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Iii. Preußen bis zum Tode Friedrich Wilhelms Iii.
vollständige Trennung von Staat und Kirche durchführte, suchte er alle Parteien zu befriedigen. Die ersten Jahre seiner Regierung sind noch angefüllt mit Streitigkeiten gegen Holland, in denen es sich hauptsächlich um den Anteil handelte, den Belgien bei der Tilgung der Staatsschuld des früher vereinigten Königreichs zahlen sollte. Eine Einigung kam erst 1839 zustande, als Belgien eine jährliche Zahlung von 5 Million Gulden bis zur Tilgung der Schuld zu übernehmen versprach.
Unter Leopolds Regierung erreichte das Land eine große Blüte. Die Einführung des französischen Münzfußes erleichterte den Handelsverkehr mit Frankreich. Bergbau, Ackerbau, Industrie, Handel und Schiffahrt nahmen einen großen Aufschwung. Das Land erhielt das dichteste Eisenbahnnetz von allen Ländern der Erde. Von Vorteil war dem Lande der Anschluß an den Deutschen Zollverein. Leopold I. genoß auch im Auslande großes Ansehen.
Die Niederlande. Wilhelm I. regierte seit 1831 in den Niederlanden allein in patriarchalischer Weise. Dem Verlangen des Volkes nach einer mehr freiheitlichen Verfassung stand er unfreundlich gegenüber. Als die Kammer 1840 seine Zivilliste herabsetzte, dankte er ab und zog sich nach Berlin zurück, wo er 1843 starb. Sein Sohn Wilhelm Ii. regierte von 1840—1849.
Italien. In dem Königreich Neapel, auf Sizilien und Sardinien hatte eine Volkspartei dem König eine freiheitliche Verfassung abgerungen. Der österreichische Staatskanzler Fürst Metternich fürchtete, daß die Bewegung auf die österreichischen Besitzungen in Oberitalien, die Lombardei und Venezien, übergreifen würde. Daher stellte ein österreichisches Heer die alten Zustände in Unteritalien und den beiden Inseln wieder her. Die österreichische Regierung in Oberitalien wurde dadurch nicht beliebter.
Spanien und Portugal. Die freiheitliche Bewegung in Unteritalien war von Spanien ausgegangen. Dort hatten aufständische Truppen dem König eine Verfassung abgetrotzt. Mit Hilfe eines französischen Heeres wurden die Aufständischen zur Ruhe gebracht und die absolute Monarchie wiederhergestellt. Der König führte statt des bestehenden Thronfolgegesetzes das alte kastilische wieder ein. Nach diesem war weibliche Thronfolge zulässig. Als nun der König starb und nur eine Tochter Jsabella hinterließ, machte sein Bruder Don Carlos Ansprüche auf den Thron auf Grund des frühern Gesetzes. Das führte zu langwierigen Bürgerkriegen, die unter dem Namen Karlistenkriege bekannt sind. ^
Auch der reiche Kolonialbesitz in Amerika ging verloren. Da die Regierung dort fast nur Spanier als Beamte anstellte und diese das Volk zu ihrer eignen Bereicherung bedrückten, erhoben sich allenthalben
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Extrahierte Ortsnamen: Holland Belgien Leopolds Frankreich Niederlande Niederlanden Berlin Italien Königreich_Neapel Sizilien Sardinien Oberitalien Unteritalien Oberitalien Spanien Portugal Unteritalien Spanien Amerika
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3. In die hchsten Kreise fhrte ihn eine zweite Vermhlung: mit der Grfin Jsabella von Harrach, der Tochter eines bei Ferdinand sehr ein-flureichen Rates. Es war eine glckliche Ehe. Wallenstein war ein zrt-Itcher Gatte, und Jsabella erwiderte seine Neigung; eine Tochter verband die Gatten noch inniger.
4. Die Zeit, in der Wallenstein lebte, war ganz dazu angethan, einen hochstrebenden thatkrftigen Kriegsmann emporzutragen.
