welche vom spanischenkönige wie vom römischen Papste abfielen. (Siehe Nr. 28.) Zu Hause ließ er die Moriscos (getaufte Mauren), wie in der Ferne bei Lepanto durch seinen Bruder Don Juan d'austria die Türken als Feinde des christlichen Glaubens bekämpfen. In Deutschland unterstützte er die Gegenreformation und zur Eroberung Englands, als des Bollwerkes des Protestantismus, sandte er die stolze Armada aus. (Siehe Nr. 34.) Zu seinem ältern Sohne, Don Carlos, stand Philipp in einem so unglücklichen Verhältnisse, daß er von ihm Alles befürchten oder ihn ohne Mitleid umkommen lassen mußte. Die völlige Unfähigkeit seines jüngern Sohnes Philipp (Iii.) blieb ihm nicht verborgen und entlockte dem lebensmüden Greise die Klage: zu der Gnade, ihm ein großes Reich zu geben, habe Gott die andere, ihm einen Nachfolger zu schenken, der dasselbe ferner zu regieren vermöchte, nicht hinzufügen wollen. 25. Verfall Spaniens unter Philipp Iii. und Philipp Iv. (Nach Friedr. von Raumer, Geschichte Europa's, bearbeitet vom Herausgeber.) Der schon unter Philipp Ii. begonnene Verfall Spaniens machte unter Philipp Iii. (1598—1621) reißende Fortschritte. Statt bei der überkommenen ungeheuren Staatsschuld und der Erschöpfung aller Hülfsquellen die Ausgaben, vorzüglich bei Hofe, einzuschränken und die Zahl der unnützen Aemter zu verringern, nahmen die kostspieligen Reisen und Feste kein Ende, und bei Philipp's Iii. Hochzeit mit Margaretha von Oesterreich ward allein eine Million Ducaten vergeudet. Sein erster Minister Lerma, anfangs verschuldet, erwarb unermeßliche Reichthümer; bei Hofe erhielt fast Niemand Recht, der nicht ihm und seinen Unterhelfern zahlte, und der König war nicht im Stande, die unvernünftigsten Forderungen abzuschlagen. Anstatt
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TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
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