Die Griechen im Mutterlande. Der Amphiktyonenbund. 55
um sie zu Rath und Festgelag versammelte; dieser gebot einer abhängigen Landbevölkerung, den Theten. Die Bürgerschaft der Städte (der Demos) wurde in wichtigen Fällen zur Volksversammlung berufen und um ihre Meinung befragt. Für häusliches wie öffentliches Leben, für Krieg und Frieden waren die Grundzüge einer höheren Gesittung bereits vorhanden; die Zeit hatte noch ein halbheroisches Gepräge. Dies Leben stellt sich am vollendetsten dar in den Homerischen Gedichten. Die Poesie ging von der Religion und zwar von den feierlichen Hymnen bei den Opfern aus, welche die Eigenschaften und Thaten der Götter feierten. Von hier übertrug man sie leicht in die Königspaläste, wo beim Schmause der Edlen die Thaten der Ahnen in ähnlicher Weise besungen wurden. Der Charakter dieser Gesänge war episch und die Kunst derselben heimisch in bestimmten Sängerfamilien, unter denen später die Homeriden auf Chios am berühmtesten waren. Von hier wahrscheinlich entstammte1) Homer (um 900), der auf dem Grunde der vielgesungenen Sagen und Lieder (§ 52 e u. /), deren geschichtliche Grundlage die langen Kämpfe der einwandernden Achäer gegen die einheimischen Dardaner sind, seine beiden grossen Epen, die Ilias und Odyssee, aufbauete. Er sang sie den vermeintlichen Nachkommen der alten Helden, auf einem Boden, der noch zu seiner Zeit Zeuge war der Kämpfe zwischen Griechen und Troischen Resten, in einem meerumwogten Lande, das durch Schönheit und Gedeihen2) als ein Heimatland der Poesie gelten konnte; und in einer Stadt (Smyrna), wo äolisches und ionisches Wesen sich durchdrangen und „achäisches Heldenthum von ionischen Lippen tönte
§ 57.
Die Griechen im Mutterlande. Der Amphiktyonenbund.
Hermann, Gottesdienstliche Alterthümer. K. F. Tittmann, Griech. Staatsverfassung.
1v22. 0. Müller, Orchomenos. E. Curtius I, 98 ff.
Die Thessaler bildeten in dem, nun von ihnen benannten Lande einen mächtigen grundbesitzenden Adel, welcher im Tieflande die ehemaligen Bewohner zu Hörigen (Penesten) machte3). Sie selbst waren treffliche Reiter, offen, gastfrei, doch auch grosse Schwelger und Schmauser, die, in eigne Parteikämpfe verstrickt, an der späteren griechischen Entwicklung nicht Theil nahmen. Ihre drei bedeutendsten Städte waren Larissa, Pherae und Pharsalos; ihr herrschendes Geschlecht die Aleuaden, aus welchem in Kriegszeiten auch gewöhnlich der Anführer (Tagos) gewählt wurde.
Die alten Völker im Gebirgsrande (Phthioten, Perrhäber, Aenianen, Magneten u. a. m.) waren zinspflichtig, doch sonst ziem-
*) Hymn. in Apoll. 165 ff. vgl. Thuk. Iii, 104. 2) Her. 1,142. 3) Arist.
pol. Ii, 6, 2.
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50___________
362 ein Treffen, in dem er zwar siegte, aber tötlich verwundet wurde. Sterbend riet er zum Frieden.
4. Folgen des Krieges.
a) Sparta tritt in den Hintergrund; doch auch Theben kann nach dem Tode des Epaminondas die Hegemonie nicht behaupten;
b) alle griechischen Staaten sind geschwächt;
c) fremde Fürsten, namentlich Philipp von Macedonien, gewinnen Einfluß in Griechenland.
Griechenland kommt unter die Herrschaft der Macedorrier,
362-338.
1. Macedonien bis auf Philipp Ii. Macedonien, nördlich von Thessalien gelegen, ist das Gebiet mehrerer Flußthäler, deren größtes das des Strymon ist. Die Münduug der Flüsse weist das Land auf das Ägäische Meer und auf die Teilnahme an dessen Geschichte hin. Die Verfassung war ein Königtum, das jedoch in der älteren Zeit machtlos war. In den griechischen Händeln spielte Macedonien bald als Hilssniacht der Athener, bald der Spartaner eine Nebenrolle. Der König Archelaus, 413—399, hob das Land auf eine höhere Stufe, organisierte eine Kriegsmacht und verschaffte der griechischen Kultur Eingang.