Es tobte seit 1618 der Krieg, welcher 30 Jahre lang die Fluren Deutschlands verheeren und unsgliche Leiden der unser Vaterland bringen sollte. Da wurden tchtige Offiziere begehrt, zumal wenn sie es verstan-den, Soldaten um sich zu versammeln und an sich zu fesseln. Das war bei Wallenstein der Fall. Er verhalf dem Erzherzog Ferdinand wesentlich dazu, König von Bhmen und Kaiser von Deutschland zu werden.
5. Die Bhmen hatten sich der Herrschaft Ferdinands aus Furcht, da er sie katholisch machen mchte, entzogen und zu ihrem Könige das Haupt der Reformierten, den Kurfrsten Friedrich V. von der Pfalz, gewhlt. So brach der groe Krieg aus, der nicht nur Bhmen und sterreich, sondern ganz Deutschland, ja die meisten Lnder Europas in seinen Kreis hineinzog. Ferdinand hatte kein Heer und auch kein Geld, ein solches anzuwerben. Zwar half ihm sein Jugendfreund, der Herzog Maximilian von Bayern, aber doch nur aus Eigennutz und um hohen Lohn. Deshalb war es dem Kaiser hocherwnscht, als Wallenstein ihm anbot, ein Heer von 20000 Mann auf eigene Kosten anzuwerben und zu unterhalten. Allerdings verlangte er dafr ein erledigtes Frstentum. Da er der so viel Geld verfgte, um ein ganzes Heer besolden zu knnen, hngt mit der Geschicklichkeit zusammen, die er bei der Vermehrung seines Vermgens bewies. Ferdinand Ii. hatte nmlich nach der Besiegung Friedrichs V. (er bekam den Spottnamen der Winterknig", weil et nur einen Winter hindurch die Krone getragen hatte) die zahlreichen An-Hnger desselben in Bhmen gechtet und ihrer Gter beraubt. Da er-warb nun Wallenstein zu sehr billigem Preise so viel Land, da er zum Herzog von Friedland" ernannt wurde. Damit nicht zufrieden, strebte er sogar danach, unter die Reichsfrsten aufgenommen zu werden, und nachdem er glcklich fr den Kaiser gekmpft hatte, wurde er wirklich mit dem Herzogtum Mecklenburg belehnt.
Sein weitschauender Geist entwarf nun den Plan, auf der Ostsee eine Flotte zu schaffen und mit dieser den Norden Europas zu beherrschen.
6. Aber ehe er diese gewaltige Aufgabe auch nur in ihren ersten An-
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschland Deutschland Europas Friedrichs Europas
184 Die deutsche Reformation bis zum Nrnberger Religionsfrieden. 99. 100.
trat, Franz I. auch das bergewicht in Italien wieder. Endlich entschied der Sieg von Pavia (1525) fr die kaiserlichen Waffen. Franz geriet in Gefangenschaft und mute, um seine Freiheit wiederzuerlangen, in den Frieden von Madrid willigen (1526). Er war aber nicht gesonnen, die schweren Bedingungen zu erfllen, unter denen er den Frieden ge-schlssen und beschworen hatte. Der Papst entband ihn des geleisteten Eides und schlo mit ihm die Heilige Liga zu Coguac; ihr trat auch England bei. In dem Kriege, der alsbald wieder ausbrach, erstrmten die kaiserlichen Truppen unter dem Connetable von Bourbou Rom; hierbei fiel Bourbou, der Papst aber wurde eine Zeitlang in der Engels-brg belagert. Im Damenfrieden zu Cambrai, der durch die Bemhungen zweier Frstinnen aus Karls und Franzens Familie zustande kam (1529), verzichtete jener auf Burgund, während der franzsische König seinen Ansprchen auf Italien entsagte. Im folgenden Jahre wurde Karl zu Bologna vom Papste zum Kaiser gekrnt*); mit ihm zur Ausrottung der Ketzer eng verbndet, kehrte er nach Deutschland zurck.
