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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 176

1888 - Habelschwerdt : Franke
176 1305 seinen Sitz nach Avignon verlegte („babylonische Gefangenschaft" 1305—77) und die Päpste ihren Einfluß auf die politischen Berhält-nisse in Deutschland verloren. 2. Er strebte nach Vergrößerung seiner Hausmacht. Doch vergebens suchte er Holland und Thüringen zu gewinnen. Böhmen kam vorübergehend in seine Gewalt. Albrecht wurde von seinem Neffen Johann Parricida 1308 ermordet. Historisches über die Kämpfe in der Schweiz. In den sogenannten Waldstätten Schwyz, Uri, Unterwalden hatte sich ein freier Bauernstand erhalten. Seit dem 12. Jahrhunderte hatten jedoch die Grafen von Habsburg Vogteirechte in diesen Landgemeinden erworben. Aber der Freiheitssinn der Bevölkerung stellte sich ihnen entgegen, und Friedrich Ii. stellte die Reichsunmittelbarkeit wieder her. Zwar wußte Rudols von Habsburg die alten Vogteirechte wiederzugewinnen, aber nach seinem Tode traten die Waldstätte zu einer Eidgenossenschaft zusammen, deren Freiheiten Adolf von Nassau und Albrecht anerkannten. (Sagen von dem Drucke der österreichischen Vögte, vom Schwure auf dem Rütli, von Tell.) Iv. Heinrich Vii. von Luxemburg, 1308—1313. Er war ein Lehnsträger der französischen Krone und wurde vou der geistlichen Partei gewählt. 1. Gründung einer Hausmacht. In Böhmen hatte sich eine mit der Regierung des Königs (Heinrich von Kärnthen) unzufriedene Adelspartei gebildet, welche Heinrich Vii. die Krone anbot. Dieser belehnte damit seinen eigenen Sohn Johann, den er mit einer böhmischen Prinzessin vermählte. 2. Sein Zug nach Italien. Bon den romantischen Jdecen des Rittertums durchdrungen, begeisterte sich Heinrich noch einmal für die mit der deutschen Krone sich verbindende Anschauung von der Herrschaft der Welt. Daher unternahm er einen Zng nach Italien, um dort das kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Bon den italienischen Patrioten, besonders von dem Dichter Dante Alighieri, begrüßt, erwarb er iu Mailand die lombardische Krone und stellte auch die Kaiserwürde nach 62jähriger Unterbrechung wieder her, 1312. Aber er konnte die Guelfeu, mit welchem Namen jetzt die republikanische Partei bezeichnet wurde, nicht unterwerfen, und als er sich zu einem Feldzuge gegen Neapel rüstete, starb er. V. Ariedrich von Österreich, 1314—1330, und Ludwig