2. Philipp Ii., 359—336. Nach langen Parteikämpfen kam 359 Philipp Ii. zur Regierung. In seiner Jugend als Geisel nach Theben geführt, lernte er hier griechische Bildung, zugleich aber auch den Verfall der griechischen Staaten kennen. Bald zu Anfang seiner Regierung bewies er eine ungewöhnliche Schlauheit und Energie. Sein Ziel war, die Kräfte Griechenlands sich dienstbar zu machen.
3. Der heil. Krieg gegen Phocis, 355—346. Die Phocier hatten Ländereien des delphischen Apollo in Besitz genommen und waren auf Antrag der Thebaner von den Amphiktyonen zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden. Sie griffen deshalb zu den Waffen und fanden an den Spartanern und Athenern Bundesgenossen. Als sie auch in Thessalien einfielen, riefen dortige Adelsgeschlechter Philipp von Macedonien um Hilfe. Dieser besiegte die Phocier nach hartnäckigem Widerstände. Als er aber durch die Thermopyleu nach Hellas vordringen wollte, wurde er von den Athenern gehindert. Er begnügte sich mit Thessalien als dem Übergangslande nach Hellas. Als aber
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Extrahierte Personennamen: Philipp_von_Macedonien Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_von_Macedonien Philipp
176
1305 seinen Sitz nach Avignon verlegte („babylonische Gefangenschaft" 1305—77) und die Päpste ihren Einfluß auf die politischen Berhält-nisse in Deutschland verloren.
2. Er strebte nach Vergrößerung seiner Hausmacht. Doch vergebens suchte er Holland und Thüringen zu gewinnen. Böhmen kam vorübergehend in seine Gewalt.
Albrecht wurde von seinem Neffen Johann Parricida 1308 ermordet.
Historisches über die Kämpfe in der Schweiz. In den sogenannten Waldstätten Schwyz, Uri, Unterwalden hatte sich ein freier Bauernstand erhalten. Seit dem 12. Jahrhunderte hatten jedoch die Grafen von Habsburg Vogteirechte in diesen Landgemeinden erworben. Aber der Freiheitssinn der Bevölkerung stellte sich ihnen entgegen, und Friedrich Ii. stellte die Reichsunmittelbarkeit wieder her. Zwar wußte Rudols von Habsburg die alten Vogteirechte wiederzugewinnen, aber nach seinem Tode traten die Waldstätte zu einer Eidgenossenschaft zusammen, deren Freiheiten Adolf von Nassau und Albrecht anerkannten. (Sagen von dem Drucke der österreichischen Vögte, vom Schwure auf dem Rütli, von Tell.)
Iv. Heinrich Vii. von Luxemburg, 1308—1313. Er war
ein Lehnsträger der französischen Krone und wurde vou der geistlichen Partei gewählt.
1. Gründung einer Hausmacht. In Böhmen hatte sich eine mit der Regierung des Königs (Heinrich von Kärnthen) unzufriedene Adelspartei gebildet, welche Heinrich Vii. die Krone anbot. Dieser belehnte damit seinen eigenen Sohn Johann, den er mit einer böhmischen Prinzessin vermählte.
2. Sein Zug nach Italien. Bon den romantischen Jdecen des Rittertums durchdrungen, begeisterte sich Heinrich noch einmal für die mit der deutschen Krone sich verbindende Anschauung von der Herrschaft der Welt. Daher unternahm er einen Zng nach Italien, um dort das kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Bon den italienischen Patrioten, besonders von dem Dichter Dante Alighieri, begrüßt, erwarb er iu Mailand die lombardische Krone und stellte auch die Kaiserwürde nach 62jähriger Unterbrechung wieder her, 1312. Aber er konnte die Guelfeu, mit welchem Namen jetzt die republikanische Partei bezeichnet wurde, nicht unterwerfen, und als er sich zu einem Feldzuge gegen Neapel rüstete, starb er.