Die Trken- Gerade als Karl seinen ersten groen Erfolg errungen hatte, nderten ftiege' sich die Verhltnisse in Osteuropa in einer fr das Haus Habsburg bedrohlichen Weise. Snleiman Ii., der Prchtige, schlug das ungarische Heer bei Moh acs an der Donau (1526) und rckte damit Wien nher. Da König Ludwig (vgl. 97 am Ende) in der Schlacht gefallen war, kamen die Kronen seiner beiden Lnder Bhmen und Ungarn an seinen Schwager Ferdinand, Karls jngeren Bruder, doch fiel ihm von Ungarn zunchst nur ein schmaler Streifen im Westen zu. Immerhin wurde damit der Grund zur heutigen sterreichisch-Ungarifchen Monarchie gelegt. Im Jahre 1529 belagerte Snleiman Wien. Die Stadt wurde tapfer verteidigt und hielt sich/bis ein deutsches Heer, das ohne Rcksicht auf kirchliche und politische Mihelligkeiten ins Feld gestellt worden war, durch sein Heran-nahen den Feind zum Abzug ntigte.
Die Trken Wie auf dem Landwege (durch Ungarn), drangen die Trken zugleich im Mittel- auf dem Mittellndischen Meere westwrts vor, wo lange die Johanniter-meer- rter auf Rhodus, die Venezianer und die Genuesen die Vorkmpfer der Christen gewesen waren. Einige Jahre, nachdem Suleiman Rhodus erobert hatte (1522), berlie Karl V. dem Orden die Insel Malta (Malteser!.
100. Die Schweizer Reformation. Neben Wittenberg wurde die Schweiz ein Mittelpunkt der Reformation, in den zwanziger Jahren des 16. Jahrhunderts die deutsche Schweiz mit Zrich, in den vierziger Jahren die franzsische mit Genf.
Zwingii Der Reformator der deutschen Schweiz ist Ulrich Zwingli, ge-(1484-1531). 6orm (1484) zu Wildhaus in Toggenburg, zuletzt Leutpriester (d. h. mit dem eigentlichen Pfarramte betraut) in Zrich. Auch er begann mit
*) Letzte Kaiserkrnung in Italien.
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Pavia Madrid England Bourbou_Rom Cambrai Karls Burgund Italien Bologna Deutschland Osteuropa Haus_Habsburg Donau Wien Ungarn Karls Ungarn Wien Ungarn Johanniter-meer- Malta Wittenberg Genf Wildhaus Toggenburg Zrich Italien
96.
Die Verfassung des Preuischen Staates.
155
schliet den Landtag; er kann das Abgeordnetenhaus auflsen, doch mssen innerhalb 60 Tagen Neuwahlen und innerhalb 90 Tagen die Wiedererffnung des Hauses stattfinden*). Die Vertagung darf ohne Znstim-mnng des Landtages die Zeit von 30 Tagen nicht berschreiten. Die Krone ist erblich in dem Mannesstamme des Kniglichen Hauses der Hohenzollern nach dem Rechte der Erstgeburt. (Nach dem in ganz Deutschland geltenden Salischen Recht sind auch in Preußen Frauen nicht zur Thronfolge berechtigt; berhaupt ist die weibliche Linie ausgeschlossen.
Hat also der König nur Tchter, so folgt ihm sein ltester Bruder oder,
wenn keine Brder vorhanden sind, der nchste mnnliche Verwandte. Mit dem Tode des Knigs ist sein Nachfolger ohne weiteres König. Das srstliche Hans Hohenzollern ist in Preußen nicht zur Thronfolge berechtigt.)
Ist der König minderjhrig oder sonst dauernd verhindert, selbst zu Regentschaft regieren, so bernimmt der der Krone zunchst stehende volljhrige Agnat (Verwandte aus der mnnlichen Linie) die Regentschaft. Er hat sofort den Landtag zu berusen, der in vereinigter Sitzung der die Notwendig-feit der Regentschaft beschliet. Bei vorbergehender Verhinderung ent-scheidet das freie Ermessen des Knigs der seine Vertretung. Wenn kein volljhriger Agnat vorhanden und nicht bereits gesetzliche Frsorge fr diesen Fall getroffen ist, fo beruft das Staatsministerium den Landtag,
der in vereinigter Sitzung einen Regenten erwhlt, und fhrt die Regie-ruug bis zum Antritt der Regentschaft. Der Regent bt die dem Könige zustehende Gewalt in deffen Namen aus. Er schwrt vor dem Landtage denselben Eid, den der König nach seinem Regierungsantritt leistet. Bis zur Eidesleistung bleibt das Staatsministerium fr alle Regierungshandlungen verantwortlich.