2. 6. Schuljahr - S. 22

1895 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
22 gegnete er, — „folgt mir!" Bald überzieht Todesblässe sein Gesicht. Ein- mal, weil er fühlt, daß er sich nicht lange mehr werde im Sattel halten können, fürs andere, um den Nachfolgenden einen entmutigenden Anblick zu ersparen, fordert er den Herzog auf, ihn aus einem Umwege aus dem Ge- tümmel zu führen. Der Versuch wird gemacht. Da aber die Luft erfüllt ist von Staub und Pulverdampf, und da der Kampf in ein wildes Durch- einander ausgeartet ist, geschieht es, daß sie unter feindliche Reiterschwärme geraten. Ein kaiserlicher Offizier schießt sein Pistol auf den König ab; die Kugel dringt diesem in das Rückgrat ein. „Bruder", sagt nun der König zu seinem Begleiter, „ich habe genug; suche dein Leben zu retten!" Der Herzog verläßt den König, der wenige Augenblicke darauf vom Pferde sinkt, dabei aber mit einem Fuße im Steigbügel hängen bleibt. Das Pferd wird scheu und schleift den König ein Stück auf dem Boden entlang. Der Edelknabe jagt ihm nach, springt, als der König am Boden liegen bleibt, vom Pferde und bietet es ihm an. Indem der König vergebens Versuche macht, sich aufzurichten, sprengen kaiserliche Reiter herbei, die, ohne den Verwundeten zu kennen, ihre Pistolen auf ihn abfeuern. Eine Kugel dringt ihm durch die Schläfe — er ist nicht mehr. Dem heldenmütigen Bernhard von Weimar war es eben gelungen, die Gefahr, in die der linke Flügel geraten war, zu beschwören — da jagt mit fliegender Mähne und aufgerissenen Nüstern das blutige Pferd des Königs daher. „Der König ist tot!" Dieser Ruf, der durch die Reihen geht, macht die Herzen erstarren. Was nun thun? Einzelne werden von Zagen er- griffen; man hört einige Offiziere sagen, daß, da ohne das Haupt auf den Sieg nicht zu hoffen, es geraten sei, auf einen geordneten Rückzug zu denken. Da ruft der heldenmütige Beruhard von Weimar: „Soldaten, unser Hort ist tot! Für mich hat das Leben keinen Wert mehr, wenn ich seinen Fall nicht rächen soll. Auf den Feind! Wer den König liebt, beweise seine Liebe jetzt durch die That!" Dies Wort, von einem Bernhard gesprochen, entflammt aufs neue die Herzen. „Rächet den König!" das ist der Gegen- ruf, der sich nun mächtig erhebt. Der Kampf wird nun mit verdoppeltem Eifer fortgesetzt. Bereits befindet sich ein Heerteil der Kaiserlichen in wilder Flucht, da kommt Pappenheim, dem Eilboten nachgesandt worden waren, mit seinen Geschwadern daher und wirft sich dem vordringenden Feinde entgegen. Von zwei Kugeln durchbohrt, sinkt Pappenheim sterbend vom Rosse; danach werden seine Kürassiere trotz der tapfersten Gegenwehr zusammengehauen. Wallenstein, der im dichtesten Kugelregen mit kalter Entschlossenheit die Schlacht geleitet hat, sieht seine besten Truppen fliehen; endlich muß auch er auf Rettung denken. Dem siegreichen evangelischen Heere fallen sämtliche Kanonen der Kaiserlichen in die Hände. In der Nacht bei Fackelschein gelingt es den Kriegern, die Leiche des geliebten Königs zu finden. Es läßt sich ermessen, welch einen Schmerz die Kunde von dem Tode des Heldenkönigs in dem protestantischen Deutschland und in Schweden her- vorbrachte. Der Verlust, den die evangelische Welt erlitten hatte, schien

3. 6. Schuljahr - S. 7

1895 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
7 Frage an ihn heran: Bist dn auch vorbereitet, vor Gottes Angesicht jederzeit treten zu können? Da beschließt er, der Welt zu entsagen und sein Leben Gott zu weihen. Er versammelt seine Freunde abends zu einem Mahle, nimmt dabei bewegt Abschied von ihnen, und noch in derselben Nacht schließen sich hinter ihm die Psorten des Augustiner- klosters in Erfurt. In einem Schreiben gab Luther den Eltern Kunde von dem Geschehenen, er sandte auch seine weltlichen Kleider nach Hanse; aber der Vater war heftig erzürnt und blieb lange Zeit unversöhnlich. Während seines Probejahres wurden ihm die allerdrückendsten Ge- schäfte aufgebürdet. Er mußte die Kirche ausfegen, die Thüren auf- und zuschließen, die Turmuhr aufziehen, die Unreinigkeiten des Klosters fortschaffen, ja sogar mit dem Bettelsacke in Erfurt umher- wandern. Das war um so empfindlicher, da jedermann den Magister kannte und die Leute nicht selten mit Fingern ans ihn zeigten. Luther trug alles in Demut und Gottesfurcht, aber die Ruhe des Herzens, nach der er verlangte, fand er nicht. Seine größte Freude war, daß er im Kloster auch eine lateinische Bibel vorfand, in der- er täglich lesen konnte. Nachdem er die Priesterweihe empfangen und sich durch Beten, Fasten und Lernen schon ganz siech gemacht hatte, erhielt er vom Kurfürsten Friedrich dem Weisen von Sachsen einen Ruf nach Wittenberg, um an der dortigen Uni- versität als Professor zu lehren. Hugo Weber. 2. Ter Anfang der Reformation. In Wittenberg erwarb sich Luther die Würde eines Doktors der heiligen Schrift und machte durch seine Lehren und Predigten, bei denen er immer von der Bibel ausging, ein solches Aufsehen, daß die Jünglinge von nah und fern herbeieilten, um den außer- ordentlichen Mann zu hören. — Auf einer Reise, die er in einer Angelegenheit seines Ordens nach Rom machte, hatte er Gelegenheit, die Gebrechen der Kirche an ihren Dienern kennen zu lernen. Wie erstaunte er über die unglaubliche Unwissenheit der Priester und Mönche! Selten fand er einen, der die heilige Schrift auch nur dem Namen nach kannte. Und was für ein sittenloses Leben führten sie! Und wie sah es in den Kirchen ans! Da war keine Spur von einer Anbetung Gottes im Geiste und in der Wahrheit. Die öffent- lichen Gebete verstand kaum der Priester; man begnügte sich daher, den Rosenkranz herzuplappern, und überließ das übrige den Heiligen und dem Ablaß. Viele kamen in die Kirche, um sich zu unterhalten; ja, es schien oft so recht darauf abgesehen zu sein, den Anwesenden eine Belustigung zu bereiten. So erschien z. B. zum Aschermittwoch gewöhnlich ein schlechter Kerl, barfuß und zerlumpt, in der Kirche, und jung und alt war nun bemüht, ihn zu foppen, zu knuffen, zu stoßen und ihn endlich unter lautem Gelächter zum Tempel hinaus-

