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Nun brach der Hussitenkrieg los. Johann Huß, ein Professor in Prag, war wegen verschiedener Irrlehren, die er verbreitet hatte, von dem Concilium zu Csnstanz als Ketzer erklärt, und da er seinen Irrthum nicht widerrufen wollte, von dem weltlichen Gerichte zum Tode verurtheilt und verbrannt worden. Zugleich war die Ausbreitung seiner Lehren verboten und seinen Anhängern die Ausübung ihres Gottesdienstes untersagt worden. Aber diehussiten, die Anhänger des Huß, rotteten sich zusammen, es kan: zu Thätlichkeiten, aus welchen sich ein furchtbarer Krieg entspann. Auch in diesem Kriege stand Friedrich dem Kaiser getreulich bei. Er wurde zum obersten Feldherrn erwählt und nach vierjährigen schrecklichen Kämpfen, durch welche ein großer Theil von Deutschland entsetzlich verwüstet worden, war es hauptsächlich das Verdienst unseres Kur sürsten, daß der Friede zu Stande kam.
Im Jahre 1440 finden wir den edlen Kurfürsten zu Frankfurt bei der Wahl eines neuen Kaisers. Als er von dort zurückkehrte, fühlte er eine große Abnahme seiner Kräfte und bereitete sich als ein frommer Christ auf den Tod vor, der am 21. September desselben Jahres erfolgte.
Friedrich war ein stattlicher, schöner Mann. Der Ernst, welcher in der Regel auf seiner hohen Stirne lag, wurde gemildert durch einen Zug von Gutmüthigkeit, der seine Lippen umspielte. Das dunkelblonde Haar trug er in Locken bis auf die Schultern, und der lange, starke Bart theilte sich unter dem Kinn. Mit dieser männlichen Schönheit verband er die mannigfaltigsten Vorzüge des Geistes. Er besaß einen ungemein hellen Verstand, ein scharfes und rasches Urtheil und praktische Einsicht in die Angelegenheiten des Staates. Dabei unterstützte ihn ein Gedächtniß von seltener Treue und eine ungewöhnliche Redefertigkeit. Ebenso zeichnete er sich vor vielen Fürsten der damaligen Zeit durch Kenntnisse und Wissenschaften aus. Er verstand außer der deutschen vollkommen die lateinische, die italienische und die französische Sprache. Geistige Beschäftigung war ihm so sehr Bedürfniß, daß er selbst auf Kriegszügen Bücher in all diesen Sprachen mit
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Extrahierte Personennamen: Johann_Huß Johann Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Ernst
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ohne Ekel das Blut ihrer Feinde. Sie waren sehr gefürchtet und
richteten große Verheerungen an. Unter Arnulf I. erschienen sie
zuerst in Deutschland und wiederholten ihre Einfälle unter den
folgenden Kaisern. Im Jahre 917 kamen sie zum ersten Mal
in's Elsaß. Vom Bodensee her überfielen sie die Stadt Basel
und drangen ins Elsaß ein, das sie verheerten. Herzog Burkard
von Schwaben setzte ihnen tapfern Widerstand entgegen. Im
Jahre 924 machten die Ungarn einen neuen Einfall ins Elsaß
und verheerten Alles. Ein drittes Mal erschienen sie (935) in
unserm Lande; sie kamen wieder vom Bodensee her, drangen in
den Schwarzwald ein, setzten über den Rhein und verheerten das
Ober-Elsaß. Bei Bennweier suchte ihnen Graf Leutfried zu
widerstehen, wurde aber geschlagen. Die Ungarn drangen bis
an den Ungersb erg bei Dambach vor. Im Ober-Elsaß hinter-
ließen sie im Thale von Gebweiler eine blutige Spur. Sie woll-
ten die Abtei Murbach plündern; der Abt war mit den Kost-
barkeiten geflohen. Sie fanden nur sieben Klosterbrüder vor,
welche sie auf dem sog. Mordfelde am Fuße des Belchen elen-
diglich ermordeten Ratgeber.
17. Der erste Krenffttg.
(1096 ii. Chr.)
Zu Ende des elften Jahrhunderts erscholl im ganzen christ-
lichen Abendlande die Kunde: Das heilige Grab, worin der Leib
Christi lag. ist in der Gewalt der Türken, welche die frommen
Wallfahrer verfolgen und morden und die Heiligtümer schänden.