Zur Bestreitung seiner Hoshaltung ist dem Könige ein bestimmtes Zivimste. Einkommen, die Zivilliste", von Staats wegen sichergestellt**).
Besondere Vorrechte der Mitglieder des Kniglichen Hauses sind Frei- Das Knig-heit von Steuern (auer Verbrauchssteuern), Stempelgebhren, Porto und Il*e aus' Einquartierungslast, sowie ein bevorzugter Gerichtsstand, besonderer straf-rechtlicher Schutz***) und fr die grojhrigen Prinzen Anspruch aus einen Sitz im Herrenhause.
*) Um die Bedeutung dieser Bestimmung zu verstehen, denke man an König Karl I. von England, der das Parlament auflste und elf Jahre lang nicht wieder berief. (Vgl. 3.)
**) Sie betrgt gegenwrtig 17 719296 Mark; dazu kommt ein Zuschu von 1 500000 Mark fr die Unterhaltung der kniglichen Theater. Auerdem beziehen der König und seine Familie Einknfte aus dem von Friedrich Wilhelm I. begrndeten Fideikommi (unveruerlichen Besitz) seines Hauses, dem von Friedrich Wilhelm Iii. gestifteten Prinzlichen Familienkommi und dem von demselben Könige ersparten Krn-tresor von 5 Millionen Talern. Die Verwaltung der kniglichen Einknfte untersteht dem Minister des Kniglichen Hauses.
***) Strafgesetzbuch 394397. Dieselben Vorrechte wie die Mitglieder des Kniglichen Hauses haben die Standesherren, d. h. die ehemals reichsunmittelbaren Fürsten und Grafen, doch ist die Befreiung von der Staatseinkommensteuer gegen Ent-schdigung aufgehoben.
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Extrahierte Personennamen: Hans_Hohenzollern Karl_I._von_England Karl_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm
Karl der Groe.
9
Das Gottesurteil. Ein eigentmliches Beweisverfahren des Mittel-alters bildeten die Gottesurteile. Hierhin gehren der Zweikampf, die Kreuzprobe, die Wasser- und Feuerprobe u. a.
Klger und Angeklagte maen ihre Krfte im Zweikampf; der Be-siegte galt als schuldig. Vor einem Kreuze streckten beide die Arme aus; wer sie zuerst sinken lie, galt als schuldig. Bei der Wasserprobe mute der Angeklagte seinen Arm in siedendes Wasser stecken oder einen Stein herausholen; zog er die Arme unverletzt aus dem heien Wasser, so galt er als unschuldig. Bei der Feuerprobe hielt der Beklagte ein glhendes Eisen oder schritt der glhende Pflugscharen. Bis in das 16. Jahr-hundert haben sich diese und hnliche Gottesurteile erhalten.
Zu den Gottesurteilen gehrt auch das Bahrrecht. Der des Mordes Verdchtige mute an die Bahre treten und schwren, da er an dem Tode des Erschlagenen unschuldig sei. Vernderte sich während des Vorganges die Wunde, trat Blut aus der Leiche, so galt die Schuld als erwiesen. Das Bahrrecht ist urkundlich bezeugt bis ins 17. Jahr-hundert fr ganz Deutschland. Im Nibelungenliede fhrt Kriemhilde den Mrder ihres Gemahls an dessen Leiche, und Siegfrieds Wunden bluten vor Hagen.
Ariegswesen. Jeder waffenfhige Freie war kriegspflichtig zur Verteidigung der Heimat; zum Zuge in die Ferne jedoch nur, wenn er die Mittel zur eigenen Ausrstung besa. Zur Ausrstung gehrten Lanze, Schild, Bogen, Brustpanzer. Helm sowie Lebensmittel fr drei Monate. Minderbegterte, die allein nicht im stnde waren, sich kriegsmig aus-zursten, vereinigten sich, um den Tauglichsten aus ihrer Mitte auszursten. Den Tauglichsten bezeichnete der Graf. Sold bekamen die Krieger nicht, wohl aber Belohnungen fr besondere Tapferkeit; auch wurde die Kriegsbeute unter sie verteilt. So waren die steten Kriege Karls mglich, ohne da der Staatsschatz wesentlich belastet wurde. Desto grer war die Last fr die Freien.