4. 6. Schuljahr - S. 8

1895 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
zujagen. Man nannte das „den alten Adam austreiben". — Am Abend desselben Tages und auch an den beiden folgenden Abenden gab es noch andere Belustigungen. Nach und nach wurden alle Lichter in der Kirche ausgelöscht, und nun begann eine greuliche Katzenmusik durch Schreien, Pfeifen, Toben und Lärmen. Das nannte man die „Rumpelmette". Tiefes Leid im Herzen über den grenzenlosen Verfall der Kirche und die himmelschreiende Unwissenheit und Verwahrlosung des armen Volkes, hatte Luther einst einige Leute in der Beichte zur Buße er- mahnt. Wie erstaunte er aber, als sie ihm erklärten, sie brauchten nicht Buße zu thun, denn sie hätten Ablaßbriefe von Tetzel! Nun vermochte er nicht länger zurückzuhalten. Er setzte sich hin und schrieb 95 kurze Sätze auf, in denen er bewies, daß der Ablaß- handel ganz gegen die heilige Schrift und gegen alle Vernunft und sogar eine Gotteslästerung sei; daß niemand das Recht und die Macht habe, Sünden zu vergeben, außer Gott, und daß allein wahrhafte Besserung durch wirkliche Reue und Buße dahin führen könne u. s. w. Diese Sätze schlug er den 31. Oktober 1517 in Gegenwart vieler Studenten und anderer Leute an die Schloßkirche zu Wittenberg au. Das war der Anfang der Reformation, der Grundstein, auf welchen Luther nach und nach die evangelische Kirche gebaut hat, die Kirche, welche alle Satzungen des Papstes verwarf und allein auf die heilige Schrift sich gründete. Die Sätze machten unerhörtes Aufsehen. Als wären die Engel selbst Botenläufer ge- wesen, so waren sie in 14 Tagen durch ganz Deutschland, in 4 Wochen durch ganz Europa verbreitet. Man staunte und bewunderte den Mut des Mannes, der es wagte, den Papst anzugreifen, eine Macht, vor welcher man die mächtigsten Fürsten hatte zittern sehen. Bald genug erschien denn auch der Bannfluch des Papstes gegen Luther. Dieser aber, inzwischen und dadurch zu größerem Widerstande gereizt, ließ ein Feuer anzünden und übergab in Gegen- wart der staunenden Menge die Bannbulle mit kühner Hand den Flammen. Dadurch hatte er sich nun gänzlich vom Papste losgesagt; man zitterte für sein Leben, und viele hielten ihn für verloren. Er aber kannte keine Furcht. Auch hatte er schon mächtige Freunde, die sich seiner annahmen. Da war vor allen der edle Kurfürst Friedrich der Weise, welcher entschlossen war, ihn zu schützen; dann Ulrich von Hutten, ein echt deutscher Mann, kühn und scharf mit dem Schwerte und mit der Feder. Wie er einst vier Franzosen zum Zweikampf forderte und sie alle besiegte, weil sie vom Kaiser un- ehrerbietig gesprochen hatten, so war er auch mächtig mit dem Worte. Mit Begeisterung ergriff er Luthers Sache und hätte gern das Schwert für ihn gezogen. Franz von Sickingen, ein tapferer Ritter in Franken und mit so außerordentlichen Eigenschaften begabt, daß man ihn der Kaiserkrone für würdig hielt, bot Lutheru einen sicheren Aufenthalt in seiner Burg Landshut an. Wie mächtig er