Und es kam ein Pilger aus dem gelobten Lande zurück, Peter
von Amiens, der Einsiedler genannt. Auf einem Esel zog er durch
die Länder der Christenheit, in der 'einen Hand das Bild des ge-
kreuzigten Heilandes und in der andern einen Brief vom Pa-
triarchen von Jerusalem an alle Fürsten des Abendlandes, daß
sie auszögen, um das heilige Grab aus der Gewalt der Türken
zu besteien. Wo Peter von Amiens hinkam, predigte er mit lau-
ter Stimme die Leiden der Christen im gelobten Lande und sprach:
„Christus, der Herr, ist mir erschienen und hat zu mir geredet:
„„Wohlan, Peter, richte aus, was du begannst, und ich werde mit
dir sein, denn die Stunde ist gekommen, daß mein Tempel ge-
reinigt werde."" Da übermannte in jener harten Zeit voll Raub,
Mord, Fehde und wilder Gewalt alle Herzen ein mächtiger Drang.
Jung und Alt, Mann und Weib, Reich und Arm, Adel und
Knechte standen auf, um ins gelobte Land zu ziehen, zum Kriege
gegen die Ungläubigen.
Der Papst, Urban Ii., berief 1095 eine große Kirchenversamm-
lung nach Clermont in Frankreich. Da waren 14 Erzbischöfe, 225
Bischöfe, 400 Äbte und Fürsten und Laien ohne Zahl. Mit be-
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Extrahierte Personennamen: Burkard
von_Schwaben Bennweier Peter
von_Amiens Peter_von_Amiens Peter Urban
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Basel Ungarn Elsaß Schwarzwald Rhein Dambach Ober-Elsaß Christi Jerusalem Clermont Frankreich
Elisabeth. Maria Stuart. Melvil. Darnley. 105
zu und sagte endlich: sie hätte Anzüge aus allen Ländern. An dem folgenden Tage erschien sie bald in dieser, bald in jener ausländischen Tracht, und endlich fragte sie den Gesandten geradezu, in welchem Anzuge sie sich am besten ausnehme? „Im italienischen," antwortete der schlaue Hosmaun; denn er wußte, daß sie diesem vor allen den Vorzug gab, weil sie darin ihre fliegenden Locken zeigen konnte; und sie war auf ihre blonden, oder eigentlich röth-lichen Haare vorzüglich eitel. Nun legte sie ihm eine Menge Fragen vor: Welches ihm die beste Farbe von Haaren schiene? Ob die Haare seiner Königin oder die ihrigen schöner wären? Endlich fragte sie ihn sogar, welche von beiden überhaupt die Schönste wäre? Melvil lachte innerlich über diese Eitelkeit. Schnell faßte er sich aber und antwortete sehr klug: „Jhro Majestät sind die Schönste in England, und meine Königin in Schottland." Ferner fragte sie, welche von ihnen ant größten wäre? — „ Meine Königin," antwortete Melvil. — „O!" erwiederte Elisabeth, „dann ist sie zu groß; denn ich habe gerade die beste Größe." Da sie von ihm gehört hatte, daß Maria manchmal die Laute'spielte, auf welcher Elisabeth Meisterin zu sein glaubte, so befahl sie eines Tages einem ihrer Höflinge, er solle den Gesandten wie zufällig in ein Zimmer führen, wo er sie hören könnte. Melvil merkte die Absicht, und, seinem angenommenen Charakter treu, stürzte er, wie entzückt von den süßen Tönen, in das Zimmer der Königin, die sich zwar anfänglich unwillig stellte, aber doch nachher fragte, ob er sie ober Maria für eine größere Meisterin halte. Daß Melvil ihr den Vorzug gab, versteht sich von selbst; ttttb als er nach Schottland zurückkehrte, konnte er seiner Königin versichern, daß Elisabeth es nie mit ihr gut meinen würde uttb daß alle ihre Freunbschaftsversicherungen. nichts als Falschheit und Verstellung wären.