V. Ariedrich von Österreich, 1314—1330, und Ludwig
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Extrahierte Ortsnamen: Avignon Deutschland Holland Schweiz Schwyz Habsburg Nassau Luxemburg Italien Italien Mailand Neapel
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eine der Hauptursachen ihrer zunehmenden politischen Schwche. Begrndet war dieser Partikularismus allerdings in der durch Berg und Meer bedingten Zerspaltung des Landes in kleine Landschaften. Die Enge derselben hat ferner dazu beigetragen, da die durch Handel und Seefahrt rasch aufblhenden Städte zeitig das Ubergewicht der das platte Land gewannen: es fehlten weite Flchen, in denen ein krftiger Bauernstand und ein mchtiger Landadel, die konservativen (conservare = bewahren, erhalten) Elemente staatlicher Ent-Wicklung, sich frei entfalten und ausleben konnten. Als daher den griechischen Stadtstaaten zum erstenmal ein Fichenstaat gegenbertrat, der ihnen zwar an Kultur und Geistesbildung nachstand, an politischer Kraft aber berlegen war, mute ihre staatliche Selbstndigkeit gefhrdet erscheinen. Dieser Flchen-staat war Mazedonien.
Nrdlich von Thessalien gelegen, ist Mazedonien das Gebiet breiter Flutler, deren grtes das des Strymon ist. Die Mndung der Flsse weist das Land auf das gische Meer und auf die Teil-nhme an dessen Geschichte hin. Die Verfassung war ein Knigtum; ein kriegerischer Adel und ein freier Bauernstand waren die Grund-Pfeiler seiner Kraft. Nach langen Parteikmpfen kam im Jahre 359 Philipp Ii. zur Regierung. In seiner Jugend hatte er als Geisel im Hause des Epaminondas in Theben gelebt und hier griechische Bildung, aber auch den Verfall der griechischen Staaten kennen gelernt. Bald zu Anfang seiner Regierung bewies er ungewhnliche Schlauheit und Energie. Er sttzte sich auf ein gut geschultes Heer, das dem griechischen nachgebildet war, (mazedonische Phalanx, eine 1216 Mann tiefe, in langer Front aufgestellte, fest geschlossene Truppenmasse) und suchte sich in die griechischen Hndel einzumischen, indem er sich als Friedensvermittler aufspielte.
Gelegenheit dazu bot ihm zunchst der heilige Krieg gegen Phocis, 355346. Die Phocier hatten Lndereien des delphischen Apollo in Besitz genommen und waren auf Antrag der Thebaner von den Amphiktyonen zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden. Sie griffen deshalb zu den Waffen und wurden eine gefhrliche Macht. Als sie auch in Thessalien einfielen, riefen dortige Adelsgeschlechter Philipp von Mazedonien zu Hilfe. Dieser besiegte die Phocier nach hartnckigem Widerstande. Als er aber durch die Thermopylen nach Hellas vordringen wollte, traten ihm die Athener erfolgreich entgegen. Er begngte sich mit Thessalien als dem bergangslande nach Hellas. Die Phocier wurden zur Zahlung von 60 Talenten verurteilt, und Philipp erhielt ihre beiden Stimmen im Amphiktyomnbunde.
Philipp verfolgte neben der Eroberung Griechenlands vor allem das Ziel, freien Zugang zum gischeit Meere zu erlangen und zu diesem Zwecke die griechischen Städte auf der Halbinsel Chalcidice zu besetzen. Der Fall des mchtigen Olynth enthllte seine Absichten den Athenern; das Haupt der Patriotenpartei, Demosthenes, fand Gehr beim Volke, und man entschlo sich zu einer krftigeren Abwehr der drohenden Gefahr. Demosthenes, 384 geboren, war der Sohn eines
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— 45 —
(1531) die Grafen von Mansfeld und 11 Reichsstädte (Strafsburg, Ulm, Constanz, Reutlingen, Memmingen, Lindau, Biberach, Isny (Württ.), Lübeck, Magdeburg und Bremen) zunächst auf 6 Jahr (März). Die Verbündeten suchen mit England Verbindungen anzuknüpfen. Ferdinand von Österreich zum römischen König gewählt, trotz des Widerspruchs von Kur-Sachsen.