Landwirtschaft. In allen Teilen des Reiches besa der Kaiser Kammergter. Man versteht darunter groe Bauernhfe mit vielen Morgen Ackerland und Waldung. Auf diesen herrschte eine musterhafte Ordnung in der Verwaltung, weil der Kaiser sich um alles kmmerte. Er berechnete selbst den Ertrag der Gter und Wlder, erkundigte sich sogar nach der Zahl der Eier. der alles forderte er Rechenschaft. Aus-lndisches Gemse und edles Obst lie er anpflanzen. Die Bauern der Umgegend ahmten die Einrichtung der Krongter nach, und so entwickelte sich die Landwirtschaft im ganzen Reiche zu einer eintrglichen Be-schstigung.
Handwerk. Die Kammergter waren nicht nur Schulen der Land-Wirtschaft, sondern auch des Handwerks. Alle Handwerke, die trotz der
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Extrahierte Personennamen: Karl Siegfrieds Hagen Karls
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Nibelungenliede Siegfrieds Hagen Karls
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
— 100 —
bei Prenzlau ergeben. Das Hauptheer der Franzosen ging über Küstrin nach Polen. In dem preußischen Polen erregten die Franzosen einen Aufstand. Noch im Dezember erwehrte sich ein russisches Heer unter Bennigsen bei Pultusk der Franzosen. In der furchtbaren Schlacht bei Pr. Eylau (Februar 1807) griff Napoleon die Preußen und Russen an, letztere schlug er, die Preußen blieben unbesiegt. Des Korsen Versuch, Friedrich Wilhelm von seinem Bündnis mit Rußland abzuziehen, scheiterte. Friedrich Wilhelm verbündete sich nur noch fester mit Schweden und Rußland, mit letzterem im Vertrage zu Bartenstein (April 1807), wonach man den Krieg nicht eher beenden wollte, als bis die Franzosen Deutschland verlassen hätten. Auch England war zu einer Koalition geneigt. So nahm die preußische Sache wieder eine Wendung zum Besseren. An Haugwitz' Stelle war Hardenberg berufen worden; er besonders betrieb das preußisch-russische Bündnis. Doch nach der Niederlage der Russen bei Friedland (im Juni) verriet Kaiser Alexander seinen königlichen Freund. Bei einer Zusammenkunft mit Napoleon auf einem Floße auf dem Niemen ließ er sich von dem Bundesgenossen abziehen, besonders durch die Aussicht auf Landerwerbungen in der Türkei gewonnen. Vergebens suchte die von Napoleon geschmähte Königin Luise durch eine persönliche Zusammenkunft mildere Bedingungen für ihr Land von dem übermütigen Sieger zu erlangen; der Friede von Tilsit (7. bezw. 9. Juli) raubte dem Könige von Preußen die Hälfte seines Landes, das ganze Gebiet westlich der Elbe, das zumeist zum Königreich Westfalen unter der Herrschaft Jeromes, des Bruders Napoleons, geschlagen wurde, ferner die polnischen Erwerbungen von 1793 und 1795, woraus das Großherzogtum Warschau unter der Regierung des Königs von Sachsen gebildet wurde. Außerdem blieben französische Besatzungen in einigen preußischen Festungen; dieselben sollten so lange bleiben und von Preußen erhalten werden, bis die Kriegsentschädigung, deren Höhe vorläufig nicht festgesetzt wurde, gezahlt sein würde. — Im Verlaufe des Krieges waren die Fürsten von Hessen-Kassel und Fulda ihrer Länder verlustig gegangen; Sachsens war zum Königreich erhoben und mit den ernestinischen Gebieten in den Rheinbund ausgenommen worden. —
i) Vgl. Sz. 382 c.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Bartenstein Hardenberg Alexander Alexander Napoleon Napoleon Napoleons
155
sinn und der Bildnngstrieb dieses Geschlechts; doch fehlt ihm die edle Gesinnung des Vaters.
1. Aussöhnung mit Heinrich dem Löwen. Derselbe war aus England, wohin er verbannt worden war, zurückgekehrt und hatte sich an die Spitze der Fürsten gestellt, die sich gegen Heinrich Vi. zu Anfang seiner Regierung erhoben. Da der Kaiser seine Kräfte für Italien brauchte, schloß er mit Heinrich dem Löwen einen Vertrag, der später zur Aussöhnung mit den Welfen führte. Heinrich der Löwe starb nach einen: ruhigen Lebensabend 1195.