Bald sctnb sich auch eine Gelegenheit, die Wahrheit biefer Behauptung zu erfahren. Elisabeth schlug Maria vor, den Sohn des Grasen Lenox, Heinrich Darnley (sprich Därnli) zu hei-rathen. Lenox, von Geburt ein Schotte und ein Verwandter des Hauses Stuart, hatte seit lange in England gewohnt, wo auch fein Sohn geboren war. Das Alter und der Abel seiner Familie und der Wunsch der Elisabeth empfahlen bett Darnley vorzüglich, obgleich die Schotten, weil er katholisch war, die Verbinbnng nicht wünschten. Darnley war jetzt in feinem 20. Jahre, schön von Wuchs und Gesicht und von einnehntenbetn Betragen, so daß
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Extrahierte Personennamen: Elisabeth Maria_Stuart Maria Melvil Darnley Melvil Melvil Elisabeth Maria Maria Maria Maria Elisabeth Maria Maria Heinrich_Darnley Heinrich Lenox Darnley
Extrahierte Ortsnamen: England Schottland Schottland England
70
Neue Geschichte. 1. Periode. Deutschland.
Holbein, wurden aber nun kalt abgefertigt. Auch diesmal reiste er wieder ohne Frau und Kinder ab. Daß er lieber ohne jene lebte, war natürlich, und die Kinder konnte er, der fast immer außer dem Hause arbeitete, nicht beaufsichtigen. Da er aber noch immer ein Bürger von Basel war und ein solcher nicht ohne Erlaubniß des Rathes abwesend sein durfte, so erhielt er nur auf einige Jahre Urlaub. Wie sehr man jetzt seinen Werth in Basel zu schätzen wußte, geht daraus hervor, daß ihm der Rath 50 Gulden Wartegeld aussetzte und außerdem seiner Frau alle Jahre 40 Gulden zahlte. Dennoch blieb er in London und hat Basel nur noch zweimal auf kurze Zeit besucht.
Auch nach Heinrichs Viii. 1547 erfolgtem Tode stand Holbein bei seinem Sohne und Nachfolger Eduard Vi. in großen Gnaden. Ms dieser aber schon nach 6 Jahren starb und die katholische Maria, Heinrichs älteste Tochter, Königin wurde, die alle, welche nicht Katholiken waren, haßte, scheint er sich mehr vom Hofe zurückgezogen zu haben; denn er war der Reformation zugethan. Er starb endlich 1554 in London an der Pest, 56 Jahre alt.
91. Zwingli und Calvin. — Die Bartholomäusnacht, 1572.
Zu derselben Zeit, als Kaiser Karl V. in Deutschland, Spanien und Neapel herrschte, war in Frankreich sein erbitterter Feind, Franz I., König (1515—47). Unter ihm lebte der berühmte Ritter Bayard, den man den Ritter ohne Furcht und ohne Tadel nannte, von dessen Thaten zu erzählen hier aber der Raum fehlt.
Schon unter Franz war die neue Lehre nach und nach aus der Schweiz nach Frankreich gekommen. In der Schweiz nämlich waren, mit Luther fast zu gleicher Zeit, zwei treffliche Männer, Zwingli in Zürich und Calvin in Genf, darauf gekommen, die Christen zu der einfachen Lehre unseres Heilandes zurückzuführen und dasjenige aus unserer Religion zu verbannen, was erst nach und nach durch Menschenwerk hineingebracht war. Beide waren, wie Luther, durch das Lesen der Bibel darauf geleitet worden und hatten, wie er, mancherlei Verfolgungen ausstehen müssen. Die Lehre dieser beiden Männer stimmte ziemlich überein und ihre Anhänger wurden nachmals Reformirte genannt. Man merke sich von beiden berühmten Männern Folgendes:
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Extrahierte Personennamen: Holbein Heinrichs Heinrichs Holbein Eduard_Vi Eduard Maria Maria Heinrichs Heinrichs Zwingli Calvin Karl_V. Karl_V. Franz_I. Franz_I. Ritter_Bayard Franz Franz Zwingli Calvin Luther
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Basel Basel London Basel Gnaden London Deutschland Spanien Neapel Frankreich Frankreich Schweiz Genf
106 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge.
Brust. Auch geiselte er sich oft den Rücken selbst, um die Herzen seiner Zuhörer auf alle Weise zu rühren. Dazu nun seine ganz einzige Persönlichkeit, die ihn wie ein Wesen höherer Art ankündigte; die Aermlichkeit seiner Kleidung; die Freigebigkeit, mit welcher er alle Gaben, die man ihm von allen Seiten aufdrang, wieder an die Arme verheilte — es ist kein Wunder, daß seine Worte in den Gemüthern aller wie Funken zündeten. Was er sprach, schien ihnen Mahnung des Himmels. Selbst auf sein Eselch en gingihre Verehrung über; jeder freute sich, wer es streicheln oder füttern durfte; und wer gar ihm einige Haarß ausreißen konnte, verwahrte diese gleich der theuersten Haarlocke.