5. 6. Schuljahr - S. 68

1895 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
68 37. Körner an seinen Vater. Wien, am 10. März 1813. Liebster Vater! Ich schreibe Dir diesmal in einer Ange- legenheit, die, wie ich das feste Vertrauen zu Dir habe, Dich weder befremden noch erschrecken wird. Neulich schon gab ich Dir einen Wink über mein Vorhaben, das jetzt zur Reife gediehen ist. — Deutschland steht auf; der preussische Adler erweckt in allen deutschen Herzen durch seine kühnen Flügelschläge die grosse Hoffnung einer deutschen, wenigstens norddeutschen Freiheit. Meine Kunst seufzt nach ihrem Vaterlande — lass mich ihr würdiger Jünger sein! — Ja, liebster Vater, ich will Soldat werden, will das hier gewonnene glückliche und sorgen- freie Leben mit Freuden hinwerfen, um, sei’s auch mit meinem Blute, mir ein Vaterland zu erkämpfen. — Nenn’s nicht Übermut, Leichtsinn, Wildheit! — Vor zwei Jahren hätte ich es so nennen lassen, jetzt, da ich weiss, welche Seligkeit in diesem Leben reifen kann, jetzt, da alle Sterne meines Glückes in schöner Milde auf mich niederleuchten, jetzt ist es, bei Gott! ein würdiges Gefühl, das mich treibt, jetzt ist es die mächtige Überzeugung, dass kein Opfer zu gross sei für das höchste menschliche Gut, für seines Volkes Freiheit. Vielleicht sagt Dein bestochenes väterliches Herz: Theodor ist zu grösseren Zwecken da, er hätte auf einem andern Felde Wichtigeres und Bedeutenderes leisten können, er ist der Menschheit noch ein grosses Pfund zu berechnen schuldig. Aber, Vater, meine Meinung ist die: Zum Opfertode für die Freiheit und für die Ehre seiner Nation ist keiner zu gut, wohl aber sind viele zu schlecht dazu! Dass ich mein Leben wage, das gilt nicht viel; dass aber dies Leben mit allen Blütenkränzen der Liebe, der Freundschaft, der Freude geschmückt ist, und dass ich es doch wage, dass ich die süsse Empfindung hinwerfe, die mir in der Überzeugung lebte, Euch keine Unruhe, keine Angst zu bereiten, das ist ein Opfer, dem nur ein solcher Preis entgegengestellt werden darf. — In Breslau, als dem Sammelplätze, treffe ich zu diesen freien Söhnen Preussens, die in schöner Begeisterung sich zu den Fahnen ihres Königs gesammelt haben. Ob zu Fuss oder zu Pferd, darüber bin ich noch nicht entschieden und kommt einzig auf die Summe Geldes an, die ich zusammenbringe. — Tonie1) hat mir auch bei dieser Gelegenheit ihre grosse, edle Seele bewiesen. Sie weint wohl, aber der geendigte Feldzug wird ihre Thränen schon trocknen. — Die Mutter soll mir ihren Schmerz vergeben, wer mich liebt, soll mich nicht verkennen, und Du wirst mich Deiner würdig findem * *) - Dein Theodor. *) Körners Braut. Körner.