2. Züge nach Italien. Nach den: Tode des Königs von Apulien und Sizilien erhob Heinrich Vi. Ansprüche auf das Erbe seiner Gemahlin. Aber die Normannen wählten einen unechten Nachkommen des Königsstammes. Der Kaiser mußte wegen Krankheiten in seinem Heere umkehren, rüstete aber von dem Lösegelde Richard Löwenherz' einen neuen Feldzug, auf dem er Italien eroberte. Eine Verschwörung der normannischen Großen rächte er durch grausame Hinrichtungen.
3. Versuch, ein Erdreich herzustellen. Nach der Rückkehr trat Heinrich mit dem Plane einer Verfassungsänderung vor: Deutschland sollte aus einem Wahlreiche eine Erbmonarchie werden. Der Kaiser bot den Fürsten dafür manche Vorteile, aber der Plan scheiterte, namentlich an dem Widersprüche der geistlichen Fürsten.
4. Resultat seiner Regierung. Heinrich Vi. behauptete fast eine Weltherrschaft. Für die Freilassung Richards erhielt er die Lehnsherrlichkeit über England; das oströmische Reich, Nordafrika, Cypern, ja Armenien zahlten ihm Tribut. Schon war sein Plan, das griechische Reich zu erobern, da ereilte ihn der Tod.
Iv. Mikipp von Schwaben, 1198-1208, und Htto Iv., 111)8—1215.
1. Der Thronstreit. Da der Sohn Heinrichs Vi. bei dessen Tode erst 3 Jahre alt war, so wählte die hohenstanfische Partei Heinrichs Bruder, Philipp von Schwaben, zum Kaiser. Die Gegenpartei aber, mit dem mächtigen Erzbischöfe von Köln an der Spitze, erhob Otto Iv., einen Sohn Heinrichs des Löwen,
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435
uerte sich in wiederholten Aufstnden. Die Nachricht von den Freiheitskmpfen in Amerika und die franzsische Revolution veranlaten neue Bewegungen, welche die Regierung 1801 durch eine Verschmelzung des irischen Parlaments mit dem englischen niederzuhalten versuchte. O'counell (o-knnel), der mutige Fhrer der Iren, setzte es durch, da das englische Parlament die von Pitt versprochene politische Selbstndigkeit der Katholiken zum Gesetz erhob. Einige Jahre spter wurde der Kirchenzehute abgelst, den die katholische Bevlkerung Irlands an die protestantische Kirche zu zahlen hatte. Da aber die Lage der armen irischen Pchter immer noch sehr traurig war, beruhigte sich das Land nicht. Neben der gemigten Partei O'connells entstand nach der franzsischen Februarrevolution die revolutionre irische Liga". Diese trat mit dem Geheimbunde der Ferner" in Verbindung, der sich von Amerika, wohin sehr viele Iren ausgewandert waren, nach Irland verbreitet und die gewaltsame Losreiung Irlands von England zum Ziele hatte. Nach der Unterdrckung der Ferner traten die irischen Mitglieder des Parlaments zu einer besonderen Partei zusammen, deren Ziel Homerule" (hohmruhl, von home = Haus, Heimat und rule Herrschaft), d. h. die Selbstregierung Jrlauds durch ein eigenes Parlament und ein diesem verantwortliches Ministerium ist.
Der Knigin Viktoria, die 1901 starb, folgte ihr Sohn Eduard Vii.
5. sterreich.
Nachdem im Jahre 1867 zwischen sterreich, das der unglckliche Krieg mit Preußen schwer erschttert hatte, und dem nach Selbstndigkeit strebenden Ungarn ein Ausgleich" zustande gekommen war (S. 410), fhrt das Reich den Namen sterreichisch- Ungarische Monarchie".
Da auch die anderen Volksstmme des Reiches, besonders die Tschechen, nationale Selbstndigkeit fordern, vermag sterreich-Ungarn innerlich nicht zur Ruhe zu kommen. Nach dem rnsfisch-trkischen Kriege nahm sterreich-Ungarn Bosnien und die Herzegowina in Verwaltung (1878), doch forderte die Besetzung des Landes schwere Opfer.