So zog der heilig geachtete Mann von Dorf zu Dorf, von "Stadt zu Stadt, von Land zu Land. Ueberall ging sein Ruf vor ihm her, in allen Bier- und Weinstuben wurde von nichts als von Kukupeter gesprochen, und wer ihn nicht selbst hatte hören und sehen können, hörte erstaunt den Erzählungen der Augenzeugen zu. Besonders war er durch' Italien und Frankreich gezogen; hier sahen sich alle schon im Geiste auf dem Wege nach Jerusalem; ein allgemeiner Schwindel hatte die Völker des Abendlandes ergriffen. Das vermag, ein einziger Feuerkopf! — Urban freute sich über diese Erfolge; eine solche Wirkung hatte er selbst nicht erwartet. Er berief, die allgemeine Stimmung zu benutzen, eine große Kirchenversammlung nach Piacenza in Ober-Italien und hier erschien eine solche Menge von hohen und niedern Geistlichen und von andern Leuten, die aus Neugierde kamen, daß kein Gebäude die Menschenmasse zu fassen vermochte. Alles was hier der Papst über die Befreiung 'bes heiligen Grabes sprach, wurde mit Entzücken ausgenommen. Auch ein Gesandter des griechischen Kaisers Alexius Com.nenns war da und überreichte einen in den kläglichsten Ausdrücken abgefaßten Brief, der den Eindruck noch erhöhte, so daß einer dem andern beim Auseinandergehen zurief: „Ja, ja, wir müssen uns erheben! Wir müssen die Ketten der niedergedrückten Christenheit sprengen!"
Einige Monate darauf reiste Urban nach Frankreich, wo die Gemüther durch Kukupeter noch erhitzter waren, und hielt im Herbst 1095 in Elermont, einer Stadt fast in der Mitte von Frankreich, eine neue Versammlung. Himmel! was für Menschen strömten dahin zusammen! Auf einem ungeheuren Platze sah man, nichts als Menschen dicht auf einander gedrängt. In der Mitte auf einer Erhöhung erschien der Papst mit allem Gepränge seiner
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Extrahierte Personennamen: Urban Urban
Extrahierte Ortsnamen: Italien Frankreich Jerusalem Piacenza Ober-Italien Frankreich Elermont Frankreich
202 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland.
Schwyz, Uri und Unterwalden, gehörten keinem besondern Herrn, sondern standen unmittelbar unter dem Reiche, hatten aber viele Vorrechte, z. B. daß sie nach ihren eigenen Gesetzen lebten, und daß nur, wenn besondere Vorfälle es nöthig machten, ihnen vom Kaiser ein Vogt geschickt wurde, der die nöthigen Untersuchungen anstellte. Aber das war dem Albrecht nicht genug. Ihm gehörten in der Schweiz eine Menge reicher Güter. Da diese aber zerstreut lagen, so wollte er gern, daß die dazwischenliegenden Ländchen sich ihm auch unterwürfen, und ließ daher den Waldstätten sagen: sie würden wohl thun, wenn sie sich seinem Schutze unterwürfen; widerstehen könnten sie ja doch seinen mächtigen Waffen nicht. Aber er wollte sie lieber zu seines Hauses lieben Kindern haben; denn er habe von seinem Vater immer gehört, daß sie ein tapferes Volk wären, und tapfere Männer liebte er über alles. Aber sie wollten lieber freie Reichsgenossen als
Plänen entgegen war unter Friedrich Ii., dem Hohenstaufen, Uri der Gewalt der Habsburger entzogen und unmittelbar unter das Reich genommen worden; auch Schwyz hatte einen ähnlichen Freibrief erlangt. Doch hatte wiederum Rudolph von Habsburg vor seiner Erwählung zum Kaiser selbst in Uri als frei und ungezwungen berufener Schiedsrichter gewaltet und Gericht gehalten. Als Kaiser erkannte Rudolph die Reichsumnittelbarfeit von Uri an; den Freibrief der Schwyzer bestätigte er nicht. Nach Rudolphs Tode traten die Waldstätte sogleich, am 1. August 1291, in einen Bund zusammen, dessen Ziele deutlich gegen Habsburg gerichtet waren, und Adolph von Nassau zeigte sich gern Bereit, Freiheitsbriefe für Uri und Schwyz zu ertheilen. Kaiser Albrecht I. bestätigte zwar diese Briefe nicht, aber daß er Voigte in die Waldstätte geschickt habe, ist nicht nachgewiesen. Nach seiner Ermordung erboten und erhielten die Waldstätte von seinem Nachfolger, Heinrich Vii., die Bestätigung der Reichsunmittelbarkeit, und als nach dieses Kaisers frühem Tode der Kampf um die Kaiserkrone zwischen Ludwig von Baiern und Friedrich von Oestreich (Habsburg) ausbrach, traten die Waldstätte auf Ludwigs Seite. Da zog Friedrichs Bruder, Leopold der Glorwürdige, mit Heeresmacht gegen die Eidgenossen heran, die in einem herrlichen Siege am Morgarten ihre Freiheit vertheidigten, 15. Novbr. 1315. Darauf erneuerten sie zu Brunnen, am 9. Deebr. 1315, ihren Bund, und Kaiser Ludwig der Batet bestätigte 1316 den Waldstätten ihre früheren Freiheitsbriefe. Von da ab ist die Gründung der Eidgenossenschaft als vollzogen anzusehen.