1532 Religionsfriede von Nürnberg: der Kaiser willigt der drohenden
Türkengefahr wegen in die Einstellung der am Reichs-kammergericlit in Religionssachen eingeleiteten Prozesse; der Friede wird in den Abschied des gleichzeitig der Türken wegen zu Regensburg tagenden Reichstages aufgenommen und darin ein Konzil binnen Jahresfrist in Aussicht gestellt, andernfalls solle eine Reichsversammlung die Reformation in die Hand nehmen. — Die Türken kehren infolge der tapferen Verteidigung von Günz (100 km südlich von Wien) und kleinerer Verluste in Steiermark bei der Nachricht von dem bei Wien sich sammelnden Reichsheere um.1) — Publikation der peinlichen Hals-gerichtsor dnung Karls V. (sog. Carolina).
Johann der Beständige f. Johann Friedrich der Grofsmütige (—1554).
Die drohende Türkengefahr schien so groß, dafs der Papst ernstlich auf eine Einigung mit den Protestanten ausging: er wollte sich die Augsburgische Konfession gefallen lassen. Die gemäfsigten Theologen, denen er sie vorlegte, fanden, dafs darin einiges ganz katholisch, anderes auf katholischen Sinn zu deuten sei, noch anderes eine Verständigung nicht ausschliefse.
1531 Schlacht bei Cappel; Zwingli fällt (October): Sieg der katholisch gebliebenen Urkantone (Schwyz, Uri, Unterwalden) über die reformierten, (hauptsächlich Zürich, Basel, Bern), die auf der Tagsatzung der Eidgenossenschaft Duldung der Reformation seitens der Urkantone nicht hatten durch-setzen können. Die mit Zürich im Bunde stehenden oberdeutschen Städte schliefsen sich an den schrnal-kaldischen Bund an.
1533 Heinrich Viii., wegen einer Gegenschrift gegen Luthers Schrift
von der Babylonischen Gefangenschaft der Kirche vom Papst ‘Defensor fidei’ genannt, sagt sich vom Papste los, als er von seiner Gemahlin Katharina von Aragon, Tante Karls V.,
1) Soliman, der von den deutschen Verhältnissen genau unterrichtet war, hatte, als Gesandte Ferdinands die Macht des Kaisers rühmten, gefragt, ob der Kaiser mit Martin Luther Frieden geschlossen habe.
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Extrahierte Ortsnamen: Mansfeld Ulm Reutlingen Memmingen Biberach Isny Magdeburg Bremen England Nürnberg Wien Steiermark Wien Karls Schwyz Unterwalden Basel Bern
tage zu Regensburg trotz der Erfolglosigkeit der Religions-gespräclie gegen Bewilligung von Türkenhülfe, im Widerspruch mit der katholischen Mehrheit, bis auf ein Konzil Freiheit und Ausbreitung ihrer Lehre, Zulassung zum Reichskammergericht u. a. zu gewähren.
(1541) Karls V. Zug nach Algier um die dortigen Korsaren zu züchtigen: ein Sturm vereitelt alle Erfolge. — Bündnis zwischen Franz I. und den Osmanen: Einfall der letzteren in Ungarn.
1542—1544 Vierter Krieg Karls V. mit Franz I.
1542 Die Städte Braunschweig und Goslar vom Schmalkaldischen
1541 loh. Calvin (Jean Chauvin) dauernd in Genf, nachdem er bereits 1536 dorthin berufen, aber wegen der Strenge seiner Ansichten nach zwei Jahren die Stadt zu verlassen gezwungen war. Er giebt der Gemeinde eine ihrer politischen ähnliche demokratische Kirchenverfassung, indem er die Leitung der kirchlichen Angelegenheiten einem von den Bürgern gewählten Ausschufs von ‘Ältesten’ (Presbytern) überträgt: daher Presbyterialverfassung. Doch wird der
ganze Staat durch Einführung einer überaus strengen Kirchenzucht, die selbst den Tod als Strafe für Irrlehren verhängt und durch ein Consistorium ausgeübt wird, zu einer von Calvin tyrannisch geleiteten Theokratie. Durch Einigung mit den Zwinglianern (namentlich über das Abendmahl) wird Calvin Stifter der reformierten Kirche, für deren Befestigung er eine theologische Akademie in Gent gründet. Calvins (f 1564) Nachfolger war der Franzose Thom. Beza (1519—1605). Von Genf aus verbreitet sich die reformierte Kirche nach Frankreich, (namentlich dem südlichen), wo die Protestanten den Spottnamen Hugenotten erhalten, nach Holland und Schottland (durch John Knox).