6. 6. Schuljahr - S. 56

1895 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
56 St. Bernhard im Passeyr, am 22. November 1767 geboren, aus einem Geschlechte, das von gutem, altem Herkommen war und bei den Landlenten einen guten Klang hatte. Er war von hoher, her- kulischer Gestalt und trug einen schönen schwarzen Bart, der bis an den Gürtel reichte; im ganzen Etschlande war er um seiner aner- kannten Rechtlichkeit und Anhänglichkeit an das Althergebrachte un- gemein geliebt. Sein Herz, das sonst ruhig fortschlng, stand in vollen Flammen, wenn die Rechte und die Satzungen der Väter, religiöse Gegenstände, oder die über alles teure heimatliche Erde ge- schmäht oder gelästert wurden. In einer Seele voll schmuckloser Ein- falt und frommer Treue trug er eine unduldsame Vaterlandsliebe und einen hohen Nationalstolz; er haßte alle Feinde der Freiheit und seines Vaterlandes, und darum haßte er nicht bloß die Franzosen und die Bayern, sondern auch den Adel. Dieser Andreas Hofer war unter den Verschworenen zur Rettung seines Vaterlandes, und er kehrte von Wien zurück voll guter Hoff- nung und sagte zu seinen Brüdern: „Wohlan, man wird uns helfen!" Die Zahl der Verschworenen war aber schon sechshundert, und die ganze große Zahl hielt das Geheimnis mehrere Monate verschlossen in der Brust. Aber diesem Volke ist der Gesamtwille teuer und heilig, es stehen alle für einen und einer für alle, und darum be- wahrten sie so lange ein Geheimnis; sie hätten es jahrelang bewahrt. Als aber die Nacht des 9. April des Jahres 1809 gekommen war, ver- kündigten unaufhörliche Freudensalven, Sturmglocken aus den Thälern und von den Höhen und Wachtfeuer auf den höchsten Bergen, die weit- hin am Himmel leuchteten, die Morgenröte der Erlösung; in den Wellen des Inn sah man da und dort ein Brett mit einem kleinen roten Fähnlein schwimmen zum Zeichen, daß es Zeit sei, und Weiber und Kinder trugen Zettel umher, auf welchen die Worte standen: „'s ist Zeit!" Hofer war aber der Hauptmann des Passeyer Aufstandes, er war das Haupt der ganzen Verschwörung. Und als der Morgen des 10. April gekommen, brachen Hofer und seine Tiroler mit ihrem Ingrimm in der Brust hervor von allen Seiten ans die überraschten, erstaunten fremden Truppen; von allen Bergen rollten Felsstücke und Baumstämme, hinter den Felsen und Hecken und ans . den Schluchten und Hütten pfiffen die Kugeln. Die wenigen Feinde, welche dem Tode entkommen waren, flohen in hastiger Eile nach Innsbruck und der Felsenburg Kufstein; Innsbruck wurde aber er- stürmt, Kufstein belagert, und binnen wenigen Tagen war das Land wiedergewonnen von der neuen Herrschaft. Viele Tausende wurden gefangen, und unermeßliches Heergerät kam in die Hände der Sieger. Das war die glorreiche blutige Arbeit der Tiroler Landleute im Frühjahr 1809, eines Volkes, das hart ist wie seine heimatliche Erde und fest und unerschütterlich wie seine Felsen. Das hatte die Macht der Idee gethan, die Allgewalt eines gereizten Volkes, das sich mit eigener Hand sein Recht und seine Freiheit wiederverdienen