Alles Uebrige ist Sage. Nicht so, daß man annehmen müßte, es seien die Gestalten und die Ereignisse geradezu erfunden; einfache Vorgänge, mannhaftes Hervortreten schlichter Volksgenossen sind von leicht erklärbarer Begeisterung emporgehoben und verklärt worden. Dem nicht mehr erkundbaren wirklichen Zusammenhange der Vorgänge hat die Sage mit freiem Walten eine ihr zusagende Umgestaltung verliehen und wohl auch Fremdes, wie die Sage vom Apfelschuß, damit verwebt.
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Friedrich_Ii Friedrich Schwyz Rudolph_von_Habsburg Rudolph August Adolph_von_Nassau Albrecht_I. Heinrich_Vii Heinrich Ludwig_von_Baiern Ludwig Friedrich_von_Oestreich_(Habsburg Friedrich Ludwigs Ludwigs Friedrichs Friedrichs Leopold Leopold Ludwig_der_Batet Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Schwyz Unterwalden Schwyz
15
politische Staatensystem in Europa bestimmt waren, teils schon vernichtet hatte, teils noch zu vernichten drohte. Nur mit dem in der Fabel bekannten hundertarmigen Riesen Briareus1) konnte sie verglichen werden: mit ihren hundert Armen wollte sie nicht nur in alle Staaten Verhältnisse, sondern auch in alle menschlichen Verhältnisse, selbst die allerkleinsten, eingreifen, sie alle erdrückend, sie alle verderbend.
Wir erinnern uns an alles, was wir erlebt haben; denn indem wir von den ernsten und bedeutenden Lebensjahren unserer Königin zu sprechen haben, werden wir schmerzhaft bewegt durch das Andenken an die Einwirkungen der französischen Macht auf ihr Leben; und wenn diese Einwirkungen in allen menschlichen Verhältnissen so bedeutend geworden waren, so mußten sie vorher die Staatenverhält-nisse erschüttert haben. Das Königsleben mußte zuerst ergriffen sein, ehe überhaupt das menschliche erreicht werden konnte. Genötigt also sind wir, ehe wir zu dem Leben unserer Königin zurückkehren, einige Augenblicke bei der allgemeinen Übersicht der Ereignisse, welche so mächtig auf ihre letzten Lebensjahre gewirkt haben, zu verweilen. Wir fürchten daher nicht, daß man uns den Vorwurf machen wird, als entfernten wir uns von dem einfachen Zweck, welchen wir uns vorgesetzt haben; denn vor allem muß uns daran gelegen sein, den wahren Stundpunkt aufzufinden und die Verhältnisse zu erörtern, in welchen die Königin zu ihrer Zeit stand; wreil nur aus ihnen ihr eigentliches Sein und was sie gewollt und was sie gelitten hat, erkannt werden kann.
Die Folgen einer Revolution, welche aus dem Verderben entstanden war und zunächst nur zu dem Verderben zurückführen konnte, hatten seit Jahren offenbar und schmerzhaft am Tage gelegen. Alle Hoffnungen, welche in frommen,
x) Nach der griechischen Mythologie einer der hunderthändigen Giganten, die den Himmel stürmen wollten, mit 50 Köpfen: Sinnbild der größten Stärke.