Calvin, geb. 1509 zu Noyon in der Picardie, Solm eines bischöflichen Prokurators und früh durch Fleifs, sittlichen Ernst und Frömmigkeit ausgezeichnet, hatte zuerst Theologie, dann auf Wunsch seines Vaters Jurisprudenz studiert und, der Reformation gewonnen und vielfach verfolgt, ein unstetes Leben geführt. — Unter seiner Diktatur in Gent kamen mehrere Hinrichtungen vor, hauptsächlich wegen Auflehnung gegen die Kirchenverfassung, doch auch an Hexen und wegen falscher Lehre, wie an dem gelehrten spanischen Arzte Mich. Servet (Servede), der über die Trinität abweichende Lehren aufstellte und nicht widerrufen wollte (verbrannt 1553). — Es ist der fanatische Geist der Romanen, der hier bei dem sonst wahrhaft frommen Reformator in dem Festhalten an dem katholischen Standpunkt zu tage tritt: der deutschen Reformation fällt kein To de surteil wegeu irrigen oder Unglaubens zur Last.
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von Brandenburg, dem er seine Stellvertretung in Deutschland zugesagt hatte: nur Friedrich der Weise war allen solchen Verhandlungen unzugänglich geblieben. Auch Joachim I. hatte seine Gedanken auf die Krone gerichtet; für Karl gab den Ausschlag die Anhänglichkeit an die alte Kaiserfamilie, sodafs selbst während der Wahlberatungen in Frankfurt Volkskundgebungen für Karl stattfanden.
Bedingungen vor der Wahl hatten schon Rudolf von Rheinfelden sowie auch Rudolf I. eingehen müssen; die erste eigentliche Kapitulation ist die Karls V., auf die Friedrich der Weise drang: sie galt als ein von den Kurfürsten im Namen der ändern Stände (Fürsten und Städte, s. u. zu 1521) abgeschlofsener Vertrag und umfafste 34 Artikel; sie wurde von da an allen Kaisern vorgelegt. Später verlangten und erhielten auch die ändern Stände Mitwirkung bei der Abfassung derselben; eine‘capitulatio perpetua' (in 30 Artikeln) gab es seit Karl Vi. (1711).
1519 (Juli.) Durch einen Angriff auf seine Ansichten seitens des Ingolstädter Professors Dr. Eck wird Luther veranlaßt, den Streit wieder aufzunehmen: dieser soll auf einer öffentlichen
1519 Ulrich (Huldreich) Zwingli, früher Prediger in dem Wallfahrtsort Mariä Einsiedeln, wird Leutpriester am Münster zu Zürich und tritt für Luther und seine Lehren ein; wie er jedoch bereits vor Luther gegen die innere Unwahrheit der Kirche (Wallfahrten, Aberglauben, Ablafs u. a.) gepredigt, nimmt er eigentümliche und selbständige Reformen vor. Unter seinem Einflufs wird die Predigt des Ablasses aus Zürich ferngehalten und der Geistlichkeit 1520 vom Rat erlaubt, dem Evangelium gemäfs zu predigen und äufserliche, unwesentliche Ceremonien aufzugeben: die Beseitigung
des Cölibats, des Bilderdienstes, der Messe, die Zwingli in großen öffentlichen Disputationen siegreich bekämpft, führt zur Losreifsung von dem Bistum Constanz und der Kirche (1523) sowie zur Aufstellung einer Kirchenverfassung nach dem Vorbilde der ältesten christlichen Gemeindeverfassung mit strenger Kirchenzucht. Von 1524 an Streit mit Luther über das Abendmahl: Luther stellt Zwingli den Schwarmgeistern (Carlstadt u. s. w.) gleich. — Die Reformation breitet sich in der ganzen Schweiz aus, nur die Urkantone (Schwyz, Uri, Untenwaiden, Luzern) und Zug bleiben katholisch.
Zwingli, Bürger eines demokratischen Gemeinwesens, hat seiner Kirche dementsprechend eine demokratische Verfassung mit Teilnahme der Gemeinde gegeben, während die der Lutherischen Kirche monarchisch blieb. Vgl. zu 1541.
Ein wichtiger Unterschied zwischen Luther und Zwingli war auch der, dafs ersterer alles aus der katholischen Kirche beibehalten wollte, was mit der Schrift nicht in Widerspruch stand, der radikalere Zwingli aber nur das, was sich aus der Schrift begründen liefs.