Im Jahre 1879 schlo sterreich-Ungarn mit dem Deutschen Reiche ein Schutz- und Trutzbndnis, dem 1883 Italien beitrat (Dreibund). Seit dem Tode des Kronprinzen Rudolf (1889) ist Franz Ferdinand, der Neffe des Kaisers, der mutmaliche Thronfolger. Die Gemahlin Franz Josephs I., die Kaiserin Elisabeth, wurde im Jahre 1898 von einem italienischen Anarchisten in Genf ermordet.
6. Rußland und die orientalische Frage.
a. Kukan. Der Zar Alexander Ii., 18551881, hotte sich nach Beendigung des Krimkrieges bemht, wieder freundschaftliche Beziehungen mit den brigen Mchten herbeizufhren, um im
28*
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Extrahierte Ortsnamen: Amerika Irlands Amerika Irland Irlands England Ungarn Bosnien Italien Genf
I. Der Landoerkehr.
39
? E
Ij
Lu
weniger gerader Richtung führen, insbesondere diejenigen, die quer über
die Kontinente hinweg deren gegenüberliegende Ränder verknüpfen und
in ihren Enden wieder Anfangspunkte der großen Schiffahrtslinien bilden.
Nur Europa und Amerika haben mehrere solcher llberland- oder Kon-
tinentalbahnen. Asien besitzt deren eine, in Afrika und Australien sind
Überlandbahnen begonnen, doch werden bis zu ihrer
Fertigstellung noch Jahre, vielleicht Jahrzehnte ver-
gehen.
Die Fahrgeschwindigkeit der Züge steigert sich
von Jahr zu Jahr. In Großbritannien und Frank-
reich legen die schnellsten Eisenbahnzüge durchschnitt-
lich 90 bis 190 Km in der Stunde zurück. Die
mittlere Stundengeschwindigkeit der Schnellzüge be-
trägt in Deutschland und Großbritannien 65 bis
79 Km, in Rußland und Spanien aber nur 35 bis
49 Km, was der Geschwindigkeit unserer Personen-
züge entspricht. Die Schnelligkeit der pazifischen
Bahnen Nordamerikas geht über die der deutscheu
Schnellzüge nicht hinaus. In der Betriebssicher-
heit stehen die amerikanischen Bahnen hinter denen
des Deutschen Reiches weit zurück.
Die höchsten Eisenbahnen der Welt liegen in
Bolivien und Peru, wo mehrere Adhäsionsbahnen
Montblanc-Höhe erreichen und sogar überschreiten
(Tabelle 3. S. 58). Die nördlichste Bahnlinie der
Erde, die Ofotenbahn, verbindet Luleä am Bott-
nischen Busen mit Narwik am Öfotenfjord in Nord-
Norwegen.
C. Die Schienennetze der Erdteile. 1. Das Z § 41,
Eisenbahnnetz Europas. Die geographischen Ver-
Hältnisse waren dem Bahnbau in Europa durchweg
recht günstig, da die Beschaffenheit des Geländes
nirgendwo unüberwindliche Schwierigkeiten bereitete.
Förderlich wirkten besonders die Mannigfaltigkeit
der natürlichen Ausstattung und der wirtschaftlichen
Erzeugnisse sowie die hohe geistige und materielle
Kulturstufe der europäischen Völker. Daher ist
Europa heute nach allen Richtungen bis über den
Polarkreis hinaus, wenn auch in den verschie-
denen Ländern unterschiedlich dicht, von Schienen-
wegen durchzogen. Sein festländisches Bahnnetz
erscheint vor dem aller anderen Kontinente dadurch
E
~2r—:3
Ii
18. Das Eisenbahnnetz
der Erde 1910:
1030014 km.