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Dorn Gebrauch der Tabesseu. 47-
begebene Urkunden und Oeöuäio-
na nf öm allermeisten aber die geheime
, Briest"' Wechsel , inftruclio-
ves &c. mit grosser Sorgfalt Lesen. All
¿’C8 aber fcpnfc Sachen die dey grossr
?ttren eudinetern ja fo heilig als beym
W^er die Diphtera seynd, so and) den
sorgen Ghttern verborgen bleiben muss
ien. Wer auch bedencket, wie mancher/
in dise Karte zu sehen erlaubt wor-
ssu / sein Gesicht und Arhem darüber
ssllohren, sötte wohl schlechten ^pperir
s^ju haben. Dann ehe lasset einprintz
"nen Aug-Apffel betasten,als seine Ge-
^rmnuffen.
ss^n ich erinnere mich, daß ich für
^ Jugend schreibe , und stelle nun die
^"iprochelte Tabellen ßlbst vor Auge«.
W X
Lkw-
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Aus einem tiefen, schattigen Hintergründe, einer Tapete von grünem
Damast ähnlich, trat der in wunderbarer Wahrheit aufgefaßte Kopf der
Königin hervor. Das hellbraune Haar war frei weggehoben, und zeigte die
ganze Schönheit der königlichen Slirn. Die lichtvollste Freiheit der Ge-
danken schien diese schöne Wölbung selbst gebildet zu haben, und das glän-
zende Licht, das von Innen aus diese reine Form zu durchdringen schien,
hätte auch ohne den Ausspruch dreier Kronen sie zur geistigen Beherrscherin
ihrer Zeit erhoben. Von den seinen, leicht eingedruckten Schläfen bildete
sich der Contur des zarten Kopses im reinsten Oval, bis zu dem vollen
jugendlichen Kinn, über dem mit allen Grazien der schön gewölbte Mund die
holde Mähre von ihren Scherzen, ihrem seinen Witze zu erzählen schien.
In den vollen, leicht gefärbten Wangen ruhte der seine Ansang eines
zarten Grübchens, geschaffen, um ihres Lebens Liebesglück und Schmerzen
zu verrathen.
Ihr waren zuerst die Augen verliehen, die, seitdem ein Erbtheil ihres
unglücklichen Stammes, mit einem Zauber jeden zu fesseln wußten, aus wen
sie einmal in Liebe sich geheftet.
Unter einer kaum merklichen Wölbung der seinen Augenbrauen ruhten
weit und schön geschnitten die großen braunen Augen, die klar und tief den
hohen Geist, der ihnen inne wohnte, von Lieb' und Sehnsucht halb bezwungen,
zeigten. Sie schienen wider Willen der hohen Abkunft von Mißgeschick zu
reden, und die langen schwarzen Wimpern hingen auch beim vollsten Aus-
blick wie ein leichter Trauerschleier um den vollen Glanz.
Dazwischen hob sich an der Stirn breit und voll die seine griechische
Nase, und verstärkte mit ihrer edeln, festen Form den hohen geistigen Aus-
druck ihrer Züge. Ihr wunderschönes braunes Haar war ohne Schmuck der
Königin, sich selbst in seiner seltenen Fülle die Krone flechtend, doch zeigte
es unverdeckt in einem hohen Spitzkragen die runde, schlanke Säule des
Halses, aus welcher der Kops so leicht und zierlich ruhte, daß beide je zu
trennen, nur ein Barbar zu denken wagen konnte. Hier hörte das Bildniß
aus; leicht in den Schulterlinien war ein schwarzes Sammetkleid angegeben,
das unter dem Kragen mit einem in Brillanten eingelegten rothen Steinp
befestigt war.
Ungezählt entflohn die Augenblicke vor diesem Bilde, und das innerste
geheimste Leben Richmond's trat hervor, und ließ sich nicht mehr zur Rechen-
schaft ziehen vor dem Geiste der Ueberlegung, der fragend, ja mißbilligend
es anschaute. Es war da! und hatte sich zum sichersten Bewußtsein in
diesen Augenblicken aufgeschwungen; es lebte! und sein Leben ward einge-
standene Wonne. Still und mit Rührung gelobte sich Richmond, der Welt,
dem rohen Vertrauen der Menschen ewig verhüllt, wollte er selbst nimmer-
mehr mit diesem Gefühle hadern, sondern es hoch halten. Eine kleine glück-
selige Insel sollte es in ihm fortan bilden, aus der er landen wollte, aus
der Wirklichkeit verschlagen.