7. 6. Schuljahr - S. 59

1895 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
59 i Lauf hart an den Kopf und machte durch den dreizehnten Schuß seinem Leben ein Ende. Die Grenadiere aber begruben ihn wie einen Helden, bedeckten ihm das Haupt mit seinem Hute und trugen ihn auf einer schwarz ausgeschlagenen Bahre in die Kirche zu St. Michael. Hier wurde die Leiche ausgestellt, und Grenadiere hielten die Ehrenwache dabei. Daraus wurde sie zur Erde bestattet. Der Ort seines Todes aber ist seinen Landsleuten heilig, und in jeglicher Hütte durch das ganze Land hängt sein Bildnis; denn er ist der Tell der Tiroler. Burkhardt. 30. Andreas Hofers Tod. 1. Zu Mantua in Banden der treue Hofer war, in Mantua zum Tode führt ihn der Feinde Schar; es blutete der Brüder Herz, ganz Deutschland, ach, in Schmach und Schmerz! mit ihm das Land Tirol. 2. Die Hände auf dem Rücken Andreas Hofer ging mit ruhig festen Schritten, ihm schien der Tod gering; der Tod, den er so manches Mal vom Jselberg geschickt ins Thal im heil'gen Land Tirol. 3 3. Doch als aus Kerkergittern im festen Mantua die treuen Waffenbrüder die Hand' er strecken sah, da rief er aus: „Gott sei mit euch, mit dem verratnen deutschen Reich und nnt dem Land Tirol!" 4. Dem Tambour will der Wirbel nicht unterm Schlägel vor, als nun Andreas Hofer schritt durch das finstre Thor. Der Sandwirt, noch in Banden frei, dort stand er fest auf der Bastei, der Mann vom Land Tirol. 5. Dort soll er niederknieen; er sprach: „Das thu' ich nit; will sterben, wie ich stehe, will sterben, wie ich stritt, so wie ich steh' auf dieser Schanz'; es leb' mein guter Kaiser Franz, mit ihm sein Land Tirol!" 6. Und von der Hand die Binde nimmt ihm der Korporal, Andreas Hofer betet allhier zum letztenmal; dann ruft er: „Nun, so trefft mich recht! Gebt Feuer! — Ach, wie schießt ihr schlecht! Ade, mein Land Tirol!" v. Mosen. 's. 31. Freiherr von Stein. Im wunderlieblichen Lahnthale am Taunus springt beim Städtchen Nassau ein Felskegel vor ins Thal, der trägt die Ruinen der Burgen Nassau und Stein. Dicht an der Stadt aber erhebt sich das geräumige Schloß der Freiherren vom und zum Stein, in welchem Heinrich Friedrich Karl am 25. Oktober 1757 geboren wurde. Der heran-

8. 6. Schuljahr - S. 67

1895 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
67 36. Lützows wilde Jagd. 1. Was glänzt dort vom Walde im Sonnenschein, hör's näher und näher brausen? Es zieht sich herunter in düstern Reichn, und gellende Hörner schallen darein und erfüllen die Seele mit Grausen. Und wenn ihr die schwarzen Gesellen fragt: Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd. 2. Was zieht dort rasch durch den finstern Wald und streift von Bergen zu Bergen? Es legt sich in nächtlichen Hinterhalt; das Hurra jauchzt und die Büchse knallt, es fallen die fränkischen Schergen. Und wenn ihr die schwarzen Jäger fragt: Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd. 3. Wo die Reben dort glüh'n, dort braust der Rhein, der Wütrich geborgen sich meinte; da naht es schnell mit Gewitterschein und wirft sich mit rüstigen Armen hinein und springt ans User der Feinde. Und wenn ihr die schwarzen Schwimmer fragt: Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd. 4. Was braust dort im Thäte die laute Schlacht? Was schlagen die Schwerter zusammen? Wildherzige Reiter schlagen die Schlacht, und der Funke der Freiheit ist glühend erwacht und lodert in blutigen Flammen. Und wenn ihr die schwarzen Reiter fragt: Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd. 5. Wer scheidet dort röchelnd vom Sonnenlicht, unter winselnde Feinde gebettet? Es zuckt der Tod auf dem Angesicht, doch die wackern Herzen erzittern nicht; das Vaterland ist ja gerettet! Und wenn ihr die schwarzen Gefall'nen fragt: Das war Lützows wilde, verwegene Jagd. 6. Die wilde Jagd und die deutsche Jagd ans Henkersbrut und Tyrannen! — Drum, die ihr uns liebt, nicht geweint und geklagt; das Land ist ja frei und der Morgen tagt, wenn wir's auch nur sterbend gewannen! Und von Enkeln zu Enkeln sei's nachgesagt: Das war Lützows wilde, verwegene Jagd. Theodor Körner. 5 *