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Amerika Afrika Australien Großbritannien Frank- Deutschland Spanien Nordamerikas Bolivien Peru Bott- Nord-
Norwegen Europas Europa Europa
58/~_Iv. Die Zeit der Kreuzzge und der Staufer. 61
61. Die Zeit der Shne Friedrich Rotbarts.
1190. 1. Heinrich Tl., 11901197 Nach Barbarossas Tode erhoben sich unter Fhrung des alten Lwen von Braunschweig alle Feinde einer starken Reichsgewalt. Sie schlssen ein Bndnis gegen den jungen Kaiser und hofften auf tatkrftige Untersttzung von Richard Lwenherz, dessen Schwester die Gemahlin Heinrichs des Lwen war. Aus dieser bedrohten Lage wurde Heinrich Vi. dadurch gerettet, da Richard, der auf der Rck-kehr vom Heiligen Lande an der Nordkste des Adriatischen Meeres ge-landet war und als Pilger verkleidet durch Deutschland nach England zurckkehren wollte, in sterreich aufgegriffen und dem Kaiser ausgeliefert wurde. Die Fürsten wagten jetzt nichts zu unternehmen, der englische König erhielt nach einjhriger Gefangenschaft auf Schlo Trifels seine Freiheit (Sage vom Snger Blondel), und der Kaiser vershnte sich mit Heinrich dem Lwen und stellte dadurch seine Macht in Deutschland wieder her.
Ebenso glcklich, wiewohl nicht ohne Grausamkeit, unterdrckte Heinrich, der seine Herrschaft auf die deutschen Ministerialen sttzte, Emprungen in dem Sizilischen Reiche, dem Erbe seiner Gemahlin. Dagegen gelang der Plan, die Erblichkeit der Kaiserkrone seinem Hause durchzusetzen, nicht.
Von groer Khnheit zeugten die Weltherrschaftsbestrebungen des ehrgeizigen Hohenstaufen. Der englische König hatte ihm den Lehnseid leisten mssen; den franzsischen hoffte er ebendahin zu bringen; Ost-Rom mute Tribut zahlen, die Knigreiche Armenien und Cypern erkannten Heinrich als Lehnsherrn an; ein neuer Kreuzzug die Flotte stach bereits
1197. in See sollte die Herrschaft der den Orient bringen. Da ri der Tod den Zweiuuddreiigjhrigen aus gigantischen Entwrfen.
3. Philipp von Schwaben, Otto von Brannschweig und Innozenz Iii.
a) Fr Heinrichs dreijhrigen Sohn Friedrich bernahm Philipp von Schwaben (Stammtafel!) die Regierung und lie sich im folgenden Jahre, um seinem Hause die Krone zu erhalten, von seinen Anhngern
1198. zum König (11981208) whlen, während die welfische Partei Otto von Braunschweig als Gegenknig (11981215) ausstellte. Philipp wurde von Papst Innozenz Iii. in den Bann getan, erlangte aber trotzdem immer mehr das bergewicht in dem zehnjhrigen Brgerkriege, der das Reich durchtobte. In den Verhandlungen, die Philipp sodann mit Innozenz fhrte, erlangte er die Lsung vom Banne, die Anerkennung seines Knigtums und das Versprechen der Kaiserkrnung. Aber als er
1208. dem vlligen Siege nahe war, ermordete ihn ein Privatfeind.
Vergleiche die Lage des Deutschen Reiches in den Jahren 983, 1056 und 1197! In jenen Tagen des staufisch-welfischen Brgerkrieges klagte Walter von der Vogel-weide, der fr sein Vaterland begeisterte Snger, in seinen Sprchen" der die Zerrissen-heit des Reiches und den Verfall der Sitten.
b) In dieser fr Deutschland so betrbenden Zeit erreichte das Papst-tum seine hchste Macht durch Innozenz Iii., 11981216. Er nahm
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Rotbarts Friedrich Heinrich_Tl. Heinrich Barbarossas Barbarossas Richard_Lwenherz Heinrichs Heinrichs Heinrich_Vi Heinrich Heinrich_dem_Lwen Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Philipp_von_Schwaben Philipp Otto_von_Brannschweig Otto Innozenz_Iii Heinrichs Heinrichs Friedrich_bernahm_Philipp_von_Schwaben Friedrich Philipp Otto_von_Braunschweig Otto Philipp Innozenz_Iii Philipp Philipp Innozenz Walter Innozenz_Iii
Extrahierte Ortsnamen: Adriatischen_Meeres Deutschland England Deutschland Armenien Deutschland