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(1535) Schwenkfeld und des Kürschners Melchior Hofmann den baldigen Eintritt des ‘Reiches Zion’ auf Erden predigend,1) gelangen in dem überwiegend protestantischen Münster durch einen Aufstand ihrer zahlreichen fanatischen Anhänger unter dem aus Holland gekommenen Apostel und Propheten, dem Bäcker Jan Matty s aus Leyden, in den Besitz der Regierung und errichten nach Vertreibung aller Gegner ein ‘Reich Zion’ mit Gütergemeinschaft und Polygamie, das über die ganze Welt ausgedehnt werden soll und dessen ‘König’ nach Jan Mattys’ Tode der Schneider Jan Bockelson aus Leyden wird. Erst nach tapferem Widerstande wird die Stadt durch ein Heer katholischer wie protestantischer Fürsten unterworfen, die Führer hingerichtet und der Katholicismus wieder hergestellt.
Wegen der starken Verbreitung der Wiedertäufer namentlich in Nieder-Deutschland fürchtete man hier eine allgemeine Erhebung des Volkes. — Aus den Resten der Wiedertäufer in Norddeutschland suchte der Holländer Menno (■f 1561) eine ‘Gemeinde Gottes’ zu bilden, die allen Ausschreitungen fern blieb und in Holland als ‘Taufgesinnte’, in der Provinz Preußen als Mennoniten sich gehalten hat. Sie verwerfen u. a. auch den Eid und den Kriegsdienst, sind aber sonst ausgezeichnete Bürger; ihrer Militärpflicht genügen sie in den Sanitätskolonnen.
1535 Mifserfolge der protestantischen Volks part ei in Lübeck, welche den alten katholischen, durch schlechte Finanzverwaltung blofsgestellten Rat beseitigt hat und unter der Führung des neuen Bürgermeisters Jürgen Wullenweb er und des Feldhauptmanns Marx Meier versucht, den sinkenden Einflufs der Hansa in den nordischen Reichen2) nach dem Tode Friedrichs I. von Dänemark 1533 wiederherzustellen: in Verbindung mit den dänischen Städten und der Bauernschaft und im Gegensatz zu Adel und Geistlichkeit stellt Lübeck, Haupt der Ostsee-Hansa und Mitglied des Schmalkaldischen Bundes, den gefangen gehaltenen Christian Ii. als Thronbewerber auf, um die Wahl von Friedrichs I. Sohn, Christian, oder eines vom Kaiser begünstigten katholischen und den Holländern gewogenen Bewerbers zu verhindern. — Der Kampf (Grafen- oder
‘Das Reich war längst vorgesehen durch den Mund aller Propheten, durch Christus und seine Apostel in Kraft des heiligen Geistes angefangen und offenbaret, aber nun in Johann dem Gerechten auf dem Stuhle Davids gewifs und unwidersprechlich vorhanden’. Erlafs Johanns v. Leyden.
5) Vgl o. S. 33 zu 1520.
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Extrahierte Ortsnamen: Holland Nieder-Deutschland Norddeutschland Holland Jürgen_Wullenweb Davids
38 Die Griechen.
verzichten, seine Selbstndigkeit aber behalten. Herrischer verfuhr Philipp gegen Theben; die Stadt mute eine macedonische Besatzung bei sich ausnehmen und die botischen Städte aus ihrer Botmigkeit entlassen. Ebenso stellte Philipp im Peloponnes die Selbstndigkeit aller kleinen Staaten und Städte wieder her und lie sich endlich auf einer allgemeinen griechischen Versammlung in Korinth zum unumschrnkten Oberseldherrn gegen die Perser, die alten Nationalfeinde der Hellenen", ernennen. So belie zwar Philipp allen griechischen Staaten volle Selbstndigkeit in der Verwaltung ihrer innern Angelegenheiten, zwang sie aber doch, ihm bei auswrtigen Unternehmungen unbedingte Heeresfolge zu leisten, so da von einer vlligen Unabhngigkeit und Freiheit Griechenlands keine Rede mehr war. In die Heimat zurckgekehrt, wurde Philipp bald darauf von einem seiner Leibwchter, Pausa-nias, aus Privatrache ermordet.
Ix. Das Weltreich Alexanders des Groen 336323.