9. 6. Schuljahr - S. 76

1895 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
— 76 sollte, um mit seinen Truppen zur neuen Schlacht auszurücken, war man für den übel zugerichteten Greis nicht ohne Sorgen; der Wundarzt wollte ihn zuguterletzt einreiben. Blücher aber versetzte, als er die Anstalten sah: „Ach, was noch erst schmieren! Laßt nur sein; ob ich heute balsamiert oder unbalsamiert in die andere Welt gehe, wird auf eins herauskommen." — Er erhob sich, ließ sich an- kleiden und setzte sich wohlgemut zu Pferde, obgleich ihm bei jeder Bewegung die gequetschten Glieder schmerzten. Als er sah, wie stark es geregnet hatte, und daß es noch immer fortregnen werde, sagte er: „Das sind unsere Alliierten von der Katzbach, da sparen wir dem Könige wieder viel Pulver." — Blücher begab sich an die Spitze des Heeresteils von Bülow, der vorauzog und zuerst an den Feind kommen mußte. Er that alles, um den Marsch zu beschleunigen; allein schon gleich anfangs wurde derselbe durch ein zufälliges Hin- dernis unerwartet aufgehalten: in Wavre entstand eine Feuersbrunst, welche die Hauptstraße sperrte und die Truppen zu Umwegen nötigte, wodurch ein beträchtlicher Zeitverlust entstand. Weiterhin wurde es noch schlimmer; der unaufhörliche Regen hatte den Boden ganz durch- weicht, die Bäche geschwellt, jede kleinste Vertiefung mit Wasser gefüllt. Die schmalen Wege durch Wald und Gebüsch nötigten zu häufigem Abbrechen der Glieder. Das Fußvolk und die Reiterei kamen mit Mühe fort, das Geschütz machte unsägliche Beschwer; der Zug rückte zwar immer vor, aber mit solcher Langsamkeit, daß zu

10. 6. Schuljahr - S. 85

1895 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
85 die Mannschaft, ganz erfaßt vom frommen Drang, fällt ein in Luthers alten Kriegsgesang; — wer ungefährdet schritt durch Tod und Grau'n, versteht es recht, dies Lied voll Gottvertrau'n. Die droben singen den Choral nicht mit, wie feierlich und hehr er auch erklungen, der Bann der Sorge hält sie noch bezwungen, doch näher kommen alle Schritt für Schritt; bis einer aus der Schar, der ält'ste, spricht: „Wer mit uns beten mag, der kränkt uns nicht! Kommt heim!" — Des Abends sitzen in der Stube Enkel, Ahne, Mann und Weib und Bube; das alte Lied voll wunderbarer Macht, das Lutherlied hat sie zurückgebracht. A. Meißner. 54. Die Trompete von Gravelotte. 1. Sie haben Tod und Verderben gespie'n; wir haben es nicht gelitten; zwei Kolonnen Fußvolk, zwei Batterien, wir haben sie niedergeritten. 2. Die Säbel geschwungen, die Zäume verhängt, tief die Lanzen und hoch die Fahnen — so haben wir sie zusammengesprengt, Kürassiere wir und Ulanen. 3. Doch ein Blutritt war's, ein Todesritt. Wohl wichen sie unseren Hieben; doch von zwei Regimentern, was ritt und was stritt, unser zweiter Mann ist geblieben. 4. Die Brust durchschossen, die Stirn zerklafft, so liegen sie bleich auf dem Rasen, in der Kraft, in der Jugend dahingerafft. — „Nun, Trompeter, zum Sammeln geblasen!" 5. Und er nahm die Trompet', und er hauchte hinein, da — die mutig mit schmetterndem Grimme uns geführt in den herrlichen Kampf hinein, der Trompete versagte die Stimme! 6. Nur ein klanglos Wimmern, ein Schrei voll Schmerz entquoll dem metallenen Munde; eine Kugel hatte durchlöchert ihr Erz; um die Toten klagte die wunde. 7. Um die Tapfern, die Treuen, die Wacht am Rhein, um die Brüder, die heute gefallen; um sie alle — es ging uns durch Mark und Bein — erhob sie gebrochenes Lallen.
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