So sich jugendlich überspannend, störte es ihn nicht, Gesang und Harsen-
ton vom Altan her zu hören. Die schönen vollen Frauentöne, das kunst-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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163
Len Lehnstuhl zurücklehnend, blieben seine Augen, wie gefesselt, an der ver-
schlossenen Thüre haften. O, wie sammelte die Ruhe, die für seine Ge-
danken eintrat, die Bilder, die aus Emmy's mächtiger Rede über das Ver-
hängniß dieses Hauses in ihm niedergelegt waren! Von der Gruft der
Claudia von Bretagne*) an, bis zu dem blühenden, schönen Bilde seiner
kindlichen Mutter, durchlief seine angeregte Phantasie nach Emmy's strenger
Anordnung alle Begebenheiten. Wie schmerzlich und qualvoll stieg ihr und
sein Schicksal in ihm auf, und wie dämonisch wuchs besonders Souvrö's
Gestalt in diesem Bilde an, von dem er sich erst jetzt eingestand, wie sehr
er ihm in der Stille abgeneigt geblieben war. Wie verhängnißvoll erschien
ihm dies Schloß selbst, das in seinem Bereich immer nur Unglück und
Schuld über seine Bewohner häufte; denn Emmy hatte nicht unterlassen,
die Gräuel der Katharina von Medicis, des Theophim von Crecy, des
Spinola, zu berühren, und erregte steberhaft sein wallendes Blut. Der kühne
Jüngling, der die Furcht noch erst erfahren sollte, lernte plötzlich ein Gefühl
kennen, für das er, da es ihm neu war, den Namen nicht wußte. Er blickte
in dem ungeheuren dunkeln Raume mit klopfendem Herzen umher; das tiefe
Schweigen, was jetzt hier herrschte, schien ihm entsetzlich; dieser Schauplatz
geselliger Lust, ohne Zweifel von allen und den verschiedensten Bewohnern
zu diesem Zwecke benutzt, zeigte keine Spur mehr seines früheren Lebens.
Die Sessel blieben unbesetzt, die Tische leer, und die ungeheuren Schränke
verhüllten ihren Inhalt, zum Dienste jener Zeit gehörend. „D," rief Re-
ginald plötzlich unbewußt — „dies Schweigen ist unerträglich! Besser, es
belebte sich Alles mit den Gestalten der Vergangenheit.'/
„So folge mir!" rief eine hohle, ernste Stimme hinter ihm. Entsetzt
wandte er sich, und sah, daß er bei seinem Umherblicken die Richtung nach
der verschlossenen Thüre ausgegeben hatte, die jetzt geöffnet war; von daher,
das übersah er mit einem Blick, war die Männergestalt gekommen, die diese
Worte zu ihm sprach. Aber Reginald fühlte seinen Athem stocken, und doch
konnte er es nicht nachweisen, warum ihn eben diese Gestalt so entsetzte.
Seine Züge waren nicht ganz zu erkennen; ein spanischer Hut mit breiter
Krämpe, nur seitwärts mit einer Agraffe ausgeschlagen, beschattete sein Ge-
sicht, doch schien es Reginald gelb und bleich. Um seine Schultern hatte er
einen kurzen seuerfarbenen Mantel, der drei große Löcher aus dep Brust
zeigte; übrigens schien er in schwarzem Sammet altspanisch gekleidet, und
trug ein breites Schwert in reicher Scheide eng an sich gedrückt.
Immer deutlicher trat es Reginald hervor — er hatte die ganze Gestalt,
so wie sie jetzt vor ihm stand, noch so eben unter den Portraitfiguren auf
dem Treppensaal erblickt; dazwischen schien es ihm, er sähe Souvrö's Züge,
und die Gestalt nur widersprach in ihrer Größe dem flüchtigen Gedanken. —
Und dieser Mann aus einem andern Jahrhundert forderte ihn auf, ihm zu
folgen; Reginald fühlte sich wie von einer unabweisbaren Autorität be-
*) So nennt ntittt die erste Frau König Franz's i. von Frankreich. Sie war
eineltochter König Ludwig's xii. und der Anna v. Bretagne, gest. 1524.
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