Die Bedeutung Alexanders des Groen 336323. ssein Wesens Nach Philipps Tode bernahm sein 20jhriger Sohn Alexander die Herrschaft der Macedonien. Von Aristoteles, dem grten Philosophen des Altertums, erzogen, besa er eine grndliche hellenische Bildung. Sein ganzer Sinn war auf groartige Thaten des Krieges und des Friedens gerichtet; Edelmut, Milde und Leutseligkeit zeichneten ihn in hohem Grade aus. Da-bei war er den Gttern ganz ergeben; nur vom Jhzorne lie er sich allzuleicht zu verbrecherischen Thaten fortreien, die er spter bereute.
[Seine Bestrebungen.] Wie der Vater, so erstrebte auch Alexander hauptschlich dreierlei: 1. die Unterwerfung der bar-barischen Völker der Balkanhalbinsel, 2. die Herrschaft der Griechenland und 3. die Grndung eines Weltreichs in Europa, Asien und Afrika. Der Unterschied zwischen Vater und Sohn be-stand aber darin, da dieser alles zu einem glcklichen Ende fhrte, was jener geschickt vorbereitet hatte.
Alexanders Siege der die Barbaren der Balkanhalbinsel 336335. Bevor Alexander an die Hauptaufgabe seines Lebens ging, die Eroberung Asiens, suchte er erst Macedonien vor den be-nachbarten Barbaren zu schtzen und sich selbst dadurch im Rcken
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Extrahierte Ortsnamen: Korinth Macedonien Griechenland Europa Asien Afrika Asiens
I. Die Griechen bis zu den Perserkriegen 500.
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Gesetze nicht selbst beantragen, sondern die von der Regierung ein-gebrachten ohne vorausgehende Besprechung nur entweder annehmen oder ablehnen. Erst spter erhoben sich aus ihr die fnf jhrlich wechselnden Ephoren, d. h. Aussichtsbeamte, welche groe Rechte erwarben und sogar die Könige zur Rechenschaft ziehen konnten. Somit war die spartanische Staatsverfassung ein Gemisch von Adels-und Volksherrschaft.
Auch die einfache, aber strenge Erziehung wurde auf Lykurg zurckgefhrt; sie erstrebte aber mehr krperliche Abhrtung und unbedingten Gehorsam, als geistige Ausbildung. Die Knaben, die Jnglinge, ja selbst die Männer standen unter der fortwhrenden Aussicht des Staates, der volle Hingebung an das Vaterland im Frieden wie im Kriege von ihnen verlangte.
[Unterwerfung Messeniens; Vorherrschaft im Pelo-ponnes.] Fr den Krieg vortrefflich vorbereitet, eroberten die Spartaner die reiche Nachbarlandfchaft Messenien und verwandelten ihre Bewohner nach einer Erhebung in Knechte (Heloten), die das Land bebauen muten. Spterhin gewannen sie auch der die anderen Staaten des Peloponnes mit Ausnahme von Acha'ia und Argolis, die selbstndig blieben, die Oberhand, so da Sparta etwa seit 550 vor Chr. den Vorort des peloponnesischen Staaten-blindes bildete, in dem die einzelnen Bundesgenossen zu bestimmten Geld- und Truppenleistungen verpflichtet waren.
Athen. [Knigsherrschaft bis auf Kodrus 1068?] Die 10. Athener fhrten die lteste Einrichtung ihres Staates auf Theseus zurck, der die zwlf bis dahin selbstndigen Gemeinden Attikas unter Athens Leitung vereinigte. Die Brger zerfielen hier in Eupatriden, d. h. Adelsgeschlechter mit grerem Grundbesitz, und Demos, d. h. Volk, wozu die Bauern, Handwerker, Schiffer und Hirten des Landes zhlten. Zwischen beiden Stnden und dem regierenden Könige herrschte lange Zeit Friede und Eintracht.
[Adelsherrschast bis auf Solott um 594.] Als aber nach dem (sagenhaften) Tode des Knigs Kodrus das Knigtum immer mehr geschwcht wurde und die Adelsgeschlechter die hchste Gewalt, nmlich das Archontat, an sich rissen, lste sich allmhlich das gute Verhltnis zwischen den Eupatriden und dem Volke: die Adelsherrschaft fhrte zur Verarmung und Verschuldung des Volkes, welches, um wenigstens die Willkr der Rechtspflege abzuschwchen,
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